Tischler
Tischler oder Schreiner ist ein Beruf, der sich auf die Verarbeitung und Oberflächenbehandlung von Holz und Holzwerkstoffen spezialisiert hat. Dazu wird der Bau von Möbeln bis hin zu Bauelementen im Sinne der Holztechnik gerechnet.
Die Tischlerei oder Schreinerei ist die Werkstatt des Tischlers.
Der Schutzheilige der Tischler ist St. Josef.
Inhaltsverzeichnis
Schreiner und Tischler
Je nach Region des deutschen Sprachgebietes hat dieses Handwerk einen anderen Namen. Nach dem Wortatlas der deutschen Umgangssprachen, Bern/München 1977, Karte 20, ist die regionale Verteilung wie folgt:
- in Nord-, West- und Ostdeutschland, Österreich und Südtirol sagt man Tischler und Tischlerei.
- vereinzelt im Ruhrgebiet, in Hessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Baden-Württemberg und Bayern sowie in der Deutschschweiz und Westösterreich (insbesondere Vorarlberg) sagt man Schreiner und Schreinerei.
Das Wort Schreiner leitet sich von Schrein (= Truhe, Sarg, Kiste, Schrank) ab, während das Wort Tischler von Tisch abgeleitet wird, wobei zu beachten ist, dass man früher unter einem Tisch eine Kiste verstand (daher auch die alternativen Berufsbezeichnungen Kistler beziehungsweise Kistner). Nicht mehr gebräuchlich sind die historischen Bezeichnungen Kistenmacher und Tischmacher.
Kunstschreiner werden seit dem 17. Jahrhundert auch Ebenisten genannt.
Geschichte der Tischlerei
Von der Zimmerei spaltete sich seit dem 14. Jahrhundert die Tischlerei ab. Es ist ein altes und angesehenes Handwerk. Die Tischler fanden sich schon früh in einer Zunft zusammen in einer ersten Ordnung mit Lehrling, Geselle und Meister.<ref>Christian Zander: Das Tischlerhandwerk in Deutschland (1350–1870). Hamburg 2013, S. 65ff.</ref> Die Tischlerzünfte besaßen gegenüber anderen Holzberufen das ausschließliche Recht, Hobel als Werkzeug und Leim als Verbindungsmittel benutzen zu dürfen. Ebenso war ihnen die Herstellung bestimmter Werkstücke vorbehalten. Dazu gehörten Fenster, Türen, Wand- und Deckenvertäfelungen, Möbel und ab dem 16. Jahrhundert die neu aufkommenden Särge. Die Aufnahme in die Tischlerzünfte war an bestimmte Voraussetzungen gebunden (z. B. eheliche Geburt, Abstammung von ehrbaren Eltern, guter Leumund, zeitweilig auch die deutsche Nationalität) und geschah nach der Beendigung der Lehrzeit in geheimen Zeremonien, bei denen der Proband „gehobelt“ und von einem Altgesellen in der ebenso geheimen „Hobelpredigt“ über das Selbstverständnis und die Verhaltensregeln der Zunftmitglieder unterwiesen wurde.<ref>Christian Zander: Das Tischlerhandwerk in Deutschland (1350–1870). Hamburg 2013, S. 55ff.</ref>
Die Zünfte umfassten zu keiner Zeit alle Angehörigen eines Berufsstandes, zeitweilig sogar nicht einmal die Mehrheit. Außerhalb des Zunftwesens entstanden im 17. und 18. Jahrhundert von den Fürsten- und Herrscherhöfen lanciert sogenannte „Hofschreinereien“, die sich oft zu Zentren außergewöhnlicher Kunstfertigkeit (Peinture en bois) entwickelten. Bekanntestes Beispiel ist in Deutschland die Werkstatt von Abraham und David Roentgen in Neuwied (1750–1800), die neben den französischen und den preußischen König auch die Zarin Katarina II. belieferte.<ref>Michael Stürmer: Handwerk und höfische Kultur, München 1982.</ref> Daneben hat sich seit dem 16. Jahrhundert die Erscheinung der verhassten und von den Zunfthandwerkern vielfältig verfolgten „Störer, Pfuscher und Bönhasen“ ausgeweitet. Das waren Landschreiner, ehemalige Kirchen- oder Armeetischler oder aber verheiratete Gesellen, die alle als „nichtzunftfähig“ galten und in ihrer Not illegal für billigeres Geld für Stadtkunden arbeiteten. Ein Hinweis auf die Brisanz dieses Problem ergab eine Zählung des Senates von Bremen im Jahr 1804: es arbeiteten 50 Tischlermeister in der Stadt, zugleich aber auch über 200 sogenannte „Böhnhasen“ im gleichen Berufsfeld.<ref>Post, Barbara: Schreibmöbel der Bremer Tischler aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Dissertation Bremen 1995, S. 30.</ref>
Im Gegensatz zu den Zünften, die auf Stadtebene lokal organisiert waren, überschritten die Vereinigungen der Tischlergesellen diesen engen Rahmen und agierten bei Auseinandersetzungen um Lohn, Arbeitsbedingungen und Fragen der Standesehre mit der Unterstützung ihrer überregionalen Mobilisierungsmöglichkeiten. Kampfmittel waren Streiks in der Form des Auszuges aus der Stadt, vor allem aber „Verrufe“, Schimpfbriefe, die die Betroffenen sozial isolierten und ökonomisch schädigten, indem sie diese zum Beispiel von der Versorgung mit neuen Arbeitskräften abschnitten. Vor allem im 18. Jahrhundert eskalierten die Auseinandersetzungen zwischen den Meistern und Gesellen des Tischlerhandwerks in zahlreichen Zwischenfällen, die zum Teil heftige Ausmaße annahmen.<ref>Christian Zander: Das Tischlerhandwerk in Deutschland (1350–1870). Hamburg 2013, S. 166–170.</ref> 1793 setzte zum Beispiel der preußische König Militär ein, um eine Ruhestörung aus der Welt zu schaffen, die maßgeblich von Berliner Tischlergesellen getragen worden war. Neben den Rädelsführern wurden 52 Gesellen in der Folge öffentlich ausgepeitscht und zu langwährenden Haftstrafen, zu Gefängnis oder zur Verbannung verurteilt.<ref>Reinhold Reith, Andreas Grießinger, Petra Eggers: Streikbewegungen deutscher Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert. Göttingen 1992, S. 131.</ref>
War im 16. Jahrhundert Augsburg unumstrittener Mittelpunkt des Tischlerhandwerks in Deutschland, so entwickelte sich seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Berlin zu dem wichtigsten Zentrum des handwerklichen Möbelbaus.<ref>Achim Stiegel: Ein Berliner Zylinderbureau. In: Weltkunst. München 2000, Bd. 70, S. 2386–2388, hier S. 2387.</ref> Dieses rührt aus seinem Status als aufstrebender Residenzstadt, aus dem langwährenden Neutralitätspakt des preußischen Königs mit Napoleon, der nach 1800 große Teile Deutschlands seiner Herrschaft unterworfen hatte, und aus dem andauernden Vorgehen des preußischen Staates gegen die alten Zunftrechte, weshalb es zum Beispiel preußischen Tischlern bereits 1790 erlaubt war, ihre Beschäftigtenzahl frei zu bestimmen. Im übrigen Deutschland waren zu der Zeit Zunftmitgliedern in der Regel nicht mehr als zwei Gesellen gestattet. In Berlin entstanden bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten, großen Möbel-Manufakturen, die bald mithilfe der inzwischen gebauten Eisenbahnen ganz Deutschland belieferten und das überkommene Tischlerhandwerk massiv unter Konkurrenz setzten. Der „Berliner Schund“ war berüchtigt wegen seiner Qualität, aber gefürchtet wegen seiner Preise und seiner allgegenwärtigen, massenhaften Verfügbarkeit.
Die Tischlerzünfte waren unter der napoleonischen Herrschaft wie die anderen Zünfte auch per Dekret aufgehoben worden. Die Reaktion versuchte nach der Niederlage Napoleons, in der Wirtschaftspolitik an die alten Zustände wieder anzuknüpfen: Die Zünfte wurden wieder eingesetzt – allein wichtige Vorrechte wie die Zulassung zur Meisterprüfung und ihre Regulierung, z. T. auch die Beschränkung der Beschäftigtenzahl, wurden in vielen deutschen Staaten nicht mehr durchgesetzt.<ref>Christian Zander: Das Tischlerhandwerk in Deutschland (1350–1870). Hamburg 2013, S. 209ff.</ref> 1869 wurde mit der Einführung der Gewerbefreiheit in ganz Deutschland das Zunftwesen aufgelöst und die Gesetze der kapitalistischen Wirtschaftsordnung beherrschten auch den Bereich des Tischlerhandwerks.
Waren durch die Industrialisierung seit etwa 1840 wichtige Maschinen der Holzbearbeitung wie die Kreissäge, die Hobelmaschine und die Fräsmaschine in Gebrauch, so verhinderte doch die notwendige Größe des Antriebssystems einen Einsatz im handwerklichen Bereich, ebenso der entsprechende Kapitaleinsatz. Erst als 1875 die Abrichthobelmaschine erfunden worden war, stand ein System der durchgängigen maschinellen Bearbeitung von Holz zur Verfügung, das ab 1890 Einzug in die Tischlerwerkstätten halten konnte, weil ab diesem Zeitpunkt mit Gas- und später vor allem Elektromotoren kleinere Antriebsmöglichkeiten zur Verfügung standen.<ref>Benje, Peter: Maschinelle Holzbearbeitung. Ihre Einführung und die Auswirkungen auf Betriebsformen, Produkte und Fertigung im Tischlergewerbe während des 19. Jahrhunderts in Deutschland, Darmstadt 2002.</ref> Zugleich entstanden vor allen Dingen im Raum Herford nahe dem Ruhrgebiet erste Fabriken der industriellen Möbelherstellung, die innerhalb kürzester Zeit wichtige Marktanteile gewinnen konnten, wenn sie nicht gar das Tischlerhandwerk völlig aus einigen Segmenten wie zum Beispiel der Parkettbodenproduktion verdrängten.<ref>Christian Zander: Vom Hobel zum Computer. Leinfelden-Echterdingen 2008, S. 37ff.</ref>
Die vor allem seit der Jahrhundertwende 1900 erfolgende Maschinisierung des Tischlerhandwerks stülpte die herkömmliche Arbeitsweise wesentlich um. Nicht nur wurde Menschenkraft durch Maschinenkraft ersetzt und der Ausstoß erhöht, auch die Methoden, wie etwas gefertigt wurde und was gefertigt werden konnte, mussten der neuen Technik angepasst werden.<ref>Benje, Peter: Maschinelle Holzbearbeitung. Ihre Einführung und die Auswirkungen auf Betriebsformen, Produkte und Fertigung im Tischlergewerbe während des 19. Jahrhunderts in Deutschland, Darmstadt 2002.</ref> Dieses geschah auch unter ideeller Mithilfe einiger Architekten (z. B. Bruno Paul) und nicht zuletzt der Arbeit des Bauhauses (Weimar/Berlin). Da der Markt der Massenmöbel durch die neu entstandene Möbelindustrie besetzt worden war, entwickelte sich die Bautischlerei zum wichtigsten Arbeitsgebiet der Tischler. Eine untergeordnete Rolle spielten die Herstellung von Luxusmöbeln und die Einrichtungen von Schiffen und Yachten, zum Teil auch schon von Geschäften/Läden. Viele der Tischler, die den Weg der Maschinisierung nicht gegangen waren, gerieten durch Zulieferer- und Montagetätigkeiten in die Abhängigkeiten des Verlagssystems, mit dem die Möbelindustrie Arbeitsplätze ausgelagert hatte. In der Weltwirtschaftskrise und in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft wurden die Wohnungsbautätigkeiten immer mehr reduziert. Viele der Kleinstwerkstätten mit einem Alleinmeister oder ein oder zwei Gesellen wurden 1937, bzw. 1942 bei den „Säuberungswellen“ von Staatsseite zwangsmäßig geschlossen; besser ging es nur einigen größeren Betrieben, die Staatsaufträge vor allem im Umfeld der Rüstungsausgaben des Deutschen Reiches erhalten hatten.<ref>Christian Zander: Vom Hobel zum Computer. Leinfelden-Echterdingen 2008, S. 65–95,ff.</ref>
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kurbelte der Wiederaufbau die Wirtschaft in Westdeutschland an. In der Bautischlerei fanden die meisten Tischlerbetriebe ihren Arbeitsschwerpunkt. Erst der Ende dieses Bau-Booms Anfang der 1970er Jahre brachte viele Betriebsinhaber dazu, sich mit dem Innenausbau und dem Möbelbau mindestens ein zweites wirtschaftliches Bein aufzubauen, wenn nicht gar ihren Schwerpunkt hierhin zu verlegen. Wegbereiter hierbei war wesentlich das „Branchenprojekt Tischlerhandwerk“, ein vom Bundesverband des Tischlerhandwerks und der Gewerkschaft Holz und Kunststoff gemeinsam aufgelegtes Forschungsprojekt, das im Ist-Bericht die gegenwärtige Lage des Tischlerhandwerks beschrieb und im „Soll-Teil“ die Aufgaben für einen zukünftigen Wettbewerb mit der Möbelindustrie formulierte.<ref>Sonderdruck dds (der deutsche schreiner und tischler): Forschung für das Tischlerhandwerk, Ergebnisse, Analysen, Möglichkeiten. Stuttgart-Echterdingen 1986.</ref> Neue Materialien (Spanplatten, PVAC-Weißleime, Kunststofffolienbeschichtung) hatten seit den 50er Jahren den traditionellen Massivholzmöbelbau durch die Technik der Plattenmöbel ersetzt und eine neue Verarbeitungstechnologie erstehen lassen (Heißpressen für die Furniertechnik, maschinelle Kantenbearbeitung im Durchlaufverfahren). Bedenkliche Begleiterscheinungen wie der festgestellte Ausstoß von schädlichem Formaldehyd riefen in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit und Protest hervor und innerhalb des Tischlerhandwerks eine Bewegung ökologisch arbeitender Betriebe, die oft zudem auf die Massivholzverarbeitung zurückgriffen. Der Gesetzgeber regelte 1985 den erlaubten Formaldehydgehalt in Holzwerkstoffen.<ref>Zum Problem des Formaldehyds: Dietmar Koch u. a.: Werkstoffe und Gefährdungen im Tischlerhandwerk. Bremerhaven 1985, S. 109–113.</ref>
In Ostdeutschland war die Entwicklung der handwerklichen Tischlerbetriebe weitgehend von der sozialistischen Staatsideologie bestimmt. Die großen Bau- und Handwerksbetriebe wurden bereits kurz nach Kriegsende enteignet und zum Volkseigentum erklärt. Seit den fünfziger Jahren nahm der Druck zur Kollektivierung des Handwerks zu. Neben der Mitgliedschaft in den Einkaufs- und Liefergenossenschaften wurde vor allem auf den Zusammenschluss in „Produktionsgenossenschaften des Handwerks“ (PGH) gedrängt. Dieser Druck erklärt sich auch aus der Tatsache, dass das Privathandwerk sich trotz steuernder Kontingentierung des Materials und des Personals immer wieder der gesamtwirtschaftlichen Planung entzog, zum anderen aber auch, weil es die ihm zugedachten Aufgaben im Reparatur- und Dienstleistungsbereich nur unzulänglich erfüllte. Stattdessen konzentrierte sich das materielle Interesse der Handwerksbetriebe auf die einträglichere Serienproduktion von Massenbedarfsartikel und Kooperationsleistungen für die Industrie. Dies war zwar politisch ungewollt, aber ironischerweise weitgehend Folge planerischer Vorgaben, die Reparaturleistungen lediglich mit dem außerordentlich niedrigen Satz der „Regelleistungspreise“ entlohnen und diese Arbeiten im Gegensatz zu einer mit der Industrie verknüpften Produktion mit einer sehr niedrigen Rohstoff- und Materialzuteilung versehen ließen.<ref>Clemens Bütner: Das Handwerk in der wirtschaftlichen Entwicklung der ehemaligen DDR und im Übergang zur sozialen Marktwirtschaft. Frankfurt am Main 1997, S. 130.</ref> Nach einer weiteren Kollektivierungswelle Anfang der 1970er Jahre, die weitere erhebliche Versorgungslücken nach sich zog, entstand große Unruhe in der Bevölkerung der DDR. 1976 wurde deshalb die staatliche Handwerkspolitik neu ausgerichtet: neue Gewerbegenehmigungen wurden erteilt, günstigere Kreditmöglichkeiten eingeräumt und dem Handwerk erstmals wieder Lehrlinge zugewiesen. Allerdings geschah dieses nur in einem Maße, um den Status quo zu halten – auch wurden die Verrechnungssätze nicht angehoben, so dass der Rückgang der privaten Betriebe verlangsamt aber nicht aufgehoben worden ist. Für das Jahr 1989 hat das Statistische Bundesamt folgende Zahlen des Tischlerhandwerks in der DDR veröffentlicht: Neben 160 Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) mit 5873 Beschäftigten werden 6836 Privatbetriebe mit 19.581 Tischlern aufgeführt.<ref>Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Handwerk nach Gewerbegruppen, Gewerbezweigen und Ländern 1888 und 1989 – Sonderreihe mit Beiträgen für das Gebiet der ehemaligen DDR. Wiesbaden 1993, S. 19.</ref>
Auch nach einem Intermezzo in den ersten drei Jahren nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde die Umorientierung in Richtung Innenausbau, durch die jetzt herrschende Wirtschaftskrise noch angestoßen, fortgesetzt. Die Bautischlerei wurde auch angesichts des massiven Zurückfahrens der Öffentlichen Bauförderung und der realen Bauzahlen zum Nebengebiet der Arbeit der Tischler, als Ausweg erschien der Innenausbau. Doch die Wirtschaftskrise bestimmte den Takt der Tischlerbetriebe: Die Umsatzzahlen gingen zwischen 1996 und 2006 um 21 Prozent (von 21,81 Mrd. € auf 17,26 Mrd. €) zurück, die Beschäftigtenzahlen sanken von 299.964 auf 185.427, d.h. um 38 %, ebenso sanken die Zahlen der abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 46 %. Die Zahl der Tischlerbetriebe blieb mit ungefähr 4 % Abnahme relativ stabil (44.486 im Jahr 1996 – 42.564 im Jahr 2006).<ref>Bundesverband Holz und Kunststoff: Tischler-/Schreinerhandwerk in Zahlen, Berlin 2008.</ref>
Der erhoffte Rettungsanker des Innenausbaus erwies sich als zwiespältig, denn seit Anfang der 1990er Jahre hatte die technische Revolution der Computertechnik auch die Betriebe des Tischlerhandwerks erreicht. Seitdem gehörte die Datenverarbeitung im kaufmännischen Bereich sowie bei der Arbeitsvorbereitung CAD zum festen Bestandteil der Arbeitsweise einer Tischlerei. Weitreichendere Folgen aber hatte der Einsatz der CNC-Technik in der Produktion. Als ihr eigentliches Wesen erwies sich die Notwendigkeit zur Standardisierung, das heißt zur Übernahme eines Prinzips der industriellen Arbeitsweise.<ref>Roland Fischer: CNC-Technik für Tischler., Konstanz 2004, S. 15.</ref> Das rief zum einen heftige emotionale Abwehr bei den Betroffenen hervor, zum anderen verschärfte es durch den notwendig hohen Kapitaleinsatz und die erfolgte Produktivitätssteigerung den Konkurrenzkampf innerhalb des Tischlerhandwerks. In der Folge entstanden vor allem Anfang des 21. Jahrhunderts hochspezialisierte und hochtechnisierte Produktionsstätten – andererseits wurden viele Tischler aus der Produktion gedrängt und haben mehr und mehr Aufgaben des unmittelbaren Kundenservices übernommen, Arbeiten der Montagetätigkeit. Dieses war auch möglich, weil die Industrie eine große Masse hochwertiger Artikel im Bausektor anbietet, die oft bei der erforderlichen Verarbeitung der Kenntnisse und Fähigkeiten eines Fachmannes bedürfen und das Niveau eines Heimwerkers übersteigen.
Allerdings war die Neuorientierung eines Teils der Meisterbetriebe des Tischlerhandwerks auf den Arbeitsschwerpunkt der Montage von Anbeginn mit einer starken Konkurrenz konfrontiert. 1994 wurde durch die Bundesregierung unter Führung der SPD die Handwerksordnung geöffnet. Jetzt war es neben den Meisterbetrieben auch Nicht-Meistern möglich, einen Handwerksbetrieb legal zu führen, wenn er in die Kategorie der in der Anlage B aufgelisteten Berufe und Tätigkeiten fiel. Unter Punkt 24 der Anlage B wurde „Montage von genormten Einbauteilen“ aufgeführt. In den folgenden Jahren war eine Flut von Neugründungen von Montagebetrieben festzustellen, die ab 2005 die Anzahl der Meisterbetriebe überstieg. 2006 standen 42.564 Meisterbetrieben des Tischlerhandwerks bereits 47.059 Montagebetriebe gegenüber,<ref>Christian Zander: Vom Hobel zum Computer. Leinfelden-Echterdingen 2008, S. 122.</ref> die ein Jahr später, 2008, 113.000 Beschäftigte besaßen, mit denen sie 6.9 Mrd. € Umsatz erzielten.<ref>Anonymus: Wandel bei Tischlern und Schreinern setzt sich fort. In: Holz. Zentralblatt vom 13. August 2010, S. 766.</ref>
Wissenschaftliche Beobachter des Strukturwandels des Tischlerhandwerks führen neben den eigentlichen Meisterbetrieben heute auch die genannten Montagebetriebe als Teil des Tischlerhandwerks auf.<ref>Pro-Wood-Stiftung (Hrsg.): Untersuchungen über den Strukturwandel im Tischlerhandwerk., Frankfurt a. M. 2004.</ref> Die Organisationen des (meisterlichen) Tischlerhandwerks, die in regionalen Innungen, Landesverbänden und dem Bundesverband Tischler Schreiner Deutschland (TSD), Berlin, zusammengeschlossen sind, haben verschiedene Versuche unternommen, die neuen Montagebetriebe anzusprechen und in ihre Reihen aufzunehmen – ohne allerdings größere Erfolge verzeichnen zu können.<ref>Ralf Bickert, Martin Plümer: Die Chancen eines Zukunftmarktes gezielt nutzen. In: Bau- und Möbelschreiner. (BM) 2/2006.</ref> Entscheidender Hinderungsgrund einer einheitlichen Interessenvertretung sind Differenzen in der Frage der Ausbildungsberechtigung. Diese steht den Montagebetrieben nach der Handwerksordnung und nach dem Selbstverständnis der meisterlichen Tischler nicht zu – ist aber gleichzeitig für die Heranbildung spezieller Fähigkeiten der dort Beschäftigten für den Bestand dieser Firmen notwendig. Dieser Interessengegensatz hat zur Gründung einer eigenen Interessenorganisation, dem Bundesverband Innenausbau, Element- und Fertigbau e.V mit Sitz in Bad Honnef geführt. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die Bemühungen, einen neuen Ausbildungsgang durchzusetzen. Geplant ist es, den bestehenden Beruf des Holzmechanikers auszuweiten und um den neuen Zweig der Montage zu erweitern.<ref>Anonymus: Experten für die Montage gesucht. In: Exakt. Leinfelden-Echterdingen 11/2010, S. 64.</ref> Sollte dieses umgesetzt werden, hätte sich das Tischlerhandwerk organisatorisch und institutionell gespalten, denn diese Änderung wäre nicht mehr im Bezugsrahmen der Handwerkskammern sondern nur innerhalb der Industrie- und Handelskammer möglich.
Situation der Tischler im 18. Jahrhundert in Wien
Das Wiener Tischlerhandwerk stand sowohl in der Theresianischen als auch in der Josephinischen Stilperiode auf ansehnlicher Höhe, welche trotz uralter handwerklicher Überlieferung ohne die rege Förderung der damals leitenden Stellen wohl kaum erreicht worden wäre. Den Tischlermeistern und ihren Gesellen wurden zahlreiche Privilegien gewährt, die nicht nur ihren Wohlstand, sondern auch ihre angesehene Stellung im Gemeinwesen der Stadt sichern sollten. Innerhalb der Tischlerzunft gab es allerdings auch wirtschaftlich bedeutsame Unterschiede.<ref>Archiv der Genossenschaft der Tischler Wien.</ref> Den Vorstadtmeistern war es bloß erlaubt, Waren aus weichem Holz auf den drey Jahr-Märckten ausser der Statt alss an St. Margarethen Jahr-Marckt in der Leopold Statt, dann zu Peter und Pauli auf den Hochen Marckt und zu Michaely auf den Holz-Marckt feylzuhalten und zu Verkaufen.<ref>Archiv der Stadt Wien, Akt 2/1743.</ref> Den Stadtmeistern hingegen waren die Märkte der Inneren Stadt vorbehalten. Ihr mit hartem Holz furnierter Hausrat kam zu Georgy, zu Pfingsten und St. Catharina.<ref>Archiv der Stadt Wien, Akt 2/1743.</ref> zum Verkauf. Auf dem Pfingstmarkt dürften auch andere, zur Inneneinrichtung erforderliche Gegenstände feilgeboten worden sein. So erfahren wir aus einem Kostenvoranschlag zur Einrichtung des Gräflich-Lambergschen Hauses in Wien (heute Wallnerstraße 3) die Hängeleuchter können auf dem jetzigen Pfingstmarkt bei dem Linzer Glaser ausgesucht werden.<ref>Akt vom 27. Juni 1740, Gräflich-Lambergsches Familienarchiv in Ottenstein, Niederösterreich.</ref>
Die Erteilung des Meisterrechtes in Wien war bei den Tischlern wie bei allen anderen Innungen an zahlreiche Vorschriften geknüpft. Für die höheren künstlerischen Ansprüche aber, die an die Tischler gestellt wurden, spricht eine Verordnung, dass der Geselle eines Zeugnisses der k. k. Baukunstacademie bedurfte, um zur Verfertigung des Meisterstückes zugelassen zu werden.<ref>Archiv der Genossenschaft der Tischler in Wien V/4.</ref> Dieses Meisterstück hatte ein sauber Bettstatt, Kasten, Tisch oder wass anders zu sein, es durfte jedoch nicht von Alt Vatterischer Arbeith, sondern also Beschaffen seyn, damit es brauchbar und ohne sonderbahren schaden bald wiederumben Verkauft werden möge. Der Prüfungskandidat hatte außer dem Meisterstück den Riss eines Möbels aufzuzeichnen, welcher der k. k. Baukunstacademie übergeben werden musste. Meisterzeichnungen dieser Art sind heute nicht mehr aufzufinden. Diese würden die Datierung der Möbelstücke wesentlich erleichtern und über manche Phasen der Stilentwicklung erwünschten Aufschluß gewähren. Der Mangel jedes zeichnerischen und archivalischen Materials der Wiener Möbelforschung ist zum Teil auch die Ursache, warum die meisten wissenschaftlichen Handbücher, welche sich mit Innenausstattung befassen, die Wiener Bürgermöbel kaum erwähnen.
Bau-, Möbel- oder Modelltischler
Bautischler
Der Bautischler stellt feste Bestandteile eines Gebäudes her und baut sie ein. Dazu gehören Fenster, Türen und Treppen. Wichtig ist hierbei die direkte Zusammenarbeit mit den anderen Gewerken. Es entstehen Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten mit dem Zimmermann, Maurer, Glaser, Maler und Lackierer, Restaurator und anderen Berufen.
Möbeltischler
Traditionell fertigt der Möbeltischler die beweglichen Einrichtungsgegenstände eines Gebäudes, dazu zählen Tische, Schränke, Bänke, Truhen. Das Wort Möbel kommt vom lateinischen Begriff mobilis = beweglich.
- FvB Schrank 2005.jpg
Kommode
- FvB Bank 2005.JPG
Sitzbank
- FvB Rahmenbauweise.jpg
Kommode
Modelltischler
Die Modelltischlerei ist ein Handwerk, das in Gießereien benötigt wird. Der Modelltischler fertigt Holzmodelle zur Erstellung einer Negativform im Sandgussverfahren. Die Modelle müssen zum Endprodukt ein genau bestimmtes Übermaß haben, da das Metall beim Abkühlen schwindet. Neben seinen holzhandwerklichen Fähigkeiten muss der Modelltischler auch über Kenntnis in der Metallgießerei verfügen.<ref>Günther Heine: Das Werkzeug des Schreiners und Drechslers. Th. Schäfer, Hannover 1990, ISBN 3-88746-228-9.</ref>
Ausbildung
Deutschland
Es besteht die Möglichkeit der Ausbildung im Handwerk zum Tischler oder in der Industrie zum Holzmechaniker. Die Ausbildung des Holzmechanikers verläuft ähnlich einer Tischlerlehre.
In Deutschland durchläuft der angehende Tischler eine dreijährige Berufsausbildung, wovon das erste Jahr als Berufsgrundbildungsjahr beziehungsweise Berufsgrundschuljahr (BGJ) im Vollzeitunterricht an Berufsschulen stattfinden kann.<ref>Ausbildungsordnung Deutschland (PDF-Datei; 63 kB) Tischlerausbildungsverordnung gültig seit 2006.</ref> Im Berufsgrundbildungsjahr findet sowohl eine theoretische wie auch praktische Ausbildung (Fachpraxisunterricht in der Werkstatt der Berufsschule) statt. Im Fachpraxisunterricht werden vor allem Grundfertigkeiten im Umgang mit Handwerkzeugen anhand der Techniken der Holzverbindungen (Zinken, Nut und Feder, Dübeln, Überblatten) vermittelt. Das Suchen des Ausbildungsplatzes findet oft erst während des Berufsgrundbildungsjahres statt.
Zumindest das zweite und dritte Ausbildungsjahr wird in einer Tischlerei absolviert. Einen Tag in der Woche oder in Blockform einige Wochen pro Jahr findet ein Berufsschulbesuch statt. Innerhalb der Lehrzeit finden Kurse zur Oberflächenbehandlung („TSO 1 und 2“, nur regional), ein Lehrgang für die Handwerkszeuge, und Maschinenlehrgänge („TSM1, 2 und 3“) statt.
Die Ausbildung endet mit der Gesellenprüfung und im positiven Fall mit der Aushändigung eines Gesellenbriefes. Die Prüfung enthält neben dem theoretischen Teil und unter Aufsicht erstellten Arbeitsproben auch das eigenständige Entwerfen und Anfertigen eines Gesellenstücks. Das kann ein Einzelmöbel, Teil einer Inneneinrichtung oder eines Bauteiles (Fenster, Tür oder Treppe) sein. Je nach dem Schwerpunkt in der Ausbildung kann der angehende Bau- und Möbeltischler nach Absprache selber wählen, was gebaut wird.
Österreich
Die Ausbildungsinhalte sind ähnlich wie in Deutschland und die Berufsausbildung erfolgt im dualen System an Berufsschulen und bei einschlägigen Lehrbetrieben des Tischlereihandwerks oder der Holz verarbeitenden Industrie.<ref>Ausbildungsverordnung des österreichischen Wirtschaftsministeriums (PDF-Datei; 46 kB) gültig seit Juni 2000.</ref> Voraussetzung für den Beginn der Lehre ist das Absolvieren der neun Pflichtschuljahre. Die meisten Lehrlinge besitzen aber einen Abschluss der Hauptschule oder der Polytechnischen Schule.
In Österreich dauert die Lehre drei Jahre und wird mit der Lehrabschlussprüfung abgeschlossen. Diese gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Die theoretische Prüfung umfasst die Gegenstände Fachkunde, Angewandte Mathematik und Fachzeichnen. Die praktische Prüfung setzt sich aus einem Fachgespräch und einer Prüfarbeit zusammen. Bei dieser Prüfarbeit soll nach Angabe der Prüfungskommission die Bearbeitung eines betrieblichen Arbeitsauftrags durchgeführt werden, wobei sich die Aufgabe auf die Herstellung eines Werkstücks (Gesellenstücks) mit Berücksichtigung der Arbeitsplanung, Qualitätskontrolle, Maßnahmen zur Sicherheit und zum Gesundheitsschutz erstreckt.
Schweiz
Schreiner EFZ
Die Ausbildung zum Schreiner mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis dauert vier Jahre. Die Ausbildungsorte sind Lehrbetrieb, Berufsfachschule und Überbetriebliche Kurse.
Die Berufsschule ist einmal die Woche ein Tag. Die Fächer sind:
- Fachkunde
- Fachzeichnen
- Fachrechnen
- Allgemeinbildender Unterricht
- Turnen und Sport
Die Berufsmatur ist berufsbegleitend oder nach der Lehre möglich.
Die überbetrieblichen Kurse umfassen zehn Wochen.
Die Teilprüfung ist nach dem dritten Lehrjahr.
Im vierten und damit letzten Lehrjahr wird die Fachrichtung (Möbel/Innenausbau oder Bau/Fenster) vertieft.
Der Abschluss setzt sich aus IPA (Individuelle Produktivarbeit) und LAP (Lehrabschlussprüfung) zusammen.
Schreinerpraktier EBA
Die Ausbildung zum Schreinerpraktier mit eidgenössischem Berufsattest dauert in der Regel zwei Jahre. Die Ausbildungsorte sind Lehrbetrieb, Berufsfachschule und Überbetriebliche Kurse.
Die Berufsschule ist einmal pro Woche.
Die überbetrieblichen Kurse umfassen sieben Wochen.
Eine Weiterbildungsmöglichkeit ist die verkürzte Lehre zum Schreiner EFZ.
Weiterbildung
Deutschland
Zur beruflichen Fortbildung steht der Gesellin oder dem Gesellen die Möglichkeit offen, den Meisterbrief zu erwerben oder sich in einer zweijährigen Fachschule zum Staatlich geprüften Techniker der Fachrichtung Holztechnik, dem sogenannten Holztechniker, oder dem Staatlich geprüften Techniker der Fachrichtung Raumgestaltung oder Innenausbau fortzubilden.
Seit dem 14. Juli 2004 haben sich die Möglichkeiten der Fortbildung für das Tischler- und Schreinerhandwerk erweitert. Mit diesem Datum sind die drei Aufstiegsfortbildungen geprüfter Kundenberater, geprüfter Fertigungsplaner und geprüfter Fachbauleiter in Kraft getreten. Diese bundeseinheitlichen Fortbildungen sind ein Angebot an die Gesellen, als Funktionsebene, zur Weiterbildung im Tischlerhandwerk. Sie können auf Teile der Meisterprüfung angerechnet werden.
Zur beruflichen Weiterbildung gehört auch die Möglichkeit, sich als Restauratorin oder Restaurator fortzubilden.
Schreiner und Tischlerinnen, die sich für Gestaltung interessieren und darin professionell weiterbilden wollen, können sich in einer der Akademien oder Fachschulen für Gestaltung zum Gestalter/in im Handwerk oder staatl. gepr. Gestalter (versch. Fachrichtungen) weiterqualifizieren. Das geht in einem einjährigen Vollzeitkurs oder in zwei Jahren berufsbegleitend. Die Akademien für Gestaltung sind an ihre jeweiligen Handwerkskammern angebunden. Sie werden auch Werkakademien genannt. Praktisch über ganz Deutschland verteilt finden sich diese Weiterbildungseinrichtungen, die Kasseler Werkakademie für Gestaltung und die Akademie für Gestaltung in München.
Die Ausbildung an staatlichen Fachschulen, die mit der Berufsbezeichnung staatl. gepr. Gestalter abschließt dauert zwei Jahre. Sie kann aber wenn der Technikerabschluss vorliegt um ein Jahr verkürzt werden, Fachschule Holztechnik & Gestaltung HGH Hildesheim. Teile dieser Ausbildung werden auf die Meisterprüfung angerechnet. Bekannte Institute sind die Berner Fachhochschule BFH in der Schweiz und die Schule für Gestaltung – Folkwangschule, Werkgruppe Holz in Deutschland.
Österreich
Neben facheinschlägigen Fortbildungskursen können sich österreichische Tischler und Tischlerinnen in verwandten Lehrberufen, wie Bootsbauer, Holztechniker oder Fertigteilhausbauer mit verkürzter Lehrzeit ausbilden lassen. Für die Ausbildung zum Meister müssen entsprechende Kurse besucht werden. Die Meisterprüfung erleichtert den Zugang zur selbstständigen Berufsausübung (Handwerksberechtigung), ist aber nicht zwingend notwendig.<ref>Zugangsvoraussetzungen für das Handwerk Tischler des österreichischen Wirtschaftsministeriums</ref> Für Höherqualifizierungen an Kollegs, Fachhochschulen und Universitäten braucht man meistens die Berufsreifeprüfung (Österreich), die sich aus der Lehrabschlussprüfung und vier weiteren Prüfungen zusammensetzt. Ein Tischler muss mindestens 24 Jahre alt sein, um ausbilden zu dürfen.
Schweiz
- Verkürzte Grundbildung
- Zimmermann/Zimmerin
- Zeichner/in EFZ (Fachrichtung Innenarchitektur)
- Berufsprüfung (BP)
- Schreiner-Werkmeister/in
- Eidg. Fachausweis Projektleiter/in und Produktionsleiter/in Schreinerei (Berufsprüfung) (in Vorbereitung).<ref>http://www.vssm.ch/de/download-hoehere-berufsbildung</ref>
- Produktionsleiter/in Schreinerei (Berufsprüfung)
- Holzfachmann/-frau
- Höhere Fachprüfung (HFP)
- Schreinermeister/in Bau
- Schreinermeister/in Möbel und Innenausbau
- Höhere Fachschule
- Dipl. Techniker/in HF Holztechnik
- Fachhochschule
- Bachelor of Science (FH) in Holztechnik, Bauingenieurwesen, Innenarchitektur oder Architektur
Arbeitsmittel
Zur täglichen Arbeit der Tischlerin und des Tischlers gehören eine Vielzahl von Handwerkzeugen, leichten Handmaschinen und schwereren Maschinen.
Handwerkzeuge
- Sägearten
- Hobelwerkzeuge
- Doppelhobel
- Falzhobel
- Grathobel
- Grundhobel
- Hirnholzhobel
- Kernkastenhobel
- Nuthobel
- Putzhobel, Reform-Putzhobel
- Raubank
- Schlichthobel
- Schiffhobel
- Schabhobel, Furnierschabhobel
- Schrupphobel
- Simshobel
- Schweifhobel
- Zahnhobel
- Ziehklingenhobel
- Stemmwerkzeuge
- Weitere Arten von Handwerkzeugen
- Hobelbank
- Schreinerhammer
- Wasserwaage
- Fäustel
- Schraubendreher für Schlitz-, Kreuz- und Torxschrauben
- Inbusschlüssel
- Meterstab, Maßband
- Winkel
- Schmiege
- Senkstifte
- Beißzange
- Wasserpumpenzange
- Flachzange
- Schleifklotz
- Versenker
- Holzraspel
- Eisenflachfeile
- Rundfeile
- Metallsäge
- Ausreiber, Versenker für Holz und Metall
- Bohrer für Holz, Metall und Stein
- Leimkratzer
- Geißfuß
- Stechzirkel
- Abziehstein
- Ziehklinge
- Schraubzwingen klein
- Knechte (große Schraubzwingen)
- Zimmermannsbleistift
- Streichmaß
- Klemme
Handmaschinen
- Oberfräse
- Formfederfräse oder Schattennutfräse
- Handhobelmaschine
- Harzgallenfräser
- Bohrmaschine
- Bohrhammer
- Akkuschrauber
- Winkelakkuschrauber
- Handkreissäge (mit Schiene)
- Schwingschleifer
- Exzenterschleifer
- Stichsäge
- Bandschleifer
- Winkelschleifer
- Säbelsäge
- Staubsauger
- Elektrohobel
Werkzeuge an einer Station
- Formatkreissäge
- Pendelkreissäge, Kappsäge
- Abrichthobelmaschine
- Dickenhobelmaschine
- Kettenfräse
- Langbandschleifmaschine
- Breitbandschleifmaschine
- Kantenschleifmaschine
- Bandsäge
- Säulenbohrmaschine
- Langlochbohrmaschine
- Reihenbohrmaschine
- Furnierpresse
- Plattensäge
- Tischfräse ggf. als CNC-Maschine
- Kantenanleimmaschine
Geschlechterspezifische Akzeptanz
Der Beruf des Tischlers ist eine klassische Männerdomäne. 2010 lag der Frauenanteil bei Ausbildung und Berufsausübung in den drei deutschsprachigen Ländern nicht über 10,3 Prozent.
Bekannte Tischler
Tischler waren nicht nur in ihrem Beruf erfolgreich, einige betätigten sich vielseitig in anderen Bereichen
- Marcel Breuer (1902 bis 1981), später Architekt und Designer, Bauhaus
- Thomas Chippendale (ca.1718 bis 1779), eigene Werkstatt, Rokoko, England
- Erich Consemüller (1902 bis 1957), nach Tischler Arbeit mit Photograpie, in Architektur und Stadtplanung; Bauhaus
- Wilhelm Dantz (1886 bis 1948), zwischenzeitlich Politiker und Redakteur
- Mathäus Funk (1697 bis 1783), eigene Werkstatt in der Schweiz
- Christian Gaab, (1828 bis 1901), eigene Werkstatt in Wiesbaden
- August Geiger (1893 bis 1991), Meister mit Werkstatt in Lindau (Bodensee)
- Laurent Meyer (1870 bis 1945), später Politiker
- Jean-François Oeben (1721 bis 1763), eigene Werkstatt in Paris
- Johann Heinrich Riesener (1734 bis 1806), eigene Werkstatt in Paris
- Gerrit Thomas Rietveld (1888 bis 1964), Meister, Architekt und Designer, De Stijl–Gruppe
- Olaf Ritzmann (1964 bis 1980), Tischlerlehrling und Demonstrant
- Abraham Roentgen, (1711 bis 1793), eigene Werkstatt in Neuwied, Deutschland
- David Roentgen (1743 bis 1807), eigene Werkstatt in Neuwied, Deutschland
- Markus Schleicher (1884 bis 1951), auch Gewerkschaftler und Politiker
- Fritz Spannagel (1891 bis 1957), zusätzlich Architek, Hochschullehrer und Fachbuchautor
- Jean Ferdinand Schwerdfeger (1734 bis 1818), eigene Werkstatt in Paris
- Ludwig Stechan (1816 bis 1875), Meister, auch Politiker, Redakteur und Revolutionär
- Wassili Petrowitsch Swjosdotschkin (1876 bis 1956), Russland, Matrjoschka-Puppen
- Karl Valentin (1882 bis 1948), wurde Komiker, Volkssänger, Autor und Filmproduzent
- Jakob Volk (1876 bis 1954), nebenbei Fotograf
- Adam Weisweiler (1746 bis 1820), eigene Werkstatt in Paris
- Mick Wewers (geboren 1966); jetzt Fernsehratgeber
- Klaus Zielke (geboren 1931), dann Orthopäde
Sonstiges
Walter Ulbricht (1893–1973; 'erster Mann' in der DDR von 1949 bis 1971) war Tischler (Lehre von 1907 bis 1911). Dies wurde oft erwähnt bzw. betont, wohl um Ulbrichts Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse herauszustellen. Es gibt mehrere bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die ursprünglich eine Berufsausbildung als Tischler durchlaufen haben: dazu gehören beispielsweise neben dem konservativen preußischen Ministerpräsidenten Adam Stegerwald (1874–1945) auch der Gründer des berühmten Berliner Hotel Adlon (Lorenz Adlon, 1849–1921), der Hitler-Attentäter Georg Elser (1903–1945) wie auch der 1. Präsident der Deutschen Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck (1876–1960). Der SPD-Politiker Steffen Reiche, (geb.1960, ehemaliger Landesminister) und der Philosoph und Künstler Hugo Kükelhaus (1900–1984) gehören ebenfalls dazu. <ref>Christian Zander: Vom Hobel zum Computer. Leinfelden-Echterdingen 2008. Hier auch der Abdruck von neun Lebenserinnerungen tätiger Tischler aus dem 19. und 20. Jahrhundert</ref>
Literatur
- Peter Benje: Maschinelle Holzbearbeitung. Ihre Einführung und die Auswirkungen auf Betriebsformen, Produkte und Fertigung im Tischlergewerbe während des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Darmstadt 2002.
- Peter Benje: Frühe Sägemaschinen, Möbelfabriken und Dampftischlereien in Bremen – die Einführung von Holzbearbeitungsmaschinen in das Tischlergewerbe Bremens im 19. Jahrhundert. Darmstedt 2004.
- August Graef, Carl Hettwig: Die Holzbearbeitungsmaschinen für Tischler, Bildhauer, Zimmerleute, Wagenfabrikanten und Stellmacher, Dampfschneidereien und Fräseanstalten, Goldleistenfabrikanten etc. Voigt, Weimar 1877. (Digitalisat)
- Fritz Hellwag: Die Geschichte des deutschen Tischler-Handwerks. Vom 12. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Verlags-Anstalt des Deutschen Holzarbeiter-Verbands, Berlin 1924. (Nachdruck: Ed. Libri Rari, Hannover 1995, ISBN 3-88746-333-1)
- Peter Werner Janssen: Schreiner, Zimmermann & Co. Internationale Geschichte der Holzhandwerke. Holzhandwerke ab 3000 vor Christus bis gegen Mitte des 19. Jahrhunderts. Selbstverlag/ Museum für Holzhandwerke, Sinzig 2000, ISBN 3-00-002843-9.
- Wolfgang Nutsch: Handbuch der Konstruktion: Möbel und Einbauschränke. DVA, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-03187-8.
- Declan O'Donoghue (Hrsg.): Werkbuch Holz. Ulmer, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4829-3. (dt. Ausgabe des Hamlyn book of woodworking)
- Holztechnik Fachkunde. 20. Auflage. Europa-Lehrmittel, Haan 2005, ISBN 3-8085-4039-7.
- Heyn, Lämmerzahl, Müller-H.: Fachtechnologie Holz. Bi.Verlag EINS. Troisdorf 2005, ISBN 3-8242-4604-X.
- Wolfgang Nutsch u. a.: Fachkunde Holztechnik. mit CD, 21. Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2007, ISBN 978-3-8085-4040-4.
- Wolfgang Nutsch u. a.: Tabellenbuch Holztechnik. 5. Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2007, ISBN 978-3-8085-4185-2.
- Fritz Spannagel: Der Möbelbau: Ein Fachbuch für Tischler, Architekten, Lehrer und Liebhaber. 18. Auflage. Verlag Holzwerken im Vincentz Network, April 2008, ISBN 978-3-87870-666-3.
- Zander Christian: Das Tischlerhandwerk in Deutschland (1350–1870). Hamburg 2013, ISBN 978-3-8300-7034-4.
- Zander Christian: Vom Hobel zum Computer – Zur Wirtschaftsgeschichte des modernen Tischler- und Schreinerhandwerks in Deutschland. Echterdingen-Leinfelden 2008, ISBN 978-3-87181-734-2.
Einzelnachweise, Zitatnachweise
<references />
Weblinks
Deutschland
- Ausbildungsverordnung (PDF-Datei; 63 kB) Verordnung über die Berufsausbildung zum Tischler in Deutschland
- tischler-schreiner.de Tischler Schreiner Deutschland (Bundesinnungsverband)
- schreiner.de Fachverband Schreinerhandwerk Bayern
- tischler-nrw.de Fachverband des Tischlerhandwerks NRW
- tischler.de Bundesverband des holz- und kunststoffverarbeitenden Handwerks
- Interaktive Berufsbilddarstellung Tischler bei beroobi
Österreich
- Interessensvertretung der Tischler (WKO)
- Berufs- und Brancheninfos der Wirtschaftskammer Österreich
- detaillierte Aus- und Weiterbildungsinfos für Österreich des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft: BerufsInformationsComputer (BIC)
Schweiz
- Artikel Möbelindustrie im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS)
- www.schreiner.ch (VSSM Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten)
- Berufsberatung.ch: Schreiner/in (Grundbildung/Grundberuf)
- Berufsberatung.ch: Schreinerpraktiker/in EBA