Classic-Umgebung
Classic-Umgebung | |
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Maintainer | Entwicklung eingestellt |
Entwickler | Apple Computer, Inc. |
Erscheinungsjahr | 1997 |
Aktuelle Version | 1.9 (21. März 2005) |
Betriebssystem | nur PowerPC: ↳ Rhapsody ↳ Mac OS X Server bis 1.2v3 ↳ Mac OS X bis 10.4 |
Lizenz | proprietär |
Die Classic-Umgebung (englisch Classic Environment), vormals Blue Box, ist eine in Mac OS X bis 10.4 integrierte virtuelle Maschine, die zur Ausführung von Mac OS konzipiert ist.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung unter Rhapsody
Bei der Entwicklung des aus NeXTStep entstandenen neuen Apple-Betriebssystems Rhapsody, aus dem später Mac OS X hervorging, wurde eine Virtualisierungsumgebung zur Wahrung der Kompatibilität zu bestehenden Mac-OS-Anwendungen beigelegt. Dieses zunächst als Blue Box bezeichnete Programm konnte Mac OS 8 im Vollbildmodus unter Rhapsody ausführen, auf dem klassische Mac-OS-Programme verwendet werden konnten, wenn diese keine undokumentierten Funktionen benutzten oder direkten Zugriff auf die Hardware benötigten.
Die Namensgebung leitete sich von den in der Entwicklung beabsichtigten verschiedenen Anwendungsschichten ab: die Blue Box sollte eine Kompatibilitätsschicht für bestehende Mac-OS-Anwendungen sein während unter der Bezeichnung Yellow Box die neue API für zukünftige Anwendungen entwickelt wurde. Gerüchten zufolge war auch eine Schicht namens Red Box geplant, die für Windows-Anwendungen gedacht war.<ref>Low End Mac: Red Box, Blue Box, Yellow Box (englisch) vom 17. September 1997, abgerufen am 1. Februar 2015.</ref> Rhapsody wurde auf der WWDC 1997 inklusive Blue Box vorgestellt.<ref>The WWDC ’97 Keynote: A Personal Account (englisch), Gregg Williams, vom 13. Mai 1997, abgerufen am 1. Februar 2015.</ref>
Rhapsody gab es sowohl als PowerPC- als auch als x86-Betriebssystem mit Yellow Box als die zentrale neuen Programmierschnittstelle (API), die sogar auf Windows portiert wurde. Blue Box war nur auf der PowerPC-Architektur lauffähig. Angeblich wäre eine PowerPC-Emulation auf der x86-Rechnerarchitektur zu aufwendig und in der Ausführungsgeschwindigkeit auch zu langsam gewesen. Red Box wäre nur auf der x86-Platform lauffähig gewesen.
Die Blue Box wurde ständig weiterentwickelt und war auch in Mac OS X Server 1.0 (virtualisiert Mac OS 8.5.1) bis 1.2 (virtualisiert Mac OS 8.6), welche direkt auf Rhapsody basieren, in den PowerPC-Versionen enthalten.
Bestandteil von Mac OS X
Mit der Entwicklung von Mac OS X wurde die Yellow Box zu Cocoa weiterentwickelt und die Blue Box wurde zur Classic-Umgebung und war bereits mit Mac OS X Public Beta fixer Bestandteil des Betriebssystems. Während es den Vorgänger Rhapsody noch als Intel- und PowerPC-Version gab lief Mac OS X nur mehr auf der Apple-eigenen PowerPC-Platform. Da es für Mac OS X noch sehr wenige Anwendungen gab konnten Kunden ihre für Mac OS gekaufte Software dank der Classic-Umgebung auf Apple-Computern weiterhin nutzen. Für Programmierer wurde zur Vereinfachung des Umstiegs von klassischem Mac OS auf Rhapsody/Mac OS X (Cocoa) die neue Programmbibliothek Carbon eingeführt – damit waren Programme sowohl unter Mac OS als auch unter Mac OS X nativ (und damit ohne Blue Box) ausführbar. Jedoch kann Carbon nach Meinung eines Entwicklers erst mit Mac OS X 10.2 als fertig betrachtet werden.<ref>Rhapsody Timeline (englisch), abgerufen am 1. Februar 2015.</ref>
Um das Classic Environment unter Mac OS X verwenden zu können wird zur Virtualisierung mindestens Mac OS 9.1 benötigt.<ref>Apple: Mac OS X 10.0, Mac OS 9.0.4: Classic-Umgebung erfordert Aktualisierung auf Mac OS 9.1 (oder neuer), abgerufen am 1. Februar 2015.</ref> Mit Classic werden nun Programmfenster aus der Virtualisierung transparent in die grafische Benutzeroberfläche von Mac OS X integriert, erscheinen somit auch im Dock und teilen mit Mac OS X die gemeinsame Menüleiste. Das benötigte Mac OS war jedoch nicht Bestandteil der Classic-Umgebung und musste separat erworben werden.<ref>Apple: Mac OS X 10.2: Für die Classic-Umgebung ist Mac OS 9 erforderlich, abgerufen am 1. Februar 2015.</ref> Aktualisierungen von Mac OS 9 auf 9.1 bis 9.2.2 sind gratis. Einigen späteren PowerPC-basierten Macs lag Mac OS 9.2.2 für Classic als Installationspaket für Mac OS X bei.<ref>Apple: Mac OS X: Classic-Umgebung startet nicht, Mac OS 9 ist nicht installiert oder wird nicht erkannt, abgerufen am 1. Februar 2015: „Wenn Sie einen Power Mac G5 verwenden, der mit Mac OS X 10.3.4 geliefert wurde, können Sie einen Mac OS 9 Systemordner von der CD ‚Additional Software & Apple Hardware Test‘ installieren.“</ref>
Auf Xserve-Systemen ist die Classic-Umgebung nicht nutzbar.<ref>EveryMac.com: Mac OS 9/Classic Support (englisch), abgerufen am 1. Februar 2015.</ref>
Mit Mac OS X 10.5 wurde die Unterstützung für die Classic-Umgebung aus dem Betriebssystem entfernt, da es bereits genügend Carbon- und Cocoa-basierte Anwendungen gab. Außerdem wurde 2005 die Umstellung von PowerPC auf Intel-Prozessoren vollzogen. Während Anwendungen für Mac OS X durch sogenannte Universal Binaries auf sowohl PowerPC als auch auf Intel nativ ausführbar waren, war das Classic Environment mit der x86-Architektur der Intel-Prozessoren nicht kompatibel.
Emulatoren für Apple-Systeme
Alternativen zur Classic-Umgebung sind Emulatoren, die zwar nicht so gut in Mac OS X integriert sind, jedoch den Vorteil bieten, dass sie auch auf anderen Architekturen (z.B. auf x86-Hardware) lauffähig sind. Außerdem lassen sich damit nicht nur Mac OS 8 oder 9 (PowerPC) sondern auch Mac OS auf m68k als auch Mac OS X selbst emulieren bzw. virtualisieren.
Da Apple die verwendeten Prozessoren mehrmals gewechselt hat ist es für die Wahl eines Emulators gut zu wissen, unter welcher Prozessorarchitektur das zu emulierende Apple-Betriebssystem lauffähig ist:
- Mac OS ist bis Version 8.1 auf 68k-Prozessoren lauffähig.
- Ab System 7.1.2 war Mac OS auf PowerPC-Systemen einsetzbar. Ab Mac OS 8.5 ist ein PowerPC-Prozessor Voraussetzung.
- Rhapsody läuft entweder auf PowerPC- oder auf Intel-Systemen.
- Mac OS X Server 1.0 bis 1.2v3 basiert auf Rhapsody und benötigt ein PowerPC-System (im Gegensatz zu Rhapsody gab es keine Intel-Version).
- Mac OS X läuft bis Version 10.5 auf PowerPC-Systemen.
- Mac OS X 10.4.4 ist auch für Intel-Prozessoren verfügbar und ab Version 10.5 sind alle Mac-OS-X-Versionen auf Intel-Prozessoren einsetzbar. Ab Mac OS X 10.6 ist ein Intel-Prozessor Voraussetzung.
Auf Mac OS X 10.5, auf welchem unter PowerPC-basierten Macs die Classic-Umgebung fehlt, gibt es derzeit (Stand 2014) nur die Möglichkeit – sowohl auf PowerPC als auch auf Intel – SheepShaver zu nutzen.
Folgende virtuellen Maschinen und Emulatoren stehen für Mac OS und Mac OS X zur Verfügung:
- ShapeShifter, Basilisk I und Basilisk II bieten eine Emulation von 68k-basierten Macs für Mac OS bis Version 8.1.
- Mac OS selbst bietet ab System 7.1.2 eine transparente 68k-Emulation, wenn es auf PowerPC-Hardware läuft.
- Die Blue Box bietet eine Virtualisierung unter Rhapsody (PowerPC) für Mac OS ab Version 8.
- Das Classic Environment bietet eine Virtualisierung unter Mac OS X bis 10.4 (PowerPC) für Mac OS ab Version 9.1.
- SheepShaver bietet eine Emulation oder Virtualisierung von PowerPC-basierten Macs für Mac OS ab Version 7.5.2 bis Version 9.0.4.
- PearPC bietet eine Emulation von PowerPC-basierten Macs für Mac OS X 10.1 bis 10.4.
- diverse x86-Virtualisierer wie Parallels Desktop, VirtualBox und VMware Fusion können Mac OS X 10.4/Intel (Server) bis zum aktuellen OS X virtualisieren, was jedoch aufgrund der Lizenzbestimmungen von Mac OS X nur auf Apple-Hardware erlaubt ist.
Sowohl Basilisk II für 68k-basierte Mac-OS- als auch SheepShaver und PearPC für PowerPC-basierte Mac-OS- und Mac-OS-X-Versionen sind auf moderner Hardware der x86-Architektur (Intel IA-32) unter verschiedenen Betriebssystemen (darunter auch Linux, OS X und Windows) lauffähig.
Das Virtualisieren von Mac OS X bzw. OS X ist nur auf Apple-Hardware gestattet. Jedoch ist diese Klausel in Deutschland nur dann gültig, wenn man als Kunde vor dem Kauf davon in Kenntnis gesetzt wurde. Bei Ladenkäufen, also wenn Mac OS X als DVD oder auf USB-Stick im Geschäft erworben wird, gilt diese Klausel daher in Deutschland nicht, weil die Lizenzbestimmungen erst nach dem Auspacken aus der Verpackungshülle vom Kunden gelesen werden können.
Einzelnachweise
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