Garten
Ein Garten ist ein abgegrenztes Stück Land, in dem Pflanzen unter mehr oder minder intensiver Pflege mit Hilfe von Gartengeräten angebaut werden. Im Gegensatz zu Parks werden Gärten meist privat genutzt.
Gärten werden nicht nur angelegt, um einen direkten Ertrag zu ernten (Nutzgarten), sondern auch um einem künstlerischen, spirituellen oder therapeutischen Zweck zu dienen, oder auch der Freizeitgestaltung und Erholung, wie Zier- und Kleingärten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Etymologie des Wortes Garten
- 2 Gartentypen
- 3 Bepflanzung
- 4 Geschichte des Gartenbaus
- 5 Botanische Gärten
- 6 Der Garten als Ökosystem
- 7 Siehe auch
- 8 Literatur
- 9 Weblinks
- 10 Einzelnachweise
Etymologie des Wortes Garten
Der deutsche Begriff Garten leitet sich etymologisch von Gerte (indogermanisch gher und später ghortos) ab. Gemeint sind Weiden-, Haselnussruten oder andere, die früher – ineinander verflochten – den Garten umfriedeten. Das Wort gerd, gard bezeichnet über gotisch garde „Gehege“, garda "Pferch"<ref>Rudolf Schützeichel, 'Dorf'. Wort und Begriff. In: Herbert Jankuhn, Rudolf Schützeichel, Fred Schwind (Hrsg)., Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters: Siedlungsform, wirtschaftliche Funktion, soziale Struktur. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1973 und 1974. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse 3. Folge Nr. 101 (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht 1977) 27</ref> ursprünglich „das (mit Gerten) umzäunte Gelände“, erhalten in der Form Gatter für „Zaun“, während die von einem lebenden Zaun umstandenen Fläche im Wortfeld Hag, Hecke zu finden ist. Das niederländische Wort tuin für Garten (vgl. Deutsch Zaun, Altnordisch tún) geht auf eine ähnliche Entwicklung zurück<ref>Rudolf Schützeichel, 'Dorf'. Wort und Begriff. In: Herbert Jankuhn, Rudolf Schützeichel, Fred Schwind (Hrsg)., Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters: Siedlungsform, wirtschaftliche Funktion, soziale Struktur. Bericht über die Kolloquien der Kommission für die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1973 und 1974. Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse 3. Folge Nr. 101 (Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht 1977) 35</ref>.
Mittelalterliche Darstellungen zeigen auch ummauerte Gärten. In diesem Begriffsfeld steckt eine indogermanische Wurzel cart(o) „Schutz“, das in lat. hortus „Nutzgarten“, franz. jardin „Garten“ (deutsch aber Hort), ahd. gard, gart, altnordisch garðr („Hof“, „Herrschaftsgebiet“, vergl. Asgard, Midgard) in engl. yard („Hof“), skand. gaard („Hof“, „Gehöft“) und slaw. grad („Burg“, „Befestigung“, „Umfriedung“), indirekt auch der Garde („Wache“, „Schutztruppe“) wie auch in Eigennamen auf -gard/t (Luitgard, Irmgard, Eringard) erhalten ist.<ref>GARTEN, m. hortus., in Grimm: Deutsches Wörterbuch</ref>
Der dem Wort in der heutigen Form zugrundeliegende Begriff ist „umfriedetes Land zum Zweck des Anbaus von Pflanzen“. Der Garten stand unter besonderem rechtlichem Schutz (Gartenfrieden). Toponyme auf -gard/t(en), -gad(en) leiten sich aus diesem Kontext ab, vermischen sich aber mit dem althochdeutschen Wort gadam „Gadem“, „Raum“, „Gemach“, „Scheune“ (Berchtesgaden).
Die Definition eines Gartens ist jedoch in jeder Kultur unterschiedlich, westliche Definitionen und Konzepte sollten nicht ungeprüft übertragen werden.<ref>Michel Conan: Learning from Middle East Garden Traditions. In: Michel Conan (Hrsg.): Middle East Garden Traditions: Unity and Diversity. Harvard Press, Washington DC 2007, ISBN 978-0-88402-329-6.</ref>
Gartentypen
Neben der heute oftmals anzutreffenden Form eines Mischgartens, der viele (also gemischte) Aspekte in sich vereint, unterscheidet man in Europa je nach schwerpunktmäßiger Nutzung
- den Haus- oder Nutzgarten,
- den Gemüse-, Obst- (früher auch Baumgarten genannt) und Kräutergarten,
- den Kleingarten,
- den Naturgarten,
- den botanischen Garten,
- den Versuchsgarten.
Ziergärten können öffentlich oder privat sein, eingefriedet oder zugänglich.
Ein großer Garten, der nicht (nur) zu Ertragszwecken, sondern als ästhetisches Objekt angelegt und unterhalten wird, ist ein Park, auch wenn sich im Namen solcher Anlagen das Wort „Garten“ erhalten hat, wie beim Englischen Garten. Ästhetisch gestaltete Gärten und Parks erhalten die Bezeichnung nach
- Bepflanzung: Rosengarten, Kräutergarten, Staudengarten,
- Umwelt: Wüstengarten, Kiesgarten, Steingarten, Schattengarten, Wassergarten, Tropischer Garten,
- Stil: Persischer Garten, Chinesischer Garten, Japanischer Garten, Zengarten, Barockgarten, Französischer Garten, Italienischer Garten, Englischer Landschaftspark, Landschaftsgarten,
- gestalterischem Thema: Bibelgarten, Künstlergarten,
- Lage: Klostergarten, Kreuzgarten, Burggarten,
- Nutzern: Bauerngarten.
Bepflanzung
In einem Garten verwendet man Nutzpflanzen (Obst und Gemüse, Küchen- und Gewürzkräuter, Heilpflanzen) und Zierpflanzen. Dazu gehören:
- Sommerblumen – Einjährige oder Zweijährige – blühen im ersten oder zweiten Jahr nach der Aussaat
- Stauden – Mehrjährige – ziehen im Winter ein und treiben aus Wurzel, Zwiebel oder Knolle wieder neu aus
- Gehölze – Halbsträucher, Sträucher, Bäume (Laubgehölze und Koniferen) – sommergrüne, wintergrüne, immergrüne
- Kübelpflanzen – frostempfindliche Pflanzen, die im Haus oder Wintergarten überwintern müssen
Geschichte des Gartenbaus
Urgeschichte
Es wird angenommen, dass urgeschichtliche Anbauflächen bis zur Einführung des Pfluges sehr klein waren und intensiv mit Hacken o.ä. bearbeitet wurden. Amy Bogaard bezeichnet diese Anbauform daher als Gartenbau<ref>Amy Bogaard: 'Garden Agriculture' and the Nature of early Farming in Europe and the Near East. World Archaeology 37/2 (Garden Agriculture), 2005, S. 178, abgerufen am 9. Oktober 2014 (PDF, englisch). </ref>.
Gartenbau im Alten Ägypten
Gartenbau wurde schon in der vorgeschichtlichen Zeit betrieben, das beweisen die Felsengräber von Beni Hassan (Ägypten), in denen Abbildungen von Gärten gefunden wurden.
Anfänge des Gartenbaus im Nahen Osten
Die hängenden Gärten der mythischen Königin Semiramis in Babylon sind nur aus griechischen Beschreibungen bekannt.
Gartenbau im frühen Griechenland
Vielleicht existierten Gärten bereits in minoischer Zeit, wie Siegelbilder und Fresken nahelegen<ref>Maria C. Shaw: The Aegean Garden. 1993, American Journal of Archaeology 97,4 661-685</ref>. Aus Homers Odyssee ist ein zusammenhängender, regelmäßig eingeteilter Obst- (und wohl auch Gemüse-) Garten bekannt. Homers Odyssee beschreibt nie das Essen von Obst und doch machen für den Dichter Birnen, Granatäpfel, Äpfel, Feigen, Oliven und natürlich Weintrauben einen wohlgeplanten Obstgarten aus, ein Garten, der über lange Zeit im Jahr Früchte hervorbringen würde:
<poem style="margin-left:3em;"> Außer dem Hof ist ein großer Garten nahe der Hoftür An vier Morgen, auf allen Seiten vom Zaun umzogen. Große Bäume stehen darin in üppigem Wachstum, Apfelbäume mit glänzenden Früchten, Granaten und Birnen Und auch süße Feigen und frische, grüne Oliven.
Denen verdirbt nie Frucht, noch fehlt sie winters wie sommers Während des ganzen Jahres, sondern der stetige Westhauch Treibt die einen hervor und läßt die anderen reifen. Birne auf Birne reift da heran und Apfel auf Apfel, aber auch Traube auf Traube und ebenso Feige auf Feige.
Homer, Odyssee 7,112 </poem>
Sappho beschreibt einen bewässerten Baumgarten<ref>Patrick Bowe: The evolution of the ancient Greek garden. In: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes: An International Quarterly 30/3, 2010, S. 208. doi:10.1080/14601170903403264.</ref>.
Plutarch gibt an, dass Kimon den Athener Marktplatz mit Bäumen bepflanzen ließ. Am dortigen Hephaistos-Tempel sind Pflanzlöcher für Bäume archäologisch nachgewiesen<ref>Patrick Bowe: Civic and other public planting in ancient Greece. In: Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes: An International Quarterly 31/4, 2011, doi:10.1080/14601176.2011.587270.</ref>.
Anfänge des Gartenbaus bei den Römern
Als Quellen zum Gartenbau der Römer stehen Abbildungen (Fresken und Mosaike), Texte und die Ergebnisse archäologischer Ausgrabungen zur Verfügung. In Pompeji wurden 625 Gärten ergraben.<ref name=Jashemski231>Wilhelmina F. Jashemski: Ancient Roman gardens in Campania and Tunisia: A comparison of the evidence. 1996, The Journal of Garden History 16/4, S. 231, doi:10.1080/01445170.1996.10435649.</ref> Wilhelmina F. Jashemski hat weitere Gärten in Tunesien und Algerien ergraben, zum Beispiel in Thuburbo Maius <ref name=Jashemski231/><ref>Wilhelmina F. Jashemski: Roman gardens in Tunisia: preliminary excavations in the House of Bacchus and Ariadne and in the East Temple at Thuburbo Maius. 1995, American journal of Archaeology 99, S. 559-575</ref>. Sie grub auch die 13 Gärten der Villa der Poppaea an der Via Sepolcri in Torre Annunziata (Oplontis) aus.<ref>Wilhelmina F. Jashemski: Ancient Roman gardens in Campania and Tunisia: A comparison of the evidence. The Journal of Garden History 16/4, 1996, S. 239, doi:10.1080/01445170.1996.10435649.</ref> An Pflanzen wurden unter anderem Oleander, Lorbeer und ein Zitronenbaum (Citrus limon [L.]) nachgewiesen. Auch römische Blumentöpfe sind archäologisch nachgewiesen.<ref>Y. Barat, D. Morize: Les pots d'horticulture dans le monde antique et les jardins de la villa Gallo-Romaine de Richebourg (Yvelines). Societe Française d'Étude de la Ceramique Antique en Gaule (Actes du congrès de Fribourg, Mai 1999). Marseille 1999, S. 213-236</ref>
Zu den wichtigsten Schriftquellen zählt die Naturgeschichte des Plinius. Neben Nahrungsmitteln und Heilpflanzen erwähnt er auch Zierpflanzen.<ref name=Farrar/> Cicero, Ovid, Martial und Plinius der Jüngere beschreiben Gärten.
In der römischen Literatur trifft man ab dem Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. auf einen dichteren Gartendiskurs. Der Garten wurde zum Spiegel der geistigen Haltung und damit des sozialen Selbstverständnisses seines Besitzers.<ref>Henriette Harich-Schwarzbauer, Judith Hindermann: Garten und Villenlandschaft in der römischen Literatur. Sozialer und ästhetischer Diskurs bei Vergil und Plinius dem Jüngeren. In: Richard Faber und Christine Holste (Hrsg.): Arkadische Kulturlandschaft und Gartenkunst. Eine Tour d'Horizon. Würzburg 2010, 57–68.</ref> Für den Stoiker Seneca sind ausgefeilte Gartenanlagen ein Zeichen zunehmender Dekadenz. Die Römer trennten Nutzgärten (Gemüse- und Obstgärten) vom Lustgarten. Das lateinische Wort hortus bezeichnet jedoch sowohl kleine private Nutzgärten als auch die Umgebung kaiserlicher Villen und öffentlich zugängliche Gelände.<ref name=Farrar/> Römische Häuser in Italien besaßen meist ein Atrium, in denen Pflanzen wuchsen. Atrien fehlen jedoch in anderen Provinzen, wie Nordafrika.<ref name=Jashemski231/>
Lustgärten
Lustgärten wurden möglich, als ausreichende und konstante Wasserzufuhr in größere Zentren gesichert war. Sie wurden unter anderem auch für Gastmähler genutzt. Aus Griechenland kam der Peristylhof nach Rom, die bis dahin üblichen kleinen Hausgärtchen schwanden. Die Reichen legten größere Gartenensembles an, in denen Brunnen, Kanäle, Grotten und Statuen kunstvoll aufeinander abgestimmt waren und mit Villenanlagen ein harmonisches Ganzes bildeten. Räume, die in den Garten schauten, wurden mit großen Fenstern versehen und kleine Gartenanlagen durch illusionistische Gartenmotive auf Mauern optisch erweitert, wie auch umgekehrt Gärten mittels Wandmalerei in die Räume hineinprojiziert.<ref>Ann Kuttner: Looking outside inside: ancient Roman garden rooms. Studies in the History of Gardens & Designed Landscapes: An International Quarterly, 19/1, 1999, S. 7-35</ref>
Im 2. Jahrhundert v. Chr. übernahmen die Römer das Peristyl, einen von Säulenhallen umgebenen Innenhof, aus der griechisch-hellenistischen Baukunst und entwickelten daraus das Gartenperistyl, in dem die Säulenhallen einen Garten umgaben. In Conimbriga in der Baetica wurde der Garten einer römischen Villa, dem Casa das fontes ausgegraben und rekonstruiert. Er illustriert eine solche Anlage: Ein rechteckiger Teich ist von einer Säulenhalle aus Ziegelsteinen umgeben. In dem Teich liegen auf beiden Seiten der Längsachse jeweils drei aus Ziegeln gestaltete Inseln, die mit Iris bepflanzt sind. Ein Mosaik bildet den Fußboden.<ref>Helena Attlee: The gardens of Portugal. Frances Lincoln, London 2007, S. 99.</ref> Elemente dieses Gartens wurden nach Attlee in portugiesischen Villen des 17. und 18. Jahrhunderts wieder aufgegriffen, etwa im Jardim Alagado des Jardim do Paçco in Castelo Branco<ref>Helena Attlee: The gardens of Portugal. Frances Lincoln, London 2007, S. 124.</ref> und vor dem Casa do fresco im Garten des Palácio dos Marqueses de Fronteira in Lissabon<ref>Helena Attlee: The gardens of Portugal. Frances Lincoln, London 2007, S. 134.</ref> gehen aber wohl eher auf maurischen Einfluss zurück.
Viele Villen besaßen mehrere Peristyle, oft ein gepflastertes im Wohnbereich nach griechischem Vorbild und daran anschließend ein größeres Gartenperistyl. Der Garten der Villa dei Papiri bei Herkulaneum in Italien wurde im Getty Museum rekonstruiert. Diese Villa besaß zwei Peristyle, das größere war etwa 100 m lang und 37 m breit und von 25 × 100 Säulen umgeben. In der Mitte liegt ein 66 m langes Wasserbecken. Der Garten diente der Aufstellung zahlreicher Statuen.
Der Beruf des Gärtners (topiarius, von griech. topos) ist ab der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bekannt. Arrangements von Sträuchern und der Zuschnitt von Pflanzen zu Gestalten und Figuren, die sogenannten opera topiaria (Formschnitt) kamen auf.
Städtische Gärten
Gärten aller Art lockerten auch das Stadtbild auf. Zu ihnen zählten Tempelgärten ebenso wie Gärten bei Tavernen.<ref name=Farrar/> Auch Gräber waren manchmal mit Gärten versehen.<ref name=Farrar/> In der Stadt waren Gärten notwendig, um ausreichend Licht in die Gebäude zu lassen.<ref name=Farrar/> Die Bewohner der insulae (mehrstöckige Wohnhäuser) mussten sich oft mit dem Blick auf die Gärten anderer begnügen, mitunter wurden kleinere Streifen von Grünanlagen vor den Gebäuden angelegt.
Anfänge des Gartenbaus in der nachrömischen Zeit
Nach dem Fall des römischen Reichs wurden in Italien die unverteidigten Besitzungen der Edlen geplündert und verwüstet, das Land wurde nur für den notwendigsten Bedarf, vor allem für die Ernährung bebaut. Während der Herrschaft der Päpste im 8.–12. Jahrhundert waren die Mönche fast die einzigen, die sich mit Acker- und Gartenbau beschäftigten; Reiche und Mächtige stifteten ihnen große Flächen Landes mit Hörigen und belohnten ihre Tätigkeit als Landwirte und Gärtner. Der Friede äußerte sich auch durch Einführung vieler fremden Pflanzen aus dem Orient, namentlich durch reiche Venezianer und Genuesen.
Frankreich
Frankreichs Gartenbau kannte im Anfang seiner Geschichte nur das rein Nützliche, erhob sich nur langsam zur Beachtung der Blumen und erreichte erst sehr spät das ästhetisch Schöne; jedes angenehme und nützliche Erzeugnis des Land- und Gartenbaues stammte aus der Fremde, von den Griechen, Karthagern, Römern und Sarazenen. Karl der Große förderte Acker-, Obst- und Weinbau auf jede Weise, er liebte die Gärten und erteilte seinen Gärtnern gern Verhaltungsbefehle. Er stand in freundschaftlichem Verhältnis zu dem abbassidischen Kalifen Hārūn ar-Raschīd, durch den er die besten Gemüse und Früchte erhalten haben soll.
Niederlande
Die Niederlande sind bekannt für Blumenzucht (Blumenzwiebeln), Baumschulen sowie der Obst- und Samenzucht für den Handel. Der niederländische Gartenstil war der Vorläufer der barocken Gärten im 17. und 18. Jahrhundert und beeinflusste auch die französische Gartenarchitektur. Herrenhäuser wurden häufig mit Hecken, Blumen, Laubengängen und Kanälen umgeben angelegt. Die flache Landschaft begünstigte die regelmäßige Anlage von Beeten.
Der Viktorianische Garten in England
Im 19. Jahrhundert, in dem die bürgerliche Sphäre die Kunst und Kultur dominierte, liebte man die seltenen Pflanzen. Die Gärtner wurden zu Hobby-Botanikern und legten Themengärten, etwa mit australischen, südamerikanischen oder asiatischen Pflanzen an, die Pflanzenjäger in aller Welt sammelten. Das Sammeln von seltenen Spezies wurde wichtiger als die künstlerische Gestaltung der Landschaft. So hielten etwa die Rhododendren, Kamelien und Azaleenarten Einzug in die Gärten. Besonders beliebt waren auch Topiarien, das heißt in Form geschnittene Büsche und Bäume. Im Garten von Levens Hall meint man sich in einem überdimensionalen Spielzeugland zu befinden, so sehr dominieren hier die würfelförmig, kegelig und kugelig zugeschnittenen Hecken. In den Stadtgärten pflegte man besonders die nun wieder beliebten Blumenrabatten, in denen die Blumen bunte Ornamente bildeten.
Einen natürlichen Gegensatz zu diesen sehr gezierten Gärten bilden die Gärten der Women Gardeners wie Gertrude Jekyll oder Elizabeth Sitwell, die sich an der ungezähmten Fülle und Einfachheit von idealisierten Bauerngärten orientieren.
Botanische Gärten
Der botanische Gartenbau in Europa kam erst dauerhaft im 16. Jahrhundert, nach der Entdeckung Mexikos in Schwung, und ging zunächst von Spanien aus.<ref>W. H. Prescott: History of the Conquest of Mexico, with a preliminary view of the ancient Mexican civilization, and the life of the conqueror, Hernando Cortez. London, Routledge, 1857 Online-Version</ref> Gaspar de Gabriel, ein reicher toskanischer Edelmann, gründete 1525 den ersten botanischen Garten, dem bald der von Cornaro in Venedig, der von Simonetti in Mailand, von Pinetta in Neapel und andere folgten. 1545 wurde vom Senat in Venedig die Anlage eines öffentlichen botanischen Gartens in Padua bewilligt, Papst Pius V. ließ den in Bologna einrichten, der Großherzog von Toskana den in Florenz, und bald darauf hatte beinahe jede bedeutende Stadt in Italien einen botanischen Garten. Auch in Frankreich wurden 1597 botanische Gärten angelegt.
Der Garten als Ökosystem
Gärten können für die Biodiversität eine wichtige Bedeutung haben. Ihre vielfältigen Strukturen wie Hecken, Büsche, Zäune, Asthaufen oder Einzelbäume bieten Insekten, Vögeln und Amphibien Unterschlupf und Jagdrevier. Dabei spielt jedoch die Art des Gartens eine große Rolle. Herausgeputzte Privatgärten wirken sich nachteilig auf die Artenvielfalt aus.<ref>Koordinationsstelle Biodiversitäts-Monitoring Schweiz 2009: Zustand der Biodiversität in der Schweiz. Ergebnisse des Biodiversitäts-Monitorings Schweiz (BDM) im Überblick. Stand: Mai 2009. Umwelt-Zustand Nr. 0911. Bundesamt für Umwelt, Bern.</ref> Zu diesem Schluss kam auch die nationale Hummelnest-Zählung 2007 in England, bei der 700 Freiwillige im eigenen Garten sämtliche Nester absuchten. Dabei stellte sich heraus, dass Gärten mit vielen unordentlichen Zonen in der Regel mehr Hummeln aufweisen.<ref>Medienmitteilung Eurekalert 2007</ref> Damit hängt es direkt vom individuellen ästhetischen Empfinden des Besitzers ab, ob ein Garten als ökologische Nische dienen kann oder nicht.
Zumindest auf dem Papier hat sich das Wissen um den Nutzen von Strukturreichtum niedergeschlagen. Ein Beispiel sind die Richtlinien für die Besitzer von Schreibergärten in Zürich. Dort heißt es explizit:„Das Anlegen und Pflegen von naturnahen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen (z. B. Wiesen, standortheimische Sträucher, Wildhecken, Obstbäume, Feucht- und Trockenbiotope, Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Lesesteinhaufen und anderes) ist erwünscht.<ref>Nutzungs- und Bauordnung für die Kleingärten der Stadt Zürich Art.5/3</ref>“
Eine Studie aus den USA zeigte auf, dass die Bereitschaft zum naturnahen Gartenbau stark vom Aussehen des Gartens des Nachbarn abhänge. Wenn dieser einen sauber geschnittenen Rasen führe, fühle man sich selbst ebenfalls dazu verpflichtet.<ref>J.I. Nassauer, Z. Wang, E. Dayrell: What will the neighbors think? Cultural norms and ecological design. 2009 (PDF; 1,7 MB) Landscape and Urban Planning 92, 282–292</ref> Einer Studie aus der Schweiz zufolge würden artenarme und langweilige Gärten generell als ästhetisch nicht ansprechend bewertet. Die Zustimmung steige jedoch, je farbenfroher, artenreicher und wilder ihr Erscheinungsbild sei. Irgendwann kippt diese Bewertung wieder; gänzlich chaotische Gärten würden selten als schön empfunden.
Siehe auch
- Geschichte der Gartenkunst
- Arboretum
- Rosengarten
- Steingarten
- Küchengarten
- Kräutergarten
- Garten Eden
- Hortus conclusus
Literatur
- Friedrich Jakob Dochnahl: Bibliotheca Hortensis. Nürnberg 1861 (Digitalisat) – Bibliographie der 1750–1860 erschienenen deutschen Gartenliteratur
- Walter Janssen, Ulrich Willerding: Gartenbau und Gartenpflanzen. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 10, Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-015102-2, S. 449–462. (einführender Fachartikel)
- Hans Sarkowicz (Hrsg.): Die Geschichte der Gärten und Parks. Insel Verlag, Frankfurt am Main/ Leipzig 2001, ISBN 3-458-34423-3.
- Marilyn Stokstad, Jerry Stannard: Gardens of the Middle Ages. Spencer Museum of Art u.a., Lawrence 1983.
- Gerlinde Volland: Auf der Suche nach den Gärten unserer Mütter. Zum Beitrag der Frauen in der Geschichte der Gartengestaltung. In: Die Gartenkunst. H. 1, 2002.
Weblinks
Einzelnachweise
<references> <ref name=Farrar>Linda Farrar: Ancient Roman Gardens. Stroud, History Press 2011 (Erstausgabe 1998), xi</ref> </references>
Obstwiese (1988) | Waldrand und Waldwiese (1989) | Röhricht (1990) | Magerrasen (1991) | Quelle (1992) | Feldholzinsel (1993) | Wegrand (1994) | Buchenwald (1995) | Bach (1996–1997) | Obstwiese (1998–1999) | Fluss (2000–2001) | Garten (2002–2003) | Viehweide (2004–2005) | Blütenhang (2010) | Blumenwiese (2011) | Totholz (2012) | Alte Bäume (2015)