Lupus erythematodes


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Schmetterlingserythem bei systemischem Lupus
Klassifikation nach ICD-10
M32.- Systemischer Lupus erythematodes
M32.0 Arzneimittelinduzierter systemischer Lupus erythematodes
M32.1+ Systemischer Lupus erythematodes mit Beteiligung von Organen oder Organsystemen
M32.8 Sonstige Formen des systemischen Lupus erythematodes
M32.9 Systemischer Lupus erythematodes, nicht näher bezeichnet
L93.- Lupus erythematodes
L93.0 Diskoider Lupus erythematodes

Lupus erythematodes o.n.A.

L93.1 Subakuter Lupus erythematodes cutaneus
L93.2 Sonstiger lokalisierter Lupus erythematodes

Lupus erythematodes profundus
Lupus-Pannikulitis

ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Der Lupus erythematodes (lat. Lupus = Wolf + griech. ἐρύθημα [erýtʰēma] = Röte + -ώδης [-ṓdēs] = ähnlich wie), auch Schmetterlingsflechte, ist eine seltene Autoimmunerkrankung.<ref name="Pschyrembel 1" /> Beim Lupus erythematodes ist das körpereigene Immunsystem fehlreguliert: Es richtet sich nicht nur gegen Bakterien, Viren und Krebszellen, sondern auch gegen gesunde körpereigene Zellen. Dadurch werden Organe und Organsysteme, z. B. die Haut, geschädigt.<ref name="KaNo 1" />

Es gibt unterschiedliche Formen des Lupus erythematodes: Die verschiedenen Formen des kutanen Lupus erythematodes (CLE) befallen üblicherweise nur die Haut.<ref name="AWMF CLE" /> Der systemische Lupus erythematodes (SLE) kann alle Organe befallen. Er gehört zur Gruppe der Kollagenosen. Als Kollagenose gehört der systemische Lupus erythematodes zu den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.<ref name="Pschyrembel 1" /> Der neonatale Lupus erythematodes bei Neugeborenen ist eine Folge der mütterlichen Lupus-erythematodes-Erkrankung.<ref name="Pschyrembel 1" />

Der Lupus erythematodes ist nicht ansteckend. Er tritt familiär gehäuft auf und kann in jedem Alter auftreten. Meistens erkranken Frauen im gebärfähigen Alter.<ref name="DGRh 2" /><ref>Winfried Graninger: Was die Patientin wissen muss. Abgerufen am 24. Juli 2013.</ref> Am häufigsten verläuft der Lupus erythematodes in Schüben, also in regelmäßig wiederkehrend aktiven Phasen. Zwischen den Schüben können lange Phasen liegen, in denen die Krankheit nicht oder nur wenig aktiv ist.<ref name="Info 1" /> Besonders charakteristisch für den Lupus erythematodes ist das Schmetterlingserythem. Darunter versteht man eine Rötung, die sich vom Nasenrücken ausgehend symmetrisch auf die Jochbein- und Wangenregion ausdehnt.<ref name="Pschyrembel 1" /> Der Lupus erythematodes wird deshalb auch als Schmetterlingsflechte bezeichnet.<ref>P. Altmeyer: Altmeyer: Enzyklopädie Dermatologie, Lupus erythematodes. (Memento vom 14. Dezember 2013 im Internet Archive) Abgerufen am 22. September 2013.</ref>

Herkunft des Namens

Datei:Lupus erythematosus.jpg
Lupus erythematodes, koloriertes Foto von 1886

Der Name Lupus stammt von dem Lombarden Roger Frugardi (um 1140–1195). Der Begriff Lupus leitet sich vom lateinischen Namen für den Wolf ab. Früher verglich man die Narben, die nach dem Abheilen der Hautschäden verbleiben, mit Narben von Wolfsbissen.<ref name="Fritsch 2004">Peter Fritsch: Dermatologie und Venerologie. 2. Auflage. Springer Verlag, 2004, ISBN 3-540-00332-0</ref> Heute kommt es dank moderner Behandlungsmöglichkeiten nur noch selten zu derartig entstellenden Narben. Erythematodes bedeutet errötend und leitet sich von den Hautrötungen des Schmetterlingserythems her, das bei dieser Krankheit häufig vorkommt.<ref name="Pschyrembel 1" />

Geschichte

Die Erkrankung ist mindestens seit dem Mittelalter bekannt. Der Franzose Pierre Louis Alphée Cazenave (1795–1877) beschrieb 1851 die Erkrankung als Erster in einer wissenschaftlich akkuraten Form.<ref>D. J. Wallace: Pierre Cazenave and the first detailed modern description of lupus erythematosus. In: Seminars in Arthritis and Rheumatism. 28, 1999, S. 305–313, doi:10.1016/S0049-0172(99)80014-6, englisch. Siehe auch Cazenave (engl. Wikipedia).</ref>

1872 wurde die Erkrankung von dem ungarischen Hautarzt Moritz Kaposi beschrieben.<ref name="Ratgeber 1" />

Ursache und Entstehung

Häufigkeit positiver ANA-Titer bei Gesunden<ref name="KaNo 1">Martin Kaatz, Johannes Norgauer: www.derma-net-online.de, Lupus erythematodes. (PDF; 514 kB) Abgerufen am 19. September 2013.</ref>
01:40 32 % (– 40 %)
01:80 13 % (– 32 %)
01:160   5 % (– 16 %)
01:320   3 %

Für die Erkrankung spielen eine genetische Prädisposition sowie endogene und exogene Auslöser eine Rolle.<ref name="Pschyrembel 1" />

Die normale Immunreaktion ist bei der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes fehlreguliert: Sie ist dauerhaft aktiviert und produziert anhaltend eine erhöhte Zahl von Antikörpern gegen körpereigene Zellkernbestandteile, so genannte antinukleäre Antikörper (ANA). Diese Autoantikörper schädigen körpereigene Zellen.<ref name="KaNo 1" />

Im Rahmen der Zellschädigung durch die Autoantikörper kommt es zum Absterben von Zellen. Die abgestorbenen Zellen zerfallen, so dass deren Kernbestandteile freigesetzt werden. Dadurch werden auch die Zellkernbestandteile gesunder körpereigener Zellen durch das fehlgesteuerte Immunsystem als fremd erkannt. Bei gesunden Menschen werden abgestorbene Zellen sofort eliminiert, so dass Zellkernbestandteile für das Immunsystem nicht sichtbar sind. Das Immunsystem reagiert auf die fälschlicherweise als fremd erkannten Zellkernbestandteile gesunder körpereigener Zellen, und es kommt zur Aktivierung des körpereigenen Immunsystems und zur Produktion von weiteren antinukleären Antikörpern. Die Aktivierung des Immunsystems löst eine Entzündungsreaktion aus und schädigt damit das jeweilige Gewebe zusätzlich.<ref name="KaNo 1" />

Aus Zellkernbestandteilen und Autoantikörpern bilden sich Immunkomplexe. Diese können vom retikulohistiozytären System, einem Teil des körpereigenen Immunsystems, nicht beseitigt werden und lagern sich an den verschiedensten Orten ab, z. B. an den Wänden der Blutgefäße. Durch diese verstärkte Arteriosklerose kann eine Gefäßverengung oder ein Gefäßverschluss entstehen, so dass die Organe oder Organsysteme nur mangelhaft durchblutet werden und zusätzlich geschädigt werden können. Auch kommt es durch die Ablagerung von Immunkomplexen an den Wänden der Blutgefäße zu Entzündungsreaktionen. Diese können eine Vaskulitis hervorrufen.<ref name="KaNo 1" />

Die Ursache für diese krankhafte Reaktion des Immunsystems ist bisher unbekannt.<ref name="KaNo 1" />

Auslöser

Der Lupus erythematodes wird oft durch Auslöser hervorgerufen, unterhalten und/oder verschlimmert. Diese Auslöser sind individuell unterschiedlich und können z. B. körperlicher, geistiger, seelischer oder sozialer Stress, Infektionen, Hormone und Hormonveränderungen, Lichtexposition oder Medikamente sein.<ref name="Ratgeber 1">Melissa Seitz: www.lupus-erythematodes.com, Ratgeber Lupus-Erythematodes. Abgerufen am 15. September 2013.</ref>

Bei schubhaftem Verlauf können diese Auslöser einen Schub auslösen.<ref name="Info 1" />

Lichtexposition und Photosensibilität

Lichtexposition ist ein häufiger Auslöser der Krankheit Lupus erythematodes selbst sowie von Krankheitsschüben bei schubhaftem Verlauf.<ref name="Molin 1" />

Bei sehr vielen an Lupus erythematodes Erkrankten tritt eine ausgeprägte Photosensibilität auf: Die Hautsymptome des Lupus erythematodes können durch Licht provoziert, verstärkt oder unterhalten werden. Daneben kann sich die Photosensibilität des Lupus erythematodes sowohl in sonnenbrandähnlichen Hautveränderungen bereits nach geringer Lichtexposition äußern als auch durch ein Brennen auf der Haut ohne sichtbare Rötung.<ref name="Molin 1">Sonja Christine Molin: uni-muenchen.de, Immungenetische Untersuchungen ... des ... Lupus erythematodes. (PDF; 1,4 MB) Abgerufen am 22. September 2013.</ref> Die Hautreaktionen können beim Lupus erythematodes bis zu drei Wochen nach der Lichtexposition auftreten.<ref>AWMF online, Empfehlungen zur Durchführung von Phototestungen bei Verdacht auf Photodermatosen. (PDF; 305 kB) Abgerufen am 22. September 2013.</ref>

Einige der beim Lupus erythematodes notwendigen Medikamente wirken photosensibilisierend und können die Photosensibilität des Lupus erythematodes auslösen, unterhalten oder verstärken.<ref name="Pharmazeutische Zeitung 1">Silvia Schauder: Wenn Arzneimittel und Licht unverträglich sind. Abgerufen am 8. September 2013.</ref>

Die Photosensibilität kann sich auch in einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes sowie in Schwäche, Müdigkeit oder Gelenk- oder Muskelschmerzen nach Lichtexposition bemerkbar machen.<ref name="Molin 1" />

Prävention des Lupus erythematodes

Eine Vorbeugung gegen die Krankheit selbst gibt es nicht. Prävention zielt darauf ab, eine Verschlimmerung der Krankheit und Folgekrankheiten zu vermeiden. Bei schubhaftem Verlauf sollen weitere Schübe verhindert oder verzögert werden. Dabei ist es wichtig, die individuellen Auslöser der Erkrankung zu kennen und zu meiden.

  • Sonnenschutz: Da bei vielen Betroffenen UV-Licht einen Schub auslösen und die Symptome des Lupus erythematodes unterhalten und/oder verschlimmern kann, ist für diese ein konsequenter Sonnenschutz notwendig. Photosensibilisierende Medikamente sollten, nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, gemieden werden.<ref name="Internisten 1" /><ref name="AWMF CLE" />
  • Vitamin-D-Prophylaxe: Vitamin D wird durch Sonnenbestrahlung der Haut gebildet. Ein Mangel führt bei Erwachsenen zu Osteopenie und Osteoporose. Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel ist ein Risikofaktor für Autoimmunkrankheiten.<ref> H. Amital u. a.: Serum concentrations of 25-OH vitamin D in patients with systemic lupus erythematosus (SLE) are inversely related to disease activity: is it time to routinely supplement patients with SLE with vitamin D? In: Ann Rheum Dis. 69, Nr. 6, 2010, S. 1155–1157, PMID 20439290.</ref> Je niedriger der Vitamin-D-Spiegel ist, desto höher ist die Krankheitsaktivität.<ref name="AWMF SLE" /> Hinzu kommt, dass der Vitamin-D-Bedarf bei der Einnahme von Glukokortikoiden (Cortison), die viele Erkrankte nehmen müssen, erhöht ist.<ref>Elke Gurschke: Osteoporose durch Cortison – wie kann das verhindert werden? Abgerufen am 9. Oktober 2013.</ref>
Da viele Erkrankte Sonnenlicht meiden müssen, ist eine Vitamin-D-Prophylaxe notwendig. Die Einnahme von bis zu 4000 I. E. Vitamin D3 täglich bei Erwachsenen gilt als sicher.<ref name="AWMF SLE" />
  • Stressvermeidung: Körperlicher, geistiger, emotionaler oder sozialer Stress als häufiger Auslöser ist zu meiden. Dabei können Entspannungstechniken oder eine psychologische Begleitung hilfreich sein.<ref name="Internisten 1" />
  • Rauchen: Rauchen ist ein möglicher Auslöser für einen Schub des Lupus erythematodes. Aktives und passives Rauchen verstärkt die beim Lupus erythematodes bereits verstärkte Arteriosklerose zusätzlich. Die Wirkung einiger der beim Lupus erythematodes notwendigen Medikamente wird durch aktives oder passives Rauchen herabgesetzt. Bei Rauchern verläuft der Lupus erythematodes meist schlimmer als bei Nichtrauchern. Aktives und passives Rauchen sollte deshalb gemieden werden.<ref name="AWMF CLE" />
  • Medikamente: Schubauslösende Medikamente sollten, nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, vermieden werden.<ref name="AWMF CLE" />
  • Infektionsschutz und Impfungen: Für Erkrankte, die immunsuppressive Medikamente nehmen, ist ein konsequenter Infektionsschutz notwendig. Durch die Herabsetzung der körperlichen Abwehrkräfte können schon banale Infektionen lebensgefährlich werden.<ref name="AWMF CLE" /> Zum Infektionsschutz gehört es auch, Menschenansammlungen in Infektionszeiten zu meiden.
Ein umfassender Impfschutz ist für an Lupus erythematodes Erkrankte, die immunsuppressive Medikamente nehmen, besonders wichtig. Die Impfung mit Lebendimpfstoffen ist aber meistens kontraindiziert.<ref name="AWMF SLE" /><ref name="AWMF CLE" />

Kontrazeption und Hormonersatztherapie bei Lupus erythematodes

Reine Östrogenpräparate erhöhen das Risiko der Erkrankung und Verschlechterung eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder eines chronisch diskoiden Lupus erythematodes (CDLE). Kombinationspräparate mit Gestagenen scheinen einen eher schützenden Effekt zu haben. Für an Lupus erythematodes Erkrankte kommen deshalb, neben nicht hormoneller Schwangerschaftsverhütung, möglichst niedrig dosierte Gestagene oder allenfalls östrogenarme Kombinationspräparate in Betracht.<ref name="AWMF CLE" />

2005 konnten mehrere Studien<ref>M. Petri, M. Y. Kim, K. C. Kalunian u. a.: Combined oral contraceptives in women with systemic lupus erythematosus. In: N Engl J Med. 2005;353, S. 2550–2558.</ref><ref>J. Sánchez-Guerrero, A. G. Uribe, L. Jiménez-Santana u. a.: A trial of contraceptive methods in women with systemic lupus erythematosus. In: N Engl J Med. 2005;353, S. 2539–2549.</ref> zeigen, dass für eine kleine Gruppe von Erkrankten unter bestimmten Bedingungen die Einnahme östrogenhaltiger Präparate sicher sein kann.<ref name="AWMF CLE" />

Behandlung des Lupus erythematodes

Allgemeines

Lupus erythematodes ist bisher nicht heilbar. Die Therapie des Lupus erythematodes zielt darauf, eine Verschlimmerung der Krankheit und Folgeschäden sowie die mit der Krankheit verbundenen Einschränkungen zu verhindern oder zu vermindern.<ref name="Internisten 1" />

Neben einer regelmäßigen, engmaschigen und lebenslangen Kontrolle und Behandlung durch einen versierten internistischen Rheumatologen (Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie) beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder einen Dermatologen (Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten) beim kutanen Lupus erythematodes (CLE) ist in den meisten Fällen die medikamentöse Behandlung wichtig.<ref name="Internisten 1" />

Zusätzlich zur Behandlung des Lupus erythematodes ist die Prävention und Behandlung eventueller durch die Krankheit verursachter Organschäden durch die jeweiligen Fachärzte notwendig.<ref name="Internisten 1" />

Medikamente

Die Diagnose eines Lupus erythematodes an sich ist kein Grund für eine medikamentöse Behandlung. Die medikamentöse Therapie des Lupus erythematodes ist stufenförmig aufgebaut und richtet sich nach der Stärke der Beschwerden, der aktuellen Krankheitsaktivität, der Organbeteiligung und der Wirksamkeit bei dem einzelnen Erkrankten.<ref name="Internisten 1" />

Mit Camouflage, einem Make-up mit hohem Pigmentanteil, kann man Hautschäden kosmetisch abdecken.<ref name="AWMF CLE" />

Beim Befall einzelner Hautareale können äußerlich als Salbe angewandte Glukokortikoide oder Retinoide wirksam sein. Besonders für die Behandlung im Gesicht sowie für die längere Behandlung kommen Calcineurininhibitoren in Frage. Therapieresistenz, ausgedehnte Beteiligung der Haut, das Risiko von Vernarbung oder Pigmentierungsstörungen machen auch beim kutanen Lupus erythematodes (CLE) häufig eine innerlich angewandte (systemische) Therapie notwendig.<ref name="KaNo 1" /><ref name="AWMF CLE" />

Bei leichter Erkrankung ist eine symptomatische Behandlung mit so genannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) sinnvoll. Diese Mittel haben eine leicht entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung.<ref name="Internisten 1" />

Die nächste Stufe ist zumeist das Basistherapeutikum Chloroquin (den DMARDs zugehörig), das auch zur Behandlung von Malaria angewendet wird, häufig kombiniert mit Cortison. Dieses Medikament kommt vor allem bei einer Beteiligung von Haut und Gelenken zum Einsatz.<ref name="Internisten 1" />

Erreicht man mit diesen Mitteln keine Verbesserung des Zustandes, werden zumeist immunsuppressive Medikamente eingesetzt: Azathioprin, Cyclophosphamid, Cyclosporin, Mycophenolat-Mofetil (MMF). Diese Medikamente müssen eingeschlichen werden und entfalten ihre volle Wirkung oft erst nach Wochen oder Monaten.<ref name="Internisten 1" />

Bei schweren Verläufen kommen gelegentlich Zytostatika wie Cyclophosphamid oder Methotrexat zum Einsatz. Auch Thalidomid wird unter strenger Überwachung eingesetzt.<ref name="Internisten 1" />

Mitunter werden einzelne dieser Medikamente untereinander kombiniert, häufiger ist die Kombination mit Glukokortikoiden (Cortison).<ref name="Internisten 1" />

Bei akuten Krankheitsschüben werden häufig Glukokortikoide (Cortison) eingesetzt. Dabei können die Glukokortikoide auch in hohen Dosen über einen kurzen Zeitraum als so genannte Stoßtherapie, auch Pulstherapie genannt, verabreicht werden. Glukokortikoide haben gegenüber anderen Immunsuppressiva den Vorteil, dass sich ihre entzündungshemmende Wirkung bereits nach einigen Stunden bis Tagen entfaltet.<ref name="Internisten 1" />

Die notwendigen Medikamente können schwere Nebenwirkungen haben<ref name="rheumanet.org 1">Eva Sandrock: Nebenwirkungen immunsuppressiver Basistherapien. Abgerufen am 20. Juli 2013.</ref>. Die bisherige Annahme aber, dass die immunsuppressiven Medikamente, die zur Therapie des systemischen Lupus erythematodes (SLE) eingesetzt werden, das Risiko für bösartige Tumoren, insbesondere des lymphatischen Gewebes (Lymphome), erhöhen, wurde in einer internationalen Studie mit über 5000 Lupus-Patienten widerlegt: Das Risiko, an einem malignen Lymphom zu erkranken, ist für Lupus-Patienten weder durch eine gesteigerte Krankheitsaktivität noch durch Immunsuppressiva erhöht.<ref>www.internisten-im-netz.de, Immunsuppresive Therapie bei Lupus nicht mit erhöhtem Krebsrisko verbunden. Abgerufen am 4. Oktober 2013.</ref>

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) wird zum Beispiel durch Verabreichung des monoklonalen Antikörpers Belimumab therapiert.<ref name="GSK">Progression to Phase 3 supported by Phase 2 results demonstrating that LymphoStat-B significantly reduces SLE disease activity. GlaxoSmithKline PLC (GSK), abgerufen am 1. August 2014 (english).</ref>

Durch die starke Immunsuppression der Medikamente können bereits banale Infektionen schwerwiegende Folgen haben und eine Indikation für eine Antibiotikatherapie darstellen. Auch können opportunistische Infektionen auftreten.<ref name="rheumanet.org 1" />

Andere Behandlungsmethoden

Weitere mögliche Behandlungsverfahren sind Immunadsorption, Plasmapherese, Stammzelltransplantation, Immunglobuline und physikalische Therapien.<ref name="Internisten 1" />

Formen des Lupus erythematodes

Kutaner Lupus erythematodes (CLE)

Beim kutanen Lupus erythematodes (lat. cutis = Haut) (CLE), auch Lupus erythematodes cutaneus oder Hautlupus, ist meistens nur die Haut betroffen. Aus allen Formen des kutanen Lupus erythematodes (CLE) kann sich ein systemischer Lupus erythematodes (SLE) entwickeln.<ref name="AWMF CLE" />

Bei der Systematisierung der verschiedenen Formen des kutanen Lupus erythematodes (CLE) werden unterschiedliche Systeme verwendet. Daraus resultiert eine unterschiedliche Verwendung der Krankheitsnamen und Abkürzungen.<ref name="Pschyrembel 1" /><ref name="rheumanet 1">Annegret Kuhn: Klinische Heterogenität des kutanen Lupus erythematodes. Abgerufen am 11. September 2013.</ref> In der Literatur wird der Begriff CLE auch für die Hautmanifestation eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) verwendet. Die AWMF-Leitlinien definieren den kutanen Lupus erythematodes (CLE) aber zur Vereinheitlichung der Begrifflichkeiten und Systematik als eigenes Krankheitsbild. Die Systematisierung hier folgt, der Systematisierung der AWMF-Leitlinien entsprechend, der so genannten Düsseldorfer Klassifikation der Dermatologen James N. Gilliam und Richard D. Sontheimer.<ref name="AWMF CLE" />

Neben den hier aufgeführten klassischen Formen des kutanen Lupus erythematodes (CLE) gibt es noch weitere seltene Varianten, die heute aber nicht mehr als eigene Subtypen aufgeführt, sondern den klassischen Formen zugeteilt werden.<ref name="rheumanet 1" />

Epidemiologie des kutanen Lupus erythematodes (CLE)

Die Häufigkeit der Erkrankung (Prävalenz) liegt in Europa bei weniger als 50 pro 100.000 Einwohner. Das entspricht ca. 40.000 an kutanem Lupus erythematodes (CLE) Erkrankten in Deutschland. Überwiegend erkranken Frauen im Verhältnis von 3:1 bis 6:1. Beim Lupus erythematodes tumides (LET) ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.<ref name="AWMF CLE" />

Formen des kutanen Lupus erythematodes (CLE)

Akut kutaner Lupus erythematodes (ACLE)

Die Bezeichnung Erythematodus acutus ist eine veraltete Bezeichnung für den systemischen Lupus erythematodes.<ref name="Pschyrembel 1" />

Die Hautsymptome des systemischen Lupus erythematodes (SLE), Schmetterlingserythem, Hautausschlag, Schleimhautveränderungen, können auch ohne weitere Organbeteiligung auftreten und werden von einigen Autoren als akut kutaner Lupus erythematodes (ACLE) bezeichnet.<ref name="KaNo 1" /> Wenn neben den Hautsymptomen weitere Organbeteiligungen auftreten, ist die Krankheit nach der ICD-10-Klassifikation der WHO und den AWMF-Leitlinien dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) zuzuordnen.<ref name="AWMF CLE" />

Subakut kutaner Lupus erythematodes (SCLE)

Der subakut kutane Lupus erythematodes (SCLE), auch subakuter Lupus erythematodes cutaneus, ist eine seltene Form des Lupus erythematodes. Er hat eine Zwischenstellung zwischen dem kutanen Lupus erythematodes (CLE) und dem systemischen Lupus erythematodes (SLE). Beim subakut kutanen Lupus erythematodes (SCLE) sind in ca. 50 % der Fälle die ACR-Kriterien für die Diagnose eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) formal erfüllt.<ref name="Pschyrembel 1" />

Der subakut kutane Lupus erythematodes (SCLE) zeigt der Psoriasis ähnliche runde Herde, die ineinanderfließen können, oder ähnliche papulosquamöse Hautveränderungen. Selten zeigt sich ein TEN-ähnliches Bild, also eine blasige Ablösung der Oberhaut. Die Hautveränderungen treten meist symmetrisch an lichtexponierten Stellen oder generalisiert auf. Im Gegensatz zum chronisch diskoiden Lupus erythematodes (CDLE) vernarben diese Hauterscheinungen in der Regel nicht, können aber Pigmentierungsstörungen hinterlassen. Ein Schmetterlingserythem ist möglich. Darüber hinaus sind Gelenk- und Muskelschmerzen, selten auch Nierenbeteiligung und Beteiligung des zentralen Nervensystems, mit milder Symptomatik, beschrieben.<ref name="Pschyrembel 1" /><ref name="AWMF CLE" />

Der subakut kutane Lupus erythematodes wird häufig durch Medikamente ausgelöst. Dann heilt er üblicherweise nach Absetzen des auslösenden Medikamentes ab. Auch kann der subakut kutane Lupus erythematodes, als so genannte paraneoplastische Dermatose, mit Karzinomen oder einem Hodgkin-Lymphom assoziiert sein.<ref name="AWMF CLE" />

Chronisch kutaner Lupus erythematodes (CCLE)
Chronisch diskoider Lupus erythematodes (CDLE)
Datei:Seal Berlinale 2008 crop.jpg
Der Sänger Seal: Deutlich erkennbar sind die Narben seiner Lupus-erythematodes-Erkrankung

Der chronisch diskoide Lupus erythematodes (Diskus griechisch δίσκος = Scheibe) (CDLE), auch diskoider Lupus erythematodes (DLE) genannt, ist die weitaus häufigste Form des kutanen Lupus erythematodes (CLE) und wird deshalb häufig als Oberbegriff für die weiteren Formen des Hautlupus verwendet und oft auch selbst als Hautlupus bezeichnet.

Der chronisch diskoide Lupus erythematodes (CDLE) ist hauptsächlich an lichtexponierten Hautarealen lokalisiert, v. a. Gesicht, Kopfhaut, Dekolleté, Streckseiten der Extremitäten, Oberkörper. Auch Veränderungen im Bereich von Lippenrot und Wangenschleimhaut treten auf. Er kann durch irritative Stimuli ausgelöst werden (Köbner-Phänomen).<ref name="Pschyrembel 1" /><ref name="AWMF CLE" />

Die Hautveränderungen des chronisch diskoiden Lupus erythematodes (CDLE) manifestieren sich meistens in Scheibenform. Diese Hautveränderungen sind oft berührungsempfindlich und zeigen einen dreiphasigen Aufbau:

  1. Am Rand besteht eine Rötung, die in einen
  2. schuppenden Bereich übergeht. Die Hautschuppen sitzen fest. Nach Entfernung einer Schuppe findet man an deren Unterseite einen sogenannten keratotischen Sporn (Tapeziernagelphänomen).
  3. Zentral zeigt sich ein Gewebsschwund (Atrophie).<ref name="Pschyrembel 1" />

Ein Schmetterlingserythem ist möglich. Die Hautveränderungen heilen meist unter Narbenbildung und/oder Hypopigmentierung ab. Dabei können Verstümmelungen von Nase und Mund auftreten. Selten entwickelt sich in den Narben ein Plattenepithelkarzinom. In behaarten Hautbezirken können die Narben zu dauerhaftem kreisrunden Haarausfall (Alopezie) führen.<ref name="Pschyrembel 1" />

Lupus erythematodes profundus (LEP)

Der Lupus erythematodes profundus (lat. profundus = tiefliegend) (LEP), auch Lupus-Pannikulitis genannt, ist eine seltene Form des kutanen Lupus erythematodes (CLE) mit derben Knoten im subkutanen Fettgewebe von Gesicht, Schultern, Gesäß und Extremitäten. Die darüberliegende Haut kann normal aussehen, rötlich entzündet sein oder die Hautveränderungen des chronisch diskoiden Lupus erythematodes (CDLE) aufweisen. Beim Abheilen können tiefe atrophische Narben bleiben.<ref name="Pschyrembel 1">Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 257. Auflage. Walter des Gruyter, New York 1994, ISBN 3-11-012692-3.</ref><ref name="AWMF CLE" />

Beim Lupus erythematodes profundus (LEP) tritt üblicherweise keine Photosensibilität auf.<ref name="AWMF CLE" />

Chilblain Lupus erythematodes (CHLE)

Beim seltenen Chilblain Lupus erythematodes (CHLE), auch Chilblain-Lupus genannt (engl. chilblain = Frostbeule), treten symmetrische, auf Druck schmerzhafte bläulich-rote Schwellungen auf, die in große begrenzte polsterartige Knoten übergehen können. Die Abgrenzung zu Frostbeulen ist schwierig. Der Chilblain Lupus erythematodes (CHLE) tritt meistens in der feuchtkalten Jahreszeit auf. Befallen sind meist kälteexponierte Areale, also Zehen, Fersen, Fußsohlen, Finger, Ohren und Nase. Beim Chilblain Lupus erythematodes (LEP) tritt üblicherweise keine Photosensibilität auf.<ref name="rheumanet 1" /><ref name="AWMF CLE" />

Intermittierender Lupus erythematodes (ICLE)
Lupus erythematodes tumidus (LET)

Die Hautläsionen des seltenen Lupus erythematodes tumidus (LET) sind meistens an sonnenexponierten Stellen lokalisiert. Klinisch zeigen sich scharf begrenzte, rötliche Papeln mit meist glänzender Oberfläche, die häufig kreisförmig oder halbmondförmig angeordnet sind. Diese heilen meist ohne Narbenbildung oder Pigmentierungsveränderungen ab. Auch spontane Rückbildungen sind möglich.<ref name="rheumanet 1" /><ref name="AWMF CLE" />

Diagnose des kutanen Lupus erythematodes (CLE)

Autoantikörper der Subtypen des CLE<ref name="AWMF CLE" />
Autoantikörper ACLE SCLE CDLE LET
ANA +++ ++ + (+)
Anti-ds-DNS +++ 0 0 0
Anti-Sm ++ 0 0 0
Anti-Ro/SSA + - ++ +++ 0 (+)
Anti-La/SSB (+) ++(+) 0 (+)
+ = Häufigkeit des Vorhandenseins

Die Anamnese, die klinische und dermatologische Untersuchung ermöglichen häufig bereits die Zuordnung zu einer bestimmten Form des kutanen Lupus erythematodes (CLE). Eventuell müssen die Hautveränderungen des kutanen Lupus erythematodes (CLE) zur Diagnose auch über eine Photoprovokation provoziert werden.<ref name="AWMF CLE" />

Ergänzt und abgesichert wird die Diagnose durch eine feingewebliche Untersuchung und die Bestimmung der Immunfluoreszenz (DIF) einer Hautprobe: Bei der Untersuchung unter dem Mikroskop zeigen sich in den untersuchten Hautarealen spezifische für den jeweiligen Subtyp des kutanen Lupus erythematodes (CLE) typische Hautveränderungen.<ref name="AWMF CLE" />

Bei der Bestimmung der Immunfluoreszenz werden farbstoffmarkierte Antikörper eingesetzt, die sich an körpereigene Antigene binden. Dadurch kann man unter dem Immunfluoreszenzmikroskop beim Lupus erythematodes die Anreicherung dieser Antigene entlang der Basalmembran der Haut erkennen.<ref name="AWMF CLE" /> Da die Basalmembran das Epithel vom Bindegewebe abgrenzt, entsteht das Bild eines leuchtenden Bandes, das so genannte Lupusband.<ref name="AWMF CLE" /><ref>P. Altmeyer: Altmeyer: Enzyklopädie Dermatologie, Lupusbandtest. (Memento vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Abgerufen am 3. Oktober 2013.</ref>

Zur weiteren Ergänzung und Absicherung der Diagnose sowie zum Ausschluss oder Nachweis von Organbeteiligung sind Laboruntersuchungen des Blutes und des Urins notwendig.<ref name="AWMF CLE" />

Abhängig von Verlauf und Symptomatik kann eine zusätzliche apparative Diagnostik notwendig werden, um eine Organbeteiligung zu überprüfen.<ref name="AWMF CLE" />

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

Der systemische Lupus erythematodes (SLE), auch Lupus erythematodes disseminatus (lat. disseminare = aussäen) (LED) oder veraltet Erythematodes visceralis, ist die generalisierte Form der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes.<ref name="Pschyrembel 1" />

Beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) kann jedes Organ und Organsystem befallen und schwer geschädigt werden. Die Gefahr dabei liegt insbesondere im Multiorganversagen.<ref name="Internisten 1">www.internisten-im-netz.de, Systemischer Lupus erythematodes. Abgerufen am 23. Juli 2013.</ref>

Da das späte Krankheitsstadium heute medikamentös fast immer vermieden werden kann, tritt das Vollbild des systemischen Lupus erythematodes (SLE) nur noch sehr selten auf.<ref name="Internisten 1" />

Epidemiologie des systemischen Lupus erythematodes (SLE)

Die Häufigkeit der Erkrankung (Prävalenz) beträgt in Europa ca. 25–27 pro 100.000 Einwohner, in Deutschland etwa 37 pro 100.000<ref name="Brinks et al">R. Brinks, R. Fischer-Betz u. a.: Age-specific prevalence of diagnosed systemic lupus erythematosus in Germany 2002 and projection to 2030. In: Lupus. Band 23, Nummer 13, November 2014, S. 1407–1411, ISSN 1477-0962. doi:10.1177/0961203314540352. PMID 24928831.</ref>. Das entspricht für Deutschland ca. 30.000 an systemischem Lupus erythematodes Erkrankten.<ref name="Brinks et al" /> Die Häufigkeit der Neuerkrankungen (Inzidenz) wird mit ca. 6–8 pro 100.000 Einwohner und Jahr angegeben.<ref name="DGRh 2" />

Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich in den letzten vier Jahrzehnten verdreifacht. Ein Grund dafür liegt wahrscheinlich in einer verbesserten Diagnostik. Neuerkrankungen sind im Frühjahr und im Sommer besonders häufig.<ref name="DGRh 2">Bernhard Manger: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V., Systemischer Lupus erythematodes: Eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Abgerufen am 28. September 2013.</ref>

Beim systemischen Lupus erythematodes sind ca. 90 % aller Erkrankten Frauen. Im Jahr 2002 betrug der Frauenanteil bei ärztlich diagnostiziertem SLE in Deutschland jedoch nur ca. 80 %.<ref name="Brinks et al" />

Symptome des systemischen Lupus erythematodes (SLE)

Überblick über mögliche Symptome bei systemischem Lupus erythematodes<ref>Hans-Jürgen Hettenkofer (Hrsg.): Rheumatologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1998, S. 91, nach: www.lupus-selbsthilfe.de, Informationen zum Krankheitsbild, aufgerufen am 2. September 2013.</ref>
Häufigkeit in % Symptom
085 Gelenkschmerzen
084 Allgemeinbeschwerden
(Müdigkeit, Leistungsschwäche …)
081 Hautveränderungen
077 Nierenbefunde
063 Gelenkentzündung
058 Raynaud-Syndrom
054 Beschwerden d.
Zentralnervensystems
054 Schleimhautveränderungen
047 Magen-Darm-Beschwerden
037 Rippenfellentzündung
032 Lymphknotenerkrankung
029 Herzbeutelentzündung
017 Lungenbeteiligung
005 Muskelentzündung
004 Herzmuskelentzündung
004 Bauchspeicheldrüsenentzündung

Je nachdem, welche Organe oder Organsysteme betroffen sind, ist die Symptomatik des systemischen Lupus erythematodes (SLE) höchst unterschiedlich und kann im Laufe der Erkrankung wechseln.<ref name="Internisten 1" /> Für den systemischen Lupus erythematodes gibt es deshalb keine sicheren und obligaten Leitsymptome. Die hier beschriebenen Symptome treten nicht bei allen Erkrankten und sie treten in unterschiedlichen Kombinationen auf. Sie können gleichzeitig oder zeitlich versetzt auftreten. Daneben gibt es beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) eine Vielzahl von weiteren möglichen Symptomen und eine Vielzahl von möglichen Folgeerkrankungen.<ref name="Gesundheits-Lexikon 1">www.gesundheits-lexikon.com, Lupus erythematodes. Abgerufen am 20. September 2013.</ref>

  • Allgemeinsymptome: Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und/oder Leistungsschwäche sowie subfebrile Temperaturen sind sehr häufige Begleitsymptome des systemischen Lupus erythematodes (SLE).<ref name="Internisten 1" />
  • Haut: Die Hauterscheinungen des systemischen Lupus erythematodes (SLE) können sehr vielfältig sein: Das Schmetterlingserythem tritt zu ca. 80 % beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) auf. Ein makulopapulöses Exanthem ist sehr häufig, also ein masernähnlicher Hautausschlag, der den gesamten Körper befallen kann. Diese Hauterscheinungen heilen in der Regel narbenlos ab. Zusammen mit dem systemischen Lupus erythematodes können auch alle Hauterscheinungen des kutanen Lupus erythematodes (CLE) auftreten.<ref name="KaNo 1" />
  • Haar: Diffuser Haarausfall (Alopezie) ist ein weiteres häufiges Symptom des systemischen Lupus erythematodes.<ref name="Gesundheits-Lexikon 1" />
  • Blutgefäße: Eine Vaskulitis, eine Entzündung der kleinen Blutgefäße, kann sich durch Einblutungen in der Haut oder Schleimhaut (rote Punkte oder Flecken) zeigen.<ref name="Internisten 1" />
  • Augen: Eine Entzündung der Blutgefäße am Augenhintergrund kann zu Schleiersehen und Gesichtsfeldausfällen führen.<ref name="Internisten 1" /> Durch die Veränderung kleinster Gefäße (Mikroangiopathie) kann es auch zu Thrombosen den Retinavenen mit nachfolgender oft irreversibler Verminderung der Sehfähigkeit kommen. Dieses wurde in einer taiwanesischen Kohortenstudie 3,5-mal häufiger als bei Gesunden beobachtet. Besonders jüngere Erkrankte und solche mit einem Bluthochdruck sind gefährdet, in zwei Drittel aller Fälle in den ersten vier Jahren nach Diagnosestellung. Daher wird eine regelmäßige augenärztliche Kontrolle empfohlen.<ref>Ronald D. Gerste: Systemischer Lupus erythematodes – Diagnostik auf Retinavenenverschlüsse notwendig. In: Deutsches Ärzteblatt. 2013, Jahrgang 110, Ausgabe 39 vom 27. September 2013, S. 1791–1792.</ref>
  • Gelenke und Muskeln: Außerdem klagen sehr viele Erkrankte über rheumaähnliche Gelenk- und/oder Muskelschmerzen.<ref name="Internisten 1" /> Dabei werden die Gelenke aber meistens nicht zerstört, wie bei anderen rheumatischen Erkrankungen.<ref name="KaNo 1" /> Auch kann das Bindegewebe der Gelenke, Sehnen und Muskeln schwach werden. Dieses kann zu Deformationen oder Fehlstellungen führen, beispielsweise zu einer Z-förmigen Deformation des Daumens (Lupusarthropathie).<ref name="Internisten 1" />
  • Nieren: Ca. 70 % der an systemischem Lupus erythematodes (SLE) Erkrankten entwickeln durch Beteiligung der Nieren eine Lupusnephritis. Diese kann symptomlos verlaufen und ist dann nur durch Urinuntersuchung und/oder Nierenbiopsie nachweisbar. Die Lupusnephritis ist für den Verlauf des systemischen Lupus erythematodes prognosebestimmend.<ref name="Internisten 1" />
  • Verdauungssystem/Bauchfell: Das Verdauungssystem kann durch den systemischen Lupus erythematodes angegriffen werden. Aber auch eine Bauchfellentzündung (Peritonitis) kann zu Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen führen.<ref name="Internisten 1" />
  • Lunge/Rippenfell: Bei 75 % der Erkrankten tritt im Laufe der Erkrankung eine Entzündung des Rippen- oder Lungenfells (Pleuritis) auf. Die Flüssigkeitsansammlungen verursachen starke Schmerzen beim Atmen. Im weiteren Verlauf kann eine Lungenfibrose entstehen, die Luftnot bei Anstrengung verursachen kann.<ref name="Internisten 1" />

Sekundärerkrankungen beim systemischen Lupus erythematodes (SLE)

  • Die Durchblutungsstörungen des systemischen Lupus erythematodes können sich in Form eines Raynaud-Syndroms bemerkbar machen.<ref name="Internisten 1" />
  • Bei einem Teil der an systemischem Lupus erythematodes Erkrankten liegt eine Überlappung mit dem Sjögren-Syndrom vor.<ref name="Internisten 1" />

Diagnose des systemischen Lupus erythematodes (SLE)

Zwecks Abgrenzung von anderen Autoimmunkrankheiten wurden 1982 zur Erleichterung der Diagnose des systemischen Lupus erythematodes vom American College of Rheumatology (ACR) Diagnosekriterien entwickelt, die so genannten ACR-Kriterien, vormals ARA-Kriterien. 1997 wurden diese Kriterien überarbeitet. Bei Vorhandensein von vier der elf Kriterien, gleichzeitig oder zeitversetzt, kann mit einer Sicherheit von 96 % die Diagnose eines SLE gestellt werden. Die elf ACR-Kriterien lauten:

  1. Schmetterlingserythem
  2. kutaner Lupus erythematodes<ref name="Pschyrembel 1" /> (Anmerkung: Nicht zu verwechseln mit dem CLE oder CDLE, gemeint sind offensichtlich die vielfältigen Hauterscheinungen des SLE.)
  3. Photosensibilität
  4. Schleimhautulzeration in Mund und/oder Nase
  5. Gelenkschmerzen (nicht erosiv) (Anmerkung: In der englischsprachigen Literatur wird der Begriff Arthritis für Gelenkschmerzen unabhängig von deren Ursache verwendet.)
  6. Nephritis (Zylinder- oder Proteinurie > 500 mg/Tag)
  7. Enzephalopathie (zerebrale Krampfanfälle oder Psychosen)
  8. Pleuritis oder Perikarditis
  9. Anämie, Leukopenie oder Thrombopenie
  10. Nachweis antinukleärer Antikörper (ANA)
  11. Nachweis von Antikörpern gegen Doppelstrang-DNA (dsDNA-AK) oder Smith-Antigen-Antikörper (Sm-AK).<ref name="AWMF SLE">S1-Leitlinie Systemischer Lupus erythematodes der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). In: AWMF online (Stand 2013)
    </ref>

Da die ACR-Kriterien allein vier Hautkriterien umfassen, sind sie nur eingeschränkt geeignet, zwischen einem systemischen Lupus erythematodes (SLE) und einem Hautlupus (CLE) zu unterscheiden.<ref name="AWMF CLE">S1-Leitlinie Kutaner Lupus Erythematodes der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). In: AWMF online (Stand 12/2008)
</ref> Die Diagnosestellung des systemischen Lupus erythematodes (SLE) kann sehr schwierig sein, so dass es nicht gerechtfertigt ist, diagnostische Bemühungen als entbehrlich zu bezeichnen.<ref name="AWMF SLE" />

Es gibt auch sehr milde Verlaufsformen, bei denen nur ein oder zwei ACR-Kriterien erfüllt sind. Diese Verlaufsformen können nach jahrelangem Verlauf in das Vollbild eines systemischen Lupus erythematodes (SLE) übergehen.<ref name="Fritsch 2004" />

Viele von Autoimmunkrankheiten Betroffene weisen mehr als ein Zielorgan auf. Deshalb ist auch eine Überlappung verschiedener Autoantikörper möglich. Beispielsweise werden bei einem Erkrankten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) und rheumatischer Arthritis sowohl antinukleäre Antikörper (ANA) als auch Rheumafaktoren im Serum gefunden, ohne dass Kreuzreaktionen vorliegen.<ref>www.spezialklinik-neukirchen.de, Autoimmunerkrankungen. Abgerufen am 1. Oktober 2013.</ref>

Verlauf und Prognose des systemischen Lupus erythematodes (SLE)

Der systemische Lupus erythematodes (SLE) beginnt meistens schleichend. Am häufigsten verläuft er in Schüben, also in regelmäßig wiederkehrend aktiven Phasen. Zwischen den Schüben können lange Phasen liegen, in denen die Krankheit nicht oder nur wenig aktiv ist. Die während des Schubes aufgetretenen Schäden können sich während der so genannten Remissionsphasen teilweise zurückbilden. Da die Schäden aber nicht vollständig zurückgebildet werden, ist die Krankheit insgesamt fortschreitend.<ref name="Info 1">Lydia Köper: lupus-erythematodes.info, Wissenswertes über einen Lupus erythematodes. Abgerufen am 19. Juli 2013.</ref>

Es gibt aber auch schleichende dauerhaft aktive langsam fortschreitende Verlaufsformen. Diese Verlaufsform ist besonders schwer zu diagnostizieren.<ref name="Internisten 1" />

Selten beginnt der systemische Lupus erythematodes plötzlich akut und verläuft foudroyant, also schwer und schnell fortschreitend. Diese Verlaufsform führte früher häufig und schnell zum Tod. Sie ist heute dank moderner Behandlungsmethoden sehr selten geworden.<ref name="Pschyrembel 1" /><ref>Systemischer Lupus erythematodes (SLE). Abgerufen am 19. Juli 2013.</ref>

Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt heute ca. 95 % bei angemessener Behandlung. Meistens sterben Erkrankte nicht am systemischen Lupus erythematodes (SLE) selbst, sondern an Komplikationen, z. B. Thrombosen und Infektionen.<ref name="Name_der_Internetquelle_1">Bernhard Manger: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.: Systemischer Lupus erythematodes: Eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Abgerufen am 28. September 2013.</ref> Wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt und angemessen behandelt wird, haben die meisten Betroffenen eine annähernd normale Lebenserwartung.<ref name="Internisten 1" />

Arzneimittelinduzierter systemischer Lupus erythematodes

Der arzneimittelinduzierte systemische Lupus erythematodes wird auch als Pseudo-Lupus-erythematodes-Syndrom bezeichnet.<ref name="Pschyrembel 1" />

Durch einige Arzneimittel, z. B. Hydrazine, Hydantoine, Procainamid, Sulfasalazin, kann ein dem systemischen Lupus erythematodes sehr ähnliches Krankheitsbild ausgelöst werden. Laborparameter dafür sind antinukleäre Antikörper (ANA) und Histon-Antikörper. Dieses Krankheitsbild klingt meist nach Absetzen des Arzneimittels rasch ab.<ref name="Pschyrembel 1" />

Neonataler Lupus erythematodes

Ein neonataler Lupus erythematodes kann bei Kindern von Müttern auftreten, die an systemischem Lupus erythematodes (SLE) oder am Sjögren-Syndrom erkrankt sind. Ursache ist die Übertragung von mütterlichen Antikörpern über die Plazenta auf das Kind. Grundsätzlich können die Autoantikörper der Mutter ab der 16. Schwangerschaftswoche auf das Kind übertragen werden. Die Mutter selbst kann zu diesem Zeitpunkt noch symptomlos sein.<ref name="Pschyrembel 1" />

Symptome beim Kind sind Hautveränderungen, die denen des subakuten kutanen Lupus erythematodes (SCLE) ähneln. Auch kann eine Myokardfibrose mit AV-Block auftreten. Diese Herzerkrankung des Kindes wird bereits während der Schwangerschaft erworben (kongenitaler Herzblock). Sie ist auch durch eine immunsuppressive Therapie nicht wieder rückgängig zu machen und muss meist mit einem Herzschrittmacher behandelt werden.<ref name="Pschyrembel 1" />

Mit Ausnahme des AV-Blocks am Herzen hat die Erkrankung eine gute Prognose, weil die übrigen Symptome mit dem Abbau der passiv von der Mutter übertragenen Autoantikörper von allein innerhalb von zwei Jahren verschwinden.<ref name="Pschyrembel 1" />

Nur ein geringer Anteil der Kinder von an systemischem Lupus erythematodes (SLE) oder dem Sjögren-Syndrom erkrankten Müttern entwickelt einen neonatalen Lupus erythematodes. In einer prospektiven Studie wurden Hautveränderungen in 16 %, ein AV-Block III. Grades in 1,6 %, erhöhte Leberwerte in 26 % und hämatologische Auffälligkeiten in 27 % der Fälle beschrieben. Symptome an anderen Organen wie den Nieren, den Lungen, dem Nervensystem oder den Blutzellen treten sehr viel seltener auf.<ref>R. Cimaz, D. L. Spence, L. Hornberger u. a.: Incidence and spectrum of neonatal lupus erythematosus: a prospective study of infants born to mothers with anti-Ro autoantibodies. In: J Pediatrie. Nr. 142, 2003, S. 678–683.</ref>

Trivia

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Schmetterlingsflechte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />

Gesundheitshinweis Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose. Bitte hierzu diese Hinweise zu Gesundheitsthemen beachten!