Prehnit
Prehnit | |
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Blättriger Prehnit (bläulichgelb) auf Quarz (farblos) aus Imilchil im Atlasgebirge, Marokko (Größe: 10 x 6,1 x 4,1 cm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Ca2Al[(OH)2|AlSi3O10]<ref name="MinTable">Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 654.</ref> |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silicate und Germanate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
9.DP.20 (8. Auflage: VIII/G.07) 72.01.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | rhombisch-pyramidal mm2<ref name="Webmineral">Webmineral – Prehnite (englisch)</ref> |
Raumgruppe | P2cm<ref name="MinTable" /> |
Gitterparameter | a = 4,65 Å; b = 5,48 Å; c = 18,49 Å<ref name="MinTable" /> |
Formeleinheiten | Z = 2<ref name="MinTable" /> |
Zwillingsbildung | feinlamellar |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 6,0 bis 6,5 |
Dichte (g/cm3) | 2,87 bis 2,93 |
Spaltbarkeit | gut nach {001}; undeutlich nach {110} |
Bruch; Tenazität | uneben |
Farbe | farblos, weiß, grau, gelblich, grünlich |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Perlmuttglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,611 bis 1,632 nβ = 1,615 bis 1,642 nγ 1,632 bis 1,665<ref name="Mindat">Prehnite bei mindat.org (engl.)</ref> |
Doppelbrechung | δ 0,021 bis 0,033<ref name="Mindat" /> |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 64 bis 70°<ref name="Mindat" /> |
Prehnit, veraltet auch als Aedelit, Chiltonit, Coupholit und Edelit oder unter den Handelsbezeichnungen Kap-Chrysolith und Kap-Smaragd bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silicate und Germanate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ca2Al[(OH)2|AlSi3O10]<ref name="MinTable" /> und entwickelt meist tafelige bis prismatische Kristalle, aber auch blättrige, fächerförmige oder traubige bis kugelige Mineral-Aggregate von weißer, grauer oder gelblicher bis grünlicher Farbe. Auch farblose Prehnite und Prehnit-Katzenaugen<ref name="Schumann">Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten der Welt. 1600 Einzelstücke. 13. überarbeitete und erweiterte Auflage. BLV Verlags GmbH, München u. a. 2002, ISBN 3-405-16332-3, S. 204.</ref> sind bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Besondere Eigenschaften
Prehnitzwillinge nach (100) sind pyroelektrisch in Richtung der a-Achse. Vor dem Lötrohr schmilzt Prehnit leicht und blättert bzw. bläht sich dabei auf. Erst bei hoher Temperatur bildet sich auch Wasser.<ref name="Klockmann">Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 737, 738.</ref>
Prehnit ist zwar relativ unempfindlich gegen Säuren und wird von ihnen erst nach dem Glühen vollständig zerstört<ref name="Klockmann" />, reagiert aber sehr empfindlich schon auf geringen Wärmeeinfluss.<ref>Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler: Prehnit</ref>
Gelegentlich zeigt Prehnit bei kurzwelligem UV-Licht blauweiße oder pfirsichfarbene und bei langwelligem UV-Licht gelbe Fluoreszenz.<ref name="Webmineral" />
Etymologie und Geschichte
Prehnit ist eines der ersten Minerale, das nach einer Person benannt ist. Der holländische Baron und Colonel Hendrik von Prehn (1733–1785)<ref>Mineral Database - Minéraux et étymologie (französisch)</ref> brachte 1783 einige Proben aus der Kapprovinz (Kap der guten Hoffnung) mit und ließ sie durch Abraham Gottlob Werner analysieren. Dieser erkannte das Material als neue Mineralart und benannte es nach seinem Finder.<ref>tw.strahlen.org - Benennung der Minerale, nach Personen</ref><ref>Archive.org - Albert Huntington Chester: A dictionary of the names of minerals including their history and etymology (New York, J. Wiley & Sons; London, 1896)</ref>
Als genaue Typlokalität gilt heute die Dolerit-Lagerstätte von Karoo bei Cradock in der Provinz Ostkap von Südafrika.<ref>Mindat - Mineralliste der Localität Karoo dolerites, Cradock District, Eastern Cape Province, South Africa</ref>
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehört der Prehnit zur Abteilung der „Silikate und Germanate mit Übergangsstrukturen zwischen Ketten- und Schichtsilikaten“, wo er mit Amstallit, Bavenit, Chiavennit, Rudenkoit und Tvedalit eine eigene Gruppe bildet.
Seit der umfangreich überarbeiteten 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ist die Klasse der Silikate teilweise neu definiert und präziser nach dem strukturellen Aufbau unterteilt und der Prehnit findet sich jetzt entsprechend in der Unterabteilung der „Übergangsstrukturen: Ketten- und Bandsilikate - Schichtsilikate“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.DP.20 bildet.
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Prehnit ebenfalls in die Klasse der Silicate, dort allerdings in die Abteilung der „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen: 4-gliedrige Ringe“, wo er ebenfalls als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 72.1.3 bildet.
Bildung und Fundorte
Prehnit entsteht entweder sekundär aus anderen Mineralen oder durch hydrothermale Vorgänge in Klüften, Gängen und Geoden innerhalb von magmatischen oder metamorphen Gesteinen (z.B. Gabbro, Diabas, Melaphyr, kristallinem Schiefer). Prehnit findet sich oft in Paragenese mit Apophyllit, Calcit, Datolith, Epidot, gediegen Kupfer, Pektolith und verschiedenen Zeolithen. Außerdem bildet er unter anderem Pseudomorphosen nach Analcim, Naumontit und Natrolith.<ref name="Klockmann" />
Weltweit wurde Prehnit bisher (Stand: 2011) an rund 1400 Fundorten nachgewiesen.<ref>Mindat - Localities for Prehnite</ref> In Deutschland konnte das Mineral vor allem in Bayern, genauer im Schwarzwald, Fichtelgebirge, Spessart, Bayerischen Wald, in Schwaben und der Oberpfalz; im hessischen Lahn-Dill-Kreis und Odenwald; im Harz (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt); im Sauerland (Nordrhein-Westfalen); im rheinland-pfälzischen Hunsrück, Niederkirchen und Wolfstein; im Erzgebirge und der Oberlausitz in Sachsen; bei Elmshorn und Lübeck in Schleswig-Holstein sowie im Thüringer Wald und bei Wurzbach.
In Österreich fand sich Prehnit in vielen Regionen von Kärnten, Niederösterreich, Salzburg, der Steiermark, Tirol, Oberösterreich und im Vorarlberg. In der Schweiz wurde Prehnit in mehreren Regionen der Kantone Graubünden, Tessin, Uri und Wallis gefunden.
Weitere Fundorte sind Ägypten, Antarktis,Argentinien, viele Regionen in Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Ecuador, Finnland, mehrere Regionen in Frankreich, Griechenland, Grönland, Indien, Indonesien, Irland, Island, Israel, viele Regionen in Italien, Japan, mehrere Regionen von Kanada, den Kanalinseln, Kasachstan, Kenia, Kolumbien, Kroatien, Madagaskar, Mali, Marokko, Mexiko, Mongolei, Namibia, Neuseeland, Nordkorea, viele Regionen in Norwegen, Oman, Pakistan, Papua-Neuguinea, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Réunion, einige Regionen in Russland, mehrere Regionen in Schweden, Slowakei, einige Regionen in Spanien, mehrere Regionen in Südafrika, Südkorea, Tansania, Trinidad und Tobago, mehrere böhmische und mährische Regionen in Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, auf den United States Virgin Islands (Amerikanische Jungferninseln), viele Regionen des Vereinigten Königreichs (Großbritannien) und sehr viele Regionen in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).
Auch in Gesteinsprobem des Mittelatlantischen Rückens, genauer der „Markov-Tiefe“ innerhalb der Sierra-Leone-Bruchzone sowie des Indischen Ozeans, genauer des zentralindischen Rückens konnte Prehnit nachgewiesen werden.
Kristallstruktur
Prehnit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P2cm mit den Gitterparametern a = 4,65 Å; b = 5,48 Å und c = 18,49 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.<ref name="MinTable" />
Verwendung als Schmuckstein
Bisher wird Prehnit ausschließlich, wenn auch nicht sehr häufig, zu Schmucksteinen verarbeitet und je nach Qualität in verschiedenen Schliffarten und -formen angeboten. Aufgrund farblicher Ähnlichkeit Verwechslungsgefahr unter anderem mit Apatit, Brasilianit, Chrysopras, Jade, Peridot, Periklas und Serpentin.<ref name="Schumann" />
Siehe auch
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 248.