Stammbaum


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→ Die Definition braucht einen Beleg. Auch fehlt „Geschichtliche Entwicklung“ des Stammbaum-Konzepts. --Chiananda (Diskussion) 16:24, 22. Nov. 2013 (CET)
Datei:Stammbaum.png
Schematischer Aufbau eines Stammbaumes
Datei:Ahnenblatt FamilyTree.jpg
Ein Stammbaum, erzeugt mit der Software Ahnenblatt
Datei:Gans Stammbaum Habsburg Baden.jpg
Stammbaum aus dem Arboretvm genea­logicvm von 1635 mit dem Versuch, fast alle euro­päischen Herrscher­dynastien auf die Nach­kommen­schaft Rudolfs von Habsburg zurück­zuführen

Ein Stammbaum (neuzeitliche Lehnübertragung von mittellateinisch arbor consanguinitatis = Baum der Blutsverwandtschaft<ref>http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Stammbaum</ref>) ist im allgemeinen Sinne die baumförmige Darstellung der Abstammung von Lebewesen, Sachen oder Ideen voneinander, ausgehend von einem oder zwei zugrundeliegenden Exemplaren an der Baumwurzel. In der Genealogie (Familiengeschichtsforschung) ist ein Stammbaum die Darstellung der namentlich bekannten Nachkommen einer (früheren) Person oder eines Paares; dabei wird die Person oder das Paar zuunterst angezeigt mit nach oben verzweigenden Verbindungslinien zu ihren „Abkömmlingen“ und deren Nachfahren.

Umgangssprachlich wird unter einem Stammbaum auch fälschlich die Darstellung einer Stammlinie oder Stammliste in der Form eines Baumstammes verstanden („Familienstammbaum“), bei der nur die Erbfolge in der Väterlinie an den jeweils ältesten ehelichen Sohn über mehrere Generationen abgebildet wird. Dadurch enthält diese Darstellung allerdings nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Nachkommenschaft der ursprünglichen Stammeltern, denn alle Vorfahren der jeweiligen Mutter sowie die Geschwister der Erbsöhne und deren Nachkommen bleiben unberücksichtigt, der Darstellung fehlen die Verästelungen in Seitenlinien. Selbst das in genealogischen Kreisen bekannte GenWiki definiert Stammbaum als eine solche „männliche Line“.<ref name="GenWiki-Stammbaum" /> Ein geschichtliches Vorbild für diese Form der Darstellung ist der Jessebaum (Wurzel Jesse), ein verbreitetes Bildmotiv der christlichen Kunst vor allem im Mittelalter, das einen Stammbaum von Jesus Christus abbilden soll (siehe auch Baum des Lebens in der Religionsgeschichte).

Der Duden verallgemeinert die Bedeutung von Stammbaum zu einem „Nachweis möglichst vieler Vorfahren“ und setzt sie gleich mit einer „Abstammungstafel“ (Ahnentafel).<ref name="Duden-Stammbaum" /> Unklar bleibt bei diesem Verständnis der Wechsel von der Nachkommen- zur Vorfahrenschaft und wie „möglichst viele Vorfahren“ in der Form eines sich nach unten verjüngenden Baumes dargestellt werden sollten.

Andere Darstellungsformen der Verwandtschaft sind die Nachkommentafel oder die Nachkommenliste, dabei steht die Ausgangsperson zuoberst oder links. Genealogisch wird nur dann von einem Stammbaum gesprochen, wenn die grafische Darstellung in Baumform erfolgt (siehe auch das Baum-Konzept in der Graphentheorie). Stammbäume werden auch für Tier- oder Pflanzen-Individuen erstellt, im übertragenen Sinne auch für Objekte und Ideen (siehe unten).

Geschichte

Man schmückte in der Antike solche Darstellungen, zurückgehend auf die biblische Stelle der Wurzel Jesse (Jes. 11,1), ornamental und figürlich reich.

Im Frühmittelalter stellten Hochgeborene ihre Einmaligkeit und Heiligkeit ihrer Verwandtschaftsbeziehungen (Blutslinie) dar. Vom Hochmittelalter an wurde der Nachweis, von edlem Geblüt zu sein (eine bestimmte Anzahl von freigeborenen Ahnen haben), wichtig, um die Berechtigung zu Ritterschlag und Turnierteilnahme zu erlangen, im weiteren Sinn auch die Berechtigung zum Eintritt in einen Ritterorden oder in einen adligen Dom- oder Stiftskapitel. Die Verwandtschaftsbeziehungen waren damals im Ehe- und Erbrecht wichtig. Das Streben nach möglichst weit zurückliegenden prominenten, sagenhaften Vorfahren führte somit zu abstrusen Behauptungen der Abstammung.

Darstellung in Baumform

Beim Stammbaum wird die Stammmutter und/oder der Stammvater als Bezugsperson ganz unten dargestellt, gleichsam als Wurzel eines Baumes. In den Ästen darüber finden sich die Kinder und deren Nachfahren, dabei steht in jeder Generation bei Geschwistern das ältere Geschwisterteil links vom jüngeren, unabhängig von seinem Geschlecht. Die Darstellung kann schematisch erfolgen oder dekorativ ausgeschmückt werden.

Stammbäume existieren in verschiedenen Ausprägungen. Traditionelle Stammbäume konzentrierten sich auf eine „Stammlinie“ mit vorwiegend männlichen Nachfahren (und Erbnachfolgern) der Vorfahren, zusammen mit ihren Ehefrauen. So wurden beispielsweise nur Personen gleichen Familiennamens einbezogen; da verheiratete Töchter den Namen ihres Ehemannes annahmen, fielen sie aus derartigen Stammbäumen ihrer eigenen Familienangehörigen heraus.

In Hinblick auf die medizinische Diagnose von Erbkrankheiten sind aber die weibliche und die männliche biologische Abstammungslinie von gleicher Bedeutung, beispielsweise bei der humangenetischen Beratung. Die moderne Familienforschung strebt deshalb nach umfangreichen, sämtliche Abstammungslinien umfassenden Ahnenlisten – anstelle von Stammlinien, die sich nur auf die männliche Seite der Abstammung beschränken.

Genealogische Datensammlung

Für die Erstellung des Stammbaums einer Person bedarf es einer zeitaufwändigen Recherche zu den genauen Daten aller Vorfahren und gegebenenfalls Nachfahren; diese Informationsbeschaffung kann sich über viele Jahre hinziehen. Erst mit dem Erreichen des ursprünglichen „Spitzenahns“ (Stammmutter, Stammvater) kann mit der graphischen Darstellung der gesammelten Verwandtschaftsinformationen begonnen werden.

Die ersten Anlaufstellen sind die Familienstammbücher der Eltern oder der Großeltern. Standesämter und Pfarreien mit ihren Kirchenbüchern sind die nächste Stufe der Datenbeschaffung. Kann auf ein vorhandenes Ortsfamilienbuch zugegriffen werden, findet sich dort bereits eine umfangreiche Zusammenstellung. Die Daten können durch Suchanfragen bei der Ahnenstammkartei des deutschen Volkes und der Ahnenlistensammlung ergänzt werden, ohne die zugrunde liegenden Quellen einsehen zu müssen.

Früher oder später kommt die Suche an einen „toten Punkt“. Spätestens mit dem Ende oder dem geschichtlichen Beginn der Kirchenbuch-Aufzeichnung werden andere Quellen benötigt. Alte Steuerlisten können weiteren Aufschluss bieten. Die Online-Recherche im Internet ist zwar ein zeitlicher Gewinn, kann aber nur mit größter Vorsicht und nur zur Quellenunterstützung genutzt werden. Viele Genealogieforen bieten dazu GEDCOM-Dateien aus privaten Recherchen zum Herunterladen.

Stammbäume in anderen Bereichen

Datei:Stammbaum haeckel.jpg
„Stammbaum des Menschen“ (Ernst Haeckel, Zoologe, 1874)
Datei:Stammbaum Berufsbezeichnungen.jpg
Ein Stammbaum mit Berufsbezeichnungen

Die Bezeichnung „Stammbaum “ist auch in anderen Anwendungsgebieten gebräuchlich, die mit Abstammung und Vererbung zu tun haben. Sie benutzen das gleiche Bild und die gleiche Systematik auch für Objekte oder Sachgebiete, die sich auseinanderentwickelt haben:

  • In der Tierzucht, beispielsweise von Rassehunden oder Nutztieren, sind Zuchtstammbücher üblich, als Auflistung der Vorfahren eines Tieres, gegebenenfalls mit ihren besonderen Eigenschaften; umgangssprachlich werden diese Abstammungsnachweise „Stammbaum“ genannt, die offizielle Bezeichnung lautet „Abstammungspapiere“ (siehe Abstammungspapiere bei Pferden, Zuchtwertschätzung, Rassestandards).
  • In der Sprachwissenschaft gab es bis um 1900 die „Stammbaumtheorie“ der Entwicklung der verschiedenen Sprachen aus vermuteten Ursprachen.
  • Innerhalb der literaturwissenschaftlichen Textkritik wird ein „Stammbaum“ (Stemma) von Handschriften erstellt, die voneinander abgeschrieben wurden.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Stammbaum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Portal: Informationen zur Ahnenforschung. In: verwandt.de: Infocenter. MyHeritage (UK), abgerufen am 27. Mai 2014.
  • Franz Embacher: Von Graphen, Genen und dem WWW. In: Online-Skriptum. Institut für Mathematik der Universität Wien, 2003, abgerufen am 27. Mai 2014 (mathematisch: Bäume, Wurzeln und Blätter, Tiere und Menschen; Skriptum zur Lehrveranstaltung „Außermathematische Anwendungen im Mathematikunterricht“ im Sommersemester 2003).

Einzelnachweise

<references> <ref name="GenWiki-Stammbaum">GenWiki: Stammbaum. Verein für Computergenealogie, 12. Dezember 2012, abgerufen am 27. Mai 2014: „Ein Stammbaum im Sinne der Genealogie ist eine grafische, an einem natürlichen Baum orientierte Darstellung desjenigen Teils der Nachkommenschaft eines Probanden, der in männlicher Line von diesem abstammt.“ </ref> <ref name="Duden-Stammbaum">Duden-Redaktion: Stammbaum. In: Duden online. Januar 2013, abgerufen am 27. Mai 2014: „Stammbaum, der […] Bedeutungen: 1. Aufstellung der Verwandtschaftsverhältnisse von Menschen (auch Tieren) zur Beschreibung der Herkunft durch Nachweis möglichst vieler Vorfahren, oft in Form einer grafischen Darstellung oder einer bildlichen Darstellung in Gestalt eines sich verzweigenden Baumes; Ahnentafel […] Synonyme zu Stammbaum: Abstammungstafel, Genealogie, Geschlechtsregister, Stammtafel; (gehoben) Ahnentafel“.
Ebenda: Ahnentafel: „Bedeutungen: 1. (gehoben) genealogische Tafel, auf der die Ahnen einer Person in aufsteigender Linie angegeben sind […] Synonyme zu Ahnentafel: Abstammungstafel, Geschlechtsregister, Stammbaum, Stammtafel“. Ebenda: Abstammungstafel: „Bedeutung: Stammbaum (besonders eines Rassepferdes, -hundes) […] Synonyme zu Abstammungstafel: Ahnentafel, Stammbaum“. </ref> </references>