Mittelmeertief


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Datei:Mediterranean Cyclone 07 oct 1996 1202Z.jpg
Genuatief, 7. Oktober 1996: „Ein subtropischer Tiefdruckwirbel (Zyklon) steuert feuchtwarme Luftmassen des Mittelmeerraumes von Südwest gegen Mittelitalien und Südost gegen die Alpen“
Datei:Zugstrassen der barometrischen Minima.jpg
Zugstraßen der barometrischen Minima (Tiefdruck-Trajektorien) nach W. J. v. Bebber:
Va mit den Fortsetzungen
Vb Richtung Nordost,
Vc Richtung Ost und
(kaum sichtbar) Vd Richtung Südost

Ein Mittelmeertief ist ein Tiefdruckgebiet im Mittelmeerraum. Je nach Lage des Kerns wird es auch Balearentief, Genuatief oder Adriatief genannt.

Eine Vb-Wetterlage (gesprochen: „Fünf-B-Wetterlage“, V = römisch 5) ist gekennzeichnet durch die Zugbahn eines Tiefdruckgebietes von Italien über die Poebene oder Nordadria hinweg nordostwärts. Die als „Vb“ bekannte Zugbahn wurde von Wilhelm Jacob van Bebber 1891 deklariert und mit dieser Notation in das System der Großwetterlagen integriert. Der Begriff der Vb-Großwetterlage wird heute noch verwendet, weil die modernere deutsche Großwettertypologie nach Hess/Brezowsky die Aktionszentren des Mittelmeerraumes unzulänglich berücksichtigt.

Mit Va wurde nach Bebber die Zugbahn Biskaya–Spanien/Frankreich–Ligurien bezeichnet (vgl. Grafik). Eine Vc-Wetterlage entspricht einem Adriatief, das nach Osten Richtung Balkan abzieht und dort zu einem Balkantief wird. Eine Vd-Wetterlage bezeichnet ein nach Südosten abziehendes System. Die Bezeichnungen Va, Vc und Vd sind in der heutigen Meteorologie allerdings nicht mehr gebräuchlich.

Grundlagen

Das Vb/a-Tief entsteht durch einen Kaltluftvorstoß über Frankreich in das westliche Mittelmeer, häufig in Verbindung mit einer Nordwestwetterlage, mit Bildung eines Tiefs im westlichen Mittelmeerraum, oder durch einen von England oder der Biskaya (Biscayatief) über Frankreich südwärts geschobenen Tiefkern (Va), der südlich der Alpen weiterzieht.

Liegt der Aktionskern über dem Mittelmeerraum, gleiten die dortigen feuchtwarmen oder über der Sahara überhitzten Luftmassen auf der (östlichen) Vorderseite des Tiefdruckgebietes auf die in Zentraleuropa der nördlicheren Zonen am Boden liegende Kaltluft auf (Aufgleiten von Südost), weil eine südliche Strömung mit hohen Lufttemperaturen viel Feuchtigkeit transportieren kann. Das führt zu teils langanhaltenden Niederschlagsphasen, die in Staubereichen an den Alpen und höheren Mittelgebirgen auch recht ergiebig sein können (Stauniederschläge) und Hochwässer oder abnorme Schneemengen mit Lawinengefahr verursachen. Im Raum des östlichen Mittelmeeres wird trockene, warme Saharaluft gegen Südosteuropa gesteuert und führt dort zu übersteigerter Wärme, das Windereignis wird Scirocco (Jugo) genannt: Vor der Frontlinie des heranziehenden Mittelmeertiefs können sich Saharastaub-Ereignisse bis auf Mitteleuropa ausweiten. Nördlich der Alpen begleiten abnormale Föhnereignisse die Mittelmeertiefs, wenn die Niederschläge an der Alpensüdseite abregnen.

Typologie der Mittelmeertiefs

Datei:Klaus storm track - 20090124 - map-de.svg
Zugbahn des Orkan Klaus 24. Januar 2009 – typische Va-Trajektorie mit untypischem Starkwindereignis

Das Mittelmeertief gehört zu den klassischen Aktionszentren des europäischen Wettergeschehens.<ref name="Aktionszentren 0402020012">DWD Prognose 20120203 (Kältewelle in Europa 2012, klassische Großwettersituation): Mächtiges Russlandhoch Dieter, mittelstarkes Islandtief, kräftiges Italientief Julia, aus dem Azorenhoch ausisolierter Hochkern über der Biskaya; über der Ostsee ein Zwischentief und eine sich ausbildende Hochdruckbrücke Osteuropa–Biskaya; vor Neufundland ein weiteres mächtiges Aktionstief</ref>

Die Entstehungsfälle der Mittelmeertiefs sind:

Im östlichen Mittelmeer, das auf allen Seiten von Gebirgen gegen Strömungen abgeriegelt ist (nur gegen Ostsahara und Rotes-Meer-Region ist es offen), bilden sich keine Tiefkerne mehr.

Die V-Wetterlage wird in ihrer Frühphase meist allgemein Mittelmeertief genannt:

  • Ein Balearentief liegt im westlichen Mittelmeerraum im Raum der Balearen. Es kann auch eine zeitlang stationär bleiben, und sorgt dann besonders im Herbst für die Niederschläge im Nordosten Spaniens, besonders in Katalonien, und dem französischen Midi.<ref>Universitat Bonn. Geographisches Institut: Colloquium geographicum. Bände 1-4. Verlag in Kommission bei F. Dümmler, 1951, S. 36, 61 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref>
  • Ein Genuatief im eigentlichen Sinne ist eine Sonderform, die sich, mit Tiefdruckkern im Golf von Genua, zuerst am Apennin und dann im Alpenbogen verhängt und über dem Piemont, dem Wallis und den West- und Südalpen abregnet oder -schneit, bei starkem Föhn in den Nordalpen. Hauptbetroffen ist dann die Poebene bis in die Alpentäler vom Aostatal, die oberitalienischen Seen, Südtirol bis in das Klagenfurter Becken, bei Überschlagen über den Alpenhauptkamm auch das Tessin oder das Oberrheingebiet.
  • Ein Adriatief, das also über den Apennin an die Adria gesprungen ist oder sich erst dort bildet, folgt im Allgemeinen der klassischen Zugbahn nordost- (Vb), ost- (Vc) oder südostwärts (Vd).

Mittelmeertiefs bilden nicht unbedingt eine ostwärts abziehende Bahn aus, sondern können auch im Raum um Italien herum zerfallen.

Besonders die Endphasen der Vb/c-Lagen pumpen über längeren Zeitraum große Feuchtigkeitsmengen nach Mitteleuropa:

  • Osteuropatief: Bei der Vb-Trajektorie handelt es sich um die einzige Zugbahn von Südwest nach Nordost über Mitteleuropa, sie führt typischerweise zu schweren Stauniederschlägen an Ostalpen, Karpaten und Erzgebirge und Überschwemmungen in den Einzugsgebieten von Donau, Elbe und auch Rhein.
  • Balkantief: Vc-Kerne ziehen langsam über die Gebirge der Balkanhalbinsel und führen zu Extremereignissen im mittleren und unteren Donauraum (Donau-Theiß-Gebiet in Ungarn, bis Rumänien).

Das moderne Österreichische Wetterlagen-Schema der ZAMG unterscheidet

  • die Frühphasen (also Va nach Bebber) als Tief über dem westlichen Mittelmeer (TwM)
  • die Entscheidungsphase der weiteren Zugbahn Tief südlich der Alpen (TS)
  • im engeren Sinne Tief auf der Zugstraße Adria – Polen (Vb)
  • und für die Vc/d-Routen Tief im Südwesten Europas (TSW)

Dabei hat sich aus der Typologie Bebbers in der heutigen Meteorologie nur der Begriff Fünf-B als Spezialfall etabliert.

Auftreten

V-Lagen treten gewöhnlich im Frühjahr und Herbst auf, können aber prinzipiell zu jeder Jahreszeit vorkommen und gehören mit nur einigen wenigen Ereignissen pro Jahr zu den selteneren Großwetterlagen Europas (Jährlichkeit < 0,3). Die klimatologische Ursache für diese Ereignisse liegt in der geographischen Breite, in der die Aktionszentren vom Atlantik her Europa erreichen: Wenn sie etwa auf Höhe des Alpenbogens oder südlich davon eintreffen, können sie bei tendenziell südweisender Frontalzone die Mittelmeer-Route davon einschlagen. Diese globale Wettersituation bleibt manchmal auch über etliche Wochen in etwa gleich, sodass dann auch ganze Serien von Mittelmeertiefs auftreten. Aufgrund der eintretenden Bodensättigung führt das zu einer ganzen Serie von Hochwässern oder bei Schneemassenereignissen durch starken Anstieg der Schneehöhen ohne Setzung und Verbindung zu großräumigen hochlawinösen Lagen.

Die Adria-/Vb-Tiefs wurden erstmals 2014 in einer umfassenden Studie zu Zugbahnen niederschlagsrelevanter Tiefs über Mitteleuropa für den Zeitraum 1950–2010 in einem Katalog erfasst und ausgewertet (Weather Patterns, Cyclone Tracks and related precipitation Extremes, WETRAX; ZAMG und Universität Augsburg).<ref name="WETRAX">WETRAX. ZAMG: Forschung / Klima / Zeitliche Klimaanalyse, abgerufen 26. Juli 2015;
WETRAX - das Projekt und die Ergebnisse. BMLFUW: Wasser > Wasser in Österreich > Der Wasserkreislauf, abgerufen 26. Juli 2015;
WETRAX. LFU Bayern: Wasser >> Klimawandel und Wasserhaushalt >> Projekte, abgerufen 26. Juli 2015.</ref> Prognosemodelle sehen eine Abnahme von sommerlichen Mittelmeertiefs gegenüber Atlantiktiefs für die nächsten Jahrzehnte, aber eine Zunahme herausragender Extrema mit Vb-Charakteristik.<ref>Insb. Abschnitt Wie sind die Hochwasserereignisse 2002 und 2013 einzuordnen? in BMLFUW: WETRAX - das Projekt und die Ergebnisse;
Hochwassergefahr wird weiter steigen. Alfons Krieglsteiner in Nachrichten.at, 19. Juni 2015.</ref>

Charakteristische Wetterwerte und -phänomene

Stauniederschläge

Datei:1983 Possible Mediterranean Hurricane.JPG
Genuatief, 30. September 1983 mit Niederschlagsfronten im ganzen Alpen-Adria-Raum, charakteristisch der Alpenbogen als Nord- und die Dinariden als Ostgrenze und Konzentrierungen am Appennin

Die Mittelmeertiefs pumpen an der Ostseite warme Luftmassen der Sahara über das Mittelmeer. Dort reichern sie sich meist stark mit Feuchtigkeit an, und bilden an den Gebirgen des südlicheren Europa intensiven Stauniederschlag. Das betrifft das Kastilische Scheidegebirge und die Pyrenäen, den Apennin, die Alpen, die Dinariden, und auch die Rhodopen und anderen Gebirge Südosteuropas, bei der Vb-Zugbahn auch den Karpatenbogen. Im Alpenraum und in den nördlich angrenzenden Ländern ist die Vb/a-Wetterlage wegen der oftmals heftigen Niederschläge gefürchtet.

Diese Niederschläge können extrem werden. Beim Elbhochwasser 2002 beispielsweise kam es zu extremem Regen am Erzgebirge, etwa in Zinnwald-Georgenfeld 312 mm in 24 Stunden. Solche Regenmengen führen lokal an den Oberläufen zu teils innerhalb von Stunden ansteigenden Flutwellen, und, bei großer Ausdehnung der Regenfront, an den großen Flüssen zu enormen Wassermassen. Da die Mittelmeertiefs oft wenig schnell ziehen oder gar stillstehen und permanent weiterpumpen, bis sie zerfallen, können diese Starkniederschlagsereignisse auch etliche Tage andauern.

Trockenereignisse

Datei:Sirocco wind1.jpg
Schema eines zentralmediterranen Tiefs, Scirocco im Ostmittelmeerraum

Ein anderer Effekt sind die noch vor der Kaltfront im Osten nordwärts angetriebenen Luftmassen Afrikas, die sich nicht mit Feuchte anreichern, sondern heißtrockene Südost- bis Südwinde bilden, den Scirocco. Diese können so intensiv werden, dass sie enorme Staubmassen weiträumig nach Europa verfrachten (Saharastaubereignisse).

Augenbildung (Medicane)

Hauptartikel: Medicane

In extremer Ausformung<ref name="DWD">Medicane. In: DWD: Wetterlexikon.</ref><ref name="Mayengon 1984">R. Mayengon: Warm core cyclones in the Mediterranean. In: Mar. Weather Log, Vol. 28, No. 1, 1984, S. 6–9.</ref><ref name="Ernest/Matson 1983">Ernest, Matson: A Mediterranean tropical storm? In: Weather, November 1983, S. 332–337.</ref> kann ein Mittelmeertief ein Hurrikan/Taifun-artiges Auge, einen wolkenfreien Bereich im Zentrum ausbilden. Sie bilden sich etwa dann im Mittelmeerraum, wenn ein polarer Kaltluftvorstoß ein austropfendes Cut Off-Tief bildet.<ref name="DWD" /> In Unterscheidung zu echten Wirbelstürmen sind diese Systeme aber keine selbsterhaltenden Großwetterlagen. Im Allgemeinen treten starke Mittelmeertiefs in der Wintersaison auf, die Freisetzung der in der Wassertemperatur gespeicherten Energie (etwa > 24 °C)<ref name="DWD" /> relativ zur Lufttemperatur, wie auch die Corioliskraft, kann zwar beitragen,<ref>Gibt es Hurrikane im Mittelmeerraum, auf dem Schwarzen Meer oder dem Polarmeer?, Hurrikan-FAQ M7) in Thomas Sävert: Naturgewalten</ref> die Zyklone wird aber durch atlantisch-mediterrane oder afrikanisch-europäische Ausgleichswinde angetrieben. Die Augenbildung hält meist nur wenige Stunden an und zerfällt schnell, weil auch insgesamt im Mittelmeerraum nicht genügend Raum für eine konvektive Selbsterhaltung vorhanden ist. Für solche Phänomene findet sich seit den 1980ern der Ausdruck Medicane (zu mediterran mit Hurricane).<ref name="DWD" /> Ähnliche Phänomene finden sich im subtropischen Nordatlantik im Bereich Bermudas-Azoren-Kanaren<ref name="DWD" /> („Überraschungshurricanes“).

Stürme dieser Art werden im Mittelmeergebiet alle paar Jahre beobachtet, Ereignisse des Typs waren etwa:<ref>nach Saevert: Naturgewalten und Tropensturm ähnliches Tiefdruckgebiet über dem westlichen Mittelmeer (vom 9. November 2011), Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.</ref> September 1947, September 1969, Januar 1982, September 1983<ref name="Ernest/Matson 1983" />, 13.–17. Januar 1995, 2007, November 2011 Genuatief Rolf<ref>wurde von der NOAA nach Satellitenauswertung als Hurricane gemeldet und NOAA 01M gelistet; das nachgestellte M soll eine Klasse mediterraner Hurricanes darstellen. Das Mittelmeer ist keines der sieben von der WMO anerkannten Wirbelsturmentstehungsgebiete, der Sturm ist der erste Eintrag in diese Kategorie</ref>

Liste von Mittelmeertief-Ereignissen

(Ha) Angegeben sind im Folgenden der Starttermin eines Ausnahmeereignisses in Mitteleuropa. Die Jahreszählung wechselt mit Beginn des hydrologischen Jahres (1. Oktober laut Definition in der Schweiz), da es sich durchweg um Hochwasser- bzw. Starkschneeereignisse handelt.

Ereignisse vor 1970

Winterliche Südstaulage ist etwa verantwortlich für:

  • 1951: die Februar-Episode des Lawinenwinters 1951 mit bis zu 4 m Neuschnee innerhalb von 2 Tagen. Klagenfurt etwa meldete im März 1951 über 7 m Schneedecke.

1970–2000

2000–2007

2007/2008

  • 22. März: mit 20 cm Neuschnee von Osten durch Vb auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück durch Tief Paul II<ref>Ausgangslage: gif, wetterzentrale.de</ref>
  • 22. August: mit sintflutartigen Regenfällen in Niedersachsen und im Sauerland durch Tief Quirinus
  • 06. September: mit 90 cm Neuschnee auf der Zugspitze und Überschwemmungen in Niederösterreich durch Tief Xaver
  • 27. September: Vb-Tief Faysal I von der Adria über Passau zur Eifel mit Überschwemmungen in Aachen und Umgebung
  • 29. September: Vb-Tief Faysal II von der Adria nach Norden zum Harz, die Innerste sprang über die Ufer

2008/2009

Die hydrologische Saison 2009 zeichnete sich durch eine abnorm hohe Frequenz an schweren Va/Vb-Lagen aus, von Oktober bis März waren fast ein Dutzend verschiedener wetterwirksamer Mittelmeertiefs zu verzeichnen.

2009/2010

  • ab 5.–11. Januar 2010: Daisy, ein Tief mit klassischer Va–Vc-Bahn von der Iberischen Halbinsel bis in die Ukraine. In Nordspanien schwere Schneeeinbrüche wie seit 25 Jahren nicht mehr (5. Januar 1985), von Nordfrankreich über Norddeutschland gravierende Beeinträchtigungen durch Schneeverwehung und Windbruch, mehrere Todesopfer in Folge.
  • ab 7. März führt ein langsamziehendes Adriatief namens Andrea<ref name="Winter of 2009–2010">vergl. auch en:Winter of 2009–2010 in Europe #March</ref> zusammen mit dem in zwei Kerne zerfallenen lagestabilen Nordmitteleuropa-Hoch Isidor zu einem abnormen nordöstlichen Kaltlufteinbruch.<ref>Prognose 20100307. Institut für Meteorologie, FU Berlin.</ref><ref>Prognose 20100310. Institut für Meteorologie, FU Berlin</ref> Der Mittelmeerraum erlebt ein Schneechaos, im Raum Katalonien fällt mehr Schnee als beim Januarereignis,<ref name="commons">Schneefall 2011 auf Commons</ref><ref name="spanien-bilder">Barcelona erlebt schlimmste Schneefälle seit 25 Jahren. In: Spanien-Bilder. Abgerufen am 10. März 2010 (deutsch).</ref> auch Südfrankreich ist schwer betroffen, auf Mallorca sind Schneeketten notwendig,<ref name="dpa/Zeit 20100310">dpa, nach Schneechaos in Italien, Kroatien und Spanien. In: Die Zeit online. 10. März 2010, archiviert vom Original am 13. März 2010, abgerufen am 12. Oktober 2015.</ref> am Apennin kommen 60 cm Schneehöhe zusammen,<ref name="dpa/Zeit 20100310" /> in Kroatien gar 70 Zentimeter.<ref name="dpa/Zeit 20100310" /> Sturmböen bis 150 km/h beschädigen zahlreiche Schiffe in Häfen und küstennahe Häuser,<ref name="dpa/Zeit 20100310" /> sogar ein Todesopfer war zu vermelden.<ref name="dpa/Zeit 20100310" /> Im Nordalpenraum, wo es infolge der föhnigen Strömung, die durch den Orkan Xynthia Ende Februar verursacht wurde, zu Temperaturen bis +18° gekommen war, fielen die Temperaturen auf bis −18°.<ref name="SN 20100309"> Temperaturschwankungen im März 2010. Es ist um 13 Grad zu kalt für die Jahreszeit. In: Salzburger Nachrichten. 9. März 2010, Lokalteil Stadt und Land, S. 4.</ref>
  • Mai/Juni 2010 Hochwasser der Oder und ihrer Nebenflüsse.<ref>Eberhard Schmidt, Barbara Stein, Matthias Hummel: Entstehung und hydrologischer Verlauf des Hochwassers der Oder im Mai/Juni 2010. In: Hydrologie und Wasserbewirtschaftung. Heft 5, 2010, ISSN 1439-1783, S. 315–320.</ref>
  • August 2010 Hochwasser der Lausitzer Neiße, der Oder und der Spree in der Oberlausitz.
  • September/Oktober 2010 Hochwasser der Schwarzen Elster und ihrer Nebenflüsse.

2010/2011

Keine besonderen Vorkommnisse.

2011/2012

  • (Ha) 4.–9. November 2011: Genuatief Rolf, blockiert durch ein Russlandhoch Walli: schwere Überschwemmungen in Italien (über 600 mm/72 h in Ligurien, mehrere Todesopfer), abnorm hoher Seegang an der Côte d'Azur; Temperaturen über 20° an der Alpennordseite durch Föhn.
  • Anfang Februar: Italientief Julia über dem Tyrrhenischen Meer führt in Zusammenhang mit der Kältewelle in Europa (Russlandhochs Cooper, Dieter) zu Scheechaos in Italien (in Rom wie seit 1985 nicht mehr) und am Balkan, Schnee bis Mallorca und in Algier.

2012/2013

  • Ende Mai/Anfang Juni Tiefs Frederik/Günther:<ref name="Karte 20130601">Prognose 20130601, met.fu-berlin.de;
    Wetterkarte 20130601, ZAMG.</ref> Eine abnorm ziehende und einige Tage ortsstabile Vb-Wetterlage sorgte vor allem zwischen Alpen und Erzgebirge sowie in Tschechien für tagelange heftige Regenfälle und Hochwasser, das örtlich die Ereignisse 2002 und 2005 übertraf.

2013/2014

2014/2015

  • 30. September bis 4. Oktober 2015: Tief Quirin zog von den Balearen (dort bereits heftige Gewitter) unter Verstärkung am 1. und 2. Oktober über Korsika und Sardinien. Es zeigte mit Orkanböen bis 157 km/h (Cap Corse am 2. Oktober) und Niederschlagsmengen von bis zu 250 mm innerhalb zweier Tage Medicane-Tendenzen. Letztlich fehlte das „Auge“. Am Abend des 3. Oktobers sorgte das Tief in Südfrankreich (besonders an der Côte d'Azur) für Unwetter mit Sturmböen und sehr großen Regenmengen innerhalb kurzer Zeit. So fielen in Cannes in zwei Stunden 179 mm.<ref>wettergefahren-fruehwarnung.de: Heftige Gewitter, Starkregen zentraler MittelmeerraumArtikel vom 4. Oktober 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015.</ref> Dadurch verursachte schwere Überschwemmungen forderten mindestens 21 Todesopfer.<ref>kleinezeitung.at: Opferzahl nach Überschwemmungen auf 21 gestiegenArtikel vom 5. Oktober 2015, abgerufen am 5. Oktober 2015.</ref>

Literatur

  • P. Alpert, B. U. Neeman, Y. Shai-El: Intermonthly variability of cyclone tracks in the Mediterranean. In: Journal of Climate. Vol. 3, 1990, S. 1474–1478 (pdf, tau.ac.il).
  • E. Kostopoulou, P. D. Jones. Comprehensive analysis of the climate variability in the eastern Mediterranean. In: International Journal of Climatology. 27:9, 2007, S. 1189–1214, insb. Part I: Map-pattern classification.
  •  P. Lionello, J. Bhend, A. Buzzi, P.M. Della-Marta, S.O. Krichak, A. Jansà, P. Maheras, A. Sanna, I.F. Trigo, R. Trigo: Cyclones in the Mediterranean region: Climatology and effects on the environment. In: P. Lionello, P. Malanotte-Rizzoli, R. Boscolo (Hrsg.): Mediterranean. (= Developments in Earth and Environmental Sciences, Volume 4). 2006, ISBN 0-444-52170-4, Chapter 6, S. 325–372, doi:10.1016/S1571-9197(06)80009-1.
  • Isabel F. Trigo, Trevor D. Davies, Grant R. Bigg: Objective Climatology of Cyclones in the Mediterranean Region. In: Journal of Climate 12, June 1999, S. 1685–1696, doi:10.1175/1520-0442(1999)012<1685:OCOCIT>2.0.CO;2

Vb-Lagen:

  •  Mitja Brilly (Hrsg.): Hydrological Processes of the Danube River Basin: Perspectives from 10 Danubian Countries. Springer, 2010, ISBN 978-90-481-3422-9, insb. Péter Kovács: Characterization of the Runoff Regime and Its Stability in the Danube Catchment. S. 143 ff; Stevan Prohaska, Aleksandra Ilic: Coincidence of Flood Flow of the Danube River and Its Tributaries. S. 175 ff; Pavel Petrovič, Katariná Mravcová, Ladislav Holko, Zdeněk Kostka, Pavol Miklánek: Basin-Wide Water Balance in the Danube River Basin. S. 227 ff.
  • M. Hofstätter, Bundesministerium für Land und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft: Vb-artige Wetterlagen als Ursache exzessiver Niederschläge im Alpenraum. Machbarkeitsstudie, Abschlussbericht, Wien 2011 (pdf, 4,3 MB, zamg.ac.at; Weblink Verursachen spezielle Wetterlagen intensive Niederschläge?, lebensministerium.at)
  •  M. Mudelsee, M. Börngen, G. Tetzlaff, U. Grünewald: Extreme floods in central Europe over the past 500 years: Role of cyclone pathway ‘‘Zugstrasse Vb’’. In: American Geophysical Union. (Hrsg.): Journal of Geophysical Research. Vol. 109, Nr. D23101, 2004, doi:10.1029/2004JD005034 (Fokus Elberaum).

Spezielles:

  • J. Kouroutzoglou, H. A. Flocas, K. Keay, I. Simmonds, M. Hatzaki: Climatological aspects of explosive cyclones in the Mediterranean. In: International Journal of Climatology. 31, 12, 2011, S. 1785–1802.

Weblinks

Commons Commons: Tropische Zyklone des Mittelmeerraums – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Vb-Wetterlage Agenda 21 Treffpunkt – weitere Erläuterungen mit Infografiken

Einzelnachweise

<references />