1534
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1534 | |
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Heinrich VIII. wird Oberhaupt der Anglikanischen Kirche. | Alessandro Farnese wird unter dem Namen Paul III. zum Papst gewählt, ein klassischer Vertreter des Nepotismus. |
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1534 in anderen Kalendern | |
Armenischer Kalender | 982/983 (Jahreswechsel Juli) |
Äthiopischer Kalender | 1526/27 |
Bikram Sambat (Nepalesischer Kalender) | 1590/91 (Jahreswechsel April) |
Buddhistische Zeitrechnung | 2077/78 (südlicher Buddhismus); 2076/77 (Alternativberechnung nach Buddhas Parinirvana) |
Chinesischer Kalender | 70. (71.) Zyklus
Jahr des Holz-Pferdes 甲午 (am Beginn des Jahres Wasser-Schlange 癸巳) |
Dai-Kalender (Vietnam) | 896/897 (Jahreswechsel April) |
Dangun-Ära (Korea) | 3867/68 (2./3. Oktober) |
Iranischer Kalender | 912/913 |
Islamischer Kalender | 940/941 (Jahreswechsel 12./13. Juli) |
Jüdischer Kalender | 5294/95 (9./10. September) |
Koptischer Kalender | 1250/51 |
Malayalam-Kalender | 709/710 |
Seleukidische Ära | Babylon: 1844/45 (Jahreswechsel April)
Syrien: 1845/46 (Jahreswechsel Oktober) |
Inhaltsverzeichnis
Ereignisse
Politik und Weltgeschehen
Frankreich / Entdeckungsreise Jacques Cartiers
- 20. April: Der französische Seefahrer Jacques Cartier startet auf Geheiß von König Franz I. von Saint-Malo aus zu einer Entdeckungsreise mit dem Auftrag, bei Neufundland Fischgründe zu suchen. Er findet indessen Gebiete, die später Neufrankreich werden. Er passiert die Nordküste von Neufundland, segelt durch die Belle-Isle-Straße und gelangt am 6. Juli in die Baie des Chaleurs. Hier kommt es zum ersten Kontakt mit den Ureinwohnern Amerikas vom Algonkin-Volk der Mi'kmaq. Im Anschluss fährt er den Sankt-Lorenz-Golf hinauf.
- 24. Juli: Jacques Cartier erreicht die Mündung des Sankt-Lorenz-Stromes und nimmt auf der Halbinsel Gaspésie das Gebiet für die französische Krone in Besitz.
- Beginn der Kolonisierung von Kanada: Jacques Cartier erreicht als erster Europäer die spätere Prince Edward Island, die von den Franzosen Île Saint-Jean genannt wird.
Heiliges Römisches Reich
Das Täuferreich von Münster
Jan Matthys sendet Jan van Leiden im Januar als Apostel der Täufer nach Münster. Dieser beginnt dort umgehend mit den Erwachsenentaufen. Bei der turnusmäßigen Wahl am 23. Februar siegen die Täufer, woraufhin Matthys und van Leiden gemeinsam mit dem neu gewählten Bürgermeister Bernd Knipperdolling, den Stadträten Bernd und Heinrich Krechting und dem Prediger Bernd Rothmann das Täuferreich von Münster gründen. Wer katholischen oder nichttäuferischen protestantischen Glaubens ist, und die Stadt nicht schon vorher verlassen hat, wird zur Taufe gezwungen oder aus der Stadt vertrieben. Da die Erwachsenentaufe gegen das Reichsgesetz verstößt, beginnt Fürstbischof Franz von Waldeck mit Unterstützung von Reichstruppen mit der Belagerung der Stadt.
Als das von Jan Matthys für Ostern verkündete Erscheinen Christi ausbleibt, zieht Matthys mit einigen Getreuen vor die Stadt und wird dort am Ostertag von den Belagerern getötet. Ab diesem Zeitpunkt ist Jan van Leiden faktisches Oberhaupt der münsterschen Täufer. Er ernennt sich selbst im Laufe des Jahres zum König des „Neuen Jerusalem“ und Heinrich Krechting zu seinem Kanzler. Auf Grund des großen Frauenüberschusses führt er in Münster überdies die Polygynie ein. Opposition innerhalb der Stadt wird massiv unterdrückt.
Obwohl im Lauf des Jahres durch die Belagerung bereits eine Mangelsituation innerhalb der Stadtmauern auftritt, gelingt es Franz von Waldeck im Jahr 1534 nicht, die Stadt einzunehmen. Doch es gelingt auch den Täufern nicht, Unterstützung für ihre Sache von außen zu erhalten. Im September werden „Missionare“ in benachbarte Städte geschickt. Diese werden jedoch entweder von bischöflichen Truppen abgefangen oder in ihren Zielstädten aufgegriffen. Diejenigen, die predigen können, haben geringen Erfolg. Lediglich in Warendorf übernehmen die Täufer für eine Woche die Kontrolle der Stadt, werden aber schnell von bischöflichen Soldaten geschlagen. Im Oktober scheitert auch ein Hilfegesuch an die niederländische Täuferbewegung, die sich dort ebenfalls unter massivem Druck befindet.
Weitere Ereignisse in Deutschland
- 13. Mai: In der Schlacht bei Lauffen siegt der protestantische Landgraf Philipp I. von Hessen mit seinen Truppen über Habsburger Kräfte. Er verschafft damit dem 1519 vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg Macht und sein Herzogtum wieder. Der Vertrag von Kaaden bestätigt am 29. Juni Ulrichs Besitz, was weitergehend als Herstellung eines politischen Gleichgewichts innerhalb der deutschen Staaten aufgefasst wird. Ulrich veranlasst nach seiner Rückkehr die Reformation in Württemberg.
- 18. November: Der Frieden von Stockelsdorf beendet die im Frühjahr ausgebrochene Grafenfehde zunächst nur in Holstein und dem Lübecker Umland, während sie in Dänemark fortgesetzt wird.
- Nach dem Aufstand der 104 Männer im Jahr 1532 wird in Bremen mit der Neuen Eintracht das alte Bremer Stadtrecht mit gestärkten Machtbefugnissen des Rates wiederhergestellt.
- Der 1488 gegründete Schwäbische Bund zerbricht an konfessionellen Gegensätzen.
Andernorts in Europa
- 4. Juli: Der Adel wählt Christian III. zum König von Dänemark und Norwegen, nachdem das Land im Zuge der Grafenfehde von Lübeck aus angegriffen worden ist, um den früheren König Christian II. auf den Thron zu bringen.
- 18. Oktober: Die Affaire des Placards beendet die eher versöhnliche Religionspolitik von König Franz I. in Frankreich gegenüber lutherischen Protestanten. In Paris und vier weiteren Städten hängen am Morgen gegen die katholische Auffassung der Eucharistie gerichtete Plakate.
Osmanisches Reich
- 17. August: Der osmanische Korsar Khair ad-Din Barbarossa nimmt die Hafenstadt Tunis ein. Das ist der Auslöser für den Tunisfeldzug Kaiser Karls V. im nächsten Jahr.
- 4. Dezember: Truppen von Süleyman I. erobern Bagdad.
- Mesopotamien wird vom Osmanischen Reich besetzt.
Südamerika
- 6. Dezember: Der Konquistador Sebastián de Belalcázar gründet in den Resten der alten Inka-Stadt Quito im heutigen Ecuador mit 202 weiteren Spaniern die Stadt San Francisco de Quito.
Wirtschaft
- 20. Januar: Mit der Sächsischen Münzordnung wird die rund dreijährige Sächsische Münztrennung zwischen Ernestinern und Albertinern beendet.
- Der wittenbergische Buchhändler und Verleger Moritz Goltz erhält mit seiner Verlegergemeinschaft das Privileg des sächsischen Königs, die Werke Martin Luthers zu drucken.
Kultur
- Im Roman La vie très horrifique du grand Gargantua, dem zweiten Teil des Romanzyklus Gargantua und Pantagruel, erwähnt François Rabelais fast 300 französische Spiele seiner Zeit, die sein Held spielen muss.
Religion
Reformation
- Martin Luther lässt in der Druckerei Hans Lufft die erste vollständige Fassung seiner Lutherbibel drucken, der klassischen deutschen, am weitesten verbreiteten Bibelübersetzung. Sie beeinflusst die deutsche Literatur und Sprache nachhaltig und spielt bei der Herausbildung einer einheitlichen deutschen Schriftsprache eine entscheidende Rolle.
- Das Herzogtum Württemberg führt die Reformation ein.
Katholische Kirche
- 15. August: Ein Freundeskreis um Ignatius von Loyola gründet die katholische Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, SJ), die Jesuiten.
- Dietenberger-Bibel von Johannes Dietenberger als katholische Gegenübersetzung zur Lutherbibel
Papst Clemens VII. stirbt am 25. September in Rom durch eine Pilzvergiftung und wird in der Kirche Santa Maria sopra Minerva beigesetzt. Das Konklave wählt am 13. Oktober Alessandro Farnese als Paul III. zu seinem Nachfolger. Dieser ist ein klassischer Vertreter des Nepotismus, bereits am 18. Dezember ernennt er zwei seiner Neffen zu Kardinälen.
Anglikanische Kirche
- Heinrich VIII. gründet die anglikanische Kirche.
- 3. November: Mit der Suprematsakte akzeptiert das Parlament König Heinrich VIII. als künftiges Oberhaupt der Church of England.
Geboren
Geburtsdatum gesichert
- 6. Januar: Balthasar Sartorius, deutscher lutherischer Theologe († 1609)
- 19. März: José de Anchieta, spanischer Missionar, Jesuit und Sprachforscher († 1597)
- 23. Juni: Oda Nobunaga, japanischer Fürst (Daimyō) und einer der „drei Reichseiniger“ († 1582)
- 1. Juli: Friedrich II., König von Dänemark und Norwegen von 1559 bis 1588 († 1588)
- 18. Juli: Zacharias Ursinus, reformierter Theologe († 1583)
- 24. September: Ram Das, Sikh-Guru, Mitbegründer der Stadt Amritsar († 1581)
- 28. September: Samuel Eisenmenger, deutscher Mediziner, Theologe und Astrologe († 1585)
- 18. Oktober: Jean Passerat, französischer Schriftsteller und Lyriker († 1602)
- 6. November: Joachim Camerarius der Jüngere, deutscher Arzt, Botaniker und Naturforscher († 1598)
Genaues Geburtsdatum unbekannt
- Lodovico Agostini, italienischer Komponist, Sänger, Priester und Lehrer
- Dietrich Flade, deutscher Jurist, kurfürstlicher Rat, Richter und Stadtschultheiß († 1589)
- Isaak Luria, Rabbiner und Kabbalist († 1572)
- Tobias Egli, Schweizer Pfarrer († 1574)
Gestorben
- 9. Januar: Johannes Aventinus, deutscher Chronist (* 1477)
- 24. Januar: Guillaume Briçonnet, Bischof (* 1470)
- 5. März: Antonio da Correggio, italienischer Maler der Renaissance (* 1494)
- 5. April: Jan Matthys, niederländischer Bäcker und Täufer (* 1490)
- 4. Juni: Veit Warbeck, Übersetzer des Romans Die schöne Magelone (* um 1490)
- 4. Juli: Anastasia von Brandenburg, Gräfin von Henneberg (* 1478)
- 7. September: Lazarus Spengler, geistlicher Liederdichter (* 1479)
- 25. September: Clemens VII., Papst vom 18. November 1523 bis zum 25. September 1534 (* 1478)
- 31. Oktober: Alfonso I. d’Este, Herzog von Ferrara, Modena und Reggio (* 1476)
- 23. November: Otto Brunfels, deutscher Theologe und Botaniker (* 1488)
- 27. Dezember: Antonio da Sangallo der Ältere, italienischer Architekt und Festungsbauer (* um 1455)