Colchester


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Colchester (Begriffsklärung) aufgeführt.
Colchester
Das Stadtzentrum von Colchester (2004)
Koordinaten 51° 54′ N, 0° 54′ O51.89170.90299999999999Koordinaten: 51° 54′ N, 0° 54′ O{{#coordinates:51,8917|0,90299999999999|primary dim= globe= name=Colchester region=GB-ESS type=city
  }}

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Colchester
Bevölkerung 104.390
Verwaltung
Post town COLCHESTER
Postleitzahlen­abschnitt CO1–CO7
Vorwahl 01206
Landesteil England
Region East of England
Shire county Essex
District Colchester
Britisches Parlament Colchester
Website: www.colchester.gov.uk
Datei:Colchester Castle.jpg
Colchester Castle, eine normannische Burg auf den Fundamenten des römischen Claudius-Tempels

Colchester ist eine Stadt in England mit 104.390 Einwohnern<ref>Key Statistics for urban areas in the South East (PDF; 1,7 MB). 2001 Census, National Statistics.</ref> und Zentrum des County Essex nordöstlich von London mit Zugang zur westlichen Nordsee und eigenen Häfen, etwa in Wivenhoe oder Brightlingsea. Colchester liegt am Fluss Colne.

Geschichte

Der gallisch-britische Kriegsgott Mars-Camulus war der Namensgeber dieses Oppidums der Trinovanten. Der keltische Name der Stadt, Camulodunum, scheint bereits auf Münzen auf, die in der Zeit 20 bis 10 v. Chr. im Auftrag des Stammesfürsten Trasciovanus geprägt wurden. <ref> Crummy, Philip (1997) City of Victory; the story of Colchester - Britain's first Roman town. Published by Colchester Archaeological Trust (ISBN 1 897719 04 3)</ref> Nach Caesars Abzug wurde die Stadt zum Hauptort der geeinten belgischen Stämme unter Cunobelinus, dem König der Catuvellaunen. Colchester ist die älteste urkundlich erwähnte städtische Siedlung in Großbritannien, da sie bereits von Plinius dem Älteren erwähnt wird, der im Jahre 79 n. Chr. starb.<ref> V. Watts, The Cambridge Dictionary of English Place-Names (Cambridge University Press: Cambridge, 2004), p. 113;</ref> Der Wortteil chester erinnert an die römische Zeit und bedeutet Lager (castrum).

Nach der römischen Eroberung wurde nahe dieser Stadt um 43-44 n. Chr. ein Römisches Militärlager eingerichtet, in dem die Legio XX Valeria Victrix mit Auxiliartruppen untergebracht wurde.<ref name=claude217>Claude Lepelley (Hrsg.): Rom und das Reich in der Hohen Kaiserzeit, Bd. 2: Die Regionen des Reiches, de Gruyter, München 2001, ISBN 3-598-77449-4, S. 217.</ref> Das römische Colchester war unter dem Namen Camulodunum Verwaltungssitz für das gerade eroberte Britannien. Die Legion wurde jedoch schon im Winter 48–49 n. Chr. von Publius Ostorius Scapula nach Glevum (Gloucester) in Wales umquartiert und die Befestigungen in Camulodunum geschleift.<ref>Sheppard Sunderland Frere: Britannia: a history of Roman Britain, Routledge, 1987, ISBN 978-0710212153, S. 72.</ref> Das Gelände des verlassenen Lagers wurde als Veteranenkolonie Colonia Victrix<ref>Der Name ist nicht eindeutig überliefert; möglich ist auch Colonia Claudia Victrix oder Colonia Claudia Victrix Augusta, eher unwahrscheinlich ist Colonia Victricensis. Vgl.: Lawrence J. F. Keppie: Legions and veterans: Roman army papers 1971-2000 (Mavors. Roman Army Researches Band 12), Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-515-07744-6 , S. 304.</ref> weitergenutzt.<ref>John Stewart Wacher: Coming of Rome (Britain Before the Conquest), Routledge, 1979, ISBN 978-0710003126, S. 74.</ref> Camulodunum wurde während des Boudicca-Aufstandes 61 n. Chr. zerstört und musste seine Rolle als Verwaltungssitz Britanniens an Londinium abgeben. Dennoch blieb der Ort, der in der Folge wieder aufgebaut wurde, bedeutend, und erhielt um 100 n. Chr. sogar einen römischen Circus, den einzigen, der bislang auf der Insel nachgewiesen werden konnte.

Sagenhaftes

Möglicherweise war Colchester einst das berühmte Camelot aus der Artus-Sage. Die Stadt ist angeblich nach dem sagenhaften britannischen King Coel benannt, der vor allem aus einem Kinderreim<ref>Reim über Old King Cole</ref> als "fröhlicher alter Knabe" bekannt ist.

Verkehrsanbindung

Colchester ist von London über den Bahnhof „Liverpool Street Station“ zu erreichen. Regelmäßige Verbindungen bringen den Besucher in ca. 45 Minuten zur „North Station“ nördlich vom Stadtzentrum. Der nächstgelegene Flughafen ist Flughafen London-Stansted.

Bildungseinrichtungen

Colchester ist Standort der Universität Essex, die in den 1960er Jahren mit Schwerpunkt für die Sozialwissenschaften (Soziologie, Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Psychologie etc.) gegründet wurde. Ebenfalls einen guten Ruf genießen die Fachrichtungen der angewandten Informatik und der Physik. Die Universität befindet sich nahe dem dörflichen Wivenhoe „auf der grünen Wiese“ und zählt circa 10.000 Studenten. Sozialwissenschaftler finden in der jährlich im Juli bis August abgehaltenen „Essex Summer School for Data Analysis and Collection“ die Möglichkeit, in sechs intensiven Wochen eine Methodenausbildung auf universitärem Niveau zu vervollständigen bzw. eigene Forschungsschwerpunkte zu entwickeln.

Sehenswürdigkeiten

Gut erhalten ist aus römischer und normannischer Zeit die Burganlage Colchester Castle mit Park im Stadtzentrum. Eine beliebte Attraktion im Stadtzentrum ist das „Dutch Quarter“ mit gut erhaltenen Fachwerkgebäuden vom Ende des 16. Jahrhunderts (1550 bis 1600). Die Fachwerkhäuser und eine Kirche wurden von vertriebenen calvinistischen Webern und Textilhandwerkern aus Flandern bzw. den Niederlanden erbaut. Auch der Zoo gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Als regionales Highlight gilt weiterhin die Roller-Disco, die zum Skaten bei aktueller Chart-Musik und Disko-Beleuchtung einlädt.

Sport

Colchester beheimatet den Fußballverein Colchester United, der in der Football League One - der dritthöchsten Spielklasse im englischen Ligensystem - spielt.

Partnerstädte

Partnerstädte von Colchester sind Avignon in Frankreich, Imola in Italien und Wetzlar in Deutschland.

Persönlichkeiten

  • Leonard Drory (1800–1866), Baumeister und Unternehmer
  • Allister Carter (* 1979), Snookerspieler
  • Del Harris (* 1969), Squashspieler
  • Dave Rowntree (* 1964), Schlagzeuger von Blur
  • Sheila Nicholls (* 1970), Sängerin und Komponistin

Literatur

  • Kai Brodersen: Das römische Britannien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1998.
  • Klaus Grewe: Großbritannien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1999.

Einzelnachweise

<references/>

Weblinks