Hotel Drei Mohren Augsburg


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Hotel Drei Mohren
Hauptgebäude des Hotels

Hauptgebäude des Hotels

Daten
Ort Augsburg, Bayern
Architekt Ulrich Reitmayer
Baujahr 1954/1955
Koordinaten 10,899034|primary dim= globe= name=Hotel Drei Mohren region=DE-BY type=landmark
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Das Hotel Drei Mohren ist ein 4-Sterne-Superior-Hotel in Augsburg.

Lage

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Das Schaezler-Palais (links) ist vom „Drei Mohren“ durch eine Gasse getrennt

Das Hotel liegt an der Maximilianstraße in der Augsburger Innenstadt. In unmittelbarer Nachbarschaft des Hotelkomplexes befindet sich die Fuggerhäuser und – durch die Katharinengasse getrennt – das Schaezlerpalais. Der Herkulesbrunnen liegt dem Hotel schräg gegenüber.

Bau und Architektur

Das Hotel ist im Kern ein rechteckiger, entlang der Maximilianstraße verlaufender mehrstöckiger Baukörper. Auf der Rückseite schließen ebenerdige Restaurant-, Tagungs- und Veranstaltungsräume sowie Parkgaragen an. Eine große Terrasse an der Seite zur Katharinengasse wird für Freiluftbewirtungen bei entsprechender Witterung genutzt. Der dortige Fischbrunnen ist ein Werk des Münchner Architekten Max Dellefant aus dem Jahr 1956.<ref>schwabenmedia.com: Fischbrunnen, abgefragt am 31. März 2011</ref>

Das Hotelbauwerk ist ein nach dem Zweiten Weltkrieg entstandener Neubau am Ort des von Bomben zerstörten Vorgängergebäudes aus den 1870er Jahren. Architektonisch dominiert der Stil der 1950er Jahre, doch sind einzelne Gebäudeteile, etwa Bar und Bistro sowie die Inneneinrichtung in neuerem Stil modernisiert.

Aktuelle Entwicklung

Zwischen April und September 2011 war ein Umbau für mehrere Millionen Euro geplant. Durch unerwartet aufgetretene Ereignisse (unter anderem ein Wasserschaden) verlängerte sich die Umbauphase bis in das erste Quartal 2012.<ref> Augsburger Allgemeine vom 10. Januar 2012: Hoteleröffnung verzögert sich nochmals. Abgerufen am 30. Januar 2012.</ref> Das Hotel war in der Zeit des Umbaus geschlossen.

Die Reutlinger Innenarchitektin Cornelia Markus-Diedenhofen zeichnete als Ideengeberin die Pläne zur Neugestaltung und Erweiterung, welche die weitere Attraktivität des Hotels sichern sollte. Das Restaurant „MAXIMILIAN'S“ wurde aus dem rückwärtigen Bereich an die Maximilianstraße/Ecke Katharinengasse verlegt.

Benannt nach Johann Georg Sartory, der im 19. Jahrhundert Küchenchef im “Gasthof zu den 3 Mohren” war, eröffnete im Februar 2013 das Fine-Dining Restaurant Sartory. J. G. Sartory arbeitete, über seine Grenzen hinaus bekannt, im 19. Jahrhundert als Koch im Drei Mohren. Er war der Mann, der die althergebrachten Rezepturen für bürgerliche Haushaltungen als Anleitung herausbrachte und so als “Erfinder” der Schwäbisch-Bayerischen Küche gilt. J. G. Sartory erlernte wohl sein Handwerk beim Kurfürsten von Trier. Basierend auf seinen historischen Rezepten von 1846 werden seine Gerichte serviert.

Für Tagungen und Bankette gibt es elf Veranstaltungsräume sowie den zentralen Ballsaal, die „Teehalle“. Darüber wurde eine zusätzliche Etage errichtet, die weitere Hotelgäste in hinzukommenden 36 Zimmern beherbergen kann. Über die Teehalle wölbt sich eine Glaskuppel. Ein 360 Quadratmeter großer Spa-Bereich zielt auf Wellness-Kunden.<ref>Augsburger Allgemeine vom 24. März 2011: Hotel „Drei Mohren“ investiert Millionen in Umbau</ref>

Hotelbetrieb

Drei Mohren Aktiengesellschaft
Rechtsform AG
Sitz Augsburg
Leitung Anja Bantle
Mitarbeiter 80 in Augsburg
Umsatz insgesamt 38 Mio. Euro (2010)
Branche Hotellerie
Website www.steigenberger.com

Das in Augsburg als Steigenberger Drei Mohren Hotel in Erscheinung tretende Unternehmen verfügt in der Fuggerstadt über ein Hotel mit 131 Zimmern und Suiten sowie ein Restaurant, Fine-Dining Restaurant und eine Bar. Das Hotel setzt auf Tagungen, Bankette und Veranstaltungen und ist gehobene Unterkunft für Besucher Augsburgs und Bayerisch-Schwabens (auch außerhalb von Augsburger Messezeiten). Die Nähe zu München erweist sich als weiterer Vorteil für Hotelgäste.<ref>Vorlage:Internetquelle/Wartung/Zugriffsdatum nicht im ISO-FormatSteigenberger Drei Mohren. Abgerufen am 31. März 2011 (Intro der Homepage).</ref>

Bis zum Jahr 2009 fand jährlich die Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten des Roten Kreuzes „Ball der Margerite“ statt. Ab 2011 ist der Ball in das Gögginger Kurhaus verlegt. Die Augsburger Rotary Clubs und die Lions-Clubs sind dem Haus durch ihre Treffen verbunden.

Geschichte

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Von der Hotelfassade blicken die „Drei Mohren“

Die drei Mohren

Im Jahr 1344 wurde am Weinmarkt (der heute in der Maximilianstraße aufgegangen ist) eine Wirtshaus aufgemacht. Die ersten Übernachtungsgäste soll es an diesem Standort im Jahr 1495 gegeben haben. Ein Augsburger namens Minner soll nach legendenhafter Überlieferung drei dunkelhäutigen Mönchen aus Abessinien Obdach geboten haben. Auf ihrer Reise zurück in den Süden waren sie in einer strengen Frostperiode gezwungen, in Augsburg zu überwintern. Der Wirt ließ im Frühjahr die Konterfeis seiner drei Gäste auf eine Tafel malen. Diese verwendete er als Gasthausausleger, der in die Straße hineinragte.<ref>Augsburg Journal, Ausgabe September 2010, Seite 41</ref> Letzter Besitzer dieses Wirtshauses „Zu den Drei Mohren“ war der Augsburger Andreas Wahl.

Das Nachbarhaus der Fugger

Im Jahr 1511 legte sich ein Augsburger Patrizier aus dem Geschlecht der Herwart am Weinmarkt ein Haus zu, das neben dem städtischen Areal der Fugger lag. Am 30. Juni 1575 kauften es die Fugger Hans Paul Herwart für 7.000 Gulden<ref>Götz von Pölnitz: Jakob Fugger, Band 2, Seite 250. ISBN 978-3-16-814572-1, abgefragt am 31. März 2011</ref> ab, um es als Gästehaus zu verwenden. Sie behielten das Gebäude, bis es durch einen Brand teilweise beschädigt wurde. Im Jahr 1722 erwarb der Gastwirt Andreas Wahl das zerstörte Haus, ließ es vom Münchner Architekten Johann Baptist Gunetzrhainer aufbauen und richtete eine Wirtschaft mit einem Hotel als Gasthof „Zu den Drei Mohren“ ein. Die inzwischen als Skulpturen vorhandenen Köpfe dreier Mohren machte er wieder zum Markenzeichen des neuen Gebäudes. Die Büsten aus Terrakotta hat möglicherweise Ehrgott Bernhard Bendl um 1725 geschaffen.

Herrscher und Künstler, Wirtschaftsgrößen und Politiker, die in Augsburg zu tun hatten, wählten das Hotel für ihren zeitweisen Aufenthalt. Bis zum Jahr 1804 gehörte es den Nachkommen Wahls. Dann kaufte der Hotelier Johann Georg Deuringer das „Drei Mohren“ und verschaffte ihm weiteren Weltruf. Im Jahr 1825 übernahm sein Sohn das Management des Hauses.<ref>Johann Christian Wirth: Augsburg wie es ist! Seite 174, abgefragt am 31. März 2011</ref> Ein größerer Umbau im Jahr 1844 ließ die Räumlichkeiten in neuem Glanz erstrahlen. Die angegliederten Stallungen konnten 120 Pferde aufnehmen.

Datei:Die Gartenlaube (1878) b 350.jpg
Hotel Drei Mohren 1878, Bild aus „Die Gartenlaube“

Nach dem Tod des Hoteleigentümers Deuringer veräußerten die Erben das Gebäude. Im Jahr 1874 wurde das Hotel in eine von vermögenden Augsburgern getragene Aktiengesellschaft eingebracht, deren Aktienanteile mit den Jahren häufig wechselten. Das Haus wurde nach zweijähriger Unterbrechung am 9. Juni 1877 wieder eröffnet. 1878 engagiert sich der Unternehmer Ludwig August Riedinger am Objekt.

Am 27. Februar 1929 wurde die heute noch bestehende „Drei Mohren AG“ Eigentümerin des Hotels. In der NS-Zeit kehrte Adolf Hitler bei Augsburg-Aufenthalten im Hotel ein. Am 28. Dezember 1938 erwähnt Hermann Göring unter anderem auch dieses Hotel als Ort, für den ein „Judenbann“ zu gelten habe.<ref>floerken.eu: Schnellbrief Görings zu dem Thema Juden, abgefragt am 31. März 2011</ref> Im Jahr 1944 setzten alliierte Bombenangriffe auf die Stadt dem Hotelgebäude ein Ende. Innerhalb von zwei Tagen brannte es ab. Im Jahr 1947 begannen erste Wiederaufbauarbeiten, die stehengebliebene Fassadenmauer wurde im September 1951 als baufällig gesprengt. Im Jahr 1956 waren dann alle Neubauten auf dem Anwesen fertiggestellt. Die „Drei Mohren AG“ bewirtschaftete in der Folge das Haus. Im Jahr 1979 wurde von der „Drei Mohren AG“ dann der Hotelbetrieb an die Steigenberger Hotel AG übertragen, die am 31. Dezember 2009 den Vertrag nach dreißig Jahren kündigte. Betreiber wurde ab 2010 das Unternehmen arcona Hotels & Resorts in Rostock<ref>www.ahgz.de: arcona-Kurzporträt</ref>, das mit Steigenberger einen Franchising-Rahmenvertrag besitzt.<ref>Augsburger Allgemeine vom 11. April 2009: Drei Mohren bleibt Hotel, abgefragt am 31. März 2011</ref> Seit dem 1. Januar 2013 führt die Drei Mohren AG einen Franchisevertrag mit der Steigenberger Hotels AG. Die Drei Mohren AG ist bis zum heutigen Tage Besitzer und Arbeitgeber und veranlasste im Jahr 2011 die allumfassende Kernsanierung des Hauses sowie die Restaurierung der großen Kunstsammlung, welche in das Gestaltungskonzept des gesamten ‚Drei Mohren‘ eingebunden wurde.

Die Besitzgesellschaft „Drei Mohren AG“ vermietete über Jahrzehnte hinweg die links vom Eingang gelegenen Räumlichkeiten als Ausstellungsraum einem örtlichen Opel-Händler. Die damals existierende Schaufensterfront gewährte Passanten Blicke auf aktuelle Fahrzeugmodelle. Später entstand auf dieser Fläche das Bistro.

Besondere historische Ereignisse

Aus der Gästeliste

Hotelgäste waren im Laufe der Zeiten unter anderem

Leopold Mozart hielt sich mit seiner Frau sowie den Kindern Wolfgang Amadeus Mozart und Maria Anna im Gasthof „Zu den drei Mohren“ mehrmals auf.<ref> etwa vom 22. Juni bis 6. Juli 1763, siehe Leopold Mozart: Reiseaufzeichnungen 1763-1771, abgefragt am 31. März 2011</ref>

Auf der Anreise zum bzw. der Rückreise vom Wiener Kongress quartierten sich zahlreiche Diplomaten einige Tage im Hotel ein.

Auf ihrer Hochzeitsreise machten Station in Augsburg

Renommee

Zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches kursierte der Ausspruch „Wenn man in München gut speisen will, muß man nach Augsburg in die Drei Mohren fahren.“<ref>Otto Julius Bierbaum: Eine kleine Herbstreise im Automobil. Georg Müller, München 1910, abgefragt am 31. März 2011</ref>

Literatur

  • Das Hôtel zu den Drei-Mohren. In: Johann Christian Wirth: Augsburg wie es ist. Augsburg 1846, S. 173−177 (Volltext in der Google-Buchsuche)
  • Karl Haupt: Die drei Mohren zu Augsburg. Ein kulturgeschichtliches Begleitwort zum Neubau des Palasthotels Drei Mohren. Augsburg 1956.
  • Gabriele Krist-Krug: Die Augsburger Palais-Route (Tag des offenen Denkmals 2002). Augsburg: Stadt Augsburg 2002, S. 8-11
  • Gregor Nagler: "Es sind welche darunter, welche sich in Rom und Genua auszeichnen würden". Augsburger Bürgerhäuser im 18. Jahrhundert. In: Georg Haindl (Herausgeber): Die Kunst zu Wohnen. Ein Augsburger Klebealbum des 18. Jahrhunderts. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2010, ISBN 978-3-422-07040-0, Seiten 30 ff.

Weblinks

Commons Commons: Hotel Drei Mohren Augsburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />