Plácido Domingo
José Plácido Domingo Embil [ˈplaθiðo doˈmiŋgo], KBE (* 21. Januar 1941<ref>Encyclopedia Britannica, Encyclopedia of World Biography, Thomson Gale, 2006, The Concise Grove Dictionary of Music, Oxford University Press, 1994, J. Warrack, E. West: The Oxford Dictionary of Opera. OUP, 1992, geben alle als Geburtsjahr 1941 an.</ref> in Madrid) ist ein spanischer Opernsänger (der Stimmlagen Tenor und Bariton<ref>WAZ: Startenor Plácido Domingo singt jetzt Baritonrollen;abgerufen am 21. Sep. 2013</ref>) und Dirigent. Er gehörte neben Josep Carreras und Luciano Pavarotti zu den Drei Tenören.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Plácido Domingo wurde als Sohn zweier Zarzuelasänger geboren und verbrachte seine Kindheit ab 1949 in Mexiko. Er debütierte schon 1959 in einer kleinen Rolle (Borsa in Rigoletto in Mexiko-Stadt) und am 19. Mai 1961 als Alfredo in der Traviata (in Monterrey, Mexiko). Von 1962 bis 1965 war er zusammen mit seiner Frau, der Sopranistin Marta Ornelas (* 1935), in Tel Aviv (Israel) tätig, bevor seine eigentliche internationale Karriere mit einem erfolgreichen Auftritt 1966 an der New York City Opera in Alberto Ginasteras Don Rodrigo begann. Seither ist er an allen großen Opernhäusern und -festspielen der Welt aufgetreten:
- Gran Teatre del Liceu, Barcelona (Debüt 1. Januar 1966)
- Hamburgische Staatsoper (Debüt 8. Januar 1967)
- Wiener Staatsoper (Debüt 19. Mai 1967)
- Deutsche Oper Berlin (Debüt 31. Mai 1967)
- Metropolitan Opera, New York (Debüt 28. September 1968)
- Lyric Opera of Chicago (Debüt 6. Dezember 1968)
- Arena von Verona (Debüt 16. Juli 1969)
- San Francisco Opera (Debüt 15. November 1969)
- Mailänder Scala (Debüt 7. Dezember 1969)
- Covent Garden, London (Debüt 8. Dezember 1971)
- Bayerische Staatsoper, München (Debüt 22. Januar 1972)
- Teatro Colón, Buenos Aires (Debüt 14. Juli 1972)
- Pariser Oper (Debüt 20. Mai 1973)
- Salzburger Festspiele (Debüt 11. August 1975)
- Los Angeles Opera (Debüt bei der Eröffnung dieser Kompagnie am 7. Oktober 1986)
- Washington, D.C. Washington National Opera (Debüt 15. November 1986)
- Mariinski-Theater, Sankt Petersburg (Debüt 12. Februar 1992)
- Richard-Wagner-Festspiele, Bayreuth (Debüt 17. August 1992)
- Staatsoper Unter den Linden, Berlin (Debüt 27. November 1993)
- Teatro Real, Madrid (Debüt 18. Oktober 1997)
- Königliche Oper, Kopenhagen (Debüt 7. April 2006)
Domingo gilt als einer der vielseitigsten Tenöre und hat bisher 134 verschiedene Rollen gesungen. Im Mittelpunkt seines breiten Repertoires steht das italienische und französische Fach mit Opern von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Georges Bizet, Jules Massenet, Pietro Mascagni, Ruggero Leoncavallo, Umberto Giordano und anderen. Eine seiner großen und berühmten Paraderollen ist der Otello (in der gleichnamigen Oper von Verdi), welche mehrmals auf Schallplatte aufgenommen und von Franco Zeffirelli mit ihm verfilmt wurde. Daneben hat er sich auch als Wagner-Sänger profiliert, speziell als Lohengrin, Siegmund (in Die Walküre) und als Parsifal. Er singt auch in Russisch (Gherman in Pique Dame) und hat an den Uraufführungen der Opern Goya (von Gian Carlo Menotti), El Poeta (von Federico Moreno Torroba), Divinas palabras (von Antón García Abril) und Nicholas and Alexandra (von Deborah Drattell) mitgewirkt. Bis in die jüngste Zeit eignet er sich immer wieder neue Rollen an: So hat er beispielsweise 2005 neu Franco Alfanos Cyrano de Bergerac an der Met einstudiert sowie Wagners Tristan und Isolde auf CD aufgenommen. Im Dezember 2006 und Januar 2007 sang er die Hauptrolle in der Uraufführung der neuesten Oper von Tan Dun, The First Emperor, an der Met.
Als Bariton angefangen, sang Domingo ein einziges Mal während seiner Tenorkarriere eine Bariton-Partie, den Figaro in Il barbiere di Siviglia unter Claudio Abbado. In jüngerer Zeit übernahm er den Simon Boccanegra am Royal Opera House, Covent Garden (2007), den Germont (La traviata) und die Titelrollen in Nabucco und Rigoletto. 2013 verkörperte er die Partie des Grafen Luna in Verdis Il trovatore an der Berliner Staatsoper, 2014 sang er dieselbe Partie bei den Salzburger Festspielen.
Seit den neunziger Jahren (erstmals anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 1990) war er zusammen mit José Carreras und Luciano Pavarotti (Die drei Tenöre) wiederholt und mit Erfolg in großen Arenen aufgetreten.
Auf dem 2002 veröffentlichten Album Shaman des Latin Rock- und Jazz-Gitarristen Carlos Santana übernahm er den Gesangspart des letzten Songs, Novus.
Domingo ist zudem Generaldirektor der Oper von Los Angeles. Er ist auch als Dirigent tätig, so beispielsweise an der Met, am Covent Garden, an der Staatsoper Unter den Linden, an der Wiener Staatsoper sowie am Theater an der Wien.
1993 gründete er Operalia, einen Wettbewerb für junge Opernsänger, der seither jährlich in verschiedenen Städten der Welt durchgeführt wird (bisher in Paris, Mexiko-Stadt, Madrid, Bordeaux, Tokio, Hamburg, San Juan, Los Angeles, Washington, Valencia sowie in der trinationalen Bodensee-Region).
Plácido Domingo ist außerdem für seine vielfältigen Wohltätigkeitsveranstaltungen und -aktionen bekannt. So gründete er nach dem großen Erdbeben in Mexiko-Stadt, bei dem er auch eigene Familienangehörige verlor, ein Kinderdorf für die Waisen des Erdbebens. Ein Jahr lang sagte er beinahe alle Verpflichtungen an den großen Opernbühnen ab und gab nur noch Benefizkonzerte, deren Erlös den Waisen und anderen Hilfsprojekten in Mexiko zugutekam. Immer wieder unterstützt er Hilfsprojekte in aller Welt, speziell solche, die sich benachteiligter Gruppen annehmen (Kinder, Behinderte usw.).
Im November 2006 wurde er – gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern – von der Schweizer Hörgerätefirma Phonak zum „Botschafter des Hörens“ ernannt. Er unterstützt die Hear the World Foundation zum Schutz des Gehörs und zur Hilfe für Hörgeschädigte.
Seit dem 7. Juni 2011 gehört Domingo gemeinsam mit den Weltfussballern Pelé und Johan Cruyff sowie dem früheren Außenminister der USA Henry Kissinger und dem ehemaligen Vorsitzenden des FBI Louis Freeh zur Lösungskommission der FIFA.<ref>Blatter vows to restore FIFA's credibility auf edition.cnn.com</ref>
Domingo setzt sich auch nachhaltig für die Ausgrabung wenig bekannter Werke ein, in denen er auch selbst auftritt. So im Theater an der Wien in einer Zarzuela (Luisa Fernanda von Federico Moreno Torroba), einer Uraufführung (Goya von Gian Carlo Menotti) und einer wenig gespielten Oper der mittleren Schaffensphase von Verdi, I due Foscari.
Ehrungen und Auszeichnungen
Domingo erhielt mehrere hohe Ehrungen, wie z. B. Prinz-von-Asturien-Preis (Spanien, 1991), Kennedy Center Honoree (USA, 2000), Honorary Knighthood (Großbritannien, 2002), Commandeur de la Legion d'Honneur (Frankreich, 2002), Presidential Medal of Freedom (USA, 2002), World Award in der Kategorie World Achievement Award (2003), Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse usw. sowie die Ehrendoktorate des Royal Northern College of Music (England, 1982), des Philadelphia College of Performing Arts (USA, 1982), der Oklahoma City University (USA, 1984), der Universität Complutense Madrid (Spanien, 1989), der University of New York (USA, 1990), der Georgetown University (USA, 1992), des Washington College of Chestertown (USA, 2000), der Universidad Anáhuac (Mexiko, 2001), der Fryderyk-Chopin-Musikakademie, Warschau (Polen, 2003) und der Universität Oxford (England, 2003), Classical Brit Award (England, Mai 2006, für seine 2006 erschienene Studioaufnahme Tristan und Isolde und für sein Lebenswerk) sowie das Große Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich (2007) und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Er ist Bayerischer (2005) und Österreichischer Kammersänger. Zudem ist er Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper und Träger deren Ehrenringes (2012) sowie des Ehrenrings der Stadt Wien (1994). Ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame führt ebenfalls seinen Namen. Im Jahr 2008 erhielt er einen Bambi, und 2009 wurde er als Erster mit dem mit einer Million Dollar dotierten Birgit-Nilsson-Preis ausgezeichnet. Ebenfalls 2009 erhielt er in der Dresdner Semperoper den ECHO Klassik Preis für sein Lebenswerk. Im November 2010 erhielt er den Latin Grammy Award „Person of the Year“ für seine „professionellen und philanthropischen Verdienste“. 2013 wurde er mit dem japanischen Praemium Imperiale geehrt. 2015 wurde er Ehrendoktor der Universität Salamanca.<ref>Plácido Domingo reivindica la presencia de la música en todos los niveles de la Educación al recibir el doctorado honoris causa por la Universidad de Salamanca. Nachricht vom 13. Januar 2015 auf saladeprensa.usal.es (spanisch), abgerufen am 14. Januar 2015.</ref>
Trivia
Eine Puppe aus der Sesamstraße namens Placido Flamingo (im englischen Original auch „Blaffido Flamingo“) wurde nach dem Opernsänger benannt und geriert sich entsprechend als großspuriger Opernstar.<ref>Placido Flamingo. In: SesameStreet.org. Abgerufen am 12. Dezember 2013.</ref> Domingo selbst trat als Gast in einem Duett mit der Puppe auf.<ref>Classic Sesame Street – Look Through the Window (Placido Flamingo and Plácido Domingo). In: YouTube.com. 4. September 2012, abgerufen am 12. Dezember 2013.</ref>
Im Hollywoodfilm Manolo und das Buch des Lebens aus dem Jahr 2014 spricht Domingo den Urgroßvater Manolos.
Literatur
Cornelius Schnauber: Placido Domingo. ECON, Düsseldorf 1996, ISBN 3612262246.
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
- Offizielle Website
- Internationaler Gesangswettbewerb Operalia
- Literatur von und über Plácido Domingo im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Plácido Domingo in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Oper ist teuer, Sänger sind billig – Placido Domingo über zu kleine Opernhäuser, Casting-Sänger wie Paul Potts und die nötige Demut einer großen Karriere (Artikel von Nahuel Lopez in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung – 15. März 2009)
- Oper: Der Klassik-Gipfel (Artikel von Sven Michaelsen in stern-Heft 14/2006)
- Introfilm mit einem Interview mit Plácido Domingo über das Thema Hören
- Seite über Placido Domingo
Personendaten | |
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NAME | Domingo, Plácido |
ALTERNATIVNAMEN | Domingo Embil, José Plácido (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Opernsänger (Tenor) |
GEBURTSDATUM | 21. Januar 1941 |
GEBURTSORT | Madrid |