Dili


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Dili (Begriffsklärung) aufgeführt.
Díli
Dili

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Dili
Koordinaten 125,57361111111|primary dim=20000 globe= name=Dili region=TL-DI type=city
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Datei:Dili cities rivers.png
Basisdaten
Staat Osttimor

Gemeinde

Dili
Höhe 11 m
Einwohner 193.563 (2010)
Metropolregion 234.331 (2010)
Gründung 1520
Kultur
Partnerstädte SpanienSpanien Barcelona, Spanien
AustralienAustralien Canberra, Australien
PortugalPortugal Coimbra, Portugal
AustralienAustralien Darwin, Australien
PortugalPortugal Lissabon, Portugal
JapanJapan Okinawa, Japan
BrasilienBrasilien São Paulo, Brasilien
AustralienAustralien Sydney, Australien
Morgendämmerung in Dili

Dili (Tetum Dili, portugiesisch Díli) ist die Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum Osttimors. Sie ist auch die Hauptstadt der Gemeinde Dili.

Name

Einer Legende nach soll sich der Ortsname „Dili“ vom Tetum-Wort „ai-dila“ für die Papaya ableiten. Den Namen dieser Frucht hörten die Portugiesen demnach als erstes, als sie 1520 die Bucht von Dili erreichten.<ref name="latenightlivetimor">Phillip Adams, Late Night Live in Timor.Leste</ref> Allerdings kann dies nicht stimmen, da zu dieser Zeit in der Region Mambai gesprochen wurde. „Motaél“, das Mambai-Wort für „Flussmündung“, von dem sich der Name des heutigen Stadtteils Motael und des ehemaligen, lokalen Reiches ableiten, ist ein Beleg dafür. Tetum breitete sich erst in Dili aus, als der Ort koloniale Hauptstadt wurde. Außerdem ist die Papaya eine amerikanische Frucht, die erst durch die Europäer nach Südostasien kam. Der Ursprung des Namens „Dili“ scheint vielmehr im Bunak-Wort „zili“ (deutsch „Klippe“) zu liegen, das die Klippen hinter der Stadt bezeichnet. Dies ist ein Hinweis darauf, dass in der Region noch vor den austronesischen Sprachen Mambai und Tetum wohl eine Papua-Sprache, wie das Bunak gesprochen wurde.<ref name="placenames">Geoffrey Hull: The placenames of East Timor, in: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7, abgerufen am 28. September 2014.</ref>

Geographie

Dili liegt an der Nordküste der Insel Timor. Die Stadt Dili verteilt sich über mehrere Verwaltungsämter: Cristo Rei (Ost-Dili), Dom Aleixo (West-Dili), Nain Feto (Ost-Dili) und Vera Cruz (Zentral-Dili). 18 der 26 Sucos dieser Verwaltungsämter sind als „urban“ klassifiziert und bilden Dilis Stadtteile (bairos). Sie haben eine Bevölkerungsdichte von bis zu 5.000 Einwohnern/km² und eine Fläche von 0,06 bis 2 km².<ref name="gov">Gouvernment of Timor-Leste: Administrative Division (englisch)</ref> Die restlichen acht Sucos gelten als ländlich.

Seit November 2015 werden Straßen der Landeshauptstadt kontinuierlich umbenannt, um sie der „nationalen Prägung“„“ anzugleichen. Begonnen wurde mit 89 Straßen im Stadtzentrum. So wurde aus der Avenida de Portugal ab dem Leuchtturm in Motael die Avenida Motael und aus der Rua dos Direitos Humanos nach Süden die Avenida Nicolau Lobato.<ref>SAPO: Nova toponímia de Díli começa a ser implementada com 89 ruas, 30. Oktober 2015, abgerufen am 31. Oktober 2015.</ref><ref>Observador: Timor-Leste: novos nomes para as ruas de Díli, 30. Oktober 2015, abgerufen am 31. Oktober 2015.</ref>

Verwaltung

Es gibt keine städtische Verwaltung für Dili. Die Funktion übernimmt die Administration der Gemeinde Dili, die ebenso für benachbarte, kleinere Orte und die Insel Atauro zuständig ist. Die Umbenennung des Distrikts Dili in eine Gemeinde erfolgte 2015. Die Administration wird, ebenso wie jene der Verwaltungsämter, von der Landesregierung ernannt. Die Sucos werden von einem gewählten Chefe de Suco und einem gewählten Rat geführt.<ref>Jornal da Républica mit dem Diploma Ministerial n.° 199/09 (PDF-Datei; 315 kB)</ref> Der derzeitige Administrator ist Gaspar Soares (Stand Februar 2014).<ref>Descentralização Administrativa na República Democrática de Timor-Leste: Dili, abgerufen am 7. Februar 2014</ref> Er wurde von der Landesregierung eingesetzt.

Einwohner

Die als urban definierten Sucos der Stadt Dili haben 193.563 Einwohner (Stand 2010).<ref name="cen2010">Direcção Nacional de Estatística: Preliminary Result of Census 2010 English (PDF; 3,2 MB)</ref> Die Gemeinde Dili hat eine Einwohnerzahl von 234.331 (Stand 2010),<ref name="cen2010" /> beinhaltet aber auch ländliche Gebiete, wie zum Beispiel die Verwaltungsämter Atauro und Metinaro.

Dili ist ein Schmelztiegel der verschiedenen Volksgruppen Osttimors. Aus dem ganzen Land kommen vor allem junge Männer nach Dili auf der Suche nach Arbeit. Daher ist der Männeranteil deutlich höher als der Frauenanteil. In der gesamten Gemeinde Dili nahm die Bevölkerung zwischen 2001 und 2004 um 12,58 % zu. Fast 80.000 der Einwohner sind außerhalb Dilis geboren worden. Nur 54 % der Einwohner sind hier geboren worden. 7 % wurden in Baucau geboren, je 5 % in Viqueque und Bobonaro, 4 % in Ermera, der Rest in den anderen Gemeinden oder im Ausland.<ref>Census of Population and Housing Atlas 2004</ref>

Die unterschiedliche Herkunft ist nicht unproblematisch. Vor allem Straßenbanden aus den verschiedenen Landesteilen (Loro Munu und Loro Sae) geraten immer wieder aneinander. Höhepunkt waren die Unruhen in Osttimor 2006. Grund sind verschiedene Ressentiments zwischen den Gruppen, aber auch wirtschaftliche Interessen. So gab es einen Konflikt zwischen Bunaks aus Bobonaro und Ermera und Makasaes aus Baucau und Viqueque um die Dominanz auf dem Markt.<ref>ETAN, 15. September 2006, A Survey of Gangs and Youth Groups in Dili, Timor-Leste 2006 (PDF; 3,1 MB)</ref>

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Dilis
Datei:PT Dili 1952-1975 COA.svg
Wappen von Dili, 1952 bis 1975

Kolonialzeit

Erstmals erreichten die Portugiesen 1520 die Bucht von Dili und errichteten dort kurz darauf einen kleinen Posten. Die kleine Ansiedlung wurde zur Hauptstadt ihrer Besitzungen auf den Kleinen Sundainseln gemacht, nachdem die Portugiesen von den Topasses am 11. August 1769 aus Lifau im Westen der Insel vertrieben worden waren. Am 10. Oktober 1769 begann Gouverneur António José Teles de Meneses mit dem Bau der neuen Hauptstadt.<ref name="HoT">History of Timor – Technische Universität Lissabon (PDF; 824 kB)</ref> Die Stadtrechte erhielt der Ort im Januar 1864.

Portugal war während des Zweiten Weltkrieges neutral. Allerdings befürchteten die Alliierten, dass das militärisch schwache Portugiesisch-Timor von den Japanern als Brücke nach Australien verwendet werden könnte, weswegen Niederländer und Australier 1941 die Kolonie kurzzeitig besetzten. In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 1942 griffen die Japaner mit 20.000 Mann an und besetzten Dili und nach und nach den Rest Timors. Am 26. September 1945 fand die offizielle Zeremonie der Kapitulation der Japaner in Portugiesisch-Timor und der Rückgabe der Macht an Portugal in Dili statt.

Hauptartikel: Schlacht um Timor

Nach der Nelkenrevolution 1974 sollte die Kolonie auf die Unabhängigkeit vorbereitet werden, doch als sich eine Dominanz der linksgerichteten FRETILIN abzeichnete, kam es 1975 in Dili zu Straßenkämpfen zwischen ihr und der konservativen UDT. Portugals letzter Gouverneur Mário Lemos Pires floh auf die Dili vorgelagerte Insel Atauro, von wo aus er erfolglos versuchte, zwischen den Parteien zu vermitteln. Die FRETILIN ging aus den Kämpfen als Sieger vor, doch inzwischen hatte Indonesien begonnen, mit als UDT-Anhängern getarnten Truppen nach und nach das Grenzland zu besetzen. Angesichts der Bedrohung hoffte die FRETILIN auf internationale Unterstützung und erklärte daher am 28. November 1975 Osttimor von Portugal unabhängig. Neun Tage später, am 7. Dezember, begannen indonesische Truppen offiziell mit der Invasion des Landes und besetzten Dili.

Indonesische Besatzungszeit

Datei:Landsat dili lrg.jpg
8. September 1999: Dili in Flammen

Unter dem FALINTIL-Chef Xanana Gusmão begann der timoresische Widerstand, mit Guerillataktiken gegen die Besatzer vorzugehen. Am 10. Juni 1980 griffen FALINTIL-Einheiten einen Fernsehsender am Rande der Hauptstadt Dili an. Am 12. November 1991 forderte ein Massaker durch das indonesische Militär nach einer Beerdigung auf dem Friedhof von Santa Cruz (siehe dazu: Santa-Cruz-Massaker) über 200 Todesopfer.

1999 kam es im Umfeld des Unabhängigkeitsreferendum am 30. August zu einer letzten Gewaltwelle unter der indonesischen Besatzungsmacht. Pro-indonesische Milizen zerstörten die Infrastruktur, brannten Häuser nieder und vertrieben Menschen. Am 17. April starben 14 Menschen bei einem Massaker im Haus des Politikers Manuel Carrascalão, in dem zahlreiche Flüchtlinge Schutz gesucht hatten. Nach dem Referendum am 30. August, eskalierte die Gewalt nochmals. Als am 4. September das Ergebnis veröffentlicht wurde, das sich für die Unabhängigkeit aussprach, zogen die Milizen plündernd und mordend durch die Stadt. Mehr als 50 % der Häuser wurden beschädigt oder zerstört.<ref>Dili District Development Plan 2002/2003 (englisch; PDF; 471 kB)</ref> Am 20. September 1999 landeten die ersten Einheiten der internationalen Friedenstruppe INTERFET auf dem Flughafen bei Dili. Die Vereinten Nationen übernahmen die Verwaltung des Landes. Am 20. Mai 2002 wurde Dili schließlich Hauptstadt des unabhängigen Staates Osttimor.

Unabhängigkeit

Datei:Canosian Balide.JPG
Flüchtlingslager in Balide 2006

Einen Tag nach der Verhaftung eines Studenten wurden am 4. Dezember 2002 bei Unruhen in Dili und anderen Orten Osttimors das Haus von Premierminister Marí Alkatiri, Regierungsfahrzeuge und Geschäfte von chinesischen Händlern angezündet. Fünf Demonstranten wurden dabei durch die Polizei erschossen.

Ende April bis Oktober 2006 erschütterten die schwersten Unruhen seit der Unabhängigkeit die Hauptstadt und das Land, nachdem 600 Soldaten der Streitkräfte aufgrund von Missständen desertiert waren. Zusätzlich bekämpften sich Jugendbanden aus dem West- und dem Ostteil des Landes. Tausende Häuser wurden niedergebrannt, mindestens 45 Menschen starben. Schließlich musste Premierminister Alkatiri zurücktreten. Auch der Einsatz einer internationalen Interventionstruppe konnte zuerst nicht für Ruhe sorgen. Seit dem 13. September ist eine neue Polizeimission der Vereinten Nationen im Einsatz. Ein Großteil der Einwohner Dilis musste in Flüchtlingslagern und Kirchen Zuflucht suchen.

Hauptartikel: Unruhen in Osttimor 2006

Am 11. Februar 2008 führte der Chef der Rebellen Alfredo Reinado einige seiner Männer nach Dili. Es kam zu einem Feuergefecht im Wohnhaus von Staatspräsident José Ramos-Horta, bei dem Reinado und ein weiterer Rebell ums Leben kamen und der Staatspräsident und einer seiner Leibwächter schwer verletzt wurden. Kurz darauf überfielen Rebellen auch das Wohnhaus und die Wagenkolonne von Premierminister Xanana Gusmão, der aber unverletzt entkommen konnte. Es wurde der Notstand ausgerufen und 1.000 Polizisten und Soldaten durchsuchten die Stadt und nähere Umgebung nach den Tätern.

Wichtige Gebäude

Regierungspalast

Der 1960 fertiggestellte Regierungspalast ist der Sitz des Premierministers von Osttimor und der Regierung. Er orientiert sich in seinem Aussehen an den Gebäuden des Praça do Comércios, dem Hauptplatz in Lissabon. Der Regierungspalast steht nicht weit vom Ufer der Bucht entfernt. Die Straße, die am Palast vorbeiführt, ist das Handelszentrum Dilis. Hinter dem Palast befindet sich das Nationalparlament und das Finanzministerium.

Präsidentenpalast

Am 2. Juli 2007 wurde der Grundstein für den neuen Präsidentenpalast Osttimors im Westen Dilis gelegt. Das Gebäude wurde von der Volksrepublik China finanziert. Zuvor befand sich hier ein Hubschrauberlandeplatz der Internationalen Stabilisierungskräfte. Das Gebäude trägt den Namen Palast der Hoffnung und wurde im April 2009 fertiggestellt. Die Einweihung erfolgte am 27. August 2009. Der zentrale Bereich des Palastes trägt ein steil ansteigendes, blaues Dach, das dem timoresischen Stil nachempfunden ist.<ref>Bild des neuen Präsidentenpalastes</ref> In der Eingangshalle des Palastes findet sich eine Dinosaurierausstellung mit dem Skelett eines Tarbosaurus bataar, eines Verwandten des Tyrannosaurus. Das Skelett wurde in der Mongolei ausgegraben und ist eine Leihgabe der Monash University, als Unterstützung für die Bildung von Schulkindern. Oftmals werden Gäste und neue Botschafter vor dem Dinosaurierskelett begrüßt.<ref>Dinosaurs in the Presidential Palace</ref>

Casa Europa

Das Gebäude ist die ehemalige Tranqueira (Lagerhaus) der alten portugiesischen Festung Dili aus dem Jahr 1769. Das Lagerhaus selbst wurde im 19. Jahrhundert errichtet. Es diente ab 1895 als Baracke der portugiesischen Infanterie, nach dem Zweiten Weltkrieg der Artillerie und in den 1960ern gehörte es der Companhia de Intendência, dem Quartiermeister. Nach der Invasion übernahm das indonesische Militär das Gebäude. Zwischen 2000 und 2002 wurde das Gebäude renoviert und 2007 der Europäischen Kommission übergeben. Das bis dahin Uma Fukun genannte Gebäude erhielt seinen neuen Namen: Casa Europa („Europahaus“). In der Vertretung der Europäischen Union finden regelmäßig Veranstaltungen statt, wie Ausstellungen und Filmvorführungen. 2008 wurde das gelbe Casa Europa nach einer erneuten Renovierung offiziell eingeweiht.<ref>Delegation of the European Union to Timor-Leste (Memento vom 4. März 2015 im Internet Archive)</ref>

Palácio de Lahane

Der Palácio de Lahane war ab 1860 die Residenz des Gouverneurs von Portugiesisch-Timor, anderthalb Kilometer südlich des Stadtzentrums, in den Bergen. Das Gebäude wurde 1999 schwer beschädigt, ist aber inzwischen wieder aufgebaut Als im Februar 2013 der Präsidentenpalast durch Überflutungen mit Schlamm verunreinigt wurde, diente der Palácio de Lahane als vorübergehendes Büro des Staatspräsidenten.<ref>Radio Timor-Leste: PR TMR moves to Lahane because of flood, 18. Februar 2013</ref>

Mercado Municipal

Der Mercado Municipal (Stadtmarkt) ist ein weiteres Gebäude aus der portugiesischen Kolonialzeit. Allerdings wird das rot-weiße Bauwerk nicht mehr als Markt verwendet, sondern ist nun ein Gelände für internationale Messen.

Finanzministerium

Das Gebäude des Finanzministeriums ist mit elf Stockwerken das bisher höchste Gebäude Osttimors. Es wurde 2014 von einer indonesischen Firma fertiggestellt und hat 20.000 Quadratmeter Fläche. Die Baukosten betrugen 22 Millionen US-Dollar.<ref>Paul Cleary: Peace in East Timor at cost of economic dignity, The Australian, 7. Februar 2015, abgerufen am 7. Februar 2015.</ref>

Religiöse Gebäude

Dili ist Sitz des Bistums Dili. Die wichtigste Kirche Dilis ist die Catedral da Imaculada Conceição (Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis) in Vila Verde, die größte Kirche Südostasiens.<ref>Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven:@1 @2 Bearbeiten