ENAV


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25px Dieser Artikel beschreibt die italienische Flugsicherung, für die israelische Siedlung Enaw oder Enav im Westjordanland, siehe Liste israelischer Siedlungen
ENAV S.p.A.

Società Nazionale per l’Assistenza al Volo

ENAV logo.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1. Januar 2001
Sitz Rom, Italien
Mitarbeiter 3300
Umsatz EUR 712 Millionen<ref>Geschäftsbericht 2009</ref>
Branche Flugsicherung, Flugverkehrskontrolle
Website www.enav.it

Die ENAV S.p.A. – Società Nazionale per l’Assistenza al Volo (dt. „Nationale Gesellschaft für Flugassistenz“) ist in Italien für die Flugsicherung verantwortlich. Es handelt sich um eine Aktiengesellschaft, die sich derzeit noch zu 100 Prozent im Besitz des italienischen Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen befindet und die vom Verkehrsministerium beaufsichtigt wird. Der Unternehmenssitz befindet sich in Rom.

Aufgaben

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FIRs und ACCs in Italien

Der ENAV wurden vom Staat hoheitliche Aufgaben übertragen. Sie ist als Air Navigation Service Provider mit ihren rund 3.300 Mitarbeitern zuständig für die Luftverkehrskontrolle und das Flugverkehrsmanagement, den Fluginformationsdienst und den Flugwetterdienst sowie für den Betrieb der zivilen Flugnavigationsanlagen. Mit der militärischen Flugsicherung der italienischen Luftwaffe, den Flugsicherungsstellen anderer Staaten und der Europäischen Union (Eurocontrol) und verschiedenen internationalen Organisationen gibt es eine enge Zusammenarbeit.

Die ENAV ist für einen Luftraum zuständig, der sich über 751.728 km² ausdehnt. Es werden hier rund 1,6 Millionen Flüge pro Jahr überwacht. Sie unterhält vier Area Control Centers (ACC)<ref>Die dazugehörigen Fluginformationsgebiete (FIR) wurden von vier auf drei reduziert, indem die FIRs von Mailand und Padua zusammengelegt wurden (nicht jedoch deren ACCs).</ref> in Mailand, Padua, Rom und Brindisi<ref>Die genauen Standorte der ACCs sind Mailand-Linate, Abano Terme („Padua“), Rom-Ciampino und Brindisi-Casale. Für Überflüge im oberen Luftraum über Flugfläche 295 sind drei Upper Area Control Centers (UACC) in Padua, Rom und Brindisi zuständig, wobei Rom den oberen Luftraum über dem ACC Mailand übernimmt. (Darstellung der ENAV zu den drei UACC)</ref> und übernimmt die Flugsicherungsdienste an 40 italienischen Flughäfen. Die ENAV hat auf dem Flughafen Forlì eine Flugsicherungsakademie. Auf dem Flughafen Rom-Ciampino unterhält sie vier Piaggio P.180 für die Flugvermessung von Flugsicherungsanlagen.

Geschichte

Die gesamte zivile und militärische Flugsicherung in Italien befand sich bis zum Jahr 1979 in den Händen der italienischen Luftwaffe.<ref>Der militärische Hintergrund der ENAV ist bis heute strukturell lebendig. Die italienische Luftwaffe (Regia Aeronautica) unterhielt bis 1943 in Italien vier territoriale Kommandos mit Hauptquartieren in Mailand, Padua, Rom und Brindisi. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie von der Aeronautica Militare mit anderen Bezeichnungen und Funktionen wieder errichtet, später dann verkleinert oder aufgelöst. Die Area Control Centers der ENAV befinden sich bis heute an diesen Standorten. (Italienische Luftwaffenverbände im Zweiten Weltkrieg)</ref> Auf Grund von (illegalen) Protesten der militärischen Fluglotsen und einer Intervention des damaligen Staatspräsidenten Sandro Pertini wurden die mit zivilen Aufgaben betrauten Fluglotsen zunächst einer Flugsicherungskommission unterstellt, aus der 1982 die Azienda Autonoma per l'Assistenza al Volo per il Traffico Aereo Generale (AAAVTAG), eine Anstalt des öffentlichen Rechts, hervorging.<ref>Die Proteste der militärischen Fluglotsen, welche für die Kontrolle des zivilen Verkehrs zuständig waren, verwiesen unter anderem auf die zivilen Flugsicherungsbehörden anderer Staaten, welche als Modell dargestellt wurden. Dass der damalige italienische Ansatz, die gesamte Flugsicherung in einer Hand zu bündeln, strukturell nicht abwegig war, belegt die heutige Tendenz (beispielsweise in der Schweiz), die militärische Flugsicherung aus Rationalisierungsgründen zum großen Teil der zivilen Flugsicherung anzugliedern oder gar in diese zu integrieren. Die Proteste in Italien hatten eher arbeitsrechtliche und finanzielle Gründe.</ref> Aus dieser entstand 1996 die Körperschaft des öffentlichen Rechts Ente Nazionale per l'Assistenza al Volo (ENAV). Am 1. Januar 2001 wurde diese in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Als Firmennamen behielt sie die Abkürzung ENAV, nicht jedoch die ausgeschriebene Version, die nunmehr als Untertitel in Società Nazionale per l'Assistenza al Volo abgeändert wurde. 2003 tauchten erstmals Vorschläge zu einer Teilprivatisierung auf, die wegen rechtlicher Bedenken und auch wegen des Widerstandes der Mitarbeiter in den Jahren danach weitgehend verstummten.

ENAV erwarb im Jahr 2007 das Unternehmen Techno Sky srl, das heute mit seinen rund 800 Mitarbeitern einen Großteil der technischen Flugsicherungsanlagen in Italien betreibt und wartet. Das 2012 gegründete Tochterunternehmen SICTA (Sistemi Innovativi per il Controllo del Traffico Aereo) ist für den Bereich Forschung und Entwicklung zuständig. In letzter Zeit arbeitet ENAV verstärkt mit dem Finmeccanica-Unternehmen Selex Sistemi Integrati zusammen, das Radar- und andere Flugsicherungsanlagen herstellt. Zusammen bieten sie im Ausland integrierte Flugsicherungsdienste an.<ref>Gemeinsame Presseerklärung vom 11. Mai 2009</ref>

Im Januar 2014 beschloss die italienische Regierung die Teilprivatisierung der ENAV. 49 Prozent der Anteile sollen verkauft werden.<ref>Il Sole 24 Ore, 18. Dezember 2013: Privatizzazioni, il governo parte dalla cessione Enav</ref><ref>Mitteilung der italienischen Regierung vom 24. Januar 2014 zur Teilprivatisierung von ENAV</ref>

Siehe auch

Anmerkungen

<references />

Weblinks