Mexikanische Chia


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
25px Dieser Artikel behandelt die Pflanzenart Mexikanische Chia. Zu weiteren Bedeutungen von Chia siehe Chia (Begriffsklärung).
Mexikanische Chia
Mexikanische Chia (Salvia hispanica)

Mexikanische Chia (Salvia hispanica)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Salbei (Salvia)
Art: Mexikanische Chia
Wissenschaftlicher Name
Salvia hispanica
L.

Mexikanische Chia (Salvia hispanica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Salbei (Salvia) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae), die ursprünglich hauptsächlich in Mexiko vorkommt.

Mindestens zwei Salvia-Arten werden unter dem Namen Chia wegen der Klausen, oft „Samen“ genannt, kommerziell angebaut. Sie weisen einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, Proteinen, Antioxidantien und Mineralstoffen auf.<ref name="PFAF" /><ref>Stephanie Strom: 30 Years After Chia Pets, Seeds Hit Food Aisles. In: New York Times. 24. November 2012, abgerufen am 17. Dezember 2013 (englisch).</ref><ref name="AU-RM">Roland Mühlbauer: Chia-Samen: Wirklich ein Superfood?, Webseite der Apotheken-Umschau vom 24. Juni 2015, abgerufen am 22. September 2015.</ref>

Namensgebung

Das Artepitheton hispanica bedeutet „spanisch“ und wurde von Linné irrtümlich vergeben, da die Pflanze, von Mexiko importiert, auch in Spanien kultiviert wurde. Das Wort Chia ist aus der Nahuatl-Sprache abgeleitet (chian, was soviel wie "ölig" bedeutet) und wird auch für andere Arten gebraucht, die ähnlich eingesetzt werden, beispielsweise Kalifornische Chia (Salvia columbariae). Er ist nicht zu verwechseln mit mehreren Salbei-Arten, die Spanischer Salbei genannt werden, beispielsweise Salvia lavandulifolia, heute eine Varietät von Salvia officinalis: Salvia officinalis subsp. lavandulifolia.

Beschreibung

Salvia hispanica ist eine einjährige krautige Pflanze. Diese Pflanzenart erreicht Wuchshöhen von bis zu 1,75 Meter. Die gegenständigen Laubblätter sind 4 bis 8 cm lang und 3 bis 5 cm breit. Die Blüten sind blau oder weiß und stehen in zahlreichen Scheinquirlen.<ref>Anderson, A.J.O. und Dibble, C.E.: An Ethnobiography of the Nahuatl, The Florentine Codex, Buch 10 und 11</ref>

Kultivierung

Kultiviert wird Chia inzwischen nicht nur in Zentralmexiko und Guatemala, sondern auch nachhaltig in mehreren Ländern Südamerikas und in Australien.<ref name="thechiaco">laut Website eines australischen Herstellers</ref> Es gibt weiße und schwarze Samen. Bei den Azteken war Chia eine wichtige Nahrungspflanze, geriet bei den Nachkommen aber fast wieder in Vergessenheit. Chiasamen sind nicht nur für den Menschen ein Lieferant von Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien. Sie werden auch als Hühnerfutter verwendet, um Eier zu erhalten, die mit Omega-3-Fettsäuren angereichert sind. Die Aussaat erfolgt im späten Frühling, die Blüte ist im September, die Samenernte erfolgt im Herbst. Die Pflanze gedeiht wegen der Gefahr von Fäulnis nur in Gegenden ohne übermäßigen Regenfall.

Datei:Salvia hispanica seeds.jpg
Chia-Samen vergrößert. Länge eines Samen ca. 2 mm.

Nahrungsmittel

Zubereitung

Seit Jahrhunderten werden in Nord- und Mittelamerika von Ureinwohnern die Samen des Chia roh oder getrocknet gegessen und in Soßen oder als Verdickungsmittel benutzt. Wenn sie in Wasser eingelegt werden, bilden die Samen eine äußerst schleimige Polysaccharidschicht, die ähnlich wie Leinsamen die Verdauung fördert. Der Pflanzenforscher Edward Palmer schrieb 1891 (Anmerkung: „Pinole“ ist ein gewürztes Mehl oder eine daraus bereitete Speise):

„Um Chia zum Essen zuzubereiten, werden die Samen geröstet und gemahlen, und durch das Hinzufügen von Wasser entsteht eine schleimige Masse mit einem Vielfachen des vorherigen Volumens. Je nach Vorliebe wird gezuckert, und fertig ist das hochgeschätzte halb flüssige Pinole der Indianer.“<ref>Edward Palmer: Chia in: Zoe 1891, Bd. 2, Nr. 2, S. 140</ref>

Da Chiasamen ähnlich wie Flohsamen aufquellen, sollte auf genügend Flüssigkeitszufuhr beim Verzehr geachtet werden.<ref name="AU-RM" />

Inhaltsstoffe

Chiasamen enthalten bis zu 38 % Chiaöl, 18 bis 23 % Proteine, ca. 40 % Kohlenhydrate und die Vitamine A, Niacin, Thiamin, Riboflavin und Folsäure.<ref>Full Report (All Nutrients): 12006, Seeds, chia seeds, dried</ref> Außerdem sind die Mineralstoffe Kalzium, Phosphor, Kalium, Zink und Kupfer sowie Antioxidantien enthalten. Chiasamen enthalten nur wenig Natrium. Der Rest sind Ballaststoffe, die in Wasser teilweise zu Schleim werden. Schwarze und weiße Samen unterscheiden sich im Nährstoffgehalt nicht.

Das Chiaöl beinhaltet α-Linolensäure. Gemessen am Gesamtfettanteil, lässt sich die Zusammensetzung in 55 % Omega-3, 18 % Omega-6, 6 % Omega-9 und 10 % gesättigte Fettsäuren aufschlüsseln.<ref>Nutrition Facts - Seeds, chia seeds, dried</ref><ref name="AU-RM" />

Bewertung

Die Pflanze wurde von der amerikanischen FDA als ungefährlich eingestuft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im November 2009 Chiasamen für Broterzeugnisse mit einem Höchstgehalt von 5 % zugelassen <ref name="L294" /> (sowie 2013 dahingehend aktualisiert, dass die Verzehrhöchstmenge für Erwachsene 15 Gramm pro Tag beträgt<ref name="L295" />). Der Anhang enthält eine Herstellungsbeschreibung mit den einzuhaltenden Konzentrationsbereichen für die Grundzusammensetzung. Nach eigener Stellungnahme der EFSA ist es unwahrscheinlich, dass sich die Verwendung von Chiasamen und gemahlenen Chiasamen in Broterzeugnissen schädlich auf die Gesundheit auswirkt.

„Chiasamen“ werden immer wieder als Superfood bezeichnet und mit verschiedenen Gesundheitsversprechen beworben,<ref>http://www.theguardian.com/lifeandstyle/2015/feb/15/truth-about-miracle-foods-chia-seeds-coconut-oil</ref> die zum Teil als Marketing-Hype betrachtet werden. Bislang gibt es jedoch lediglich einige wenige Anzeichen für mögliche positive gesundheitliche Wirkungen. Eine abschließende wissenschaftliche Beurteilung ist daher nicht möglich. Keine Studie konnte bislang nachweisen, dass Chiasamen beim Abnehmen helfen.<ref>Ulbricht et al.: Chia (Salvia hispanica): a systematic review by the natural standard research collaboration, 2009, Rev Recent Clin Trials, Volume 4, Issue 3, p. 168–74, http://www.eurekaselect.com/85367/article</ref> Durch ihr Quell-Vermögen wirken sie allerdings wie Ballaststoffe und können ein sättigendes Empfinden oder eine stopfende Wirkung entfalten. Ihr Nährstoffgehalt und ihre Wirkung auf die Verdauung sind vergleichbar mit Leinsamen.<ref name="SPON-1056210">Bettina Levecke: Chia-Samen: Superfood - super gut? In: Spiegel Online. 17. Oktober 2015, abgerufen am 23. Oktober 2015.</ref>

Einzelnachweise

<references> <ref name="PFAF">Salvia hispanica bei Plants For A Future. Abgerufen am 8. April 2014.</ref> <ref name="L294">2009/827/EG: Entscheidung der Kommission vom 13. Oktober 2009 über die Zulassung des Inverkehrbringens von Chiasamen ( Salvia hispanica ) als neuartige Lebensmittelzutat gemäß der Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates. In: Amtsblatt der Europäischen Union. Nr. L 294 vom 11. November 2009, S. 14</ref> <ref name="L295">2013/50/EU: Durchführungsbeschluss der Kommission vom 22. Januar 2013 über die Genehmigung einer Erweiterung der Verwendungszwecke von Chiasamen ( Salvia hispanica ) als neuartige Lebensmittelzutat gemäß der Verordnung (EG) Nr. 258/97 des Europäischen Parlaments und des Rates (Bekanntgegeben unter Aktenzeichen C(2013) 123)</ref> </references>

Weblinks

Commons Commons: Mexikanische Chia (Salvia hispanica) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien