Flößerei
Flößerei und Trift (von „treiben“ im Sinne von „treiben lassen“) bedeuten Transport von schwimmenden Baumstämmen, Scheitholz oder Schnittholz auf Wasserstraßen, wie er bis etwa zum Beginn, gelegentlich auch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts üblich war. Dabei wird unterschieden, ob das Holz zusammengebunden ist. Ist das der Fall, spricht man vom Flößen, wenn nicht, vom Triften. Das Flößen wird auch als Schwemmen (also „schwimmen lassen“) bezeichnet. Die Baumstämme wurden zu Gestören zusammengebunden und so große Holzmassen durch die Flößer auf den Flüssen transportiert. Dadurch werden bestimmte Stoffe wie beispielsweise Salze aus dem Holz gewaschen. Als Folge dessen verwirft sich das Holz bei der anschließenden Trocknung nicht so stark.
Besonders gefährlich beim Flößen waren die Fahrten durchs Wehr. Höhenunterschiede von über einem Meter konnten dazu führen, dass der Flößer tief ins Wasser geriet. Hinter dem Wehr befanden sich oft Strudel und Untiefen. Häufig standen an diesen Stellen Flößer bereit, um im Notfall zu helfen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Flößerei
Die Flößerei als Holztransportmittel ist ein sehr altes Gewerbe. Bereits im Alten Testament wird davon berichtet, dass Hiram, der König von Tyros, Zedern- und Tannenholz in Form von Flößen über das Mittelmeer lieferte (1 Kön 5,23 EU). Empfänger war Salomo, der das Königreich Israel von ca. 965 v. Chr. bis ca. 926 v. Chr. regiert haben soll. Theophrastus (Hist. Plant. 5.8.2) berichtet, wie die Römer mithilfe eines riesigen Floßes, das von fünfzig Segeln angetrieben wurde, Bauholz von der Insel Korsika heranbrachten.<ref>Casson, Lionel (1995): „Ships and Seamanship in the Ancient World“, Johns Hopkins University Press, ISBN 978-0-8018-5130-8, S. 4, Fn. 2</ref>
Wahrscheinlich wurde im Mittelmeerraum früher geflößt als in Deutschland und Mitteleuropa. Lange Zeit galt eine im Archiv der Stadt Heilbronn befindliche Urkunde vom 17. Februar 1342 als ältestes Zeugnis der Flößerei in Deutschland. Über die Isarflößerei existiert ein Dokument aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts (ca. 1173/1174) im Bayerischen Hauptstaatsarchiv. Es gibt Auskunft über die Höhe der Abgaben, die Mittenwalder Flößer dem Kloster Schäftlarn zu leisten hatten. Eine Urkunde in lateinischer Sprache aus dem Jahr 1258 erwähnt bereits die Flößerei auf der Saale. Es gilt als sicher, dass die Flößerei im mitteleuropäischen Raum viel älter ist.
Julius Cäsar berichtet, dass die Helvetier mit Flößen über den Rhein setzten. In alten Schriften ist zu lesen, dass die Ungarn bei ihrem Einfall in Deutschland im Jahre 926 Holz für Flöße und Fähren im Schwarzwald schlugen.
Straßen- und Wegeverhältnisse waren in ganz Mitteleuropa bis zum späten Mittelalter und teilweise bis ins 19. Jahrhundert hinein sehr schlecht. Es gab kaum ein Wegenetz und der Transport von Langholz über längere Strecken war zu Lande nicht möglich.
Steigende Bevölkerungszahlen zum Ende des Mittelalters und aufkommender Schiffbau bewirkten einen Holzmangel (Holznot); Holz wurde aus immer weiter entfernten Gebieten herangebracht. Dieser Umstand verhalf der Flößerei zu enormem Aufschwung. Auch hierbei ist zu bedenken, dass der Bedarf an Brennholz im 18. Jahrhundert weitaus größer war als der an Bauholz. Deshalb wurden durchaus auch krumme oder verwachsene Holzstämme geflößt.
Ihre wohl größte Hochzeit erlebte die Flößerei in Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit war die Industrialisierung in vollem Gange. Es wurde Holz zu Energie- und Bauzwecken benötigt, aber ein ausgebautes Wegenetz oder moderne und kostengünstigere Transportmethoden waren bis dahin kaum vorhanden.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts war die Flößerei auf vielen Flüssen schon nahezu verschwunden. Das stark gewachsene Eisenbahnnetz ermöglichte nun einen schnellen Holztransport - auch an Orte, die nicht an einem für Flößerei geeigneten Fließgewässer lagen (siehe auch Geschichte der Eisenbahn, Geschichte der Eisenbahn in Deutschland). Langholzflößerei konnte sich dabei noch etwas länger halten als die Trift. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Flößerei in Deutschland so gut wie verschwunden; regional wurde sie noch praktiziert. So wurde auf dem Finowkanal beispielsweise noch rege geflößt. Zum Ende der 1960er Jahre war die Flößerei völlig verschwunden. Sie erlebte noch eine kurze Renaissance in der DDR in den 1980er Jahren, als es aufgrund der Bereitstellungspflicht aus der Planwirtschaft zu Lieferengpässen kam; sie erreichte aber nie einen nennenswerten Umfang.
Die Flößerei wurde durch den schonenderen und schnelleren Holztransport auf Eisenbahn und Lkw stark verdrängt und mit dem Bau der ersten Staudämme auch fast unmöglich.
Im Dezember 2014 wurde die Flößerei als Kulturform in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen.<ref>Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz</ref>
Trift
Die Technik der Trift ist vermutlich älter als die Flößerei mit gebundenen Baumstämmen. Es gibt dazu jedoch keine Überlieferungen und Hinweise. Man warf dabei das Holz an einer Stelle in den Flusslauf und brachte es an anderer wieder an Land. In den meisten Fällen wurde in späterer Zeit so Brennholz geflößt, Wertholz dagegen wurde zur Wertstabilität vorrangig gebunden transportiert. Getriftet wurde besonders im Frühjahr und im Herbst, da die Flüsse zu dieser Zeit mehr Wasser führen. Es wurden zur Trift auch eigens Gräben angelegt. Einer der bedeutendsten davon ist der Elsterfloßgraben mit einer Länge von 93 Kilometern. Er versorgte unter anderem die Städte Merseburg und Leipzig mit Brennholz.
Im Unterschied zur Flößerei auf größeren Flüssen hatten die Bäche im Mittelgebirge, auf denen man Trift betrieb, oft so kleine Kurvenradien und eine so geringe Wasserführung, dass der Transport ungeteilter Baumstämme ohnehin unmöglich war. Um eine ausreichende Wasserführung sicherzustellen, war es häufig sogar erforderlich, Wasserspeicher in Form von Stauseen oder -teichen anzulegen. Diese wurden – je nach Landschaft – auch als Klausen, Wooge, Wasser-/Schwellstuben, Schwellweiher, Schwallungen, Floßteiche, Schleusen oder Treibseen bezeichnet. In ihnen oder talabwärts am Ufer wurde das Holz gesammelt und meist beim Einsetzen der Schneeschmelze in einem Schwall abgelassenen Wassers auf den Weg den Lauf hinunter gebracht.
Die zeitliche Abstimmung mit anderen Bachnutzern war wichtig, denn während der Trift konnte das Wasser nicht zum Betrieb der am Lauf gelegenen Mühlen, Säge- und Hammerwerke genutzt werden. Damit das treibende Holz keine Schäden an den Anlagen verursachte, mussten nämlich die Wasserversorgungskanäle vorübergehend abgesperrt werden. Deshalb waren von den Forstunternehmern für die Trifttage Ausfallgebühren an Inhaber von Wasserrechten zu zahlen.
Die Trift verschwand gleichzeitig mit der Flößerei in der Mitte des 20. Jahrhunderts auf den deutschen Flüssen <ref>Stephan Bammer und Claus Eder, Holzwirtschaft entlang der Isar, Lenggries 2004, ISBN 3-9805665-8-7, S.58 </ref>. Entscheidend war die Verlagerung des Transportes auf Bahn und Lastkraftwagen. Ein weiterer Grund für die Einstellung war, dass man 2 bis 3 % der Holzmasse verlor, indem ein Teil der Hölzer bei der Trift in den Flüssen versank. Auch gab es mancherorts Klagen, dass sich Anrainer vorbeifließendes Holz aneigneten.
Verbreitung
Im Donauraum waren Holzschwemmanlagen und Flößerei stark verbreitet, so beispielsweise:
- aus Böhmen über den Schwarzenbergschen Schwemmkanal
- aus dem Mühlviertel mit Holzschwemme (Scheiterschwemme) auf<ref>Siegfried Haider: Geschichte Oberösterreichs, München 1987, S 270</ref>
- der Aist (1799 bis 1947) siehe dazu auch Au (Gemeinde Naarn)#Holzschwemme auf der Aist und Rosenhofer Teiche#Holzschwemme
- der Maltsch (vor 1685 bis 1842)
- der Naarn (1755 bis 1938, siehe Hauptartikel Perger Schwemmplatz)
- dem Sarmingbach (1765)
- aus dem Waldviertel im mittleren Kamptal oberhalb von Rosenburg
- aus dem Wienerwald mit anschließendem Schiffstransport über den Wiener Neustädter Kanal
Vom Frankenwald aus wurde ebenfalls die Flößerei intensiv betrieben über Rodach, Main und Rhein bis nach Holland.
Auch im Stromgebiet der Weser (neben der Weser unter anderem Werra, Fulda, Aller, Leine, Harzgebiet) fand eine erwähnenswerte Flößerei statt. Insbesondere die Stadt Hann. Münden profitierte durch diese Art der Holzbeförderung (Stapelrecht).
Im sächsischen Raum wurde auf der Elbe, der Mulde, der Weißen Elster und ihren Nebenflüssen und Bächen, die aus dem Elbsandsteingebirge und dem Erzgebirge (beide waldreich) kommen, Flößerei betrieben. Abnehmer waren neben größeren Siedlungen Erzverhüttungsbetriebe. Erwähnenswert ist der ehemals bedeutende Holzumschlagplatz Pirna.
Bis zum Ersten Weltkrieg hatte die Memel europäische Bedeutung in der Flößerei. Aus Russland und Litauen brachte sie jährlich bis zu 4.000 Triften mit rund 2 Millionen Festmeter Holz nach Tilsit, wo sich der dortige Bürgermeister Eldor Pohl durch Anlage eines Holzhafens um die Förderung der Flößerei verdient machte.
Regional
Rhein, Neckar und Nebenflüsse
Die Flößerei ist im Schwarzwald seit dem frühen Mittelalter überliefert und war dort ein weitverbreiteter Beruf. Mit Wieden zusammengebundene Baumstämme wurden über die Flüsse zum Bestimmungsort bewegt. Die notwendigen Wassermassen wurden in sogenannten Floßstuben angestaut und dann zusammen mit dem Floß freigegeben. Im Laufe der Jahrhunderte wurden diese Wasserwege über Murg, Nagold, Enz, Kinzig, Neckar und Rhein bis nach Holland erweitert.<ref>Waldgewerbe im Nordschwarzwald.</ref> Die kleinen Seitenbäche wurden zum Teil ebenfalls floßbar gemacht. Für Städte wie Gernsbach, Schiltach und Wolfach wurde die Flößerei zum Haupterwerbszweig und in sogenannten Schifferschaften organisiert. Bis heute existiert die im 15. Jahrhundert gegründete älteste Forstgenossenschaft, die Murgschifferschaft. Im 18. Jahrhundert führte der niederländische Holzbedarf zur Blüte des Holzhandels, aber auch zum Kahlschlag weiter Regionen des Nordschwarzwaldes. Die langen und geradegewachsenen Tannen waren ideal geeignet als Baumaterial für Schiffe und als Rammpfähle, die in den sumpfigen Böden der Niederlande als Fundament für Städte wie Amsterdam und Rotterdam dienten. Besonders große und wertvolle, bis zu 200 Jahre alte Tannen, wurden „Holländer“ genannt. Bis heute zeugen Wiederaufforstungen mit Fichtenmonokulturen von der Zerstörung des natürlichen Mischwaldes. Während dieser Blütezeit des Holländerholzhandels schwammen kapitale Rheinflöße von Koblenz stromabwärts. Diese gehörten mit 200 bis 400 Metern Länge, 40 bis 80 Metern Breite zu den größten jemals gebauten Flößen. Der Grund konnte so z.B. aus etwa 1700 Stämmen und die Oberlast aus etwa 2000 Stämmen bestehen. Zu ihrer Steuerung wurden 400 bis 500 Mann benötigt, für die riesige Mengen Lebensmittel mitgeführt und Unterkünfte, Küchen, eine Wäscherei, eine Bäckerei, ein Schlachthaus und Viehställe auf dem Floß errichtet wurden.<ref>Beschreibung eines großen Rheinfloßes</ref>
Wegen des Ausbaus des Schienen- und Straßennetzes wurde die Flößerei gegen Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend eingestellt. Nach 1945 waren nur noch sporadisch Flöße auf dem Rhein unterwegs. 1967 wurde hier die Flößerei gänzlich eingestellt.<ref>Ulrich Neumann:Geschichte der Floßschiffahrt bei Planet Wissen online [1] (Zugriff 30. Juli 2010)</ref> In den Städten Wolfach, Schiltach und Gengenbach wird die Tradition der Flößer und die Herstellung von Flößen praktisch in Vereinen und auch in Museen wachgehalten. Über die Zeit der Flößerei im Nordschwarzwald berichten auch Sagen und Erzählungen. Eine Erzählung um den Holländer-Michl ist Das kalte Herz von Wilhelm Hauff.
In Tübingen wurden die Neckarflößer von den Studenten mit dem Spottruf „Jockele sperr! S'geit en Ailaboga!“ geneckt, was so viel heißt wie „Jockele brems! Es gibt einen Ellenbogen!“, ein durch Unachtsamkeit entstandenes klappmesserartiges Verklemmen der miteinander vertauten Flöße im Fluss.<ref>Ursula Wegner: Die Schwarzwald-Flößer (Memento vom 16. Dezember 2003 im Internet Archive) (RTF; 50 kB) SWR2 Wissen - Manuskriptdienst.</ref> Das letzte Floß fuhr am 26. Oktober 1899 durch Tübingen den Neckar hinab.<ref>Das Jockele der Narrenzunft Ammerdaal Hexa Tübingen e.V.</ref>
Bayern, Österreich, Donau und Zuflüsse
Mit dem Aufkommen der Städte im 11. Jahrhundert entstand ein starkes Bedürfnis nach dem Rohstoff Holz für Bau- und Wirtschaftszwecke. So begann auch im österreichischen und bayerischen Raum im 12. Jahrhundert die Flößerei als Gewerbe. Stark genutzt wurden die Flüsse Loisach, Isar, Inn und Iller, über welche die weiter unten liegenden Städte (vor allem München, Freising und Landshut), aber auch Städte an der Donau wie Ulm, Wien und Budapest versorgt wurden. Da Häuser anfangs ganz aus Holz gebaut wurden und deshalb die Städte öfter Feuersbrünsten zum Opfer fielen, überstieg der Bauholzbedarf rasch die Ressourcen der Umgebung. Stattliche Bäume in der Umgebung gab es meist schon nicht mehr, als sich die Fachwerkbauweise durchsetzte. Aber auch Steinbauten waren nicht nur für die zur Errichtung notwendigen Gerüste und Kräne, sondern auch für Decken und Dachstühle auf beträchtliche Mengen von Balken angewiesen. Beim Bau der Münchner Frauenkirche in den Jahren 1468 bis 1488 z. B. benötigte Zimmermeister Heinrich für den Dachstuhl 147 schwerbeladene Bauholzflöße, davon 49 Zimmer- und 43 Schnittholzflöße mit zusammen etwa 630 Festmeter Rundholz. An der Zollstelle Wolfratshausen legten im Jahre 1496 an der vorgeschriebenen Landestelle 3.639 Flöße an.
Die Saline in Bad Reichenhall benötigte große Mengen an Brennholz zum Versieden der geförderten Sole. Aus Gebieten im österreichischen Pinzgau bezog die Saline das dringend benötigte Brennmaterial, für die Holztrift wurden die Wasser der Saalach genutzt. Die Saalforste sind heute noch privatrechtliches Eigentum des Freistaates Bayern, liegen aber auf österreichischem Hoheitsgebiet.
Die ständig abgehenden Flöße wurden auch zum Warentransport und teilweise zum Personentransport verwendet. Im Jahr 1501 wurden z. B. gemäß der „Summarische Extrakt und beschreybung der Khauf-Handels und Schefleuth im Lands Bayrn“ folgende Güter transportiert: gebogenes Ebenholz, Papier, Pferdedecke, Käse, Schafwolle, Maultrommeln, Barchent, gestrickte Hemden, Kreide, Schuhe, Kupferwasser, Schmalz, Schleifsteine, Wetzsteine, Hopfenstange, Seegras, Fische (auch lebend). Seit 1623 verkehrte ein Reisefloß, das Ordinari, einmal wöchentlich von München nach Wien, das für drei Gulden pro Person ihre Kunden in sieben Tagen zum Ziel beförderte. Kinder wurden kostenlos befördert. Die Flößer organisierten sich in Zünften. So durften in Mittenwald maximal 20 Floßmeister, in Tölz bis zu 24 ihrem Gewerbe nachgehen. Selbst 1831 wurden in München noch zehn Floßmeister verzeichnet. Die Floßfahrt erreichte 1848 ihren Höhepunkt mit jährlich etwa 5800 Flößen. Erst die Stauwehren der Neuzeit und die modernen Verkehrsmittel wie die Eisenbahn brachten die Flößerei (außer für touristische Zwecke) zum Erliegen.
Die Flößerei auf der Enns diente neben dem Holztransport auch dem Abtransport des am Erzberg gewonnenen Eisenerzes. Die Strecke oberhalb von Steyr war durch die vielen Stromschnellen, insbesondere die bei Reifling, sehr gefährlich und nur bei höherem Wasserstand zu befahren. Die Schifffahrt auf der Enns endete in den 60er-Jahren des 19. Jahrhunderts mit der Eröffnung der Kronprinz Rudolf-Bahn. An die Zeit der Flößerei erinnert das Ennsmuseum, das im Kasten einer ehemaligen Ladstätte bei Weyer eingerichtet ist.<ref>http://www.ennsmuseum.at/ennsmuseum.htm Ennsmuseum bei Weyer, Flößereiausstellung</ref>
Frankenwald, Rodach, Main
Im Frankenwald wurde die Flößerei urkundlich erstmals 1386 erwähnt und wurde vereinzelt noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts betrieben. Die Frankenwaldtannen wurden über Main und Rhein teilweise bis Amsterdam geflößt. Heute wird die Flößerei auf kurzen Strecken z. B. auf der Wilden Rodach bei Wallenfels touristisch betrieben.
Die häufigsten Floße auf Rodach und Main waren die im Frankenwald „Stümmel“ genannten Bretterfloße. Sie bestanden aus 960 bis 1000 Brettern, die mit Wieden und Stangen zusammengehalten waren. Mehrere Stümmel konnten zu „Stümmelstücken“ vereinigt werden. Im 20. Jahrhundert verschwanden die Bretterfloße durch den Bau der Eisenbahn, die das Schnittholz wesentlich schonender transportieren konnte.
Die einfachste Form des Floßbaus war die „Grundkuppel“. Sie bestand aus drei bis zehn Stämmen mit einer maximalen Breite von 2,60 m, vorn durch ein Joch fest aneinandergefügt und hinten nur an den äußeren Stämme verbunden. Der längste Stamm, der „König“, lag in der Mitte und machte das Floß wendig und beweglich für die gewundenen und engen Bäche.
Bayerischer Wald, Regen
Seit dem 14. Jahrhundert gibt es erstmals eine Maut für Floßfahrten auf dem Regen. Staatliche Trift- und Floßbarmachung des Regens und einmündende Gewässer fand in den Jahren 1849 und folgende statt. Die Maßnahmen waren Einbau von Schellwerken und Schleusen, Freilegung und Säuberung der Rinnsale von Gestein und Anbringung von Uferschutz. 1856 kam der erste staatliche Erlass einer Floßordnung. 1863 wurde ein Leinpfad an beiden Gewässerseiten von 1,5 m Breite wegen Streitigkeiten mit Grundbesitzern angelegt. Die Triftsperre Fällenrechen erinnert noch heute an die Flößerei auf dem Regen.
Auf dem Regen von Zwiesel bis Regensburg gab es gut 30 Jahre lang (von März 1636 bis 1667) ein Holzfluder-Verbot wegen der im Fluss betriebenen Perlenzucht. Flößerei und Trift beschädigten zu viele Muscheln. Bis zu 1200 Muscheln mussten für einen Perlenfund geöffnet werden.
Noch heute in gutem Zustand und zu besichtigen ist die Triftsperre an der Ilz bei Hals. Diese 1827 bis 1829 errichtete Sperre verkürzte durch einen dazugehörigen Felstunnel den langen Weg durch die Halser Flussschlinge bedeutend. Jährlich wurden hier bis zu 100 000 Ster Holz verfrachtet.
Weser und Zuflüsse
Als im 12. und 13. Jahrhundert im norddeutschen Tiefland durch den Ausbau der Städte, den Schiffbau und die Anlage von Häfen die Nachfrage nach Holz stieg, bot sich die Weser als Transportweg an, um den Bedarf durch Lieferungen aus dem bewaldeten Bergland zu befriedigen. Holz und Holzprodukte wurden sowohl mit Schiffen als auch in und auf Flößen transportiert. Die Stadt Hannover wurde über die Flüsse Ilme und Leine aus dem Solling mit Holz versorgt.<ref>Johannes Laufer, Peter-Michael Steinsiek: Quellen zur Umweltgeschichte in Niedersachsen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, 2012, S. 335f.</ref> Da aus dem Weserbergland bis in das 19. Jahrhundert nur Laubholz, überwiegend Eichenholz und in geringeren Mengen Buchenholz, verflößt wurde, musste das Holz vor der Verflößung wegen des hohen spezifischen Gewichtes getrocknet werden. Um die Trocknung zu beschleunigen wurden die Bäume entrindet. Bei Eichen wurde oft auch der Splint entfernt. Trotzdem hatten die Flöße bis zu 80 cm starken Tiefgang und waren somit nur schwer zu lenken, so dass Flöße nicht mehr als 120 bis 150 Festmeter Holz enthielten. Durch das Anbinden von Holzfässern (Tonnen) konnte die Schwimmfähigkeit verbessert werden. Solche Flöße wurden auch „Tonnentragflöße“ genannt. Neben Stämmen wurde auch bearbeitetes Holz (Balken, Bohlen oder Bretter) geflößt.
Über die Werra gelangte auch Nadelholz aus dem Thüringer Wald auf die Weser, welches in Hann. Münden und Gimte zu großen Weserflößen gebündelt wurde. Diese sogenannten „Dielenflöße“ waren im 18. und 19. Jahrhundert der häufigste Floßtyp auf der Weser. Um die Holznachfrage besser befriedigen zu können, wurde Anfang des 18. Jahrhunderts auch im Weserbergland mit dem Nadelholzanbau begonnen, welcher allerdings erst Mitte des 19. Jahrhunderts größere Ausmaße annahm. Eine erste Meldung über die Zusammenstellung eines Floßes aus Fichtenholz ist aus Wahmbeck aus dem Jahr 1870 überliefert. Größere Mengen aus dem heimischen Raum wurden aber erst nach dem Ersten Weltkrieg geflößt.
Durch das Aufkommen anderer Transportmöglichkeiten, insbesondere von Lastkraftwagen ab Mitte der 1950er Jahre, kam die Flößerei zum Erliegen. 1964 passierten nur noch 6 Flöße die Schleuse in Hameln. Danach wurden nur noch einzelne Flöße, insbesondere aus nostalgischen Gründen, gebaut.
Holz aus der südlichen Lüneburger Heide gelangte ab etwa dem 17. Jahrhundert durch Flößerei auf Ise, Örtze und Aller zur Weser. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese Transportweise eingestellt.
Elbe
Finnland
In Finnland hat die Flößerei bis heute eine große Bedeutung. Der dort gelegene Kimola-Kanal ist sieben Kilometer lang und verbindet den Fluss Kymijoki über den See Konnivesi mit dem stromabwärts gelegenen See Pyhäjärvi. Der im August 1966 eingeweihte Kanal wurde gebaut, um den schwimmenden Holztransport zu ermöglichen. Der Kanalbau begann 1962. Die Wasserstraße wurde von der Regierung mit der damals modernsten Technik gebaut. 1999 wurde der Kanal zu einem großen Teil außer Betrieb genommen; die letzten Baumstämme schwammen am 14. August 2002 durch den Kanal. Es gibt keine Schleusen, jedoch in der Nähe eines Tunnels einen 12 m hohen Damm, an dem das Holz mit zwei 30-t-Kränen herabgelassen wurde, um den Höhenunterschied zu überwinden.<ref>Geocaching: Kimolan kanava (in Finnisch und Englisch).</ref>
- Finnish steam tug Hurma prepares to tow a log boom.jpg
Der finnische Schlepper Hurma, 2009
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Kimola-Kanal, 1987
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Tunnelportal, 1987
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Kräne am Stauwehr, 1987
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Stauwehr von unten, 1987
Russland
In Russland wurde nach der Revolution von 1917 in St. Petersburg ein Flößerei-Institut gegründet, dessen Aufgabe es war, neue Technologien für die Flößerei zu entwickeln. Im Jahr 2006 wurden etwa 59.000 Kubikmeter Holz mit der Flößerei transportiert. Im Jahr 2008 wurde die Flößerei in Russland auf mehr als 2000 Flüssen und 255 Seen durchgeführt, insgesamt auf etwa 142.000 Kilometern.
Schweiz
Flößerei und Trift waren auf allen Flüssen in der Schweiz verbreitet. Zu den wichtigsten Holztransportgewässern zählten Aare, Alpenrhein und Hochrhein, Tessin, Rhone, Inn, Emme, Reuss, Limmat und Sihl. Beliefert wurden die großen Städte und der Bergbau, später auch Eisenwerke in Gerlafingen, Choindez und Emmenbrücke. Holz wurde auch exportiert, so auf dem Rhein bis in die Niederlande, die Rhone hinunter und über Inn und Donau bis nach Wien. Es war üblich, dass die Flöße mit Handelswaren beladen wurden. An verschiedenen Orten bestanden Zünfte, die Flößerei war aber frei. In den 1830er Jahren wurde auch der Holzhandel liberalisiert, was der Flößerei zunächst großen Aufschwung verlieh. Eisenbahnbau und Steinkohleimport 30 Jahre später bewirkten das Ende dieses Gewerbes in der Schweiz.<ref>Anne-Marie Dubler: Flösserei im Historischen Lexikon der Schweiz;
Martin Illi: Sihl im Historischen Lexikon der Schweiz</ref>
Auf dem Ägerisee wird die Tradition der Flößerei noch heute aufrechterhalten. Alle drei Jahre, zuletzt im Frühjahr 2011, wird ein Holzschlag ausgeführt, verbunden mit einem Flößerfest. Das im Bergwald am südwestlichen Ufer geschlagene Holz wird über den See nach Unterägeri geflößt und mitten im Dorf aus dem Fluss Lorze gehoben. Im Jahr 2005 drehten die beiden Waldbesitzer, die Korporation Unterägeri und die Korporation Oberägeri, einen Film, um das Handwerk des Flößens für die Zukunft zu dokumentieren.
Schweden
Die Flößerei in Schweden begann in einem größeren Maßstab ab 1300 und nahm ab 1400 stark zu, als der Kohle- und Erzbergbau begann. Ab 1800 nahm die Flößerei weiter zu, als Landwirte ihr Holz an Sägewerke, Papierfabriken oder für den Export verkauften. In dieser Zeit wurden viele Flüsse für die Wasserkraft aufgestaut und Stromschnellen beseitigt, welche die Flößerei behinderten, so dass zum Beispiel der Dalälven von Dalarna bis hinunter zum Meer ab 1870 flößbar war. An den größeren Flüssen wurden Rafting-Unternehmen gegründet, die oft bis in die 1960er-1980er Jahren bestanden, als Bahn- und LKW-Transport profitabler wurden.
Wenn in Dalälven die Rafting-Saison begann, wurde nach dem Reinigen der Ufer und Aufstauen der Flüsse traditionell ein kleines Floß mit einer Puppe, die einen Flößer darstellte, gebaut. Das Floß wurde bei seiner Fahrt vom Jubel aller Flößer begrüßt.
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Flößerei auf dem Klarälven in Schweden
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Floßschlepper Borganäs 1919
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Ruine einer Floßrutsche im Fluss Ämån, Dalarna
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Großes Floß bei Leksand
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Floßlände mit Ruderboot
Spanien
In Spanien gab es Flößerei in erster Linie auf den Flüssen Ebro, Tajo, Júcar, Turia und Segura und in geringerem Umfang auf dem Guadalquivir. Es gibt Nachweise über Gancheros (Flößer) seit dem sechzehnten Jahrhundert bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.
Der Beruf der Gancheros war hart und gefährlich. Das Springen auf die instabilen Bäume und unerwartete Überschwemmungen des Flusses verursachten viele Unfälle und viele Verletzte. José Luis Sampedro spiegelte in seinen Roman Der Fluss, der uns führt (1961) das Leben dieser Männer wider. Dieser wurde 1989 von Antonio del Real in einen Film mit Fernando Fernán Gómez und Alfredo Landa umgewandelt.
Katalonien
In Katalonien gab es Flößerei vom 13. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre, als der Bau von Staudämmen den Floß-Verkehr behinderte. Seit 1979 feiert man jeden ersten Sonntag im Juli den Nationalfeiertag der Flößerei in La Pobla de Segur und seit 1982, am dritten Sonntag im August in Coll de Nargó. Dabei wird ein Floß nach den traditionellen Methoden gebaut und damit der Fluss befahren.
In Pont de Claverol gibt es ein Flößerei-Museum, das neben einer ständigen Ausstellung eine Bibliothek sowie ein dokumentarisches Zentrum für Archivmaterial, Fotos, Videos hat.<ref>Raiers Museum, Pont de Claverol (in Englisch).</ref> Im Sommer 1998 eröffnete außerdem das Flößerei-Museum in Coll de Nargó.<ref>Museu dels Raiers (in Katalanisch).</ref>
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Ein katalanisches Floß, 2006
- Conca de Dalt. Monument als raiers a Collegats.JPG
Flößereidenkmal in Collegats
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Flößereidenkmal in La Pobla de Segur
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Flößereimuseum in Pont de Claverol
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Flößerei in Coll de Nargó
USA und Kanada
Die Flöße auf dem Pine Creek in Tioga County, Pennsylvania, waren oft solide gebaut. Das linke hier abgebildete Floß diente als Küche und Esszimmer, das mittlere als Schlafzimmer und das rechte als Stall für die zum Treideln verwendeten Pferde. Diese Flöße wurden nur für einen Holztransport gebaut und am Ende der Reise als Schnittholz verkauft. Im Hintergrund ist die Bahnlinie der Jersey Shore, Pine Creek and Buffalo Railway zu sehen.
Wenn über die alten Tage am Altamaha-Fluss gesprochen wurde, erwähnten die Flößer oft einen Rag Point genannten Kleiderhaufen. Wer an Bord zum ersten Mal flussabwärts daran vorbeikam, musste ihm eine Spende geben, indem er ein Kleidungsstück daraufwarf. Wer das nicht wollte oder schaffte, wurde „ducked or docked“ – in den Fluss eingetunkt oder am Ziel in Darien für Getränke in den Saloons zur Kasse gebeten.
Altgediente Flößer erwähnten auch immer den „Holler“, eine Art Jodeln der Flößer am frühen Morgen oder späten Abend. Es gab ein Echo von oben und unten am Fluss, und gelegentlich antworteten auch andere Flößer aus der Einsamkeit.
Auch als in den 1900er Jahren das Land im Westen und Süden des Flusses schon lange nicht mehr von Indianern bewohnt war, war es noch Brauch, die Ufer als „weiß“ und „indianisch“ zu bezeichnen - oder als „Injun“, wie die Flößer das in der Regel ausgesprachen. „Ease the bow to Injun - Drück den Bug zu den Indianern“ war ein typischer Befehl der Floßführer an ihre Helfer.
Flößerei in der heutigen Zeit
Ein Flößen im traditionellen Sinn gibt es heute in Mitteleuropa nicht mehr. Heute wird in Europa nur noch in Norwegen auf dem Telemarkkanal und in Finnland geflößt.
Große Flöße werden auch heute noch an der kanadischen Westküste vor Vancouver und Vancouver Island eingesetzt. Diese Flöße erreichen Längen von über einem Kilometer und sind oft weit über 50 Meter breit. Dabei sind die Flöße völlig unbemannt. Nur auf den Schleppern befinden sich zwei oder drei Mann Besatzung.
Weiterhin wird auch im asiatischen Teil Russlands geflößt. In Bangladesch wird Bambus von den Bergwäldern in die Küstenstädte, zum Beispiel für den Gerüstbau, geflößt.
Begriffe der Flößerei
Starke Fichtenstämme waren für Schiffsmasten geeignet. Nachdem die Stämme entastet und entrindet waren, wurden sie im Winter zum nächsten Floßbach geschleift. Zwischen Oktober und Mai wurde das Holz zu Tal geschwemmt.
Hatte ein Stamm mehr als zwanzig Meter Länge und einen mittleren Durchmesser von mindestens vierunddreißig Zentimetern, dann galt er als »Holländer«, kleinere Stämme hießen »Pfaden«, Stammteile zwischen drei und sechs Meter Länge nannte man »Blöcher«. Zum Abtriften wurden die Bäche aufgestaut.
Am Lager- oder Anmachplatz fügte man bis zu zehn Stämme zu einem »Boden« zusammen. Zwölf Böden wurden zu einem »Stück« vereinigt.
Abrechen
- Mit einem Abrechen wurde Brennholz aus einem Fluss aufgefangen, um es in einen Triftkanal zu leiten.
Bloch
- Bloch oder Block ist ein 3 bis 6 Meter langer abgesägter Teil eines Stammes zur Herstellung von Brettern.
Bloße
- Eine Bloße ist eine Stelle, an der die abgeschlagenen Baumstämme vom Wald in das Flusstal gebracht wurden. Meist handelte es sich um eine Schneise, in der die Stämme mit Seilen und zerkleinerten Baumstämmen als Rollen transportiert wurden.
Einbinden
- Einbinden oder Einhängen ist das Zusammenbinden der Stämme zu Floßgelenken und Flößen an der Einbindestätte.
Eisgang
- Eisgang ist die Zeit, in der der Fluss oder Kanal vereist ist oder Eisschollen darauf treiben.
Floß
- Floß, bei Schiller der Floß, sind nebeneinander liegende und verbundene Baumstämme, die in dieser Form selbst Frachtgut sind und als lenkbares Wasserfahrzeug genutzt werden.
Floßauge
- Floßauge oder Wiedloch ist ein in einen Bauholzbalken eingearbeitetes Loch, das dem Einbinden von Bauholz in Flöße dient.
Floßbeamter
- Floßbeamter ist eine von den Landesbehörden bestellte behördliche Person zur Aufsicht des Verlaufs der Flöße, zur Verhinderung des Holzdiebstahls und zur Erhebung des Anländegeldes. auch: Floßmeister, Oberaufseher, Oberfloßkommissar, Flößerregimenter
Floßfahrt
- Fahrt mit einem aus einem oder mehreren Gelenken bestehenden Floß stromabwärts.
Floßfeld
- Floßfeld, auch Plötze, ist das zu einer Tafel verbundene Langholz.
Floßgraben
- Ein meist künstlich angelegter Wassergraben für den Transport von Scheitholz.
Floßhaken
- Floßhaken waren das Universalwerkzeug der Flößer. Die 1,50 bis etliche Meter langen Stangen, waren aus Holz, mit Eisenspitze und seitlich gekrümmtem Haken, dienten zum Floßbau, Steuern des Floßes, Festhalten bei Wehrdurchfahrten, Blöchertreiben, sowie zum Schieben, Drehen, Wenden, Rollen und Heben des Holzes.
Floßherr
- Floßherr ist der Verantwortliche während der Floßfahrt, die er im Auftrag der Eigentümer des Floßholzes und der mit dem Floß transportierten Waren unternimmt. Er ist auch Besitzer oder Pächter des Anmachplatzes und verantwortlich für die unter seiner Obhut stehenden Flößer.
Floßlände
- Floßlände werden die Stellen genannt, an denen die Holzstämme für den Floßbau gesammelt, gestapelt und zu einzelnen Flößen zusammengebunden werden, oder an denen das Floß anlandet, seine Waren abgeladen werden und das Floß zwecks seiner Holzverwertung demontiert wird.
Floßordnung
- Die meist seit dem Mittelalter bestehenden Floßordnungen sind die vom Staat vorgegebenen Direktiven, zum Beispiel die Zeiträume der Frühjahrsflöße von März bis spätestens Mai und der Herbstflöße von September bis Frostbeginn einzuhalten. Nach ihnen musste die Trift außerdem am 23. April, dem „Jörgetag“ (Georgstag), beendet sein.
Floßrechen
- Ein Floßrechen, auch Schutze genannt, ist eine Schutzvorkehrung, um flussabwärts treibende Holzstämme jeweils abbremsen zu können. Floßrechen müssen sehr massiv gebaut sein, damit sie Flutwellen und herantreibenden Holzstämmen standhalten können.
Floßrutsche
- Eine Floßrutsche bzw. Bootsgasse ermöglicht es, den Höhenunterschied an Stauwehren oder Wasserfällen zu umgehen, ohne das Holz zu beschädigen. Um genügend Strömung zu erzeugen, werden am Boden der Floßrutsche Lamellen angebracht. Diese zeigen von der Mitte aus in Fließrichtung nach außen. Dadurch wird das in Richtung Unterwasser vorbeischießende Wasser am Boden in Richtung der Wände gedrückt, steigt an den Wänden auf und fließt an der Oberfläche von beiden Seiten auf die Mitte zu. Dadurch wird eine oft an der Wasseroberfläche sichtbare Rinne in der Mitte der Gasse erzeugt. Diese und die doppelte Kreisströmung halten das Floß automatisch in der Mitte der Gasse.
- Eine der bekanntesten Floßrutschen in Kanada umgeht die Chaudière Wasserfälle am Ottawa River in Ottawa. Sie wurde eine bekannte Touristenattraktion und sogar der Prince of Wales, der später als König Eduard VII. den Thron bestieg, unternahm 1901 eine abenteuerliche Tour auf der 1.2 km langen Rutsche.
Fluder, fludern
- Floß und flößen in der Flößersprache. Die Bezeichnungen wurden am Regen noch im 20. Jahrhundert verwendet.
Gelenk
- Gelenk, auch Gestör, ist die Baueinheit eines Floßes (Floßglied, Floßabschnitt).
Klause
- Klause ist ein Damm aus Holz, Stein oder Erde zum Aufstauen des Triftwassers, mit Pforte zum Durchlass des Schwemmholzes.
Oblast
- Oblast ist zusätzliches Frachtgut in Form von Holz (z. B. nicht schwimmfähige Hölzer) oder ein anderes Frachtgut, welches auf dem Floß mitgeführt wird.
Riesen
- Riesen (Singular: Ries), auch Riesbahnen, sind Holz-Rutschbahnen, auf denen Holz vom Einschlagsort zum Floßbach transportiert wurde. Sie waren v. a. im Schwarzwald und in den Alpen verbreitet.
Schleusen
- Als Schleusen werden Stauwerke bezeichnet, die durch Aufstauen des Wasser das Triften von Holzstämmen überhaupt erst ermöglichen. So wird der Fluss bis zu mehreren Tausend Metern angestaut, und die Baumstämme können selbst auf kleinen Flüssen problemlos geflößt werden.
Stapelgeld
- Stapelgeld oder Lagergeld ist das Niederlagsgeld für die Lagerung von Holz.
Wasserstube
- Eine Wasserstube ist ein künstlich angelegter Floßteich (Wassersammelbecken) zur Speisung eines Floßgrabens.
Wieden
- Wieden (Singular: Wiede), sind extrem flexible und belastbare Holztaue, die zum Binden der Flöße oder deren Fracht verwendet wurden. Sie wurden aus selektierten 2,5 bis 3,5 m langen Jungstämmen von Weiden, Fichten, Tannen oder Eichen, die im Spätherbst geschnitten wurden, hergestellt. Man erhitzte sie in oder über einem (Wied-)Ofen und drehte sie dann durch Einspannen des starken Endes in eine Hutzelbank, bzw. einen „Wiedenbock“ auf. Im 20. Jahrhundert wurden sie zunehmend durch Stahlseile ersetzt.
Museen
Siehe auch
Literatur
Bücher und wissenschaftliche Arbeiten
- Dieter Anhuf (Hrsg.): Beiträge zur Landeskunde Südwestdeutschlands und angewandten Geographie. Mannheimer geographische Arbeiten; H. 46, Geographisches Institut, Mannheim 1998, ISBN 3-923750-72-2.
- Heinz Geistefeld: Zur Geschichte der Flößereiverwaltung in Kursachsen. Diplomarbeit – Humboldt-Universität Berlin, Forstliche Fakultät, Eberswalde 1956(nicht ausleihbar).
- Thomas Gunzlemann, Christine Dorn: Die Kulturlandschaft der Flößerei im Frankenwald – ein komplexes System und seine Relikte. In: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach. 24/2003–2006, S. 83–161 (PDF)
- Franz Hafner: Der Holztransport. Handbuch für Rückung, Lagerung, Ladeverfahren und Haupttransport. Österreichischer Agrarverlag, Wien 1964.
- Karl Hasel, Ekkehard Schwartz: Forstgeschichte. Ein Grundriss für Studium und Praxis. 2., aktualisierte Auflage. Verlag Kessel, Remagen 2002, ISBN 3-935638-26-4.
- Roland Henne: Flöße von der Oberweser : „und immer stromab an Kuhlbaum und Schnepper ...” . Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden 2005, ISBN 3-931656-82-9.
- Henning Hopf: Untersuchung der technischen und ökonomischen Entwicklung der Flößerei auf dem Finowkanal. Diplomarbeit – FH Eberswalde, Eberswalde 2003.
- Hans-Walter Keweloh (Hrsg.): Flößerei in Deutschland. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0426-8.
- Hans-Walter Keweloh (Hrsg.): Auf den Spuren der Flößer – Wirtschafts- und Sozialgeschichte eines Gewerbes. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-8062-0561-2.
- Albrecht Milnik (Hrsg.): In Verantwortung für den Wald – Die Geschichte der Forstwirtschaft in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Brandenburgisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Potsdam 1998, ISBN 3-933352-00-2.
- Ralph Rohsiepe: Entwicklung und Bedeutung der Flößerei auf dem Finowkanal. Diplomarbeit – Humboldt-Universität Berlin, Forstliche Fakultät, Eberswalde 1961 (nicht ausleihbar).
- Hanns Rothen: Mit dem Floß auf der Saale – Rückbesinnung auf ein ausgestorbenes Gewerbe. 1. Auflage. Justus Perthes Verlag, Gotha 1995, ISBN 3-623-00749-8.
- Helmut Seebach u.a.: Altes Handwerk und Gewerbe in der Pfalz. 3. Band. Bachstelz-Verlag Seebach, Annweiler-Queichhambach 1994, ISBN 3-924115-13-3.
- Max Scheifele: Die Flößerei auf der Ettlinger Alb. Aus der Geschichte des Albtales. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1993, ISBN 3-925825-60-6.
- Max Scheifele: Als die Wälder auf Reisen gingen. Wald, Holz, Flößerei in der Wirtschaftsgeschichte des Enz-Nagold-Gebietes. G. Braun Buchverlag, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7650-8164-7.
- Max Scheifele u.a.: Die Murgschifferschaft. Geschichte des Floßhandels, des Waldes und der Holzindustrie im Murgtal. Casimir Katz Verlag, Gernsbach 1988, ISBN 3-925825-20-7.
- Daniel L. Vischer: Die Flösserei auf dem Alpen- und dem Hochrhein. Zur Geschichte des Holztransports auf dem Bodensee von 1600 bis 1900. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. 131. Heft 2013, ISBN 978-3-7995-1719-5, S. 155–183.
- Klaus-Peter Westrich (Hrsg.): Neustadt an der Weinstraße. Beiträge zur Geschichte einer pfälzischen Stadt. Verlag Meininger, Neustadt a. d. Weinstraße 1975, S. 637 ff.
- Helmut Wilsdorf u.a.: Bergbau – Wald – Flöße. Untersuchungen zur Geschichte der Flößerei im Dienste des Montanwesens und zum montanen Transportproblem. Akademie-Verlag, Berlin 1960.
- Sigbert Zesewitz u.a.: Kettenschiffahrt. 1. Auflage. VEB Verlag Technik, Berlin 1987, ISBN 3-341-00282-0.
Hefte
- Jürgen Delfs: Die Flößerei im Stromgebiet der Weser. Band 34. Schriften der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft zum Studium Niedersachsens e.V., Walter Dorn Verlag, Bremen-Horn 1952.
- Karl Filser: Flößerei auf Bayerns Flüssen : zur Geschichte eines alten Handwerks. Haus der Bayerischen Geschichte, München 1991, ISBN 3-927233-08-0.
Weblinks
- Anne-Marie Dubler: Flösserei im Historischen Lexikon der Schweiz
- Die Enztalflößer vom Schwarzwald
- Virtuelles Museum zur Geschichte der Isar
- Flößen im Fichtelgebirge und Nordostbayern
- Triften in Bad Reichenhall PDF des Wasserwirtschaftsamtes
- Letztes Floß zum Niederrhein (PDF; 3,0 MB)
- Flößerei in Bayern
- Abbildung mit Beschreibung eines großen Rheinfloßes
- Ausführlicher Bericht über eine Floßfahrt von Koblenz nach Dordrecht mit einem Holländer-Floßim 18. Jahrhundert (PDF; 1,0 MB) Autor: Werner Böcking
Einzelnachweise
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