Bulgarische Streitkräfte


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40px Bulgarische Streitkräfte
Българска армия/Balgarska armija
200px
Führung
Oberbefehlshaber: Präsident Rossen Plewneliew
Verteidigungsminister: Anju Angelow
Militärischer Befehlshaber: Generalstabschef Vizeadmiral Rumen Nikolov
Militärische Führung: Generalstab
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 29.000 (2011)<ref name="NATO (offiziell; Stand: 2011)">„Financial and Economic Data Relating to NATO Defence“, Press Release Communique PR/CP(2012)047, NATO Public Diplomacy Division, 12. April 2012 (PDF, 99kB)</ref>
Wehrpflicht: Freiwilligenarmee <ref name="CIA">CIA World Factbook: Bulgaria (englisch) 2011 (Abgerufen 21. Juni 2012)</ref>
Wehrtaugliche Bevölkerung: Männer im Alter von 16 bis 49: 1.364.029
Frauen im Alter von 16 bis 49: 1.401.348 (Stand 2008)<ref name="CIA"/>
Wehrtauglichkeitsalter: Vollendetes 17. Lebensjahr<ref name="CIA"/>
Haushalt
Militärbudget: 758 Mio. $ (2011)<ref name="NATO (offiziell; Stand: 2011)"/>
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: 1,4 % (2011)<ref name="NATO (offiziell; Stand: 2011)"/>
Geschichte
Gründung: 1908

Die Bulgarischen Streitkräfte (bulgarisch Българска армия/Balgarska Armija) sind die Streitkräfte der Republik Bulgarien.

Geschichte

Gründung und erste Kriege

Der Berliner Kongress errichtete ein Fürstentum Bulgarien als konstitutionelle Monarchie, die aber dem Sultan tributpflichtig blieb und sich erst 1908 völlig von der Türkei löste. Damit begann die moderne Geschichte der bulgarischen Armee (s. Geschichte Bulgariens). Im Serbisch-Bulgarischen Krieg (1885–1886), bekannt auch als der „Krieg der (bulgarischen) Unteroffiziere gegen die (serbischen) Generäle“, konnte die junge bulgarische Armee ohne jegliche Unterstützung die Serben vernichtend schlagen (Schlacht bei Sliwniza, Schlacht bei Pirot). Nur das Eingreifen Österreich-Ungarns bewahrte das Serbische Königreich.

Nach dem Krieg wurde die Armee reorganisiert und die ostrumelische Miliz in die Strukturen integriert.

Die Erfolge der bulgarischen Truppen im Ersten Balkankrieg (Eroberung von Adrianopel, Lüleburgaz, Kırklareli) wiederholten sich im Zweiten Balkankrieg nicht, als das Zarentum Bulgarien gegen seine früheren Verbündeten Serbien, Griechenland und Montenegro sowie gegen die Türkei und Rumänien – gleichzeitig kämpfen musste, obwohl am Ende die griechische Armee im Struma-Tal eingekesselt wurde. Während die bulgarischen Streitkräfte an der griechischen und serbischen Front gebunden waren, drang Rumänien bis nach Sofia vor und die Türken eroberten Ostthrakien wieder zurück.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite der Mittelmächte. Im Krieg wurden die serbische Südarmee in der Schlacht auf dem Amselfeld und die serbische 2. Armee in der Morava-Operation sowie die rumänische 3. Armee in den Schlachten von Tutrakan und Dobritsch geschlagen.

Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg

Im Zweiten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite der Achsenmächte. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Bulgarien von der roten Armee besetzt und geriet unter sowjetischen Einfluss. 1947 verließen die sowjetischen Soldaten das Land. Bis 1955 verblieben nur noch bis zu 108 sowjetische Militärbeobachter. Das Offizierskorps des Nachkriegsbulgariens bestand aus Absolventen sowjetischer Militärakademien und Militärschulen. Ab 1947 kam es im Verlauf des griechischen Bürgerkrieges auch zu Grenzzwischenfällen mit dem Nachbarland und Bulgarien bat die Sowjetunion um Militärhilfe. Im September 1947 unterzeichnete der bulgarische Ministerpräsident Georgi Dimitrow in Moskau ein sowjetisch-bulgarisches Militärabkommen, das Waffenlieferungen an Bulgarien bis Ende 1948 im Umfang von 614.000 US-Dollar vorsah. Am 31. Dezember 1948 folgte ein weiteres Militärhilfeabkommen über die Lieferung von 386 Panzern des Typs T-34, zwölf Torpedoschnellbooten, drei U-Booten und 32 Kampfflugzeugen des Typs Tupolew Tu-2. Ab Dezember 1950 erhielt Bulgarien von der Sowjetunion für die Aufstellung von zwei neuen Luftwaffendivisionen 28 Jagdflugzeuge der Typen Jak-9 und Jak-11 sowie 20 Jak-23.

1953 standen den bulgarischen Streitkräften 146.000 Soldaten ohne Reservisten zur Verfügung.

Im Mai 1955 trat Bulgarien dem Warschauer Pakt bei und mit der Sowjetunion wurde ein Zweijahresabkommen für unentgeltliche Rüstungslieferungen abgeschlossen. Von 1957 bis 1961 erhielt Bulgarien weitere moderne Waffensysteme, darunter Kampfpanzer der Typen T-54 und T-55 und Jagdflugzeuge und Jagdbomber der Typen MiG-19 und MiG-21 und Anfang der 1960er-Jahre auch einige Flugabwehrraketen des Typs S-75 (SA-2 Guideline).

Im Kalten Krieg und in Verbindung mit der Libanonkrise 1958 und den US-Plänen zur Einrichtung eines Atomwaffenstützpunktes auf Kreta sowie den Plänen zur Lieferung von Mittelstreckenraketen der Typen Jupiter und Nike an Griechenland und die Türkei reagierten Bulgarien, Rumänien und die Sowjetunion im Sommer 1958 mit mehreren Großmanövern in Südosteuropa, darunter auch eines nahe der bulgarisch-türkischen Grenze. An dieser Großübung nahmen fast die gesamten bulgarischen Streitkräfte einschließlich der Luftwaffe und der Marine mit voller Gefechtsbereitschaft teil. Die Sowjetunion entsandte kurzzeitig Luftwaffendivisionen nach Bulgarien.

Vom 19. bis 26. August 1967 wurde erneut ein Großmanöver auf bulgarischem Gebiet abgehalten, an dem Streitkräfte aus Rumänien und der Sowjetunion mit insgesamt 46.100 Soldaten teilnahmen. Eingesetzt wurden dabei 556 Panzer, 5870 gepanzerte und sonstige Fahrzeuge, 403 Geschütze und Granatwerfer, 832 Flugzeuge sowie 160 Kriegsschiffe.

Ende der 1980er Jahre hatte Bulgarien als Mitglied des Warschauer Paktes 167.000 Mann unter Waffen. Die Streitkräfte wurden im Lauf der folgenden Jahre verkleinert und modernisiert. Zur Verfügung standen auch einige RSD-10 Pioner (SS-20 Saber) und R-400 Oka (SS-23 Spider)-Raketen, die aber nicht atomar bestückt wurden.

NATO-Mitgliedschaft und internationale Einsätze

Seit 1994 nahm Bulgarien am NATO-Programm Partnerschaft für den Frieden teil und ab 1997 folgte die Mitgliedschaft im Euro-Atlantischen Partnerschaftsrat (EAPR). 1997 beteiligte sich Bulgarien mit bis zu 32 Soldaten an der Stabilisation Force (SFOR) für Bosnien und Herzegowina. Ab 1999 folgte die Beteiligung in einem niederländischen Kontingent für die KFOR im Kosovo. 2002 wurden die letzten R-400-Oka- (SS-23), Scud- und FROG-Raketen bei den Streitkräften ausgemustert.

Im Rahmen der Zweiten NATO-Osterweiterung wurde Bulgarien 2004 Mitglied der NATO.

Die Armee war bzw. ist an internationalen Einsätzen in Kambodscha, Angola, Tadschikistan, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Eritrea, Afghanistan und auch im Irak beteiligt. In Afghanistan sind 480 Soldaten (stand Dezember 2008) stationiert, wobei eine Aufstockung in Militärkreisen im Gespräch ist. In Bosnien ist Bulgarien mit 117 Soldaten an der Mission Althea vertreten<ref>http://www.mediapool.bg/show/?storyid=147432</ref>. Bei Kampfeinsätzen im Irak wurden 13 bulgarische Soldaten getötet. Anfang Dezember 2008 wurde der Einsatz im Irak für beendet erklärt. Mitte Dezember wurden die letzten bulgarische Soldaten aus dem Irak zurückbeordert.

Bulgarien beteiligte sich 2006 mit der Fregatte Draski an der Maritime Task Force (MTF) 448 der United Nations Interim Force zur Sicherung der 225 km lange Küste des Libanons. 2011 wurde die Fregatte Draski im Rahmen des Internationalen Militäreinsatzes in Libyen zur Sicherung der Seewege eingesetzt.<ref>Die Fregatte Draski kehrt zurück (bulg.), Letzter Abruf: 20. Oktober 2011</ref>

Auftrag

Die bulgarischen Streitkräfte haben den Auftrag, die territoriale Integrität des Staates Bulgarien zu schützen und im Kriegsfall die Landesverteidigung zu gewährleisten. Im Frieden leisten sie durch Ausbildung, Bereitstellung und Versorgung von Militär einen Beitrag zu Bulgariens Bündnisverpflichtungen innerhalb der NATO.

Organisation

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Kampfpanzer T-72M2 bei einer Parade (2007)
Datei:41daring.JPG
Fregatte BGS Drazki (41) (ehemals F912 Wandelaar) der belgischen Wielingen-Klasse

Seit 1992 sind das zivile Verteidigungsministerium und der militärische Generalstab der Armee organisatorisch getrennt. Oberbefehlshaber ist der bulgarische Präsident.

Mannstärke

Die Mannstärke der bulgarischen Streitkräfte beträgt nach Angaben der Nato 29.000 Soldaten im Jahr 2011. Die Wehrpflicht wurde 2008 abgeschafft. Darüber hinaus existieren in Bulgarien paramilitärische Kräfte. So gibt es die Grenztruppen mit 12.000 Mann, die dem Innenministerium unterstehen, die Sicherheitspolizei mit 4000 Beamten sowie die Eisenbahn- und Bautruppen mit 18.000 Mann.

Teilstreitkräfte

Die bulgarischen Streitkräfte bestehen aus den Teilstreitkräften:

35px Heer

Das Heer ist die größte Teilstreitkraft mit einer Mannstärke von 21.500 Soldaten.

Datei:Bulgarian Air Force roundel.svg Luftstreitkräfte

Die Luftstreitkräfte sind die zweitgrößte Teilstreitkraft mit einer Mannstärke von 10.200 Soldaten.

Datei:Naval Jack of Bulgaria.svg Marine

Die Marine ist die kleinste der drei Teilstreitkräfte mit einem Personal von 4100 Mann. Das Hauptquartier (Admiralität) und die Marineakademie der bulgarischen Marine befindet sich in Warna. Der Heimathafen der Schwarzmeerkriegsmarine ist jedoch die Burgas Naval Base, die auch von der NATO genutzt wird.<ref>Бургас поема командването на военноморските бази (bulg.)</ref>

Rekrutierung und Ausbildung

Die bulgarischen Streitkräfte sind eine Berufsarmee.

Ausrüstung

Siehe: Liste der Waffensysteme der bulgarischen Streitkräfte

In den letzten Jahren wurde neu beschafft unter Anderem:

Literatur

  • Peter Enne: Der unbekannte Verbündete. Bulgarien im Ersten Weltkrieg. In: Viribus Unitis. Jahresbericht des Heeresgeschichtlichen Museums 2009, Wien 2009. ISBN 978-3-902551-15-3.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Bulgarische Streitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />