Joachim von Ribbentrop
Ullrich Friedrich Willy Joachim von Ribbentrop (* 30. April 1893 in Wesel als Ullrich Friedrich Willy Joachim Ribbentrop; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Er war von 1938 bis 1945, während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur, Reichsminister des Auswärtigen.
Ribbentrop gehörte zu den 24 im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagten Personen. Er wurde am 1. Oktober 1946 in allen vier Anklagepunkten schuldig gesprochen, zum Tod durch den Strang verurteilt und am 16. Oktober 1946 hingerichtet.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft
Ribbentrop war der Sohn von Oberstleutnant Richard Ullrich Friedrich Wilhelm Ribbentrop und Johanne Sophie Hertwig. Joachim hatte einen um ein Jahr älteren Bruder namens Lothar und eine 1896 geborene Schwester Ingeborg. Der Vater erzog seine Kinder streng, sie wurden oft verprügelt. Joachim fand ihn abschreckend und fürchtete sich vor ihm. Dagegen war seine Mutter in seiner Erinnerung herzlich und freundlich. Sie starb 1902 an Tuberkulose. Die Familie Ribbentrop wohnte seit 1902 in Metz, das seit dem Frieden von Frankfurt von 1871 zum Reichsland Elsaß-Lothringen und damit zum Deutschen Reich gehörte. Der Vater war Adjutant des kommandierenden Generals und heiratete erneut.
Ribbentrop lernte in Metz, das trotz der deutschen Garnison stark französisch geprägt war, die französische Sprache. Er war ein guter Sportler, ein guter Geigenspieler, aber ein schlechter Schüler. Er machte keinen höheren Schulabschluss und konnte kaum schreiben. 1908 quittierte der Vater den Dienst und zog mit seiner Familie nach Arosa in die Schweiz. Während der 18 Monate in Arosa erhielten die Kinder Privatunterricht von französischen und englischen Tutoren. Joachim Ribbentrops Hauptbeschäftigungen waren Bergsteigen, Ski- und Bobfahren. Die Ribbentrop-Kinder lernten in Arosa Touristen aus vielen Ländern kennen, darunter auch sehr reiche Leute. In Arosa wurde Ribbentrops Interesse geweckt, die Welt kennenzulernen. Nach anderthalb Jahren in Arosa schickte der Vater die Söhne für ein Jahr zum Englisch-Studium nach England. 1910 zogen Joachim Ribbentrop und sein Bruder Lothar nach Kanada. Hier lebten sie sich gut ein. Ribbentrop versuchte, sich mit Hilfe der Erbschaft seiner Mutter eine Existenz als Händler aufzubauen. Dabei handelte er mit Weinen aus Deutschland. Er wurde 1914 Mitglied einer Eishockey-Mannschaft.
Erster Weltkrieg
Unmittelbar nach Beginn des Ersten Weltkrieges verließ Ribbentrop Kanada, um als Freiwilliger auf deutscher Seite zu kämpfen. Sein kränkelnder Bruder blieb erst in Kanada und zog später in die Schweiz, wo er 1918 verstarb. Ribbentrop reiste zunächst in die damals neutralen Vereinigten Staaten und fuhr von New York auf einem niederländischen Dampfer nach Rotterdam. Der Verhaftung durch die britische Marine, die alle Schiffe kontrollierte, die zu dieser Zeit das europäische Festland anliefen, konnte er sich entziehen, indem er sich im Kohlenbunker des Dampfers verborgen hielt. In Deutschland wurde er auf Vermittlung seines Vaters in ein Elite-Kavallerieregiment aufgenommen, die Torgauer Husaren. Im Verlauf des Krieges wurde er mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse ausgezeichnet und zum Oberleutnant befördert. Nach einer Verletzung an der Front wurde er in die deutsche Botschaft in Istanbul versetzt. Hier lernte er Franz von Papen kennen. Nach Kriegsende 1918 zog Ribbentrop nach Berlin, wo er für einige Zeit Mitarbeiter im Reichswehrministerium wurde. Ribbentrop sorgte dafür, dass er einen Eintrag im Who is Who 1919 bekam. Dort war verzeichnet, er sei Adjutant der deutschen Friedensdelegation in Versailles gewesen. Dies stellte sich später als falsch heraus.<ref>Michael Bloch: Ribbentrop. Bantam, London 1992, ISBN 0-593-03635-2, S. 9.</ref>
Weimarer Republik
1919 nahm Ribbentrop seinen Abschied als Oberleutnant und betätigte sich als Vertreter für französische Weine und Liköre.
Ribbentrop heiratete am 5. Juli 1920 in Wiesbaden Anna Elisabeth (Annelies) Henkell (* 12. Januar 1896 in Mainz; † 5. Oktober 1973), die er 1919 kennengelernt hatte, Tochter des Sektfabrikanten Otto Henkell und seiner Frau Katharina (Käthe) Michel. Das Ehepaar hatte fünf Kinder:
- Rudolf von Ribbentrop (* 11. Mai 1921 in Wiesbaden), von Rudolf-August Oetker beim Bankhaus Lampe beschäftigt,<ref>Jürgen Finger, Sven Keller, Andreas Wirsching: Dr. Oetker und der Nationalsozialismus. Geschichte eines Familienunternehmens 1933–1945. Beck, München 2013.</ref> später Mitarbeiter der Sektkellerei Henkell
- Bettina von Ribbentrop (* 20. Juli 1922 in Berlin)
- Ursula von Ribbentrop (* 19. Dezember 1932 in Berlin)
- Adolf Henkell-von Ribbentrop (* 2. September 1935 in Berlin), ehemaliger Mitinhaber von Henkell, verheiratet seit 1985 mit Christiane geb. Gräfin Eltz, der Mutter des späteren deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg
- Barthold von Ribbentrop (* 27. Dezember 1940 in Berlin), ehemaliger Chef der Börsenabteilung der Deutschen Bank.
Ribbentrop hoffte auf Aufnahme in die Familienfirma, erhielt aber nur die Berliner Vertretung für Henkell. Außerdem verschaffte er ihm gute Beziehungen bei anderen Getränkeherstellern. Aus diesen guten Beziehungen ergab sich 1920 für Ribbentrop nach dem Tod des deutschen Vertreters der Whisky-Firma Johnnie Walker durch die Übernahme der Vertretung eine höchst profitable berufliche Chance.<ref>Michael Bloch: Ribbentrop. Bantam, London 1992, ISBN 0-593-03635-2, S. 12 ff.</ref> Whisky entwickelte sich in der Weimarer Republik zu einem sehr gefragten Getränk.
Mitte der 1920er Jahre war Ribbentrops Import-/Exportgeschäft für Getränke eines der größten in Deutschland. 1924 legte Ribbentrop die Henkell-Vertretung nieder und widmete sich ausschließlich seiner eigenen Firma. Durch unternehmerisches Geschick, befördert durch seine Sprachkenntnisse, wurde er in kürzester Zeit sehr reich. Das renommierte Stuttgarter Architektenbüro Bonatz und Scholer baute 1922/23 für die Ribbentrops die elegante Villa Lentzeallee 7–9 in Berlin-Dahlem. Durch mehrere An- und Umbauten vergrößerte sich das Anwesen um einen Park mit Tennisplatz und Swimmingpool.
Im Hause Ribbentrop gab es damals Gesellschaften, Cocktailpartys und Bridgeabende. Hierzu traf sich die beste Berliner Gesellschaft (Adelige, Finanziers, Industrielle) in der Villa. Viele seiner Kunden waren Juden, einige wurden seine besten Freunde wie der Industrielle Ottmar Strauß und der Direktor der Dresdner Bank Herbert Gutmann. Die Ribbentrops betätigten sich auch als Sammler von Kunst und Wertgegenständen, darunter Gemälde von Gustave Courbet, Claude Monet und André Derain sowie alte Tapisserien und kostbare Teppiche.
Ribbentrop hatte eine Affinität zu Königshäusern und zum Adel, deren Mitglieder er bewunderte. Am 15. Mai 1925 ließ sich Ribbentrop von einer entfernten Verwandten, Gertrud von Ribbentrop (1863–1943), deren Vater Karl Ribbentrop im Jahr 1884 geadelt worden war, adoptieren und führte von da an den Namen „von Ribbentrop“. In einem Vertrag verpflichtete sich Ribbentrop, Gertrud für 15 Jahre eine Rente zu zahlen.<ref>Michael Bloch: Ribbentrop. Bantam, London 1992, ISBN 0-593-03635-2, S. 18.</ref> Unverzüglich änderte Ribbentrop auch den Namen seiner Firma in Schöneberg und von Ribbentrop um. Außerdem benutzte Ribbentrop Gertruds Familienwappen. Wenn ein Bekannter Ribbentrops Namensänderung nicht bemerkt hatte, kam es vor, dass er einen gedruckten Handzettel verschickte, in dem der Empfänger auf den Namen Joachim von Ribbentrops hingewiesen wurde. Darin wurde auch behauptet, dass Ribbentrop das Adelsprädikat „von“ für Verdienste im Ersten Weltkrieg erhalten habe. 1933 gab Ribbentrop auf einem SS-Fragebogen an, dass er adoptiert worden sei, um seine Adelslinie vor dem Aussterben zu bewahren, ohne allerdings das Jahr der Nobilitierung Karl Ribbentrops zu erwähnen.<ref>Michael Bloch: Ribbentrop. Bantam, London 1992, ISBN 0-593-03635-2, S. 17 ff.</ref> Einige Zeit nach seiner Namensänderung wollte Ribbentrop dem exklusiven Union-Club in Berlin beitreten, dessen Mitglieder überwiegend dem Adel angehörten. Trotz der Fürsprache seiner Freunde Wolf-Heinrich von Helldorf und Papen wurde sein Aufnahmeantrag abgelehnt. Als Ribbentrop 1938 das Auswärtige Amt übernommen hatte, versuchte er den dafür verantwortlichen Diplomaten Friedrich von Lieres und Wilkau in ein Konzentrationslager zu bringen.
Bis 1932 hielt sich Ribbentrops Interesse für Politik in Grenzen. Den Aufstieg des Nationalsozialismus nahm er nur am Rande wahr. Wohl hatte er eine tiefe Abneigung gegen den Kommunismus. Erst als Adolf Hitlers Erfolge unübersehbar waren, ließ sich Ribbentrop im Sommer 1932 eine Audienz beim späteren Führer vermitteln.
Zeit des Nationalsozialismus
Nachdem er 1932 Hitler kennengelernt hatte, trat er der NSDAP (Mitgliedsnr. 1.199.927) bei. Wegen seiner Bewunderung für Hitler setzte Ribbentrop seine gesellschaftlichen Beziehungen im Verlauf des Jahres 1932 ein, um Kontakte zwischen einflussreichen Persönlichkeiten Berlins und Hitler zu vermitteln. Diese Kontakte erleichterten es Hitler, die „Machtergreifung“ im Jahr 1933 ohne großen Widerstand durchzuführen. Dabei diente Ribbentrop vor allem „als Mittelsmann“ zwischen Papen und Hitler.<ref>Ian Kershaw: Hitler 1889–1936. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1998, ISBN 3-421-05131-3, S. 517 ff.</ref> Nachdem Heinrich Himmler bei der Zusammenkunft Hitlers mit Papen im Haus des Kölner Bankiers Kurt von Schröder am 4. Januar 1933 Ribbentrop begegnet war, fragte er bei diesem an, ob er ein Folgetreffen zwischen Hitler und Papen arrangieren könne. Ribbentrop sagte zu und stellte seine Villa für diese Gespräche zur Verfügung:
„Am Abend des 10. Januar 1933 begannen dann in der Ribbentropschen Villa die entscheidenden Koalitionsverhandlungen, die schließlich am 30. Januar 1933 zur Bildung des Kabinetts Hitler führten.“<ref>Hans-Jürgen Döscher: Das Auswärtige Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der Endlösung. Siedler Verlag, Berlin 1987 ISBN 3-88680-256-6, S. 148.</ref>
Nach Kriegsende wurde Ribbentrop vor dem Nürnberger Tribunal angeklagt. Ihm wurden Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt. Während der 218 Verhandlungstage in Nürnberg zeigte Ribbentrop auf der Anklagebank keinerlei Reue. Er wurde schließlich am 1. Oktober 1946 in allen Anklagepunkten für schuldig befunden, zum Tod durch den Strang verurteilt und als erster der zehn zum Tode Verurteilten am 16. Oktober 1946 um 1:12 Uhr im Nürnberger Justizgefängnis hingerichtet.
Die Leiche Ribbentrops wurde wie die Leichen der anderen Hingerichteten am 17. Oktober 1946 im Krematorium des Münchner Ostfriedhofs eingeäschert, die Asche anschließend in einen Zufluss zur Isar gestreut.
Rezeption
Schon zu seinen Lebzeiten war Joachim von Ribbentrop eine höchst umstrittene Figur. Hitler selbst hielt zeitweise große Stücke auf „seinen“ Diplomaten, den er als „Genie“ und – nach dem erfolgreichen Abschluss des deutsch-britischen Flottenvertrages – „meinen eigenen Eisernen Kanzler, ein zweiter Bismarck“ bezeichnet haben soll.<ref>Heidrun B. Görtemaker: Eva Braun – Leben mit Hitler. Beck, München 2012, ISBN 978-3406616631, S. 157.</ref>
Im Gegensatz dazu fällten viele andere führende NS-Politiker dezidiert negative Urteile über Ribbentrop. Joseph Goebbels meinte beispielsweise, wie er seinem Tagebuch anvertraute, Ribbentrop habe seinen Namen gekauft, sein Geld geheiratet und seinen Weg in Amt und Würden durch Schwindelei erreicht. Außerdem, so der Propagandaminister, könnten fast alle Spitzenvertreter des Reiches wenigstens eine lobenswerte Eigenschaft vorweisen – Ribbentrop hingegen besitze gar keine.
Der französische Botschafter Robert Coulondre beschrieb Ribbentrop als einen Mann mit „kalten, leeren, mondähnlichen Augen“, der zwar auf den ersten Blick gut aussehe, bei genauerem Hinsehen jedoch „nichts Menschliches“ an sich habe, außer „den niederen Instinkten“.<ref>Joachim C. Fest: The Face of the Third Reich, Weidenfeld and Nicolson Ltd., New York 1970, S. 178.</ref> Hans-Otto Meissner, der als Attaché im Auswärtigen Amt und als Sohn von Hindenburgs Staatssekretär Otto Meissner Gelegenheit hatte, Ribbentrop aus der Nähe zu beobachten, erinnerte sich an ihn als einen „überaus eitle[n] und, wenn man von seinem arroganten Gesichtsausdruck absieht, auch gutaussehenden Mann“.<ref>Hans-Otto Meissner: Junge Jahre im Reichspräsidentenpalais. Erinnerungen an Ebert und Hindenburg 1919–1934. Bechtle, Essingen/München 1988, ISBN 3-7628-0469-9, S. 339.</ref>
Der US-amerikanische Historiker, Journalist und Publizist William L. Shirer, der von 1925 bis zum Ende des Krieges in Europa als Journalist und Berichterstatter arbeitete, beschreibt Ribbentrop in seinem Berliner Tagebuch als blasiert und überheblich anhand seiner Beschreibung einer Pressekonferenz, zu der Ribbentrop erschien, „um sich blickend, als gehöre ihm die Welt“.<ref>William L. Shirer: Berliner Tagebuch. Kiepenheuer, Köln 1994, ISBN 3-378-00559-9, S. 203.</ref>
Auch andere Zeitgenossen betonten den Eindruck von Arroganz und Parvenühaftigkeit, den Ribbentrop auf sie machte und der in eigentümlichem Kontrast zu seinen als wenig beeindruckend empfundenen Leistungen stand. Der Diplomat von Ribbentrop wurde dementsprechend, in Anspielung auf seinen früheren Beruf, von vielen als „Sektreisender“ verspottet. Im Volksmund machten seit den späten 1930er Jahren verschiedene Wendungen die Runde, die Ribbentrop in ein wenig respektvolles Licht rückten, zum Beispiel der Vergleich, jemand sei „dumm wie Ribbentrop“. Noch in den 1950er Jahren sah ein deutscher Journalist Ribbentrop als den Prototyp des „aufgeblasenen“ Diplomaten.<ref>Seele des Widerstandes. In: Der Spiegel. Nr. 48, 1950, S. 15 (online).</ref>
Nevile Henderson, der als britischer Botschafter in den 1930er Jahren in engem Kontakt zu Ribbentrop stand, erblickte in diesem eine rare „Verbindung aus Eitelkeit, Dumpfheit und Oberflächlichkeit“. Des Weiteren meinte er, dass die Ressentiments und Fehleinschätzungen, die der deutsche Diplomat Großbritannien entgegengebracht habe, ein schwerwiegendes Hindernis gewesen seien, das einem besseren Verständnis beider Länder im Wege gestanden habe.
Die Gewohnheit Ribbentrops, Hitlers rhetorischen Stil, seine Gesten und Posen nachzuahmen, veranlasste Göring zufolge viele NS-Funktionäre, den Außenminister als „Papagei“ zu verspotten.
Fritz Günther von Tschirschky, der als Adjutant von Hitlers Vizekanzler Franz von Papen die politischen Ereignisse in Berlin in den Jahren 1933/34 aus nächster Nähe beobachten konnte, erblickte in Ribbentrop einen Mann, der keine Qualitäten mitbrachte, die ihn für ein hohes Amt qualifiziert hätten, außer den Ehrgeiz, den er besessen habe: „Ribbentrop war farblos, ohne Geist, er wollte ein Herr sein und eine Rolle spielen.“<ref>Fritz Günther von Tschirschky: Erinnerungen eines Hochverräters. Deutsche Verlags-Anstalt, München, 1973, ISBN 3-421-01602-X, S. 140.</ref>
Während der Nürnberger Prozesse galt Ribbentrop bei seinen Mitangeklagten neben Ernst Kaltenbrunner und Julius Streicher als der unbeliebteste.<ref>Telford Taylor: Die Nürnberger Prozesse. ISBN 3-453-09130-2, S. 411.</ref>
Ribbentrops langjähriger Staatssekretär Ernst von Weizsäcker wertete rückblickend den Umstand, dass „eine Erscheinung [von Ribbentrops] Art“ im nationalsozialistischen Staat ein so hohes Amt wie das des Außenministers erreichen konnte, als einen schlagenden Beweis dafür, dass das System, in dem dies möglich war, einen Fehler in sich barg.<ref>Fritz Karl Michael Hillenbrand: Underground Humour in Nazi Germany. Routledge, London/New York 1995, S. 47. Hier lautet die Passage in englischer Sprache: „The fault was in the system as such which made it possible that an apparition of this kind could become foreign secretary and in that capacity serve a nation of seventy million for seven years.“</ref>
Schriften
- Anneliese von Ribbentrop: Die Kriegsschuld des Widerstandes. Aus britischen Geheimdokumenten 1938/39. Aus dem Nachlass herausgegeben von Rudolf von Ribbentrop. Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See 1974.
- Joachim von Ribbentrop: Zwischen London und Moskau. Erinnerungen und letzte Aufzeichnungen. Aus dem Nachlass herausgegeben von Annelies von Ribbentrop. Druffel-Verlag, Leoni am Starnberger See 1954.
Literatur
- Michael Bloch: Ribbentrop. Bantam, London 1992, ISBN 0-593-03635-2 (Standardbiographie; englisch).
- Eckart Conze, Norbert Frei, Peter Hayes und Moshe Zimmermann: Das Amt und die Vergangenheit. Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und in der Bundesrepublik. Karl Blessing Verlag, München 2010, ISBN 978-3-89667-430-2.
- Christopher R. Browning: Die "Endlösung" und das Auswärtige Amt. Das Referat D III der Abteilung Deutschland 1940–1943. Aus dem Amerikanischen von Claudia Kotte. Vorwort von Jürgen Matthäus. WBG, Darmstadt 2010. ISBN 3-534-22870-7. Im englischen Original erschienen bei Holmes & Meier, New York 1978, ISBN 0-8419-0403-0.
- Hans-Jürgen Döscher: SS und Auswärtiges Amt im Dritten Reich. Diplomatie im Schatten der „Endlösung”. Ullstein, Frankfurt 1991, ISBN 3-548-33149-1.
- Joachim Fest: Das Gesicht des Dritten Reiches. Profile einer totalitären Herrschaft. Piper, zahlr. Auflagen, u. a. München, 11. Auflage 1994, ISBN 3-492-11842-9. (Der Band enthält auch ein Profil Ribbentrops.)
- Milan Hauner: The Professionals and the Amateurs in National Socialist Foreign Policy. Revolution and Subversion in the Islamic and Indian World. In: Gerhard Hirschfeld und Lothar Kettenacker: Der „Führerstaat“: Mythos und Realität. Klett-Cotta, Stuttgart 1981, S. 305–328.
- Joe J. Heydecker, Johannes Leeb: Der Nürnberger Prozess. Reihe: KiWi 761. Kiepenheuer, Köln 2003, ISBN 3-462-03240-2.
- Jörg Hiltscher: Die deutsch-türkischen Beziehungen 1940–1942 in der Perzeption Hitlers, Ribbentrops und Papens. Eine Studie unter besonderer Berücksichtigung ihrer nachrichtendienstlichen Perzeption. Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2011, ISBN 978-3-933022-63-9.
- Guido Knopp, Matthias von Hellfeld: Hitlers Helfer. Goldmann, München 1999, ISBN 3-442-15017-5, S. 231 ff.
- Lars Lüdicke: Griff nach der Weltherrschaft. Die Außenpolitik des Dritten Reiches 1933–1945. Bebra, Berlin 2009, ISBN 978-3-89809-408-5.
- Wolfgang Michalka: Ribbentrop und die deutsche Weltpolitik. 1933–1940. Außenpolitische Konzeptionen und Entscheidungsprozesse im Dritten Reich. Fink, München 1980, ISBN 3-7705-1400-9.
- Wolfgang Michalka: Ribbentrop, Ulrich Friedrich Willy Joachim von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 500–502 (Digitalisat).
- Paul Schwarz: This man Ribbentrop. His life and times. J. Messner, New York 1943 (zwei Aufl.; keine dt. Übers.). (Paul Schwarz war bis Ende Januar 1933 deutscher Generalkonsul in New York. 1933 trat Schwarz aus Protest gegen die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler zurück und blieb – bis an sein Lebensende – in den USA.)
- Paul Seabury: Die Wilhelmstraße – Die Geschichte der deutschen Diplomatie 1930–1945. Nest Verlag, Frankfurt 1956 (englisch 1954).
- Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionäre der „Endlösung“. Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-4178-0.
- Belletristisches:
- Hans Werner Otto: Brickendrop und das Patenkind. Eine Erzählung. NordPark, Wuppertal 2011, ISBN 978-3-935421-77-5.
Weblinks
- Literatur von und über Joachim von Ribbentrop im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Joachim von Ribbentrop (Rolle) in der Internet Movie Database (englisch)
- Biografie beim Shoaprojekt
- Joachim von Ribbentrop. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Joachim von Ribbentrop in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Einzelnachweise
<references />
Weimarer Republik: Ulrich von Brockdorff-Rantzau | Hermann Müller | Adolf Köster | Walter Simons | Friedrich Rosen | Joseph Wirth | Walther Rathenau | Frederic von Rosenberg | Gustav Stresemann | Julius Curtius | Heinrich Brüning | Konstantin Freiherr von Neurath
Zeit des Nationalsozialismus: Konstantin Freiherr von Neurath | Joachim von Ribbentrop | Arthur Seyß-Inquart | Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk
Adolf Hitler (Reichskanzler, Reichspräsident) | Franz von Papen (parteilos) | Freiherr von Neurath (bis 1937 parteilos) | Joachim von Ribbentrop | Wilhelm Frick | Heinrich Himmler | Graf Schwerin von Krosigk (bis 1937 parteilos) | Alfred Hugenberg (DNVP) | Kurt Schmitt | Hjalmar Schacht (bis 1937 parteilos) | Hermann Göring | Walther Funk | Franz Seldte (bis April 1933 DNVP) | Franz Gürtner (bis Juni 1933 DNVP, 1933–1937 parteilos) | Franz Schlegelberger | Otto Georg Thierack | Werner von Blomberg (bis 1937 parteilos) | Wilhelm Keitel (parteilos) | Freiherr von Eltz-Rübenach (parteilos) | Julius Heinrich Dorpmüller (bis 1941 parteilos) | Wilhelm Ohnesorge | Walther Darré | Herbert Backe | Joseph Goebbels | Bernhard Rust | Fritz Todt | Albert Speer | Alfred Rosenberg | Hanns Kerrl | Hermann Muhs | Otto Meissner (bis 1937 parteilos) | Hans Heinrich Lammers | Martin Bormann | Karl Hermann Frank | Rudolf Heß | Ernst Röhm
Alle Mitglieder der NSDAP soweit nicht anders gekennzeichnet
Göring | Heß | Bormann (Verbleib damals unbekannt) | Ribbentrop | Ley (Suizid vor Prozessbeginn) | Papen | Keitel | Jodl | Raeder | Dönitz | Kaltenbrunner | Speer | Sauckel | Schacht | Funk | Krupp von Bohlen und Halbach (prozessunfähig) | Frank | Seyß-Inquart | Rosenberg | Neurath | Frick | Streicher | Fritzsche | Schirach
Personendaten | |
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NAME | Ribbentrop, Joachim von |
ALTERNATIVNAMEN | Ribbentrop, Ullrich Friedrich Willy Joachim von (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (NSDAP), MdR, deutscher Außenminister (1938–1945) |
GEBURTSDATUM | 30. April 1893 |
GEBURTSORT | Wesel, Deutschland |
STERBEDATUM | 16. Oktober 1946 |
STERBEORT | Nürnberg |