Diphenylamin
Strukturformel | ||||||||||||||||||||
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Struktur von Diphenylamin | ||||||||||||||||||||
Allgemeines | ||||||||||||||||||||
Name | Diphenylamin | |||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C12H11N | |||||||||||||||||||
CAS-Nummer | 122-39-4 | |||||||||||||||||||
PubChem | 11487 | |||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farblose, blättrige, schwach blumig riechende Kristalle<ref name=roempp>Eintrag zu Diphenylamin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 20. März 2014.</ref> | |||||||||||||||||||
Eigenschaften | ||||||||||||||||||||
Molare Masse | 169,23 g·mol−1 | |||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | |||||||||||||||||||
Dichte |
1,16 g·cm−3<ref name="GESTIS">Eintrag zu CAS-Nr. 122-39-4 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 30. Dezember 2007 (JavaScript erforderlich)</ref> | |||||||||||||||||||
Schmelzpunkt |
53 °C<ref name="GESTIS" /> | |||||||||||||||||||
Siedepunkt |
302 °C<ref name="GESTIS" /> | |||||||||||||||||||
Dampfdruck |
0,33 Pa bei 20 °C <ref name="GESTIS" /> | |||||||||||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | ||||||||||||||||||||
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MAK |
Schweiz: 10 mg·m−3 (gemessen als einatembarer Staub)<ref>SUVA: Grenzwerte am Arbeitsplatz 2015 – MAK-Werte, BAT-Werte, Grenzwerte für physikalische Einwirkungen, abgerufen am 2. November 2015.</ref> | |||||||||||||||||||
Toxikologische Daten | ||||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Diphenylamin oder auch N-Phenylanilin ist eine aromatische organische Verbindung mit der Summenformel C12H11N. Es gehört zur Stoffklasse der sekundären Amine.
Inhaltsverzeichnis
Vorkommen
Diphenylamin wurde in frischen Zwiebeln nachgewiesen. Ob diese Substanz natürlich in der Pflanze vorkommt oder einen Rückstand aus der Pestizidbehandlung darstellt, ist nicht bekannt. Es gilt auch als Begleitsubstanz des Tees.
Herstellung
Diphenylamin wird technisch durch oxid-katalysierte Desaminierung von Anilin hergestellt.
- <math>\mathrm{ 2 \ C_6H_5NH_2 \longrightarrow (C_6H_5)_2NH + NH_3}</math>
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Diphenylamin bildet farblose bis graue, lichtempfindliche, blättrige Kristalle mit blumigem Geruch.<ref name="GESTIS" />
Chemische Eigenschaften
Diphenylamin ist ein Redoxindikator. Ein Farbwechsel findet statt zwischen oxidierter Form (blauviolett) und reduzierter Form (farblos).
Thermisch oder photochemisch kann Diphenylamin durch oxidativen intramolekularen Ringschluss zu Carbazol reagieren.
Als aromatisches Amin reagiert Diphenylamin zwar als schwache Base, kann aber auch selbst von starken Basen zum (mesomeriestabilisierten) Diphenylamid-Anion deprotoniert werden.
Verwendung
Diphenylamin wird in der Landwirtschaft als Fungizid eingesetzt.<ref>alanwood</ref> Diphenylamin hemmt die Oxidation des Terpens α-Farnesen.<ref>F. E. Huelin, I. M. Coggiola: Superficial scald, a functional disorder of stored apples. V. – Oxidation of α-farnesene and its inhibition by diphenylamine. In: Journal of the Science of Food and Agriculture. 21, Nr. 1, Januar 1970, S. 44–48, doi:10.1002/jsfa.2740210113 (PDF).</ref> Bei der Bekämpfung der Schalenbräune spielte es eine wichtige Rolle.<ref>Schalenbräune - Vorbeugung ohne Diphenylamin (DPA)</ref>
Diphenylamin dient zum Nachweis von Nitrit-, Nitrat- und Chlorationen. Dabei wird es zu Tetraphenylhydrazin dimerisiert, das dann eine Benzidin-Umlagerung eingeht und zu einem farbigen chinoiden System (Chinoniminfarbstoff) oxidiert wird.
Diphenylamin (DPA) ist einer der am meisten verwendeten Stabilisatoren für Schießpulver. Seine Aufgabe ist das Abfangen von nitrosen Gasen (NOx) und sauren Bestandteilen. Es wurde daher anfänglich auch bei der Herstellung von Ballistit eingesetzt. Dabei wandelt es sich in das als Karzinogen verdächtige N-Nitrosodiphenylamin um. DPA ist mit Nitroglycerin (NG) unverträglich. Ab einem Nitroglyceringehalt von 20 % (häufig auch schon darunter) werden andere Stabilisatoren (Centralit, 2-Nitro-DPA oder Akardit) eingesetzt. Auch mit Kaliumnitrat ist DPA nicht verträglich.
Ferner kann es zur Herstellung von Farbstoffen (wie Acid Yellow 36, Acid Yellow 63 und Acid Orange 5) und in Kautschukherstellung als Antioxidans und Vulkanisationsbeschleuniger verwendet werden.<ref>Datenblatt bei Lanxess</ref>
Diphenylamin eignet sich auch zum Stabilisieren von Ethern.
Diphenylamin mit konzentrierter Schwefelsäure in Eisessig (Dische-Reagenz) reagiert mit Desoxyribosen beim Erhitzen zu einem blauen Farbstoff.
Arylierung mit Iodbenzol führt zu Triphenylamin.<ref name=triphenyl>F. D. Hager: Triphenylamine. In: Organic Syntheses. 8, 1928, S. 116, doi:10.15227/orgsyn.008.0116; Coll. Vol. 1, 1941, S. 544 (PDF).</ref>
Pharmakologische Bedeutung
Diphenylamin wirkt stark blutzuckersenkend.
Sicherheitshinweise
Diphenylamin ist giftig beim Einatmen, Verschlucken und Berührung mit der Haut. Es besteht die Gefahr kumulativer Wirkungen. Bei Kontakt treten lokale Reizungen von Haut, Augen und Atemwegen auf. Die Hautresorption ist gering. Nach Resorption großer Mengen tritt Methämoglobinbildung auf.
Bei Aufnahme in den Körper sind irreversible schwere Gesundheitsschäden bis zur Todesfolge zu erwarten. Deshalb ist jeglicher Kontakt zum menschlichen Körper zu vermeiden.
Diphenylamin darf nicht mit Hexachlormelamin, Trichlormelamin und Oxidationsmitteln in Berührung gebracht werden. Im Brandfall treten gefährliche Zersetzungsprodukte auf wie nitrose Gase und Amine.
Diphenylamin sollte wegen der photochemischen Bildung von Carbazol unter Lichtschutz gelagert werden. Schutzhandschuhe bieten kurzzeitigen Staubschutz.
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
- International Chemical Safety Card (engl.)
- Pocket Guide to Chemical Hazards (engl.)