Adygeja
Subjekt der Russischen Föderation
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|dim=100000 |globe= |name=Republik Adygeja |region=RU-AD |type=adm1st }}
Die im Nordkaukasus gelegene Republik Adygeja (von adygeisch Adyge: Tscherkessen; russisch Республика Адыгея/ Respublika Adygeja, adygeisch Адыгэ Республик) ist seit 1991 eine kleinere autonome Republik im südlichen Teil Russlands. Ihre Hauptstadt ist Maikop (Myjeqwape).
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Republik Adygeja liegt im Süden der russischen Föderation und südöstlich der Großstadt Krasnodar. Das Territorium erstreckt sich somit von der südrussischen Steppe mit dem Fluss Kuban nach Süden bis zum Hauptkamm des Großen Kaukasus. Als wenig kompakter Landstreifen zwischen den Flüssen Laba und Kuban und beiderseits der Belaja ist Adygeja vollständig von der russischen Region Krasnodar umgeben.
Am Kamm des Hochkaukasus stellt die Republik den größten Teil des Kaukasus-Naturreservates (Biosphärenreservat), eines beeindruckenden Schutzgebiets für die Bergwelt des Kaukasus. Dort liegen entlang der südlichen Grenze zur Region Krasnodar die höchsten Berge der Republik: Tschugusch (3238 m), Dschemaruk (3136 m), Tybga (3065 m), Uruschten (3021 m) und Dschuga (2976 m) sowie etwas abgesondert westlich davon das Massiv des Fischt (2867 m). Die Schwarzmeerküste bei Sotschi wird vom Gebiet Adygejas nicht erreicht. Im Nordwesten grenzt die Republik an den „Krasnodarer Stausee“.
Verwaltungsgliederung
Die Republik Adygeja gliedert sich in zwei Stadtkreise und sieben Rajons. Den Rajons sind insgesamt 5 Stadt- und 43 Landgemeinden unterstellt.
Stadtkreise
<ref group="A" name="nummer">Nummer des Rajons/Stadtkreises (in alphabetischer Reihenfolge der Namen im Russischen)</ref> | Stadtkreis | Einwohner<ref group="A" name="einwohner">Einwohnerzahlen vom 1. Januar 2010 (Berechnung)</ref> | Fläche (km²) |
Bevölkerungs- dichte (Ew./km²) |
Stadt- bevölkerung |
Land- bevölkerung |
Anzahl städtischer Siedlungen |
Anzahl ländlicher Siedlungen |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
I | Adygeisk | 14.543 | 32 | 454 | 12.226 | 2.317 | 1 | 2 |
II | Maikop | 173.598 | 282 | 616 | 154.740 | 18.858 | 1 | 8 |
Rajons
<ref group="A" name="nummer" /> | Rajon | Einwohner<ref group="A" name="einwohner" /> | Fläche (km²) |
Bevölkerungs- dichte (Ew./km²) |
Stadt- bevölkerung |
Land- bevölkerung |
Verwaltungssitz | Weitere Orte<ref group="A">Siedlungen städtischen Typs bzw. Stadtgemeinden</ref> | Anzahl Stadt- gemeinden |
Anzahl Land- gemeinden |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 | Giaginskaja | 32.858 | 790 | 42 | – | 32.858 | Giaginskaja | – | 5 | |
2 | Koschechabl | 31.030 | 530 | 59 | – | 31.030 | Koschechabl | – | 9 | |
3 | Krasnogwardeiskoje | 31.106 | 700 | 44 | – | 31.106 | Krasnogwardeiskoje | – | 6 | |
4 | Maikop | 58.899 | 3730 | 16 | 18.154 | 40.745 | Tulski | Kamennomostski | 2 | 8 |
7 | Schowgenowski | 15.359 | 530 | 29 | – | 15.359 | Chakurinochabl | – | 6 | |
5 | Tachtamukai | 66.331 | 440 | 151 | 43.724 | 22.607 | Tachtamukai | Enem, Jablonowski | 2 | 3 |
6 | Teutscheschski | 19.444 | 710 | 27 | 4.790 | 14.654 | Poneschukai | Tljustenchabl | 1 | 6 |
Anmerkungen: <references group="A" />
Städte
Die größten Ortschaften in der Republik sind neben der Hauptstadt Maikop die Orte Jablonowski, Enem und Giaginskaja. Die traditionellen Dörfer der Adygejer werden Aul genannt.
Städte und städtische Siedlungen
In der Republik Adygeja gibt es zwei Städte und fünf Siedlungen städtischen Typs:
Name | Russischer Name | Rajon/Stadtkreis | Einwohner (14. Oktober 2010)<ref name="einwohner_aktuell" /> |
---|---|---|---|
Adygeisk (Stadt) | Адыгейск | Stadtkreis | 12.237 |
Enem | Энем | Tachtamukai | 17.890 |
Jablonowski | Яблоновский | Tachtamukai | 26.171 |
Kamennomostski | Каменномостский | Maikop | 7.213 |
Maikop (Stadt) | Майкоп | Stadtkreis | 144.249 |
Tljustenchabl | Тлюстенхабль | Teutscheschski | 5.403 |
Tulski | Тульский | Maikop | 10.732 |
Bevölkerung
Die namensgebenden Adygejer (Tscherkessen) bildeten bei keiner sowjetischen oder russischen Volkszählung eine Bevölkerungsmehrheit. Dennoch nimmt der Bevölkerungsanteil der Tscherkessen prozentual seit 1970 wieder zu. Seit 1939 sind die Russen die anteilsmäßig bedeutendste Volksgruppe. Zahlenmäßig nehmen diese seit 1989 ab. Kleinere Bevölkerungsanteile bildeten bei der Volkszählung 2010 die Kurden mit 4.528 (= 1,03 %), die (eigentlichen) Tscherkessen mit 2.651 (= 0,60 %), die Tataren mit 2.571 (= 0,58 %) und die Roma mit 2.364 (= 0,54 %) Personen. Amtssprachen sind Adygeisch und Russisch. Die Tscherkessen, Kurden und Tataren sind mehrheitlich Muslime. Die Mehrheit der Russen, Ukrainer und Armenier dagegen sind Christen. Außerdem leben noch heute Tausende Flüchtlinge aus den Unruheprovinzen im Nordkaukasus in Adygeja.
Volksgruppe | VZ 1926 | VZ 1939 | VZ 1959 | VZ 1970 | VZ 1979 | VZ 1989 | VZ 2002 | VZ 2010 1 | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | Anzahl | % | |
Adygejer | 50.821 | 44,8 % | 55.048 | 22,8 % | 65.908 | 23,2 % | 81.478 | 21,1 % | 86.388 | 21,4 % | 95.439 | 22,1 % | 108.115 | 24,2 % | 107.048 | 25,2 % |
Russen | 29.102 | 25,6 % | 171.960 | 71,1 % | 200.492 | 70,4 % | 276.537 | 71,7 % | 285.626 | 70,6 % | 293.640 | 68,0 % | 288.280 | 64,5 % | 270.714 | 63,6 % |
Armenier | 738 | 0,7 % | 2.348 | 1,0 % | 3.013 | 1,1 % | 5.217 | 1,4 % | 6.359 | 1,6 % | 10.460 | 2,4 % | 15.268 | 3,4 % | 15.561 | 3,7 % |
Ukrainer | 26.405 | 23,3 % | 6.130 | 2,5 % | 7.988 | 2,8 % | 11.214 | 2,9 % | 12.078 | 3,0 % | 13.755 | 3,2 % | 9.091 | 2,0 % | 5.856 | 1,4 % |
Andere | 6.415 | 5,7 % | 6.313 | 2,6 % | 7.289 | 2,6 % | 11.198 | 2,9 % | 13.939 | 3,4 % | 18.752 | 4,3 % | 26.355 | 5,9 % | 14.093 | 3,3 % |
Einwohner | 113.481 | 100 % | 241.799 | 100 % | 284.690 | 100 % | 385.644 | 100 % | 404.390 | 100 % | 432.588 | 100 % | 447.109 | 100 % | 439.996 | 100 % |
1 14.610 Personen konnten keiner Volksgruppe zugeteilt werden. Diese Leute verteilen sich vermutlich anteilmäßig gleich wie die ethnisch zugeschiedenen Einwohner.<ref>Bevölkerung der russischen Gebietseinheiten nach Nationalität 2010 (russisch) http://www.gks.ru/free_doc/new_site/population/demo/per-itog/tab7.xls</ref> |
Geschichte
Die Gegend nördlich des Schwarzen Meers (Skythen) wurde an den Küsten bereits im 6. Jahrhundert von Byzanz aus christianisiert. Im Verlauf der nächsten Jahrhunderte trat dann auch der Rest der Tscherkessen nominell zum Christentum über. Dies geschah trotz der Herrschaft der Chasaren. Die Genuesen bauten mehrere Handelsplätze und Festungen in der Region der Tscherkessen. Nach dem Fall von Konstantinopel 1453 suchten einige Tscherkessen Hilfe in Russland, um sich gegen das Khanat der Krimtataren wehren zu können. Vom 16.–19. Jahrhundert traten die Adygejer allmählich zum Islam über.
Im 19. Jahrhundert gelang es den russischen Truppen, nach einem langen und unbarmherzig geführten Krieg, am 21. Mai 1864 die Tscherkessen als letztes der nordkaukasischen Völker zu bezwingen. Hunderttausende wurden in der Folge in das Osmanische Reich vertrieben, dabei kamen zahlreiche Tscherkessen ums Leben. Diese Vertreibung mündete im Genozid der Tscherkessen. Der Jahrestag des 21. Mai 1864 wurde als offizieller Trauertag deklariert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Republiken war Adygeja zu Zeiten der Sowjetunion keine Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR), sondern ein Autonomer Kreis. Mit Auflösung der UdSSR 1991 wurde sie zur Republik erhoben. Staatschef ist seit dem 13. Dezember 2006 Aslan Kitowitsch Tchakuschinow, Premierminister ist Murat Karalbijewitsch Kumpilow.
Wirtschaft
Die natürlichen Gegebenheiten des Landes begünstigen die landwirtschaftliche Produktion. Auf den fruchtbaren Schwarzerdeböden werden vor allem Weizen, Sonnenblumen, Zuckerrüben und Mais, daneben auch Gemüse und Kartoffeln angebaut. In den Dörfern findet man Obstgärten, Walnuss- und Kastanienbäume sowie Erdbeerplantagen. In kleineren Mengen werden Erdgas und Erdöl, Gold und weitere Edelmetalle gefördert und es wird Forstwirtschaft betrieben. Im Industriebezirk Maikop sind Holzverarbeitung, Maschinenbau, Chemie, Zementindustrie sowie Betriebe für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte wie Konservenfabriken, Weinkellereien, Milchverarbeitungswerke, Tabakfabriken usw. angesiedelt. Wie im gesamten Westkaukasus, spielt der Tourismus eine zunehmende wirtschaftliche Rolle.
Verkehr
Die russischen Verwaltungsbezirke (Gebiete) sind alphabetisch geordnet. Deswegen bekam die autonome Republik Adygeja die Nr. 01, die man auch auf den Kfz-Kennzeichen findet.
Die Eisenbahnlinie von Armawir nach Sotschi durchquert das Gebiet der Republik Adygeja nördlich der Hauptstadt Maikop. Eine Zweigstrecke führt von Beloretschensk in der Nachbarregion Krasnodar über Maikop nach Kamennomostski (Stationsname Chadschoch, abgeleitet vom alten adygeischen Ortsnamen Хьэджыкъ). Im äußersten Nordwesten führt die Bahnstrecke Krasnodar – Krymsk durch das Gebiet von Adygeja.
Kunst und Kultur
In der Republik Adygeja gibt es berühmte Waffenschmiede, die auch heute noch edle Handarbeiten (z. B. schmuckbesetzte und goldverzierte Säbel und traditionelle kaukasische große Messer) für die Ölprinzen des vorderen Orients anfertigen. Intarsienarbeiten aus Marmor und Edelmetall sind die Domäne anderer Künstler dieser Region.
In Deutschland gibt es mehrere adygeische Kulturvereine, unter anderem in Münster, Bremen (Oyten), Hannover, Hamburg, Zwingenberg, Berlin, Wuppertal, Köln, Stuttgart und München.
Tourismus
Lagonaki ist ein beliebtes Wintersportgebiet. Die Tourbasa Romantika unweit des Städtchens Kamennomostski bietet Reitpferde und Unterkunft. Wintersport und Wandertouren sind von dort aus möglich. Im Gebiet gibt es Schutzhütten, die allerdings ohne ortskundige Führung schwer zu finden sind. Die Ausschilderung ist bei weitem nicht so weit fortgeschritten wie beispielsweise in den Alpen. An Erste-Hilfe-Stützpunkten wird man bei Bedarf mit heißem Tee bewirtet.
Literatur
Unter dem Titel Adygea – nachhaltige Entwicklung einer Bergregion ist in Zusammenarbeit von NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.), der Verwaltung des Biosphärenreservates Nordkaukasus und anderer meist wissenschaftlicher Einrichtungen ein kleines Fachbuch in bisher nur deutscher und russischer Sprache erschienen. Betrachtet werden darin sowohl die Geographie, die Landesgeschichte, die heutige wirtschaftliche Situation, die Bergwelt als auch der Naturschutz, welcher alle diese Faktoren mit berücksichtigen muss.
Persönlichkeiten
- Anatoli Beresowoi (* 1942 † 2014), Kosmonaut
- Mucharbi Kirschinow (* 1949), Gewichtheber
- Nikita Kutscherow (* 1993), Eishockeyspieler
- Aidamir Mugu (* 1990), Sänger
- Aslan Tchakuschinow (* 1947), Politiker
Weblinks
- Offizielle Website
- Englischsprachige und russischsprachige Kurznachrichten von Kawkaski Usel aus Adygeja
Einzelnachweise
<references />
Republiken: Adygeja | Altai | Baschkortostan | Burjatien | Chakassien | Dagestan | Inguschetien | Kabardino-Balkarien | Kalmückien | Karatschai-Tscherkessien | Karelien | Komi | Krim1 | Mari El | Mordwinien | Nordossetien-Alanien | Sacha (Jakutien) | Tatarstan | Tschetschenien | Tschuwaschien | Tuwa | Udmurtien
Regionen (Krai): Altai | Chabarowsk | Kamtschatka | Krasnodar | Krasnojarsk | Perm | Primorje | Stawropol | Transbaikalien
Gebiete (Oblast): Amur | Archangelsk | Astrachan | Belgorod | Brjansk | Irkutsk | Iwanowo | Jaroslawl | Kaliningrad | Kaluga | Kemerowo | Kirow | Kostroma | Kurgan | Kursk | Leningrad | Lipezk | Magadan | Moskau | Murmansk | Nischni Nowgorod | Nowgorod | Nowosibirsk | Omsk | Orenburg | Orjol | Pensa | Pskow | Rjasan | Rostow | Sachalin | Samara | Saratow | Smolensk | Swerdlowsk | Tambow | Tjumen | Tomsk | Tscheljabinsk | Tula | Twer | Uljanowsk | Wladimir | Wolgograd | Wologda | Woronesch
Städte mit Subjektstatus: Moskau | Sankt Petersburg | Sewastopol1
Autonome Oblaste: Jüdische Autonome Oblast
Autonome Kreise: Chanten und Mansen/Jugra | Jamal-Nenzen | Nenzen | Tschuktschen
1 International umstrittene Gebiete