Krasnosnamensk (Kaliningrad)
Stadt
Krasnosnamensk
Краснознаменск
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Liste der Städte in Russland |
Krasnosnamensk (russisch Краснознаменск, Bedeutung in etwa „Rotbannerstadt“, deutsch bis 1938 Lasdehnen, 1938–1946 Haselberg, litauisch Lazdynai) ist eine Stadt mit 3522 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)<ref name="einwohner_aktuell" /> im ehemaligen Ostpreußen, in der heutigen Oblast Kaliningrad, Russland.
Die Stadt ist Verwaltungszentrum des gleichnamigen Rajons Krasnosnamensk und der städtischen Gemeinde Krasnosnamenskoje gorodskoje posselenie.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Krasnosnamensk liegt im Osten der Oblast nahe der Grenze zu Litauen inmitten eines vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Rajons. Durch Krasnosnamensk fließt die Šešupė (Scheschuppe).
Die Stadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg)
Geschichte
Eine erstmalige Erwähnung des Ortes fand 1521 statt, damals als Dorf mit dem deutschen Namen „Haselpusch“. Der seit Beginn des 18. Jahrhunderts verwendete Name Lasdehnen ist von dem litauischen Wort „ladz“ abgeleitet, welches „Haselnuss“ bedeutet. Bereits 1578 war im Dorf eine Kirche vorhanden, die jedoch 1661 abbrannte. Der Nachfolgebau musste 1869 wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die heute noch vorhandene Kirche wurden in den Jahren 1874–1877 im neugotischen Stil errichtet. Lasdehnen entwickelte sich zum wichtigsten Marktflecken an der unteren Scheschuppe. 1663 wurde eine Wassermühle in Betrieb genommen, aus der sich bis zum 20. Jahrhundert eine der größten Mühlen im Kreis Pillkallen entwickelte.
Der Ort wurde 1944/45 im Gegensatz zur damaligen Kreisstadt Pillkallen kaum zerstört und übernahm seither deren Funktionen.
Amtsbezirk Lasdehnen/Haselberg (1874–1945)
Zwischen 1874 und 1945 war Lasdehnen resp. Haselberg Amtssitz und namensgebend für einen Amtsbezirk im Kreis Pillkallen (Kreis Schloßberg) und im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen<ref>Rolf Jehke, Amtsbezirk Lasdehnen/Haselberg</ref>:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
---|---|---|---|
Lasdehnen | Haselberg (Ostpr.) | Krasnosnamensk | |
Neuhof-Lasdehnen | Altbaum | Smolenskoje | 1929 in den Amtsbezirk Jucknaten umgegliedert |
Sallehnen | Sallen | ||
Schilleningken | Ebertann | Chlebnikowo |
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1885 | 1294 |
1910 | 1857 |
1933 | 2065 |
1939 | 2070 |
1959 | 2843 |
1970 | 2911 |
1979 | 3392 |
1989 | 3894 |
2002 | 3751 |
2010 | 3522 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Kirche
Evangelisch
Ehemalige Pfarrkirche
Die einst evangelische Pfarrkirche steht auf einem zur Scheschuppe steil abfallenden Hügel in einiger Entfernung zum Stadtzentrum. Im Jahre 1578 war hier bereits eine Kirche vorhanden. Sie brannte 1661 ab. Ein Nachfolgebau musste 1869 wegen Baufälligkeit geschlossen werden. So entstand in den Jahren 1875 bis 1877 ein neugotischer Ziegelbau<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 109, Abb. 479</ref> mit Apsis und hohem Turm. Auch der Innenraum zeigte neugotischen Stil. Über dem mittleren Teil des Kirchenschiffes ist die Decke gewölbt.
Die Kirche wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zweckentfremdet und als Lagerhalle genutzt. Dadurch konnte sie wenigstens vor dem Verfall bewahrt werden. Heute ist die einst evangelische Kirche orthodoxes Gotteshaus.
Kirchengemeinde
Die evangelische Kirchengemeinde Lasdehnen wurde 1578 gegründet<ref>Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 485</ref>. Sie zählte 1925 insgesamt 8.061 Gemeindeglieder, die in einem ausgedehnten Kirchspiel mit mehr als 50 Ortschaften wohnten. An der Pfarrkirche waren vor 1945 in den letzten 70 Jahren zwei Geistliche tätig. Die Pfarrei gehörte zum Kirchenkreis Pillkallen (Schloßberg) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Infolge von Flucht und Vertreibung der einheimischen Bevölkerung und der restriktiven Relionspolitik der Sowjetunion kam das kirchliche Leben in Krasnosnamensk zum Erliegen. Die heute nächstgelegene und neu entstandene evangelisch-lutherische Gemeinde ist die in Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 bis 1946 Lesgewangen), die zur Propstei Kaliningrad<ref>Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad</ref> (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört.
Katholisch
Ein katholisches Gotteshaus hat es Krasnosnamensk auch vor 1945 nicht gegeben. Der Ort gehörte bis 1945 zur Pfarrei in Bilderweitschen (1938 bis 1946: Bilderweiten, heute russisch: Lugowoje) im Bistum Ermland.
Orthodox
In den 1990er Jahren bildete sich in Krasnosnamensk eine Gemeinde der russisch-orthodoxen Kirche. Sie übernahm die einstige evangelische Kirche und richtete sie in dem ihr eigenen Stil wieder her. Im Oktober 1992 erfolgte die Weihe der Kirche, die heute den Namen der Apostel Petrus und Paulus trägt. Die Gemeinde gehört zur Diözese Kaliningrad und Baltijsk der russisch-orthodoxen Kirche.
Sehenswürdigkeiten
Neben der neugotischen Kirche blieben einige weitere Bauten aus der Vorkriegszeit erhalten.
Wirtschaft und Infrastruktur
In Krasnosnamensk gibt es kleine Betriebe der Forstwirtschaft und Lebensmittelindustrie (Käsefabrik).
Durch die Stadt führt die Regionalstraße R 508 von Kaliningrad über Snamensk (Wehlau) und Gussew (Gumbinnen) nach Neman (Ragnit), von der hier die R 511 durch den Ostteil des Rajons und weiter nach Nesterow (Stallupönen/Ebenrode) abzweigt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Dietrich Beyrau (* 1. Februar 1942 in Haselberg), deutscher Historiker, Universitätsprofessor
Mit dem Ort verbunden
- Erich Sack (1887–1943) war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Von 1926 bis zu seinem Tode im Konzentrationslager Dachau war er Pfarrer an der Kirche Lasdehnen
Stadtgemeinde Krasnosnamensk
Allgemeines
Die Stadtgemeinde Krasnosnamensk wurde am 30. Juni 2008 gegründet. Der Amtssitz ist Krasnosnamensk. Sie sowie zwei Siedlungen bilden die Stadtgemeinde, die eine Fläche von 8,5 km² umfasst. Im Jahre 2013 zählte sie 3.765 Einwohner.
Gemeindegliederung
Zur städtischen Gemeinde gehören:
Name | Deutscher Name | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Einwohnerzahl (14. Oktober 2010<ref name="einwohner_aktuell"/>) |
---|---|---|---|
Krasnosnamenskoje | Lasdehnen | Haselberg | 3522 |
Chlebnikowo | Schilleningken | Ebertann | 329 |
Samarskoje | Bergershof | 42 |
Nachbargemeinden
Die Nachbargemeinden – sie liegen alle im Rajon Krasnosnamensk – sind:
- im Norden und Westen: Alexejewka (Klein Kackschen, 1938–1946 Kleinbirkenhain)
- im Südwesten: Wesnowo (Kussen)
- im Südosten und Osten: Dobrowolsk (Pillkallen, 1938–1946 Schloßberg).
Verkehr
Straßen
Durch die Stadtgemeinde Krasnosnamensk verlaufen mehrere Haupt- und Nebenstraßen, die sich im Zentrum treffen:
- die Regionalstraße R 508 (27A-027), die die Nachbarkreisstadt Neman (Ragnit) mit der früheren Kreisstadt Dobrowolsk (Pillkallen, 1938 bis 1946 Schloßberg) sowie Gussew (Gumbinnen) verbindet,
- die Regionalstraße R 511 (27A-031), die nach Pobedino (Schillehnen, 1938 bis 1946 Schillfelde) im Südosten führt,
- eine Nebenstraße (27K-105) in den Nordosten nach Pogranitschny (Schillehnen, 1938 bis 1946 Waldheide) mit einem eingeschränkten Grenzübergang nach Litauen,
- eine Nebenstraße (27K-290) in den Nordwesten bis an die Memel (russisch: Neman) nach Nemanskoje (Trappönen, 1938 bis 1946 Trappen), und
- eine Nebenstraße (27K-106) in Richtung Südwesten nach Uslowoje (Rautenberg).
Außerdem verläuft die südwestliche Stadttangente (27K-033) durch das Gemeindegebiet.
Schienen
Eine Bahnanbindung fehlt. Bis 1945 war Lasdehnen bzw. Haselberg Endstation der Bahnstrecke von Pillkallen (Schloßberg) der Pillkaller Kleinbahn, die in Kriegsfolge aufgegeben wurde.
Luft
Der nächste Flughafen Kaliningrad in Chrabrowo (Powunden) ist erst nach längerer Anfahrt erreichbar.
Verweise
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
Verwaltungszentrum: Kaliningrad
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Siedlungen städtischen Typs | <div/> |
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Anmerkungen: S – Sitz eines Stadtkreises, R – Verwaltungszentrum eines Rajons
Amtssitz: Krasnosnamensk
Stadt: Krasnosnamensk (Lasdehnen, 1938–1946 Haselberg)
Siedlungen: Chlebnikowo (Schilleningken, 1938–1946 Ebertann) | Samarskoje (Bergershof)