Gewinde
Unter Gewinde versteht man eine profilierte Einkerbung, die fortlaufend wendelartig um eine zylinderförmige Wandung – innen oder außen – in einer Schraubenlinie verläuft. Die „Kerbe“ wird als Gewindegang bezeichnet. Diese Umsetzung des Prinzips der schiefen Ebene erlaubt das Erzeugen großer Längskräfte bei moderaten Umfangskräften. Schrauben erzeugen dadurch ihre Haltekraft bzw. dort, wo Lasten bewegt oder Druck beziehungsweise Zug erzeugt werden, die entsprechenden Kräfte (Spindelpresse, Weinpresse, Wagenheber).
Bauteile mit Außengewinde (z. B. Schrauben) und Bauteile mit Innengewinde (z. B. Muttern) müssen zueinander passen. Normen stellen sicher, dass trotz getrennter Herstellung immer eine Funktion von Bauteilen mit gleichen Nenndaten gewährleistet ist.
In einigen Fällen wird das Gegengewinde beim erstmaligen Zusammenfügen erzeugt, Beispiele: Schneidschraube oder Schneidmutter, Blechschrauben, Holzschraube und Spanplattenschraube.
Inhaltsverzeichnis
Herstellung
Gewinde lassen sich spanlos (umformend) oder spanend (Gewindeschneiden) erzeugen. Die spanlosen Verfahren sind in der Massenfertigung üblich und werden bevorzugt angewendet, weil sie technische Vorteile (glatte Oberfläche, erhöhte Festigkeit, ungebrochene Werkstofffaser) mit hoher Effizienz (kein Verlust durch zu entsorgende Späne) verbinden. Geschnitten werden Gewinde vorrangig in Teilen, die insgesamt schon spanend gefertigt werden (z.B. Drehteile, Frästeile).
Herstellung von Außengewinden
- spanend: Das Gewindeprofil wird von formgerechten Werkzeugschneiden in einem Schneideisen oder einer Schneidkluppe aus dem Werkstoff herausgearbeitet. Maschinelles Gewindeschneiden erfolgt vorwiegend mit Drehmeißeln, Profilfräsern oder Schleifscheiben. Sogenanntes Gewindewirbeln erzeugt gleich hohe Genauigkeit wie Gewindeschleifen, ist aber wesentlich schneller. Mehrere Drehmeißel umrunden den Rohling exzentrisch und schneiden kurze „Kommaspäne“ aus. Die Gewindegänge werden nacheinander fertig, da sich der Rohling langsam in gleicher Richtung mitdreht.<ref>F. Bertram: Gewindewirbeln. In Technische Rundschau 40/73, September 1973 (PDF; 2,3 MB)</ref>
- spanlos: Der Rohling hat Gewindeflankendurchmesser. Das Werkzeug drückt das Profil ein und verdrängt den Werkstoff vom Gewindegrund in die Gewindespitzen. Dabei befindet sich der Bolzen zwischen zwei oder drei angetriebenen, profilierten Gewinderollen bzw. -walzen aus Schnellarbeitsstählen.
Herstellung von Innengewinden
- in mit Kerndurchmesser vorgebohrte Löcher mit Gewindebohrern von Hand oder maschinell.
- mit Gewindeformern maschinell.
- Schneid- oder Blechschrauben drücken sich das erforderliche Muttergewinde beim Eindrehen in vorgebohrte Löcher selbst.
- Zirkularfräsen: Auf einer Werkzeugmaschine (z. B. ein Bearbeitungszentrum oder einer Fräsmaschine) wird in einer Bohrung mit einem speziellen Gewindefräser ein Kreis und gleichzeitig ein Vorschub in Richtung der Bohrungsachse gefahren. Der Gewindefräser ist etwas kleiner als die Bohrung und dreht sich gleichzeitig um sich selbst. Die Werkzeugmaschine wird so gesteuert, dass sich aus den überlagerten Bewegungen des Kreises und dem Vorschub der Gewindegang ergibt. Der Vorteil des Verfahrens ist eine wesentlich erhöhte Produktivität, weil die Rückseite des Gewindefräsers, die nicht schneidet, frei ist, und zwischen ihr und der Bohrungswand ein Spalt entsteht. Dadurch kann ein Kühlschmiermittelstrom die Späne wesentlich besser abführen. Der Kühlschmierstoff verbessert auch die Oberflächengüte.
Unterscheidungen
Außengewinde
auch Bolzengewinde, siehe auch Schraube, Gegenform: Innengewinde
Innengewinde
auch Muttergewinde, siehe auch Mutter (Technik), Gegenform: Außengewinde
Gewindestange
Eine Gewindestange hat keine Werkzeugangriffe und ist lediglich ein (meterlanger) Stab mit einem Außengewinde. Gewindestangen werden zum Beispiel einbetoniert, um anschließend einen Gegenstand an dem Betonsockel zu befestigen. Auch lassen sich mit drehenden Gewindestangen länger andauernde Schub- und Zugarbeiten verrichten.
Drehrichtung des Gewindes
Rechtsgewinde
Beim Rechtsgewinde steigen bei Aufsicht auf das Gewinde die Gewindeflanken nach rechts an, eine andere Bezeichnung ist rechtssteigendes Gewinde.
Die Gewinde laufen durch Drehung im Uhrzeigersinn ineinander – dies ist die häufigste Form. Das Bild deutet an, in welche Richtung sich das Bauteil (Spindel oder Mutter) bei der Drehung bewegt.
Die Bevorzugung des Rechtsgewindes ist durch ergonomische Anforderungen zu erklären: Die überwiegende Mehrheit der Menschen sind Rechtshänder, die beim Drehen im Uhrzeigersinn ein größeres Drehmoment aufbringen können als gegen den Uhrzeigersinn. Durch die Reibungsverhältnisse am Keil beziehungsweise der schiefen Ebene ist das Anziehen eines Gewindes mit einem größeren Drehmoment verbunden als das Lösen des Gewindes. Das Rechtsgewinde kommt daher diesen beiden Umständen entgegen.
Linksgewinde
Beim Linksgewinde steigen bei Aufsicht auf das Gewinde die Gewindeflanken nach links an, eine andere Bezeichnung ist linkssteigendes Gewinde. Linksgewinde werden in Fertigungszeichnungen und Logistik mit den Buchstaben LH (für Left Hand) gekennzeichnet, z. B.: M16-LH. Der Schraubenkopf von Schlitzschrauben mit linksdrehendem Gewinde wird im Uhrmacherhandwerk mit einer Querrille markiert – auf dem Schraubenkopf erscheint ein Kreuz.
Die Gewinde laufen durch Drehung entgegen dem Uhrzeigersinn ineinander. Linksgewinde kommen zum Einsatz:
- Für Spezialfälle, bei denen sich die Verschraubung durch die üblicherweise vorherrschende Belastung ungewollt lösen würde, wie zum Beispiel
- beim linken Pedal am Fahrrad, sowie meist an der rechten Verschraubung des Tretlagers,
- der Haltemutter von Ventilator-Rotoren,
- das (Bohr-)Spannfutter oder Befestigungen von – auf die Befestigungsschraube bezogen entgegen dem Uhrzeigersinn drehenden – Sägeblättern auf Kreissägen.
- wenn durch den unterschiedlichen Drehsinn Irrtümer vermieden werden können. So haben zum Beispiel die Anschlussverschraubungen an Gasflaschen, die brennbare Gase beinhalten, Linksgewinde und können so nicht an Stelle einer Inertgasflasche angeschlossen werden.
- Früher wurden teilweise auch Radmuttern bzw. -bolzen von Kraftfahrzeugen (beispielsweise Opel-Blitz, Fiat 1500 u. 1300, Mercedes 170V, Jaguar XK 120-150, Daf 400) auf der rechten Fahrzeugseite gegen ein Lösen beim Fahren mit Linksgewinde ausgeführt. Bei extrem leistungsstarken Fahrzeugen wie Traktoren und z. B. dem Porsche Carrera GT oder dem Ferrari Enzo Ferrari werden auch heute noch die Radmuttern der rechten Fahrzeugseite (Zentralverschlüsse) mit Linksgewinde versehen. Diese sind dann (im Falle des Porsche Carrera GT) farbig besonders markiert: linke Fahrzeugseite = Rechtsgewinde = rote Muttern, rechte Fahrzeugseite = Linksgewinde = blaue Muttern.
- Bei einem Spannschloss, auch Spannmuffe, Seil- oder Kettenspanner genannt, ist ein Links- und ein Rechtsgewinde notwendig, um durch seine Drehung ein Lösen bzw. Anspannen zu erreichen. Etwa um Eisenbahnwagen zu kuppeln oder den Draht für einen Gartenzaun zu spannen.
- Bei der auf das „zielseitige Ende“ des Laufes einer Schusswaffe aufgeschraubten Mündungsmutter kommen Linksgewinde zum Einsatz (z.B. AK-47).
1: Spitzgewinde
2: Trapezgewinde
2a: Trapezgewinde mit 2 Gängen
5: Rundgewinde
6: Flachgewinde
s = Steigung
t = Gewindetiefe
d = Außendurchmesser
di = Innendurchmesser
Maßeinheit
- metrisches ISO-Gewinde – weltweit standardisiertes Gewinde, das gegenüber dem früheren metrischen Gewinde verbessert wurde, jedoch meist mit ihm austauschbar ist. (DIN 13, siehe auch Metrisches System).
- Zollgewinde – nach dem UTS-Standard (engl. Unified Thread Standard) in Ländern, die die Länge in Zoll messen (z. B. USA). Zöllige Gewinde sind etwa in der Hausinstallation (Whitworth-Gewinde), in einigen Bereichen der Feinmechanik (beispielsweise an Stativen und Computergehäusen) sowie in der Luftfahrt weltweit gängig.
Form der Gewindeflanke
Folgende Formen der Gewindeflanken sind gebräuchlich:
- Flachgewinde
- Rundgewinde
- Sägegewinde
- Spitzgewinde
- Trapezgewinde
- Whitworth-Gewinde (konisches Gewinde)
Übersicht der Gewindearten
Gewinde nach DIN-Normen
Spitzgewinde:
Spitzgewinde nach Normen | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Benennung | Profilskizze | Flanken-winkel | Kenn- buch- staben | Kurzbezeichnung1) Beispiel | Nenngröße [mm] |
nach Norm | Anwendung | |
Metrisches ISO-Regelgewinde / Spitzgewinde (ein- und mehrgängig) | 120px | 60° | M | M 0,8 | 0,3 – 0,9 | DIN 14-1 bis DIN 14-4 | Uhren- und Feinwerktechnik | |
M 82) | 1 – 68 | DIN 13-1 | allgemein (Regelgewinde) | |||||
M 24 × 4 P 2 | DIN 13-52 | |||||||
M 6 × 0,752) M 8 × 1 - LH2) |
1 – 1000 | DIN 13-2 bis DIN 13-11 | allgemein, wenn die Steigung des Regelgewindes zu groß ist (Feingewinde) | |||||
M 24 × 4 P 2 | DIN 13-52 | |||||||
M 64 × 4 | 64 – 76 | DIN 6630 | Außengewinde für Fassverschraubungen | |||||
M 30 × 2 - 4H5H | 1,4 – 355 | LH9163-1 bis LH9163-4 LH9163-10 und LH9163-11 | für Luft- und Raumfahrt | |||||
Metrisches ISO-Gewinde mit Übergangstoleranzfeld (früher Gewinde für Festsitz) | M 10 Sn 4 M 10 Sk 6 |
3 – 150 | DIN 13-51 | für Einschraubenden an Stiftschrauben | nicht dichtend | |||
M 10 Sn 4 dicht | dichtend | |||||||
Metrisches ISO-Gewinde mit großem Spiel | M 36 | 12 – 180 | DIN 2510-2 | für Einschraubverbindungen mit Dehnschaft | ||||
Metrisches ISO-Gewinde, Aufnahmegewinde für Gewindeeinsätze | EG M | EG M 20 | 2 – 52 | DIN 8140-2 | Aufnahmegewinde (Regel- und Feingewinde) für Gewindeeinsätze aus Stahl | |||
Metrisches ISO-Gewinde für Festsitz | MFS | MFS 12 × 1,5 | 5 – 16 | DIN 8141-1 | für Festsitz in Aluminiumguss-Legierungen (Regel- und Feingewinde) | |||
Metrisches kegeliges Außengewinde | 120px Kegelverhältnis zur Rotationsachse: 1:16 | M | M 30 × 2 keg | 6 – 60 | DIN 158-1 | für Verschlussschraube und Schmiernippel | ||
M 30 × 2 keg kurz | ||||||||
selbstformendes, kegeliges Außengewinde | Kegelwinkel zur Rotationsachse: 7°30' | 105° | S | S 8 × 1 | 6 – 10 | DIN 71412 | für Kegelschmiernippel; Gewinde ähnlich DIN 158-1, Flankenwinkel jedoch 105° | |
MJ-Gewinde | 120px | 60° | MJ | MJ 6 × 1 - 4h6h | 1,6 – 39 | ISO 5855-1 und ISO 5855-2 | Luft- und Raumfahrt | |
MJ 6 × 1 - 4H6H | ||||||||
Fahrradgewinde | 120px | 60° | FG | FG 9,5 | 2 – 34,8 | DIN 79012 | Fahrrad- und Mopedtechnik | |
1) Vollständige Bezeichnungen sind in den entsprechenden in der Tabelle aufgeführten Normen enthalten. 2) Bezeichnungen nach ISO 965-1 |
Rohrgewinde:
Rohrgewinde nach Normen | ||||||||
Benennung | Profilskizze | Flanken-winkel | Kenn- buch- staben | Kurzbezeichnung1) Beispiel | Nenngröße [Zoll] |
nach Norm | Anwendung | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
zylindrisches Rohrgewinde für nicht im Gewinde dichtende Verbindungen | 120px | 55° | G | G 1 1⁄2 A G 1 1⁄2 B |
1⁄16 – 6 | ISO 228-1 | Außengewinde für Rohre, Rohrverbindungen und Armaturen | |
G 1 1⁄2 | ||||||||
G 3⁄4 | 3⁄4, 1, 2 | DIN 6630 | Außengewinde für Fassverschraubungen | |||||
ohne | 5 1⁄2 | 5 1⁄2 | DIN 6602 | Außengewinde für Kesselwagen | ||||
zylindrisches Rohrgewinde für im Gewinde dichtende Verbindungen | Rp | Rp 1⁄2 | 1⁄16 – 6 | DIN 2999-1 | Innengewinde für Gewinderohre und Fittings | |||
Rp 1⁄8 | 1⁄8 – 1 1⁄2 | DIN 3858 | Innengewinde für Rohrverschraubungen | |||||
kegeliges Rohrgewinde für im Gewinde dichtende Verbindungen | Kegelverhältnis zur Rohrachse: 1:16 | R | R 1⁄2 | 1⁄16 – 6 | DIN 2999-1 | Außengewinde für Gewinderohre und Fittings | ||
R 1⁄8-1 | 1⁄8 – 1 1⁄2 | DIN 2858 | Außengewinde für Rohrverschraubungen | |||||
1) Vollständige Bezeichnungen sind in den entsprechenden in der Tabelle aufgeführten Normen enthalten. |
Trapezgewinde:
Trapezgewinde nach Normen | ||||||||
Benennung | Profilskizze | Flanken-winkel | Kenn- buch- staben | Kurzbezeichnung1) Beispiel | Nenngröße [mm] |
nach Norm | Anwendung | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
metrisches ISO-Trapezgewinde (ein- und mehrgängig) | 120px | 30° | Tr | Tr 40 × 7 | 8 – 300 | DIN 103-1 bis 103-8 | allgemein | |
Tr 40 × 14 P 7 | ||||||||
flaches, metrisches ISO-Trapezgewinde (ein- und mehrgängig) | Tr 40 × 14 | DIN 380-1 und 380-2 | ||||||
Tr 40 × 14 P 7 | ||||||||
Trapezgewinde (ein- und mehrgängig) mit Spiel | Tr 48 × 12 | 48 | DIN 263-1 und 263-2 | für Schienenfahrzeuge | ||||
Tr 40 × 16 P 8 | 40 | |||||||
Tr 32 × 1,5 | 10 – 56 | DIN 6341-2 | für Zug-Spannzangen | |||||
gerundetes Trapezgewinde | Tr 40 × 5 | 26 – 80 | DIN 30295-1 und DIN 30295-2 | für Schienenfahrzeuge | ||||
Trapezgewinde | 20° | KT | KT 22 | 10 – 50 | DIN 6063-2 | für Kunststoffbehältnisse | ||
1) Vollständige Bezeichnungen sind in den entsprechenden in der Tabelle aufgeführten Normen enthalten. |
Sägengewinde:
Sägengewinde nach DIN-Normen | ||||||||
Benennung | Profilskizze | Flanken-winkel | Kenn- buch- staben | Kurzbezeichnung1) Beispiel | Nenngröße [mm] |
nach Norm | Anwendung | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
metrisches Sägengewinde (ein- und mehrgängig) | eine Gewindeflanke um 3° senkrecht zur Bolzenachse geneigt | 30° | S | S 48 × 8 | 10 – 640 | DIN 513-1 bis DIN 513-3 | bei Aufnahme von einseitig wirkenden Kräften | |
S 40 × 14 P 7 | ||||||||
Sägengewinde 45° | eine Gewindeflanke senkrecht zur Bolzenachse | 45° | S | S 630 × 20 | 100 – 1250 | DIN 2781 | für hydraulische Pressen | |
Sägengewinde | eine Gewindeflanke um 3° senkrecht zur Bolzenachse geneigt | 30° | S | S 25 × 1,5 | 6 – 40 | DIN 20401-1 und DIN 20401-2 | im Bergbau | |
S 22 | 10 – 50 | DIN 55525 | für Kunststoffbehältnisse im Verpackungswesen | |||||
hintere Gewindeflanke um 10° senkrecht zur Bolzenachse geneigt | GS | GS 22 | ||||||
KS | KS 22 | |||||||
40° + 10° | KS 22 | 10 – 50 | DIN 6063-1 | für Kunststoffbehältnisse im Verpackungswesen |
Milchgewinde
Milchgewinde (siehe DIN 11851 sowie DIN 405) ist ein metrisches Rundgewinde mit grober Steigung, um die Reinigung zu erleichtern.
Verwendung
- Befestigungsgewinde. Nur die Form des Spitzgewindes dient ausschließlich der Befestigung.
- Bewegungsgewinde. In der Praxis hat sich vor allem das Trapezgewinde für diesen Zweck durchgesetzt.
- Zur Materialbeförderung etwa mit der Archimedischen Schraube oder mit Pumpen.
- Zur Eindichtung z. B. von Rohrleitungen werden kegelige Gewindeenden eingesetzt. In Europa ist das Whitworth-Gewinde gebräuchlich, in den amerikanischen Ländern das NPT-Gewinde (National Pipe Thread).
Gewinde-Kenngrößen
- Nenndurchmesser
- Außendurchmesser einer Schraube
- Flankendurchmesser
- Der senkrechte Abstand zweier sich gegenüberliegender Punkte auf den Flankenflächen.
- Kerndurchmesser
- kleinster Durchmesser der Gewindegeometrie.
- Für Darstellungen in Zeichnungen oder in CAD-Modellen gilt grundsätzlich:
- Nenndurchmesser - Steigung = dargestellter Kerndurchmesser.
- Tatsächlich sind die Maße toleranz- und fertigungsbedingt hiervon natürlich abweichend, wobei gilt:
- Der Kerndurchmesser der Schraube ist immer kleiner als der Kerndurchmesser der zugehörenden Mutter.
- Die jeweiligen Abmessungen werden bestimmt durch die Wahl der Gewindetoleranzpaarung.
- Der Kerndurchmesser der Mutter ist der Durchmesser der Bohrung, in die das Muttergewinde zu schneiden ist.
- Steigung
- Bei metrischen Gewinden der Weg, der durch eine Umdrehung zurückgelegt wird. Also der Abstand zwischen zwei Gewindespitzen in mm (früher – mathematisch korrekt – als Ganghöhe bezeichnet).
- Bei Zoll-Gewinden dagegen bezeichnet der Wert der Steigung die Anzahl an Gewindegängen auf der Strecke 1 Zoll.
- Steigungswinkel
- Den Steigungswinkel erhält man, indem man den Arcustangens von Steigung/(Flankendurchmesser * <math>\pi</math>) berechnet. Beim ISO-Norm-Gewinde beträgt dieser Winkel für M6 etwa 3° und für M20 etwa 2°.
- Teilung
- Die Teilung ist bei mehrgängigen Gewinden der Abstand zwischen zwei Gewindekerben.
- Die Teilung ist im Regelfall die Steigung geteilt durch die Gangzahl.
- Beispiel: Die Bezeichnung Tr 60 P20 bedeutet Trapezgewinde mit 60 mm Durchmesser und 60/20 = 3 Gängen, sowie einem Abstand von 20 mm von Gang zu Gang.
- Bei eingängigen Gewinden ist die Teilung = Steigung.
- Flankenform
Abstand der Gewindeflanken
- Steilgewinde sind Gewinde mit großer Steigung.
- Sie werden verwendet, um mit einer Umdrehung eine relativ große axiale Bewegung zu erzeugen. Bei nicht vergrößertem Gewindeprofil kann der Zwischenraum mit weiteren Gewindegängen gefüllt werden (siehe unten: Mehrgängigkeit).
- Normalgewinde
- Regelgewinde (siehe oben)
- Feingewinde (z. B. M6 × 0,5 mm) sind Gewinde mit geringer Steigung
- Finden z. B. Verwendung an Stellschrauben von Messgeräten. Der geringe Vorschub pro Umdrehung erlaubt präzise Einstellungen. Das Gewindeprofil ist proportional zur Steigung verkleinert.
Mehrgängige Gewinde
Eingängige Gewinde sind die Regel, sie dienen vorwiegend der Befestigung. Bei mehrgängigen Gewinden sind mehrere Gewindegänge parallel (zum Beispiel) um den Schraubenschaft „gewickelt“. Sie dienen auch zur Befestigung oder mit Steilgewinde zur Vergrößerung des Gewinde-Hubs.
Im ersten Fall kann der Innendurchmesser einer Hohlschraube vergrößert und/oder eine dünnwandige Mutter verwendet werden. Das Gewindeprofil ist kleiner, die Last wird aber von mehreren Gängen aufgenommen. Dieses mehrgängige Gewinde hat im Ganzen die gleiche Steigung wie eingängiges Regelgewinde gleichen Außendurchmessers.
Im zweiten Fall wird das Gewindeprofil beibehalten, aber die Steigung wird vergrößert. Der vom Profil nicht benötigte Zwischenraum wird von einem zweiten oder weiteren Gewindegang gefüllt. Man erhält „Schnellschraubungen“, ein bestimmter Hub ist mit weniger Umdrehungen beziehungsweise in kürzerer Zeit erreichbar. Kraftverstärkung und Selbsthemmung sind kleiner als beim Regelgewinde, weil umgekehrt proportional zur Zahl der Gänge.
Die Schraubverschlüsse von Konservengläsern sind ein typischer Anwendungsfall eines mehrgängigen Gewindes. Vor allem der dünnwandige Deckel verlangt ein kleines Gewindeprofil, das Platz schafft für weitere Gewindegänge. Die höhere Zahl von Gängen hat auch den Vorteil, dass über den Umfang mehr als eine Stelle existiert, wo das Gewinde zu „greifen“ beginnt. Ein Steilgewinde liegt meistens nicht vor. Die Steigung ist die zum hier großen Gewindedurchmesser gehörende Regelsteigung. Sie ist so groß, dass die Betätigung eines solchen Verschlusses schnell vornehmbar ist. Begünstigt wird das auch dadurch, dass in der Regel nicht mehr als eine Drehung zwischen verschlossen und geöffnet vorgesehen werden muss. Die Selbsthemmung bleibt erhalten.
Echte mehrgängige Schnellverschlüsse werden angewendet, wenn der Gewindedurchmesser nicht vergrößerbar ist. Sie sind an Flaschen für Kosmetika oder Getränke zu finden. Die beim Wiederverschluss nötige Selbsthemmung wird durch Zusatzmaßnahmen erreicht (zum Beispiel mit Schnappverbindungen oder gut haftende Oberflächenbeschichtungen der Deckel).
Gewindearten
Rohrgewinde
In der Gas- und Wasserinstallationstechnik werden üblicherweise Rohrgewinde verwendet. Die Kenngröße wird in Zoll angegeben und bezog sich ursprünglich auf den Innendurchmesser oder die nominale Nennweite (DN) von mittelschweren Gewinderohren. Daneben sind allerdings auch leichte und schwere Gewinderohre mit unterschiedlichen Wandstärken bei gleicher Nennweite gebräuchlich.
Aus heutiger Sicht ist der Bezug auf den Innendurchmesser eher hinderlich und verwirrend:
- Ein Rohrgewinde 1″ für mittelschwere Gewinderohre weist nicht einen Außendurchmesser von 25,4 mm, sondern einen Bereich von 32,89 bis 33,25 mm auf.
- Hochdruckrohre können ebenfalls ein 1″-Rohrgewinde aufweisen, bedingt durch die größere Wandstärke ist der Innendurchmesser jedoch kleiner.
In Europa ist das Whitworth-Gewinde gebräuchlich. Es wird auch zu BSP (zylindrisches Gewinde) (British Standard Pipe) abgekürzt.
Nach Norm werden im Gewinde dichtende (EN 10226-1, davor: DIN 2999) und nicht im Gewinde dichtende Rohrgewinde (ISO 228) unterschieden. Die Dichtheit bei nicht im Gewinde dichtenden Gewinden wird durch außerhalb des Gewindes angeordnete Dichtflächen erreicht.
Am gebräuchlichsten sind im Gewinde dichtende Rohrgewinde, diese werden als zylindrische Innengewinde und kegelige Außengewinde mit maßlicher Durchmesserüberschneidung ausgeführt.
Auf dem amerikanischen Kontinent ist hingegen das US-amerikanische NPT (National Pipe Thread) gebräuchlich. Die Maßangabe beinhaltet bei NPT-Gewinden neben der Durchmesserkodierung die Anzahl der Gewindegänge auf einem Zoll.
Wegen der unterschiedlichen Gangzahl je Zoll und geringfügiger Unterschiede im Durchmesser sind BSP- und NPT-Gewinde untereinander nicht vollständig verschraubbar. Erkennbar wird dies, wenn sich das Gewinde gar nicht oder nur einige (wenige) Umdrehungen einschrauben lässt.
Bezeichnungsbeispiele für im Gewinde dichtende Gewinde:
- für ein kegeliges Whitworth-Rohraußengewinde: Rohrgewinde DIN EN 10226-R½
- für ein zylindrisches Whitworth-Rohrinnengewinde: Rohrgewinde DIN EN 10226-Rp½
Bezeichnungsbeispiele für nicht im Gewinde dichtende Gewinde:
- für ein Rohrinnengewinde: Rohrgewinde ISO 228-G½
- für ein Rohraußengewinde: Rohrgewinde ISO 228-G½ A
- für ein Rohraußengewinde: Rohrgewinde ISO 228-G½ B
(A, B für die Toleranzklasse)
Rohraußengewinde werden oft auch – vor allem bei Messingteilen – aufgeraut, so dass der Hanf oder das Dichtband zum Abdichten beim Einschrauben besser im Gewinde hält und sich beim Eindrehen nicht verschiebt.
Stahlpanzerrohrgewinde
Ein Stahlpanzerrohrgewinde (früher auch PG-Gewinde) wird zur Verschraubung von Leitungsverlegerohren in der Elektroinstallation verwendet. Da die Rohre relativ dünnwandig sind, darf die Gewindetiefe auch nicht sehr groß sein.
Edison-Gewinde
Edison-Gewinde werden als Rundgewinde in Blech gedrückt/gewalzt/geprägt und auch für Schraubsicherungen und Heizelemente verwendet. Gängige Größen sind E5,5 (z. B. Modellbaulampen), E10 (Taschenlampe, Fahrradlicht), E14 (Mignon), E27 (Normal), E40 (leistungsstarke Metalldampf- und Scheinwerferlampen), wobei die Zahl den Durchmesser in mm angibt.
Kugel- und Rollengewinde
Kugelgewinde werden in die Oberfläche von Kugelgewindespindeln gerollt oder geschliffen, während Rollengewinde mit speziellen Schleifprozessen in die Oberfläche der Rollengewindespindel geschliffen werden. Kugel- und Rollengewindetriebe werden als Antriebselemente in der Lineartechnik eingesetzt, etwa zum Verfahren des Supports einer Drehmaschine.
Flaschen
Darstellung
In Technischen Zeichnungen werden Gewinde (Außengewinde, Innengewinde und Gewindebohrungen) durch genormte, symbolische Darstellung abgebildet, die in der ISO 6410 näher genormt sind.
Die Darstellung des Außengewindes (Bolzengewinde) und Innengewinde (Muttergewinde) ist in der Technischen Zeichnung unterschiedlich. Für die Draufsicht gilt:
- Bolzengewinde (Außengewinde)
- breite Volllinie als kompletter Kreis (Durchmesser = Nenndurchmesser)
- schmale Volllinie als 3/4-Kreis (Durchmesser = Nenndurchmesser - Steigung)
- Muttergewinde (Innengewinde)
- breite Volllinie als kompletter Kreis (Durchmesser = Nenndurchmesser - Steigung)
- schmale Volllinie als 3/4-Kreis (Durchmesser = Nenndurchmesser)
Für die Seitenansicht gilt:
- Bolzengewinde (Außengewinde)
- außen breite Volllinie (Abstand zwischen beiden Linien = Nenndurchmesser)
- innen schmale Volllinie (Abstand zwischen beiden Linien = Nenndurchmesser - Steigung)
- Ende des Gewindes wird mit einer breiten Volllinie dargestellt
- Muttergewinde (Innengewinde)
- Innenfläche der Bohrung: breite Volllinie (Abstand zwischen beiden Linien = Nenndurchmesser - Steigung)
- Außenfläche des Gewindes: schmale Volllinie (Abstand zwischen beiden Linien = Nenndurchmesser)
- Ende des Gewindes wird mit einer breiten Volllinie dargestellt
Wird in der Zeichnung ein Bolzen in einem Muttergewinde dargestellt, dann hat die Darstellung des Bolzens Vorrang (siehe auch ISO 6410-1).
Normung
Üblicherweise werden Gewinde verwendet, die der internationalen Normung unterworfen sind. Abweichend gibt es hin und wieder Hersteller, die aus verschiedensten Gründen von der Norm abweichende Gewinde anwenden. Das kann sicherheits- oder konstruktionsbedingt sein oder aber aus Konkurrenzgründen, so dass man auf jeden Fall auf Originalersatzteile zurückgreifen muss.
Abmessungen der gebräuchlichen Gewinde und allgemeine Bezeichnungsweisen finden sich in Tabellenbüchern oder in kostenpflichtig zu beziehenden Normen.
Gewinde-Fehler
- Steigungsfehler
- Taumelfehler: Der Taumelfehler ist der Steigungsfehler gemessen auf einen Gang.
- Formfehler: Der Formfehler beschreibt die Abweichung von der theoretisch exakten Gewindeform. Die theoretisch genaue Form des Gewindes erhält man, wenn man ein Gewinde unter dem Steigungswinkel schneidet. Bei beinahe jeder Art der Gewindeherstellung bleibt ein Formfehler.
- Flankenoberflächenfehler: Die Oberfläche der Flanken hat nicht die gewünschte Rautiefe (ist zu rau), so dass die Schrauben sich im Bereich des Gewindes festfressen und nicht mehr lösen lassen (dies kann bei sehr großen Gewinden passieren, die sehr großem Druck ausgesetzt sind).
Historisches
Die Archimedische Schraube hat eine Schraubenlinie. Sie ist um 200 v. Chr. im antiken Ägypten nachgewiesen und wurde für die Bewässerung eingesetzt. Eine Paarung von Innen- und Außengewinde ist hier nicht realisiert.
Auf einer Abbildung eines Schwerlastkranes von Francesco di Giorgio ist eine hölzerne Spindel dargestellt. Das Bild dürfte in etwa um 1480 entstanden sein.
Um 1800 verbesserte Henry Maudslay die Leitspindel der Drehbank dergestalt, dass die getrennte Herstellung von Außen- und Innengewinde möglich wurde. Bis dahin war das Paar Schraube und Mutter immer eine nicht austauschbare Einheit. Bei Maschinen wurden diese Paare gekennzeichnet, um die Übersicht zu behalten. Maudslay begann mit der Normung des Gewindes.
Joseph Whitworth (1803–1887) baute hierauf auf. Er legte nach systematischen Untersuchungen den Flankenwinkel von 55° fest. Zusammen mit der Steigung gab es nun eine verlässliche Norm für die Paarung von Außen- und Innengewinde.
Siehe auch
Weblinks
- Einige Gewindenormen
- A Compilation of Thread Size Information
- UNF/UNC-Gewinde in engl. Wikipedia
- Gewindeverbindung nach DIN 11851 („Milchrohrgewinde“)
Einzelnachweise
<references />