Rosmarinheide
Rosmarinheide | ||||||||||||
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Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Blüten
Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Blüten | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Andromeda | ||||||||||||
L. | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Andromeda polifolia | ||||||||||||
L. |
Die Rosmarinheide (Andromeda polifolia, Syn.: Andromeda rosmarinifolia), auch Polei-Gränke, Lavendelheide, Poleirosmarinheide und Sumpfrosmarin genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Sie wurde zur Blume des Jahres 1991 gewählt.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Die Rosmarinheide ist eine verholzende, immergrüne ausdauernde Pflanze, ein Zwergstrauch, der Wuchshöhen von 15 bis 30 Zentimetern erreicht und unterirdische Ausläufer bildet.
Die kurzgestielten, lederartigen, lanzettlichen Blätter haben einen umgerollten Rand und sind auf der Unterseite weißlich. Sie ähneln somit den Blättern des Rosmarin, woher diese Pflanzenart auch ihren Namen hat.
Die Rosmarinheide bildet in einem schirmtraubigen Blütenstand zwei bis fünf, seltener bis acht nickende Blüten. Die eiförmigen und rosafarben bis weißen Kronblätter sind familientypisch miteinander kugelig bis glockenförmig verwachsen.
Es werden aufrechte, braune, fünffächerige Kapselfrüchte gebildet.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 48<ref name="Oberdorfer" />.
Ökologie
Die Rosmarienheide ist ein immergrüner Zwergstrauch; ihre Wurzel bildet eine Mykorrhiza vom Ericaceen-Typ.
Die Blüten sind „Hängende Glockenblumen mit Streueinrichtung“, d.h. der Pollen rieselt beim Anflug auf die Besucher herab. Bestäuber sind Bienen und andere Hautflügler; aber auch Selbstbestäubung findet statt. Blütezeit ist von Mai bis Juli.
Früchte sind 5-klappig aufspringende, vielsamige Kapseln, die als Windstreuer fungieren und die Samen können sich als Körnchenflieger ausbreiten. Die Pflanze ist ein Wintersteher. Fruchtreife ist von August bis Oktober.
Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer.
Toxikologie
Die Rosmarinheide ist in allen Teilen stark giftig.
Hauptwirkstoffe sind Andromedotoxin, außerdem mehrere Iridoidglykoside; nach neueren Angaben sollen aber keine Diterpene vorhanden sein.
Vergiftungen sind bei Weidetieren, insbesondere bei Schafen und Ziegen aufgetreten.
Beim Menschen sind Vergiftungen durch Honig aufgetreten, der von der Rosmarinheide stammt. Vergiftungen durch solchen Honig, der im türkischen Schwarzmeergebiet erworben worden war, wurden 1981 und 1982 in österreichischen Spitälern behandelt. Unter symptomatischer Therapie erholten sich die Patienten innerhalb 24 Sunden aber wieder vollständig.
Verbreitung
Andromeda polifolia ist zirkumpolar verbreitet. Die in Nordamerika vorkommende Rosmarinheide wird als Varietät Andromeda polifolia var. latifolia Aiton abgetrennt.
Die Rosmarinheide ist in Deutschland, in Bayern (besonders Bayerischer Wald, Fichtelgebirge, Rhön), Baden-Württemberg (vor allem Oberschwaben, Schwarzwald), und in norddeutschen Moorgebieten verbreitet. In anderen Gebieten ist sie entsprechend der Seltenheit des Habitats auch selten zu finden.
In den Allgäuer Alpen steigt sie im Wa senmoos bei Unterkrumbach in Vorarlberg bis zu 1700 m Meereshöhe auf<ref name="Dörr und Lippert" />.
Standortansprüche
Die Rosmarinheide ist ein Bewohner der Heide- und Regenmoore. Sie ist kalkmeidend und benötigt offene Standorte. Die familientypische Mykorrhiza ermöglicht es Andromeda polifolia auf stark stickstoffarmen Böden, wie es Heiden und Hochmoore sind, zu wachsen. Zur Keimung benötigt sie einen Kältereiz (Kältekeimer) und Licht (Lichtkeimer). In Mitteleuropa ist die Art eine Ordnungscharakterart des Sphagnetalia<ref name="Oberdorfer" />.
Krankheiten
Die Rosmarinheide wird von den beiden Nacktbasidien Exobasidium karstenii und Exobasidium sundstroemii befallen. Bei ersterer sind die Blätter breiter als normal und sind oberseits purpur- bis schwarzrot gefärbt. Bei einem Befall mit Exobasidium sundstroemii sind die Blätter kaum vergrößert, jedoch rotlila grün fleckig.<ref name="Ryman1"/> Der Rosmarinheiden-Runzelschorf (Rhytisma andromedae) bildet 2-10 mm breite schwarze Flecken auf der Blattoberseite.<ref name="Ryman2"/>
Trivialnamen
Für die Rosmarinheide sind oder waren, zum Teil nur regional, auch die Bezeichnungen Gränke, kleine Gränze, kleine Grantze (Schlesien), klein Post (Mark), klein Prost (Mark), klein Rosmarin (Schlesien, Mecklenburg, Kärnten), wild Rosmarin (Schlesien, Mecklenburg, Kärnten), klein Rosmarinheide, Torfheide und Torfrosmarin gebräuchlich.<ref>Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 27, online.</ref>
Weiteres
Die meisten Namen der Pflanzen beziehen sich auf die Ähnlichkeit mit anderen Pflanzenarten, so auch das wissenschaftliche Epithet polifolia = „poleiblättrig“, welches mit Polei-Gamander Teucrium polium vergleicht.
Hermann Löns widmete dieser Pflanze sein Gedicht „Verloren“.
- AndromedaBestand1.jpg
Bestand der Rosmarinheide
- Andromeda polifolia (Rosmarinheide) Becklinger Moor 10 .JPG
Blütenansatz
- Rosmarinheide (Andromeda polifolia) 01.JPG
Blüten
- AndromedaFrüchte1.jpg
Früchte
- AndromedaZweig1.jpg
Spross mit typisch eingerollten Blättern
Quellen
- Gordon C. Tucker: Ericaceae in der Flora of North America, Volume 8, S. 503: Andromeda polifolia - Online. (Abschnitt Systematik und Beschreibung)
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder, 7. Auflage, Quelle & Meyer-Verlag, 2011, ISBN 978-3-494-01424-1
- Roth/Daunderer/Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 4. Auflage.
Einzelnachweise
<references> <ref name="Ryman1">Svengunnar Ryman & Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, S. 72. ISBN 3-8781-5043-1.</ref> <ref name="Ryman2">Svengunnar Ryman & Ingmar Holmåsen: Pilze. Bernhard Thalacker Verlag, Braunschweig 1992, S. 658. ISBN 3-8781-5043-1.</ref> <ref name="Oberdorfer">Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5</ref> <ref name="Dörr und Lippert">Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2. IHW-Verlag, Eching bei München, 2004. ISBN 3-930167-61-1</ref>
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Weblinks
- Rosmarinheide. In: FloraWeb.de.
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Stiftung Naturschutz: Blume des Jahres 1991 pdf 417 KB
- Informationen zur Giftigkeit.
- Verbreitung in Deutschland.
- Verbreitung weltweit.
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