August Macke
August Robert Ludwig Macke (* 3. Januar 1887 in Meschede, Hochsauerland; † 26. September 1914 bei Perthes-lès-Hurlus, Champagne) war einer der bekanntesten deutschen Maler des Expressionismus. Er beteiligte sich an den beiden Ausstellungen des Blauen Reiters.
In rund zehn Jahren schuf Macke ein Werk, das sich unter dem Einfluss der vielfältigen Kunstströmungen der Zeit zunächst stilistisch rasch wandelte. Der persönliche Stil, zu dem er schließlich fand, und der heute als typisch für Macke empfunden wird, ist geprägt durch die Beschäftigung mit der Wirkung des Lichts und durch die Verwendung reiner, leuchtender, harmonierender Farben. Die Gemälde wirken heiter und leicht, alles Tragische ist ihnen fremd. „Seine Bilder befriedigen die Sehnsucht nach positiven Bildern einer intakten Welt, dem Gleichklang des Menschen mit den Dingen, die ihn umgeben.“<ref>Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster u. a. (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa, S. 27.</ref>
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft und Schulzeit
August Macke wurde am 3. Januar 1887 im sauerländischen Meschede geboren. Sein Vater August Friedrich Macke (1845–1904), ein Tiefbauingenieur und mäßig erfolgreicher Bauunternehmer, zeichnete in seiner Freizeit und sammelte alte Stiche und Münzen. Die Mutter Maria Florentine Macke, geborene Adolph (1848–1922) entstammte einer bäuerlichen Familie. Nach seinen zwei älteren Schwestern Ottilie und Auguste war August das dritte Kind der Familie.<ref>August Mackes Lebensweg, August Macke Haus, Bonn, 2009/10. Abgerufen am 13. September 2011</ref>
Bald nach Augusts Geburt zog die Familie nach Köln, wo er ab 1897 das Gymnasium besuchte. Nach einem erneuten Umzug nach Bonn wechselte er 1900 auf das dortige Realgymnasium. Während der Schulzeit bewies August Macke Begabung im Zeichnen und Malen und ein lebhaftes Kunstinteresse.
1903 lernte er seine spätere Frau Elisabeth Gerhardt, die Tochter des Bonner Fabrikanten Carl Gerhardt kennen. Elisabeth wurde von nun an sein wichtigstes Modell; er porträtierte sie mehr als zweihundertmal.<ref>Website zur Ausstellung „Mein zweites Ich“, August Macke Haus, Bonn, 2009/10.</ref> Ihr Onkel, der wohlhabende Berliner Unternehmer, Kunstsammler und -mäzen Bernhard Koehler, sollte Macke später mehrfach unterstützen.
Ausbildung
1904 verließ er gegen den Willen des Vaters die Schule in der Unterprima und begann eine Ausbildung an der Königlichen Kunstakademie Düsseldorf. Schon bald kritisierte er den starren Lehrplan und vor allem das fortwährende Zeichnen nach Gipsabgüssen. Er besuchte die Akademie nur noch gelegentlich und verließ sie vorzeitig im November 1906. Parallel belegte er 1905 Kurse an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, die ihm mehr Anregungen vermittelte.
Über den mit ihm befreundeten Wilhelm Schmidtbonn kam er in Kontakt mit Louise Dumont und Gustav Lindemann, die am Düsseldorfer Schauspielhaus eine Reformierung des Theaters anstrebten. Mit großer Begeisterung entwarf August Macke 1906 Bühnendekorationen und Kostüme für eine Reihe von Aufführungen. Schmidtbonn beschrieb den damals 19-jährigen Macke: „Er war breit und groß, mit gesundem und lachendem Gesicht. Seine Gestalt, Gesicht, Stimme füllten unser Zimmer ungewohnt aus. Ich bin sie für immer los“, schrieb er 1907 an seine Freundin Elisabeth.<ref>Zitiert nach: Ursula Heiderich: August Macke – der hellste und reinste Klang der Farbe, S. 24.</ref> Er wandte nun seine Aufmerksamkeit vom Motiv ab und der Bildwirkung selbst zu, wobei ihn Licht und Farbe, deren Wirkung Zusammenklang besonders interessierten. Vorübergehend, beispielsweise in dem Gemälde Am Rhein bei Hersel, verwendete er die typisch impressionistische Maltechnik der kleinen, verwischten Pinselstriche. Vor allem aber wirkte sich der Einfluss des Impressionismus auf seine Motivwahl aus. Macke bevorzugte nun alltägliche Motive ohne Symbolgehalt: seine eigene häusliche Umgebung, Gärten, Landschaften, Spaziergänger, Tiere im Zoo.
Mackes besondere Bewunderung unter den impressionistischen Malern galt Édouard Manet. Dessen Vorbild war bei Motivwahl und Bildkomposition dann noch wirksam, als Macke die impressionistische Malweise bereits wieder hinter sich gelassen hatte; so lässt sich das Staudacherhaus am Tegernsee von 1910 auf Manets Landhaus in Rueil zurückführen.
Expressionismus
Im Verlauf des Tegernseer Jahres änderte sich Mackes Malweise erneut, diesmal unter dem Einfluss der französischen Fauves, aber auch der deutschen Expressionisten, darunter Mitglieder der Neuen Künstlervereinigung München, wie Franz Marc und Gabriele Münter. Seine Gemälde weisen nun eine leuchtende Farbigkeit und vereinfachte Formen auf, die häufig mit einer dunklen Linie umrandet sind. Die Raumtiefe tritt zugunsten einer flächigen Wirkung zurück, und häufig ist ein Interesse am Ornamentalen zu erkennen. Die zahlreichen Stillleben, die Macke von nun an bis etwa 1912 malte, zeigen den Einfluss des von ihm bewunderten Henri Matisse.
Während seines Kontaktes mit dem Blauen Reiter experimentierte Macke bisweilen mit einer abstrahierenden Malweise nach dem Vorbild von Wassily Kandinsky und Franz Marc. Unter anderem entstand das Gemälde Der Sturm, das im Almanach des Blauen Reiters abgebildet wurde. Macke gab diesen innerhalb seines Gesamtwerks untypischen und ihm nicht gemäßen Malstil im Lauf des Jahres 1912 wieder auf.
Reifer Stil
Das Gemälde Spaziergänger am See I (1912) markiert eine entscheidende Wende in Mackes Werk. Scharfkantige, spitzwinklige Formen sind hier in ruckartiger Dynamik gegeneinandergesetzt, die Geschlossenheit der Bildfläche ist aufgelöst. Macke reagierte damit auf die Eindrücke des Frühkubismus mit seinen Vorreitern Pablo Picasso und Georges Braque. Anfänglich übernahm er sogar die für ihn ganz untypische, dunkel-gedämpfte Farbigkeit dieses Malstils. Dagegen sind die prismatischen, sich überlagernden und überschneidenden Elemente, die ebenfalls seit 1912 in Mackes Gemälden und Zeichnungen auftauchen, auf Einflüsse des Futurismus zurückzuführen. Dessen Anliegen war es unter anderem, durch die simultane Darstellung aufeinanderfolgender Vorgänge Geschwindigkeit auszudrücken. Ein Beispiel dafür ist das Große helle Schaufenster von 1912. In der Schaufensterscheibe spiegelt sich das Gewirr der Straße, darunter ein nach links laufendes Pferd, ein nach rechts sich bewegender Droschkenkutscher und oben rechts ein Revolver (möglicherweise ein Plakat).<ref>Astrid von Friesen: August Macke: ein Maler-Leben, S. 88.</ref> Stark beeindruckt war Macke darüber hinaus von den rhythmisch gegliederten, durch Licht und Farbe bewegten Bildern des mit ihm persönlich bekannten Robert Delaunay. Dessen Einfluss ist von nun an in vielen Gemälden Mackes zu erkennen, so im Modegeschäft (1913).
August Macke schloss sich keiner dieser Kunstrichtungen vollständig an, sondern entnahm ihnen jeweils die ihm gemäßen Elemente und entwickelte daraus seinen persönlichen, unverwechselbaren Stil. Die Gegenstände werden nun vereinfacht (häufig als geometrische Formen) und der Farbkomposition untergeordnet, dabei wird jedoch die Gegenständlichkeit nicht völlig aufgegeben. Die Farben leuchten, es gibt keine harten Konturen mehr. Beispielhaft zeigt dies der Garten am Thuner See von 1913, eins von Mackes wenigen reinen Landschaftsbildern. Seine wichtigsten Themen hatte der Maler nun gefunden: Frau(en) vor Schaufenster, Spaziergänger im Park, Tiere im Zoo. In vielen der Gemälde herrscht Bewegungslosigkeit; die Menschen sind vom Betrachter abgewandt, oft halten sie den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen wie in Meditation. Häufig haftet den Bildern etwas Träumerisches an. Sie zeigen Mackes Vision von einer paradiesischen Welt.
Macke als Zeichner
Das Zeichnen begleitete August Macke während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn. Er hinterließ rund 6000 Skizzenbuch- und ca. 3000 Einzelblattzeichnungen.<ref>Ursula Heiderich: Zur Zeichenkunst August Mackes. In: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 115.</ref> Zunächst war das Zeichnen für ihn ein Mittel zum Erlernen der Malerei; die Zeichnung half ihm, gestalterische Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. „Fast immer habe ich auf der Straße das Skizzenbuch zur Hand, um Bewegungen von Menschen und Tieren allmählich voll beherrschen zu können, denn das lehrt einen kein Professor“,<ref>Zitiert nach: Ursula Heiderich: Zur Zeichenkunst August Mackes, in: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 117.</ref> schrieb er 1904 an seine Eltern. Ebenfalls zu Studienzwecken zeichnete er in dieser Zeit zahlreiche Werke anderer Künstler nach. Später nutzte er gezeichnete Vorstudien zur Vorbereitung von Gemälden. Dabei war ihm die Zeichnung ein wichtiges Medium zur Herausbildung seiner malerischen Ausdrucksweise. Hervorgehoben wird Mackes Begabung als Karikaturist.<ref>Klaus Lankheit: Karikaturen von der Hand August Mackes aus dem Nachlaß Franz Marc, in: Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, S. 133.</ref>
Rezeption
Seit 1911 werden Werke von August Macke regelmäßig auf Ausstellungen gezeigt. Eine Unterbrechung brachte die Zeit des Nationalsozialismus, in der Mackes Gemälde unter das Verdikt der „entarteten Kunst“ fielen und aus öffentlichen Sammlungen entfernt wurden. 1937 wurden Bilder von ihm auf der Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt, nach einem Protest des Deutschen Offiziersbundes jedoch wieder entfernt (Macke war im Weltkrieg Offizier gewesen und mit dem EK 1 ausgezeichnet worden). Um welche und welche Anzahl von Bildern es sich handelte, lässt sich nicht mehr feststellen.<ref>Stephanie Barron (Hrsg.): „Entartete Kunst“ – Das Schicksal der Avantgarde in Nazi-Deutschland (Ausstellungskatalog), München 1992, S. 64.</ref> 1939 wurde das beschlagnahmte Gemälde Gartenrestaurant (1912) im Rahmen einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Auktion ins Ausland verkauft.<ref>Stephanie Barron (Hrsg.): „Entartete Kunst“ – Das Schicksal der Avantgarde in Nazi-Deutschland (Ausstellungskatalog), München 1992, S. 162.</ref>
Nach dem Krieg waren Werke von August Macke unter anderem auf der documenta 1 (1955) und der documenta III (1964) vertreten sowie im Ausland auf Gemeinschaftsausstellungen.
1959 stiftete seine sauerländische Heimatregion den August-Macke-Preis; seit 1989 vergibt die Stadt Bonn alle zwei Jahre die August-Macke-Medaille. Preisträger der August-Macke-Medaille waren unter anderen:
- 1996: Ernemann Sander
- 1997: Douglas Swan
- 1999: Hilla Jablonsky
- 2001: Ulrike Rosenbach
- 2003: Reinhard Puch
- 2008: Dieter Rübsaamen
- 2016: Hans Delfosse<ref>August-Macke-Medaille, auf kulturpreise.de</ref>
1991 wurde in Mackes ehemaligem Wohnhaus in Bonn das Museum August-Macke-Haus eingerichtet.
Bedeutende Macke-Sammlungen befinden sich im Kunstmuseum Bonn sowie im LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster, wo der Nachlass betreut wird.
Literatur
- Mathias T. Engels: August Macke. Monographien zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart 1. Bongers, Recklinghausen 1958.
- Städtisches Kunstmuseum Bonn: August Macke und die Rheinischen Expressionisten. Bonn 1973.
- Aurel Bongers, Joachim Heusinger von Waldegg, Dierk Stemmler (Hrsg.): Die Rheinischen Expressionisten – August Macke und seine Malerfreunde. Bonn 1984, ISBN 3-7647-0323-7.
- Ernst-Gerhard Güse (Hrsg.): August Macke – Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen. Katalog zur Ausstellung 1987 in Münster, Bonn und München. Bruckmann, München 1986, ISBN 3-7654-2081-6.
- Rosel Gollek: Macke, August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 617 f. (Digitalisat).
- Astrid von Friesen: August Macke: ein Maler-Leben. Ellert & Richter, Hamburg 1989, ISBN 3-89234-144-3.
- Peter Dering, Margarethe Jochimsen (Hrsg.): Kontemplation und Glück. August Mackes Menschenbild. Ausstellungskatalog, 12. März – 28. Mai 2000. Verein August-Macke-Haus, Bonn 2000, ISBN 3-929607-31-X (Schriftenreihe Verein August-Macke-Haus. 32).
- Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Kunstmuseum Bonn (Hrsg.): August Macke und die frühe Moderne in Europa. Katalog zur Ausstellung 2001/02 in Münster und Bonn. Cantz, Ostfildern 2001, ISBN 3-7757-1146-5.
- Elisabeth Erdmann-Macke: Erinnerungen an August Macke. Fischer, Frankfurt am Main 1987 und weitere Auflagen, ISBN 3-596-25660-7.
- Hansestadt Stade, Kunsthaus Stade, Museum für neue Kunst, Städtische Museen Freiburg, Verein August Macke Haus Bonn e. V. (Hrsg.): August Macke – ganz privat. Eine Reise durch das Leben von August Macke. Wienand, Köln 2009, ISBN 978-3-86832-007-7.
- Hildegard Reinhardt: August und Elisabeth Macke. Spuren ihrer Beziehung (1903–1914). In: Mein zweites Ich. August und Elisabeth Macke. Bonn 2009 (Schriftenreihe Verein-August-Macke-Haus. 56).
- Josef Niesen: A. Macke. Biographie in: Bonner Personenlexikon. 3. Auflage. Bouvier, Bonn 2012.
- Johannes Wilkes: August Macke – ein Farbenroman. Bernstein, Siegburg 2014, ISBN 978-3-939431-87-9.
Weblinks
- Werke von August Macke. In: Zeno.org.
- August Macke Haus in Bonn
- Lutz Walther, Janca Imwolde: August Macke. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Ausstellungen von August Macke auf kunstaspekte.de
- Literatur von und über August Macke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über August Macke in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Materialien von und über August Macke im documenta-Archiv
- Biographie auf Rheinische-Geschichte
Einzelnachweise
<references />
Dawid Burljuk | Alexej von Jawlensky | Wassily Kandinsky | Paul Klee | Alfred Kubin | August Macke | Franz Marc | Gabriele Münter | Arnold Schönberg | Marianne von Werefkin
Personendaten | |
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NAME | Macke, August |
ALTERNATIVNAMEN | Macke, August Robert Ludwig (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler des Expressionismus |
GEBURTSDATUM | 3. Januar 1887 |
GEBURTSORT | Meschede, Westfalen |
STERBEDATUM | 26. September 1914 |
STERBEORT | bei Perthes-lès-Hurlus, Champagne |