Waldschlößchenbrücke


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51.06396944444413.776983333333Koordinaten: 51° 3′ 50,3″ N, 13° 46′ 37,1″ O{{#coordinates:51,063969444444|13,776983333333|primary

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S 167 Waldschlößchenbrücke
Offizieller Name Waldschlößchenbrücke<ref name="sz 2012-01-20">Sächsische Zeitung: Stadtrat beschließt endgültigen Namen für neue Elbbrücke, 20. Januar 2012</ref>
Überführt

Staatsstraße S 167

Unterführt

Elbe, 52,68 km

Ort Dresden
Konstruktion Bogenbrücke<ref>Ralf Schubart:Brücken über Wasserstraßen Entwurfskriterien, Konstruktionsgrundsätze, Erfahrungen. VSVI SH – Seminar, Rendsburg, 25. Februar 2010, S. 5</ref>
Gesamtlänge 636,1 m
Breite 28,6 m<ref name="Stahlbau" />
Längste Stützweite 148 m<ref name="Stahlbau" />
Höhe 26,4 m
Baukosten 181 Millionen €
Baubeginn 2007 (1. Spatenstich 2000)
Fertigstellung 24. August 2013<ref name="dnn 2013-08-24">Dresdner Neueste Nachrichten online:„Auto & Verkehr: Die Dresdner Waldschlößchenbrücke ist offiziell eröffnet“, 24. August 2013</ref>
Datei:Dresden elbe river crossings Waldschlösschenbrücke horizontal.png
Lage der Brücke (rot) und die vorhandenen Elbquerungen für Kraftfahrzeuge (schwarz) und nur für Pkw (grün)

Die Waldschlößchenbrücke (auch Waldschlösschenbrücke) ist eine Straßenbrücke über die Elbe unterhalb des Waldschlösschens im Elbtal in Dresden. Die bereits Ende des 20. Jahrhunderts geplante Elbquerung in Dresden war und ist umstritten und löste Mitte der 1990er die als „Dresdner Brückenstreit“ bekannt gewordene Kontroverse aus. Nach einem Bürgerentscheid 2005 wurde die Brücke inmitten des UNESCO-Welterbes Kulturlandschaft Dresdner Elbtal deutschlandweit bekannt. Ihretwegen geriet das Elbtal auf die Rote Liste des gefährdeten Welterbes<ref>Lehrstuhl und Institut für Städtebau und Landesplanung RWTH Aachen: Gutachten zu den visuellen Auswirkungen des „Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke“ auf das UNESCO-Weltkulturerbe „Elbtal Dresden“ (Visual Impact Study-VIS). Dritte überarbeitete Fassung (PDF 3,6 MB)</ref> und verlor drei Jahre später den Welterbetitel.<ref>Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission</ref>

Sie überquert die Elbauen an einer ihrer breitesten Stellen und gehört zum Verkehrszug Waldschlößchenbrücke mit den Anbindungen der Brückenköpfe an das Straßennetz – im Norden mit mehreren Tunneln – sowie den auszubauenden Zubringerstraßen, der die Dresdner Neustadt und die benachbarten Brücken entlasten soll. Die Brücke ist am 24. August 2013 offiziell eröffnet worden.<ref>Umstrittene Waldschlößchenbrücke eröffnet, In: Spiegel Online, 24. August 2013</ref> Seit dem Morgen des 26. August 2013 ist das Bauwerk für den Verkehr freigegeben.

Projektbeschreibung

Zweck

Die Waldschlößchenbrücke schließt einen Verkehrszug, auf dem die Innenstadt östlich umfahren werden kann. Sie stellt eine Verbindung zwischen dem dichtbesiedelten linkselbischen (Süd-)Osten Dresdens und dem rechtselbischen Norden der Landeshauptstadt mit den Industrieansiedlungen in der Umgebung des Flughafens her. Dabei entlastet sie die vier Brücken in der Innenstadt und das Blaue Wunder. Sie verbindet die Hauptstraßen Stauffenbergallee und Bautzner Straße nördlich der Elbe mit der Fetscherstraße und dem Käthe-Kollwitz-Ufer auf der Südseite.

Lage

Datei:Lage Waldschloesschenbruecke.png
Lage des Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke im Dresdner Straßennetz

Die Querung der Elbe wurde zwischen den Dresdner Stadtteilen Johannstadt und Radeberger Vorstadt, bei Stromkilometer 52,68 der Elbe; 2,5 Kilometer östlich des Stadtzentrums von Dresden errichtet.

Der nördliche Brückenkopf entstand am Elbhang nahe dem namensgebenden Waldschlösschen – ursprünglich eine Sommerresidenz des sächsischen Ministers Camillo Graf Marcolini am Rand der Dresdner Heide. Heute ist dieses Viertel ein als Waldschlösschenareal bekanntes Wohn- und Gastronomiequartier. Das südliche Johannstädter Ufer an den breiten Elbwiesen ist flach, der dortige Knotenpunkt entstand unweit von einem Seniorenheim sowie von Gebäuden der Hochschule für Bildende Künste, des Herzzentrums Dresden, des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus und des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik.

Datei:Wsb.JPG
Verkehrszug Waldschlößchenbrücke

Einbindung

Der Verkehrszug Waldschlößchenbrücke besteht aus folgenden Teilprojekten:

  • vier- bis fünfspuriger Ausbau der Stauffenbergallee (östlich der Königsbrücker Straße bereits erfolgt)
  • Tunnelsystem als weitgehend kreuzungsfreie Verbindung des nördlichen Brückenkopfes mit Stauffenbergallee und Bautzner Straße
  • eigentliche Waldschlößchenbrücke
  • teilweise kreuzungsfreier Ausbau des Knotenpunktes Fetscherstraße/Käthe-Kollwitz-Ufer am südlichen Brückenkopf
  • mehrspuriger Ausbau der nördlichen Fetscherstraße.

Nicht im Verkehrszug inbegriffen ist die Kreuzung des Zubringers Stauffenbergallee mit der Königsbrücker Straße (Olbrichtplatz). Auch für diesen Knoten wird ein kreuzungsfreier Ausbau diskutiert.<ref>Lichdi & Jähnigen Rechtsanwaltsbüro: Planfeststellung Waldschlösschenbrücke – Anträge der Grünen Liga, 19. September 2003 (PDF 0,05 MB)</ref> Eine direkte Einbindung des Verkehrszuges nach Westen (Erreichbarkeit der Großenhainer bzw. Leipziger Straße) und nach Süden (Erreichbarkeit der Teplitzer Straße bzw. des Zelleschen Wegs als Verlängerung der Süd-West-Tangente) gibt es nicht.

Datei:WSB Vergleich.jpg
Schematischer Vergleich der Waldschlößchenbrücke (ganz oben) mit anderen Dresdner Stadtbrücken
Datei:Waldschlößchenbrücke in Dresden.JPG
Hauptträger, getragen von V-förmigen Streben

Entwurf

Die Planungen gingen aus einem Wettbewerb hervor, den 1997 das Berliner Büro Eisenloffel + Sattler, Ingenieure – Kolb + Ripke, Architekten (ESKR) gewann. Unter den 27 eingereichten Entwürfen wurde der von ESKR (siehe unter Weblinks) mit dem 1. Preis (75.000 DM) ausgezeichnet.<ref>baunetz.de: Wettbewerb in Dresden entschieden, 18. Dezember 1997</ref> Angehörige der Jury waren unter anderem der damalige Oberbürgermeister Herbert Wagner und – als Vorsitzender – der Architekt Volkwin Marg, der sich jedoch später (siehe Dresdner Brückenstreit) von dem Vorhaben distanzierte.

Das 636,1 m<ref name="Stahlbau" /> lange Bauwerk ist eine Stahlverbundkonstruktion. Es besteht aus drei Abschnitten, den beiden Vorlandbrücken und dem Stromfeld. Die 274,81 m<ref name="Stahlbau" /> lange linkselbische und die 213,49 m<ref name="Stahlbau" /> lange rechtselbische Vorlandbrücke sind Balkentragwerke, die von V-förmigen Streben unterstützt werden. Der mittlere Teil der Brücke wird durch zwei Stahlbögen mit einer Spannweite von 148 m<ref name="Stahlbau">Thomas Klähne, Oliver Einhäuser:Waldschlößchenbrücke in Dresen – Ausführungsplanung des Überbaus. Stahlbau 82 (2013), Heft 3, S.158</ref> getragen, die sich etwa 26 m über der Elbe erheben. Sie setzen am Erdboden unter der Fahrbahn an und tragen die abgespannte Fahrbahn im Hauptteil. Die Brücke ist im Bogenbereich 28,6 m<ref name="Stahlbau" /> breit, in den Vorlandbereichen 24,4 m<ref name="Stahlbau" />, und führt in jede Richtung zwei Fahrspuren mit je 3,25 m Breite. Außen an die Bögen angesetzt befindet sich auf jeder Seite ein Fuß- und Radweg mit je 2,35 m Gesamtbreite. Die Gradiente steigt beidseitig zum Stromfeld mit maximal 4,3 % an.<ref name="Stahlbau" />

Die Stahlbetonfahrbahnplatte wird von zwei Hauptträgern, die als trapezförmige Stahltröge ausgebildet und mit der Platte durch Kopfbolzendübel verbunden sind, getragen.

Burger-Variante

In der Hoffnung, die Aberkennung des Welterbestatus abwenden zu können, wurden unter Federführung des vormaligen Frauenkirchen-Baudirektors Eberhard Burger in Abstimmung mit dem Architekten einige kosmetische Änderungen in den Entwurf eingearbeitet (vergleiche Dresdner Brückenstreit), die nun (ungeachtet der Welterbe-Aberkennung) größtenteils zur Ausführung kommen sollen. Umstritten ist jedoch beispielsweise der Wegfall der vier Treppenaufgänge von den Elbufer-(Rad-)Wegen, die nur als nachrüstbare Option gelten. Eine der Burger-Änderungen – die Verringerung der Brückenbreite um einen Meter – galt als so aufwändig, dass ihre Realisierbarkeit nicht ernsthaft geprüft, sondern nur gegenüber UNESCO und Öffentlichkeit eine Zeit lang behauptet wurde. Erst einige Wochen nach der Entscheidung zur Welterbe-Aberkennung gab Stadtsprecher Kai Schulz bekannt, dass die Nichtrealisierung dieser Änderung bereits Monate zuvor festgestanden hatte.<ref>MDR: Waldschlößchenbrücke erhält ursprüngliche Breite, 27. Juli 2009</ref> Durch die unveränderte Breite können gegebenenfalls die ursprünglich geplanten Peitschenleuchten zwischen Radweg und Kfz-Fahrbahn nachgerüstet werden, falls die Beleuchtung aus dem Geländer-Handlauf heraus für unzulänglich befunden werden sollte.<ref>„Des Kaisers neue Kleider“ – Vorstellung der Burger-Brücke (PDF; 17 kB), 6. Februar 2008
Burger-Brücke oder nicht? (PDF; 4,9 MB) – kommentierte Auszüge aus der städtischen Broschüre zur „Burger-Brücke“
meinDresden.info: Burger-Brücke am Waldschlösschen versöhnt nicht, 29. Januar 2008</ref>

Bau- und Unterhaltungskosten

Größte Einzelpositionen der Baukosten (Stand: 2003)<ref>Vorhaben Verkehrszug Waldschlößchenbrücke – Kostenzusammenstellung, 27. April 2004 (PDF 0,05 MB)</ref>
Brücke 40,3 Mio. €
Haupttunnel 28,5 Mio. €
Zwei Nebentunnel Bautzner Str. 9,5 Mio. €
Bautzner Straße oberirdisch 9,2 Mio. €
Linkselbische Rampen 7,0 Mio. €

Die prognostizierten Gesamtkosten betrugen 157 Mio. €. Kurz vor der Eröffnung der Brücke wurden diese Kosten im Juni 2013 mit knapp 182 Mio. € angegeben.<ref>Sächsische Zeitung online:„Die Waldschlößchenbrücke öffnet am 26. August “, 20. Juni 2013, abgerufen am 20. Juni 2013</ref>

Bis zum November 2006 wurden bereits 27,9 Mio. € ausgegeben, davon für Planungsarbeiten 13,1 Mio. € und für die Sanierung der Stauffenbergallee 8,7 Mio. €.<ref>Dresdner Neueste Nachrichten: Brücke kostete schon 28 Millionen, 11. November 2006</ref> Die noch aufzuwendenden 129 Mio. € sollen sich Freistaat (96 Mio. € Fördermittel<ref>Medienservice Sachsen: Waldschlößchenbrücke: Freistaat steht zu 90-%-Förderung, 23. August 2004 (PDF 0,1 MB)</ref>), die Stadt Dresden, die Dresdner Verkehrsbetriebe (5,5 Mio. €) und Dritte (DREWAG Stadtwerke Dresden, Telekom usw. 6,7 Mio. €) teilen. Die geplanten Baukosten werden voraussichtlich überschritten, im Februar 2010 hatten sich die Nachforderungen der Baufirmen bereits auf 42 Millionen € summiert.<ref>mdr.de: Waldschlößchenbrücke wird offenbar deutlich teurer, 25. Februar 2010</ref>

Für die jährlichen Unterhaltungskosten des gesamten Verkehrszuges sind 1.019.000 € kalkuliert, mit Kosten für die Brücke allein in Höhe von 429.000 €.<ref>Pressemitteilung Bündnis 90/Grüne: Jährliche Folgekosten der Waldschlößchenbrücke (Zitat aus „Gemeindewirtschaftlicher Stellungnahme“), 24. November 2004</ref> Der städtische Haushaltsentwurf für 2013 und 2014 weist pro Jahr 3,768 Mio Euro Folgekosten für die Waldschlößchenbrücke aus.<ref>dresden-fernsehen.de: GRÜNE: „Kosten für Waldschlößchenbrücke laufen aus dem Ruder“</ref>

Die sich abzeichnende Überschreitung der Baukosten wird seit April 2010 gutachterlich überprüft.<ref>Peter Hilbert: Gutachter prüft steigende Brücken-Kosten, Sächsische Zeitung, 18. April 2010</ref>

Im Dezember 2011 bezifferte das Dresdener Straßen- und Tiefbauamt die Gesamtkosten der Brücke auf 180 Millionen Euro.<ref>Sächsische Zeitung: Etliche Straßen werden 2012 zur Baustelle, 24. Dezember 2011</ref>

Im Juni 2012 wies das Landgericht Dresden eine Klage der Stadt Dresden gegen die Baufirmen als unzulässig ab. Der Zeitpunkt sei noch zu früh, um die Baukostenüberschreitungen beurteilen zu können. Gegenstand der Klage waren Nachforderungen der Baufirmen in Höhe von zwei Millionen Euro wegen höherer Stahlpreise.<ref>Landgericht weist Klage zur Waldschlößchenbrücke ab, Online-Artikel des MDR vom 12. Juni 2012.</ref>

Im Januar 2013 antwortete die Stadt Dresden auf eine Anfrage des Stadtrats André Schollbach (Die Linke), dass bisher 156,6 Mio. Euro für den Bau der Brücke ausgegeben wurden. Davon entfielen 125,3 Mio. Euro auf den Bau selbst, 15,5 Mio. Euro auf die Planungen und 15,8 Mio. Euro für Lärmschutzmaßnahmen.<ref name="dnn-2013-02-01">Dresdner Neueste Nachrichten online:„Dresdner Waldschlößchenbrücke kostet bisher 156,6 Millionen Euro“, 1. Februar 2013, abgerufen am 20. Juni 2013</ref>

Chronologie

Vorgeschichte

Ein Brückenschluss am Waldschlösschen wurde schon zuvor seit langer Zeit mehrfach erwogen, ohne ihn zu realisieren. Erste Überlegungen reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Abschnitt „Vorgeschichte“ im Artikel „Dresdner Brückenstreit“

Planung

Die erste genehmigungsfähige Version der Planungsunterlagen wurde am 20. März 2003 beim Regierungspräsidium Dresden eingereicht, das am 25. Februar 2004 die Planfeststellung erteilte.<ref>Regierungspräsidium Dresden: Vollzug des Sächsischen Straßengesetzes – Planfeststellung für das Bauvorhaben Neubau des Verkehrszuges Waldschlößchenbrücke – Antrag der Landeshauptstadt Dresden vom 18. Februar 2003 (PDF; 261 kB), 25. Februar 2004</ref>

Abschnitt „Planung“ im Artikel „Dresdner Brückenstreit“

Bauarbeiten

Als erste Vorbereitung erfolgte die Räumung aller vier Gartensparten (Am Waldschlößchen, Elbblick, Jugendgarten und Nord) auf der Waldschlösschenwiese ab dem 6. Januar 2000.<ref>Dresdner Neueste Nachrichten vom 7. Januar 2000 und 6. Januar 2010</ref>

Im Rahmen des Wahlkampfes um das Amt des Oberbürgermeisters führte Amtsinhaber Herbert Wagner am 29. November 2000 den Ersten Spatenstich zur Waldschlößchenbrücke aus – ungeachtet der zu diesem Zeitpunkt wegen fehlender Unterlagen und Überschreitungen von Lärmgrenzwerten fehlgeschlagenen Planfeststellung und ungeachtet der befürchteten Konflikte mit dem beantragten Welterbe-Schutzgebiet.<ref>mdr.de: Chronik „Der lange Weg bis zur Waldschlößchenbrücke“</ref> Anschließend wurden einzelne Bauarbeiten in Randbereichen des Verkehrszuges durchgeführt, die ohne die Genehmigung des Gesamtvorhabens möglich waren oder nur in indirektem Zusammenhang mit ihm stehen:

  • Schallschutz-Zaun für eine Gartensparte am Käthe-Kollwitz-Ufer (2001)
  • Neues Volksfestgelände an der Marienbrücke (2003)
  • Ausbau der Stauffenbergallee
  • Abriss der Gebäude Waldschlößchenstraße 9 bis 13 (2005)
  • Abriss von Gebäuden auf dem ehemaligen Stasi-Gelände Bautzner Straße 110 und 112 (2006)

Erst Ende Mai 2007 waren die formalen Voraussetzungen für einen Baubeginn geschaffen (sechseinhalb Jahre nach Wagners „Spatenstich“): Das Regierungspräsidium hatte die Stadt Dresden ultimativ dazu aufgefordert, die Bauaufträge für die rechtselbische Brückenanbindung zu vergeben, und die dagegen eingelegte Verfassungsbeschwerde war gescheitert. Am 8. Juni 2007 traf das Regierungspräsidium selbst die Vergabeentscheidung per Ersatzvornahme. Ebenso entschied das Regierungspräsidium in der darauffolgenden Woche auch über die Vergabe für alle weiteren Bauabschnitte.<ref>Landesdirektion (vormals Regierungspräsidium) Dresden: Vergabeentscheidungen für Waldschlößchenbrücke per Ersatzvornahme, 8. und 14. Juni 2007</ref> Auf die Frage, ob die Stadt den Erhalt des Welterbetitels somit abschreibe, antwortete der Dresdner Baubürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) laut dpa: „Das ist wohl so.“<ref>Spiegel Online: DRESDNER WALDSCHLÖSSCHENBRÜCKE, Baubeginn in zwei Wochen, 30. Juli 2007</ref>

Der zunächst für den 13. August 2007 vorgesehene Baubeginn verzögerte sich bis zum 19. November 2007 durch einen vom Verwaltungsgericht Dresden aus Naturschutzgründen verhängten Baustopp, der jedoch vom Oberverwaltungsgericht wieder aufgehoben wurde. Während der Wintermonate erfolgten zunächst unter Protesten von Dresdner Bürgern und Prominenten (unter anderem Günter Grass) Baumfällungen an Waldschlößchenstraße, Bautzner Straße, Stauffenbergallee und Käthe-Kollwitz-Ufer sowie Erd- und Fundamentarbeiten auf den Elbwiesen beidseits des Flusses.

Am 15. Januar 2008 wurde unter großem Medieninteresse eine 280-jährige Rotbuche an der Ecke Bautzner Straße/Angelikastraße gefällt, die noch von dem durch Marcolini dort angelegten Englischen Park stammte. Der Baum war seit dem 12. Dezember 2007 von Aktivisten der Umweltschutzorganisation Robin Wood besetzt und wurde zum Symbol für den friedlichen Protest vieler Dresdner gegen die nach ihrer Ansicht überdimensionierte Planung der Elbquerung. Durch die Baumbesetzung und die Präsenz Dresdner Bürger war die geplante Fällung am 10. Januar zunächst verhindert worden. Eine Umplanung wie im Stockholmer Ulmenkrieg konnte letztendlich jedoch nicht erreicht werden, bei der Räumung vor den Fällarbeiten sollen sogar Demonstranten durch die Polizei misshandelt worden sein.<ref>DER SONNTAG: Eine Brücke, die trennt – Der Streit um die Dresdner Waldschlösschenbrücke geht auch mitten durch die Kirche (Memento vom 24. März 2008 im Internet Archive) (Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, 18. Februar 2008)</ref>

Am 17. April 2008 besetzten fünf Robin-Wood-Mitglieder einen Kran auf der Baustelle des Brückenwiderlagers auf Neustädter Seite und behinderten damit einige Stunden lang die Bauarbeiten.<ref>Andreas Rentsch, Thilo Alexe: Robin Wood besetzt Kran auf der Brückenbaustelle. Sächsische Zeitung, 18. April 2008</ref> Außerdem wurden von Unbekannten zwei Sabotageakte auf die in Bau befindliche Brücke verübt: Am 7. Februar 2008 wurden Schalungen mit ätzenden Flüssigkeiten übergossen<ref>Säure-Anschlag auf Waldschlösschenbrücke, welt.de, 8. Februar 2008</ref> und am 28. April 2008 wurde Sand in ein Hydraulikgetriebe gebracht.<ref>Peter Hilbert: Sand im Getriebe stoppt Bohrgerät bei Brückenbau, Sächsische Zeitung, 29. April 2008</ref>

Nach Angaben der Sächsischen Zeitung zeigten sich 2009 in einigen Häusern in der Nähe des Tunnelbaus Risse in den Häusern.<ref>Brückenbau reißt Risse in Häuser am Waldschlößchen, Sächsische Zeitung, 2. April 2009</ref>

Brückenschlag

Datei:2010 Waldschlösschenbrücke in Dresden.jpg
Einschwimmen der Waldschlösschenbrücke in Dresden, Dezember 2010

Das 60 Meter flussabwärts vom Brückenstandort am Ufer gefertigte Mittelteil (Brückenbogen) wurde im Brückeneinschwimmverfahren eingefügt und am 19. Dezember 2010 auf zwei Hilfsstützen<ref name="Stahlbau" /> in der Elbe abgesetzt.

Benennung

Nach längerer Diskussion zwischen Sommer 2011 und 20. Januar 2012 entschied sich der Dresdener Stadtrat dafür, den bisher schon inoffiziell verwendeten Namen Waldschlößchenbrücke als offizielle Bezeichnung der Brücke zu nehmen.<ref name="sz 2012-01-20" />

Anhang

Fotogalerie

Literatur

  • o. A.: Die Waldschlösschenbrücke. Eine Chronik von Planung und öffentlicher Auseinandersetzung. In: Dresdner Geschichtsverein e. V. (Hg.): Dresdner Elbbrücken in acht Jahrhunderten, Dresdner Hefte Nr. 94, Dresden 2008, S. 70–82.
  • Stadt Dresden (Hg.): Waldschlößchenbrücke und Welterbe. Dresden 2006. (Digitalisat; PDF; 721 kB)
  • Jürgen Stritzke: Realisierungswettbewerb Waldschlößchenbrücke Dresden. in: TU Dresden (Hg.): 8. Dresdner Brückenbausymposium – Tagungsband, Dresden 1998, S. 63–78. (Digitalisat)

Weblinks

Commons Commons: Waldschlößchenbrücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Projekt

Stadtverwaltung Dresden

Kritik

  • www.welterbe-erhalten.de – Webseite der Grünen Liga mit zahlreichen Dokumenten, Zeitungsbeiträgen und Stellungnahmen zur Brücke und deren Alternativen

Einzelnachweise

<references />