Binnenschifffahrt


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Binnenschifffahrt ist die überwiegend berufliche/unternehmerische Schifffahrt auf Binnengewässern und Binnenwasserstraßen, also auf Flüssen, Kanälen und Seen im Bereich des Güter- und Personentransports. Ein Teil der Sportschifffahrt findet ebenfalls im Binnenschifffahrtbereich statt. Die Binnenschifffahrt entwickelte sich von der Flößerei über Treidelschifffahrt und Dampfschifffahrt zur Motorschifffahrt (siehe auch Geschichte der Binnenschifffahrt). Wie in der Seeschifffahrt gibt es in der Binnenschifffahrt eine Vielzahl verschiedener Schiffstypen.

Datei:Binnenschiffahrt in Köln.jpg
Dichter Verkehr auf dem Rhein in Köln
Datei:Containerschiff Amistade-Nyks.jpg
Containerschiff der neuesten Generation in Neuwied zu Berg; max. 500 TEU

Schiffbare Gewässer hatten früher eine größere Bedeutung als heute. Große Flüsse und ihre Nebenflüsse prägten Wirtschaftsräume (siehe auch Geographie Europas#Flüsse), Liste von Flüssen in Europa. Zum Beispiel trug die europäische Wasserscheide (zwischen den deutschen Flüssen, die in Nord- oder Ostsee münden und dem Flusssystem der Donau, die ins Schwarze Meer mündet) zu einer Trennung zwischen den Donauländern und anderen europäischen Ländern bei. Ein Grund dafür war, dass der Transport mit anderen Mitteln (z. B. Karren, die von Tieren oder Menschen gezogen wurden) sehr beschwerlich und langsam war. Ein Indiz für die Bedeutung der Binnenschiffahrt vor dem Aufkommen der Eisenbahn ist, dass es auf dem Wiener Kongress eine eigene Kommission gab, die sich nur mit Fragen der Flussschifffahrt beschäftigte.

Datei:Schiff 7.JPG
Gastankschiff

Schifffahrtsstraßen, Bauwerke, Häfen

Bedeutsam ist die Binnenschifffahrt in Deutschland vor allem auf den Flüssen Rhein, Main, Donau, Mosel, Neckar, Weser, Elbe, Oder und Havel sowie auf verschiedenen Kanälen wie dem Mittellandkanal, dem Elbe-Havel-Kanal, dem Elbe-Seitenkanal, dem Main-Donau-Kanal, dem Oder-Havel-Kanal, dem Rhein-Herne-Kanal, dem Dortmund-Ems-Kanal, dem Datteln-Hamm-Kanal und dem Wesel-Datteln-Kanal. Die letzten drei genannten Kanäle treffen sich in Europas größtem Kanalknotenpunkt in Datteln. In Deutschland gibt es ca. 7.300 km Binnenwasserstraßen, 75 % Flüsse und 25 % Kanäle. Dazu gehören 335 Schleusen, 280 Wehre, drei Schiffshebewerke, zwei Talsperren und etwa 1300 Brücken. Laut Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) haben 56 der 74 deutschen Großstadtregionen einen Wasserstraßenanschluss. Einen Hafen für den Binnenschiffsverkehr nennt man Binnenhafen. Der Duisburger Hafen ist der größte Binnenhafen Europas (siehe Kategorie:Ort mit Binnenhafen).

Frachtschifffahrt

Datei:Bundesarchiv Bild 195-1886, Rheinbefliegung, Kehl - Ottenheim.jpg
Frachtschifffahrt auf dem Rhein südlich von Kehl im September 1953

Frachtschiffe transportieren Güter, vor allem Container, Kohle und Erze, Agrargüter, Erdöl und Erdölprodukte, Sand und Kies, Stahl und Schrott sowie Gefahrgüter.

2006 war das (seit 1991) beste Jahr beim Gütertransport in der Binnenschifffahrt Deutschlands; insbesondere das letzte Quartal war durch eine starke Transportnachfrage gekennzeichnet. Das Transportaufkommen betrug 2006 243,5 Mio. t; das waren 2,8 % mehr als 2005. Auf Binnenschiffen unter deutscher Flagge wurden davon 82,0 Mio. t transportiert (33,7 %). Die Güterverkehrsleistung betrug somit 64,0 Mrd. tkm.

Das Jahr 2009 war von der Weltwirtschaftskrise ab 2007 geprägt; die Menge beim Gütertransport mit Binnenschiffen in Deutschland betrug 204,5 Mio. t (gegenüber 2008 mit 245,7 Mio. t = 16,8 % weniger als im Vorjahr). Der Wert war damit etwa so niedrig wie Mitte der 1960er Jahre (Werte von Bundesrepublik und DDR zusammengerechnet).

Im Jahr 2013 lag die Beförderungsmenge der deutschen Binnenschifffahrt wieder bei 227 Mio. Tonnen<ref>Frank Binder: Deutsche Seehäfen: Umschlag um 0,6 Prozent gesunken. In: Täglicher Hafenbericht vom 10. Februar 2014, S. 1</ref>, 2014 wurden 228,5 Mio. Tonnen Ladung befördert.<ref>Mehr Güter übers Wasser · Binnenschifffahrt: 228,5 Millionen Tonnen Ladung in 2014. In: Täglicher Hafenbericht vom 31. August 2015, S. 1/3</ref>

Entwicklung der Güterbeförderung
in der Binnenschifffahrt Deutschlands
Jahr* Güter-
beförderung
(in Mio. t)
Leistung in
Tonnenkilometern
(in Mrd. tkm)
Jahr* Güter-
beförderung
(in Mio. t)
Leistung in
Tonnenkilometern
(in Mrd. tkm)
1950 72 16,8 1990 222 54,8
1955 125 28,6 1991 230 56,0
1960 171 40,4 1996 227 61,3
1965 196 43,6 2001 236 64,8
1970 240 48,8 2006 243 64,0
1975 237 47,6 2011 222 55,0
1980 241 51,4 2012 223,2 58,5
1985 222 48,2 2013 227 60,0
* Die Zahlen gelten bis 1990 für die alte BRD, ab 1991 für Gesamtdeutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt,<ref name=destatis2007>Destatis: Binnenschifffahrt 2007 (Memento vom 16. November 2011 im Internet Archive)</ref><ref>Destatis: Verkehrsleistung: Güterbeförderung</ref><ref>Täglicher Hafenbericht vom 19. April 2013, S. 3</ref>

Auf den Eisenbahnverkehr entfiel 2006 ein Güterverkehrsaufkommen von 346,2 Mio. t (+ 9,1 %) und auf den Straßengüterverkehr 3.315,9 Mio. t (+ 5,9 %). Der Anteil der Binnenschifffahrt an der gesamten Güterverkehrsleistung der Landverkehrsträger in Deutschland lag 2006 bei 10,3 %.

Die Entwicklung in den Teilmärkten war unterschiedlich. Der Containerverkehr lag 2006 bei 2,08 Mio. TEU (Standard-Container), 2009 bei knapp 1,9 Mio. TEU und damit um 8 % geringer als im Vorjahr. Im Jahr 2014 wurden bei der Binnenschifffahrt 2,38 Mio. TEU befördert (+ 7,9 % zum Vorjahr 2013).<ref>Mehr Güter übers Wasser und Containergeschäft wächst · 2,38 Millionen TEU in 2014 transportiert – Steigerung um 7,9 Prozent. In: Täglicher Hafenbericht vom 31. August 2015, S. 1+3</ref>

Das Frachtvolumen für die verschiedenen Güterarten war im Jahr 2006 folgendermaßen:

Güterbeförderung der Binnenschifffahrt
Deutschlands (2007) nach Güterarten
Festes
Massengut
Flüssiges
Massengut
Stückgut, nicht
im Container
Stückgut,
im Container*
164 Mio. t 41 Mio. t 29 Mio. t 15,8 Mio. t
* Gewicht einschließlich Container
Quelle: Statistisches Bundesamt<ref name=destatis2007 />

Unter deutscher Flagge wurden von dieser Gesamtmenge 322.000 TEU oder 15,5 % gefahren. Davon entfielen auf den innerdeutschen Verkehr 182.000 TEU und auf den grenzüberschreitenden Verkehr 1,898 Mio. TEU.

Fahrgastschifffahrt

Datei:Wappen von Köln.JPG
Tagesausflugsschiff Wappen von Köln

Die Bedeutung der Fahrgastschifffahrt hat auf einigen Binnengewässern als touristisches Verkehrsmittel zugenommen. Mittlerweile verkehren auf deutschen Gewässern rund 1000 Fahrgastschiffe, die jährlich ungefähr 10 Millionen Fahrgäste befördern. Die Flotte der Kabinenfahrgastschiffe für Kreuzfahrten auf Binnengewässern („Flusskreuzfahrt“) ist gewachsen. Am 31. Dezember 2014 waren für die deutsche Fahrgastschifffahrt auf Binnengewässern 989 Tagesausflugsschiffe und 61 Kabinenfahrgastschiffe registriert.

Fähren ergänzen an Flüssen und Kanälen weit voneinander entfernte Brücken durch Nahverkehrsverbindungen. Auch an langgestreckten Seen ersparen sie Umwege.

Große Binnenschiffsreedereien sind u.a.

Im Bereich des Mittelrheins gibt es viele mittelständische Passagierschifffahrts-Unternehmen, in Passau ist die Reederei Wurm & Köck beheimatet.

Bedeutend für Europa sind die Schweizer mit ihren Schiffen, Marktführer in Deutschland ist die Schweizer Reederei Viking River Cruises.

Seit April 2005 betreibt das Biesboschcentrum in Dordrecht (Niederlande) das behindertengerechte Fahrgastboot Halve Maen, das als erstes Boot mit Hybridantrieb (Dieselmotor, Elektromotor, Solarzellen und Speicherbatterien) ausgerüstet ist. Bei der Alsterschifffahrt (ATG) in Hamburg fährt neben dem Solarschiff „Alstersonne“ <ref>Alstersonne</ref> das mittels Brennstoffzellen und Elektromotor angetriebene Fahrgastschiff „Alsterwasser“ (Zemships).

Ver- und Entsorgung der Binnenschiffe

Früher fuhren zur Versorgung der Binnenschiffe mit frischem Proviant die Proviantboote. Das waren kleine schwimmende Tante-Emma-Läden. Neben Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs bekam man auch Kleidung und Ausrüstungsgegenstände für das Schiff. Mittlerweile sind fast alle Proviantboote von den Wasserstraßen verschwunden, da heute jedes Schiff eine Stromversorgung hat und so auch Kühlschränke an Bord sind.

Da ein Schiff nicht einfach an eine Tankstelle fahren kann, gibt es die Bunkerboote. Diese gehen während der Fahrt längsseits und versorgen die Schiffe mit Brennstoff, Trinkwasser, Schmieröl und auf Vorbestellung auch mit Ersatzteilen und Material, die zum Unterhalt der Schiffe notwendig sind. In einigen Städten gibt es auch feste Bunker- und Servicestationen. Dort kann man inzwischen auch Lebensmittel, Getränke und Zeitungen kaufen.

Zur Entsorgung von ölhaltigem Abfall, wie Putzlappen, verbrauchte Ölfilter und ölverschmutztem Bilgenwasser fahren die Bilgenboote. Diese pumpen das Bilgenwasser und Altöl ab. Das Bilgenwasser wird an Bord gesammelt und gereinigt bzw. fachgerecht entsorgt. An Bord jedes Schiffes muss ein Buch über den Verbrauch von Schmierstoffen geführt werden. Es wird von der Wasserschutzpolizei überprüft, und mit den Eintragungen im Bilgenbuch verglichen.

Auch geistlichen Beistand gibt es auf den Wasserstraßen für die Besatzungen. In Duisburg fahren zwei Kirchenboote (ev./kath.). An Bord finden neben Andachten auch Taufen und Trauungen statt. An kirchlichen Feiertagen werden an die Kinder der Binnenschiffer kleine Geschenke verteilt.

Betriebsformen

In der deutschen Binnenschifffahrt waren 2005 (Stand 30. Juni 2005) 8.116 Personen tätig. 3977 Personen waren davon der gewerblichen Binnenschifffahrt 3669 der Fahrgastschifffahrt zuzuordnen. Bei der gewerblichen Gruppe waren 844 Schiffseigner, 3367 fahrendes Personal und auf der Landseite 610 Beschäftigte. In der Personenschifffahrt betrug die Zahl der Schiffseigner 395, die des fahrenden Personals 2908 und die der landseitig tätigen 761 Personen.

Mit 1280 Unternehmen war zum 30. Juni 2005 ein Wachstum von 7,7 % gegenüber 2004 zu verzeichnen. Während aber die Trockengüterschifffahrt um 1,3 % auf 663 Unternehmen abnahm, wuchs die Personenschifffahrt um 70 Unternehmen auf 380, ein Plus von 22,6 %. Auf das Tankschiffsgewerbe entfielen 207 Unternehmen, eine Veränderung um + 12,5 % gegenüber dem Vorjahr. In der Schleppschifffahrt waren 55 und in der Werkschifffahrt 28 Unternehmen erfasst.

Betriebsformen in der Binnenschifffahrt regeln die täglichen Fahr- und Ruhezeiten in Abhängigkeit von Schiffsgröße und Besatzungsstärke (Binnenschiffsuntersuchungsordnung). Für die Rheinschifffahrt (Kap.4, Anhang XI BinSchUO) gilt dabei folgende Ordnung:

  • A1 erlaubt die Fahrt bis zu 14 Stunden und eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 8 Stunden außerhalb der Fahrt, zwischen 22 und 6 Uhr. Dies gilt für sieben Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr.
  • A2 erlaubt die Fahrt bis zu 18 Stunden und 6 Stunden Ruhezeit zwischen 23 und 5 Uhr.
  • B erlaubt die Fahrt bis zu 24 Stunden und eine Ruhezeit von 24 Stunden innerhalb von 48 Stunden, wovon zweimal 6 Stunden ununterbrochen sein müssen.

Derzeit führt das europäische Gewerbe, vertreten durch die Arbeitgeberverbände der europäischen Verbände ESO und EBU mit den europäischen Gewerkschaften unter Begleitung der EU-Kommission in Brüssel Vorverhandlungen zum „Sozialen Dialog“. Mit den Schlussverhandlungen zur Arbeitszeitregelung soll ab Oktober 2007 (Laufzeit dann maximal noch ein Jahr) begonnen werden.

Deutsche Binnenflotte 2009

Datei:Koppelverband zu Berg.jpg
Koppelverband oberhalb Oberwesel zu Berg (1982)

Die deutsche Binnenflotte bestand am 31. Dezember 2009 aus insgesamt 4726 Binnenschiffseinheiten:

  • 15 Bilgenentölerboote mit 1887 t und 2421 kW
  • 95 Bunkerboote mit 14.438 t und 13.735 kW
  • 1013 Fahrgastschiffe für insgesamt 231.563 Fahrgäste, davon 58 Kabinenschiffe mit 6.675 Betten
  • 73 Güter-Schleppkähne mit 45.148 t
  • 931 Gütermotorschiffe mit einer Gesamttragfähigkeit von 1.177.358 t
  • 843 Güterschubleichter mit 854.514 t
  • 275 Hafenbarkassen mit 13.328 t und einer Leistung von 28.523 kW
  • 142 Schleppboote mit einer Leistung von 30.173 kW
  • 210 Schubboote mit einer Leistung von insgesamt 110.669 kW
  • 78 Schubschleppboote mit einer Leistung von 22.933 kW
  • 522 Schuten mit 132.555 t
  • 399 Tankmotorschiffe mit einer Gesamttragfähigkeit von 708.609 t
  • 12 Tankschleppkähne mit 3.499 t
  • 44 Tankschubleichter mit 46.395 t

Im Jahr 1969 gab es in Deutschland noch 6.765 Frachtschiffe mit insgesamt 4.135.000 Tonnen (t) Tragfähigkeit. Das Durchschnittsalter der heute (Berechnungsjahr 2006) in Betrieb befindlichen Gütermotorschiffe beträgt 54,5 Jahre (1976 = 44,0). Die Tankmotorschiffe haben ein Durchschnittsalter von 29,23 Jahren. 1976 betrug es noch 17,5 Jahre (alle Angaben stammen von ELWIS, Statistischen Bundesamt und dem im April 2010 veröffentlichten Jahresbericht zur Zentralen Binnenschiffsbestandskartei des WSA Südwest, Mainz).

Binnenschifffahrt in Europa

In Westeuropa waren im Januar 2008 15.000 Fahrzeuge in der Binnenschifffahrt gemeldet, ohne Hilfs- und Versorgungsfahrzeuge.

  • Die Niederlande haben den größten Anteil an der Binnenschifffahrt in Europa. Die Frachtschiffflotte zählt 8.600 Einheiten, wovon 5.000 Frachtschiffe, 1.000 Schub- und Schleppboote und 920 Passagierschiffe sind. Außerdem gibt es noch rund 1.700 Schuten, Arbeitsschiffe und anderes schwimmendes Gerät. Das Transportaufkommen betrug 2005 330 Mio. t, davon 65 Mio. t Gefahrgüter. Die Frachtschiffe haben eine Gesamttonnage von 6,5 Mio. t. Vor 25 Jahren gab es noch mehr Frachtschiffe, aber die Tonnage war geringer. Durch für die Reeder finanziell attraktive Zuschüsse zum Abwracken wurde die Binnenschiffsflotte stark verjüngt. In der Binnenschifffahrt sind rund 15.000 Personen beschäftigt. Die Niederlande haben ein Wasserstraßennetz von 5.046 Kilometern, das mit Schiffen über 50 t befahrbar ist.
  • Österreich verfügt mit der DDSG-Cargo über die größte Reederei in West- und Mitteleuropa, das Transportaufkommen liegt landesweit bei 10,2 Mio. t. Die Länge der schiffbaren Donau in Österreich beträgt 350 Kilometer. Hier sind 190 Fahrzeuge gemeldet.
  • Als weitere bedeutende Binnenschifffahrtsnation ist Belgien zu nennen. Die Flotte zählt ungefähr 1.300 Einheiten, die aber auch schon ziemlich veraltet sind. Seit dem Jahr 2000 nimmt die Zahl der Neubauten zu.
  • Frankreich steht an vierter Stelle unter den Binnenschifffahrts-Ländern in Europa. Es verfügt über 8.500 Kilometer schiffbare Wasserstraßen, davon sind aber nur 1.080 Kilometer für Schiffe bis 95 x 11,4 m nutzbar. Das Gesamttransportaufkommen war im Jahr 2000 56 Mio. t, das entspricht einem Anteil von 3 % des gesamten Inlandtransports. Die Anzahl aller Binnenschiffe betrug 2008 2069 Einheiten, davon 1126 Motorfrachtschiffe, 70 Binnentanker, 196 Schubboote, 3 Schlepper und 674 Schubleichter mit einer Gesamttragfähigkeit von über 1,3 Millionen Tonnen. Im Rhône-Saône-Becken verkehren rund 70 große Schiffe mit einer durchschnittlichen Tragfähigkeit von 1800 Tonnen und im Seine-Becken 470 große Schiffe mit durchschnittlich 1100 Tonnen Tragfähigkeit.
  • In der Schweiz sind 111 Einheiten registriert: 18 Frachtschiffe, 45 Tankschiffe, sieben Schubboote, ein Motorschlepper und 39 Passagierschiffe. Die gemittelte Größe der Frachtschiffe beträgt 1836 Tonnen, und die der Tankschiffe 2280 Tonnen, damit verfügt die Schweiz über die durchschnittlich größte Flotte auf dem Rhein.
  • Luxemburg verfügt über 83 Binnenschiffe, davon 26 Frachtschiffe, 27 Tankschiffe, 20 Schub- und Schleppboote und jeweils zwei Frachtleichter und zwei Tankleichter. Die durchschnittliche Größe der Frachtschiffe beträgt 1031 Tonnen, und der Tankschiffe 1745 Tonnen.
  • Polen ist mit 921 Binnenschiffen die Nummer zwei in Ost- und Mitteleuropa. Die Flotte besteht aus 98 Frachtschiffen mit durchschnittlich 500 Tonnen Tragfähigkeit, 233 Schubschiffen, 467 Schubleichtern, 14 Motorschleppern, vier Schleppkähnen und 05 Passagierschiffen.
  • Rumänien hat mit 2107 Schiffen die größte Flotte im Donaugebiet. Bestand 2008: 32 Frachtschiffe (565 t), fünf Tankschiffe (1128 t), 124 Schubschiffe, 365 Motorschlepper, 54 Schub-/Schleppboote, 735 Schubleichter (1814 t) und 792 Schleppkähne (500 t), davon 96 Tankschleppkähne. In Klammern ist die durchschnittliche Größe angegeben.
  • In Mittel- und Osteuropa sind 5.861 Schiffe gemeldet, davon 1.396 in Rumänien und 1.302 in Polen.

Die Gesamtlänge der europäischen Wasserstraßen beträgt 39.500 Kilometer.

Siehe auch Netzdichte.

Binnenschifffahrt in Russland

Datei:United Deep Waterway System of European Russia.svg
Einheitliches Tiefwassersystem (ЕГТС)

Die Russische Föderation verfügt über 102.000 km schiffbare Wasserstraßen mit 125 Häfen, die alle gute Anbindungen an das Schienen- und Straßennetz haben. Der größte Teil der Binnenschifffahrt findet im europäischen Teil Russlands statt. Die wichtigsten Flüsse sind: Wolga, Newa, Swir, Don und Dnepr. Die Flüsse sind über verschiedene Kanäle miteinander verbunden, wie den Weißmeer-Ostsee-Kanal, den Wolga-Ostsee-Kanal, den Wolga-Don-Kanal und den Moskau-Wolga-Kanal. Die Fahrwegbreite und -tiefe sowie Schleusen und Brückendurchfahrtshöhen sind gut. Dieses Fluss- und Kanalsystem wird „Einheitliches Tiefwassersystem“ genannt. Es ist 6.500 km lang und ist mit einem garantierten Tiefgang von 3,6 m für Schiffe mit 5.000 t Tragfähigkeit befahrbar. Es verbindet Ostsee, Barentssee und nördliches Eismeer mit dem Schwarzmeer und dem Kaspischen Meer.

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Weniger als vier Prozent aller Güter werden über Binnengewässer transportiert. 2004 wurden 136 Mio. t Güter und 30 Mio. Passagiere befördert. Im Rekordjahr 1998 wurden 580 Mio. t transportiert. Nach einem Rückgang Mitte der 1990er Jahre auf 100 Mio. t steigt seit 1999 das Transportaufkommen wieder.

Die russische Binnenflotte besteht aus rund 29.000 Einheiten, davon 15.000 Frachtschiffe mit einem durchschnittlichen Ladevermögen von 850 t und total 12,7 Mio. t. Die 950 Passagierschiffe bieten Platz für 140.000 Passagiere. In den letzten 15 Jahren ist die gesamte Flotte um rund 20 % geschrumpft.

Eine besondere Bedeutung haben die 1.100 Fluss-Seeschiffe mit einer Größe zwischen 1.400 und 5.500 Tonnen Tragfähigkeit. Mit ihnen wurden 2004 rund 30 Mio. t befördert. Mehr als 90 % davon entfielen auf die großen Reedereien North-Western Shipping Company, Weißmeer-Onega-Reederei,<ref>Беломорско-Онежское пароходство</ref> Wolga-Reederei und Wolgotanker. Diese Schiffe können über das ganze Jahr genutzt werden. Im Winter, wenn die Flüsse und Binnenseen zugefroren sind, werden sie in der Seeschifffahrt eingesetzt.

Binnenschifffahrt außerhalb Europas

China

Datei:Chinesisches contbinnenschiff.JPG
Binnencontainerschiff auf dem Perlfluss in China

China hat 123.964 km schiffbare Wasserstraßen, 1.300 Häfen und verfügt über eine Flotte von 194.352 Schiffen. Ungefähr 60 % der Wasserstraßen sind für Schiffe über 50 m befahrbar, 6,5 % für Schiffe über 1.000 t Tragfähigkeit und 10 % für Schiffe unter 500 Tonnen. Alle Schiffe zusammen haben ein Ladevermögen von 30 Mio. t und 900.000 Passagiere.

Die drei größten Flüsse sind der Jangtsekiang, der Perlfluss und der Kaiserkanal. Der Yangtse (6.378 km) verbindet Mittel- und Südwestchina mit Shanghai. Über den Yangtse werden jährlich 795 Mio. t befördert, das entspricht ungefähr 80 % aller Güter im Binnenschifffahrtsverkehr. Im Jahr 2003 wurden rund 3 Mio. Container transportiert.

USA

Datei:Freight Shipping in the United States.svg
USA: 12 % der Verkehrsleistung werden von der Binnenschifffahrt erbracht

Der U.S. Army Corps of Engineers ist verantwortlich für das 19.000 km lange System der Binnenwasserstraßen in den USA. Von den Schleusen werden 191 vom Army Corps of Engineers und 10 von der Tennessee Valley Authority betrieben. Viele der Schleusen wurden in den 1930er und 1940er Jahren errichtet und haben Troggrößen von 600 ft (183 m) Länge und 110 ft (33,5 m) Breite.<ref>TVA and Inland Waterway Navigation, S. 6</ref><ref>Inland Waterway Navigation</ref> Das entspricht etwa der Wasserstraßenklasse VIb in Europa.

Das Wasserstraßennetz besteht vor Allem aus dem Flusssystem des Mississippi River sowie den Großen Seen, die über den Sankt-Lorenz-Seeweg in Kanada mit dem Nordatlantik verbunden sind.

Geschichte

Der Zeitraum 1861–1920 ist durch eine Dominanz der Eisenbahnen gekennzeichnet. So betrug der Anteil der Binnenschifffahrt im Jahr 1920 nur 2 % der Verkehrsleistung.

Ein Bericht der „Kommission für die Binnenwasserwege“ aus dem Jahr 1908 leitete die systematische Verbesserung der Wasserstraßen ein. Der erste Weltkrieg führte 1916–1918 zu einer Überlastung des Eisenbahnnetzes. Seitdem wurde mehr als 60 % des gesamten schiffbaren Wasserwege der USA auf mindestens 2,75 m Wassertiefe ausgebaut.<ref> Hans Heiner Heuser: Frachtschiffe auf Binnenwasserstraßen. In: Jahrbuch der Hafenbautechnischen Gesellschaft. 39, Springer-Verlag, 1982, ISBN 978-3-642-52225-3, S. 53–66.</ref> Den Abschluss des Ausbaus der Wasserwege markiert der Tennessee-Tombigbee Waterway.

Gegenwart

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In den Vereinigten Staaten werden 18 % des Ladungsaufkommens über Wasserstraßen transportiert. Sie verfügen über 300 Häfen in denen jährlich 2 Milliarden Tonnen umgeschlagen werden, in den vier wichtigsten Häfen sind es 200 Millionen Tonnen.

Die Binnenschifffahrt hat nur begrenzte Wachstumsmöglichkeiten. Die Schleusen sind teilweise nur 138 Meter lang und dadurch entstehen Wartezeiten bis zu 30 Stunden. Somit ist die Binnenschifffahrt kein verlässlicher Transportpartner. Es gibt zwar Pläne zum Ausbau der Wasserwege, aber es stehen nur begrenzte Mittel zur Verfügung und die Probleme für einen umweltgerechten Ausbau sind groß.

Der Containerverkehr wird von der Eisenbahn dominiert und der Transport von Kohle und Erzen ist rückläufig. Die Regierung bemüht sich, den Transport gefährlicher Güter verstärkt auf die Schifffahrt zu verlagern.

In den USA fahren die größten Schubverbände mit bis zu 40 Leichtern auf dem unteren Mississippi, allerdings sind die Leichter kleiner als auf dem Rhein. Sie sind 59 m lang und 10,6 m breit und haben eine Tragfähigkeit von 1.500 t. Im Bereich des Mississippi sind rund 17.000 Leichter gemeldet. Das stärkste Schubboot hat über 10.000 PS.

Vergleich mit anderen Verkehrsträgern

In Europa wird durchschnittlich 5 % der Transportleistung durch die Binnenschifffahrt erbracht. In einigen europäischen Ländern liegt der prozentuale Anteil am Binnentransportaufkommen jedoch höher. In Deutschland betrug er etwa 11,9 %<ref>– Statistisches Bundesamt: Güterverkehrsstatistik Binnenschifffahrt 2014</ref>, in Belgien 14,3 % und in den Niederlanden sogar 14,9 %. Der Gütertransport mit der Binnenschifffahrt auf Wasserstraßen steht damit an dritter Stelle hinter dem Transportaufkommen auf der Straße und auf der Schiene.

Die Binnenschifffahrt ist gegenüber Straße und Schiene beim Energieverbrauch der wirtschaftlichste Verkehrsträger. Ein Schiff mit 1000 t Tragfähigkeit transportiert soviel wie vierzig Lkw oder ein Güterzug. Ein Schubboot mit zweimal 1.700 kW verbraucht 500 Liter Dieselöl pro Stunde in der Fahrt zu Berg und kann vier Leichter mit einer Nutzlast von 10.000 t schieben. Dies bedeutet bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h einen Verbrauch von 0,5 Liter pro 100 Tonnenkilometer (tkm). In der Fahrt ohne Fracht zu Tal wird nicht mehr mit voller Kraft gefahren. Dann verbraucht ein solches Schubboot nur noch 300 Liter pro Stunde.

Durchschnittlich verbraucht die Binnenschifffahrt für 100 Tonnenkilometer etwa 1,3 Liter Diesel, die Bahn etwa 1,7 Liter und der LKW-Verkehr etwa 4,1 Liter.<ref>– Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes: Primärenergiebedarf</ref>

Laut einer Studie des Umweltministeriums Flandern betragen die externen Umweltkosten für Lärmschutz (Tag und Nacht), Infrastruktur, für die Kraftstoffherstellung, den Fahrzeugbau und die Luftverschmutzung beim Schiff 7,5 Cent pro 1000 tkm, beim Lkw ohne Verkehrsstau 22 Cent und mit Stau 23,5 Cent. Die Unfallzahlen liegen in Flandern bei 7 Unfällen/Milliarde tkm, auf dem Rhein bei 11 und im Straßenverkehr bei 150 Unfällen/Milliarde tkm. Binnenschiffe haben im Vergleich mit dem Lkw-Verkehr einen drei- bis fünfmal geringeren Verbrauch/CO2-Ausstoß.

Grundlage der Binnenschifffahrt auf dem Rhein

Datei:Sunset on the river rhine at Mannheim 9.JPG
Binnenschiff auf dem Rhein bei Mannheim im Sonnenuntergang

Die Grundlage der Rheinschifffahrt bildet die Mannheimer Akte oder Rheinstrom-Akte. Sie geht auf das Jahr 1868 zurück und beinhaltet die Schifffahrtsfreiheit und die Abgabefreiheit durch Gleichbehandlung der Flaggen, Wegfall der Schifffahrtsabgaben, Durchfahrzölle, Umschlags- und Stapelrechte sowie vereinfachte Zollabfertigung und einheitliche technische und schifffahrtspolizeiliche Vorschriften. Neuere Verordnungen gründen auf diesem Vertragswerk.

Verordnungen und Vorschriften

In der Binnenschifffahrt gibt es eine Reihe von Verordnungen und polizeilichen Vorschriften:

Einzelnachweise

<references />