Abtei Saint-Maurice
Abtei Saint-Maurice | |
Basisdaten | |
---|---|
Staat | Schweiz |
Kirchenprovinz | Immediat |
Abt | Jean César Scarcella CRSA |
Generalvikar | Roland Jaquenoud CRSA |
Fläche | 100 km² |
Pfarreien | 4 (31.12.2011 / AP 2013) |
Einwohner | 7.779 (31.12.2011 / AP 2013) |
Katholiken | 5.901 (31.12.2011 / AP 2013) |
Anteil | 75,9 % |
Ordenspriester | 36 (31.12.2011 / AP 2013) |
Katholiken je Priester | 164 |
Ordensbrüder | 38 (31.12.2011 / AP 2013) |
Ordensschwestern | 50 (31.12.2011 / AP 2013) |
Ritus | Römischer Ritus |
Liturgiesprache | Französisch |
Kathedrale | Cathédrale abbatiale de Saint-Maurice |
Website | http://www.abbaye-stmaurice.ch/ |
Die Abtei Saint-Maurice (franz. Abbaye de Saint-Maurice d’Agaune; lat. Territorialis Abbatia Sancti Mauritii Agaunensis) ist ein Kloster der Augustiner-Chorherren in Saint-Maurice, Kanton Wallis, Schweiz. Sie gilt als ältestes Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. 2014/2015 feierte die Abtei ihr 1500-jähriges Bestehen.<ref>1500 Jahre Gotteslob nonstop Artikel der NZZ vom 23. Mai 2015</ref>
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ortsgeschichte
Ihre Ursprünge gehen auf ein Heiligtum zurück, das über dem Grab des Heiligen Mauritius (deutsch St. Moritz) und seiner Gefährten von der Thebäischen Legion, die angeblich zusammen mit ihm gegen Ende des 3. Jahrhunderts nach Christus das Martyrium erlitten hatten, errichtet wurde. Das Heiligtum lag bei dem alten römischen Etappenort Agaunum.
Der Heilige Theodor, Bischof von Octodurus (Martigny), überführte die Reliquien der Märtyrer um 380 in die grossen Höhlen am Fuss des Felsentors, durch welches die Rhône das Wallis verlässt. Der Heilige Sigismund, Sohn des Burgundenkönigs Gundobad, gründete das Kloster am 22. September 515 und der heilige Abt Ambrosius (516–520) errichtete über dem ursprünglichen Heiligtum eine neue Basilika. Im 9. Jahrhundert wurden die Mönche durch Chorherren ersetzt und 1128 übernahmen sie die Augustinusregel.
Saint-Maurice wurde unter Sigismund zur bedeutendsten Abtei im Königreich Burgund. Die dort praktizierte charakteristische Liturgie des laus perennis, des ewigdauernden Lobgesangs, war für die damalige Zeit für Westeuropa eine Innovation, da sie von Konstantinopel übernommen wurde. Von Saint-Maurice aus verbreitete sich diese Praxis in ganz Westeuropa. Um den ewigdauernden Lobgesang in Gang zu halten war eine grosse Zahl von Mönchen nötig, weshalb Sigismund das Kloster reich ausstattete und zahlreiche Mönche aus dem übrigen Königreich dorthin abordnete. 961 verlegte Kaiser Otto I. die Reliquien des Heiligen Mauritius in den Dom zu Magdeburg, was der Attraktivität der Abtei für Pilger einen schweren Schlag versetzte.
Baugeschichte
Die ältesten Fundamente in Martolet datieren aus römischer Zeit. Nicht geklärt ist die Funktion der, im Vergleich zu den jüngeren Bauten, mit einer auffallend schrägen Ausrichtung errichteten Bauten, ebenso der Bezug zu der weiter im Westen liegenden antiken Quellfassung. Am Felsfuss wurde ein kleiner, nach Süden orientierter Bau errichtet, in dem Bestattungen erfolgten. Denkbar wäre ein durch Bischof Theodor gegen Ende des 4. Jahrhunderts veranlasster Bau, um die Gebeine der Märtyrer zu bestatten. Daneben lag ein rechteckiger Bau mit einem Annex auf der einen Kurzseite. Dieses Gebäude wurde zuerst als Behausung einer religiösen Gemeinschaft interpretiert, Untersuchungen von 2001 deuten aber auf einen ersten sakralen Bau. Diesen zwei ersten Bauten folgte eine Reihe von neu erstellten Kirchen und Kapellen, die zunächst parallel zur Felswand errichtet wurden.<ref name="medienorientierung-2002">Medienorientierung «Vorstellung der archäologischen Stätte “Cour du Martolet” in der Abtei St-Maurice». Kanton Wallis. 23. Mai 2002. Abgerufen am 22. September 2014.</ref>
Archäologisch erfasst sind die Fundamente der sogenannten Sigismund-Kirche, die vermutlich aus dem frühen 6. Jahrhundert stammt. Die sogenannte Gontran-Kirche lässt eine deutliche Vergrösserung des Gebäudes erkennen; erhalten haben sich die polygonale Apsis und der Zugang, der mit einer monumentalen Treppe zum Westeingang führte. Im 8. Jahrhundert entstand wiederum eine neue Anlage mit zwei gegenüberliegenden Chören. Unter dem Westchor befand sich eine Krypta, in der die Reliquien des heiligen Maurizius aufbewahrt wurden. Den Ostchor ersetzte man in romanischer Zeit durch den Glockenturm, der noch heute das Kloster überragt. Zwischen diesem Eingangsturm und dem Felsen entstanden in gotischer Zeit zwei Kapellen.<ref name="medienorientierung-2002"/>
1148 weihte Papst Eugen III. die neue Kirche. Wegen häufiger Felsstürze wurde die Kirche 1627 an den heutigen Standort verlegt, wobei das neu erstellte Schiff von Norden nach Süden, rechtwinklig zur Klosteranlage verläuft. 1693 verwüstete ein Brand zahlreiche Gebäude der Abtei, die Anfang des 18. Jahrhunderts wieder aufgebaut wurden. 1942 zerstörte ein Felssturz den Kirchturm und die Vorhalle, und nach deren Erneuerung wurde die Kirche 1948 zur Basilica minor erhoben und 1949 geweiht.<ref>HLS</ref>
Archäologische Erforschung
Ausgrabungen wurden von Prior Pierre Bourban (1896–1920) und dem Genfer Professor Louis Blondel (1944–1945) geleitet. Die zwischen 1994 und 1996 geführten Arbeiten haben gezeigt, dass mehrere Böden, bemalte Gräber und Mauern zum Vorschein kamen, die in der überlieferten Dokumentation nicht verzeichnet waren. Ab 2001 wurden deshalb die bisherigen Erkenntnisse überprüft.<ref name="medienorientierung-2002"/>
Rundgang für die Besichtigung der Kulturerbestätte
Das Jubiläumsjahr der Abtei wurde am 21. September 2014 mit der Eröffnung eines Rundgangs für die Besichtigung der Kulturerbestätte eingeläutet. Er führt von der Basilika über die archäologische Stätte, die Katakomben und den neuen Saal des Stiftschatzes ins Kloster. «Mithilfe von Leuchttafeln, interaktiven Bildschirmen, Modellen und 3D-Filmen wird die einzigartige Geschichte einer lebendigen, auf wundersame Weise erhalten gebliebenen religiösen Gemeinschaft erzählt, die von einer im christlichen Abendland beispiellosen spirituellen und kulturellen Aktivität zeugt». Den Besucherinnen und Besuchern wird unter einer 1200 m2 grossen, lichtdurchlässigen Überdachung zum Schutz der Ruinen die Geschichte und die Entwicklung der Abtei ermöglicht.<ref name="medienorientierung-2014">Medienorientierung «Basilika – Archäologische Stätte – Stiftschatz: Neuer Besucherrundgang in der Abtei von Saint-Maurice». Abbaye de Saint-Maurice. 18. September 2014. Abgerufen am 22. September 2014.</ref>
Klosterschatz
Saint-Maurice beherbergt einen der reichsten Kirchenschätze Europas, zu dem u.a. ein Sardonyxgefäss, der Theoderich- oder Theuderich-Schrein aus dem 7. Jahrhundert, eine von Karl dem Grossen geschenkte Wasserkanne, ein Kopfreliquiar des Heiligen Candidus aus der Zeit um 1165 und die Schreine der Heiligen Mauritius und Sigismund.<ref name="abbaye_trésor">Le trésor de l'Abbaye. Abbeye de Saint-Maurice. Abgerufen am 22. September 2014.</ref> Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde der Klosterschatz im Februar 2014 im Louvre ausgestellt.
Status
Die Abtei gehört keiner Diözese an und geniesst den Status einer Territorialabtei: Der Abt übt eine eigene Jurisdiktion über die 68 mit dem Kloster verbundenen Kleriker und die ungefähr 6.574 Gläubigen auf einem Territorium von 9.685 ha aus. Der Abt von Saint-Maurice ist zugleich das Haupt der gleichnamigen Augustiner-Chorherren-Kongregation und Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz.
Datei:32115 Saint-Maurice Wappen 1990-06-03.jpg Wappen am Rathaus von Saint-Maurice |
Datei:32126 St-Maurice 1990-06-03.jpg Blick auf die Abteikirche |
Datei:32119 St-Maurice - Mauritiusschrein.jpg Darstellung des heiligen Mauritius auf dem Mauritiusschrein |
Anekdote
Maurice Tornay studierte von 1925 bis 1931 am Kollegium der Abtei Saint-Maurice. Tornay wurde später Augustiner-Chorherr, starb als Missionar in Tibet den Märtyrertod und wurde am 16. Mai 1993 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Siehe auch
- Liste der Äbte von Saint-Maurice
- Römisch-katholische Kirche in der Schweiz
- Schweizer Bischofskonferenz
- Liste der katholischen Bistümer
Weblinks
- Homepage (französisch)
- Beschreibung auf catholic-hierarchy.org (englisch)
- Germain Hausmann: Saint-Maurice (VS, Kloster) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Abbaye territoriale de Saint-Maurice d'Agaune auf der ETHorama Plattform
Einzelnachweise
<references />
Bistum Basel | Bistum Chur | Bistum Lausanne, Genf und Freiburg | Bistum Lugano | Bistum St. Gallen | Bistum Sitten | Abtei Einsiedeln | Abtei Saint-Maurice
Koordinaten: 46° 13′ 10″ N, 7° 0′ 12″ O; CH1903: 566410 / 118760{{#coordinates:46,219444444444|7,0033333333333|primary
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