Samsun
Samsun | ||||||
| ||||||
Basisdaten | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
Provinz (il): | Samsun | |||||
Koordinaten: | 36,334722222222|primary | dim=10000 | globe= | name= | region=TR-55 | type=city
}} |
Fläche: | 740 km² | |||||
Einwohner: | 1.269.989<ref name="Infobox Ort in der Türkei.EinwohnerOrt">Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 13. Dezember 2015</ref> (2014) | |||||
Bevölkerungsdichte: | 1.716 Einwohner je km² | |||||
Telefonvorwahl: | (+90) 362 | |||||
Postleitzahl: | 55 000 | |||||
Kfz-Kennzeichen: | 55 | |||||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2015) | ||||||
Bürgermeister: | Yusuf Ziya Yılmaz (AKP) | |||||
Webpräsenz: |
Samsun (griechisch Sampsounda Σαμψούντα) ist mit 606.000 Einwohnern im Stadtzentrum (Stand Ende Dezember 2015) die größte Stadt in der Schwarzmeerregion der Türkei und die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Samsun. Sie verfügt über das größte Hafenbecken am türkischen Schwarzen Meer. Der wichtigste Wirtschaftszweig ist die Verarbeitung von Tabak, der in der Umgebung angebaut wird. Seit einer Gebietsreform 2014 ist Samsun eine Büyükşehir belediyesi (Großstadtkommune) und damit flächen- und einwohnermäßig identisch mit der Provinz.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Verkehr
Samsun liegt rund 850 Kilometer östlich von Istanbul an der Mündung des Mert Irmağı. Der Taleinschnitt des kleinen Flusses trennt den westpontischen vom ostpontischen Gebirgszug. Zwei größere Flüsse sind der Kizilirmak („Roter Fluss“), der etwa 70 Kilometer westlich ein breites Mündungsdelta bildet, und der 40 Kilometer östlich ins Schwarze Meer mündende Yeşilırmak („Grüner Fluss“). Nach einem knappen, im Stadtbereich weniger als einen Kilometer breiten Küstenstreifen steigen die Vorhügel des Canik Dağları allmählich bis zu einer Höhe von über 1000 Metern auf. In den Bergtälern im Hinterland von Samsun werden, durch ganzjährige Niederschläge begünstigt, Tabak, Getreide (vor allem Mais) und Gemüse angebaut.
Die nach Süden Richtung Merzifon und Amasya über die Berge verlaufende Schnellstraße ist die Verlängerung der E 95; entlang der Küste verläuft die E 70.
Samsun ist Endpunkt einer Bahnlinie, die anfangs im Tal am Mert Irmağı entlang über Amasya nach Sivas führt. An das nationale Eisenbahnnetz wurde Samsun 1932 mit Inbetriebnahme der Bahnstrecke Sivas–Samsun angeschlossen.<ref name="schoenberg">Philip Ernest Schoenberg: The Evolution of Transport in Turkey (Eastern Thrace and Asia Minor) under Ottoman Rule, 1856–1918. In: Middle Eastern Studies. 13, Nr. 3, 1977, S. 359–372, hier S. 364, doi:10.1080/00263207708700358 (PDF).</ref> 1926 wurde die 1929 verstaatlichte und 1971 stillgelegte Schmalspurstrecke nach Çarşamba eröffnet.
Rund 25 Kilometer östlich der Stadt befindet sich der internationale Flughafen Samsun. Der Busbahnhof liegt etwa vier Kilometer westlich des Zentrums. Samsun betreibt seit Anfang 2010 eine Straßenbahnlinie, die von der Universität in die Stadtmitte führt. Geplant sind drei Linien.
Der türkische Teil der Blue Stream-Pipeline beginnt in Samsun und verläuft über weitere 444 Kilometer bis nach Ankara. Die insgesamt 1213 Kilometer lange Pipeline hat eine Transportkapazität von 19 Milliarden Kubikmetern jährlich. 2009 wurden 9,8 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die Pipeline in die Türkei exportiert, dies entsprach 49 Prozent der von Gazprom in die Türkei gelieferten Menge, mit steigender Tendenz - 2006 waren es noch 7 Milliarden Kubikmeter bzw. 38 Prozent der von Gazprom gelieferten Menge. Die Pipeline mit ihrem Verlauf bis zur türkischen Hauptstadt ist daher künftig von wachsender Bedeutung für die stark wachsende Wirtschaft in Samsun und für den Großraum Ankara.
Geschichte
Die ältesten Funde einer Siedlung stammen vom Dündartepe und datieren in die Kupferzeit. Auch Reste von Siedlungen aus der frühen Bronzezeit und aus hethitischer Zeit wurden dort freigelegt. Beim etwa 13 km entfernten Tekkeköy wurden in Höhlen Artefakte aus dem Paläolithikum gefunden, die sich heute im Archäologischen Museum von Samsun befinden.
Im 7. Jahrhundert v. Chr. gründeten Siedler aus Milet den Ort Amisos (altgriechisch ᾽Αμισός), dessen Reste etwa drei Kilometer nordwestlich des heutigen Stadtzentrums ausgegraben wurden. Amisos gehörte ab etwa 300 v. Chr. oder wenig später zum Königreich Pontos. König Mithridates VI. (132-63 v. Chr.) residierte zeitweilig in der Stadt. Im ersten Mithridatischen Krieg gegen die Römer wurde sie vom römischen Feldherrn Lucullus nach einer Belagerung erobert.
In der Spätantike war Amisos zwar Sitz eines Bischofs, erreichte jedoch nie die Bedeutung von Sinope. Einer der Hauptgegner des byzantinischen Reiches war der unabhängige arabische Emir Umar von Melitene (heute Malatya), der in der Mitte des 9. Jahrhunderts im Grenzgebiet zu den Byzantinern kämpfte. 863 eroberte und plünderte er Amisos. Am 3. September desselben Jahres fiel Umar in der Schlacht von Poson, die mit einer Niederlage der Araber endete.
Im 12. Jahrhundert gehörte die Stadt zum Reich der Rum-Seldschuken. Unter Sultan Kılıç Arslan I. (reg. 1092–1107) erhielt sie ihren heutigen Namen Samsun. Die im 14. Jahrhundert herrschenden Fürsten von İsfendiyaroğlu gestatteten den Genuesen die Anlage eines Handelsstützpunktes. Der osmanische Sultan Bayezid I. nahm die Stadt 1393 oder 1395 vorübergehend ein. 1425 eroberten die Osmanen unter Murad II. die Stadt ein weiteres mal. 1461 wurden das östlich gelegene Kaiserreich Trapezunt und 1470 Samsun dauerhaft osmanisch.
1806 beschoss eine türkische Flotte im Kampf gegen den abhängigen Regionalfürsten die beiden Städte Samsun und Ünye. Samsun brannte dabei völlig ab.
Die Landung von Mustafa Kemal Pascha am 19. Mai 1919 mit dem Schiff Bandırma gilt als Beginn des Befreiungskampfes gegen die Besetzung und Teilung der Türkei nach dem Ersten Weltkrieg.
Die orthodoxe Kirche Agia Triada und die armenische Kirche Surp Nigoğayos wurden im 20. Jahrhundert nach dem Völkermord an den Armeniern zerstört.
Stadtbild
Die Küstenstraße, Atatürk bulvarı, verläuft im Stadtbereich in nord-südlicher Richtung. Zwischen ihr und dem künstlich angelegten Hafenbecken<ref>Port of Samsun (TCDD) (Memento vom 26. März 2012 im Internet Archive)</ref> liegen der Bahnhof, eine Haltestelle der innerörtlichen Straßenbahn und ein großer, zum Gedenken an die Landung der türkischen Befreiungsarmee angelegter Park. Nach Westen schließt sich das moderne Geschäftszentrum mit Fußgängerzonen um den zentralen Platz Cumhuriyet Meydanı („Platz der Republik“) an.
Das Wahrzeichen von Samsun ist neben dem Denkmal für die Landung der Truppen am Hafen eine Statue von Mustafa Kemâl im Zentrum (Onur Anıtı). Sie wurde 1931 durch den österreichischen Bildhauer Heinrich Krippel geschaffen. Ältere Sehenswürdigkeiten sind bis auf die Pazar Camii, eine Moschee aus dem 14. Jahrhundert, nicht erhalten.
Die Innenstadt besteht nahezu durchwegs aus dicht bebauten Wohnblockquartieren, denen die älteren zwei- bis dreigeschossigen Gebäude allmählich weichen müssen. Ebensolche Wohnviertel dehnen sich nach drei Richtungen aus, entlang der Küste und über die niedrigen, teilweise bewaldeten Hügel landeinwärts. Im Süden wird das städtische Zentrum vom kanalisierten Mert Irmağı begrenzt, jenseits dessen befindet sich ein Handwerkerviertel. Am Südende des Industriehafens wurde ein Schwimmbecken mit Rutschen eingerichtet.
Das alte Amisos liegt am Rand der Küstenebene drei Kilometer nördlich des Zentrums im Stadtteil Baruthane. Die geringen Reste auf einem Hügel wurden touristisch aufbereitet. Zum dortigen Ausflugslokal kann man auch mit einem Sessellift von einem Parkplatz neben der Küstenschnellstraße gelangen. Zu sehen sind ein freigelegter Mauerrest und zwei Grabstollen mit jeweils drei aneinandergereihten Kammern unter künstlich aufgeschütteten Hügeln (Tumuli).
Im Stadtteil İlkadım befindet sich noch die katholische, ab 1861 gebaute Mater-Dolorosa-Kirche.
In Samsun eröffnete 2008 eine Staatsoper mit Ballett (Samsun Devlet Opera ve Balesi). Die 1975 gegründete Ondokuz Mayıs Universität (OMU) liegt etwa 16 Kilometer westlich. Sie macht die Stadt zu einem der wichtigsten Bildungszentren am Schwarzen Meer.
Bekannte Persönlichkeiten
- Serkan Aykut, Fußballspieler
- Hakan Bayraktar, Fußballspieler
- Mahir Çayan, Revolutionär
- Tanju Çolak, Fußballspieler
- Adnan Güngör, Fußballspieler
- Yaşar Doğu, Ringer
- Orhan Gencebay, Musiker
- Gökhan Gönül, Fußballspieler
- Sagopa Kajmer, Rapper
- DJ Jackson, DJ
- Ertuğrul Sağlam, Trainer
- Vedat Türkali, Schriftsteller
- Tevfik Fikret Uçak, Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmschauspieler
Städtepartnerschaften
- Tansania Daressalam, Tansania
- Schweden Kalmar, Schweden
- Deutschland Kiel, Deutschland
- Russland Noworossijsk, Russland
Klimatabelle
Samsun | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Samsun
|
Literatur
- Vera Hell, Hellmut Hell: Türkei. Kunst- und Reiseführer mit Landeskunde. Band 2: Nordtürkei, Osttürkei, Südosttürkei. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1988, ISBN 3-17-010030-0, S. 43–45.
- Gustav Hirschfeld: Amisos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,2, Stuttgart 1894, Sp. 1839 f.
Weblinks
- Samsun-Video
- Informationen zu den Museen der Stadt (dt.)
- Informationen des Ministeriums für Kultur und Tourismus zu Samsun (engl.)
Einzelnachweise
<references/>
Alaçam | Asarcık | Ayvacık | Bafra | Çarşamba | Havza | Kavak | Ladik | Ondokuzmayıs | Salıpazarı | Samsun | Tekkeköy | Terme | Vezirköprü | Yakakent
Alupka | Aluschta | Amastris | Bosporo | Caffa | Cembalo | Cherson | Chios | Foggia | Jalta | Kilija | Korsika | Monaco | Lesbos | Licostomo | Matrida | Maurocastro | Rhodos | Safi | Salé | Samos | Sardinien | Simesso | Sinope | Smyrna | Sudak | Taman-Halbinsel | Tana | Thasos | Tmutarakan | Trebizon | Zypern (Protektorat)