Classis Britannica


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Datei:Roman harbors and fleets Augustus-Severus.png
Die wichtigsten Flottenstützpunkte in der Zeit des Principats
Datei:Agricola campaigns in Britannia.png
Die Umrundung Britanniens durch Agricola
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Lage der Sachsenküste-Kastelle und Stützpunkte der Classis Britannica auf beiden Seiten des Ärmelkanals
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Die Ruine des Leuchtturms (Pharos) im Dover Castle ist Englands besterhaltenes römisches Baudenkmal und befindet sich unmittelbar neben der St. Marys Church. Ein baugleiches Exemplar stand einst an der Westseite des römischen Hafens von Portus Dubris.
Datei:Lemanis Roman Fort, Lympne, Kent - geograph.org.uk - 41700.jpg
Blick aus Süd auf den Kastellhügel und das antike Hafenbecken von Lympne/Sachsenküstenkastell Portus Lemanis
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Ziegelstempel der Classis Britannica aus Pevensy
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Münze des Allectus, am Revers die Abbildung eines Kriegsschiffes als Symbol der britannischen Flotte
Datei:Romtrireme.jpg
Römische Trireme (Mosaik, Tunesien)

Die Classis Britannica (britische Provinzflotte) war eine in Gesoriacum (Boulogne-sur-Mer) stationierte Abteilung der römischen Flotte, die vor allem den Verkehr auf dem Ärmelkanal und dem schiffbaren Teil der Themse (Tamesis) kontrollieren sollte. Der Name classis Britannica erscheint nicht auf zeitgenössischen Inschriften.<ref>http://www.geschichte.uni-wuerzburg.de/institut/abteilungen/alte_geschichte/personal/wintjes</ref> Die meisten von ihnen stammen aus Gesoriacum. Er ist von flavischer Zeit bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts bezeugt. Sie war neben der Rheinflotte (Classis Germanica) eine der größten Flottenverbände im Römischen Reich, rangierte vor allen anderen Provinzflotten und bestand - in veränderten Organisationsformen - wahrscheinlich bis ins 4. Jahrhundert n. Chr.

Flottenoperationen

1. bis 2. Jahrhundert

Vorläufer der Classis Britannica war die von Caesar 56 v. Chr. im Krieg gegen die Veneter aufgestellte Flotte in Gallien. Ihre Einheiten wurde in den Jahren 55 bis 54 v. Chr. auch für seine beiden Landungen in Britannien eingesetzt.

Nachdem Cunobelinus, König der Catuvellaunen, von 37 bis 41 das südöstliche Britannien besetzt und damit die Römer provoziert hatte, holte Kaiser Claudius 43 zum entscheidenden Schlag gegen die Briten aus. Der Feldherr Aulus Plautius landete mit seiner Flotte vier Legionen in Kent an um mit ihnen anschließend weiter nach Norden vorzustoßen. Da später die zunehmende Piraterie im Kanal den Warenverkehr zwischen Britannien und dem übrigen Reich empfindlich störte, war Kaiser Claudius gezwungen, eine eigene Seestreitmacht für diese Region aufzustellen. Auch bis zur endgültigen Eroberung eines Großteils der Insel spielte die Classis Britannica noch eine wichtige Rolle, da sie durch ihre amphibischen Operationen das Landheer wirksam unterstützte.

Durch Verrat fielen 24 Einheiten der Rheinflotte im Jahre 69 in die Hände der aufständischen Bataver unter Civilis. Aus diesen und einigen nachgebauten Schiffen stellten die Bataver ihre eigene Flotte zusammen, deren Aufgabe darin bestand, die gallischen Getreidetransporte für die Armee in Germanien an Maas-, Rhein- und Scheldemündung abzufangen. Zu ihrer Bekämpfung mussten auch britannische Einheiten herangeführt werden. Weder der britannischen noch der Rheinflotte gelang es aber entscheidende Erfolge bei der Bekämpfung des Aufstandes zu erringen.

Im Jahre 78 begann der Statthalter Gnaeus Iulius Agricola mit seinen Feldzug gegen die Kaledonier in Nordschottland. Zwischen 82 und 84 fanden im Rahmen dieser Kampagne auch zahlreiche Vorstöße der Flotte bis an die Ostküste Schottlands statt. Im Jahre 84 umsegelte Agricola während einer Flankenschutzoperation auch das Promunturium Calidonia (die Nordspitze Schottlands, heute Duncansby Head). Der römische Historiker Tacitus berichtet in seiner Biographie des Agricola, dass Agricola mit der römischen Flotte auch die britischen Inseln umfahren und dabei endgültig die Inselgestalt Britanniens bewiesen habe.<ref>Tacitus: Agricola 10, 4.</ref> Während der Fahrt seien unter anderem die orcades (Orkney-Inseln) entdeckt und für das Reich beanspruchte worden. Die Classis Britannica unterstützte die entlang der Ostküste Schottlands vorstoßenden Legionen auch mit Nachschub. Parallel dazu setzte Agricola seine Schiffe an der West- und Nordküste zur Aufklärung ein. So wurden neben den Orkneys auch die Hebriden und auch ein Teil der hibernischen (irischen) Küste erkundet.

Kaiser Hadrian sicherte anlässlich seines Besuches auf der Insel im Jahre 122 die Eroberungen seiner Vorgänger weiter ab und ließ überall in der Provinz die Befestigungen erneuern oder neue Anlagen errichten. Beim größten dieser Projekte, dem Hadrianswall, beteiligten sich auch Angehörige der Flotte.

3. bis 4. Jahrhundert

In den Jahren 208 bis 210 führte Kaiser Septimius Severus einen äußerst verlustreichen Feldzug gegen die Caledonier in Nordschottland. Die Classis Britannica unterstützte das Landheer, indem sie seine Flanken von See her sicherte und den Nachschubtransport organisierte. Die Schiffe der Classis Britannica drangen dabei auch wieder bis zum nördlichsten Punkt der britischen Inseln vor, Seegefechte fanden dabei aber keine statt. Die Nachfolger des Severus' verfolgten danach keine offene Expansionspolitik mehr, sodass die Classis Britannica nun wieder als Küstenwache, die Piratenbekämpfung sowie für Getreide- und Versorgungstransporte herangezogen wurde.

Ab 275 bekämpfte die Classis Britannica hauptsächlich sächsische Seeräuber. Mit ihren wendigen und schnellen Ruderbooten suchten diese immer öfter plündernd die Kanal- und Ostküste Britanniens heim. 286 erhielt der Menapier M. Aurelius Musaeus Carausius den Auftrag, die immer mehr um sich greifende Piraterie im Kanal und auf der Nordsee zu bekämpfen. Für diese Aufgabe wurden von ihm auch zahlreiche ehemalige fränkische Piraten in die Classis Britannica aufgenommen. Im Zuge von Streitigkeiten wegen einer angeblichen Unterschlagung von Kriegsbeute kam es jedoch zum Konflikt mit dem Kaiser des Westens Maximian. Dies hatte zur Folge, dass sich Carausius von seinen größtenteils loyalen Truppen und mit ihm verbündeten Franken zum Imperator Britanniens ausrufen ließ. Da er noch dazu über die größte Flotte im Nordwesten des Reiches verfügte, konnte er nicht nur ganz Britannien, sondern bald auch einen größeren Teil der gallischen Kanalküste unter seine Kontrolle bringen. Zur Niederschlagung dieser letzten großen Usurpation des 3. Jahrhunderts war daher eine neue und schlagkräftige Flotte vonnöten.

Der neu ernannte Caesar des Westens, Constantius Chlorus, konnte 293 Gesoriacum von Land her einnehmen und als Basis für seine Flottenrüstung nützen. Carausius wurde deswegen auch bald darauf von seinem Quästor Allectus ermordet.

Im Frühjahr 296 war die neue römische Flotte in Gallien endlich stark genug, um sich dem Kampf mit den britischen Abtrünnigen zu stellen. An der Seinemündung wurde unter dem Kommando des Prätorianerpräfekten Asclepiodotus ein Expeditionskorps nach Britannien eingeschifft. Völlig unbehelligt (es herrschte trübes Wetter und dessen Geschwader lagen bei Vectis Insula (Isle of Wight) auf der Lauer) konnten seine Einheiten zwischen den Wachschiffen der Classis Britannica durchschlüpfen und an Land gehen. In der darauffolgenden Entscheidungsschlacht zwischen Asclepiodotus und Allectus konnte ersterer diese für sich entscheiden. Ohne weitere Zwischenfälle zog auch Constantius Chlorus in Londinium ein und ließ sich als Befreier Britanniens feiern.

Die Classis Britannica wurde aber nicht nur für Kämpfe, sondern auch als Mittel der Machtdemonstration eingesetzt. Da die gallischen und germanischen Provinzen durch die Einfälle der Germanen wirtschaftlich sehr gelitten hatten und dort zudem große Truppenkontingente zu unterhalten waren, ließ der hierfür zuständige Cäsar, Julianus, im Jahre 359 binnen zehn Monaten eine Transportflotte von 400 Schiffen auf Kiel legen und erhöhte damit die Kapazität der Classis Britannica schlagartig um 200 Prozent. Nun konnte wieder britisches Getreide in großem Umfang an die Rheingrenze verbracht werden. Die Transporte verliefen jetzt in der Regel ohne Probleme, da es der Flotte noch einmal gelang die Seeherrschaft im Kanal an sich zu reißen.

Constans, Kaiser im Westen, nutzte ab 343 Bononia (das alte Gesoriacum) als Ausgangsbasis für einen Britannienfeldzug.

360 verschiffte der Heermeister Lupicinus von Bononia aus Hilfstruppen nach Rutupiae (Richborough) um eingefallene Scoten und Pikten wieder zurückzuwerfen. Ab 364 musste sich die britische Flotte dann ständig mit ihnen auseinandersetzen, da sie nun auch begannen von See her anzugreifen.

Diese Überfälle erreichten 367 einen dramatischen Höhepunkt. Da wirksame und rasche Hilfe aus dem übrigen Imperium nicht zu erwarten war, befestigte man die gefährdetsten Küstenabschnitte und Flussmündungen Britanniens noch zusätzlich mit Kastellen oder baute schon vorhandene um. Dieser Limes (auch: “Sachsenküste”) war laut Notitia Dignitatum (Occ. XXVIII) ein eigener Militärbezirk unter dem Kommando des Comes litoris Saxonici per Britanniam (Graf der Sachsenküste in Britannien) der neben Infanterie- und Kavallerieabteilungen auch Einheiten der Classis Britannica unter seinem Kommando hatte. Erste Signalstationen, Kastelle und befestigte Häfen hatte Carausius bereits 286 errichtet. Auch Vegetius, ein Chronist der seine Werke am Ende des 4. Jahrhunderts verfasste, erwähnt, dass zu dieser Zeit die Provinzflotte noch im vollem Umfang existierte.<ref>Vegetius: Epitoma 4, 37.</ref> Er beschreibt getarnte Ruderschiffe (Lusoria) die unter anderem zur Aufklärung eingesetzt wurden und so Invasion und Infiltration verhindern sollten.

Um das Pikten- und Scotenproblem (barbarico conspiratio) dauerhaft zu entschärfen, entschloss sich Kaiser Valentinian I. mit Hilfe der Kanalflotte 367 von Bononia aus eine Interventionsarmee unter dem Befehl des Magister militum Theodosius nach Rutupiae überzusetzen. Seine Kriegsschiffe bekämpften danach auch noch erfolgreich die Sachsen. Über das weitere Schicksal der Classis Britannica ist mangels schriftlicher Quellen nichts mehr bekannt.

Funktion und Taktik

Da Britannien eine Insel ist, war die Stationierung einer eigenen Provinzflotte für die Zeit der Okkupation und nachfolgender Sicherungsaufgaben unumgänglich. Sie operierte jedoch nicht eigenständig und unabhängig sondern stand weitgehend unter Kontrolle der Armee.<ref>Fields 2006, S. 51.</ref>

Hauptaufgabe der römischen Flotte in britischen Gewässern war es, die Seewege von Gallien nach Britannien zu schützen und das Landheer in Britannien mit Nachschub zu versorgen, nicht jedoch die Verteidigung der britischen Insel im Falle einer Invasion. Aus diesem Grund befand sich ihr Hauptquartier auch in Portus Itius/Gesoriacum (Boulogne-sur-Mer). Weiters sollte sie anfangs die römischen Legionen bei ihrem Vormarsch in Britannien unterstützen und später die Küsten gegen friesische, fränkische und sächsische Seeräuber sichern. Auch der Geleitschutz für die von Britannien an die Kastelle der Rheingrenze abgehenden Getreidetransporter oblag diesen Seestreitkräften. Aufbau und Ausrüstung der Classis Britannica erfolgten in Gesoriacum, bemannt wurden die neuen Schiffe wohl zuerst mit Angehörigen der Mittelmeerflotte. Gesoriacum eignete sich besonders gut als Einschiffungshafen nach Britannien, da es am Ende einer wichtigen Römerstraße lag, die von der Rheingrenze bis an den Atlantik reichte.<ref>Ammianus 20, 1, 3; 27, 8, 6–7.</ref>

Die meisten Schiffe der Classis Britannica waren im Süden und Osten der Insel stationiert. Ständige Patrouillen hielten auf dem Oceanus Britannicus (Nordsee und Ärmelkanal) nach potentiellen Raubschiffen Ausschau. Auch eine investigative Feindaufklärung ermöglichte es den Römern, diesen Bedrohungen wirksam zu begegnen. Die Taktik hierfür war immer gleich, abfangen und zerstören von Feindschiffen wenn sie sich der Küste näherten oder Plünderern und Invasoren später den Rückzug abzuschneiden sofern sie schon an der Küste gelandet waren.

Zusätzlich zu diesen maritimen Aufgaben setzte die Classis Britannica ihr Personal auch bei Aufbau und Instandhaltung von Militäranlagen und Infrastruktur in Britannien ein. Bekannt sind Einsätze beim Bau von Straßen und Hafenanlagen, drei Inschriftensteine belegen auch deren Beteiligung am Bau des Hadrianswalles.<ref>RIB 1340, 1944, 1945, ein Abschnitt des Walles bei Birdoswald (Banna) und Getreidespeicher in Benwell (Condercum).</ref> Es gibt auch Hinweise, dass Flottensoldaten zur Eisenverhüttung und Holzgewinnung für den Schiffsbau in Kent eingesetzt wurden.

Schiffstypen

Die Flotte setzte sich aus Kriegsschiffen (Ruderschiffen) und Transportern (Seglern) zusammen. Die Kriegsschiffe waren zumeist Biremen oder Liburnen (Zweireiher), mit einer Trireme (Dreiruderer) als Flaggschiff. Für eine größere Anzahl von Triremen (Dreiruderer) bestand kein Bedarf da es in diesen Gewässern keine gegnerischen Schiffe dieser Größe gab. Sie wären gegen die kleineren, schnellen und wendigen Ruderboote der örtlichen Piraten auch nutzlos gewesen. Die Biremen waren mit zwei abgedeckten Ruderbänken ausgestattet, mit einem Mann pro Ruder. Das Deck sollte die Ruderer hauptsächlich vor dem Wetter und dem Seegang als vor dem Feind schützen. Die Schiffe waren ca. 30,5 m lang und 5,5 m breit. Die Mannschaft bestand aus etwa 100 Ruderern und einer Abteilung Marinesoldaten. Zusätzlich war es mit einem Rammsporn bewaffnet. Ab der Spätantike wurde ein kleineres Kampfschiff für den Küstenschutz eingeführt, die Navis Lusoria.

An Schiffsnamen sind bekannt:

  • Ammillia Augusta Felix (?)
  • Pacatrix Augusta (?)
  • Radians (Trireme)

Flottenkommando, Offiziere und Mannschaften

Datei:Matrose der Classis Britannica.png
Classiari der CB im späten 3. Jahrhundert n. Chr.

Flottenoberbefehlshaber war ein vom Senat bestimmter Legat (legatus pro praetore) der das Kommando auch ganz oder teilweise an einen Präfekten weitergeben konnte. Der praefectus classis war dem Statthalter der jeweiligen Provinz untergeordnet. Deren Präfekten hatten meistens vorher schon das Amt eines Procurators innegehabt. Einem Flottenpräfekten stand als Stabschef und Stellvertreter ein Unterpräfekt (subpraefectus) zur Seite. Unter diesen rangierte noch der praepositus classis, zu jeder Flotte gehörten meist zwei dieser Offiziere. Er übernahm manchmal auch selbstständige Kommandos. Die oben genannten Offiziere verfügten über ihren eigenen Stab mit deren Adjutanten.

Als Flottillenchef wurde im Bedarfsfall ein nauarchus princeps oder nauarchus archigybernes eingesetzt. Er entspricht in etwa dem Rang eines heutigen Konteradmirals. Im 3. Jahrhundert wurde der Rang des Flottentribunen geschaffen (tribunus classis) der die Aufgaben des ersten Nauarchen übernahm. Später nannte man ihn auch tribunus liburnarum (= Tribun der Kriegsschiffe).

Befehlshaber:

  • Marcus Maenius Agrippa, nach 130,
  • Lucius Aufidius Pantera, um 140,<ref>Inschrift eines Weihealtars aus Lyphne, RIB 66</ref>
  • Sextus Flavius Quietus, um 150,
  • Quintus Baienus Blassianus, um die Mitte des 2. Jahrhunderts,
  • Titus Varius Priscus, Datierung unsicher,
  • Marcus Aurelius Mausaeus Carausius, 286 bis 293,
  • Allectus, 293 bis 296

Die Mannschaft (classiari/classici) unterteilte sich in zwei Gruppen, das nautische Personal und die Marineinfanterie. Ihre Dienstzeit betrug 26 Jahre (Legionär 20 bis 25 Jahre), ab dem 3. Jahrhundert 28 Jahre, vereinzelt weiß man auch von noch längeren Dienstzeiten. Nach ihrer ehrenvollen Entlassung (honesta missio) wurden sie mit Geld oder Land abgefunden und erhielten in der Regel auch das Bürgerrecht zugesprochen wenn sie als peregrini (= Fremde) in die Armee eingetreten waren. Die Heirat war ihnen erst nach Beendigung des aktiven Dienstes gestattet. Die Besatzung bestand aus den Offizieren (trierarchus), den Ruderern (remiges) und einer Zenturie Marinesoldaten (manipulares/milites liburnarii).

Siehe auch: Römische Marine

Stützpunkte

Der wichtigste Stützpunkt auf britannischer Seite war wahrscheinlich Portus Dubris/Dobrae (Dover). Die Mehrzahl der dort vorgefundenen Ziegel der einstigen römischen Festung tragen auch die Initialen CL[assis] BR[itannica]. Obwohl ihre meisten Stützpunkte in Britannien lagen, befand sich das Flottenhauptquartier (navalia) in Gallien, in der Hafenstadt Portus Itius (früher Gesoriacum, die Unterstadt, und Bononia, die Oberstadt, heute Boulogne-sur-Mer, Frankreich). Die Marinesoldaten waren dort in einem eigenen, 12,45 ha großen Kastell kaserniert (erbaut im 2. Jahrhundert), das Platz für bis zu 4.000 Mann bot. Es war bis 296 Hauptstützpunkt (unter Carausius war das Flottenkommando vorübergehend in Portus Adurni untergebracht) und wurde dann endgültig nach Rutupiae (auch Portus Ritupis; Richborough, England) verlegt.

Antiker Name Nächstgelegener Ort
Anderitum Pevensey bei Eastbourne,</br>Sachsenküste, England
Portus Adurni Portsmouth, England
Arbeia South Shields, England
Alauna Maryport, England
Branodunum Brancester, Sachsenküste, England
Camboglanna Birdoswald, England;</br>Marinedepot ohne Hafenanlage
Castra Exploratorum Netherby, Marinedepot ohne Hafenanlage
Clanoventa Ravenglass, England
Clausentum Bitterne bei Southampton, England
Cramond bei Edinburgh am Firth of Forth, England
Deva Legionslager Chester, England
Dubrae auch Portus Dubris Dover, Sachsenküste, England
Gariannonum Burgh Castle bei Great Yarmouth,</br>Sachsenküste, England
unbekannt Kastell Caister-on-Sea bei Great Yarmouth,</br>Sachsenküste, England
Glevum Gloucester, England
Isca Silurum Legionslager, Caerleon</br>bei Newport, England
Lemanae, auch Portus Lemanis Lympne, Sachsenküste, England
Londinium London, England
Petuaria, auch Pretorio Brough-on-Humber,</br>England; wahrscheinlich der Hafen von Eboracum (York)
Pons Aelius Newcastle, England;</br>Hafenkastell an der Mündung des Tyne
Portus Magnus Portsmouth, England
Regulbium Reculver, Sachsenküste, England
Segontium Caernarvon, Wales
Gesoriacum (navalis/Hauptquartier) Boulogne-sur-Mer, Frankreich
Condivincum, später auch als Portus Namnetum bekannt Nantes, Frankreich
Portus Ulterior Ambieteuse, Frankreich
Venetae, später auch als Dariorigum bekannt Vannes, Sachsenküste, Frankreich

Siehe auch

Literatur

  • Georg Alexander Rost: Vom Seewesen und Seehandel in der Antike. Eine Studie aus maritim-militärischer Sicht. Mit einem Geleitwort von Hellmut Flashar. Grüner, Amsterdam 1968.
  • H. Cleere: The Classis Britannica. In: Paul Bennett: The Saxon shore. A handbook. University of Exeter, Exeter 1989, S. 18–22.
  • Sheppard Frere: Tile-stamps of the Classis Britannica; imperial, procuratorial and civic tile-stamps; stamps of private tilers; inscriptions on relief-patterned tiles and graffiti on tiles (RIB 2481–2491). (= The Roman inscriptions of Britain 2, 5) Claredon Press, Oxford 1993. ISBN 0-7509-0319-8.
  • Hans D. L. Viereck: Die Römische Flotte. Classis Romana. Köhlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1996, ISBN 3-930656-33-7.
  • Gustav Milne: A Roman provincial fleet: the Classis Britannica reconsidered. In: The Sea in Antiquity. Hedges, Oxford 2000, ISBN 1-84171-160-8, S. 127–131.
  • Nic Fields: Rome's Saxon Shore. Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500. Osprey, Oxford u. a. 2006, ISBN 1-84603-094-3 (Fortress 56).

Weblinks

Einzelnachweise

<references />