Hamburg-Nienstedten
Nienstedten Stadtteil von Hamburg | ||||||
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Koordinaten | 9,84461|primary | dim=10000 | globe= | name= | region=DE-HH | type=city
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Fläche | 4,3 km² | |||||
Einwohner | 7238 (31. Dez. 2014) | |||||
Bevölkerungsdichte | 1683 Einwohner/km² | |||||
Vorwahl | 040 | |||||
Bezirk | Bezirk Altona | |||||
Verkehrsanbindung | ||||||
S-Bahn Hamburg | x15px | |||||
HVV Bus | 115 21 22 36 39 49 286 | |||||
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein |
Nienstedten ist ein Stadtteil Hamburgs im Bezirk Altona und gehört zu den Elbvororten. Der Name rührt von Nygenstede her und bedeutet Neue Stätte.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Nienstedten liegt auf dem Höhenzug des Geestrückens nördlich der Elbe, westlich des Flottbektales.
Benachbarte Stadtteile
Der Stadtteil grenzt im Westen an Blankenese (hier gehört ein Teil des ehemaligen Dockenhuden zu Nienstedten), im Norden an Osdorf, im Osten an Othmarschen und im Süden, im Bereich der Elbe, an Finkenwerder. Nienstedten umfasst den westlichen Teil der Gemarkung Klein Flottbek.
Geschichte
Das Dorf gehörte um 800 zu Stormarn. 1297 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirchgründung im 13. Jahrhundert sorgte dafür, dass Nienstedten zu den ältesten Kirchspielen Holsteins gehörte. Die Verwaltung Nienstedtens lag ab 1350 mit der Residenz der Schauenburger Grafen in Pinneberg. Zu diesem Zeitpunkt war der Ort ein Katendorf, in dem Gewerbetreibende, Handwerker, Kleinbauern und Elbfischer lebten. 1735 konnte Nienstedten 16 Handwerker und drei Gastwirtschaften vorweisen. 1751 entstand die Nienstedtener Kirche, die zuvor bereits mehrfach errichtet und wieder abgebrochen worden war. Die Elbe in diesem Bereich war nämlich einer ständigen Verbreiterung unterlegen und riss die Kirche sowie auch Häuser und Höfe mit sich. Um 1800 stieg die Einwohnerzahl des Ortes auf etwa 150. 1801 und 1803 besetzten dänische Truppen das Dorf, um 1808 von französischen und spanischen Besatzern abgelöst zu werden, die ihrerseits 1813/1814 von den Kosaken vertrieben wurden. Ab 1846 lag Nienstedten an der Pferde-Omnibus-Linie Altona-Blankenese. Im Rahmen des deutsch-dänischen Krieges von 1864 kam es zu Preußen. 1881 entstand die Schule am Schulkamp, nachdem der erste Schulbetrieb in Nienstedten bereits vor 400 Jahren im Zuge der Reformation eingerichtet wurde. Der erste und bislang einzige Industriebetrieb, die Elbschloss-Brauerei, entstand 1883. 1899 erfolgte der Anschluss Nienstedtens an das Eisenbahnnetz, das den Ort nunmehr mit Blankenese und Altona verband. 1914 hatte der Ort bereits 2672 Einwohner, fünfmal mehr als noch 60 Jahre zuvor. Die Zeit der Zugehörigkeit zu Pinneberg fand 1927 ihr Ende, als der Ort durch das Groß-Altona-Gesetz zur Stadt Altona kam. Durch das Groß-Hamburg-Gesetz fiel es 1937/1938 gemeinsam mit Altona und anderen Stadtteilen an Hamburg. Den Zweiten Weltkrieg überstand Nienstedten nahezu ohne Zerstörungen.
Einwohnerentwicklung
Seit dem Jahr 2000 hat die Einwohnerzahl Nienstedtens um 8,2 Prozent zugenommen. Damit zählt es zu den wachstumsstärkeren Stadtteilen in Hamburg.<ref name="bev1">Statistik Nord: Sonderinformation Einwohnerentwicklung in den Hamburger Stadtteilen, abgerufen 15. Oktober 2009. (PDF; 261 kB)</ref><ref name="bev2">Webseite Statistik Nord, abgerufen 15. Oktober 2009.</ref>
1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 | 1999 |
6.471 | 6.457 | 6.508 | 6.539 | 6.568 | 6.524 | 6.422 | 6.319 | 6.290 | 6.316 | 6.311 | 6.268 | 6.304 |
2000 | 2001 | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 |
6.312 | 6.368 | 6.434 | 6.502 | 6.534 | 6.707 | 6.783 | 6.918 | 6.829 |
Nienstedten ist Hamburgs reichster Stadtteil.<ref>In Billstedt wohnen die Jüngsten, in Nienstedten die Reichsten. Online auf: Hamburger Abendblatt, 26. Oktober 2009.</ref> Das durchschnittliche Einkommen beträgt circa 150.000 Euro pro Jahr. Dieser Wert entspricht in etwa dem fünffachen Wert des gesamtstädtischen Durchschnittes.
Politik
Für die Wahl zur Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Nienstedten zum Wahlkreis Blankenese. In dem bürgerlich geprägten Stadtteil wurde die SPD 2011 erstmals stärkste Partei.
Wahlergebnisse
Seit 1966 gab es bei Bürgerschaftswahlen folgende Wahlergebnisse:<ref>Wahldatenbank beim Statistischen Amt für Hamburg und schleswig-Holstein. Für die Wahlen von 1966 bis 2004 ist die Historische Wahldatenbank zu verwenden.</ref>
SPD | FDP | CDU | Grüne1 | AfD | Linke2) | Übrige | |
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Bürgerschaftswahl 2015 | 36,1 % | 22,9 % | 20,0 % | 12,0 % | 4,6 % | 2,2 % | 2,2 % |
Bürgerschaftswahl 2011 | 34,7 % | 17,3 % | 31,8 % | 10,4 % | – | 2,0 % | 3,8 % |
Bürgerschaftswahl 2008 | 17,0 % | 8,1 % | 62,6 % | 10,0 % | – | 1,6 % | 0,7 % |
Bürgerschaftswahl 2004 | 16,6 % | 4,5 % | 64,8 % | 11,4 % | – | – | 2,7 % |
Bürgerschaftswahl 2001 | 22,4 % | 15,0 % | 37,0 % | 9,0 % | – | 0,2 % | 16,4 %3) |
Bürgerschaftswahl 1997 | 20,4 % | 8,3 % | 46,0 % | 12,8 % | – | 0,4 % | 12,1 %4) |
Bürgerschaftswahl 1993 | 21,7 % | 9,4 % | 39,9 % | 12,8 % | – | – | 16,2 %5) |
Bürgerschaftswahl 1991 | 23,3 % | 12,3 % | 54,6 % | 7,8 % | – | 0,1 % | 1,9 % |
Bürgerschaftswahl 1987 | 24,9 % | 12,5 % | 55,8 % | 6,0 % | – | – | 0,8 % |
Bürgerschaftswahl 1986 | 20,6 % | 11,1 % | 59,6 % | 8,3 % | – | – | 0,4 % |
Bürgerschaftswahl Dez. 1982 | 26,2 % | 5,9 % | 61,5 % | 6,3 % | – | – | 0,1 % |
Bürgerschaftswahl Juni 1982 | 21,9 % | 6,4 % | 63,9 % | 6,8 % | – | – | 1,0 % |
Bürgerschaftswahl 1978 | 26,7 % | 6,8 % | 60,2 % | 3,9 % | – | – | 2,4 % |
Bürgerschaftswahl 1974 | 22,0 % | 12,6 % | 62,4 % | – | – | – | 3,0 % |
Bürgerschaftswahl 1970 | 32,5 % | 12,3 % | 50,9 % | – | – | – | 4,3 % |
Bürgerschaftswahl 1966 | 37,0 % | 12,2 % | 45,8 % | – | – | – | 5,0 % |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche und Friedhof
Auf dem Nienstedtener Friedhof stehen Grabmale alter Holsteiner und Hamburger Geschlechter. Der Standort der Nienstedtener Kirche ist einer der ältesten im Hamburger Raum. Das heutige Fachwerkgebäude ist für Trauungen sehr beliebt. Und die Nienstedtener Kantorei veranstaltet hier viele Konzerte. Dank einer privaten Schenkung im Anschluss an die umfangreiche Renovierung beherbergt sie seit dem 15. September 2012 ein Doppelportrait der Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon von Lucas Cranach dem Jüngeren.<ref>Cranach Gemälde von Luther und Melanchthon ziehen in eine Hamburger Kirche ein</ref>
Landhaus Baur
An der Elbchaussee auf dem Gelände der ehemaligen Elbschloss-Brauerei wurde 1804 bis 1806 von dem Architekten Christian Frederik Hansen ein Landhaus für den Hamburger Kaufmann Johann Heinrich Baur errichtet. Seit 2000 ist das sogenannte Elbschlösschen der Sitz der Hermann Reemtsma Stiftung.
Landhaus J. C. Godeffroy
Im Hirschpark befindet sich das von Christian Frederik Hansen 1789 bis 1792 für den Hamburger Kaufmann und Reeder Jean Cesar IV. Godeffroy erbaute Landhaus J. C. Godeffroy, das heute eine Ballettschule beherbergt.<ref>Landhaus J.C. Godeffroy (Hirschparkhaus) (Hamburg.de,abgerufen am 19. April 2013)</ref>
Örtliche Aktivitäten
Zweimal im Jahr findet der Nienstedtener Jahrmarkt (Vergnügungsmarkt/Kirmes) statt, und seit einigen Jahren werden auf dem Marktplatz auch wieder Waren feilgeboten, heute in Form eines Öko-Marktes mit Lebensmitteln. Die Geschäftsleute und Vereine richten jährlich einen Weihnachtsmarkt, den Nienstedtener Adventsbummel aus. Die Freiwillige Feuerwehr Nienstedten öffnet immer im September ihre Tore für das Publikum, und in unregelmäßigen Abständen veranstalten die Bürgervereine im Sommer eine Kunst- und Kulturmeile.
Parks
Größere Grünflächen sind neben dem Nienstedtener Friedhof der Hirschpark an der Elbe, der Westerpark in Klein Flottbek sowie der Wesselhoeftpark.
Sport
In Klein Flottbek findet das jährliche Deutsche Spring- und Dressurderby mit dem berühmten Hindernis Pulvermanns Grab statt. Klassische Sportvereine mit langjähriger Tradition sind der Nienstedtener Turnverein, der Sportclub Nienstedten (Fußball) und der TTC Grün-Weiß-Rot Nienstedten von 1949 (Tischtennis, seit 1994 in Spielgemeinschaft mit dem TuS Osdorf).
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die nördliche Grenze Nienstedtens bildet die S-Bahn-Strecke Altona–Blankenese (Linien S1/S11) mit dem Bahnhof Klein Flottbek und dem Haltepunkt Hochkamp. Über Nienstedten beginnt die südwestliche Einflugschneise des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel. Entlang der Elbe im Süden ziehen sich die Elbchaussee – eine schmale Hauptverkehrsstraße und großbürgerliche Wohnstraße – und der Elbwanderweg. Von der Schiffsanlegestelle Teufelsbrück aus verkehrt die Fähre zum Airbus Flugzeugwerk und nach Finkenwerder.
Öffentliche Einrichtungen
Nienstedten ist Sitz des Internationalen Seegerichtshofes, einer UNO-Einrichtung. Hier entscheiden Richter verschiedener Länder über Streitpunkte, die die Nutzung der Weltmeere und alle damit zusammenhängenden Angelegenheiten betreffen. Das Gebäude liegt nördlich der Elbchaussee an der Straße Am Internationalen Seegerichtshof. Das Gelände des Seegerichtshofes ist exterritoriales Gebiet. Eine weitere bedeutende Institution in Nienstedten ist die Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) aus dem Jahre 1958 mit dem im Jahr 2000 errichteten Manfred-Wörner-Zentrum (MWZ), in der Clausewitz-Kaserne.
Bildung
Nienstedten verfügt 2012 über sechs Kindergärten und drei Schulen, die von circa 800 Schülern besucht werden. Der Anteil der ausländischen Schüler ist mit 2,6 Prozent (2007) der niedrigste im Bezirk Altona.<ref name="bev2"/>
Die Rudolf-Steiner-Schule an der Elbchaussee ist eine Privatschule der Waldorfpädagogik.
Die Raphael-Schule ist eine heilpädagogische Waldorfschule, sie befindet sich in dem von Caspar Voght am Quellental errichteten Schulhaus.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter Nienstedtens
- Eduard Marxsen, (1806–1887), Komponist
- John Cornelius Booth (1836–1909), Gärtner und Baumschulenbesitzer
- Rudolph Jürgens (1850–1930), Gartenbauingenieur, Landschaftsgärtner und Kaufmann
- Hein Bollow (* 1920), erfolgreicher Jockey
Mit Nienstedten verbunden
In Nienstedten lebten und leben:
- Kurt Küchler (1883–1925), Journalist und Schriftsteller
- Heidi Kabel (1914–2010), Volksschauspielerin
- Hermann Brandt (* 1922), Gewerkschafter
- Peter Lübbers (1934–1982), Maler
- Dieter Asmus (* 1939), Maler
- Brigitte Kronauer (* 1940), Schriftstellerin
Literatur
- Rosmarie Halbrock: Nienstedten, Rasch und Röhring, Hamburg 1994, ISBN 3-89136-502-0
- Krug-Brayshaw/Cords: Nienstedten in alten Ansichten, Europäische Bibliothek, Zaltbommel/NL 1984, ISBN 90-288-2916-4
- Werner Johannsen: Wer sie waren wo sie ruhen. Ein Wegweiser zu bemerkenswerten Grabstätten auf dem Friedhof Nienstedten, Heinevetter, Hamburg 1992, ISBN 3-929171-22-8
Weblinks
Einzelnachweise
<references/>
Altona-Altstadt | Altona-Nord | Bahrenfeld | Blankenese | Groß Flottbek | Iserbrook | Lurup | Nienstedten | Osdorf | Othmarschen | Ottensen | Rissen | Sternschanze | Sülldorf