Tolstowo (Kaliningrad)
Siedlung
Tolstowo
Löbegallen (Löbenau) Толстово
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Tolstowo (russisch Толстово, deutsch Löbegallen, 1938 bis 1945 Löbenau, litauisch Liepgalis) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur Landgemeinde Wesnowskoje im Rajon Krasnosnamensk.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Tolstowo liegt am Südufer der Inster (heute russisch: Instrutsch) an einer Nebenstraße (27K-106), die die Rajonshauptstadt Krasnosnamensk über Belkino (Groß Wersmeningken, 1938 bis 1946 Langenfelde) mit Uslowoje (Rautenberg) verbindet. Innerorts endet eine Straße von der Ortsstelle des untergegangenen Dorfes Laukischkehlen (1928 bis 1946: Cäsarsruhe, russisch: Danilewskojes). Bis zur einstigen Kreisstadt Pillkallen (1938 bis 1946 Schloßberg) sind es 19, bis nach Krasnosnamensk 9 Kilometer. Eine Bahnanbindung besteht nicht.
Geschichte
Das einst Löbegallen genannte Dorf<ref>Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Löbenau</ref> war 1785 ein Königliches Domänen-Amt. Im Jahre 1874 wurde der Ort Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk<ref name="Jehke">Rolf Jehke, Amtsbezirk Löbegallen/Löbenau</ref>, der – ab 1939 in „Amtsbezirk Löbenau“ umbenannt – bis 1945 bestand und zum Kreis Pillkallen (ab 1939: „Kreis Schloßberg“) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.
Im Jahre 1910 lebten im Gutsbezirk Löbegallen 171 Einwohner<ref>Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Pillkallen</ref>. Nach der im Jahre 1928 erfolgten Umwandlung des Gutsbezirks Löbegallen in eine gleichnamige Landgemeinde zählte das Dorf 1933 211 und 1939 188 Einwohner<ref>Michael Rademacher, Deutsch-österreichisches Ortsbuch, Kreis Pillkallen</ref>.
Aus politisch-ideologischen Gründen der Vermeidung fremdländisch klingender Ortsnamen wurde Löbegallen am 3. Juni – amtlich bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 in „Löbenau“ umbenannt.
In Kriegsfolge kam der Ort 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 wurde der Ort in Tolstowo umbenannt und gleichzeitig Sitz eines Dorfsowjets.<ref name="Umbe">Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 25 июля 1947 г. «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 25. Juli 1947: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)</ref> Nach der Auflösung dieses Dorfsowjets im Jahr 1965 gelangte der Ort in den Dorfsowjet Chlebnikowski. Seit 2008 gehört Tolstowo zur Landgemeinde Wesnowskoje.
Amtsbezirk Löbegallen/Löbenau 1874–1945
Der Amtsbezirk Löbegallen setzte sich anfangs aus acht Gemeinden zusammen. Am Ende gehörten noch sieben zum umbenannten Amtsbezirk Löbenau<ref name="Jehke"/>:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Bagdohnen | Rodungen | Scheikino | |
Groß Wersmeningken | Langenfelde | Belkino | |
Klein Wersmeningken | Dreßlershausen | ||
Klohnen | |||
Laukehlischken | seit 1928: Cäsarsruhe |
Danilewskoje | |
Löbegallen | Löbenau | Tolstowo | |
Payszeln 1936–38: Payscheln |
Insterwangen | Lwowskoje | |
Trakinnen | 1928 nach Laukehlischken eingemeindet |
Dorfsowjet Tolstowski 1947–1965
Der Dorfsowjet Tolstowski (ru. Толстовский сельский Совет, Tolstowski selski Sowet) wurde im Juli 1947 eingerichtet.<ref name="Umbe" /> Im Jahr 1965 wurde der Dorfsowjet aufgelöst und seine Orte an die beiden Dorfsowjets Chlebnikowski und Wesnowski verteilt.
Ortsname | Name bis 1947/50 | Ortsname | Name bis 1947/50 | |
---|---|---|---|---|
Belkino (Белкино) | Groß Wersmeningken/Langenfelde | Priwolnoje (Привольное) | Neu Wischteggen/Henndorf | |
Chlebnikowo (Хлебниково) | Schilleningken/Ebertann | Samarskoje (Самарское) | Bergershof | |
Danilewskoje (Данилевское) | Trakinnen/Tannenschlucht und Laukehlischken/Cäsarsruhe | Scheikino (Шейкино) | Bagdohnen/Rodungen | |
Dunaiskoje (Дунайское) | Alt Wingeruppen/Windungen und Czuppen/Schuppen | Schirokodolje (Широкодолье) | Antskrebben/Hutfelde | |
Korobowo (Коробово) | Karohnen | Schkolnoje (Школьное) | Mittenwalde<ref>Vermutlich der Ortsteil von Mittenwalde mit der Schule, vgl. Meschduretschje</ref> | |
Kortschagino (Корчагино) | Alt Moritzlauken/Altmoritzfelde | Sorokino (Сорокино) | Groß Skaisgirren/Großschirren | |
Krasnoselskoje (Красносельское) | Girrehlischken<ref>Vermutlich Girrehlischken A, auch wenn im Ortverzeichnis der Oblast Kaliningrad von 1976 der Ort Girrehlischken/Ebenwalde genannt wird.</ref> | Stolbowoje (Столбовое) | Birkenfelde [Ksp. Rautenberg] | |
Kurganskoje (Курганское) | Bärenfang | Sumarokowo (Сумароково) | Klein Jodupönen/Kleinsorge | |
Lwowskoje (Львовское) | Payszeln/Insterwangen | Suslowo (Суслово) | Poplienen/Poplingen | |
Melnitschnoje (Мельничное) | Brödlaugken/Bröden | Sussanino (Сусанино) | Paulshof | |
Meschduretschje (Междуречье) | Neu Löbegallen/Neulöbenau und Ragupönen/Mittenwalde | Tolstowo (Толстово) | Löbegallen/Löbenau | |
Mostowoje (Мостовое) | Laugallen/Kleehausen | Uslowoje (Узловое) | Rautenberg | |
Plankino (Планкино) | Bagdohnen [Fh.]/Rodungen [Fh.] | Wyschkino (Вышкино) | Königshuld I |
Der laut Erlass ebenfalls in den Dorfsowjet Tolstowski eingeordnete Ort Torfjanoje (Waszeningken/Waschingen) gelangte (vor 1976) in den Dorfsowjet Malomoschaiski im Rajon Neman.
Kirche
Die Bevölkerung Löbegallens resp. Löbenaus war vor 1945 fast ohne Ausnahme evangelischer Konfession. Das Dorf war in das Kirchspiel der Kirche Lasdehnen (der Ort hieß zwischen 1938 und 1946: Haselberg, heute russisch: Krasnosnamensk) eingepfarrt. Sie war Teil des Kirchenkreises Pillkallen (Schkloßberg) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Tolstowo im weitflächigen Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 bis 1946 Lesgewangen) innerhalb der Propstei Kaliningrad<ref>Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad</ref> (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Verweise
Weblinks
Einzelnachweise
<references />
Amtssitz: Wesnowo
Siedlungen: Belkino (Groß Wersmeningken/Langenfelde) | Djatlowo (Neu Wingeruppen/Neuweide ) | Fewralskoje (Spullen, Bludszen/Vierhöfen) | Nowinki (Kögsten/Michelfelde) | Saosjornoje (Jänischken/Hansruh) | Saratowskoje (Groß Schorellen/Adlerswalde) | Scheikino (Bagdohnen/Rodungen) | Schelannoje (Henskischken/Hensken) | Sorokino (Groß Skaisgirren/Großschirren) | Tolstowo (Löbegallen/Löbenau) | Uslowoje (Rautenberg, Kamanten, Barachelen/Brachfeld) | Wesnowo (Kussen, Bruszen/Kiesfelde, Urblaugken/Urlau, Wassantkehmen/Wildnisrode)