Schlacht bei Crécy


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50.2575555555561.9009444444444Koordinaten: 50° 15′ 27″ N, 1° 54′ 3″ O{{#coordinates:50,257555555556|1,9009444444444|primary

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Schlacht von Crécy
Buchmalerei in den Chroniques des Geschichtsschreibers Jean Froissart zur Schlacht von Crécy
Buchmalerei in den Chroniques des Geschichtsschreibers Jean Froissart zur Schlacht von Crécy
Datum 26. August 1346
Ort Nahe Crécy-en-Ponthieu
Ausgang Englischer Sieg
Konfliktparteien
22px Königreich England 22px Königreich Frankreich
Befehlshaber
22px Eduard III.
22px Edward of Woodstock
22px John Chandos
22px Philipp VI.
Truppenstärke
ca. 12.000 ca. 20.000–25.000
Verluste
gering (deutlich unter 1000, eventuell weniger als 100 Mann) ca. 10.000 (eventuell höher)
Datei:Battle of Crécy, 26 August 1346.png
Taktische Darstellung des Schlachtverlaufs

Die Schlacht bei Crécy markierte am 26. August 1346 den Anfangspunkt des hundertjährigen Krieges auf dem europäischen Festland. In diesem Gefecht beim heutigen Ort Crécy-en-Ponthieu im Department Somme standen sich die Heere von Eduard III. von England und Philipp VI. von Frankreich gegenüber.

Ausgangsbedingungen

Obwohl die Chroniken den Anfang dieses langen Krieges auf 1337 setzen, erscheinen erstmals während des Feldzugs von 1346 englische Kriegsknechte in größerer Zahl in Frankreich, von wo die Engländer 1337 durch den französischen König Philipp VI. aus dem Haus Valois verdrängt worden waren.

Die Franzosen stellten mit den Truppen von Philipp VI. und dessen Verbündeten, dem böhmischen König Johann von Luxemburg (ein Kindheitsfreund Philipps, der sich zum Bündnisdienst verpflichtet hatte) und Karl IV., Sohn Johanns, ohne Lehnsverpflichtungen, ein Heer von etwa 25.000 Mann gegen das zahlenmäßig unterlegene, jedoch taktisch diszipliniertere und besser positionierte englische Heer von König Eduard III. und dessen sechzehnjährigem Sohn Edward, dem später sogenannten „Schwarzen Prinzen“.

Truppenstärke

Die genaue Truppenstärke beider Armeen variiert in den Quellen sehr stark. Sicher ist, dass das französische Heer den englischen Truppen zahlenmäßig deutlich überlegen war. In der modernen Forschung wird davon ausgegangen, dass auf Seiten der Franzosen bis zu 20.000 oder 25.000 Mann kämpften,<ref>Vgl. Jonathan Sumption: The Hundred Years War. Volume 1. London 1990, S. 526; dem schließt sich W. Mark Ormrod an (Edward III. New Haven 2011, S. 281).</ref> teils wird aber auch ein kleineres Heer angenommen.<ref>Vgl. Andrew Ayton: Introduction. In: Andrew Ayton, Philip Preston (Hrsg.): The Battle of Crécy, 1346. Woodbridge 2005, hier S. 18.</ref>

Das englische Heer war deutlich kleiner und umfasste nach modernen Schätzungen maximal 12.000 Mann. Die Hälfte der Truppen bestand aus Langbogenschützen.<ref>Detailliert dazu Andrew Ayton: The English Army at Crécy. In: Andrew Ayton, Philip Preston (Hrsg.): The Battle of Crécy, 1346. Woodbridge 2005, S. 159ff.</ref> In Crécy kämpften die englischen Truppen ausschließlich zu Fuß.

Aufstellung der englischen Armee

Die englische Armee war wie folgt aufgestellt:

Die Bogenschützen waren auf der linken und rechten Flanke positioniert, wo sich auch einige Kanonen befanden.<ref>Jonathan Sumption: The Hundred Years War. Volume 1. London 1990, S. 527f.</ref>

Aufstellung der französischen Armee

Die französische Armee war wie folgt aufgestellt:<ref>Vgl. auch Jonathan Sumption: The Hundred Years War. Volume 1. London 1990, S. 527.</ref>

Verlauf

Eduard III. hatte seine Truppen in drei Treffen aufgestellt. Der rechte Flügel zum Ort Crécy unter dem Kommando des Prince of Wales, der linke unter dem Kommando der Earls of Northampton und Arundel. Das Zentrum (unter Eduard III.) wurde zurückgezogen und diente zugleich als Reserve. Kanonen standen im Zentrum und auf dem rechten Flügel. Die Bogenschützen waren leicht vor der Front positioniert und standen „une fourme de une herse“, was soviel bedeutet wie „schachbrettartig“. Dadurch konnte das zweite Glied zusammen mit dem ersten feuern. Wahrscheinlich schossen das dritte, vierte und fünfte Glied nur, wenn dichtere Massen angriffen oder mit einem hohen Bogenschuss entferntere Ziele zu erreichen waren. Ansonsten wurden aus den hinteren Gliedern ständig die Toten bzw. Verletzten ersetzt.

Da das englische Heer vor allem aus Bogenschützen bestand, ließ der englische König seine Ritter weitgehend absitzen und befahl ihnen, sich mit den Schützen und Spießknechten zu Fuß aufzustellen. Diese taktische Maßnahme sorgte dafür, dass die Bogenschützen sich nach dem ersten Pfeilhagel nicht wie üblich zurückzogen. Durch die Beteiligung der Ritter zu Fuß gemeinsam mit den Bogenschützen erreichte der englische König, dass die Schützen in ganz anderer Weise genutzt werden konnten. Mit der Sicherheit durch die Ritter und deren moralischer Unterstützung konnte ein wirksames Dauerfeuer aufrechterhalten werden, welches den Franzosen erhebliche Verluste beibrachte.

Die Schlacht, die erst am Nachmittag begonnen hatte, entwickelte sich ziemlich schnell zugunsten der Engländer. Im ersten Treffen rückten die französischen Armbrustschützen gegen die rechte englische Flanke vor. Frankreichs Infanterie setzte sich vornehmlich aus Armbrustschützen aus Genua zusammen. Die Armbrüste waren zwar treffsicherer, doch hatten sie insgesamt eine geringere Reichweite und eine deutlich geringere Feuergeschwindigkeit als die englischen Langbogen. Am Tag jener Schlacht hatte es sehr stark geregnet und die Kriegsknechte hatten einen fast 25 km langen Marsch hinter sich. Die mitgeführten Pavesen (Schützwände) waren im Tross verblieben, so dass die Armbrustschützen ohne Schutz während des Ladens waren. Zudem bestand der Armbrustbogen noch nicht aus Eisen, sondern aus Holz, Knochenplatten, Sehnensträngen und wurde mit Haut- oder Knochenleim zusammengehalten. Durch Regenwetter verlor ein solcher Bogen schnell an Spannkraft. Die Armbrustschützen waren fähige Soldaten, aber ihre Armbrüste waren durch die Nässe nutzlos und sie waren ungeschützt dem Beschuss durch die englischen Langbogenschützen ausgesetzt, die ihre Bogensehnen während des Regens abgenommen und unter ihren Helmen verwahrt hatten, um sie vor der Nässe zu schützen. Die Armbrustschützen verließen nach dem ersten Aufeinandertreffen fluchtartig das Schlachtfeld und konnten selbst mit Waffengewalt vom französischen König nicht aufgehalten werden.

Da sich der rechte englische Flügel am nächsten zur Marschlinie der französischen Truppen befand, erfolgten dort auch die ersten Angriffe. Der Graf von Alençon Charles II Valois, Bruder des Königs, scharte zuerst seine Ritter um sich und ging gegen den rechten englischen Flügel vor. Die meisten Franzosen gelangten in den verheerenden Pfeilhagel der Langbogenschützen und brachen nach wenigen Versuchen den Angriff wieder ab. Nur wenigen Rittern (unter ihnen Alençon) war es gelungen, bis zur englischen Linie vorzudringen. Dort wurden sie von den englischen Rittern im Kampf getötet oder gefangengenommen. Über die Todesumstände Alençons gibt es keine genauen Angaben. Alle weiteren Reiter wurden ebenfalls von den abgesessenen Rittern und den unablässig schießenden Bogenschützen zurückgeschlagen. Waren sie gestürzt und verletzt oder konnten sich wegen ihrer schweren Rüstungen nicht sofort erheben, wurden sie von walisischen Fußsoldaten mit langen Messern erstochen. Es folgten immer wieder neue Angriffe. Allerdings kamen – je nach Eintreffen auf dem Schlachtfeld – nur einzelne Abteilungen, die zudem nur mit mäßigem Tempo die Böschung herauf ritten. Insgesamt führten die französischen Ritter fünfzehn oder sechzehn unkoordinierte Angriffe. Die französischen Verluste waren bereits zu diesem Zeitpunkt sehr hoch. Unter ihnen waren viele Vertreter des Hochadels.

Im zweiten Treffen versuchten nun König Johann von Luxemburg (von Böhmen) und die Ritter unter der Führung des französischen Königs, die Flanken der Engländer zu zerschlagen, während die verbliebenen Ritter des ersten Treffens das Zentrum attackierten.

König Johann von Luxemburg gelang es, den rechten Flügel zu durchschlagen und zurückzudrängen. Der Herzog von Lothringen, unterstützt vom Grafen von Blois, griff mit seinen Rittern das Banner des Fürsten von Wales an. Die Ritter unter Sir John Chandos, Sir Richard Fitz-Simon und Sir Thomas Daniel verteidigten es mit ihrer Gefolgschaft. In dieser bedrohlichen Phase sandte Edward of Woodstock (Prince of Wales) an seinen Vater mehrere Boten, damit dieser Verstärkung schickte. Die historische Antwort lautete kurz umschrieben: „Wenn er König werden sollte, muss er allein zurechtkommen.“ Trotzdem kommandierte er weitere 20 Ritter mit Gefolge aus der Reserve zum rechten Flügel. Diese geringe Hilfe genügte, um den Angriff abzuschlagen. Bei diesem Gefecht fiel der auf französischer Seite kämpfende Johann von Luxemburg, König von Böhmen. Trotz seiner Blindheit hatte er sich von seinem Bannerträger Mönch von Basel gegen die englischen Reihen führen lassen und wurde im Nahkampf vom Pferd geschlagen.

Im dritten Treffen versuchte die französische Seite nochmals, mit dem Einsatz sämtlicher Reserven die Entscheidung zu ihren Gunsten zu wenden. Doch den Rittern fehlte die Durchschlagskraft. Geschwächt durch die unablässig schießenden englischen Langbogenschützen, fehlte vielen der Glaube an den Sieg. Nach wenigen Augenblicken wurde auch dieser Angriff im Pfeilhagel zurückgeschlagen. Auch König Philipp selbst kam so weit in diesen Pfeilhagel, dass sein Pferd unter ihm erschossen wurde. Danach verließ er im kleinen Gefolge das Schlachtfeld.

Nun setzte Edward III. seinerseits seine Reserven ein. Die englischen Ritter stürmten gegen das französische Zentrum und vertrieben die Reste des dritten Treffens. Damit war die Schlacht endgültig entschieden. Die französischen Truppen flohen vom Schlachtfeld, ohne dabei von den Engländern verfolgt zu werden.

Verluste und Folgen

Datei:Edward III counting the dead on the battlefield of Crécy.jpg
Edward III. zählt nach der Schlacht die Toten (Darstellung von Jean Froissart)

Die enormen Verluste der französischen Seite waren ausschlaggebend für die weitere französische Geschichte. Nach zeitgenössischen Angaben ergaben sich folgende Verluste:

  • König Johann von Böhmen, Graf von Luxemburg
  • Charles, Comte d´Alençon
  • Louis de Châtillon, Comte de Blois et Dunois
  • Raoul Duc de Lorraine
  • Louis I. de Nevers
  • Jean IV. Comte d´Harcourt
  • Simon I. de Salm
  • Louis II. Comte de Sancerre
  • Jean II de Châlon; Comte d`Auxerre
  • Edouard Comte de Grandprè

dazu (nach Sumption) 1.542 Ritter<ref>Jonathan Sumption: The Hundred Years War. Volume 1. London 1990, S. 530f.</ref> und ungezählte einfache Soldaten. Die französische Politik litt unter den Verlusten führender Köpfe. Die Angaben zu den englischen Verlusten variieren in den Quellen und reichen von 40 bis 300 Mann.<ref>Jonathan Sumption: The Hundred Years War. Volume 1. London 1990, S. 530; W. Mark Ormrod: Edward III. New Haven 2011, S. 282.</ref> Einige Forscher gehen zwar von höheren englischen Verlusten aus,<ref>Robin Neillands: The Hundred Years War. 2. Aufl. London 2001, S. 104.</ref> doch verloren die Engländer offensichtlich deutlich weniger Männer als die Franzosen, für die die Schlacht eine Katastrophe war.

Edward of Woodstock, der Sohn des englischen Königs Eduards III., seit 1343 Prince of Wales, erhielt nach dieser Auseinandersetzung den Ritterschlag. Nach Beendigung der Schlacht bei Crécy streifte der junge Prinz über das Schlachtfeld und fand die Leiche des blinden böhmischen Königs und Grafen von Luxemburg Johann von Luxemburg, der sich trotz seiner Behinderung auf der Seite der Franzosen in das Schlachtgetümmel gestürzt hatte. Beeindruckt von der Tapferkeit seines Feindes, soll Edward dessen Wahlspruch („ich dien“) in sein eigenes Wappen übernommen haben.

Rezeption

Die Schlacht wird im Roman Die Tore der Welt von Ken Follett beschrieben. Einige der Hauptpersonen nehmen – teils aktiv, teils passiv – an der Schlacht teil. Erwähnt wird die Schlacht von Crécy auch in der Erzählung Das letzte Abenteuer (ersch. 1953) von Heimito von Doderer in einem Gespräch, das der Protagonist, der spanische Ritter Ruy de Fanez, mit seinem Knappen Patrik über die englischen Langbögen führt. Im Film Black Death, der im Jahr 1348 zur Zeit der Pestepidemie spielt, erzählt ein Söldner ebenfalls von seiner Teilnahme an der Schlacht.

Des Weiteren erzählt der Comic Crécy von Warren Ellis und Raulo Caceres die Geschichte von der Schlacht von Crécy aus der Sicht eines englischen Bogenschützen, ebenso Bernard Cornwell in seinem Roman Der Bogenschütze.

Literatur

  • Andrew Ayton, Philip Preston (Hrsg.): The Battle of Crécy, 1346. Boydell & Brewer, Woodbridge u.a. 2005, ISBN 1-84383-115-5. (Rezension)
  • Anne Curry: The Hundred Years' War. 2nd revised edition. Palgrave Macmillan, Basingstoke u. a. 2003, ISBN 0-333-92435-5 (British History in Perspective); dt. Der Hundertjährige Krieg. Primus, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-86312-345-1.
  • Jonathan Sumption: The Hundred Years War. Volume 1: Trial by Battle. Faber and Faber Limited, London 1990, ISBN 0-571-20095-8.

Weblinks

Commons Commons: Schlacht von Crécy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

<references />