Dieter Wedel


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Dieter Wedel (* 12. November 1942 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Regisseur und Drehbuchautor.

Leben

Dieter Wedel wurde als Sohn des Ingenieurs und Fabrikbesitzers Karl Wedel, der bereits 1957 verstarb,<ref>Louis Lewitan: Ich hatte viele Ersatzpapas bei zeit.de, abgerufen am 26. November 2014.</ref> und der Pianistin Ada Wedel in Frankfurt geboren. Er wuchs in Bad Nauheim auf, war Schüler der Ernst-Ludwig-Schule Bad Nauheim. An der Freien Universität Berlin studierte er Theaterwissenschaft, Publizistik und Geschichte. Während seines Studiums leitete er die dortige Studentenbühne. Daneben war er als Lektor und Theaterkritiker tätig. Später inszenierte er im Amerika-Haus (Berlin) und am Hebbeltheater. 1965 erfolgte seine Promotion zum Dr. phil. über „Expressionismus an Frankfurter Bühnen“.<ref>stern.de: An Tagen wie diesem – Dieter Wedel (Memento vom 31. Dezember 2007 im Internet Archive) vom 11. September 2003</ref>

Wedel ist über 40 Jahre in einer festen Beziehung mit der Filmproduzentin und Lehrerin Uschi Wolters. Während dieser Zeit lebte er 15 Jahre in einer polyamoren Beziehung mit Wolters in Hamburg und der Schauspielerin Dominique Voland auf Mallorca, bis Voland 2012 mit ihrem gemeinsamen 1999 geborenen Sohn Bennie (Benjamin Charly) nach Berlin zog und die Beziehung damit endete.<ref>Diese Männer lieben doppelt bei bild.de, abgerufen am 26. November 2014.</ref> Er hat insgesamt sechs Kinder, unter anderem auch einen Sohn (Dominik) mit der Schauspielerin Hannelore Elsner.<ref>Hannelore Elsner verklagt ihren Ex auf berliner-kurier.de vom 17. Januar 2010, abgerufen am 25. August 2013.</ref>

Wedels tatsächliches Geburtsjahr war lange unklar und wurde – auch von ihm selbst – häufig mit 1939 angegeben. Im Februar 2010 bestätigte Wedel gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass er sich 1968 drei Jahre älter gemacht habe, um seine erste Regiearbeit („Gedenktag“ über den Aufstand vom 17. Juni 1953) zu bekommen.<ref>Dieter Wedel machte sich drei Jahre älter; auf focus.de vom 28. Februar 2010, abgerufen am 10. März 2011.</ref>

Sein Archiv befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.<ref>Dieter-Wedel-Archiv Bestandsübersicht auf den Webseiten der Akademie der Künste in Berlin.</ref>

Karriere

Wedel begann seine berufliche Laufbahn als Autor und Hörspielregisseur bei Radio Bremen 1966. 1967 wurde er bei Dieter Meichsner in Hamburg Hausregisseur des NDR. Sein erster großer Film war Gedenktag von 1970 über den Aufstand vom 17. Juni 1953.

1972 hatte Wedel seinen ersten großen Erfolg mit dem Dreiteiler Einmal im Leben – Geschichte eines Eigenheims. Zahllose deutsche Häuslebauer erkannten sich in der fiktiven Familie Semmeling wieder, die nahezu alle Probleme eines Hausbaus durchlebten. 1976 wurde das Konzept in Alle Jahre wieder – Die Familie Semmeling erneut aufgegriffen, diesmal wurde der Urlaub der fiktiven deutschen Durchschnittsfamilie kritisch porträtiert. 2001 versuchte Wedel, unter Verzicht auf den humoristisch-satirischen Ansatz, an die erfolgreichen Semmeling-Filme der 1970er Jahre mit dem Mehrteiler Die Affäre Semmeling über die deutsche Finanzbürokratie anzuknüpfen; in einer mittlerweile völlig veränderten Fernsehlandschaft konnten die Einschaltquoten der 70er Jahre aber nicht mehr erreicht werden.

1978 machte Wedel sich selbständig und drehte als Regisseur und Produzent zahlreiche sozialkritische Fernsehspiele.

In den Jahren 1980 bis 1985 inszenierte er am Hamburger Thalia-Theater unter anderem Macbeth von William Shakespeare und Die Frau des Bäckers von Marcel Pagnol.

Als Fernsehregisseur machte sich Wedel einen Namen mit aufwendigen Mehrteilern wie Wilder Westen inclusive (1988), Der große Bellheim (1992), Der Schattenmann (1995), Der König von St. Pauli (1998), Die Affäre Semmeling (2002) sowie Papa und Mama (2006) und zuletzt Gier (2010). Wie Regisseur Alfred Hitchcock tritt auch Dieter Wedel in seinen Produktionen für wenige Sekunden selbst auf (z. B. deutlich in Erscheinung in Der große Bellheim, Der König von St. Pauli und Der Schattenmann).

Von 2002 bis zum Sommer 2014 leitet Wedel die Nibelungenfestspiele in Worms, zunächst als Regisseur, danach auch als Intendant in Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Karin Beier oder Gil Mehmert. In den Jahren 2011 und 2012 erweiterte Wedel erfolgreich mit zwei Stücken über Die Geschichte des Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß und Das Vermögen des Herrn Süss das Repertoire, bevor er im Jahr 2013 mit Hebbels Nibelungen – born to die zu den Wurzeln der Festspiele zurückkehrte und für das Jahr 2014 seine letzte Inszenierung in Worms angekündigte.<ref>Focus: Nibelungenfestspiele Worms stehen am Scheideweg; Dieter Wedel: Nibelungenfestspiele Worms stehen am Scheideweg bei focus.de, abgerufen am 25. November 2014.</ref><ref>Im Namen der Sonnenbrille bei faz.net, abgerufen am 26. November 2014.</ref><ref>Beate Nietzel: AZ-Talk in Mainz: Dieter Wedel spricht über korrupte Politiker, Frauen und Nibelungentreue bei allgemeine-zeitung.de, abgerufen am 26. November 2014.</ref> Der Versuch, in Dresden mit den Zwingerfestspielen einen ähnlichen Erfolg wie in Worms zu starten, endete vorläufig nach einer Saison im Sommer 2011 mit John von Düffels Die Mätresse des Königs.<ref>Dresdner Neueste Nachrichten: Theater um den Zwinger ohne Festspiele; Theater um den Zwinger ohne Festspiele – Das Schlösserland Sachsen setzt wohl lieber auf den Orangen-Sommer als auf Inszenierungen von Regisseur Dieter Wedel bei dnn-online.de, abgerufen am 24. November 2014.</ref>

Wedel ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.

Für die Spielzeiten von 2015 bis 2018 konnte Wedel Ende September 2014 als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele verpflichtet werden.<ref>Neuer Intendant für die Festspiele. Frankfurter Rundschau GmbH, abgerufen am 23. September 2014 (deutsch).</ref> Seine erste Inszenierung war die Komödie der Irrungen, mit Darstellern wie Sonja Kirchberger und Heinz Hoenig.<ref>jce: Bad Hersfelder Festspiele sind eröffnet. In: hersfelder-zeitung.de. 6. Juni 2015. Abgerufen am 17. Juni 2015.</ref>

Kritik

So konsequent wie der Erfolg ziehen sich durch Wedels Werk jedoch auch Plagiatsvorwürfe, da Wedels Dialoge, aber auch ganze Szenenabläufe Filmkenner immer wieder an bekannte Vorbilder erinnern. Teile seines Scheidungsdramas Papa und Mama entdeckte die Süddeutsche Zeitung in Jenseits von Afrika, es fanden sich aber auch schon in früheren Wedel-Produktionen komplette Szenen von Oliver Stone, Woody Allen, Francis Ford Coppola und vielen mehr (was Harald Schmidt zu einer Persiflage „Hollywood klaut bei Wedel“ nutzte). Am heftigsten war diese Kritik bei Der Schattenmann und Die Affäre Semmeling, wo es sogar zu einem Prozess kam. Wedel räumte diese Vorwürfe hier später ein, fand die Aufregung darum jedoch übertrieben.

Wedel fiel in den letzten Jahren mehrfach dadurch auf, dass er jeweils kurz nach aktuell bekanntgewordenen politischen Affären erklären ließ, er wolle diese verfilmen. 2007 bekundete er dies auch zur Affäre um Landwirtschaftsminister Horst Seehofer.<ref>DWDL.de: [1]. vom 7. August 2007</ref> Wedel wollte aber auch schon die Ereignisse um Jürgen Möllemann, Leo Kirch, Andreas Türck, Edmund Stoiber und die VW-Affäre verfilmen. Kurz vor Bekanntgabe des Der Untergang-Filmprojekts von Bernd Eichinger hatte Wedel bekannt gegeben, er plane ein Doku-Drama über die letzten Tage Adolf Hitlers im Führerbunker.<ref>Christoph Schultheis in Stefan Niggemeiers Blog: [2]. vom 8. August 2007 mit weiteren Quellen.</ref> Keines dieser Projekte wurde realisiert.

Auszeichnungen

Filmografie

Autobiografie

  • 2009 Vom schönen Schein und wirklichen Leben Koautorin ist Claudia Thesenfitz, Lübbe-Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-7857-2314-2

Weblinks

Commons Commons: Dieter Wedel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />