Republik Karelien
Subjekt der Russischen Föderation
Republik Karelien
Республика Карелия
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Die Republik Karelien (russisch Карелия/Karelija; karel. und finnisch Karjala) ist ein Teil der Russischen Föderation, in Nordwestrussland gelegen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Republik Karelien umfasst den größten Teil der historischen Region Karelien. Im Osten grenzt sie an das Weiße Meer und im Westen auf 723 km an Finnland, insbesondere an die Region Südkarelien und Nordkarelien. Die benachbarten Oblasten sind Leningrad und Wologda im Süden, Murmansk im Norden und Archangelsk im Osten. Die Landschaft stellt eine Fortsetzung der finnischen Seenlandschaft nach Osten dar, weswegen auch zahlreiche Seen im Gebiet liegen. Im Süden befinden sich mit dem Ladogasee und dem Onegasee die zwei größten Seen Europas. Insgesamt werden etwa 66.000 Seen gezählt. 49 % der Fläche Kareliens sind Waldgebiete, 25 % Wasserfläche.
Klima
Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 3 °C, wobei der mit −11 °C kälteste Monat der Februar ist. Der wärmste Monat ist mit 17 °C der Juni. Die höchste aufgezeichnete Temperatur in Karelien betrug 35 °C, die tiefste lag bei −44 °C.
Naturschutz
Seit 2006 steht der Kalewalski-Urwald unter permanentem Schutz als Nationalpark. Er liegt an der finnischen Grenze und ist mit einer Größe von 74.400 Hektar dreimal so groß wie der Nationalpark Bayerischer Wald. Das Waldgebiet gehört zu den wenigen noch intakten Urwäldern Europas. Bis 1996 bezogen die finnischen Papierkonzerne Enso (heute Stora Enso) und UPM-Kymmene Rohholz aus dem Kalewalski-Urwald, das in Finnland zu Zellstoff und Papier auch für den deutschen Markt verarbeitet wurde.
Nach einer Greenpeace-Kampagne zum Schutz der Urwälder Kareliens beendeten die beiden Unternehmen den Holzeinschlag im Gebiet des heutigen neuen Nationalparkes und unterzeichneten ein Einschlagsmoratorium für die Urwälder an der Grenze. Das Gebiet des neuen Nationalparks hat große Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt im Norden Europas: sowohl große Säugetiere wie Braunbären, Wölfe und Luchse, aber auch gefährdete Vogelarten wie Dreizehenspecht und Uhu sind auf die letzten unberührten Wälder zum Überleben angewiesen.
Bevölkerung
Nach der Volkszählung im Jahre 2002 hat die Republik Karelien rund 716.000 Einwohner. Davon leben 75 % (537.000 Einwohner) in Städten und 25 % (179.000 Einwohner) auf dem Land, 37 % der Einwohner leben in der Hauptstadt Petrosawodsk. Die Bevölkerungsdichte beträgt 4 Einwohner pro Quadratkilometer. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung beträgt 37,1 Jahre. Die Anzahl der arbeitsfähigen Personen beträgt 450.000. Die Zahl der Personen, welche das arbeitsfähige Alter überschritten haben, beträgt 137.000 Menschen.
Bevölkerungsentwicklung
Das Gebiet wurde ursprünglich von finno-ugrischen bzw. finnisch-permischen Völkern besiedelt. Ihre Nachfahren sind die Karelier, Finnen und Wepsen. Bereits im Mittelalter kam die Region teilweise, ab 1721/43 dann vollständig unter die Herrschaft Russlands. Dennoch blieben die russischen Siedler in weiten Gebieten bis hinein in die Stalinzeit eine Minderheit. Dann setzte bis zum Ende der Sowjetunion eine massive Zuwanderung vorwiegend slawischer Prägung ein, während gleichzeitig viele Karelier nach Finnland abwanderten. Die einheimischen Volksgruppen wurden zu kleinen Minderheiten. 1926 gab es 155.643 Slawen (Russen, Weißrussen, Ukrainer und Polen) in Karelien; 1989 betrug ihre Zahl 669.420 Personen. Dies entspricht 57,7 % und 84,7 % der Gesamtbevölkerung. Nach Ende der Sowjetunion kam es zu einer starken Bevölkerungsabnahme (1989–2010: - 146.602 Personen oder 18,6 %). Viele Weißrussen, Ukrainer und Finnen sind in ihre Mutterländer zurück-/ausgewandert. Der Rest wird immer stärker russifiziert. Dies gilt auch für die Titularnation der Karelier und die Wepsen.
Seit den 1980er-Jahren ist Russisch die einzige Amtssprache.<ref>Konstitution der Republik Karelien</ref> Karelisch, Finnisch und Wepsisch sind sogenannte Nationalsprachen. Bis auf die Finnen (Lutheraner) sind alle großen Volksgruppen traditionell Anhänger der Russisch-Orthodoxen Kirche. Allerdings können über die religiösen Verhältnisse keine verlässlichen Angaben gemacht werden.
Volksgruppe | VZ 1926 | VZ 1939 | VZ 1959 | VZ 1970 | VZ 1979 | VZ 1989 | VZ 2002 | VZ 2010 1 | ||||||||
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Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | |
Karelier | 100.781 | 37,4 % | 108.571 | 23,2 % | 85.473 | 13,0 % | 84.180 | 11,8 % | 81.274 | 11,1 % | 78.928 | 10,0 % | 65.651 | 9,2 % | 45.570 | 7,1 % |
Russen | 153.967 | 57,2 % | 296.529 | 63,2 % | 412.773 | 62,7 % | 486.198 | 68,1 % | 522.230 | 71,3 % | 581.571 | 73,6 % | 548.941 | 76,6 % | 507.654 | 78,9 % |
Weißrussen | 555 | 0,2 % | 4.263 | 0,9 % | 71.900 | 10,9 % | 66.410 | 9,3 % | 59.394 | 8,1 % | 55.530 | 7,0 % | 37.681 | 5,3 % | 23.345 | 3,6 % |
Ukrainer | 708 | 0,3 % | 21.112 | 4,5 % | 23.569 | 3,6 % | 27.440 | 3,8 % | 23.765 | 3,2 % | 28.242 | 3,6 % | 19.248 | 2,7 % | 12.677 | 2,0 % |
Finnen | 2.327 | 0,9 % | 8.322 | 1,8 % | 27.829 | 4,2 % | 22.174 | 3,1 % | 20.099 | 2,7 % | 18.420 | 2,3 % | 14.156 | 2,0 % | 8.577 | 1,3 % |
Wepsen | 8.587 | 3,2 % | 9.388 | 2,0 % | 7.179 | 1,1 % | 6.323 | 0,9 % | 5.864 | 0,8 % | 5.954 | 0,8 % | 4.870 | 0,7 % | 3.423 | 0,5 % |
Andere | 2.809 | 1,0 % | 20.713 | 4,4 % | 22.623 | 3,5 % | 20.726 | 2,9 % | 19.567 | 2,7 % | 21.505 | 2,7 % | 25.734 | 3,6 % | 42.302 | 6,6 % |
Einwohner | 269.734 | 100 % | 468.898 | 100 % | 651.346 | 100 % | 713.451 | 100 % | 732.193 | 100 % | 790.150 | 100 % | 716.281 | 100 % | 643.548 | 100 % |
1 25.880 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeteilt werden. Diese Personen verteilen sich vermutlich anteilmäßig gleich wie die ethnisch zugeschiedenen Einwohner.<ref>Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch;Zeilen 192-201) http://www.gks.ru/free_doc/new_site/population/demo/per-itog/tab7.xls</ref> |
Geschichte
Ostkarelien im Gebiet am Weißen Meer und am Onega-See stand schon immer unter russisch-orthodoxem Einfluss. Im 18. Jahrhundert eroberte Russland einen großen Teil Westkareliens von Schweden. Nach der finnischen Unabhängigkeit 1917 kam dieser Teil wieder an Finnland; aus dem bei Sowjetrussland verbliebenen Rest und Ostkarelien wurde am 25. Juli 1923 die Karelische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR) unter Edvard Gylling geformt, der am 30. November 1881 in Kuopio geboren war und der auf Seiten der Roten im finnischen Bürgerkrieg gekämpft hatte.
Zuvor war es um 1921/1922 zu Unruhen in Uhtua (Kalevala) in Ostkarelien gekommen, in denen die Aufständischen einen Anschluss an das junge, unabhängige Finnland suchten.
Andererseits retteten sich viele der „Roten“ nach Ostkarelien und folgten einem utopischen Sozialismus, der gerade in Karelien viele Menschen begeisterte und sogar manchen der nach Amerika und Kanada ausgewanderten Finnen zur Rückkehr bewegte. Sie gründeten utopische Kolonien (später Kolchosen), von denen Säde in Olonec (Aunus) und Hiilisuo bei Petrosawodsk sehr bekannt wurden, später jedoch an inneren Streitigkeiten scheiterten. Auch der Worpsweder Maler und Architekt Heinrich Vogeler bereiste von 1925 bis 1936 mehrmals Karelien und fertigte politisch motivierte Aquarelle und Zeichnungen an, die zum Teil im Staatlichen Karelischen Landeskundemuseum in Petrosawodsk zu sehen sind.
Die „Selbständigkeit“ in der Republik Karelien (ASSR) unter Gylling war in den 1920er und 1930er Jahren noch recht weitgehend. Finnisch wurde an den Schulen in den überwiegend karelisch geprägten Orten gelehrt und gesprochen. Gyllings Verhalten war durchaus finnisch geprägt und führte in den Schreckensjahren unter dem Vorwurf des Nationalismus 1935 zur Absetzung und schließlich zu seiner geheimen Exekution, vermutlich 1938. Auch der bei weitem größte Teil der nach Karelien emigrierten Finnen und auch die Rückwanderer aus Amerika überlebten diese Jahre nicht.
Damals wurde auch der Finnisch-Unterricht in den karelisch sprechenden Gebieten (Dörfern) verboten und erst mit der inszenierten Einsetzung von Otto Wille Kuusinen wieder eingeführt, allerdings nur bis 1956. Seither wird an den Schulen in Karelien kein Finnisch mehr unterrichtet, es sind nur noch die Alten, die diese Sprache beherrschen; die Russifizierung seit Zarenzeiten geht weiter. Angebote Finnlands, in entsprechenden Gebieten finnische Lehrer einzusetzen, konnten bislang nicht umgesetzt werden.
Von ein paar folkloristischen Einrichtungen abgesehen, gibt es bei einem Anteil von 10 % der Karelier an der Gesamtbevölkerung kaum noch „karelische“ Inhalte in der Politik. Man muss davon ausgehen, dass es zum Schwinden der karelischen Ethnie kommt.
Nach den finnisch-russischen Auseinandersetzungen im Zweiten Weltkrieg (Winterkrieg, Fortsetzungskrieg) fielen Teile Finnlands an Sowjet-Karelien, das Gebiet um die Stadt Wyborg kam jedoch zur Oblast Leningrad. Ab März 1940 war die vormalige ASSR als Karelo-Finnische SSR eine eigenständige Teilrepublik der Sowjetunion, am 16. Juli 1956 wurde sie wieder der Russischen SFSR eingegliedert.
Nach der Auflösung der Sowjetunion 1991 wurde Karelien eine Republik innerhalb der Russischen Föderation. Republikoberhaupt seit Mai 2012 ist Alexander Chudilainen, Vorsitzender der Gesetzgebenden Versammlung ist Wladimir Semjonow.
Wappen
Das goldgebordete Wappen ist zweimal geteilt und hat die Landesfarben Rot, Blau und Grün. Ein schwarzer rotbewehrter Bär steht im Schild. Über den Schild befindet sich ein schwebendes goldenes gemeines Kreuz mit dreieckigen Einschnitten an den Kreuzarmen und einem mittigen schräggestellten quadratischen Durchbruch. Der Schildbord läuft beidseitig in einem stilisierten Ast aus, der über den Schild reicht und auf der rechten Seite gestürzt ist.
Wirtschaft und Verkehr
Karelien wird vor allem durch die Murmanbahn erschlossen, die Sankt Petersburg mit Murmansk über Petrosawodsk erschließt. Von Bedeutung ist der Eisenerzabbau und die Forstwirtschaft, die von finnischen und schwedischen Konzernen (z. B. Ikea) bestimmt wird und kaum Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung bereithält.
Die Landwirtschaft ist weitgehend zusammengebrochen, die alten Felder und Wiesen verbuschen, die Dörfer sind über Schotterpisten schlecht erreichbar.
Verwaltungsgliederung und Städte
Die Republik Karelien gliedert sich in 22 Rajons und 2 Stadtkreise. Nach Einwohnerzahl folgen der Haupt- und einzigen Großstadt Petrosawodsk mit großem Abstand die Städte Kondopoga, Segescha und Kostomukscha. Insgesamt gibt es in der Republik 13 Städte und 11 Siedlungen städtischen Typs.
Name | Russisch | Karelisch | Einwohner (14. Oktober 2010)<ref name="einwohner_aktuell" /> |
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Petrosawodsk | Петрозаводск | Petroskoi | 261.987 |
Kondopoga | Кондопога | Kondupohju | 32.987 |
Segescha | Сегежа | Segeža | 29.631 |
Kostomukscha | Костомукша | Koštamuš | 28.436 |
Sortawala | Сортавала | Sortavala | 19.235 |
Medweschjegorsk | Медвежьегорск | Karhumägi | 15.533 |
Weblinks
Einzelnachweise
<references />
Republiken: Adygeja | Altai | Baschkortostan | Burjatien | Chakassien | Dagestan | Inguschetien | Kabardino-Balkarien | Kalmückien | Karatschai-Tscherkessien | Karelien | Komi | Krim1 | Mari El | Mordwinien | Nordossetien-Alanien | Sacha (Jakutien) | Tatarstan | Tschetschenien | Tschuwaschien | Tuwa | Udmurtien
Regionen (Krai): Altai | Chabarowsk | Kamtschatka | Krasnodar | Krasnojarsk | Perm | Primorje | Stawropol | Transbaikalien
Gebiete (Oblast): Amur | Archangelsk | Astrachan | Belgorod | Brjansk | Irkutsk | Iwanowo | Jaroslawl | Kaliningrad | Kaluga | Kemerowo | Kirow | Kostroma | Kurgan | Kursk | Leningrad | Lipezk | Magadan | Moskau | Murmansk | Nischni Nowgorod | Nowgorod | Nowosibirsk | Omsk | Orenburg | Orjol | Pensa | Pskow | Rjasan | Rostow | Sachalin | Samara | Saratow | Smolensk | Swerdlowsk | Tambow | Tjumen | Tomsk | Tscheljabinsk | Tula | Twer | Uljanowsk | Wladimir | Wolgograd | Wologda | Woronesch
Städte mit Subjektstatus: Moskau | Sankt Petersburg | Sewastopol1
Autonome Oblaste: Jüdische Autonome Oblast
Autonome Kreise: Chanten und Mansen/Jugra | Jamal-Nenzen | Nenzen | Tschuktschen
1 International umstrittene Gebiete