Berliner Blau
Strukturformel | |
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4 Fe3+ · 3 175px | |
Allgemeines | |
Name | Berliner Blau |
Andere Namen |
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Summenformel | Fe4 \longrightarrow 3 \ K^+ + K^{3-} \ \rightleftharpoons \ Fe^{3+} + [Fe(CN)_6]^{4-}}</math>
MiloriblauMiloriblau bezeichnet gekochte Sorten des Pigments, die einen etwas wärmeren rotstichigen Farbton aufweisen und erstmals von der Firma Milori de France hergestellt wurden. Industrielle ProduktionDie direkte Reaktion wird in der Pigmentproduktion seltener benutzt. Dieser Reaktionsweg wird meist für die Herstellung von Präparaten genutzt. Eisen- und Hexacyanoferrat-Ionen werden in Wasser vermischt.
Zunächst fällt kolloidales Berliner Blau aus, mit einem Überschuss von Eisenionen bildet sich dann Berliner Blau. Die Industrielle Produktion nutzt den indirekten Weg über den Umsatz zum sogenannten Berliner Weiß. Häufiger werden statt der kaliumhaltigen Rohstoffe die Ammoniumsalze genutzt.
Das erhaltene Berliner Weiß wird nun mit Schwefelsäure bei 75–100 °C ausgezogen und mit Natriumbichromat oder Natriumchlorat oxidiert.
Das Produkt wird gewaschen und gefiltert oder abgepresst, dann bei 15–30 °C getrocknet. Anschließend wird das Pigment auf die erforderliche Korngröße ausgerieben und verpackt. Das fertige Produkt enthält noch 4–7 % absorbiertes und hydratisiertes Wasser. Wenn das Herstellungsergebnis sehr fein gemahlen wird, erhält man das gut in Wasser dispergierbare und beständige „lösliche“ Berliner Blau. Durch unterschiedliche Nachbehandlungen erhält man eine breite Produktpalette für die angestrebten Einsatzzwecke. Eine weitere Behandlung mit anionischen, nichtionischen oder kationischen Tensiden kann zu einer drastischen Änderung von Ölbedarf, Struktur und Glanz führen. Für das Pigment Berliner Blau werden bei der Bildung noch weitere Substanzen, wie Kaliumchlorid zugesetzt. Diese Substanzen beeinflussen die Fällung physikalisch und bilden im Filterkuchen lösliche Salze. Dadurch bilden sich keine kompakten Agglomerate. Für die Anwendung als Farbpigment sollte das anorganische Produkt „weich“ sein, mit diesem Fachbegriff ist feinkörnig gemeint. Ein „weiches“ Pigment lässt sich im Bindemittel leichter dispergieren. Sicherheitshinweise und UnglücksfälleDie Resorbierbarkeit von Berliner Blau unter physiologischen Bedingungen ist außerordentlich gering, da es praktisch unlöslich in Wasser und verdünnten Säuren ist. Es ist davon auszugehen, dass weder über die Haut, noch über Atemwege oder Verdauungstrakt größere Mengen aufgenommen werden. Daher kann es mit hoher Wahrscheinlichkeit als praktisch untoxisch eingestuft werden. Der Stoff ist unter der Wassergefährdungsklasse 1 eingestuft, in Worten heißt diese Klasse schwach wassergefährdend. Wird es stark über 140 °C erwärmt, könnten allerdings Blausäuredämpfe und Ammoniak als Zersetzungsprodukte entstehen. Ein unsachgemäßer Umgang mit Berliner Blau war vermutlich die Ursache des Brandes von Schweizerhalle. Bildung von Berliner Blau in Gaskammern des Vernichtungslagers AuschwitzErstmals wurde die Frage nach einer möglichen Eisenblau-Bildung durch Zyklon B bzw. durch die darin enthaltene Blausäure im Prozess gegen den Holocaustleugner Ernst Zündel aufgebracht. Von Zündel wurde Fred A. Leuchter als Gerichtsgutachter bestellt. Dieser hatte den Leuchter-Report verfasst, in dem behauptet wird, da kein Eisenblau in den Gaskammern des KZ Auschwitz-Birkenau gefunden wurde, könnten keine Menschen mittels Zyklon B durch Gas getötet worden sein. Aufgegriffen wurde diese Behauptung von Germar Rudolf, der als Gutachter im Prozess gegen den Holocaustleugner Otto Ernst Remer das Rudolf-Gutachten verfasst hat. Offensichtliche methodische Fehler im Leuchter-Report wie beispielsweise die nicht beachtete unterschiedliche Toxizität für Menschen und Insekten wurden im Rudolf-Gutachten behandelt. Im Prozess David Irving gegen Deborah Lipstadt wurde der Chemiker Richard Green als Gerichtsgutachter bestellt und hat sich detailliert mit dem Rudolf-Gutachten auseinandergesetzt. Dabei stellte Green fest, dass wesentliche Einflüsse auf die Bildung von Eisenblau von Rudolf nicht beachtet wurden. Unter anderem wurde von Green dargelegt, dass das von den Opfern ausgeatmete Kohlenstoffdioxid verhindert, dass das Blausäuregas überhaupt Eisenblau in den Gaskammern bilden kann. Hier sei auch ein augenfälliger Unterschied zu den Entwesungskammern zu sehen, bei denen keine erhöhte Kohlendioxidkonzentration in der Luft vorhanden war.<ref>Richard Green: Leuchter, Rudolf & the Iron Blues, 31. Dezember 1998.</ref> Zudem wurde eine detaillierte Studie des Forensischen Institutes in Krakau zu diesem Themenkomplex erstellt. In dieser Studie waren mittels einer präzise kalibrierten Methode lösliche Cyanide sowohl in den Entwesungskammern als auch in den Gaskammern nachweisbar. Vergleichsproben aus nicht begasten Gebäuden im KZ Auschwitz-Birkenau enthielten diese Cyanide nicht.<ref>Polish Report on Cyanide compounds, Auschwitz-Birkenau, Nizkor Project, 1996.</ref> Literatur
WeblinksWiktionary Wiktionary: Berliner Blau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise<references/> |