Torques (Archäologie)
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Als Wendelring oder Torques, auch Torque und Torc geschrieben, v.a. in Wortzusammensetzungen (gesprochen [tɔʁk:], von lateinisch torquere, „drehen“; engl. torc, franz. torque) wird in der Archäologie ein offener Halsreif bezeichnet, dessen Aussehen häufig einem gedrehten Strick ähnelt und dessen Endstücke oft besonders geformt, als Puffer (auch Stempelenden genannt), Tierkopf oder Kugel ausgebildet sein können. Als Torques gilt nur ein offener Halsring, nicht jedoch ein geschlossener verdrehter Armreif.
Torques sind seit der Bronzezeit im Mittleren und Nahen Osten sowie in weiten Teilen Europas verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Ein Torques ist aus Gold, Silber, Bronze, Eisen oder auch anderen Metallen gefertigt und an den Enden kunstvoll verziert. Er ist für Männer- und Frauengräber belegt, kommt aber auch einzeln in Horten vor.
Name
Der Begriff stammt aus antiken Quellen, wo ein entsprechender Halsreif vielfach erwähnt wird, vor allem – aber nicht nur – in Zusammenhang mit den historischen Kelten.
Geschichte
Torques sind seit mindestens der Mittleren Bronzezeit im Nahen Osten weit verbreitet und gut bezeugt.<ref>Aus einem Hortfund aus Byblos, der um 1900 datiert, stammen mehrere Torques aus Silber und Bronze: Pierre Montet: Byblos et L'Égypte, quatre campagnes de fouilles à Gebeil; 1921, 1922, 1923,1924, Paris 1928, S. 123, Tafel LXX</ref> Sie waren bei den Skythen, den Medern und Persern und verwandten Völkern wie den Parthern Teil der regulären Tracht.
Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. wurden im südlichen Großbritannien und Irland Band-Torques in Form von importierten Bronzen eingeführt. Band-Torques sind aus einem dünneren Goldstreifen verdrehte Ringe. Neben Bändern wurden auch Rundstäbe verdrillt.<ref>Ein Rundstab-Torques wurde 2009 im County Fermanagh gefunden [1]</ref> Insgesamt 120 Band-Torques sind bisher vor allem in Nordirland gefunden worden.
Auf der Iberischen Halbinse finden sich vom Beginn bis zum Ende des 1. Jahrtausend v. Chr. Torques in der Castrokultur.
Der Torques scheint bei den Kelten ein Herrschaftszeichen gewesen zu sein, aber auch Götterfiguren tragen Torques, und der Silberring von Trichtingen ist für einen Menschen zu schwer. Neben Schriftquellen zeigt auch die Statue des Sterbenden Galliers die Verwendung des Torques bei den Kelten.
Er wurde von den Römern als militärische Auszeichnung übernommen. In der Spätantike wurden römische Kaiser seit Julian Apostata im Rahmen ihrer Erhebung oft mit einem Torques statt mit einem Diadem gekrönt. Bekannt ist die bei Ammianus Marcellinus beschriebene Ausrufung des Julian zum römischen Kaiser im Februar oder März des Jahren 360 in Lutetia. Julian wurde zum Augustus ausgerufen, indem er durch eine meuternde Legion nach barbarischer (d. h. keltisch-germanischer) Art mit einem Wendelring bekrönt auf einen Schild gehoben wurde.
Torques verbreiteten sich im gesamten mediterranen und im arabischen Raum. Sie finden sich auch in skandinavischen, baltischen und slawischen Kulturen bis ins Mittelalter. In Russland wurden Torques bis ins 16. Jahrhundert getragen.
Heraldik
Der Torques hat es in der Heraldik auch als gemeine Figur ins Wappen geschafft. Da diese Wappenfigur recht selten ist, hat sich eine besondere Darstellung noch nicht herausgebildet.
Derzeit ist dieser Reif nur in Gold im Wappen und auch in Flaggen abgebildet. In Deutschland ist es derzeit im Wappen von Holm nachweisbar. Weitere Wappen sind nur aus Frankreich und Spanien (Galicien) bekannt.
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Wappen von Holm
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Beispiele
- Fund von Beringen (Belgien)
- Fund von Blair Drummond (Schottland)
- Broighter Hort (Nordirland)
- La Tène (Schweiz)
- Goldschatz von Niederzier
- Reinheim
- Snettisham-Horte (England)
- Fürstliche Grabstätte von Vix (Frankreich)
- Waldalgesheim
Siehe auch
Literatur
- J. Burns: Additional torc from Snettisham, Norfolk. In: Proceedings of the Prehistoric Society 37/1. 1971, S. 228-229.
- Andres Furger-Gunti: Der Goldfund von Saint-Louis bei Basel und ähnliche keltische Schatzfunde. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 39. 1982, S. 1-48, doi:10.5169/seals-167866.
- Michael Nick: Torques. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 31, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, ISBN 3-11-018386-2, S. 66–70. (kostenpflichtig abgerufen über GAO, De Gruyter Online)
Weblinks
Einzelnachweise
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