Gorée


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Gorée
Gorée vom Meer aus gesehen
Gewässer
Geographische Lage -17,398536|primary dim=600 globe= name=Gorée region=SN type=isle
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Fläche 36 ha
Alte Karte der Insel (1772)

Gorée (französisch Île de Gorée, englisch Goree, spanisch Gorea, italienisch Gorea, niederländisch Goeree, aus niederländisch Goede Reede – Sicherer Hafen) ist eine Insel vor der Küste Senegals, zu dem sie gehört. Sie wurde als Sklaveninsel bekannt und soll bis zum Verbot der Sklaverei im Jahr 1848 der Verschiffung von Sklaven gedient haben, deren Zahl sich nach Untersuchungen aus den 1990er Jahren für Gorée allerdings nur auf jährlich 500 belaufen haben dürfte.

Seit 1978 steht die Insel als Weltkulturerbe unter dem besonderen Schutz der UNESCO.

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Senegalesischer Junge auf Gorée

Geographie

Die Insel erstreckt sich auf 36 Hektar, ist etwa einen Kilometer lang und 300 Meter breit. Sie liegt etwa drei Kilometer vor der senegalesischen Hauptstadt Dakar auf der dem Atlantik abgewandten Seite des Cap Vert, der westlichsten Spitze Afrikas. Gorée kann über eine Personenfähre vom Hafen Dakars aus erreicht werden.

Geschichte

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Ein Blick aus dem Sklavenhaus

Der ursprüngliche Name war Barsaguiche.<ref>The Naval History of Great Britain by Frederic Hervey and Others. London 1779; Vol. V, S. 129.</ref> Im Jahr 1444 wurde die Insel von Portugal unter Kapitän Dinis Diaz besetzt und erhielt den Namen Ilha de Palma. Angeblich hatte Christoph Kolumbus bei einer seiner Überfahrten nach Amerika einen Aufenthalt auf Gorée, dieses ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Die Niederländische Westindienkompanie erwarb die Insel 1617 von dem König Betam<ref>Dictionnaire universel, géographique, statistique, historique et politique de la France; Paris, An XIII-(1805); Tome cinqième, p. 569.</ref> und benannte sie nach der südholländischen Insel Goeree (heute mit Overflakkee zu Goeree-Overflakkee verschmolzen).

Im Zuge der Kampfhandlungen, die schließlich in den Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg führten, wurde Goeree am 23. Januar 1663 von den Engländern unter Robert Holmes erobert. Am 11. Oktober 1664 eroberten die Holländer unter Michiel de Ruyter die Insel wieder zurück. Im Dritten Englisch-Niederländischen Krieg ging sie den Holländern endgültig verloren, als sie am 1. November 1677 von den mit den Engländern verbündeten Franzosen unter d’Estrées erobert und in die Kolonie Senegal eingegliedert wurde. Die Engländer bestritten die Rechtmäßigkeit des französischen Besitzes. Am 4. Februar 1693 eroberten sie Gorée für vier Monate. Weitere Besetzungen durch die Engländer waren 1758–1763, 1779–1783, 1800–1804 und (nach zweimonatiger französischer Rückeroberung) 1804–1817.<ref>Britannica Online Encyclopædia, Gorée Island</ref> Insgesamt wechselte die Insel 17-mal den Besitzer. Vom 1. November 1854 bis zum 26. Februar 1859 wurde Gorée aus dem Senegal ausgegliedert und war Teil der Kolonie Gorée et dépendances.<ref>Charles Becker; La place de la Sénégambie et de Gorée dans la traite atlantique francaise du XVIIIe siècle; Dakar Avril 1997, S. 57, 58.</ref><ref>Yves-Jean Saint-Martin: Le Sénégal sous le second empire. Éditions Karthala, 1989, ISBN 2-86537-201-4, S. 184.</ref>

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadt Gorée auf der gleichnamigen Insel als gut gebaut beschrieben und hatte damals ein altes, von den Engländern errichtetes Fort mit einer Besatzung von 200 französischen Soldaten, große Warenlager und (1879) 2.956 Einwohner, von denen 750 Mulatten und 50 weiße Zivilisten waren.

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Insel zu einem Touristenziel. Vor allem nach der Ausstrahlung der Serie Roots im Jahr 1977 begannen amerikanische Nachfahren von Sklaven die Insel zur Erforschung ihrer Herkunft aufzusuchen. Gorée ist auch ein beliebtes Tagesausflugsziel für die Bewohner von Dakar. Gorée ist eine autofreie Insel, es gibt keine gepflasterten Straßen.

Aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind zahlreiche Kolonialbauten bis heute erhalten.

Gorée wurde 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Im Jahr 1992 wurde auf Gorée das unabhängige Goree Institute gegründet, das sich als panafrikanisches Institut zur Stärkung von Demokratie, Entwicklung und Kultur des Kontinents versteht. Ausgangspunkt war das „Treffen von Dakar“ im Jahr 1987, bei dem Vertreter des südafrikanischen oppositionellen African National Congress und progressive südafrikanische Intellektuelle die Zukunft Südafrikas nach einem Ende der Apartheid ausgelotet hatten.<ref>Geschichte des Goree Institute (französisch), abgerufen am 15. Februar 2015</ref> Langjähriger Exekutivdirektor war der südafrikanisch-französische Schriftsteller und bildende Künstler Breyten Breytenbach.

Sehenswürdigkeiten

Datei:Street in Goree.jpg
Straße in Gorée

Die Insel dokumentiert die wechselhafte Geschichte der westafrikanischen Kolonien. Der historische Ruf der Insel, bedeutender Ort der Sklavenverschiffung nach Amerika gewesen zu sein, gilt spätestens seit 2006 durch die Arbeit von Jean Luc Angrand „Céleste ou le temps des Signares“ als endgültig widerlegt.

Bis in die 1990er Jahre und teilweise noch heute kolportierte Version: Als berühmt wurde insbesondere das letzte noch erhaltene Sklavenhaus (Maison des Esclaves) vorgestellt, das 1776–1778 errichtet worden sein soll und heute als Museum zur Geschichte der Sklavenverschiffung in Westafrika dient. Die Kellerräume wurden als Verliese dargestellt, in denen die Sklaven vor der Verschiffung hätten ausharren müssen, sowie ein Durchlass zum Meer als porte sans retour („Tür ohne Wiederkehr“) vorgeführt, durch den die Sklaven auf die Schiffe nach Amerika „verladen“ worden seien.<ref>Noch am 26. August 2007 strahlte der Südwestrundfunk (SWR) auf der Basis dieser Mythenversion den Film „Das Erbe der Sklaverei. Abomey und Gorée, Benin / Senegal“ (Buch und Regie: Albrecht Heise und Jens Dücker) der Serie „Schätze der Welt – Erbe der Menschheit“ aus, in dem die Zahl der von Gorée aus deportierten Sklaven mit 10 Millionen angegeben wird: Schätze der Welt</ref>

Korrigierte Version seit 1996: Seit 1996 ist diese Darstellung als Mythos anzusehen, der von Boubacar Joseph Ndiaye, einer angesehenen senegalesischen Persönlichkeit (gestorben im Februar 2009), als langjährigem Leiter des „Maison des esclaves“ und touristischem Führer in poetischer Weise ausgeschmückt und angereichert worden sei.<ref>Vgl. Gorée, offiziell</ref> Durch neuere Forschungen untermauert, wird inzwischen die Insel nicht mehr als Zentrum der Sklavenverschiffung angesehen. Es sollen tatsächlich „nur“ 500 Sklaven jährlich über Gorée verschifft worden sein. Das angebliche „Haus der Sklaven“ und die Verschiffung von dort aus ist nach den Arbeiten von Abdoulaye Camara und Joseph Roger de Benoist aus Dakar heute so einzuschätzen: Es handle sich um ein von Franzosen 1783 errichtetes bürgerliches Handelshaus mit Wohnungen und Büroraumen im ersten Stock; im Erdgeschoss hätten Haussklaven gearbeitet. Handelsgegenstände seien Gummi arabicum, Elfenbein und Gold gewesen. Nie sei das Haus Ausgangspunkt der Sklavenverschiffung gewesen, wie das Joseph Ndiaye mit dem Vorführen der aufs offene Meer führenden „Tür ohne Wiederkehr“ darstellte. (Es hätten dort wegen der Felsen gar keine Schiffe anlegen können.)<ref>Vgl. Das Sklavenhaus in der französischen Wikipedia und Reaktion auf einen Artikel in Le Monde vom 27. Dezember 1996</ref> Die symbolische Bedeutung als Erinnerungsort für den Sklavenhandel wird von den neueren historischen Forschungen nicht verneint, aber mit anderer Gewichtung versehen.<ref>Vgl. Jean Luc Angrand (französischer und senegalesischer Staatsbürger) mit seinem Buch „Céleste ou le temps des Signares“ (Sarcelles [Édition Anne Pépin] 2006; ISBN 978-2-916-68000-2).</ref>
Von entscheidend wichtigerer Bedeutung für den Sklavenhandel waren Häfen wie Saint-Louis (Senegal) sowie solche im Golf von Guinea und in Angola.

Wirtschaft

Es gibt traditionellen Fischfang.

Gemeindepartnerschaft

Siehe auch

Einzelnachweise

<references />

Weblinks

Commons Commons: Île de Gorée – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien