Irkutsk
Stadt
Irkutsk
Иркутск
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Liste der Städte in Russland |
Irkutsk (russisch Ирку́тск) ist die Hauptstadt der russischen Oblast Irkutsk am einzigen Abfluss des Baikalsees, der Angara. Sie ist eine Universitätsstadt mit 587.891 Einwohnern (Stand 14. Oktober 2010)<ref name="einwohner_aktuell" /> und liegt an der Transsibirischen Eisenbahn.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Irkutsk liegt etwa 70 km entfernt vom südwestlichen Ende des Baikalsees. Östlich der Stadt erstrecken sich südwestliche Ausläufer des Baikalgebirges und südwestlich erheben sich Ausläufer des Ostsajan. Am Südostrand der Stadt wird die Angara zum Irkutsker Stausee aufgestaut, unterhalb seines Staudamms – aber noch im Irkutsker Stadtgebiet – mündet der von Südwesten kommende Irkut ein.
- Karte baikal2.png
Karte des Baikalgebietes
- Irkutsk ISS011-E-9913.jpg
Satellitenaufnahme von Irkutsk
Geschichte
Irkutsk entstand aus einem Kosakenfort (Ostrog), das 1661 von dem Kosakenführer Jakow Pochabow am Ufer des Flusses Angara angelegt wurde. 1686 bekam Irkutsk das Stadtrecht. Erst gegen 1760 wurde der Sibirische Trakt, die erste Straßenverbindung zwischen Moskau und Irkutsk fertiggestellt, und die Stadt entwickelte sich zum Dreh- und Angelpunkt für den Handel mit den Schätzen Sibiriens und den Importen aus dem Kaiserreich China: Pelze, Diamanten, Gold, Seide, Tee, Holz. Mit dem Handelsaufschwung entwickelte sich die Stadt auch zu einem bemerkenswerten Zentrum für Wissenschaft und Kultur – nicht zuletzt dank der großen Zahl von politischen Verbannten. Die Stadt war Ausgangspunkt der ersten beiden Expeditionen von Vitus Bering 1728.
Nach der administrativen Neuordnung Sibiriens 1822 wurde Irkutsk Sitz sowohl eines Generalgouverneurs als auch eines lokalen Gouverneurs.
Im Jahr 1879 zerstörte ein Brand drei Viertel von Irkutsk, 4000 Häuser. Danach entstanden dort erste Ziegel- und Steinbauten, ein Theater (1894–97 erbaut), ein Bahnhof (16. August 1898 erster Zug); auch der Anschluss an die Elektrizitätsversorgung (1896 elektrische Straßenlaternen) und das Telefonnetz folgte. Die Straßen waren zu der Zeit noch ungepflastert und das Abwasser floss in offenen Gräben dahin. Trotzdem war die Stadt um 1900 das „Paris Sibiriens“.
In der sowjetischen Periode wurde die Erschließung und Industrialisierung Sibiriens verstärkt vorangetrieben. Bei Irkutsk wurde in den 1950er-Jahren der Irkutsker Stausee für den Betrieb eines Wasserkraftwerks als bedeutendes Element der planmäßigen Entwicklung der Angara-Jenissei-Region angelegt.
Ihre Bedeutung als politisches und wirtschaftliches Zentrum Sibiriens verlor die Stadt im Verlauf des 20. Jahrhunderts an Nowosibirsk. Jedoch ist Irkutsk bis heute mit seiner Anzahl verschiedener Theater und angesehener Museen eines der wichtigsten kulturellen Zentren Sibiriens. Irkutsk zählt zu den relativ wenigen Städten Sibiriens, in denen die bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts erbauten Kaufmannsbauten, aber auch Beispiele reizvoller sibirischer Holzarchitektur im Stadtzentrum flächendeckend erhalten sind. Im Vergleich zu Städten wie Nowosibirsk oder Ulan-Ude wirkt Irkutsk insbesondere im Zentrum wie eine natürlich gewachsene Stadt mit teils verwinkelten Straßen, in denen der sowjetische Plattenbaustil kaum Spuren hinterlassen hat. Es gibt aber auch großzügig angelegte Plätze und Parks.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner |
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1897 | 51.473 |
1939 | 250.181 |
1959 | 365.893 |
1970 | 450.941 |
1979 | 549.787 |
1989 | 626.135 |
2002 | 593.604 |
2010 | 587.891 |
Anmerkung: Volkszählungsdaten
Kultur
Sehenswürdigkeiten
Das Irkutsker Kloster zu Maria Erscheinung wurde 1683 gegründet. Innerhalb der Kircheneinfriedung wurden solche Persönlichkeiten wie die Dekabristen Pjotr Muchanow, Nikolai Panow, Wladimir Bestschasnow bestattet. Neben dem Grab von Bestschasnow befindet sich das Grabmal von Jekaterina Trubezkaja mit ihren 3 Söhnen – Fürstin und Gattin eines der Begründer und Leiter des geheimen Nordbundes der Dekabristen Sergej Trubezkoi. Sie war die erste Ehefrau, die auf eigenen Wunsch ihrem zur Zwangsarbeit verurteilten Mann nach Sibirien folgte. Hier liegt auch das Grab von Grigori Schelechow, einem der Begründer der Vorgesellschaften der Russisch-Amerikanischen Kompagnie. Er war Kaufmann, Reisender, Forscher und Seefahrer, und errichtete die erste permanente russische Siedlung in Alaska.
Die Erlöser-Kirche von 1723 ist das älteste Baudenkmal in der Kirchenarchitektur von Irkutsk. Die Kathedrale zu Christi Erscheinen wurde 1723 gebaut. Die Polnische katholische Kathedrale beherbergt einen Orgelsaal. Sie steht an der Stelle, wo der Irkutsker Ostrog gegründet wurde. Die Gedenkstätte zu Ehren des Sieges des Sowjetvolkes im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945 befindet sich ebenfalls hier.
Das Heimatmuseum wurde im Jahre 1782 gegründet. Die Seitenfassade ist im mauretanischen Stil erbaut. Die Kuppel diente als erstes sibirisches Observatorium. Das Museum verfügt über mehr als 350.000 Exponate. Die Sammlung ist dem Leben in Sibirien gewidmet. Im Museumfundus befinden sich Waffen und Werkzeuge des Urmenschen, eine große Mineraliensammlung, einmalige Herbarien, Tier- und Vogelbälge, alte handgeschriebene Bücher, Berichte geographischer und geologischer Expeditionen, Kleidungsstücke aus vergangenen Jahrhunderten sowie Erzeugnisse des Kunsthandwerks.
Etwas außerhalb von Irkutsk auf halbem Weg zum Weltnaturerbegebiet Baikalsee befindet sich das große Freilichtmuseum Talzy.
Das Kunstmuseum wurde 1870 ursprünglich als eine Privatsammlung gegründet. Es bietet etwa 14.000 Kunstwerke: Gemälde, Skulpturen, Mosaike. Ikonen der Nowgoroder und Sibirischen Schulen aus dem 16. bis 17. Jahrhundert. Daneben Werke der russischen Kunst und auch über Gemälde westeuropäischer Maler des 16. bis 19. Jahrhunderts.
Irkutsk beherbergt ein allgemein anerkanntes Dekabristenmuseum im ehemaligen Haus eines der Führer der Dekabristen, Sergei Trubezkoi. Die Häuser, in denen die Familien der Adelsrevolutionäre Sergei Trubezkoi und Sergei Wolkonski gewohnt haben, sind heute ebenfalls als Gedenkstätten gestaltet. Die Exposition enthält Gebrauchsgegenstände, die den Dekabristen gehörten und daneben auch restaurierte Möbel und Musikinstrumente, die typisch für jene Zeit waren.
Im Jahr 2000 wurde die Kathedrale Unbeflecktes Herz Mariä des 1999 errichteten römisch-katholischen Bistums Irkutsk geweiht.
Wirtschaft
In Irkutsk wird das Baikaler Wirtschaftsforum abgehalten. Auf dem Wirtschaftsforum werden Fragen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der russischen Regionen in Sibirien und im Fernen Osten diskutiert. Putin stoppte auf ein Gutachten der Russischen Akademie der Wissenschaften aus Irkutsk die erste Route der Firma Transneft und kündigt an, dass die Pipeline mindestens 40 km vom Baikalsee entfernt gebaut wird. Die neue Route der geplanten Ölpipeline von Ostsibirien zum Pazifik bietet die Möglichkeit, mehr Erdöl durch die Leitung zu pumpen. Diese Meinung vertrat Alexej Warlamow, stellvertretender russischer Minister für Naturressourcen, auf dem Wirtschaftsforum am Baikal. Da die neue Route über öl- und gasfündige Gebiete im Norden und im Osten Russlands verläuft, sei mit zusätzlichen Öl- und Gasmengen zu rechnen, erläuterte er. Die erste Bauroute musste aus Umweltschutzgründen weiter vom Baikalsee weg verlegt werden. Der erste Strang der Ölleitung soll zwischen Taischet und Skoworodino gebaut werden. Ihre Durchlasskapazität ist mit 30 Millionen Tonnen im Jahr geplant. Parallel soll ein Ölterminal in der russischen Pazifik-Region Primorje entstehen. In der zweiten Etappe soll ein Strang von Skoworodino nach Kosmino mit einer Durchlasskapazität von 50 Millionen Tonnen verlegt werden, wobei die Durchlassleistung der Taischet-Skoworodino-Pipeline auf 80 Millionen Tonnen steigen soll.
In Irkutsk gibt es Industriebetriebe für Eisenhütten-, Schwermaschinen-, Flugzeug-, Schiff- und Kraftfahrzeugbau, Nahrungsmittel-, Leder-, Holz-, chemische und Baustoffindustrie, ein Aluminiumwerk und eine Erdölraffinerie sowie Wasserkraftwerke an der Angara und Wärmekraftwerke.
Verkehr
Irkutsk bildet einen Verkehrsknotenpunkt. Im Sommer 1898 erreichte die Transsibirische Eisenbahn Irkutsk. Reisende und Waggons mussten aber am Baikalsee auf die beiden in Großbritannien gebauten Fähren „Baikal“ und „Angara“ umgeladen werden. Im harten Winter 1904 verlegten die Eisenbahner sogar Schienen auf dem gefrorenen See, damit man bis Wladiwostok fahren konnte. Im Herbst 1905 konnte dann die Baikal-Strecke offiziell dem Verkehr übergeben werden, womit eine durchgehende Zugverbindung zwischen dem europäischen Teil des Russischen Kaiserreiches und Wladiwostok an der Pazifikküste bestand. 1902 wurde mit dem Bau einer Eisenbahnlinie um den Baikalsee begonnen. Mit 38 Tunneln, 248 Brücken und Viadukten wurde die gut 260 Kilometer lange Baikalstrecke zum technisch anspruchsvollsten und mit Abstand teuersten Teilstück der Transsibirischen Eisenbahn. Die Baikal-Eisenbahn überstand den russischen Bürgerkrieg, doch Ende der 50er Jahre versank die alte Strecke von Irkutsk nach Port Baikal in der von einem Wasserkraftwerk aufgestauten Angara. Eine neue Trasse musste durch die Berge ans Südende des Baikalsees verlegt werden.
Vom Flughafen Irkutsk gehen Direktflüge u. a. nach Moskau, Nowosibirsk und Jakutsk. Am 9. Juli 2006 ereignete sich das schwerste Unglück in der Geschichte des Flughafens. Ein Airbus A310 der russischen Fluggesellschaft S7 Airlines kam beim Landeanflug von der Start- und Landebahn ab, durchschlug eine Betonmauer und brannte in einem anliegenden Garagenkomplex vollständig aus. 127 der 201 Passagiere kamen ums Leben. Da dies nicht der erste schwere Flugunfall auf dem Irkutsker Flughafen war, reagierten die Behörden. Wurde anfangs lediglich ein Umbau des bestehenden Airports diskutiert – die Start- und Landebahn sollte um 400 Meter verlängert, der Garagenkomplex abgerissen werden – will das Verkehrsministerium nun zusätzlich einen neuen Flughafen in der Nähe der ostsibirischen Großstadt errichten. Allein die Baukosten werden auf bis zu 1,5 Mrd. USD (1,2 Mrd. Euro) geschätzt. Hinzu kommen noch etwa 250 Mio. USD (200 Mio. Euro) für den Aufbau der Infrastruktur. Während das Verkehrsministerium die Kosten für das Aerodrom (Roll- und Landebahnen, Signalanlagen) selbst übernimmt, sollen die Gebietsverwaltung und mögliche Privatinvestoren den Bau von Terminal und Infrastruktur finanzieren. Der neue Airport wird etwa auf halber Strecke zwischen Irkutsk und Angarsk liegen. Der Flughafen soll zu einem Drehkreuz in der Region ausgebaut werden.
Der ÖPNV der Stadt wird unter anderem durch die Straßenbahn Irkutsk durchgeführt.
Am Ort befindet sich eine Monitoring-Station des SDKM-Systems.
Bildung
- Staatliche Universität Irkutsk
- Staatliche Linguistische Universität Irkutsk
- Staatliche Medizinische Universität Irkutsk
- Staatliche Pädagogische Universität Irkutsk
- Staatliche Technische Universität Irkutsk
- Staatliche Universität für Verkehrswesen Irkutsk
- Staatliche Universität für Wirtschaft und Recht des Baikalgebiets
- Staatliche Landwirtschaftsakademie Irkutsk
Söhne und Töchter der Stadt
- Alexander Awerbuch (* 1974), israelischer Leichtathlet russischer Herkunft
- Walentin Berlinski (1925–2008), Cellist
- Jelena Bolsun (* 1983), Sprinterin
- Alexander Botscharow (* 1975), Radrennfahrer
- Darja Dmitrijewa (* 1993), rhythmische Sportgymnastin
- Alexei Fedtschenko (1844–1873), Naturwissenschaftler und Forschungsreisender
- Valéry Inkijinoff (1895–1973), international tätiger Schauspieler
- Anatoli Iwanischin (* 1969), Kosmonaut
- Nikolai Kamow (1902–1973), Hubschrauberkonstrukteur
- Dmitri Kondratjew (* 1969), Kosmonaut
- Wladimir Kornilow (1806–1854), Vizeadmiral
- Alexander Krupski (* 1960), Stabhochspringer
- Olga Kurban (* 1987), Siebenkämpferin
- Nikolai Lusin (1883–1950), Mathematiker
- Denis Mazujew (* 1975), Pianist
- Michail Mil (1909–1970), Hubschrauberkonstrukteur
- Andrei Mironow (1954–2014), Journalist, und Menschenrechtsaktivist
- Nikolai Ochlopkow (1900–1967), Theaterleiter, Theater- und Filmregisseur, Schauspieler und Drehbuchautor
- Sergei Ogorodnikow (* 1986), Eishockeyspieler
- Nasi Paikidse (* 1993), georgische Schachmeisterin
- Arman Paschikjan (* 1987), armenischer Schachmeister
- Wladimir Peskin (1906–1988), Komponist
- Iwan Petrow (geboren als Hans Krause) (1920–2003), Opernsänger
- Michail Romm (1901–1971), Filmregisseur und Drehbuchautor
- Konkordija Samoilowa (1876–1921), Revolutionärin
- Anatoli Samozwetow (* 1932), Hammerwerfer
- Natalija Saz (1903–1993), Kinder- und Musiktheater-Regisseurin
- Alexander Sibirjakow (1849–1933), Mäzen und Forschungsreisender
- Konstantin Wolkow (* 1960), sowjetischer Stabhochspringer und Politiker
- Boris Wolynow (* 1934), sowjetischer Kosmonaut
- Nikolai Wtorow (1866–1918), Großindustrieller
- Konstantin Wyrupajew (1930–2012), Ringer (Olympiasieger 1956)
- Iwan Wyrypajew (* 1974), Schauspieler, Regisseur und Drehbuchschreiber
Klimatabelle
In Irkutsk herrscht hochkontinentales Klima mit starken Jahresschwankungen. Charakteristisch für Irkutsk sind sehr kalte Winter und warme Sommermonate.
Irkutsk | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Irkutsk
Quelle: wetterkontor.de
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Weblinks
- irkutsk.org (englisch)
- irkutsk.ru (russisch)
- Historical center of Irkutsk (historische Bilder) (englisch)
- irkutsk-baikal.de
- Linguistische Universität Irkutsk (DaF-Kontaktseiten)
- baikalinfo.com (deutsch/englisch)
- irk.ru
- manus.baikal.ru
- kultura.irkutsk.ru
- Deutsche Kulturtage in Irkutsk (mit Irkutsk-Bildern)
- irkutsker-deutsche-zeitung.ru (deutsch)
- Umfangreiche Beschreibung der Stadt mit zahlreichen historischen Abbildungen (russisch)
Einzelnachweise
<references />
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Verwaltungszentrum: Irkutsk
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Anmerkungen: S – Sitz eines Stadtkreises, R – Verwaltungszentrum eines Rajons, * – im Autonomen Kreis der Ust-Ordynsker Burjaten