Fellatio
Die Fellatio (lat. fellare „saugen“) ist eine Form des Oralverkehrs, bei der der Penis durch Mund, Zunge und Lippen – beim sogenannten Deepthroating auch durch die Rachenregion – des Sexualpartners stimuliert wird; Lutschen, Blasen und Saugen am Penis sind ebenfalls möglich. In der Medizinersprache wird es auch Coitus per Os<ref>Coitus per Os, der, duden.de</ref> („Einführung des Penis in den Mund“) genannt. Umgangssprachliche Bezeichnungen sind unter anderem „jemandem einen blasen“, „Sex auf Französisch“ oder aus dem Englischen übernommen „Blowjob“. Die Stimulation der weiblichen Geschlechtsorgane mit Mund und Zunge wird Cunnilingus genannt.
Inhaltsverzeichnis
Kontext
Häufig wird Fellatio beim Vorspiel praktiziert, sowohl zur Steigerung der sexuellen Lust als auch um eine Erektion herbeizuführen. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen dient sie als eine Form des Pettings der sexuellen Erkundung. Männer mit schwacher Erektion, die deswegen vaginal oder anal nicht penetrieren können, erreichen mit Fellatio manchmal die Möglichkeit, penetrierenden Sex zu praktizieren. Neben der physischen Erregung kann auch ein Zusammenhang mit psychischen und sozialen Komponenten bestehen, der in solchen Fällen die Attraktivität der Fellatio steigern kann. Hierbei werden insbesondere symbolische Zusammenhänge mit Dominanz, Kontrolle und Macht auf der Seite des Penetrierenden und Hingabe auf Seiten des Ausführenden herangezogen. Gleichzeitig kann die Vorstellung, etwas Verbotenes zu tun, beziehungsweise ein Tabu zu brechen, zu einer Steigerung der Erregung führen.<ref>John H. Gagnon, William Simon: Sexual Conduct: The Social Sources of Human Sexuality. Aldine Transaction, 2005, Seite 64–65, ISBN 0-202-30664-X.</ref> Besonders gelenkige Männer können sich selbst oral befriedigen. Diese Form der Masturbation wird Autofellatio genannt. Zwei bis drei Promille der Männer sind dazu imstande. Eine wirklichkeitsnah gefilmte Autofellatio, die mit einer unvollständigen „Rolle rückwärts“ eingeleitet wird, ist Bestandteil der Handlung in dem Spielfilm Shortbus.
Verbreitung im Tierreich
Fellatio ist auch bei anderen Primatenarten bekannt. Insbesondere bei Bonobos wurde sie beobachtet, dort allerdings meist als Interaktionsmuster jugendlicher Männchen.<ref>Elisabetta Palagi, Tommaso Paoli, Silvana Borgognini Tarli: „Reconciliation and consolation in captive bonobos (Pan paniscus)“. In: American Journal of Primatology. 62. Nr. 1 (2004), S. 15–30.</ref> Obwohl die Annahme verbreitet ist, Fellatio sei spezifisch für Primaten, trifft das nicht zu. Beispielsweise existiert eine zufällig entstandene Aufnahme eines Kängurus, das Autofellatio praktiziert.<ref>www.youtube.com/watch?v=vGPLrRqkDY8&NR.</ref>
Unabhängig von derartigen Zufälligkeiten ist Fellatio bei der Paarung einer Spezies (Cynopterus sphinx) der Flughunde belegt, wo sie offenbar zur Verlängerung der Kopulation dient.<ref>Min Tan, Gareth Jones, Guangjian Zhu, Jianping Ye, Tiyu Hong, Shanyi Zhou, Shuyi Zhang, Libiao Zhang: Fellatio by Fruit Bats Prolongs Copulation Time. In: PLoS ONE. 4, Nr. 10 (2009) [1].</ref><ref>Fellatio keeps male fruit bats keen – New Scientist.</ref>
Risiken
Fellatio ist eine Form des Sexualkontaktes, die Risiken der Übertragung von Geschlechtskrankheiten mit sich bringt. Eine Ejakulation in den Mund stellt ein Infektionsrisiko dar für HIV und klassische Geschlechtskrankheiten wie Syphilis und Gonorrhoe, insbesondere seitens des Partners, dessen Mund beteiligt ist (und erst recht bei Verletzungen des Gaumenfleisches).<ref>Aidshilfe Österreich: Frequently Asked Questions und Aidshilfe Dresden: Oralverkehr - Frauen, die Sex mit Männern haben (Memento vom 8. August 2010 im Internet Archive).</ref> Institutionen der Gesundheitshilfe, zum Beispiel die Deutsche AIDS-Hilfe oder die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, empfehlen, bei Sexualkontakten grundsätzlich bestimmte Safer-Sex-Regeln zur Minderung von Infektionsrisiken einzuhalten. Zur HIV-Prävention bei Fellatio wird empfohlen, entweder ein Kondom zu benutzen oder dafür zu sorgen, dass kein Sperma in den Mund gelangt. Das Infektionsrisiko für HIV durch das Präejakulat und durch Speichel wird als gering bewertet. Zum Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten sind Kondome dagegen erforderlich.<ref>Aidshilfe Schweiz: Oralsex – Verwöhnen mit dem Mund (Memento vom 30. März 2009 im Internet Archive).</ref>
Siehe auch
Literatur
- Vern L. Bullough, Bonnie Bullough: Human Sexuality: An Encyclopedia, Taylor & Francis, 1994, Seiten 426 bis 429, ISBN 0-8240-7972-8
Weblinks
- Oralsex und Infektionsrisiko
- Catherine Bikker: Lippenbekenntnisse. In: Gentlemen’s Quarterly, 22. November 2005
Einzelnachweise
<references/>
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