Iași


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
25px Dieser Artikel behandelt die Stadt Iași (Jassy). Weitere Bedeutungen sind unter Iași (Begriffsklärung) aufgeführt. Informationen zum Fluss Jassy findet man unter Jassy (Qoradaryo).
Iași
Jassy
Jászvásár
Wappen von Iași

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Westmoldau
Kreis: Iași
Koordinaten: 27,591388888889|primary dim=10000 globe= name= region=RO-IS type=city
  }}
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 60 m
Fläche: 145 km²
Einwohner: 290.422 (20. Oktober 2011<ref name="Bevölkerungsstatistik">Angaben zur Bevölkerungsstatistik bei citypopulation.de</ref>)
Bevölkerungsdichte: 2.003 Einwohner je km²
Postleitzahl: 700xxx
Telefonvorwahl: (+40) 02 32
Kfz-Kennzeichen: IS
Struktur und Verwaltung (Stand: 2012)
Gemeindeart: Munizipium
Bürgermeister: Gheorghe Nichita (USL)
Postanschrift: Bulevard Ștefan cel Mare și Sfânt, nr. 45
loc. Iași, jud. Iași, RO-700064
Website:
Datei:Iasi Romania CIA2006.png
Iași und nähere Umgebung

Iași [jaʃʲ] (deutsch russisch Яссы/Jassy, ungarisch Jászvásár, armenisch Yash, türkisch Yaş) ist eine Universitätsstadt im Nordosten Rumäniens in der Region Moldau und die Hauptstadt des gleichnamigen Kreises. Historisch war sie die wichtigste Stadt des Fürstentums Moldau.

Iași war 2011 mit 290.422 Einwohnern<ref name="Bevölkerungsstatistik" /> die viertgrößte Stadt Rumäniens und galt als dessen kulturelle Hauptstadt. Viele rumänische Persönlichkeiten und Künstler lebten hier.

Geografische Lage

Die Stadt liegt 20 km westlich der Grenze zu Moldawien und etwa 400 km Luftlinie nördlich von Bukarest. Die Umgebung ist hügelig und landwirtschaftlich geprägt. Durch die Stadt fließt der kleine Fluss Bahlui, ein rechter Nebenfluss der Jijia. Iași wird ähnlich wie Rom die „Stadt der sieben Hügel“ genannt, die die Stadt umschließen.

Nachbarstädte sind in Rumänien Vaslui, Bacău, Roman, Botoșani und Suceava sowie in Moldawien Ungheni und Bălți.

Geschichte

Bei archäologischen Forschungen wurden etwa 5.000 Jahre alte Spuren der Cucuteni-Kultur aus dem Altertum gefunden. Iași wurde im 14. Jahrhundert, zur Zeit der Herrschaft von Alexandru cel Bun, zum ersten Mal erwähnt. 1565 bis 1859 war es die Hauptstadt des Fürstentums Moldau, ab 1859 auch Hauptstadt des neu gegründeten Fürstentums Rumänien, bis es 1862 von Bukarest abgelöst wurde. Der Name Iași ist mit der so genannten Goldenen Periode der rumänischen Kultur verbunden.

Im Laufe des Ersten Weltkrieges war die Stadt von 1916 bis 1918 provisorische Hauptstadt Rumäniens.

Während des Zweiten Weltkrieges führten die Luftstreitkräfte der Sowjetunion am 26. Juni 1941 Luftangriffe auf die Stadt aus. Am 28. Juni fand eine weitere Bombardierung statt.<ref name="Bauer">Markus Bauer: Zur Geschichte eines „Pogroms“ – Iaşi, Juni 1941. In: Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden. Bd. 14, Heft 2, 2005, ISSN 1016-4987, S. 537–551, doi:10.1515/ASCH.2004.537.</ref>

Der Pogrom von Iași

Hauptartikel: Todeszug von Iași

Iași war ein Siedlungsschwerpunkt der rumänischen Juden. Um 1900 machten die Juden 51 % der Wohnbevölkerung der Stadt aus.<ref>Ezra Mendelsohn: Juden. In: Claus D. Kernig (Hrsg.): Sowjetsystem und demokratische Gesellschaft. Eine vergleichende Enzyklopädie. Band 3: Ideologie bis Leistung. Herder, Basel u. a. 1969, ISBN 3-451-14376-3, S. 373.</ref>

Deutsche und rumänische Truppen hatten am 22. Juni 1941 ihren Angriff auf die Sowjetunion begonnen. Bereits im Sommer 1941, noch vor dem Deutsch-Sowjetischen Krieg und vor der Berliner Wannseekonferenz, hatte Marschall Ion Antonescu einen „Masterplan“ entwickelt, der auf die „ethnische Säuberung“ des rumänischen Territoriums abzielte.

Datei:פוגרום יאשי 1.JPG
Tote Juden in den Straßen von Iași am 29. Juni 1941

Das Pogrom von Iași am 29. Juni 1941 war einer der ersten Schritte auf diesem Weg. Verstärkte antisemitische Agitation in der lokalen Presse, öffentliche Schuldzuweisungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung, für die sowjetischen Bombardierungen verantwortlich zu sein, ließen die antisemitische Stimmung in der Stadt wachsen und endeten schließlich in einem Massaker, dem mindestens 13.000 Juden zum Opfer fielen. Das Pogrom von Iași wurde in erster Linie von der lokalen Polizei, Soldaten der rumänischen Armee, Paramilitärs und der Zivilbevölkerung ausgeführt. Beteiligt waren aber auch in Iași stationierte Einheiten der Wehrmacht, die das Massaker auf Hunderten von Fotos, die heute im United States Holocaust Memorial Museum in Washington archiviert sind, festhielten. Der deutsche Einsatzplan hatte einen solchen Übergriff nicht vorgesehen; die Initiative ging von Antonescus „Masterplan“ aus, der die „Evakuierung“ aller Juden von Iași und schließlich die Deportation aller rumänischen Juden vorsah.

Von den 127 Synagogen der Stadt überstand nur eine die Zerstörungen.

Über dieses Massaker und die Judenverfolgung im Lande allgemein wurde in Rumänien lange Zeit, vor allem während der kommunistischen Herrschaft, nicht offiziell gesprochen. Seit dem Jahr 2003 wurde mit der Aufarbeitung begonnen. Der damalige Präsident Ion Iliescu berief die Internationale Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien unter der Leitung des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel ein. Die Wiesel-Kommission legte ihren Abschlussbericht Ende 2004 vor. Sie bestätigte den spezifisch rumänischen Holocaust; ein Elie-Wiesel-Institut wurde gegründet und der 9. Oktober als Holocaust-Gedenktag festgelegt.<ref>Annette Schaefgen: Rumänien und der Holocaust. (Memento vom 30. Juni 2007 im Internet Archive) (PDF; 157 KB).</ref>

Siehe auch: Operation Jassy-Kischinew

Klimatabelle

Iași
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
32
 
0
-7
 
 
31
 
2
-5
 
 
31
 
8
-1
 
 
53
 
17
5
 
 
63
 
22
10
 
 
101
 
25
14
 
 
83
 
27
15
 
 
56
 
27
14
 
 
48
 
23
11
 
 
25
 
16
6
 
 
35
 
8
1
 
 
31
 
3
-3
Temperatur in °CNiederschlag in mm
Quelle: wetterkontor.de
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Iași
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) -0,1 2,1 8,1 16,5 22,4 25,3 26,8 26,6 22,7 16,1 8,4 2,7 Ø 14,9
Min. Temperatur (°C) -6,9 -4,8 -0,8 5,2 10,4 13,7 15,0 14,3 10,7 5,5 1,1 -3,4 Ø 5
Niederschlag (mm) 32 31 31 53 63 101 83 56 48 25 35 31 Σ 589
Sonnenstunden (h/d) 2,2 2,7 4,1 5,7 7,6 8,5 8,8 8,7 6,9 5,0 2,4 1,8 Ø 5,4
Regentage (d) 6 6 6 8 8 9 9 5 5 5 6 7 Σ 80
Luftfeuchtigkeit (%) 82 80 71 62 61 62 60 63 66 73 79 83 Ø 70,1
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
-0,1
-6,9
2,1
-4,8
8,1
-0,8
16,5
5,2
22,4
10,4
25,3
13,7
26,8
15,0
26,6
14,3
22,7
10,7
16,1
5,5
8,4
1,1
2,7
-3,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
32
31
31
53
63
101
83
56
48
25
35
31
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

Bevölkerung

1930 lebten auf dem Gebiet der heutigen Stadt etwa 103.000 Bewohner, darunter ca. 63.000 Rumänen, 35.000 Juden und 1000 Deutsche.<ref>Karte der Volkszählung 1930</ref> Bei der Volkszählung 2002 wurden in der Stadt 320.888 Einwohner gezählt, darunter 316.094 Rumänen, 1.898 Roma, je 433 Russen und Griechen, 421 Juden, 260 Ungarn und 166 Rumäniendeutsche.<ref>Volkszählung 2002 abgerufen am 31. Juli 2009</ref>

Die Einwohnerzahl der Stadt entwickelte sich seit 1977 wie folgt:<ref name="Bevölkerungsstatistik" />

Bevölkerungsentwicklung
1977199220022011
265.002344.425320.888290.422

Bildung, Forschung und Wirtschaft

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde in der Stadt die erste Hochschule Rumäniens gegründet. 1860 gründete Alexandru Ioan Cuza hier die erste Universität des Landes, die deshalb den Namen Universität Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Iași trägt. Seit 1975 pflegen die Universität in Iași eine Partnerschaft mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<ref>30 Jahre Universitätspartnerschaft Iasi - Freiburg bei uni-protokolle.de abgerufen am 2. September 2014</ref> und seit 1994 mit der Universität Konstanz.<ref>Partneruniversität Jassy: Doppelte Würdigung für Universität Konstanz, Presseinformation am 1. Oktober 2004 bei aktuelles.uni-konstanz.de abgerufen am 2. September 2014</ref>

Heute ist Iași ein Zentrum der rumänischen Computerindustrie und verfügt über mehrere Universitäten.

Kunst und Kultur

Verkehr

Iași wurde 1870 durch den von der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn-Gesellschaft ausgeführten Bau einer von Pașcani ausgehenden Linie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Heute bestehen direkte Zugverbindungen in alle größeren Städte Rumäniens. Durch die Stadt führt die Europastraße 58. Etwa 10 km östlich der Stadt befindet sich der Internationale Flughafen Iași.

Die Stadt verfügt über ein Straßenbahnnetz, das u. a. mit ausgemusterten deutschen Straßenbahnwagen älterer Bauart betrieben wird.<ref>Augsburger Allgemeine-Online vom 13. April 2012</ref>

Sehenswürdigkeiten

Im Zentrum der für ihr Porzellan bekannten Stadt steht der neogotische Kulturpalast (Bauzeit 1906–1925); er beherbergt heute vier Museen, darunter die größte Kunstsammlung des Landes, und eine Bibliothek. Sehenswert sind außerdem unter anderem die beeindruckend große Metropoliten-Kirche aus dem frühen 19. Jahrhundert und die Krönungskirche. Mehrere Klöster in der Stadt und ihrer Umgebung verdienen ebenfalls Beachtung. Auch einige Denkmäler säumen Plätze und Straßen.

Einige Bauwerke:

  • Armenische Kirche Surb Mariam<ref>Surb Mariam Armenian Apostolic Church (Norashen), RA
  • Das kleine, armselige Haus, „Bojdeuca Ion Creangă“ (1837–1889, benannt nach dem beliebten rumänischen Erzähler)Ambassador to Romania Hamlet Gasparyan Visits Regions of Moldova and Bukovina, 18. August 2010 (englisch)</ref>
  • Dosoftei-Haus, Profanbau des 17. Jahrhunderts aus nackten Ziegeln mit Arkadengang, heute das Museum für alte moldauische Literatur
  • Große Synagoge (Sinagoga Mare), erbaut 1671
  • Kloster Cetǎțuia, Festungskloster aus dem 17. Jahrhundert, vom Fürsten Gheorghe Duca gestiftet
  • Kloster Galata, erbaut 1579–1584, Erbauer Petru Schiopu
  • Kloster Golia, Kirche Înălțarea Domnului, erbaut 1650–1653 vom Wojewoden Vasile Lupu und dessen Sohn Ștefăniță Vodă
  • Kloster Sf. Trei Ierarhi (Die heiligen drei Hierarchen), heute die katholische Kathedrale, im gotischen Stil erbaut 1637–1639 durch Vasile Lupu
  • Metropoliten-Kathedrale (Catedrala Mitropolitanǎ)
  • römisch-katholische Diözesangebäude: Bischofshaus, ehemalige Kathedrale St. Mariä Himmelfahrt (18./19. Jahrhundert) und heutige Kathedrale St. Maria Königin, fertiggestellt 2005
  • weitere Erinnerungshäuser: Mihai Eminescu, George Topârceanu, Mihail Sadoveanu, Otilia Cazimir, Vasile Pogor und andere.

Die Stadt beherbergt den mit 100 ha größten Botanischen Garten Rumäniens und gleichzeitig einen der größten Europas.

Partnerstädte

Iași unterhält Städtepartnerschaften mit:<ref>Angaben zu den Partnerschaften auf der Website von Iași, abgerufen am 9. Februar 2014</ref>

Persönlichkeiten

Töchter und Söhne der Stadt

Mit der Stadt verbunden

Siehe auch

Literatur

  • Jean Angel: Der Pogrom von Iasi am 29. Juni 1941. In W. Benz, B. Mihok (Hrsg.): Holocaust an der Peripherie. Judenpolitik und Judenmord in Rumänien und Transnistrien 1940–1944. Berlin 2009, ISBN 978-3-940938-34-3.

Weblinks

Commons Commons: Iași – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />