Appalachen


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Appalachen

Ausdehnung der Appalachen

Blick in die Blauen Berge am Blue Ridge Mountain Parkway

Höchster Gipfel Mount Mitchell (2037 m)
Lage Ost-USA, Seeprovinzen in Kanada
Koordinaten -82,265277777778|primary dim=2400000 globe= name= region=US-NC type=mountain
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Datei:Appalachian map de.svg
Gliederung der Appalachen laut USGS

Die Appalachen (englisch Appalachian Mountains; französisch Les Appalaches) sind ein bewaldetes Mittelgebirge im Osten Nordamerikas, das sich über eine Länge von 2400 Kilometer von der kanadischen Provinz Québec bis in den Norden des US-Bundesstaates Alabama erstreckt. Benannt sind sie nach dem indigenen Stamm der Apalachee. Für die Appalachenregion als Kultur- und Wirtschaftsraum wird auch die Bezeichnung Appalachia verwendet.<ref>The Appalachian Region - Appalachian Regional Commission</ref>

Historische Geologie

Die gefalteten Gesteine der Appalachen repräsentieren den nordamerikanischen Teil eines alten Kettengebirges, das erdgeschichtlich älter ist als der Atlantik, sich im späten Karbon vor ca. 300 Millionen Jahren quer durch den damaligen Urkontinent Pangäa erstreckte und als Herzynisches System bezeichnet wird. Die entsprechende Gebirgsbildung wird Alleghenische Orogenese genannt und ist das Pendant der Variszischen Orogenese in Europa. Das heutige Nordamerika begann sich vor ca. 200 Millionen Jahren, in der späten Trias, wieder von Nordwestafrika zu lösen. Ein Teil des mittlerweile stark erodierten Herzynischen Systems verblieb dort, und dessen Gesteine finden sich heute im Antiatlas in Marokko. Etwa 150 Millionen Jahre später löste sich Nordamerika auch von Westeuropa und mit den Grampian Mountains in Schottland verblieben auch dort Gesteinskomplexe, die dem Herzynischen System zuzuordnen sind. Die Gesteine des heutigen Skandinavischen Gebirges repräsentieren zwar eine noch ältere Gebirgsbildung (Kaledonische Orogenese), aber auch in Appalachen und Grampian Mountains finden sich Zeugnisse von Faltungsprozessen, die vor Entstehung des Herzynischen Systems stattfanden (Takonische Orogenese, Akadische Orogenese). Die geologische Geschichte der Appalachen reicht daher mindestens 480 Millionen Jahre bis ins Ordovizium zurück. Im Gegensatz zu den Bergen der jungen Kettengebirge wie dem Himalaya, den Rocky Mountains und den Alpen, ist das heutige Relief der Appalachen nicht infolge plattentektonischer Konvergenz entstanden, sondern durch einfache Heraushebung eines Teils des alten Gebirgsblockes aus dem Untergrund im mittleren Miozän, vor etwa 15 Millionen Jahren. Zudem sind seit Beginn der Atlantiköffnung mindestens zwei „Ur-Appalachengebirge“ herausgehoben und wieder abgetragen worden, einmal im mittleren Jura und einmal in der frühen Kreide.<ref>C.Wylie Poag, William D. Sevon: A record of Appalachian denudation in postrift Mesozoic and Cenozoic sedimentary deposits of the U.S. Middle Atlantic continental margin. Geomorphology. Bd. 2, Nr. 1–3, 1989, S. 119–157, doi:10.1016/0169-555X(89)90009-3</ref>

Gliederung von Westen nach Osten

Im Westen der Appalachen liegen das Allegheny-Plateau und das Cumberland-Plateau.

Höchste Berge

Nachfolgend sind die jeweils höchsten Berge der Appalachen in den amerikanischen Bundesstaaten und kanadischen Provinzen sowie Territorien mit Anteil an diesem Gebirge aufgelistet, absteigend sortiert nach Höhe:

Historische Bedeutung

Historisch gesehen waren die Appalachen für die ersten Einwanderer die erste Hürde auf dem Weg nach Westen. 1763, am Ende des Siebenjährigen Krieges, setzte Großbritannien den Hauptkamm der Appalachen als Grenze der weißen Besiedlung als Geste für die mit ihm verbündeten Indianervölker fest. Die Königliche Proklamation von 1763 besagte, dass die Beziehungen zwischen britischen Siedlern und Indianern fortan durch Trennung (segregation) und nicht durch Interaktion (interaction) bestimmt sein solle.<ref>Colin Gordon Calloway: The Scratch of a Pen, 1763 and the Transformation of North America, Oxford University Press, 2006, Seite 92 ff.</ref> Dies wurde jedoch schon in den 1770er-Jahren durch die Besiedelung Kentuckys unter der Leitung von Daniel Boone durchbrochen. Bei ihrer vermessungstechnischen Erschließung wirkte der spätere General und 1. Präsident der USA, George Washington, als Geometer mit.

Wirtschaftliche Bedeutung

In den Appalachen finden sich große Steinkohlevorkommen. Diese werden per Mountaintop removal mining abgebaut. Dabei werden zunächst die Bergkuppen, unter denen die Steinkohle ansteht, gesprengt und abgetragen, anschließend die Steinkohle im Tagebau gewonnen. Insgesamt wurden so in den Appalachen auf einer Fläche von 5700 Quadratkilometern ca. 500 Bergkuppen abgetragen, die Landschaft dabei gravierend verändert und durch Bergbaurückstände wie Schwermetalle schwerwiegend verseucht.<ref>Die Kuppen fliegen weg. In: Frankfurter Rundschau, 1. Juli 2008. Abgerufen am 16. Mai 2012.</ref><ref>Weg mit den Bergen. In: Die Zeit, 18. Oktober 2007. Abgerufen am 16. Mai 2012.</ref>

Geographische Einordnung

Die Appalachen sind Teil einer Bergkette, welche sich im heutigen Antiatlas in Marokko fortsetzt. Durch die Kontinentaldrift und das dadurch verursachte Aufbrechen des Nordatlantiks wurde das Urgebirge aufgetrennt. Teilstücke lösten sich, drifteten nordwärts in Richtung Europa und sind heute Berge in Schottland. Ähnlich den Alpen finden sich auch in den Appalachen zusätzlich zu Vulkangesteinen Kalkstein- und Sedimentschichten, diese waren vor der Auffaltung vor ca. 480 Millionen Jahren also zeitweise Meeresgrund. Die früher wohl ähnliche Höhe wie die der Alpen oder des Himalaya ist heute so weit erodiert, dass nur wenige Punkte noch 1200 m Höhe erreichen, überwiegend aber auch Bergkuppen deutlich unter 800 m bleiben. Die Ausläufer der Appalachen ziehen sich von Mississippi bis nach Kanada (Neufundlands Long Range Mountains) an der Ostseite des nordamerikanischen Kontinents hin, sehr ähnlich wie dies die Rocky Mountains an der Westseite des Kontinents von Mexiko bis Alaska tun. Diese Konstellation führt dazu, dass die kalte Luft aus dem Norden, von der Hudson Bay kommend, im Süden über dem Golf von Mexiko auf warme Luft trifft und sich in der Tornado Alley im Mittleren Westen der USA schwere Gewitter mit den bekannten Tornados mit teilweise katastrophalen Auswirkungen bilden können.

Erschließung

Die Appalachen bieten gute Wander- und Tourenmöglichkeiten, darunter:

Mountain people

Die in den Appalachen lebenden Amerikaner haben eine eigene Identität entwickelt und werden in den USA als Mountain people (oder Mountainmen) bezeichnet. Kennzeichnend für die Mountain people ist ein eigener Dialekt, eigene Musik, ein eigenes Selbstbewusstsein und niedriges Einkommen.<ref>http://www.usaonrace.com/latest-news/appalachian-mountain-people-a-study-of-stereotypes</ref>

Weiteres

Siehe auch

Weblinks

Commons Commons: Appalachen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />