Niederschlesische Operation


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Niederschlesische Operation
Entwicklung an der Ostfront von 8. bis 24. Februar 1945
Entwicklung an der Ostfront von 8. bis 24. Februar 1945
Datum 8. bis 24. Februar 1945
Ort Niederschlesien
Ausgang Besetzung der niederschlesischen Ebene durch die Rote Armee
Konfliktparteien
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich Sowjetunion 1923Sowjetunion Sowjetunion
Befehlshaber
Ferdinand Schörner
Heeresgruppe Mitte
Iwan Konew
1. Ukrainischen Front


Die Niederschlesische Operation (russisch Нижнесилезская операция) war eine Offensive der Roten Armee an der deutsch-sowjetischen Front des Zweiten Weltkrieges, die vom 8. Februar bis zum 24. Februar 1945 dauerte und von den Einheiten der 1. Ukrainischen Front gegen die deutsche Heeresgruppe Mitte in Niederschlesien durchgeführt wurde.<ref>Diese Definition folgt der offiziellen sowjetischen Militärgeschichtsschreibung, die auch in der aktuelleren englisch- und deutschsprachigen Literatur (z. B. Duffy: Red Storm oder Frieser: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg) benutzt wird. Dagegen wurde in der deutschen militärischen Literatur der Nachkriegszeit nur von der bereits am 12. Januar 1945 begonnenen und bis Ende Februar 1945 andauernden „Winteroffensive“ gesprochen, die nicht weiter unterteilt wurde.</ref>

Ausgangslage

Schon Ende Januar 1945 hatte die Rote Armee im Rahmen der Weichsel-Oder-Operation die Vorkriegsgrenze des Deutschen Reiches im Bereich Oberschlesien überschritten. Die Verbände der Heeresgruppe Mitte befanden sich seit dem sowjetischen Durchbruch an der Weichsel Mitte Januar 1945 praktisch im ständigen Rückzug in Richtung Westen, verwickelt in andauernde Kämpfe mit den schnell vorrückenden und überholenden Einheiten der Roten Armee („Wandernde Kessel“). Die Herstellung einer stabilen Hauptkampflinie (HKL) entlang der Oder und das Aufhalten der feindlichen Kräfte war nicht gelungen. Der sowjetischen 3. Garde-Armee, 13. Armee und 4. Panzerarmee war es zwar misslungen, die Stadt Breslau einzunehmen, aber es waren Stellungen am westlichen Ufer der Oder im Raum Steinau erobert und ausgebaut worden. Ähnliches geschah im Raum Ohlau, wo sich die sowjetische 52. Armee und 3. Garde-Panzerarmee festsetzten. Südlich von Oppeln bis Cosel in Oberschlesien lagen die sowjetische 59. und 60. Armee. Die Ausgangsstellungen dieser drei Gruppierungen dienten dann als Brückenköpfe für den kommenden sowjetischen Großangriff. Auf der sowjetischen Seite wurde ferner die 2. Luft-Armee eingesetzt.

Für die Reichsregierung war die Provinz Schlesien wegen ihrer zahlreichen Industriebetriebe von größter Bedeutung. Als das Oberschlesische Industriegebiet Ende Januar 1945 verloren ging, wies Rüstungsminister Albert Speer darauf hin, „dass die Leistung der Wehrwirtschaft gegenüber der noch im Dezember In einem Werk bei Naumburg am Bober fand man Füllpulver für V2-Geschosse, mit dem an anderer Stelle aufgefundene ‚Goliaths‘ die Benzinzuteilung“.<ref>Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945. Band 4, S. 1092–7.</ref> Der Nachfolger von Hans-Ulrich Rudel als Kommandant des SG 2 Immelmann, Friedrich Lang, wurde hier bei einem Einsatz ebenfalls verwundet.

Am 13. Februar morgens führten die beiden sowjetischen Durchbruchseinheiten der 4. Pz. Armee (10. Pz.K. und 6. Gde.-Mech.K) aus ihren Stellungen bei Naumburg/Christianstadt den Angriff durch. Als die Polizeibrigade Wirth ihre Stellungen Richtung Sommerfeld unerwartet verlassen hatte,<ref>Martina Löbner: „Geheime Reichssache“ Christianstadt. S. 223 ff.</ref> brach das sowjetische 6. Mech.K. aus dem Brückenkopf aus. Über das Dorf Benau, einen lokalen Bahnknotenpunkt, gingen die Rotarmisten entlang der Bahnlinie in Richtung Neiße vor und standen nachts bei Sommerfeld. Etwas südlich verlief parallel der Angriff des 10. Pz.Korps auf Sorau zu. Dort wurde bereits am Abend des 13. Februar ein Einbruch in den Garnisons- und Eisenbahnknotenpunkt vom Norden her erzielt. Da sich in dem Raum noch ca. 3500 Waggons Kohle befanden, wurde die Wichtigkeit der Verteidigung vom OKW im Lagebuch vom 13. Februar 1945 unterstrichen.

Nachdem die sowjetische 4. Pz.Armee den Bober überquert hatte, hatte nun auch das von Neusalz nachfolgende deutsche XXIV Pz.Korps den Fluss in Naumburg/Christianstadt überschritten, am 13. Februar abends die Stellungen um die kleine Stadt eingenommen und die HKL wiederhergestellt. Die Stadt Sagan wurde weiterhin von den Einheiten des Volksturms (Leutnant. Archer) gegen vom Norden her durch sowjetische Truppen der 117 Inf.Div. (Gen. E. Koberidse) vorgetragene Angriffe gehalten.

In den Morgenstunden des 14. Februars 1945 rückte das sowjetische 6. Mech.K. unter Oberst Wasyl Orlow in die Stadt Sommerfeld ein. Die Truppen gingen im Raum zwischen Forst und Guben vor. Auf dem linken Flügel der 4. Pz. A blieb die 61. Pz.Brig. in Sorau und ein kleiner Stoßtrupp zog in Richtung Neiße los. Südlich und in der Stadt operierten noch die Einheiten der K.Gr. „GD“ und Straßenkämpfe begannen. An diesem Tag nahmen die heftigen Kämpfe am Bober weiter zu. Die Truppen der sowjetischen 13. Armee wurden gleichzeitig von der Luftwaffe und vom XXIV Pz.K. an der Flussüberquerung gehindert. Dem sowjetischen 102. Inf. Korps gelang aber der Übergang über den Bober bis an die Bahnlinie Benau–Sorau (abgeriegelt durch Volksturmbataillon 331 Sagan-Land und einen Panzerzug). Die sowjetische 121. Inf Div brach aus Benau aus, um sich den schnellen mechanisierten Kräften westlich Sommerfeld anzuschließen, setzte sich aber bei den Kämpfen um die Kleinstadt Gassen fest. Es kam zu einer Situation, die typisch für die Kämpfe dieser Tage war: die sowjetischen Panzerspitzen hatten zwar die Verteidigungslinie durchbrochen und waren weiter bis zu 45 km westlich vorgerückt, allerdings ohne auf die nachrückende Infanterie zu achten. Zwar überrollten sie die deutschen Einheiten, andererseits war die Verbindung zu den eigenen Hauptkräften gerissen und sie saßen in dem Waldgelände fest. Die Angriffe der deutschen Schlachtflieger im Vorfeld zur Neiße, sowie starke Abwehr im Raum Forst–TriebelTeuplitz, erlaubte keine schnelle Überquerung des Flusses durch die Sturmeinheiten der sowjetischen 4. Pz. Armee und des 10. Pz.Korps. Schließlich nahmen beide Gruppierungen Verteidigungsstellungen ein.

Die deutsche 4. Panzerarmee unter General Fritz-Hubert Gräser fasste noch am 14. Februar den Plan, mit Hilfe des zwischen Neiße und Bober stehenden XXXX. Pz.Korps (25. Pz.Div) zusammen mit XXIV. Pz.K. (mit den Kampfgruppen 16. Pz.Div., 72, 88 und 342. Inf.Div.) vom Norden und mit den K.Gr. „GD“ und 20. Pz.Div. vom Süden her und entlang des westlichen Bober-Ufers, die sowjetischen Durchbruchskräfte restlos abzuschneiden und den Bober-Brückenkopf zu beseitigen.<ref name="Ahlfen138">Von Ahlfen: Der Kampf um Schlesien. S. 138.</ref> Die Truppen in der Stärke von zwei Regimenten mit 35 Panzer- und Sturmgeschützen führten den Gegenangriff auf Benau, wo der Stab der sowjetischen 4. Pz. Armee (Generaloberst Dimitri Leljuschenko) saß und nur von Teilen des sowjetischen 102. Inf. Korps (207 Reg.) gehalten wurde. Südlich verlaufende Gegenangriffe mit Hilfe von Resten der deutschen K.Gr. „GD“ und 20. Panzer-Grenadier-Division (unter Major Schrapkowski) über die Straße Sorau–Sagan in Richtung Benau hatten ebenfalls Erfolg. Obwohl die beiden deutschen Stoßtruppen bis auf eine 3 km breite Lücke nicht zusammenkamen, wurden die sowjetischen Einheiten westlich vom Bober abgeriegelt.<ref>Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945. Band 4, S. 1096. Lagebuch vom 15. Februar 1945 meldete die Vereinigung der beiden Gruppen.</ref> Am Abend wurden die sowjetischen Truppen um Benau durch die 17. Garde-Mech.Brig und 93. Pz.Brig. aus den rückwärtigen Reserven verstärkt. Die Kämpfe dauerten dann über die Nacht an, ein Teil des Dorfes kam wieder in deutsche Hände. Ungeachtet dessen hatte die vor der Neiße stehende sowjetische 49. Mech.Brig in der Nacht zum 15. Februar bei Groß Gastrose (in der Nähe der Mühlenwerke) den Fluss überschritten und einen kleinen Brückenkopf gebildet.<ref name="Lelju">Дмитрий Данилович Лелюшенко: Москва-Сталинград-Берлин-Прага. Записки командарма. Wie Gen. Leljuschenko in seinen Memoiren beschrieb, S. 241:

„Unser 6. Mechanisiertes Garde Korps ist am 14. Februar zu dem Fluss Neiße herangekommen. Der Spähtrupp der 49. Mechanisierten Brigade (Oberst Peter Turkin) (9 Soldaten) geführt unter Oberleutnant Gulenschajew hat sich in der Nacht zum 15. Februar der Neiße-Brücke bei Gros-Gastrose genähert, hat den Schutz zerstört und die voll intakte Brücke ergriffen. Während der Ergreifung hat ein russisches Mädchen den Spähern geholfen, das zuvor von unseren Soldaten aus der faschistischen Gefangenschaft in Markersdorf [Markosice] befreit wurde. Sie hat die Soldaten zur Brücke geführt und nahm an der Vernichtung des feindlichen Schutzes teil.“

</ref>

Am 15. Februar morgens wurden die deutschen Gegenangriffe auf die Stadt Sorau aus drei Richtungen durchgeführt. Vom Norden stieß laut sowjetischen Quellen die SS-Polizeibrigade Wirth vor.<ref>Зайцев: Гвардейская танковая. S. 120.</ref> Vom Südosten kam die K.Gr. „Zimmermann“ (die Reste der „GD“) unterstützt von Panzerwagen sowie die KGr. unter Major Michael (aus der Resten der 16. PD – I./Pz.Gr.Regt. 64) vom Süden her. Die Straßenkämpfe gegen die in Sorau verbliebene sowjetische 62 Pz.Brig. und das 726 Inf.Reg. (121. Inf.Div.) nahmen an Härte zu. Die Bedingungen der improvisierten Kämpfe in Raum Sorau beschrieb Wolfgang Werthen in der „Geschichte der 16. Panzer-Division“:

„[…] Die Lage war völlig ungeklärt, die Kommandantur in Sorau hilflos. […] Als Sorau von Russen angegriffen wurde, übernahm er [Mjr. Michael] die Führung mehrerer Volkssturmbataillone. Sie bestanden vorwiegend aus alten Weltkriegsteilnehmern, die nur mit veralteten Gewehren ausgerüstet waren. […] Dennoch gelang es den Russen, den Bahnhof von Sorau zu erobern. Ein deutscher Stoßtrupp jedoch verjagte den sich zäh verteidigenden Gegner wieder und eroberte einen eigenen Waffentransport zurück. Der Volkssturm konnte mit neuen Karabinern und einigen MG ausgerüstet werden.
Rücksichtslos vereinnahmte Major Michael alle im Raume Sorau aufkreuzenden Einheiten. […] Sie setzte[n] dem Russen in harten Häuserkämpfen einen zähen Widerstand entgegen. […] Im Raume Hansdorf südlich Sorau, stießen Nachersatz, fliegendes Personal der Luftwaffe, Marineartilleristen und Offiziere der Kraftfahrtruppe zur Kampfgruppe. Auf einer Eisenbahnstrecke entdeckten die Männer neue Sturmgeschütze mit noch nicht justierten Rohren; an der Straße Sagan-Sorau fanden sich Nachrichtengeräte, Kraftfahrzeuge und Ersatzteile. Die notdürftig ausgerüstete und zusammengefügte Kampfgruppe trat am 18.II. [Februar] zusammen mit einer Fallschirmjägereinheit [‚HG‘] und einer ‚Hetzer‘-Abteilung […] an der Straße Sorau–Sagan zum Angriff an.<ref>Werthen: Geschichte der 16. Panzer-Division 1939–1945. S. ??</ref>“

Auch der Gegenangriff gegen Benau wurde am 15. Februar zusätzlich mit Hilfe der nördlich von Sommerfeld stehenden deutschen 25. Panzer-Division und der aus Guben angerückten Brigade Dirlewanger<ref>Michaelis: Die SS-Sturmbrigade „Dirlewanger“. S. 94.</ref> fortgesetzt. Die Einheiten stießen an diesem Tag gegen das Dorf vor und besetzten es vollständig. Das SS-Sturmregiment 2 der „Dirlewanger“ eroberte gleichzeitig Sommerfeld am 16. Februar zurück. Somit wurden die sowjetischen Kräfte in Sorau (61. Pz.Brig. und 726 Inf.Reg.), Gassen (Teile von 121. Inf.Div) eingekesselt; westlich Sommerfeld das 49. Mech.Brig. mit dem Flakregiment 2003 und westlich Sorau die Teile der 62. Pz.Brig. von den Hauptkräften abgeschnitten. Die Stadt Sagan konnte von der deutschen Garnison noch an dem Tag behauptet werden. Die deutschen Truppen sicherten das Dorf Benau gegen die angreifenden Sowjets ab und sind stießen weiter südlich in das benachbarte Dorf Reinswalde (Złotnik) vor, wo es vom sowjetischen 207 Flak-Reg. zäh verteidigt wurde. Weil die Boberübergänge für die sowjetischen 93., 63. Pz.Brig, 17. Garde-Mech.Brig, 68. Flak-Div. und 22. Selbstfahr-Art.Brig. (beide Kommandanten Oberst Aleksandr Koslow und Wasili Prichodko fielen bei den Kämpfen) weiterhin abgeriegelt waren, erkannte nun auch Marschall Konew die bedrohliche Lage. Um den Brückenkopf zu halten, griff der sowjetische Marschall am 16. Februar 1945 morgens auf die Reserven zu und rief gleichzeitig das an der Neiße stehende 6. Gde.-Mech.K. partiell zurück. Die sowjetischen 28. Gde.-Pz.Sturm-Reg., je ein Regiment der 112 Inf.Div und 49. Mech.Brig. sollten über den Raum Sommerfeld, die 61. Pz.Brig. über Raum Sorau vom Westen und gleichzeitig die 93. Pz.Brig. mit 280 Inf.Div den Abschnitt Benau–Reinswalde vom Osten her erobern.<ref>Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. Исаев А. В.: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. S. 133–134.</ref> Die sowjetische 121. Inf.Div vom Westen her und die 6. Gde-Inf.Div (27. Korps) stießen gegen den Sorauer Belagerungsring vor und besetzten die Stadt erneut. In und um die Stadt (Produktionsstätte von Focke-Wulff) wurden ca. 200 Flugzeuge erobert.<ref>Лелюшенко: Москва-Сталинград-Берлин-Прага. S. 240.</ref>

Die kritische Lage der sowjetischen Truppen entlang des Bobers verschärfte sich weiter am 17. Februar. Die Verbände des 6. Gde.-Mech.K. wurden von Sommerfeld aus angegriffen und kamen nicht weiter. Die sowjetischen Attacken von Osten her auf Benau und Reinswalde konnten von den deutschen Truppen der KGr „Dirlewanger“ und der 25. PD abgefangen werden. Des Weiteren wurden die sowjetischen Soldaten des 27. Inf.K und 61 Pz.Brig. nördlich von Sorau bei Wellersdorf von der deutschen KGr „GD“ angegriffen. Der Kommandant der 4. Pz.A Gen. Leljuschenko bat abends sogar die Front-Kommandos, alle seine an der Neiße stehenden Kräfte zurückzurufen, bekam aber von Konew keine Billigung,<ref>Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. „Beunruhigt von der Lage der führenden Teile, hat Leljuschenko dem Stab der Front am 17. Feb. 23.15 einen Bericht abgesandt, den man ‚panisch‘ nennen könnte: ‚In Zusammenhang damit, was im Laufe von zwei Tagen der Armee 13 Und nicht vorwärts gegangen sind, bitte ich um Erlaubnis, alle Teile der Armee, die sich an der Neiße befinden, zwecks des allgemeinen Schlages auf Sorau, Benau […] zusammen mit den Teilen 13. Armee, umzudrehen.‘“</ref> da der Marschall gerade neue Angriffspläne erstellt hatte. Die schweren und auf beiden Seiten verlustreichen Kämpfe am Bober dauerten auch am 18. Februar weiter an, und es kam zur Wende. Die vor Sorau kämpfende sowjetische 61. Pz.Brig. und die Teile des von der Neiße kommenden 6. Gde.-Mech.K. hatten sich nun vereinigt und gemeinsam am Abend den westlichen Rand von Benau erreicht. Ebenfalls am 18. Februar 1945 überschritt das sowjetische 25.Pz.Korps den Bober nördlich von Christianstadt. Dort drückten sie auf dem rechten Flügel des XXXX Pz.K. gegen die Brigade z.b.V. 100 und gemischte Einheiten der Gruppe „Matterstock“, die sich wiederum entlang der Straße nach Guben zurückzogen. Die Stadt Crossen ging an die sowjetische 25.Pz.K. und 21. K verloren. Dies führte zu einer drohenden Umkreisung des XXIV. Pz.K. im Raum Sommerfeld-Naumburg vom Norden her. Auch südlich von Sagan kam es zu sowjetischen Durchbrüchen bis an die Halbau und zur drohenden Umkreisung von K.Gr. „GD“.

Am 19. Februar nachmittags, unterstützt durch Bomber und die 22. Selbstfahr-Art.Brig.<ref>Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя.</ref> eroberten die Rotarmisten das Dorf Benau. Damit hatte sich die Lage der deutschen Truppen erheblich verschlechtert. Die dauerhafte Vereinigung beim Stoß von Norden und Süden entlang des Bobers wurde damit vereitelt. Daraufhin erteilte der Kommandant der 4. Armee (AOK 4) General Fritz Gräser am 19. Februar 1945 den Befehl, die Gegenangriffe am Bober zu stoppen und sich hinter die Neiße zurückzuziehen. Die Brigade „Dirlewanger“ ging direkt nach Guben, da der Gegner bereits die Stadt erreicht hatte und die Kämpfe nahmen dort zu. Das deutsche 24. Pz.K. unter Gen. Walter Nehring ging vom Bober weg als letzte Truppe in Richtung Sommerfeld und erreichte den Brückenkopf des XXXX Pz.K. in der Nacht auf den 21. Februar südlich von Guben. Ein Angriff zuvor gegen den sowjetischen Brückenkopf um Gast-Rose schlug fehl. Die Kampfgruppe 16. Pz.Div. ging nach Bad Muskau über die Neiße. Die Kämpfe der zurückziehenden Resteinheiten zwischen Bober und Neiße dauerten jedoch noch einige Tage an.

Änderung der Operationsziele durch das sowjetische Oberkommando

Nach einer Woche der Operationszeit kam Konew zu der Einsicht, dass die verlustreichen Kämpfe<ref>Конев: Сорок пятый. S. 68: „Die Fronttruppen haben die bedeutenden Verluste in den Menschen erlitten – die Schützendivision zählte zu dieser Zeit durchschnittlich 4600 Soldaten.“</ref> gegen die deutschen Truppen der Heeresgruppe Mitte nicht planmäßig verliefen und die vorgegebene Ziele nicht erreicht wurden. Insbesondere die Flügeltruppen der 1. Ukrainischen Front kamen nicht vorwärts und wenn, dann mit großen Opfern verbunden. Die Belagerungen der zwei Festungen Glogau und Breslau banden noch dazu drei Armeen (5. Gde, 6., 21.). Auch der deutsche Gegenangriff am Bober brachte das gesamte Unternehmen ins Wanken. Marschall Konew erfasste selbst später in seinem Buch:<ref>Конев: Сорок пятый. S. 60.</ref>

„Leider hat unsere 13. Armee die sich ihr öffnenden Möglichkeiten nicht verwendet und hat sich an die Panzersoldaten nicht gerichtet. In diesem Fall ungenügend energisch, dass man mit der äußersten Müdigkeit der Belegschaft erklären kann, ist die Armee bis zur Neiße nicht angekommen. Und den Deutschen gelang es, die durchgebrochene Front hinter der Armee Leljuschenko zu schließen. Die Kämpfe der Infanterie haben hier den langwierigen Charakter genommen und die Verbindung zu den Panzersoldaten für einige Tage abgebrochen.“

Bei der Planung der Operation wurden mehrere Faktoren anscheinend nicht berücksichtigt: das umkämpfte Gebiet mit vielen dicht bebauten Ortschaften, Wäldern, Kanälen und Flüssen verlangsamte den Vormarsch des 1. Ukrainischen Front. Auch die Witterungsbedingungen, die Versorgungslage, der abgekämpfte Zustand der Einheiten und die nicht zu übersehende nachlassende Disziplin der Rotarmisten (Plünderungen, Alkoholexzesse) führten zur Verfehlung der Ziele. Vor allem hatte man das deutsche Oberkommando unterschätzt, wenn es um „die Fähigkeit zur Wiederherstellung der Kampffähigkeit der zerschlagenen Einheiten und Verbände“<ref name="Dolata82ff">Dolata: Wyzwolenie Dolnego Śląska w 1945. S. 82 ff.</ref> ging.

Am 16. Februar übermittelte Marschall Konew die Plankorrektur an Stawka.<ref>Конев: Сорок пятый. S. 68.</ref> Nun sollten unter ihm stehende restliche Einheiten nur bis zur Neiße kommen, den Raum Görlitz erobern, das Gelände von den deutschen Verbänden bereinigen, am Fluss die Verteidigungsstellungen nehmen, im Hinterland die belagerten Festungen Breslau und Glogau erobern und auf dem linken Flügel bis zu den Sudeten vormarschieren.<ref>Dolata: Wyzwolenie Dolnego Śląska w 1945. S. ??</ref>

Für das sowjetische Oberkommando in Moskau entwickelte sich der laufende Angriff an der Ostfront nicht zufriedenstellend. Die 1. Ukrainische Front blieb viel weiter hinten im Osten, was auch den Vormarsch der 1. Weißrussischen Front gefährdete. Die in der Slowakei operierende 4. Ukrainische Front hatte in dem Zeitraum keine großen Erfolge erzielt und war über die Karpaten nicht hinausgekommen. Das Vorfeld bis zu den Sudeten war noch in deutscher Hand. Konews Truppen mussten die lange Front südlich der Autobahn Breslau-Berlin bilden und Verteidigungsstellungen einnehmen. Am 17. Februar stimmte das sowjetische Oberkommando der Änderung zu. Gleichzeitig wurde Marschall Schukow der Auftrag zum Anhalten der 1. Weißrussischen Front an der unteren Oder von Fürstenberg bis Stettin erteilt.

Die Lageentwicklung zwischen dem 16. und 24. Februar

Südlich von Sagan verlief die Frontlinie am 16. Februar an der Queis entlang bis nach Bunzlau. Die Abschnitte wurden verteidigt von den Kampfgruppen Pz.K. „GD“, der 21. Pz.D und der 6. VGD.

Nach der erneuten Eroberung von Sorau am 16. Februar war die Gefahr für die linke Flanke der sowjetischen 4. Pz.Armee noch nicht vorbei, da sie noch von deutschen Kräften bedroht war. Einen Teil seiner verfügbaren Panzerkräfte musste General Leljuschenko an die 13. Armee abgeben<ref>Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. S. 134 ff.</ref> und umgruppieren. Der Angriff gegen die südlich von Sorau bis Halbau entlang der Bahnlinie stehende Gruppe des deutschen Pz-K. „GD“ musste aber wegen fehlender Artilleriemunition um zwei Tage verschoben werden und begann erst am 19. Februar. In dieser Zeit hatte General von Saucken die sowjetischen Absichten erkannt und die Stellungen verlegt, sodass diese einen Halbkreis von westlich von Sorau bis Priebus bildeten. Die deutschen Einheiten hatten aber mittlerweile den Befehl bekommen, hinter die Neiße zu gehen, sodass die Umgruppierung die Vorbereitung für das Ausweichen des Korps „GD“ wurde. Der wirkungslose sowjetische Artillerieschlag und die Sperrung der Rückzugswege durch deutsche Nachhuteinheiten führten zu sehr hohen Verlusten bei der sowjetischen 4. Panzerarmee von General Lejuschenko. Seine Truppen kamen am 21. Februar südlich von Forst an die Neiße heran, und die Verbindung zu den abgeschnittenen Einheiten wurde wiederhergestellt. Der Brückenkopf bei Gastrose sowie andere kleinere wurden später im März 1945 von den deutschen Truppen beseitigt. Ein weiter Vorstoß über den Fluss war zu diesem Zeitpunkt für Konew undenkbar. Im Allgemeinen waren seine Einheiten sehr abgekämpft und am Ende ihrer Kräfte.<ref>Dolata: Wyzwolenie Dolnego Śląska w 1945. S. 87: Bei den Panzerbrigaden gab es zu dem Zeitpunkt 15–20 Panzer.</ref> Die Übermacht gegen die deutschen Truppen konnte aber weiterhin gehalten werden. So hatte beispielsweise das XXXX. Pz.K. bei Guben zu dieser Zeit keine verfügbaren Panzer mehr. Die hinzugekommene Kampfgruppe XXIV. Pz.K. von Gen. Nehring war seit Mitte Januar ununterbrochen in Rückzugskämpfe verwickelt und hatte gerade den Anschluss an die Truppen hinter der Neiße über den Brückenkopf gefunden.

Die heftigen Kämpfe um die Stadt Guben begannen am 18. Februar 1945. In die Stadt hatten sich die versprengten Einheiten des Kampfgruppe „Matterstock“ (XXXX Pz.K.) zurückgezogen. Auch die Brigade „Dirlewanger“ nach dem Rückzug aus Benau und die Brigade z.b.V. 100 aus Bobersberg nahmen an der Verteidigung der „Festung“ teil.<ref>Oberst Lothar Berger wurde sogar später (ab 28. Februar), nachdem der bisherige Ortskommandant Werner Theermann Selbstmord begangen hatte, zum Kommandanten der Stadt ernannt.</ref> Der Stadtteil auf dem östlichen Ufer der Neiße wurde bei den schweren und bis zum 1. März andauernden Straßenkämpfen zu 80 % zerstört. Im Waldgebiet kämpfte die rechte Flanke der sowjetischen 52. Armee (48 Inf.K.) gegen die deutsche 21. Pz. Div, die sich immer noch in Zufuhr befand. Ab 17. Februar erhielt die Division aber von der H.Gr. Mitte den Befehl, sich hinter die Neiße abzusetzen und dort die neue HKL aufzubauen.<ref>Kortenhaus: Geschichte der 21. Panzerdivision. S. 535.</ref> Somit wurde die Queis-Linie im mittleren Abschnitt vom deutschen Oberkommando aufgegeben. Der Rückzug der Division wurde anschließend am 20. Februar im Raum Rothenburg/Oberlausitz beendet. Im Zentrum der 1. Ukrainischen Front erreichten die sowjetischen Infanterie-Einheiten 78. Inf.K am 21. Februar die Neiße. Am 23. Februar zogen die Hauptkräfte der 52. Armee bis Plensk nach und besetzten die Stellungen am östlichen Flussufer.

Angriff gegen Lauban und Görlitz

Die gut motorisierten sowjetischen Einheiten der 9. Mech.K. und 7. Pz.K. kehrten 16. Februar aus dem Raum Breslau zurück und setzten die Angriffe mit dem Ziel Görlitz nach dreitägiger Unterbrechung fort. Der Plan sah vor, mit dem 6. Pz.K. von nordöstlicher Richtung und mit dem 7. Pz.K. von östlicher Richtung anzugreifen. Das erste Korps hatte noch große Chancen, den Plan auszuführen, da die Einheiten gerade die Queis überschritten hatten und ca. 30 km von der Stadt entfernt lagen. Das zweite Panzer-Korps mit der Mech.-Brigade sollte noch auf dem Weg die Kreisstadt Lauban erobern.<ref>Wilczyński: Lubań 1945. S. 31 ff.</ref> Noch am 17. Februar hatte ein anfangs erfolgreicher Gegenstoß der deutschen 6. PVGD zusammen mit den Teilen der 17. Pz.Div. die Rotarmisten vom 6. Pz.K. auf der Reichsstraße nach Görlitz angehalten. Nun wurden die deutschen Panzereinheiten am Abend plötzlich vom Armeekommando nach Görlitz zurückgerufen. Am nächsten Tag hatte sich die alleingebliebene 6. PVGD aus dem Naumburg zurückgezogen, aber zusammen mit dem Panzergrenadier-Regiment 40 (17. Pz. Div) unter Major Friedrich Ferdinand Prinz zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg durch einen gewagten Gegenangriff die Reichsstrasse nach Görlitz abgeriegelt.<ref>Er wurde dafür mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und zum Oberst befördert.</ref> Durch die fehlende Kommunikation mit dem Rest der 17. Pz.Div. wurde die Chance verpasst, das zögerliche sowjetische 6. Gde-Pz.K. zurückzuwerfen. Im gesamten Zeitraum der Kämpfe war es sehr schwer, ohne funktionierende Kommunikation den Überblick über die Truppenbewegungen und Ortbesetzungen zu behalten. Wie schon von Anfang der Operation an, wurde die Lage oft über das öffentliche Post-Telefonnetz abgefragt oder die Befehle weitergegeben, was aber von den sowjetischen Nachrichtendiensten abgehört wurde. Am 19. Februar ging Kohlfurt verloren.
Durch das wechselhafte Wetter waren die Felder jenseits der befestigten Straßen für die Panzer unpassierbar. Die handelnden Seiten konnten in der Zeit also keine umkreisenden Operationen durchführen. Die Rotarmisten konnten auch keinen der so beliebten Frontalangriffe erfolgreich durchsetzen, da mittlerweile die Mittel knapp wurden. Wie General Dragunski in seiner Memoiren über die Straßen in Niederschlesien schrieb:

„Wir bewegten uns auf der deutschen Erde, die Unbefahrbarkeit überwindend. ‚Ist das aber Dreck — schlimmer als bei uns!‘ Die Stimme von [Adjutanten] Pjotr Koschemjakow hat mich aus den tiefen Gedanken herausgerissen. ‚Ich dachte, wir werden nach Berlin auf den Asphaltstraßen rollen‘. Pjotr hat absolut recht. Kaum wirst du vom Wege abbiegen — sofort wirst du in den klebrigen Schlamm geraten. Mir kamen eben die ersten zwei Jahre des Krieges in Erinnerung, als die Faschisten versucht haben, ihre Misserfolge bei Moskau und Stalingrad zu rechtfertigen […], wie der General ‚Winter‘, der General ‚Dreck‘ und fehlende Wege als die größten Verbündeten den Russen helfen. […] Mit Mühe, Kilometer für Kilometer durchkommend, bewegten wir uns vorwärts.“

Das sowjetische 7. Pz.Korps rückte mit der 23. und 56 Inf. Brig. am 17. Februar an die östlichen Stadtteile von Lauban vor. Die sowjetische Artillerie sowie die Luftwaffe fingen mit dem Beschuss der Stadt an, was zu Zerstörungen und Bränden führte. Der letzte Flüchtlingszug hatte an diesem Tag die Stadt verlassen. Die mit dem Volkssturm operierenden HJ-Gruppen (ca. 40 meist 16-jährige) wurden von der Kommandantur in westlich gelegene Dörfer evakuiert, da sie an den direkten Kämpfen per Befehl<ref name="Luban">Luban 1945, S. 45–47.</ref> nicht teilnehmen durften.<ref>Einige, unter ihnen Wilhelm „Willi“ Hübner, kehrten aber eigenmächtig in die Stadt zurück und wurden als Verbindungsjungen oder Beobachter eingesetzt. Später, nach der Rückeroberung der Stadt im März 1945, wurde ihr Einsatz in den Propagandanachrichten besonders hervorgehoben und von General Schörner mit dem „EK“ ausgezeichnet.</ref> In Lauban hatte nun ein über zweiwöchiger Kampf um die Stadt begonnen. Die zähen Straßenkämpfe mit der Beteiligung von Panzern, Artillerie und Luftwaffe beider Seiten führten zu weitgehenden Zerstörungen. Die sowjetischen Einheiten kontrollierten nun die durch die Stadt verlaufende Bahnlinie Görlitz-Greiffenberg-Troppau und hatten damit die Versorgungswege nach Oberschlesien unterbrochen.

Datei:Bundesarchiv Bild 183-H26395, Schlesien, Grenadiere im Abwehrkampf.jpg
Die deutschen Grenadiere der Führer-Begleit-Division im Abwehrkampf zwischen Lauban und Löwenberg

In der nachfolgenden Nacht auf den 18. Februar wurde die deutsche 8. Pz.Div. mit Bahntransport aus dem Raum Jauer-Striegau nach Greiffenberg herangeschafft und die Truppen erheblich verstärkt, was zur großen Überraschung für die sowjetischen Kommandanten wurde.<ref>Wilczyński Lubań 1945. S. 47.</ref> Die sowjetischen Nachrichtendienste hatten nicht erkannt, dass südöstlich von Lauban bis an Löwenberg die deutsche 17. Pz.D und später die 8. Pz.D zusammenkamen, sowie die 408. Inf.D, die zwischen den beiden sowjetischen Verbänden der 3. Gde-Pz.A aus dem Raum Liegnitz zurückgezogen worden war. Anstatt in einer Stoßrichtung anzusetzen, verteilte General Rybalko seine beiden Panzer-Korps auf breiter Front. Für die Korrektur des Fehlers war es schon zu spät. Das sowjetische 7. Pz.K. hatte sich zu der Zeit in die Kämpfe östlich von Lauban gegen die deutschen Angriffe vom Süden her verwickelt. Von der Bedrohung der 3. Gde-Pz.A erfuhr auch die Stawka (also Stalin), und Konew wurde zur Rede gestellt, was der Marschall selbst in seinem Buch vermerkte:<ref>Конев: Сорок пятый. S. 71.</ref>

„An dem Tag, als die faschistischen Teile begonnen haben, auf die Hinterstellungen der 3. Panzerarmee hinauszugehen, hat mich Stalin angerufen und sein Besorgnis geäußert: ‚Was passiert da bei euch mit der 3. Panzerarmee? Wo befindet sie sich?‘ Ich habe geantwortet, dass die Armee von Rybalko sehr anstrengende Kämpfe bei Lauban führt und ich meine, dass nichts Eigenartiges mit ihr geschehen ist. Die Armee kämpft in der komplizierten Lage, aber für die Panzertruppen ist die Sache gewohnheitsmäßig.“

Nun versuchte Konew noch, durch die Umgruppierung von 6. Pz.K. wiederum das 7. Pz.K. mit der 51., 53. Pz.Brig, 16. Selbstfahr-Art.Brig und 57. Pz.Reg zu unterstützen. Die nachfolgenden Angriffe am 23. und 27. Februar brachten aber keine Entscheidung, da sie von den lokalen Gegenstößen der deutschen Einheiten vereitelt wurden.

Lage in der Festung Glogau und Festung Breslau

Datei:Bundesarchiv Bild 183-1989-1120-502, Breslau, Gauleiter Karl Hanke bei Ansprache.jpg
Gauleiter Karl Hanke bei Ansprache in Breslau im Februar 1945

Zwei zu „Festungen“ erklärte Städte wurden nun seit Mitte Februar von der 1. Ukrainischen Front belagert. Breslau war mit über 45.000 Verteidigern<ref>In den Quellen variiert die Zahl der Verteidiger aus den regulären Dienste zwischen 35.000 – s. Duffy: Red Storm. S. 134, 46.000 – Haupt: Als die Rote Armee nach Deutschland kam. S. 60, Мощанекий: Бои за Бреслау. (Boi sa Breslau, S. 72), bis 80.000.</ref> aus dem Feld- und Ersatzheer mit 200 Geschützen, 7 Panzern, 8 Sturmgeschützen und ca. 80.000 Zivilisten eingeschlossen.<ref>Hinze: Letztes Aufgebot – Zur Verteidigung des Reichsgebiets. S. 143.</ref> Unter dem Kommandanten Generalmajor Hans von Ahlfen standen die Reste der 609. und 269. Inf.Div. sowie Luftwaffe, Waffen-SS, Polizei und Volksturm-Einheiten. Gegen die 60 km lange Befestigungslinie um die Stadt kamen nun die Hauptangriffe der sowjetischen 6. Armee – mit 294. Inf.Div., 74. Inf.K und 22. Inf K., insgesamt in der Zeit ca. 50.000 Rotarmisten. Bis Ende Februar konnten die Angreifer in zähen Straßen- und Häuserkämpfen von Süden her nur 2 km Frontlinie gewinnen. Oft werden in der Literatur die drei Monate andauernden gesamten Kämpfe um die Stadt mit denen in Stalingrad verglichen.<ref>Becker: Niederschlesien 1945. S. 91.</ref>

Die Stadt Glogau wurde am 11. Februar mit ca. 9.000 Verteidigern<ref>Schramm: Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht 1944–1945. Band 4, S. 1113, Lagebuch 21. Februar 1945.</ref> unter Oberst Jonas Graf zu Eulenburg (ab 12. Februar) und etwa 2.000 verbliebenen Zivilisten eingeschlossen. Von Beginn an wurde die Stadt hauptsächlich durch Artilleriebeschuss und die Luftstreitkräfte der 2. Luftarmee in Brand gesetzt und zunehmend zerstört. Die sowjetische 329. Inf.Div. (3. Gde-Armee) unter Oberst Fiodor Abaschew war anfangs nicht stark genug (und ohne Panzerunterstützung), um eine schnelle Erstürmung durchzuführen. Ab 21. Februar ließ der Beschuss nach, da die Munition knapp wurde. Von deutscher Seite kam Versorgung der Verteidiger aus der Luft in begrenztem Maße. Durch den fortschreitenden Rückzug der Wehrmachteinheiten hinter den Bober und schließlich die Neiße wurden keine Durchbruchversuche zur Festung Glogau unternommen und somit die Besatzung ihrem Schicksal überlassen. Die sowjetischen Belagerungskräfte erhielten erst später nach dem Beenden der gesamten Operation Unterstützung durch Artillerie und Panzer.

Sowjetischer Angriff auf den Sudetenwall

Nach der Einschließung Breslaus Mitte Februar wurde das sowjetische 32. Korps (3. Gde-A.) abgezogen und gegen die deutsche Abwehr der Linie Löwenberg-Goldberg-Jauer-Striegau eingesetzt. Dabei unterstützte das Korps bereits eingesetzte Einheiten der 5. Gde-A. und der 21. A beim Vormarsch in Richtung Sudeten. In Richtung Schweidnitz kamen die Kräfte des 4. Pz.K. und 31. Pz.K. in das Kampfgeschehen hinein. Auf deutscher Seite bei Strehlen standen zur Abwehr die Kampfgruppen der 254., 269. Inf.Div sowie 19. Pz.Div, 20. Pz.Div. und die 100. Leichte Inf.Div. bereit. In diesem Bereich drangen die Rotarmisten bis zum 24. Februar nur 8 km nach Süden vor und blieben bei Schweidnitz stehen. Marschall Konew hatte entgegen seinem Operations-Plan das Sudeten-Gebirgsvorland nicht erobert.

Verhalten der sowjetischen Truppen im Kampfgebiet

Beim Einmarsch der Rotarmisten nach Schlesien kam es zu unzähligen Verbrechen aller Art gegen die Bevölkerung und die deutschen Soldaten. Neben wahllosen Morden an einzelnen Personen oder Gruppen, brutalen Vergewaltigungen und zerschossenen Flüchtlingstrecks wurden auch übermäßiger Alkoholkonsum, Plünderung und sinnloses Zerstören zu Begleiterscheinungen der Sowjetsoldaten in den besetzten Gebieten. Ein zuverlässiges Bild über die Verbrechen ergab sich für die Tatorte, wo die deutschen Gegenangriffe wie z. B. im März 1945 bei Lauban und Striegau erfolgreich waren und die behördliche Ermittlungen aufgenommen wurden.<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 145.</ref>

„Der ersten Staffel blieb gerade Zeit, die ‚Uhri‘ [die Uhren] und Schmückstücke einzusammeln. Die zweite Staffel hatte es weniger eilig; ihr blieb genügend Zeit, sich an die Frauen zu machen. Für die dritte Staffel gab's weder Schmuck noch frische Frauen mehr; doch konnte sie als Nachhut, die in der Stadt zurückblieb in aller Muße ihre Koffer mit Kleidungsstücken und Stoffen vollstopfen.“

M. Koriakoff: Ich wollte Mensch sein.<ref>Michael Koriakoff: Ich wollte Mensch sein. S. 94. Olten, Walter 1948; ebenso Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 147 (M. Koriakoff – ein sowjetischer Offizier, der sich nach dem Krieg in den Westen abgesetzt hat).</ref>

Vor allem bei den nachstoßenden Schützenverbänden und bei den Sicherungseinheiten kam es zu Exzessen in den besetzten Gebieten. Viele deutsche Gegenstöße und Überraschungsangriffe waren eben deshalb erfolgreich, da es zu den Verzögerungen bei der Sicherung des Geländes seitens der plündernden oder betrunkenen sowjetischen infanteristischen Truppen kam<ref>Zum Beispiel bei Dyhernfurth – vergl. von Ahlfen: Der Kampf um Schlesien. S. 129.</ref> und sie ihren Aufgaben einfach nicht nachkamen.

Die Tagesration von 100 Gramm Vodka für jeden sowjetischen Frontsoldaten<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 151.</ref> spielte dabei bestimmt eine Rolle, aber auch darüber hinaus konsumierter selbstgebrannter Fusel oder erbeutete Ware. In den unzähligen kleinen Betrieben in den schlesischen Städten wurden Mengen von Alkohol erobert.<ref>Frieser: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 10, S. 716 ff.</ref> Während des Kampfeinsatzes war der Alkohol offenbar vorrangig ein Problem der Infanterie.<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 151.</ref> Opfer des exzessiven Alkoholgenusses waren nicht selten die sowjetischen Soldaten selbst<ref>Duffy: Red Storm. S. 275.</ref> oder die Offiziere, die Ordnung in die Einheiten, die „am Rande der Auflösung“ waren, bringen wollten.<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 154.</ref>

Ob nur der exzessive Alkoholkonsum zu den Morden, Vergewaltigungen und Raub führte, bleibt umstritten. Zuerst kämpften die Soldaten noch unter der Order, Rache zu nehmen.<ref>Merridale: Ivan’s War – Live and Death in the Red Army, 1939–1945. S. 167.</ref><ref name="Zeidler135-142">Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 135–142.</ref> Eine beachtliche Rolle spielten dabei die Haßgefühle auf alles Deutsche, die von der sowjetischen militärischen Presse, Front- und Truppenzeitungen stimuliert wurden.<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 113 ff., S. 135 ff.</ref> Die Vergeltung an den Deutschen war auch ein Motivationsthema der Agitatoren für die immer jüngeren Rotarmisten – bis Ende 1944 wurden fast alle Siebzehnjährigen rekrutiert.<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 132.</ref> Dass die Gewalttaten aufgrund besonderer Befehle verübt wurden, hatte selbst der Bericht der Abteilung Fremde Heere Ost vom Februar 1945 widerlegt, mit der Feststellung, dass „das bestialische Verhalten einzelner Gruppen von Rotarmisten […] nicht auf den Befehl vorgesetzter Dienststellen zurückzuführen, sondern eine Folge der fanatischen Deutschenhetze in der UdSSR“ sei.<ref>Die sowjetischen Greuel auf deutschem Boden. Militärarchiv Freiburg, RH 2/2684, RH 2/2683 in Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 153.</ref> In von den deutschen Einheiten erbeuteten Feldpostbriefen<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 138 ff.</ref> kam die Auffassung der Rotarmisten von der gerechten Strafe für Deutschland zur Geltung. Die meisten sowjetischen Soldaten aus den von den Deutschen zeitweilig in den Jahren 1941–1944 besetzten Gebieten waren auch selbst betroffen von den deutschen Plünderungen und Repressalien, hatten Familienangehörige durch NS-Verbrechen oder Verschleppung nach Deutschland verloren (z. B. Gen. Rybalko hatte seine Tochter 1942 in der Ukraine verloren, Oberst Dragunski seine gesamte Familie)<ref name="Zeidler136">Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 136.</ref> und dadurch wurden ihre Haltungen psychologisch gefestigt. Hinzu kamen die schnelle Verrohung und Brutalisierung in den Schützenverbänden, ständige Verfügungsgewalt über die Waffe als Ursache für gewalttätige Ausschreitungen.<ref name="Zeidler149">Zeidler: Kriegsende im Osten, S. 149.</ref>

Ein weiteres Problem für sowjetische Kommandanten stellte die nachlassende Disziplin der Rotarmisten dar. Obwohl das Oberkommando der 1. Ukrainischen Front den Befehl zu „Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ordnung in den von unseren Truppen befreiten deutschen Gebieten“ bereits am 27. Januar erlassen hatte, gab es Verstöße gegen die Disziplin und Ordnung in Niederschlesien.<ref>Darin wurden vor allem die „sinnlose[n] Brandstiftungen und Zerstörungen von Geschäften, Warenlagern und Häusern“ als Vorgänge genannt, die „nichts mehr mit Kampfhandlungen zu tun“ hätten. Quelle – Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 158.</ref> Durch das rasche Vorgehen wurden viele Ortschaften in Niederschlesien ohne nennenswerte Zerstörungen besetzt, aber dann von den Rotarmisten systematisch durch Brände verwüstet. Als Beispiel kann man die Kreisstadt Liegnitz nennen: Erst nach der Kapitulation im Mai 1945 wurde infolge der „Siegesfeier“ der Besatzer die gesamte Altstadt durch die angelegten Brände zerstört.<ref>Legnica. Zarys monografii miasta. Legnica-Wrocław 1998, Wydawnictwo DKTS Silesia, S. 573.</ref> Die Zerstörungswut galt auch den historischen Objekten oder Denkmälern historischer Persönlichkeiten,<ref>Von Ahlfen: Der Kampf um Schlesien. S. 125, Saft: Krieg im Osten. S. 401.</ref> aber auch Friedhöfen.<ref>So z. B. in Sprottau – Quelle Becker: Die Flucht. Niederschlesien 1945. S. 276.</ref>

Die bisher unbekannte Fülle vorgefundener Güter und Waren sowie die Wohnverhältnisse hatten auch einen gewissen Einfluss auf die Rotarmisten ausgeübt, den sie in ihren Briefen nach Hause wiedergaben:<ref>Militärarchiv Freiburg, RH 2/2683 Bl. 88 F in Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 141.</ref>

„Wo man Rast macht, überall in den Kellern findet man herrrliche Weine, Eingemachtes und Gebäck. Auf den Höfen treiben sich Schweine, Kühe, Hühner usw. herum. […] Wir ernähren uns sehr gut, essen zehnmal besser als die Deutschen in der Ukraine gelebt haben. Es gibt alles zu essen, es fehlt nichts. […] Ich trage Reitstiefel, habe mehr als eine Uhr und dabei keine einfachen Uhren; mit einem Wort: ich schwimme im Reichtum […]“

Die Erklärung für den vorgefundenen Wohlstand und das hohe Lebensniveau in Deutschland hatte die Staats- und Armeeführung den eigenen Soldaten jeweils mit einem „täuschenden Trugbild einer Scheinzivilisation“ unter Betonung der Sowjetsoldaten als „Bringer der wahren Kultur“ erklärt.<ref>In Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 141 ff.</ref> Dazu kam auch die Formel, dass alle Güter aus ganz Europa von den deutschen Besatzern vorher zusammengeraubt wurden. Die durch Alkohol verstärkte Hochstimmung führte zu einer Siegeseuphorie und Unbesiegbarkeitsgefühlen bei den Soldaten. Andererseits wurde der Kontrast noch durch sich abzeichnende Probleme mit der Disziplin verstärkt. Die Neigung für geplünderte deutsche Kleidungsgegenstände, Mützen und sogar komplette NS-Uniformen, die zur phantasievollen Aufmachung einiger Sowjetsoldaten führte, sahen auch die sowjetischen Kommandanten als nicht würdig.<ref>Zeidler: Kriegsende im Osten. S. 154, S. 160.</ref> Erst später, ab April 1945 hatte die sowjetische Führung begonnen, die Disziplin unter strengere Kontrolle zu nehmen, und es gab für Vergewaltigung sogar harte Bestrafungen bis zur Exekution.<ref>Merridale: Ivan’s War – Live and Death in the Red Army, 1939–1945. S. 167.</ref>

Ergebnisse

Frontverlauf

Die ursprünglichen Operationsziele von Konew wurden von der 1. Ukrainischen Front nicht erreicht. Man hatte sich aber mit dem bescheidenen Erfolg zufriedengegeben. Nun verlief die Front ab Ende Februar 1945 entlang der Linie westlich Löwenberg, nordwestlich Lauban-Rothenburg an der Neiße bis zur Mündung in die Oder und konnte bis Mitte April gehalten werden. Die Grafschaft Glatz, das Gebirgsvorland mit Waldenburg, Reichenbach, Schweidnitz, Hirschberg, Lauban, im Görlitzer Raum der schlesische Teil westlich der Lausitzer Neiße blieben bis zur Kapitulation im Mai 1945 in deutscher Hand. Auch die Bahnlinie bis nach Mährisch-Ostrau konnte weiterhin benutzt und die Versorgung aus den Industriegebieten um Rybnik, Ostrau und Waldenburg vorerst gewährleistet werden.

Die Sowjetische Armee hatte die Reichsautobahn Berlin-Breslau vollkommen unter Kontrolle und nutzte diese zur schnellen Truppenbewegung und zu Materiallieferungen an die an der Neiße stehenden Truppen als Vorbereitung für die nächste Offensive. Die Aufstellung der neuen HKL an der Neiße und nördlich der Sudeten sah das OKH unter General Guderian noch am 21. Februar 1945 nur als vorübergehend und als Ausgangspunkt für eine große Gegenoffensive.<ref>Von Ahlfen: Der Kampf um Schlesien. S. 151 ff.</ref> Die Pläne waren zu diesem Zeitpunkt völlig realitätsfern. Ein rechtzeitiges Heranschaffen der Truppen brachte zwar oft begrenzte Erfolge, für die großen Operationen fehlte es aber an Nachschub und vor allem an Treibstoff. Die Heeresgruppe führte zwar später Anfang März 1945 erfolgreiche lokale Gegenangriffe bei Lauban und Striegau, die aber die letzten Reserven verbrauchten. Die Übermacht der sowjetischen Armee blieb trotz der Verluste weiterhin erhalten und wurde mit jedem Tag noch verstärkt. Die Eroberung von Niederschlesien war für die Rotarmisten aber keineswegs einfach. Dieser Vormarsch wird in den meisten westlichen Publikationen als eine Art von Spaziergang dargestellt oder völlig verschwiegen.

Nun erstarrte der Frontverlauf für fast zwei Monate an der westlichen Neiße. Dass seit der Konferenz von Jalta die von Stalin bevorzugte künftige westliche Grenze Polens mit dieser Frontlinie übereinstimmte, ist nicht als Zufall anzusehen. Der ursprüngliche Plan für die Grenzziehung zwischen Polen und Deutschland basierte wiederum auf der Frontlinie vor dem Beginn der niederschlesischen Operation.<ref>FAZ-Artikel: Niederschlesien wäre deutsch geblieben.</ref>

Verluste

In der sowjetischen Nachkriegsliteratur wurde lange behauptet, dass die Rote Armee gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner gekämpft habe.<ref>So z. B. werden die Zahlen der Verteidiger in Glogau mit 18.000, in Breslau mit 80.000 Soldaten genannt, was den doppelten Zahlen in den deutschen Quellen entspricht; vergl. Dolata: Wyzwolenie Dolnego Śląska w 1945. S. 61, S. 80.</ref> Die Zahlen wurden oft nach oben hochgesetzt, um eigene Verluste oder die Kampfdauerlänge zu begründen. Die Schlachten bei Lauban oder am Bober werden in den Memoiren der sowjetischen Kommandanten in den 1980er Jahren als operative Aktionen nicht erwähnt, sondern höchstens als schwierige Durchbruchspunkte.

Bei einigen Gefechten wurden nahezu komplette sowjetische Panzerbrigaden (z. B. 61. und 63 Pz.Brig/5. Gde-Mech.Korps) von deutschen Einheiten vernichtet.<ref>Vergleiche Saft S. 393, S. 396.</ref> Hierzu ist es schwierig, absolute Verlustzahlen der vernichteten Panzereinheiten zu nennen, da jeden Tag neue Maschinen dazu kamen, einige wurden wieder instand gesetzt und wieder andere verloren.

Eine besonders kritische Situation der sowjetischen mechanisierten und gepanzerten Kräfte gab es um den 21. Februar 1945, was sogar in den sowjetischen Memoiren der damaligen Kommandanten Platz fand. Bei den Panzerbrigaden gab es hierzu 15-20 Panzer. Das 7. Gde-Pz.K. (3. Gde-PzA) verfügte an dem Tag über 55 einsatzfähige Panzer, das 9. Mech.K über 48 Panzer (im Vergl. zu der Etatzahl von 241 am Anfang der Operation).<ref>Dolata: Wyzwolenie Dolnego Śląska w 1945. S. 87, Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. S. 141, Шеин: Танки ведёт Рыбалко. S. 280.</ref> Bei der sowjetischen 4. Pz.Armee sind zwischen dem 8. und 22. Februar 257 Panzerkampfwagen (162 Т-34, 22 JS-2, 12 SU-122, 16 SU-85, 20 SU-76, 23 SU-57 und 6 «Valentine») ausgefallen. Die meisten Zerstörungen wären auf die Wirkung der Artilleriewaffen (Panzerkanonen, Pak, Artillerie) zurückzuführen. Die Verluste bei der 4. Pz.A. durch die Panzerfausteinsätze wurden nach sowjetischen Angaben mit 20 Panzern, also ca. 7,8 % der Gesamtverluste beziffert.<ref>Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. S. 134, S. 140.</ref> Ähnliche Quellen meldeten bei der 3. Pz.Armee für den Zeitraum 268 verlorene Panzer, 81 Selbstfahrlafetten, 248 Kanonen und Mörser, 342 Autos und 8.736 Soldaten (davon 1.883 getötet).<ref>Шеин: Танки ведёт Рыбалко. S. 283.</ref> Die neuesten russischen Quellen geben die eigenen Verluste mit 23.577 getöteten und 75.809 verwundeten (zusammen 2,4 %) von 980.800 in der Operation beteiligten sowjetischen Soldaten an.<ref>Г. Ф. Кривошеев (Hrsg.): Россия и СССР в войнах XX века.</ref>

In der Historiografie findet man keine Gesamtzahlen der deutschen Verluste für die Zeit der Operation. Auch die Größenangaben der beteiligten Verbände der Zeitperiode sind nicht einstimmig. Man kann nur beschränkt anwendbare Zahlen angeben, die von einigen sowjetischen Verbänden bekannt gemacht wurden. So hätte z. B. die 3. Pz.A von General Rybalko<ref>Shein, S. 283.</ref> 28.500 getötete und 500 kriegsgefangene deutsche Soldaten gemeldet; 3 Panzerwagen, 80 Selbstfahrlafetten, 24 Geschütze, 205 Flugzeuge, 200 Segelflugzeuge und über 200 Autos seien erobert worden.

Die größten Verluste hatte aber die deutsche Bevölkerung zu beklagen. Fast jeder sechste Bewohner von Schlesien zählte zu den Opfern der Kriegseinwirkung, Ermordung oder Verschleppung.<ref>Becker: Niederschlesien 1945. S. 382.</ref>

Literatur

In deutscher Sprache

In russischer Sprache

  • Iwan Stepanowitsch Konew: Сорок пятый. Воениздат 1970, (online).
    • deutsch: Das Jahr fünfundvierzig. Übersetzt von Arno Specht. Militärverlag der DDR, Berlin 1989.
  • Дмитрий Данилович Лелюшенко: Москва-Сталинград-Берлин-Прага. Записки командарма. Наука, 1987, (online).
    Gen. Dimitri Danilowitsch Leljuschenko war der Oberbefehlshaber der 4. Panzer-Armee. Die Memoiren erzählen seinen militärischen Weg von Moskau bis nach Prag aus der Sicht eines hohen sowjetischen Frontoffiziers der Panzerwaffen.
  • Алексей Валерьевич Исаев: Берлин 45-го. Сражения в логове зверя. Эксмо, 2007, (online).
  • Василий Иванович Зайцев: Гвардейская танковая. Swerdlowsk 1989, (online).
    Gen. Wasili Iwanowitsch Sajtsew vermittelt die Geschichte der 61. Panzer-Brigade.
  • Виктор Макарович Жагала: Расчищая путь пехоте. Воениздат, 1985, (online).
    Gen. Viktor Makarowitsch Schagala war der Kommandeur der 3. Leichten Artillerie-Brigade. Die Erinnerungen erzählen seinen militärischen Weg von Stalingrad bis in die Tschechoslowakei.
  • Дмитрий Шеин: Танки ведёт Рыбалко. Боевой путь 3-й Гвардейской танковой армии. Яуза, Эксмо, ISBN 978-5-699-20010-8, (online).
    vermittelt die militärische Geschichte der 3. Garde-Panzerarmee.
  • Константин Васильевич Крайнюков: Оружие особого рода. Мысль, 1984, (online).
    Gen. Konstantin Wasiljewitsch Krajnjukow – Seine Memoiren erzählen vom militärischen Weg vom Dnepr bis zur Elbe im Rahmen der 1. Ukrainischen Front aus der Sicht eines sowjetischen Stabsoffiziers.
  • Захар Карпович Слюсаренко: Последний выстрел. Воениздат, 1974, (online).
    Gen. Sachar Kaprowitsch Sljusarenko war der Kommandeur der 56. Garde-Panzerbrigade. Seine Memoiren erzählen von dem militärischen Weg der Brigaden 54, und 56. Gd.Pz.Brig (7. Pz.K/3. Gde-Pz.Armee).
  • Давид Абрамович Драгунский: Годы в броне. Воениздат, 1983, (online).
    Gen. David Abramowitsch Dragunski – anfangs Kommandeur eines Panzer-Bataillons, danach der 55. Panzerbrigade (7. Pz.K/6. Gde.Pz.A) erzählt seinen militärischen Weg.
  • Сергей Матвеевич Штеменко: Генеральный штаб в годы войны. Воениздат, 1989, (online).
  • Александр Борисович Немчинский: Осторожно, мины! Воениздат, 1973, (online).
  • Илья Мощанекий: Бои за Бреслау. Вече, 2010.

In polnischer Sprache

  • Bolesław Dolata: Wyzwolenie Dolnego Śląska w 1945. (Befreiung von Niederschlesien 1945.) Wrocław 1985.
    Allgemeine Darstellung des sowjetischen Vormarsches in Niederschlesien mit der ideologischen Vorbelastung.
  • Arkadiusz Wilczyński Lubań 1945. Ostatnie zwycięstwo III Rzeszy. (Lauban 1945. Der letzte Sieg des 3. Reiches), ISBN 83-7339-036-7.
    Dem Leser wird die Schlacht um Lauban ausführlich vermittelt.
  • Robert Primke, Maciej Szczerep, Wojciech Szczerep: Wojna w dolinie Bobru. Bolesławiec – Lwówek Śląski – Jelenia Góra w 1945 roku.
  • Ivan Jakubowski: Ziemia w ogniu. Warszawa 1976.
  • R. Majewski: Dolny Śląsk 1945. Wyzwolenie, Wrocław 1982.

In englischer Sprache

Weblinks

Commons Commons: Niederschlesische Operation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

<references />