Christian VII. (Dänemark und Norwegen)


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Datei:Christianviidenmark.jpg
Christian VII. von Dänemark,
Gemälde von Jens Juel, 1789
Datei:Christian VII v Dänemark Residenzmuseum Celle.JPG
König Christian VII. von Dänemark und Norwegen von Jens Juel

Christian VII. (* 29. Januar 1749 in Kopenhagen; † 13. März 1808 in Rendsburg) war König von Dänemark und Norwegen von 1766 bis 1808 und Herzog von Schleswig und Holstein. Er stammte aus dem Haus Oldenburg. Christian VII. galt als geistesgestört. Der Nachwelt bekannt ist er vor allem wegen der Affäre um seinen Leibarzt Johann Friedrich Struensee.

Leben

Jugend

Christian VII. war der Sohn von Friedrich V., König von Dänemark und Norwegen, und dessen erster Gemahlin Louise von Großbritannien. Christian war das vierte Kind und der zweite Sohn seiner Eltern. Sein gleichnamiger älterer Bruder war anderthalb Jahre vor Christians Geburt mit knapp zwei Jahren gestorben. Anlässlich der Geburt des neuen Kronprinzen komponierte Christoph Willibald Gluck die Oper La contesa dei Numi, die am 9. April 1749 beim ersten Kirchgang der Königin nach der Entbindung in Kopenhagen aufgeführt wurde. Der „Streit der Götter“ dreht sich darum, welcher der Olympischen Götter am geeignetsten ist, den Kronprinzen wie zu erziehen.<ref>La contesa dei Numi in der Gluck-Gesamtausgabe</ref>

Christian war noch keine drei Jahre alt, als seine Mutter während ihrer sechsten Schwangerschaft starb. Dem Prinzen blieb elterliche Zuneigung künftig versagt. Seine Stiefmutter Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel, die sein Vater kein Jahr später ehelichte, zeigte keinerlei Interesse für ihn, sondern zog ihren leiblichen Sohn Frederik vor. Dem Vater selbst wurde das schüchterne, sensible Kind, das überdies zu epileptischen Anfällen neigte, zunehmend gleichgültig. Von seinem Erzieher, Graf Detlev von Reventlow (1712–1783), wurde Christian sehr streng behandelt. Interesse am Regierungsgeschäft wurde bei dieser Erziehung bewusst nicht geweckt. Dabei galt Christian als Jugendlicher als intelligent, und sein Lehrer für französische Literatur, Elie-Salomon-Francois Reverdil, förderte sein Interesse an der Philosophie und der Aufklärung. Er zeigte jedoch schon in jungen Jahren Anzeichen von Geisteskrankheit. Laut Viggo Christiansen litt er an Schizophrenie.<ref>Viggo Christiansen: Christian VII's Sindssygdom, Historisk Tidsskrift (København), 8/1 (1907); S. 167–174</ref> Ole Sylvester Joergensen dagegen vermutet eher das Asperger-Syndrom als Ursache der sozialen Störungen Christians.<ref>Ole Sylvester Joergensen: Asperger: Syndrom zwischen Autismus und Normalität: Diagnostik und Heilungschancen; Beltz, 2002, S. 78–81</ref>

Regierungsantritt und Ehe

Am 14. Januar 1766 starb Christians Vater, und wenige Tage später wurde Christian VII. kurz vor seinem 17. Geburtstag gekrönt. Die Regierungsgeschäfte führte zunächst, wie schon zu Zeiten seines Vaters, das Geheimes Conseil genannte Kabinett, insbesondere Graf Johann Hartwig Ernst von Bernstorff, der Vorsitzende der Deutschen Kanzlei. Die einzige Aufgabe des Königs bestand darin, die Beschlüsse zu unterschreiben, denn nach dem dänischen Königsgesetz ging alle Gewalt allein vom König aus. An wirklicher Beteiligung des Königs an der Regierung hatten die Regenten kein Interesse. Sie beunruhigte aber, dass sich bereits nach wenigen Tagen die Unberechenbarkeit des jungen Königs zeigte, als er den langjährigen Oberhofmarschall Adam Gottlob von Moltke entließ.

Im Alter von siebzehn Jahren heiratete er am 8. November 1766 auf Schloss Christiansborg seine fünfzehnjährige Cousine Caroline Mathilde von Großbritannien, die Schwester des englischen Königs Georg III., mit der er zwei Jahre zuvor verlobt worden war. Die Ehe wurde unglücklich. Der König erklärte öffentlich, dass er sie nicht liebe, und trieb sich stattdessen mit seinem Günstling Conrad Holck auf den Straßen herum. Er unterhielt ein Verhältnis mit der Prostituierten Anne Cathrine Benthagen (Støvlet-Cathrine) (1745–1805), der er völlig verfiel und die er sogar mit zum Hof brachte. Anfang 1768 wurde sie verhaftet, zunächst ins Gefängnis gesperrt und später, als der König zu seiner Europareise aufgebrochen war, des Landes verwiesen, erhielt jedoch eine stattliche Pension, als sie 1770 den Zollinspektor Conrad Ditlev Maes heiratete.<ref>Claus Bjørn: Anne Cathrine Benthagen im Dansk Kvindebiografisk Leksikon</ref> Schnell wurden die Eskapaden des jungen Königs bekannt und erregten Ärgernis. Die regierenden Minister versuchten vergeblich, seinen Zustand und sein Benehmen wenigstens vor ausländischen Diplomaten zu verbergen, und schickten ihn schließlich auf eine Auslandsreise.

Struensees Regierung

Im Mai 1768 wurde dem König auf seiner Europareise der Arzt Johann Friedrich Struensee als Reisearzt zugeteilt, ein Aufklärer aus Altona, den Conrad Holck ausgewählt hatte.<ref>Stefan Winkle: Johann Friedrich Struensee. Arzt, Aufklärer und Staatsmann. Beitrag zur Kultur-, Medizin- und Seuchengeschichte der Aufklärungszeit. 2., durchgesehene Auflage. G. Fischer, Stuttgart 1989, ISBN 3-437-11262-7; S. 135 </ref> Dieser begleitete ihn als Leibarzt nach Paris und London und gewann das Vertrauen des Königs. Zurück am dänischen Hof Anfang 1769 stieg dieser Einfluss. Bereits Mitte Mai 1770 verlieh Christian ihm den Titel Etatsrat. Im September 1770 veranlasste Struensee den König, Bernstorff zu entlassen. Er weckte im König das Interesse für liberale Reformen im Sinne der Aufklärung. Doch bald überschattete Christians fortschreitende Erkrankung die Zusammenarbeit mit Struensee. Struensee gelang es, von Christian eine Generalvollmacht zu erhalten, die ihm erlaubte, anstelle des Königs zu unterschreiben. Damit war er quasi Alleinherrscher.

Struensees Gesetze wie die zur Presse- und Meinungsfreiheit, zur Abschaffung der Folter und der Kirchenbuße machten Dänemark zum fortschrittlichsten Staat seiner Zeit. Die Umorganisation der Verwaltung hatte aber auch eine Schwächung des mächtigen dänischen Adels zur Folge, weshalb Struensee 1772 von konservativen Kräften unter Führung der Königswitwe Juliane Marie gestürzt und am 28. April 1772 vor den Toren Kopenhagens hingerichtet wurde. Im vorausgegangenen Prozess war Christian nicht befragt worden, ihm waren nur die notwendigen Unterschriften abgenötigt worden. Auch seine zunehmende Geisteskrankheit wurde nicht thematisiert. Seine Ehe mit Caroline Mathilde wurde geschieden, da die vernachlässigte Königin – möglicherweise sogar auf Veranlassung ihres Mannes – Struensees Geliebte geworden war. Es wird angenommen, dass Struensee auch der Vater ihrer Tochter Louise Auguste war, die jedoch offiziell als Tochter des Königs galt. Die Königin wurde nach Celle verbannt.

In der Umsetzung eines der letzten Dekrete Struensees wurde 1773 im Norden des Herzogtums Schleswig die nach Christian VII. benannte Stadt Christiansfeld gegründet, wo evangelische Christen der Herrnhuter Brüdergemeine aus deutschen Fürstentümern und den Niederlanden angesiedelt wurden, deren Fleiß und handwerkliche Tüchtigkeit Struensee bei der gemeinsamen Reise 1768 in den Niederlanden kennengelernt hatte.

Høegh-Guldbergs Regierung

Fortan leitete Ove Høegh-Guldberg mit Unterstützung der Königinwitwe Juliane und deren Sohnes Dänemarks Geschicke. Der Großteil der Struenseeschen Reformen wurde aufgehoben. Mit dem Indigenatsgesetz versuchte er, den deutschen Einfluss einzuschränken. Andreas Peter von Bernstorff, der sich durch den 1773 mit Russland geschlossenen Vertrag von Zarskoje Selo, der Grundlage für den dänischen Gesamtstaat, große Verdienste erworben hatte, legte daher 1780 sein Amt nieder.

Friedrichs V. Hofprediger Johann Andreas Cramer, der von Struensee abgesetzt worden und als Superintendent nach Lübeck gegangen war, wurde zurückberufen und erhielt eine Professur der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, als deren Kanzler er ab 1780 den Aufschwung der Universität förderte. In die Jahre von Høegh-Guldbergs Regentschaft fiel auch der Bau des Eider-Kanals.

Regentschaft des Kronprinzen

1784 entmachtete Christians Sohn Friedrich Høegh-Guldberg und regierte als Kronprinzregent an Stelle seines Vaters. Da er im Gegensatz zu Høegh-Guldberg der Aufklärung zugeneigt war, führte er eine Reihe Reformen wie die Aufhebung der Leibeigenschaft durch. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Ernennung von Ernst Heinrich von Schimmelmann zum Finanz- und Handelsminister, der gemeinsam mit Christian Ditlev Reventlow den Freihandel förderte. Auch Andreas Peter von Bernstorff kehrte 1784 in die Regierung zurück, der er bis zu seinem Tod 1797 angehörte. Bernstorff setzte sich für die Neutralität des Gesamtstaats ein. Dänemark erlebte eine Blütezeit.

Christian VII. starb 1808 in Rendsburg an einem Schlaganfall. Der dänische Historiker Ulrik Langen hat 2008 widerlegt, Christian VII. sei durch einen psychisch bedingten Herzinfarkt gestorben.<ref>Ulrik Langen: Den afmægtige. En biografi om Christian VII.; 2008, S. 485ff.</ref> Christian VII. wurde im Dom zu Roskilde beigesetzt.

Nachkommen

Aus der Ehe mit Caroline Mathilde von Großbritannien ging ein Sohn hervor:

  • Friedrich VI. (* 28. Januar 1768; † 3. Dezember 1839), König von Dänemark-Norwegen.

Die Tochter Louise Auguste (* 7. Juli 1771; † 13. Januar 1843), spätere Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, wurde offiziell als Christians Tochter ausgegeben und als dänische Prinzessin erzogen. Es gilt jedoch als sicher, dass sie der Liebesbeziehung von Königin Caroline Mathilde mit Graf Struensee entstammte.

Die Affäre Struensee in Belletristik und Film

Romane und Erzählungen
Filme

Literatur

  • Otto Andrup, Hans Bølling: Danmarks Konger fra Christian I til Christian X, udsendt af Nationaltidende 1944-45, S. 26
  • Jan E. Janssen, Erik Thorud: Deutsche Spuren in Kopenhagen. Tyskforlaget, Greve 2000, S. 15 ff.
  • Erik Kjersgaard: Eine Geschichte Dänemarks, Kopenhagen 1974, S. 52
  • Ulrik Langen: Den afmægtige. En biografi om Christian 7., Kopenhagen 2008, ISBN 978-87-7692-093-7

Weblinks

Commons Commons: Christian VII. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Einzelnachweise

<references/>

VorgängerAmtNachfolger
Friedrich V.König von Dänemark
König von Norwegen

1766–1808
Friedrich VI.