Jan Frodeno

Jan Frodeno (* 18. August 1981 in Köln) ist ein deutscher Triathlet, der als erster sowohl Olympia-Gold (2008) als auch den Titel beim Ironman Hawaii (2015) erringen konnte. Zudem ist er Sieger des Ironman 70.3 World Championship (2015), der Ironman European Championship in Frankfurt (2015) sowie Deutscher Meister (2007). Er wird in der Bestenliste deutscher Triathleten auf der Ironman-Distanz auf dem zweiten Rang geführt.

Werdegang

Jan Frodeno wuchs in Südafrika auf und begann mit 15 Jahren seine sportliche Karriere als Schwimmer. Drei Jahre später kam er aufgrund der Vielseitigkeit der verschiedenen Disziplinen zum Rettungsschwimmen. Die Bilder der Olympischen Spiele 2000 in Sydney im Fernsehen motivierten ihn, mit Triathlon zu beginnen.

Im November 2000 begann er seine Triathlonkarriere und 2002 startete er zum ersten Mal in der Triathlon-Bundesliga. Im selben Jahr schaffte Frodeno auch den Sprung in die deutsche Nationalmannschaft. Im Mai 2004 wurde er in Portugal Vize-Weltmeister in der Klasse U23. 2004 startete Frodeno für den TuS Griesheim,<ref>Kai Baumgartner: Lothar Leder zu TuS Griesheim. In: 3athlon.de. 15. November 2003. Archiviert vom Original am 15. November 2003.</ref> zwischen 2005 und 2008 für das Hans Grohe-Team in der Triathlon-Bundesliga. 2006 wurde er Neunter im Triathlon-Gesamtweltcup.

Frodeno war Mitglied im „Top-Team Peking“ (A-Kader der Nationalmannschaft) und konnte sich 2007 bei der Weltmeisterschaft in Hamburg durch seinen sechsten Platz vorzeitig die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2008 in Peking sichern, wo er sich gegen die favorisierten Daniel Unger und Javier Gómez durchsetzen und so als bisher einziger deutscher Triathlet die Goldmedaille gewinnen konnte.<ref name=":1">Susanne Rohlfing: Gold im Triathlon: „Frodo, geile Sache!“. In: Der Spiegel. 19. August 2008.</ref> Bundespräsident Horst Köhler ehrte ihn hierfür im November 2011 mit dem Silbernen Lorbeerblatt.<ref name=":2">Bundespräsident Köhler ehrt 132 Sportler mit dem Silbernen Lorbeerblatt. DOSB. 20. November 2008.</ref> Als 1.350 Sportjournalisten des VDS den Sportler des Jahres 2008 wählten, kam Jan Frodeno hinter dem Gewichtheber Matthias Steiner und dem Tischtennisspieler Timo Boll auf den dritten Platz.<ref>Große Ehre für Steffen, Steiner und Hockey-Herren. In: Die Welt. 21. Dezember 2008.</ref><ref>Michael Eder: „Und wenn es dir jede Sehne wegfetzt – alles egal“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. Dezember 2008.</ref> Die 3.800 von der Deutschen Sporthilfe geförderten Athleten wählten Jan Frodeno zum Champion des Jahres.<ref name=":3">Frodeno ist „Champion des Jahres“. In: Die Zeit. 30. September 2008.</ref>

Im September 2009 wurde Frodeno Vierter in der Gesamtwertung der sich über vier Rennen erstreckenden Kurzdistanz-Weltmeisterschaft der Internationalen Triathlon Union (ITU).<ref>WM-Finale: Brownlee krönt starke Saison</ref> Im November 2009 gründete Frodeno ein eigenes Nachwuchs-Triathlonteam mit dem Namen „Team Strive“.<ref>dpa: Triathlon-Olympiasieger Frodeno gründet Nachwuchsmannschaft. In: Saarbrücker Zeitung. 25. November 2009.</ref><ref>Christina John: "Wir wollen alle Profis werden" Mit „Strive“ zu Olympia 2016. In: Saarbrücker Zeitung. 24. Dezember 2009.</ref> Es bestand bis 2011 und setzte sich aus je drei männlichen und weiblichen Junior-Athleten zusammen.<ref>Offizielle Website des Teams Strive</ref> 2010 stand Frodeno kurz davor Geschichte zu schreiben: vor dem abschließenden Rennen für die Weltmeisterschaft lag er in Führung, bei einer Platzierung nicht mehr als drei Ränge hinter Javier Gomez in Budapest wäre er als erster Triathlon-Olympiasieger auch Weltmeister gewesen.<ref>Martin Kleinemas: Jan Frodeno war kurz davor, alles hinzuschmeißen. In: Die Welt. 10. September 2010.</ref> Frodeno ging zwar als Dritter auf die abschließende Laufstrecke, brach dann aber völlig ein und kam als einundvierzigster ins Ziel. Gomez wurde so zum zweiten Mal Weltmeister.<ref>Frodeno verpasst Titel – Justus Zweiter. In: Rheinische Post. 11. September 2010.</ref> Später bekannte sich Jan Frodeno offen zu einer Erkrankung an einem Burnout-Syndrom.<ref>Melanie Haack: Olympiasieger Frodeno war 2010 ungenießbar. In: Die Welt. 15. Juli 2011.</ref>

Frodeno wohnte in Saarbrücken und startete bis einschließlich 2010 für den Verein „Tri-Sport Saar-Hochwald“. Seit 2011 startet er für das „Leichtathletikzentrum Saarbrücken“. Mit Specialized hatte er von 2011 bis 2014 einen neuen Rad-Sponsor.<ref>News vom 8. November 2010 „Jan Frodeno: Leidenschaft kommt von Leiden“</ref> Er war Mitglied im ASICS-DTU-Elite-Team der Deutschen Triathlon Union (DTU), wie der Name des A-Kaders der DTU zu der Zeit lautete.

Jan Frodeno wurde für die Saison 2010 von der ITU mit in die 20 Athleten umfassende „Gold Group“ berufen, die aus den Medaillengewinnern von Peking '08 ergänzt um die bestplatzierten Athleten des Vorjahres bestand. Diese repräsentierten die ITU in der Öffentlichkeit und sicherten ihren nationalen Verbänden für jedes der sieben Rennen der ITU World Championship Series einen zusätzlichen Startplatz.<ref>Fergus Murray: Gold Group Explained (englisch) In: ITU. 22. Juni 2010.</ref> Auch 2011 und 2012 gehörte Frodeno zur Gold Group.<ref>René Penno: ITU: Zwei Deutsche in Gold Group. In: tri2b.com. 23. Februar 2011.</ref><ref>Frank Wechsel: ITU benennt Gold Group für die ersten fünf WM-Rennen. In: tri-mag.de. 29. März 2012.</ref> Im Jahr 2011 engagierte sich Jan Frodeno als Botschafter von Herzenssache, der Kinderhilfsaktion von SWR, SR und Sparda-Bank.<ref>Drei Prominente Botschafter für Kinder und Jugendliche für Herzenssache – Die Kinderhilfsaktion von SWR, SR und Sparda-Bank</ref> Im April 2011 wurden er und Emma Snowsill als erste Triathleten zu Botschaftern der Laureus Stiftung, die alljährlich die Weltsportler des Jahres ehren, berufen.<ref>Paula Kim: Emma Snowsill and Jan Frodeno inducted as Laureus Ambassadors. ITU. 7. April 2011.</ref><ref>Das sind die Laureus-Botschafter. In: Focus.</ref>

Zusätzlich zu Steffen Justus und Maik Petzold qualifizierte sich Frodeno nach einer mehrmonatigen Verletzung Ende Juni 2012 förmlich in letzter Minute beim WM-Rennen in Kitzbühel noch für einen Start bei den Olympischen Spielen 2012, wo er im August 2012 in London als bester Deutscher den sechsten Rang erreichte.<ref>Silke Keul: Mit gefletschten Zähnen auf Rang sechs. In: Süddeutsche Zeitung. 7. August 2012.</ref> 2013 startete Jan Frodeno für das Bromelain-POS Team Saar in der Triathlon Bundesliga.<ref>Website des Triathlon Team Saar</ref> Am 21. Juli 2013 wurde er in Hamburg zusammen mit Anne Haug, Anja Knapp und Franz Löschke Weltmeister im Mixed-Relay.<ref>Deutsche Athleten gewinnen Hamburg-Team-WM. In: Hamburger Morgenpost. 21. Juli 2013.</ref>

Im Juli 2014 startete Jan Frodeno in Frankfurt erstmals bei einem Ironman. In den Jahren zuvor hatte Frodeno mehrfach mit Aussagen wie z. B. in der Olympischen Distanz stecke „mehr Hochleistungssport“, Ironman sei ihm „nicht dynamisch genug“<ref>Peter Stützer: König Frodeno hat wenig Interesse am Ironman. In: Die Welt. 10. Oktober 2008.</ref>, wäre nur etwas für „gescheiterte Kurzstreckler“<ref>Sebastian Kayser: Wer sein Gold nicht versilbert, ist selber schuld. In: Bild. 15. Oktober 2008.</ref> und das Schwimmen beim Ironman sei nur „das Warmwerden für einen langen Tag“<ref>Thomas Hahn: "Es geht darum, wer der beste Radfahrer ist". In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010.</ref> für Entrüstung unter den Ironman-Jüngern in den Online-Foren gesorgt. Nachdem ihm 2010 ein Sponsor ermöglichte, den Ironman Hawaii persönlich vor Ort zu erleben, änderte er allerdings seine Ansicht.<ref>Ironman-Einsteiger Frodeno: «Ein dicker Brocken». In: Süddeutsche Zeitung. 4. Juli 2014.</ref>

Bei seinem ersten Ironman 2014 beendete Jan Frodeno zwar die erste Disziplin in Führung liegend, hatte dann aber gleich drei Reifendefekte am Rad. Trotzdem gelang ihm hinter Sebastian Kienle und Frederic van Lierde noch eine Podiumsplatzierung.<ref>Jan Sägert: Kienle neuer König von Frankfurt, Frodeno Dritter. In: tri-mag.de. 6. Juli 2014.</ref> Im September 2014 wurde er in Kanada Zweiter bei der Ironman 70.3 World Championship.<ref>sid: Triathlon-Olympiasieger Frodeno wird in Kanada Vize-Weltmeister. In: Handelsblatt. 7. September 2014.</ref>

Im Oktober 2014 startete er mit-favorisiert erstmals bei der Ironman World Championship in Kailua-Kona. Wie bereits in Frankfurt stieg Frodeno auch bei seinem Debüt auf Hawaii als erster aus dem Wasser und lag auf der Radstrecke lange in Führung, wurde dann aber zunächst durch einen Reifendefekt und später noch durch eine vierminütige Zeitstrafe zurückgeworfen. Mit einer der schnellsten Laufzeiten des Tages konnte er aber schließlich doch noch bis auf den dritten Rang vorlaufen.<ref>Sebastian Kienle ist Ironman-Weltmeister, Jan Frodeno Dritter. In: tri-mag.de. 12. Oktober 2014.</ref><ref>Melanie Haack: Kienles Höllenritt endet mit dem Sieg beim Ironman. In: Die Welt. 12. Oktober 2014.</ref><ref>Der König von Kona. In: Handelsblatt. 12. Oktober 2014.</ref> Vor seinem ersten Start beim Ironman Hawaii gestand er, dass die Langdistanz Suchtpotential habe.<ref>Melanie Haack: Jan Frodeno – "Ich neige zum Exzess". In: Die Welt. 11. Oktober 2014.</ref>

Seit Anfang des Jahres 2015 startet Jan Frodeno für das neu gegründete Bahrain Elite Endurance Triathlon Team, welches von dem Australier Chris McCormack geleitet wird.<ref>Bahrain Elite Endurance Triathlon Team</ref><ref>10 Things To Know About The All-Star Bahrain Endurance 13 Team (6. Mai 2015)</ref> Der Radhersteller Canyon aus Koblenz löste Specialized als seinen Rad-Sponsor ab.<ref>Jan Sägert: Frodeno heuert bei Canyon an. In: tri-mag.de. 7. Januar 2015.</ref> Im Juli gewann Jan Frodeno bei seinem zweiten Start in Frankfurt die Ironman European Championship. Trotz extremer Hitze unterbot er mit seiner Siegerzeit von 7:49:48 h – der bis dahin viertschnellsten je bei einem Rennen über die Ironman-Distanz erzielten Zeit – den bestehenden Streckenrekord.<ref>Kühler Kopf und heißes Rennen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. Juli 2015.</ref> Gleichzeitig hatte er durch diesen Sieg, der ihm 30.000 US$ Preisgeld einbrachte,<ref name=":0">Punkte- und Preisgeldverteilung für Profi-Triathleten. World Triathlon Corporation. Archiviert vom Original am 19. Oktober 2014.</ref> bereits wie auch die Sieger in Melbourne, Port Elizabeth, Texas und Florianópolis seinen erneuten Startplatz beim Ironman Hawaii am 10. Oktober 2015 sicher.<ref>Professional Athlete Qualification & Validation. World Triathlon Corporation. Archiviert vom Original am 19. Oktober 2014.</ref> Von 2012 bis 2014 hatten sich die Sieger in Frankfurt noch über das „Kona Pro Ranking System“ für Hawaii qualifizieren müssen.

Im August sicherte er sich mit seinem Sieg bei der Ironman 70.3 World Championship im Rahmen des Ironman 70.3 Zell am See-Kaprun im österreichischen Bundesland Salzburg weitere 45.000 US$ Preisgeld.<ref>Harald Eggebrecht: Ironman 70.3 WM: Jan Frodeno und Sebastian Kienle sorgen für deutschen Doppelsieg. In: tri2b.com. 30. August 2015.</ref><ref name=":0" />

Im Oktober 2015 gewann Jan Frodeno als fünfter Deutscher nach Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004 und 2006), Faris Al-Sultan (2005) und Sebastian Kienle (2014) die Ironman World Championship auf Hawaii. Für seinen Sieg erhielt er 120.000 US$ Preisgeld.<ref name=":0" /> Er ist damit der erste Athlet, der den Ironman Hawaii, die Ironman 70.3 World Championship und die Ironman European Championship im gleichen Jahr gewann sowie der erste Olympiasieger, der auch bei der Ironman World Championship triumphieren konnte. Für seine Siege in Frankfurt und Hawaii wurde Frodeno von den von der Deutschen Sporthilfe geförderten Athleten sowohl im Juli 2015 wie auch im Oktober 2015 zum Sportler des Monats gewählt.<ref name=":4">Jan Frodeno ist „Sportler des Monats“ Juli. Stiftung Deutsche Sporthilfe. 7. August 2015.</ref><ref name=":5">Ironman Weltmeister Frodeno ist Sportler des Monats Oktober. Stiftung Deutsche Sporthilfe. 6. November 2015.</ref> Am 12. November 2015 bekam Frodeno im Stage Theater in Berlin als erst zweiter Triathlet nach Faris Al-Sultan 2005 den Bambi in der Kategorie Sport überreicht.<ref name=":6">Triathlon Weltmeister Jan Frodeno mit Sport Bambi ausgezeichnet. In: Sport1. 13. November 2015.</ref><ref name=":7">Fabian Fiedler: Besondere Ehrung Jan Frodeno bekommt den Bambi. In: tri-mag.de. 13. November 2015.</ref> Im Dezember wurde er als erster Triathlet zum Sportler des Jahres gewählt.<ref>Ein Jahr wie aus dem Bilderbuch (20. Dezember 2015)</ref>

Privates

Frodenos Spitzname ist „Frodo“ in Anlehnung an den Protagonisten im Film „Der Herr der Ringe“ (Bonmot zu den Olympischen Ringen). Seit Sommer 2010 ist Frodeno mit der Olympiasiegerin und dreifachen Triathlon-Weltmeisterin Emma Snowsill liiert,<ref>Matthias Marburg: Frodeno: Olympiasieger liebt Olympiasiegerin. In: Bild. 2. Oktober 2010.</ref> im Oktober 2013 heiratete das Paar.<ref>Jan Frodeno und Emma Snowsill heiraten. In: Rheinische Post. 30. September 2013.</ref> Snowsill hatte im Juli 2014 ihren Rücktritt vom Leistungssport erklärt.<ref>Emma Snowsill: Now is the Time. 10. Juli 2014.</ref> Das Paar lebt im spanischen Girona und erwartet im Februar 2016 sein erstes gemeinsames Kind.<ref>Ironman-Sieger Jan Frodeno verrät sein süßestes Geheimnis. In: Focus. 11. Oktober 2015.</ref>

Sportliche Erfolge

Auszeichnungen

• Bambi in der Kategorie Sport 2015 <ref name=":6" /><ref name=":7" />
• Sportler des Monats im Juli sowie im Oktober 2015 <ref name=":4" /><ref name=":5" />
• Saarsportler des Jahres 2008, 2009, 2014 und 2015
• Silbernes Lorbeerblatt 2008 <ref name=":2" />
• Champion des Jahres 2008 <ref name=":3" />
• Triathlet des Jahres
• Sportler des Jahres 2015

Weblinks

• Offizielle Website
• Jan Frodeno im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
• Porträt Jan Frodeno im Triathlon online-Magazin tri2b.com
• Jan Frodeno in der Datenbank der ITU auf Triathlon.org (englisch), abgerufen am 21. Dezember 2015
• Profil für Jan Frodeno beim Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, abgerufen am 18. September 2014
• Jan Frodeno in der Datenbank von Sports-Reference (englisch)

Einzelnachweise

<references />