Dreifaltigkeit


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Darstellung der Dreieinigkeit in Form des Gnadenstuhls (Epitaph von 1549)

Als Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität (lat. trinitas; altgr. τριάς Trias ‚Dreizahl‘, ‚Dreiheit‘) bezeichnet die christliche Theologie die Wesenseinheit Gottes in drei Personen oder Hypostasen, nicht drei Substanzen. Diese werden „Vater“ (Gott der Vater, Gott Vater oder Gottvater), „Sohn“ (Jesus Christus, Sohn Gottes, Gott der Sohn oder Gott Sohn) und „Heiliger Geist“ genannt. Damit wird zugleich ihre Unterscheidung und ihre unauflösbare Einheit ausgedrückt.

Die christliche Trinitätslehre wurde zwischen 325 (Erstes Konzil von Nicäa) und 675 (Synode von Toledo) durch verschiedene Konzile und Synoden entwickelt. Die beiden konträren Hauptrichtungen waren dabei die Antiochenische und die Alexandrinische Schule. Zu Beginn des arianischen Streits im Jahr 318 vertrat der Presbyter Arius als Antiochener die Auffassung der Wesensähnlichkeit (mit Unterordnung des Sohnes unter seinen Vater) im Unterschied zur Wesensgleichheit (mit Gleichrangigkeit von Vater und Sohn) zwischen Gott und seinem Sohn, wie sie von den Bischöfen Alexander und Athanasius als Alexandrinern vertreten wurde. Später ging es auch um die Stellung des Heiligen Geistes. Während in der Frühzeit des Christentums die Sicht des Arius öfters vorherrschend war, setzte sich die Sicht des Athanasius schließlich durch. Heute befinden sich Antitrinitarier und Unitarier in der Minderheit.

Im Kirchenjahr ist Trinitatis, der erste Sonntag nach Pfingsten, dem Gedenken der Dreieinigkeit Gottes gewidmet.

Inhaltsverzeichnis

Biblische Motive

Das Alte und Neue Testament enthalten nach christlicher Interpretation Hinweise auf eine Trinitätslehre, ohne aber eine solche zu entfalten. Für die Rezeptionsgeschichte bedeutsam sind neben Formeln, die direkt auf die Trinität bezogen wurden, auch Aussagen zur Göttlichkeit von Sohn und Geist.

Göttliche Dreiheit

Alttestamentliche Motive

Die neutestamentliche Rede vom heiligen Geist hat Vorläufer in Formulierungen des Alten Testaments, beispielsweise Gen 2,7 EU; Jes 32,15–20 EU; Ez 11,19 EU oder 36,26 f. EU<ref>Nach Thomas Söding, Art. Trinität, I. Biblisch-theologisch, in: LThK3 Band 10, Sp. 239–242, hier Sp. 241</ref> und der zeitgenössischen Theologie, in der es auch gewisse Parallelen für Vorstellungen gibt, die sich im Neuen Testament mit Jesus Christus verbinden.<ref>Vgl. dazu einführend James H. Charlesworth: The Historical Jesus: An Essential Guide. Abingdon 2008, ISBN 0-687-02167-7</ref> Darüber hinausgehende Bezugnahmen sind spätere Reinterpretationen. So beziehen sich etwa frühe christliche Theologen allgemein auf Stellen, wo vom Engel, Wort (davar), Geist (ruah) oder der Weisheit (hokhmah) oder Gegenwart (shekhinah) Gottes die Rede ist<ref>Eine zeitgenössische diesbezügliche methodologische Orientierung bietet zum Beispiel Jürgen Werbick: Trinitätslehre. In: Theodor Schneider (Hg.): Handbuch der Dogmatik, Band 2. Patmos, Düsseldorf 2000, S. 481–574, hier S. 484–486.</ref>, sowie auf Stellen, wo Gott von sich im Plural spricht (Gen 1,26 EU, Gen 11,7 EU) sowie insbesondere das dreifache „Heilig!“ der Seraphim in Jes 6,3 EU, das in der Liturgie im Trishagion aufgenommen wurde.<ref name="pelikan">Jaroslav Pelikan: The Emergence of the Catholic Tradition (100–600), Band 1: The Christian Tradition. A History of the Development of Doctrine, Kapitel The Mystery of the Trinity; 1971</ref> Immer wieder wurde auch der Auftritt dreier Männer in Gen 18,1–3 EU auf die Trinität bezogen.

Neutestamentliche Motive

Man hat die Spezifikation eines bereits im AT manifesten „Immanenzwillens“ Gottes sowie eine Rede in „unvertauschbaren“ Namen von Geist, Sohn und Vater diagnostiziert.<ref>So jedenfalls F. Courth: Art. Trinität, 2. Christlich, in: Adel Theodor Khoury (Hg.): Lexikon religiöser Grundbegriffe. Graz u. a. 1996; Sp. 1075–1079, hier Sp. 1076.1078.</ref>

Die frühesten wirkungsgeschichtlich einschlägigen Formulierungen prägt jedenfalls Paulus. Er verwendet in 2 Kor 13,13 EU vermutlich einen Segensgruß der frühen christlichen Liturgie: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei bei euch!“ In 1 Kor 12,3–6 EU werden Gnadengaben „in gezielter Steigerung“<ref>Söding, l.c., Sp. 241.</ref> auf Geist, Herr und Gott zurückgeführt. Auch Eph 1,3–14 EU ordnet Vater, Sohn und Geist neben- und aufeinander hin.<ref>Werbick 2000, l.c., 488</ref>

Besonders wirkungsgeschichtlich einflussreich, wenn auch nicht zum „Prototyp der christlichen Taufe“<ref>Vgl. Joachim Gnilka: Das Matthäusevangelium, Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. 1/1, 78 und 1/2, 509</ref>, wird die Taufformel in Mt 28,19 EU. „Auf den Namen“ (εἰς τὸ ὄνομα, wörtl. „in den Namen“) bezeichnet dabei eine Übereignung.<ref>Vgl. Joachim Gnilka: Das Matthäusevangelium (Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament, Bd. 1/2). S. 509</ref> Als „Pendant“ dazu hat man die Erzählung der Taufe Christi im Jordan durch Johannes den Täufer gesehen, weil dort<ref>in Mt 3,13–17 EU (vgl. auch Mk 1,9–11 EU, Lk 3,21–22 EU, Joh 1,32–34 EU)</ref> durch Herabschweben des Geistes und Himmelsstimme des Vaters ebenfalls Vater, Sohn und Geist vereinigt sind.<ref>Vgl. Gnilka, l.c. Unvorsichtiger beispielsweise Michael Schmaus: Art. Trinität, in: Heinrich Fries (Hg.): Handbuch theologischer Grundbegriffe. Kösel, München 1962, S. 264–282, hier S. 267.</ref> Vermutlich ist diese Taufformel die Erweiterung<ref>Söding, l.c.; Werbick 2000, l.c., S. 490.</ref> einer Taufe „auf den Namen Christi“.<ref>Wie in Apg 2,38 EU, Apg 8,16 EU, Apg 10,48 EU, Apg 19,5 EU.</ref> Auch die nach 100 n. Chr. entstandene Didache (der frühe „Katechismus mit Anweisungen über die liturgischen Vollzüge“)<ref>Noch früher, auf etwa 60–65 n. Chr. datiert von Klaus Berger: Das Neue Testament und frühchristliche Schriften. Insel, Frankfurt/M., Leipzig 1999, S. 302.</ref> kennt bereits eine solche erweiterte Taufformel: „Tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.<ref>Didache 7.</ref>

Göttlichkeit des Vaters

Die Bezeichnung „Gott“ bezieht sich im Neuen Testament meistens auf den Vater. Gott und der Sohn Gottes erscheinen als voneinander unterschieden, wenn es etwa heißt: „Gott sandte seinen Sohn“ (Joh 3,17 EU). Oder wenn Jesus „zur Rechten Gottes steht“ (Apg 7,56 EU). Gott, das ist (z. B. in 1 Petr 1,3 EU) der „Vater unseres Herrn Jesus Christus“. Diese Vorstellung betrifft auch die Zukunft; am Ende „wird sich auch der Sohn unterwerfen“ und „Gott alles in allem“ oder „in allen“ (1 Kor 15,28 EU) sein.<ref>Franz Graf-Stuhlhofer: Jesus Christus – Gottes Sohn. Leun 32012, S. 18–20.</ref>

Göttlichkeit Jesu Christi

Bereits die ältesten Texte des Neuen Testaments zeigen eine enge Verbindung von Gott und Jesus: Dieser wirkt mit göttlicher Vollmacht – so sehr, dass Gott selbst in Jesus und durch ihn sein Schaffen, Richten, Erlösen und Sich-Offenbaren vollzieht.<ref>Vgl. Söding: Art. Trinität, Sp. 240.</ref> Zu den christologisch besonders aussagekräftigen Texten zählt etwa der Hymnus in Kol 1,15 EU ff., der u. a., wie JohEU, eine Präexistenz und ein Geschaffensein des Kosmos in Christus aussagt. Die Relation zwischen Christus als Sohn Gottes und Gott-Vater ist mehreren Autoren des Neuen Testaments wichtig. Eine besondere Vertrautheit wird in der Abba-Anrede und dem „Erkennen“ des Vaters durch den Sohn betont;<ref>Vgl. Mt 11,27 EU, Lk 10,22 EU</ref> vor allem das Johannesevangelium (Joh 17,21–23 EU) spricht von einer Relation der Einheit und wechselseitigen Immanenz zwischen Vater und Sohn in der Liebe.

Joh 20,28 EU wird häufig dahingehend interpretiert, daß der Jünger Thomas Jesus unmittelbar als „Gott“ bezeichnet habe. Thomas sagt dort: „Mein Herr und mein Gott!“.<ref>Horst Georg Pöhlmann: Abriß der Dogmatik. Gütersloh, 4. Auflage 1973, S. 236: „Das NT bezeichnet Jesus als Gott (Joh 1,1; 20,28; Hebr 1,8-10; Kol 2,2) und gottgleiches Wesen (Phil 2,6), er wird wie ein Gott angebetet (1 Kor 8,6), ...“</ref> Ebenso wird die Bezeichnung „Gott“ in einigen neutestamentlichen Briefen auf Jesus angewandt, am deutlichsten 1 Joh 5,20 EU in der Wendung „wahrhaftiger Gott“.<ref>Weitere Stellen werden genannt bei Graf-Stuhlhofer: Jesus Christus – Gottes Sohn, 2012, S. 39–41, nämlich Joh 1,1 EU, Röm 9,5 EU, Hebr 1,8-10 EU, 2 Petr 1,1 EU.</ref> Aber auch indirekt ergibt sich eine Gleichsetzung von Gott und Jesus, indem Aussagen wie „Ich bin das Alpha und das Omega“ sowohl im Mund Gottes als auch im Mund Jesu erscheinen (Offb 1,8 EU, Offb 22,13 EU).<ref>Dass hier Jesus spricht, ergibt sich aus Offb 22,12 und 20. Weitere Gleichsetzungen besprochen bei Graf-Stuhlhofer: Jesus Christus – Gottes Sohn, S. 24–31.</ref>

Göttlichkeit des Heiligen Geists

Der Geist ist nach Matthäus und Lukas<ref>Lk 1,35 EU und Mt 1,20 EU</ref> bereits bei der Empfängnis Jesu wirksam. Der irdische Jesus ist sodann nach den Evangelisten Träger („voll“) des Heiligen Geistes<ref>vgl. Mk 1,9 EUff; Lk 4,14.16–21 EU, Apg 10,38 EU</ref>, insbesondere nach Paulus der Auferstandene dann dessen Mittler.<ref>vgl. 1 Kor 15,45 EU, 2 Kor 3,17 EU, Röm 5,8 EU</ref> Im Johannesevangelium offenbart der Geist die Einheit zwischen Vater und Sohn<ref>Joh 14,16.26 EU; 15,26 EU; 16,7 EU; vgl. wiederum z. B. Söding, l.c. und Werbick 2000, l.c., S. 487–490.</ref>, mehr noch, Jesus bekennt sogar: „Gott ist Geist“ (Joh 4,24 EU)<ref>Diese Aussage wird für Basilius die Kernstelle seiner Theologie vom Gottsein des Heiligen Geistes (Über den heiligen Geist, Kapitel IX).</ref>, womit die Präsenz und das Wirken Gottes als Geist glaubbar wird (Joh 15,26 EU; Apg 2,4 EU).

Entwicklung der Trinitätstheologie

Frühe trinitarische Formeln

Der biblischen Rede von Vater, Sohn und Geist lassen sich nur Weichenstellungen für die späteren Rezeptionen bei der Ausarbeitung einer Trinitätslehre entnehmen. Prägend wird besonders die rituelle Praxis und Gebetspraxis der frühen Christen.

Die frühesten deutlich dreiheitlich strukturierten Formeln begegnen als Taufformeln<ref>Did 7.1 (s. o.); Justin 1 Apol 61,3, Irenäus Adv. Haer. 3,17,1, Tertullian Adv. Prax. 26,9.</ref> und in Taufbekenntnissen, die mit drei Fragen und Antworten die Übereignung an Vater, Sohn und Geist vorbereiten und dann vollziehen.<ref>So etwa bei Hippolyt, DH 10; vgl. Werbick 2000, l.c., 491</ref>

Auch in der Eucharistiefeier finden sich trinitarische Formeln: Durch den Sohn wird dem Vater gedankt, dann um Herabsendung des Geistes gebeten.<ref>Vgl. Justin, 1 Apol 65,3, Hippolyt, Apost. Trad. 4</ref> Die Schlussdoxologie verherrlicht den Vater durch den Sohn und mit dem Geist (oder: mit dem Sohn durch den Geist).<ref>Justin, 1 Apol. 65.67; Basilius. De Spir. 2–6; Apost. Trad. 4</ref>

Auch die regula fidei bei Irenäus, die u. a. in der Taufkatechese Verwendung fand, ist trinitarisch strukturiert.<ref>Irenäus, Adv. Haer. 1,10 / 22,1</ref>

Theologische Entwicklung im 2. und 3. Jahrhundert

Die christliche Theologie war in den ersten Jahrhunderten nicht eindeutig definiert. Es gab jedoch schon früh Abgrenzungen zu extremen Varianten der Christologie, wie dem Adoptianismus (Jesus wurde bei der Taufe von Gott adoptiert) oder Doketismus (Jesus war rein göttlich und erschien nur als Mensch). Unter diversen Versuchen befanden sich einige – wie Adoptionismus und modalistischer Monarchianismus (der Vater und der Sohn sind „nur“ verschiedene Erscheinungsformen des einen Gottes) –, die von den führenden Kirchenvätern einmütig als Häresie verurteilt wurden.

Justin

Justin der Märtyrer verwendet zahlreiche trinitarische Formeln.<ref>1 Apol. 6,2; 13,3; 61,3.10; 65,3; 67,2.</ref>

Irenäus

Irenäus von Lyon entwickelt – unter anderen auf dem Prolog des Johannesevangeliums (1,1–18 ELB) aufbauend – eine Logos-Theologie. Jesus Christus, der Sohn Gottes, wird mit dem präexistenten Logos als wesentlichem Akteur der Schöpfung und der Offenbarung Gottes gleichgesetzt. Auch eine eigenständige Pneumatologie arbeitet Irenäus aus.<ref>Vgl. u. a. Adv. haer. 4,20,1.</ref> Der Heilige Geist ist Gottes Weisheit. Geist und Sohn gehen nicht durch eine Emanation hervor, welche sie auf eine andere ontologische Stufe zum Vater stellen würde, sondern durch „geistige Emanation“.<ref>Vgl. Werbick 2000, 493.</ref>

Tatian

Tatian versucht einen eigenständigen Sonderweg, wobei der Geist auch als Diener Christi, des Logos, auftritt und einem weltjenseitig-unwandelbaren Gott nachgeordnet wird.<ref>Or. 13, 6; vgl. Werbick 2000, 493</ref>

Athenagoras

Das griechische Wort trias für Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, das in den Ostkirchen bis heute das übliche Wort für die christliche Dreifaltigkeit ist, wird erstmals erwähnt in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts bei dem Apologeten Athenagoras von Athen:

„Sie

Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden.“

Koran 112:3, Übersetzung von Khoury

Dem entgegnen christliche Theologen einerseits, dass diese „sehr körperliche“ Vorstellung der Trinität nicht der Trinität entspreche, wie sie das Christentum versteht, das die absolute Geistigkeit Gottes betont: Der Sohn wird vom Vater gezeugt nicht auf körperliche, sondern auf geistige Weise. Ebenso geht der Heilige Geist – nach westkirchlicher Ansicht aus der Liebe von Vater und Sohn, nach ostkirchlicher Ansicht aus dem Vater – auf geistige Weise hervor. Islamische Theologen machen hingegen darauf aufmerksam, dass diese Frage von untergeordneter Bedeutung sei, da nach islamischem Verständnis bereits die Anrufung etwa Jesu in die Kategorie des shirk (im Deutschen oft mit Vielgötterei übersetzt) falle. Außerdem wird die Unvereinbarkeit der Offenbarung Gottes in einem Menschen mit dem Bilderverbot in den mosaischen Zehn Geboten angeführt.

Außerchristliche triadische Vorstellungen

Göttliche Triaden (Dreiheiten, d. h. drei verschiedene, zusammengehörende Gottheiten), oft bestehend aus Vater, Mutter und Kind, sind aus den meisten Mythologien bekannt, beispielsweise in der römischen Mythologie Jupiter, Juno und Minerva oder Osiris, Isis, und Horus in der ägyptischen Mythologie.

Es wurden sogar vage „Anfänge von … Trinität“ bis auf ägyptische theologische Überlieferung zurückverfolgt.<ref>E. Hornung: Die Anfänge von Monotheismus und Trinität in Ägypten; in: K. Rahner (Hg.): Der eine Gott und der dreieine Gott. Das Gottesverständnis bei Christen, Juden und Muslimen; Freiburg im Breisgau 1983; S. 48–66</ref>

Daneben gibt es auch Triaden mit dem Konzept des Modalismus: Eine Gottheit erscheint in verschiedenen (oft auch drei) Gestalten: So wurden vorchristliche Göttinnen im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum (wie z. B. die keltische Morrígan oder die Matronen) oft als drei verschiedene Personen abgebildet: als Jungfrau („Liebesgöttin“), als Mutter („Fruchtbarkeitsgöttin“) und als Altes Weib („Todesgöttin“) – jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter – alles Manifestationen derselben Göttin. Im Neopaganismus wurde daraus eine Dreifaltige Göttin.

Hinduismus

Eine Trimurti („Dreigestalt“, „dreiteiliges Götterbild“) ist im Hinduismus die Einheit der drei Aspekte von Gott in seinen Formen als Schöpfer Brahma, als Erhalter Vishnu und Zerstörer Shiva. Diese Dreiheit in der Einheit repräsentiert das formlose Brahman und drückt die schöpfenden, erhaltenden und zerstörenden Aspekte des höchsten Seienden aus, die sich gegenseitig bedingen und ergänzen. Ob es sich dabei um „Personen“ im christlichen Sinn handelt, hängt von der Auffassung der jeweiligen theologischen Richtung von „Person“ ab: Bei pantheistischen Richtungen wie der Shankaras erübrigt sich die Frage; Richtungen, die Persönlichkeit betonen wie die Ramanujas oder Madhvas, neigen eher dazu, die drei Aspekte als eine Art „Erzengel“ einer transzendenten Gottheit wie Vishnu oder Shiva unterzuordnen. Speziell im tamilischen Shivaismus wird Shiva als transzendenter Gott gesehen und seine zerstörende Funktion als Rudra bezeichnet. Teilweise zählt man auch Verblendung und Erlösung zu den (jetzt fünf) Hauptaspekten Shivas, die dann aber im Bild des Tanzenden Shiva symbolisch dargestellt werden.

Jedoch ist die Trimurti kein zentrales Konzept des Hinduismus, denn es gibt auch „zweigestaltige“ Bilder, allen voran die verbreitete Darstellung von Shiva als zur Hälfte Mann und zur Hälfte Frau (Ardhanarishvara), das auch sehr häufige Harihara-Bild, das halb Vishnu und halb Shiva ist, und in dem der heute wenig verehrte Brahma fehlt. Eine weitere Gruppe von Göttern, die auch als höhere Einheit aufgefasst werden kann, ist Shiva und Parvati mit ihren Kindern Ganesh und / oder Skanda als Götterfamilie.

Shakti – Verehrer, die Anhänger der weiblich dargestellten Form Gottes, kennen auch eine weibliche Trimurti mit Sarasvati der Schöpferin, Lakshmi der Erhaltenden und Kali der Zerstörerin.

Gnostizismus

Triadische bzw. trinitarische Formulierungen finden sich auch in Texten von Nag Hammadi.<ref>Vgl. A. Böhlig: Triade und Trinität in den Schriften von Nag Hammadi, in: Ders.: Gnosis und Synkretismus. Gesammelte Aufsätze zur spätantiken Religionsgeschichte, 1. Teil; Tübingen 1989, S. 289–311; A. Böhlig: Zum Gottesbegriff des Tractatus Tripartitus, in: Gnosis und Synkretismus, S. 312–340</ref>

Neuplatonismus

Der Philosoph Jens Halswassen schreibt in seinem Buch "Plotin und der Neuplatonismus": "Es gehört zu den merkwürdigsten Ironien der Geschichte, dass ausgerechnet der erklärte Christenfeind Porphyrios mit seinem trinitarischen Gottesbegriff, den er aus der Interpretation der Chaldäischen Orakel entwickelte, zum wichtigsten Anreger für die Ausbildung des kirchlichen Trinitätsdogmas im 4. Jahrhundert wurde... Es war ausgerechnet Porphyrios, der die rechtgläubigen Kirchenväter gelehrt hatte, wie man die wechselseitige Implikation und damit die Gleichwesentlichkeit von drei unterschiedlichen Momenten in Gott mit der Einheit Gottes zusammendenken kann, wodurch die Gottheit Christi erst mit dem biblischen Monotheismus vereinbar wurde."<ref name="halfwassen">Jens Halfwassen: Plotin und der Neuplatonismus München 2004, S. 152.</ref> Eine Menschwerdung einer der Personen der Trinität war für einen Neuplatoniker wie Porphyrios jedoch unannehmbar.

Literatur

Dogmen- und Kirchengeschichte

  • Leonardo Boff: Kleine Trinitätslehre. Patmos, Düsseldorf 2007, ISBN 978-3-491-69435-4.
  • Christoph Bruns: Trinität und Kosmos. Zur Gotteslehre des Origenes. Adamantiana Bd. 3, Aschendorff, Münster 2013, ISBN 978-3-402-13713-0.
  • Franz Courth: Trinität (= Handbuch der Dogmengeschichte, Bd. 2: Der trinitarische Gott – Die Schöpfung – Die Sünde, Faszikel 1). Herder, Freiburg im Breisgau
  • Franz Dünzl: Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche. Herder, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-451-28946-6.
  • Peter Gemeinhardt: Die Filioque-Kontroverse zwischen Ost- und Westkirche im Frühmittelalter. Dissertation Universität Marburg 2001. Arbeiten zur Kirchengeschichte Bd. 82, Walter de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017491-X.
  • Jan Rohls: Gott, Trinität und Geist. Ideengeschichte des Christentums Bd. 3, Mohr Siebeck, Tübingen 2014, ISBN 978-3-16-152789-0.

Systematische Theologie

  • Gisbert Greshake: Der dreieine Gott. Eine trinitarische Theologie. Sonderausgabe, 5., nochmals erweiterte Auflage der Erstausgabe. Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 2007, ISBN 978-3-451-29667-3.
  • Gisbert Greshake: An den drei-einen Gott glauben. Ein Schlüssel zum Verstehen. Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1998, ISBN 3-451-26669-5.
  • Klaus Hemmerle: Thesen zu einer trinitarischen Ontologie. Johannes-Verlag, Einsiedeln 1976, ISBN 3-265-10171-1.
  • Jürgen Moltmann: Trinität und Reich Gottes. Zur Gotteslehre. 3. Auflage. Kaiser, Gütersloh 1994, ISBN 3-579-01930-9.
  • Daniel Munteanu: Der tröstende Geist der Liebe. Zu einer ökumenischen Lehre vom Heiligen Geist über die trinitarischen Theologien Jürgen Moltmanns und Dumitru Staniloaes. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2003, ISBN 3-7887-1982-6 (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss., 2002).
  • Bernhard Nitsche: Gott und Freiheit. Skizzen zur trinitarischen Gotteslehre (ratio fidei 34). (Pustet) Regensburg 2008
  • Karl Rahner (Hrsg.): Der eine Gott und der dreieine Gott. Das Gottesverständnis bei Christen, Juden und Muslimen. Schnell und Steiner, München u. a. 1983, ISBN 3-7954-0126-7.
  • Joseph Ratzinger: Glaube an den dreieinigen Gott. In: Joseph Ratzinger: Einführung in das Christentum. Vorlesungen über das apostolische Glaubensbekenntnis. Mit einem neuen einleitenden Essay. Völlig unveränderte, mit einer neuen Einführung versehene Neuausgabe. Kösel, München 2000, ISBN 3-466-20455-0, Kapitel 5.
  • Hartmut von Sass: Nachmetaphysische Dreifaltigkeit - Barth, Jüngel und die Transformation der Trinitätslehre, in: ZThK, Heft 3, 2014, ISSN 0044-3549, S. 307 - 331
  • Bertram Stubenrauch: Dreifaltigkeit (= Topos-plus-Taschenbücher Bd. 434 Positionen). Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2002, ISBN 3-7867-8434-5.
  • Heinz-Jürgen Vogels: Rahner im Kreuzverhör. Das System Karl Rahners zuendegedacht. Borengässer, Bonn 2002, ISBN 3-923946-57-0.
  • Herbert Vorgrimler: Gott – Vater, Sohn und Heiliger Geist. 2. Auflage. Aschendorff, Münster 2003, ISBN 3-402-03431-X.
  • Michael Welker, Miroslav Volf (Hrsg.): Der lebendige Gott als Trinität. Jürgen Moltmann zum 80. Geburtstag. Gütersloher Verlags-Haus, Gütersloh 2006, ISBN 3-579-05229-2.
  • Rudolf Weth (Hrsg.): Der lebendige Gott. Auf den Spuren neueren trinitarischen Denkens. Neukirchener Verlag, Neukirchen-Vluyn 2005, ISBN 3-7887-2123-5.

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Dreifaltigkeit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Dreifaltigkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary Wiktionary: Trinität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Bibliographien

Einzelnachweise

<references />