Marineamt


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Marineamt
— MarA —

Wappen
Aktiv 1. Oktober 1965 bis 2012
Land 20px Deutschland
Streitkräfte 20px Bundeswehr
Teilstreitkraft 25px Deutsche Marine
Typ Höhere Kommandobehörde
Stärke 4354, davon Stab: 1017, plus ca. 4600 Lehrgangsteilnehmer
Unterstellung Inspekteur der Marine
Stationierungsort Rostock, Mecklenburg-Vorpommern
Leitung
letzter Amtschef Konteradmiral Horst-Dieter Kolletschke
Website Offizielle Seite (Memento vom 20. November 2011 im Internet Archive)

Das Marineamt (MarA) war eine Höhere Kommandobehörde der Deutschen Marine, die von 1965 bis 2012 bestand. Der Stab des Marineamts war zuletzt in Rostock stationiert, Teile des Stabes an den Standorten Wilhelmshaven, Bremerhaven und Berlin. Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr wurden der Führungsstab der Marine, das Flottenkommando und das Marineamt am 1. Oktober 2012 zum Marinekommando mit Sitz in Rostock zusammengeführt.<ref>Hintergründe und Sachstand zur Feinausplanung des Bereiches Marine. In: augengeradeaus.net. 17. Februar 2012, abgerufen am 12. Januar 2015 (PDF; 16 kB).</ref>

Aufgaben

Das Marineamt unterstützte das Flottenkommando bei der Herstellung der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft der Marine. Es war verantwortlich für die Ausbildung des Personals und die Beschaffung und Instandhaltung des Materials, soweit diese in der Verantwortung der Marine lagen.

Geschichte

Bereits im Jahr 1957 beabsichtigte die Marineführung den Aufbau eines Marineamts, das für allgemeine Aufgaben der Marine zuständig sein sollte. Die hierfür aufgestellte Zentrale Marinedienststelle musste jedoch bereits 1959 wieder aufgelöst werden.

Gliederung 1965

1965 wurde das Marineamt durch Zusammenführung des vormaligen Zentralen Marinekommandos mit Teilen des aufgelösten Kommandos der Flottenbasis aufgestellt. Es hatte seinen Sitz in Wilhelmshaven und war in sechs Inspektionen gegliedert, denen die Schulen der Marine und einige andere Dienststellen unterstanden.<ref name="JbdM2">Egbert Thomer/Jürgen Rhades: Jahrbuch der deutschen Marine 1967 – Folge 2. S. 19 ff. (Marineamt Wilhelmshaven).</ref>

  • Inspektion der Marinewaffen, hervorgegangen aus dem Kommando der Marinewaffen
    • Marineartillerieschule
    • Artillerieversuchsstelle
    • Marineunterwasserwaffenschule
    • Torpedoversuchsstelle
    • Sperrversuchsstelle
    • U-Jagd-Versuchsstelle
  • Inspektion der Schiffstechnik, hervorgegangen aus dem Kommando der Schiffstechnik
    • Technische Marineschule I
    • Technische Marineschule II
    • Schiffssicherungslehrgruppe
  • Inspektion der Marineversorgung
    • Marineversorgungsschule

Dem Amtschef direkt unterstellt waren:

1968 wurden die Versuchsstellen und das Schiffsübernahmekommando im Kommando für Truppenversuche der Marine zusammengefasst.

Reorganisationen

1974 wurde das Marineunterstützungskommando (MUKdo) als dritte Höhere Kommandobehörde der Marine aufgestellt, die für die direkte Unterstützung der Flotte zuständig war. Das Marineamt blieb für grundsätzliche Angelegenheiten der Ausbildung und Marinerüstung verantwortlich. Im Rahmen dieser Reorganisation wurden die Inspektionen aufgelöst und drei neue Abteilungen Ausbildung, Rüstung und Sanitätsdienst aufgestellt.<ref name="JbdM10">Günter Zirkmann: Die neue Organisation der Marine. In: Jürgen Rhades: Jahrbuch der deutschen Marine 1975 – Folge 10. S. 53 ff.</ref>. 1997 verlegte das Marineamt seinen Sitz nach Rostock. Mit der Indienststellungsmusterung durch den damaligen Bundesminister der Verteidigung Volker Rühe am 29. Januar 1998 war der Umzug abgeschlossen.

Im Zuge einer weiteren Reorganisation der Marine wurden im Jahr 2001 die Stäbe des Marineamtes und des Marineunterstützungskommandos zusammengeführt. Der Amtschef des Marineamtes übernahm gleichzeitig die Aufgaben des Kommandeurs MUKdo. Das Marineunterstützungskommando wurde zum 30. September 2002 aufgelöst und das Marineamt übernahm dessen Aufgaben sowie die Führung der Marinestützpunkte. Die Abteilung Logistik verlegte 2003 von Wilhelmshaven nach Rostock und wurde vorübergehend in einem angemieteten Gebäude der DSR im Rostocker Seehafen untergebracht.

Organisation 2002–2012

Das Marineamt wurde vom Amtschef, einem Konteradmiral, geführt. Ihm unterstand der Stab des Marineamts mit einer Anzahl nachgeordneter Dienststellen.

Stab des Marineamts

Innerhalb des Marineamts unterstanden dem Amtschef der Chef des Stabes, der die militärischen Stabsabteilungen führte, und der Leiter der Fachabteilungen, der zugleich Stellvertreter des Amtschefs war. Dem Leiter der Fachabteilungen, einem Flottillenadmiral, unterstanden sechs Fachabteilungen. Den beiden größeren Abteilungen standen ebenfalls ein Flottillenadmiral vor.

Die Abteilung Marinerüstung und -logistik (MRL) war zuständig für das Rüstungsmanagement bei der Beschaffung neuen Wehrmaterials (zusammen mit dem BWB), und die logistische Unterstützung in der Nutzung von Waffensystemen der Marine. Die Abteilung wurde vom Admiral Marinerüstung und -logistik (AMRL) geführt.

Die Abteilung Weiterentwicklung und Ausbildung (WA) ist zuständig für die Weiterentwicklung der Marine und für die Ausbildung an den Schulen der Marine (Ausbildungsweisungen, Lehrinhalte). Die Führung der Abteilung lag beim Admiral Weiterentwicklung und Ausbildung (AWA).

Die Abteilung Organisation Marine diente der strukturellen Weiterentwicklung der Marine gemäß den Vorgaben der Konzeption der Bundeswehr und anderer Grundlagendokumente. Sie war unter anderem zuständig für personelle und Organisationsfragen, Controlling sowie die Einführung des Verfahrens SASPF und wurde von einem Kapitän zur See geleitet.

Die Abteilung Geoinformationswesen leistete Grundlagenarbeit zum Geoinformationswesen der Marine und gehörte fachlich zum Geoinformationsdienst der Bundeswehr. Sie war vor allem für die Pflege von Unterwasserdaten und für maritime Meteorologie zuständig.

Die Abteilung Verwaltung war für die Haushaltsangelegenheiten des Marineamts und zivilrechtliche Vertragsangelegenheiten zuständig.

Der Beauftragte für Havarieuntersuchungen der Marine untersucht Havarien und ähnliche Unfälle mit Marineschiffen. Er untersteht fachlich direkt dem Inspekteur der Marine und wurde nahezu unverändert in das Marinekommando übernommen.

Datei:Gliederung Marineamt.svg
Der unterstellte Bereich des Marineamts

Unterstellte Dienststellen

Die dem Marineamt nachgeordneten Dienststellen unterstanden nicht direkt dem Amtschef, sondern einem der drei anderen Admirale.

Dem Leiter Fachabteilungen unterstand das Kommando Marineführungssysteme in Wilhelmshaven.

Dem Admiral Marinerüstung und -logistik (AMRL) unterstanden die Marinestützpunkte und das Kommando für Truppenversuche der Marine in Eckernförde. Das Marinestützpunktkommando Wilhelmshaven war die truppendienstlich vorgesetzte Dienststelle für alle Stützpunkte.

Dem Admiral Weiterentwicklung und Ausbildung (AWA) unterstanden die Schulen der Marine.

Amtschefs

Datei:Konteradmiral.svg
Kommandozeichen des Amtschefs Marineamt
Flagge eines Konteradmirals
Nr. Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit Bemerkungen
14 KAdm Horst-Dieter Kolletschke   2010   2012 Auflösung des Marineamtes
13 KAdm Axel Schimpf   2008   2010 anschließend Inspekteur der Marine
12 KAdm Ulrich Otto   2003   2008
11 KAdm Wolfgang E. Nolting   2000   2003 2000–2001 zugleich Kommandeur Marineunterstützungskommando, anschließend Befehlshaber der Flotte
10 KAdm Frank Ropers   1998   2000
9 KAdm Hans Lüssow   1997   1998 anschließend Inspekteur der Marine
8 KAdm Jürgen Geier 01. Okt. 1991   1996
7 KAdm Hein-Peter Weyher 01. Apr. 1988 30. Sep. 1991 anschließend Inspekteur der Marine
6 KAdm Dieter Franz Braun 01. Apr. 1985 31. Mär. 1988 anschließend Befehlshaber der Flotte
5 KAdm Horst Geffers 01. Okt. 1977 31. Mär. 1985
4 KAdm Otto Ites 01. Apr. 1975 30. Sep. 1977
3 KAdm Günter Luther 01. Okt. 1972 31. Mär. 1975 anschließend Inspekteur der Marine
2 KAdm Günter Kuhnke 01. Apr. 1966 30. Sep. 1972
1 KAdm Albrecht Obermaier 01. Okt. 1965 31. Mär. 1966 zuvor Kommandeur des Zentralen Marinekommandos

Literatur

  • Thomas Geißler und Andere: Das Marineamt: Auftrag, Aufgaben und Struktur einer Höheren Kommandobehörde, In: Wehrtechnik III/2009, S. 14ff.
  • Egbert Thomer/Jürgen Rhades: Jahrbuch der deutschen Marine 1967 – Folge 2, Bremen o. J.
  • Jürgen Rhades: Jahrbuch der deutschen Marine 1975 – Folge 10, Bremen o. J.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />