Zobel


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25px Dieser Artikel behandelt die Marderart. Für andere Bedeutungen siehe Zobel (Begriffsklärung).
Zobel
Zobel aus Brehms Tierleben

Zobel aus Brehms Tierleben

Systematik
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Marderverwandte (Musteloidea)
Familie: Marder (Mustelidae)
Unterfamilie: Martinae
Gattung: Echte Marder (Martes)
Art: Zobel
Wissenschaftlicher Name
Martes zibellina
(Linnaeus, 1758)

Der Zobel (Martes zibellina) ist eine Raubtierart aus der Gattung der Echten Marder (Martes), die eng mit dem auch in Mitteleuropa heimischen Baummarder verwandt ist. Er ist hauptsächlich in der asiatischen Taiga beheimatet. Bekannt ist er vor allem aufgrund des wertvollen Zobelfells.

Merkmale

Der Körperbau des Zobels ist wie bei vielen Mardern durch den langgestreckten, schlanken Rumpf und die eher kurzen Gliedmaßen charakterisiert. Die Färbung seines Fells variiert von hellbraun bis schwarz. Der Kopf ist meistens etwas heller als der Rumpf. Brust und Kehle sind oft, aber nicht immer, von einem auffälligen, orangefarbenen Fleck bedeckt. Bisweilen finden sich einzelne weißliche oder gelbe Haare im Fell. <ref name="vm77">Monakhov 2011, S. 77</ref>

Das Winterfell ist ausgesprochen lang und seidig, während es im Sommer kürzer, rauer und dunkler wird. Der Fellwechsel erfolgt jeweils zwischen März und Mai sowie zwischen August und November.<ref name="vm79">Monakhov 2011, S. 79</ref> Morphologisch ähnelt der Zobel dem Baummarder, ist aber etwas größer und kurzschwänziger, und das Fell ist seidiger und weicher.<ref name="vm77"/>

Zobel erreichen eine Kopfrumpflänge von 32 bis 53 Zentimeter (Männchen) bzw. 30 bis 48 Zentimeter (Weibchen). Der buschige Schwanz wird 12 bis 18 Zentimeter lang. Im Schnitt sind Männchen um 9 % größer als Weibchen. Das Gewicht der Männchen beträgt 1150 bis 1850 Gramm, das der Weibchen 650 bis 1600 Gramm. Im Winter erhöht sich das Gewicht um 7 bis 10 %.<ref name="vm78">Monakhov 2011, S. 78</ref><ref name="vm80">Monakhov 2011, S. 80</ref>

Verbreitung und Lebensraum

Datei:Sable area.png
Heutiges Verbreitungsgebiet des Zobels (IUCN)

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Zobels umfasste weite Teile des nördlichen Eurasiens und schloss auch Skandinavien ein.<ref name="wmw">Nowak 1999, S. 717</ref> In Teilen ihres Verbreitungsgebietes sind sie verschwunden, so kommen sie heute nicht mehr westlich des Uralgebirges vor. Das heutige Verbreitungsgebiet umfasst Teilgebiete der folgenden Staaten:<ref name="vm79"/>

Der typische Lebensraum ist dichter Nadelwald. Dabei werden das Flachland wie das Gebirge gleichermaßen bewohnt.<ref name="vm81">Monakhov 2011, S. 81</ref>

Lebensweise

Aktivität

Zobel halten sich vorwiegend am Boden auf, können aber gut klettern. Sie errichten in ihrem Revier mehrere Nester, meist in hohlen Baumstämmen, in Erdspalten oder unter Baumwurzeln, die sie mit trockenen Pflanzen oder Haaren auspolstern. <ref name="msw"/><ref name="vm82">Monakhov 2011, S. 82</ref>

Der Aktionsraum eines Zobels umfasst 4 bis 30 km². Die Größe des Aktionsraums ist vom Lebensraum und somit vom Nahrungsreichtum, aber auch vom Alter eines Tieres abhängig. Täglich legt ein Zobel innerhalb seines Aktionsraums zwischen 6,5 und 12 km zurück. Insgesamt entfernt er sich kaum jemals weiter als 30 km von einem Ort, in Ausnahmefällen wurden aber auch Wanderungen von 300 km festgestellt. <ref name="vm81"/>

Hauptsächlich sind Zobel dämmerungsaktiv, können aber auch in der Nacht und selten am Tage unterwegs sein. Bei sehr kaltem Wetter halten sie sich oft mehrere Tage in ihrem Nest auf. Die Fortbewegung erfolgt mit kleinen Sprüngen von 40 bis 70 cm Weite. Theoretisch ist Zobeln ein Sprung von bis zu 4 m Weite möglich. <ref name="vm82"/>

Ernährung

Den Hauptanteil an der Nahrung machen kleine Nagetiere aus. In Sibirien bilden Polarrötelmäuse mehr als 50 % des Nahrungsspektrums des Zobels.<ref name="hmw">Wilson & Mittermeier 2009, S. 632</ref> Weitere Säugetiere auf dem Speiseplan können Hörnchen, Pikas, Bisamratten, Murmeltiere, Hasen und auch junge Moschushirsche sein.<ref name="vm81"/> An tierischer Nahrung werden außerdem Vögel, Fische und Insekten gefressen.<ref name="wmw"/> Auch Honig wird aus Bienennestern geleckt.<ref name="wmw"/>

Auch Pflanzen machen einen beträchtlichen Anteil an der Nahrung aus. Am mittleren Jenissej wurde festgestellt, dass die dortigen Zobel sich zu 20 % von Kiefernsamen und Heidelbeeren ernähren.<ref name="hmw"/>

Fortpflanzung

Die Paarungszeit liegt zwischen Mitte Juni und Anfang August. Wegen einer Keimruhe verzögert sich jedoch die Einnistung monatelang, so dass die Tragzeit insgesamt 245 bis 298 Tage beträgt. Geburten finden zwischen dem 25. März und dem 3. Mai statt. Ein Wurf umfasst ein bis sieben, im Schnitt drei Junge. Neugeborene Zobel sind nackt und blind und 11 bis 12 cm groß, sie öffnen die Augen nach rund einem Monat, verlassen kurz darauf erstmals das Nest und werden mit sieben Wochen entwöhnt. Die Geschlechtsreife erreichen sie zu Beginn des zweiten Lebensjahres.<ref name="vm80"/>

Die Wahrscheinlichkeit, das erste Lebensjahr zu vollenden, liegt nur bei 20 %. Nur sehr wenige Zobel werden älter als neun Jahre, in freier Wildbahn ist aber ein Höchstalter von achtzehn Jahren nachgewiesen. In Gefangenschaft betrug die höchste Lebensdauer 22 Jahre.<ref name="vm81"/>

Systematik und Namen

Carl von Linné beschrieb den Zobel 1758 in seiner Systema Naturae unter dem Namen Mustela zibellina. Die Einordnung in die Gattung der Echten Marder (Martes) nahm Sergei Ognev 1925 vor. <ref name="vm76">Monakhov 2011, S. 76</ref>

Verschiedene Autoren haben dem Zobel den Status einer eigenständigen Art abgesprochen und sehen ihn als konspezifisch mit dem Baummarder, dem Fichtenmarder und/oder dem Japanischen Marder an. Vor allem der Japanische Marder wird manchmal als Unterart des Zobels eingestuft.<ref name="msw">Wilson & Reeder 2005</ref>

Verschiedene Autoren haben sich daran versucht, den Zobel in Unterarten einzuteilen. Dabei werden zwischen zwei und dreißig Unterarten genannt. Erschwert wird das Unterfangen einer Einteilung dadurch, dass Zobel oft zur Wiederansiedlung in beliebigen Gegenden ausgesetzt wurden. Zudem sind Zobel auch innerhalb einer Population so variabel, dass man kaum gemeinsame Merkmale finden kann, die sie von anderen Zobel-Populationen abgrenzten.<ref name="vm77"/> Was sich jedoch feststellen lässt, ist, dass die größten Zobel in Kamtschatka, im Altai und im Ural vorkommen, die im Schnitt kleinsten Zobel in der Gegend von Ussuri und Amur; zudem leben in der Baikalsee-Region, in Jakutien und am Amur häufig besonders dunkle, im Transural besonders helle Zobel.<ref name="vm78"/>

Der deutsche Name "Zobel" ist durch den Fellhandel aus slawischen Sprachen entlehnt worden. Verwandt ist etwa russisch "Соболь" (sobol).<ref>Günther Drosdowski: Duden - Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Dudenverlag, 1989.</ref>

Zobel und Mensch

Hauptartikel: Zobelfell
Datei:Zobelhaarpinsel.jpg
Zobelhaarpinsel etwa aus der 1. Hälfte des 20. Jh. zur Reinigung empfindlicher Gegenstände (z.B. Objektive)

Bekannter als das Tier, das sich hinter dem Namen verbirgt, ist oft der Zobelpelz, der über Jahrhunderte als eines der wertvollsten Felle gehandelt wurde. Zobelfelle wurden bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. von skythischen Völkern bezogen und über das Schwarze Meer in die griechische Welt verschifft. Später wurden Zobelfelle besonders in Russland zu einem Statussymbol. So genannte Kronenzobel mussten als Tribut an den Staat abgeliefert werden; die Krone der russischen Zaren war bis ins 17. Jahrhundert eine juwelenbesetzte Zobelfellmütze. Unterworfene Völker Sibiriens pflegten Tribut in Zobelfellen zu entrichten. <ref>Grzimek 1979, S. 59</ref>

Durch übermäßige Bejagung war der Zobel am Anfang des 20. Jahrhunderts selten geworden. In der Sowjetunion wurden zwischen 1940 und 1960 die Jagd und das Fallenstellen gänzlich verboten, in dieser Zeit wurden 20.000 Zobel aus Farmen in freier Wildbahn ausgesetzt. Diese Maßnahmen führten dazu, dass es heute wieder zwischen 1,1 und 1,3 Millionen Zobel in freier Wildbahn<ref name="vm81"/> gibt und dass der Zobel von der IUCN als nicht bedroht geführt wird. <ref name="vm83">Monakhov 2011, S. 83</ref>

Der Preis für Zobelfelle lag im Jahr 2010 bei 167 $ für Pelze aus Zobelfarmen und 138 $ für in der Wildnis gejagte. 11.000 Felle stammten in diesem Jahr aus den Farmen, 366.000 von wild geschossenen Zobeln. <ref name="vm82"/>

Einzelnachweise

<references/>

Literatur

  • Vladimir G. Monakhov: Martes zibellina. In: Mammalian Species 2011, Nr. 43, S. 75-86
  • Ronald M. Nowak (Hrsg): Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999. ISBN 0-8018-5789-9
  • Don E. Wilson, Russell A. Mittermeier (Hrsg): Handbook of the Mammals of the World. Volume 1: Carnivores. Lynx Edicions, 2009. ISBN 978-84-96553-49-1.
  • Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 0-8018-8221-4
  • Bernhard Grzimek (Hrsg): Grzimeks Tierleben. Band 12: Säugetiere 3. dtv Verlag, 1979. ISBN 3-423-03207-3

Weblinks

Commons Commons: Zobel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien