Bibel
Als Bibel (altgr. βιβλία biblia „Bücher“; daher auch Buch der Bücher) bezeichnet man eine Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift mit normativem Anspruch für die ganze Religionsausübung gilt.
Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora (Weisung), den Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften) besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert.
Das Christentum hat alle Bücher des Tanach übernommen, anders angeordnet und als Altes Testament (AT) seinem Neuen Testament (NT) vorangestellt. Beide Teile wurden bis zum 3. Jahrhundert kanonisiert; spätere christliche Konfessionen haben diesen Kanon leicht abgewandelt. Die zweiteilige christliche Bibel ist das am häufigsten gedruckte und publizierte, in die meisten Sprachen übersetzte schriftliche Werk der Welt.
Der Islam erkennt die jüdische und die christliche Bibel als gültiges, jedoch von Menschen teilweise verfälschtes Offenbarungszeugnis Allahs an.
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnung
Der Ausdruck „Bibel“ stammt vom griechischen Neutrum βιβλίον („Papyrus-Rolle“), abgeleitet von bíblos oder býblos („Papyrusstaude“, „Papyrusbast“). Byblos hieß die phönizische Hafenstadt, die in der Antike ein Hauptumschlagplatz für Bast war, aus dem die Papyrusrollen hergestellt wurden. Der Plural biblia („Schriftrollen, Bücher“) wurde im Kirchenlatein irrtümlich als Singular eines lateinischen Femininums aufgefasst. „Biblia“ wurde im Christentum Synonym des ebenfalls weiblichen Ausdrucks „Heilige Schrift“ (griechisch Ἁγία Γραφή, hagia graphae), der hier AT und NT bezeichnet. Die nationalen Sprachen übernahmen das Wort; im Deutschen wurde es zu Bibel. Deutschsprachige Wörterbücher definieren das Wort daher als „Gesamtheit der Bücher des Alten und Neuen Testaments“.<ref name="dwds">Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (abg. DWDS), erstellt von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.</ref>
Handschriften
Antike Handschriften bestanden aus aufgerolltem Papyrus oder Leder, das mit ruß- und harzhaltiger Olivenöltinte beschrieben wurde. Eine solche Rolle konnte nur begrenzte Inhalte aufnehmen. Die ältesten bekannten Handschriften mit Fragmenten zu allen Büchern des Tanach fand man unter den Schriftrollen vom Toten Meer (etwa 200 v. Chr. bis 100 n. Chr.), darunter auch die älteste fast vollständige Einzelrolle, eine 7,34 Meter lange Niederschrift des Buchs Jesaja (um 180 v. Chr.). Die meisten dieser Handschriften sind in Hebräisch verfasst worden, Teile davon in Aramäisch, manche in Griechisch.
Im 1. Jahrhundert n. Chr. entstand mit dem Kodex eine Handschriftenform, die auch längere Texte und Zusammenstellungen mehrerer Schriften aufnehmen konnte. Kodices konnten ebenfalls aus Papyrus oder Pergament gefertigt sein. Mit der endgültigen Kanonisierung des Tanach um 135 ergab sich die Notwendigkeit einer einheitlichen Fassung und Vokalisierung der hebräischen Konsonantenschrift. Damit begann die tausendjährige Arbeit der Masoreten. Auf ihrer Textvereinheitlichung beruhen die ersten vollständigen hebräischen Bibelhandschriften des Mittelalters, allen voran der Codex Leningradensis von 1008. Diese Version des Tanach galt seit der Renaissance als gemeinsame Urform all seiner späteren Übersetzungen. Die ältesten vollständigen masoretischen Handschriften des Tanach bilden auch die Grundlage der heutigen wissenschaftlich anerkannten hebräischen Bibelausgaben.
Der Fund ausrangierter Bibelfragmente in der Geniza von Kairo um 1850, vor allem aber der Schriftrollen vom Toten Meer (1947–1956 und 1961) widerlegte die Annahme eines einheitlichen hebräischen „Urtextes“: Vor und nach seiner Kanonisierung existierten mehrere voneinander abweichende Textvarianten parallel zueinander, neben der Septuaginta vor allem der Samaritanische Pentateuch (4. Jahrhundert v. Chr.). Hinter allen bekannten Textfassungen der Bibel und den meisten ihrer Einzelschriften standen mehrere Autoren und Redaktoren. Die gemeinsame Version der Masoreten stand erst am Ende, nicht am Anfang dieses Traditionsprozesses. Gleichwohl bestätigten die neuen Schriftfunde die große Übereinstimmung der masoretischen Versionen mit den 1000 Jahre älteren hebräischen Bibeltexten.
Kanonisierung
„Kanon“ bedeutet „Richtschnur“ oder „Richtmaß“ und meint hier die festgelegte Liste jener Bücher, die in einer bestimmten religiösen Gemeinschaft als normatives Wort Gottes gelten. Mit einer gewissen Eigendynamik tendierte die Sammlung von Schriften mit autoritativem theologischen Anspruch zu einem verbindlichen Abschluss ihres Umfangs und ihrer Inhalte. Diesen Prozess nennt man „Kanonisierung“. Die Anfänge der Kanonisierung lagen in der vorexilischen Königszeit der Reiche Israel und Juda: So berichtet 1. Kön 22 von der Auffindung eines „Gesetzbuchs“ im Jerusalemer Tempel, das den judäischen König Josia 621 v. Chr. zu einer jahwistischen Kultreform und Abschaffung des Synkretismus veranlasst haben soll. Gemeint war das 5. Buch Mose (lat. „Deuteronomium“), das seinerseits in vieler Hinsicht die Gebotsoffenbarung am Sinai (2.–3. Buch Mose) aktualisierend wiederholt. Spätestens seit dem Wiederaufbau des Tempels 539 v. Chr. war die Tora als erster und wichtigster Teil der hebräischen Bibel kanonisch. Nach der Meinung des Schriftstellers Flavius Josephus umfasste dieser Kanon nur 22 Bücher nach der Anzahl der Buchstaben des hebräischen Alphabets und laut des griechischen 4. Esrabuchs der Septuaginta 24 Bücher, nach der doppelten Zahl der Zwölf Stämme Israels. Dabei wurden vermutlich dieselben Schriften verschieden unterteilt. Für die Samaritaner bildete ihre eigene Tora bei ihrer Abspaltung im 4. Jahrhundert v. Chr. vom Judentum das einzige, maßgebende Gotteswort.
Jüdische Bibel (Tanach)
Die 24 Bücher des jüdischen Tanach (TaNaKh) |
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Tora (Weisung, Lehre) |
Bereschit („Im Anfang“) |
Nevi’im (Propheten) |
Buch Josua |
Ketuvim (Schriften) |
Buch der Psalmen |
Der Tanach oder Tenach (hebräisch תנ״ך; die jüdische Bibel), ein Akronym aus den drei Anfangsbuchstaben seiner Teile, wurde überwiegend auf Hebräisch, kurze Passagen auch auf Aramäisch verfasst. Sein Kanon aus 24 Büchern wird im Midrasch Kohelet Rabbah (hebr. קהלת רבה) erwähnt. Seine Kanonisierung wurde nach der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels im Jahr 70 n. d. Z. und der Niederlage im letzten jüdischen Krieg gegen die Römer 135 n. d. Z. abgeschlossen.
Tora
Die „Weisung“ oder „Lehre“ (Tora) bildet den ersten Teil des Tanach. Aus der hebräischen Torarolle, ohne Teamim oder Nikud, wird abschnittweise in der Synagoge vorgelesen. Der Vorlesungszyklus beginnt und endet im Herbst mit dem Torafreudenfest. Die 54 Wochenabschnitte werden Paraschot bzw. Paraschijot פרשיות (hebr. "Einteilung„) oder Sidrot סדרות (aramäisch „Ordnung“) genannt.
Der masoretische Text der Tora ist Teil der jüdischen Tradition, auch Mündliche Tora genannt, und wurde in die fünf Bücher Moses aufgeteilt.
In der hebräischen Sprache werden die fünf Bücher der Tora anhand ihrer ersten bedeutenden Worte benannt:
- Bereschit (בְּרֵאשִׁית, wörtlich „Im Anfang“)
- Schemot (שִׁמוֹת, wörtlich „Namen“)
- Wajikra (ויקרא, wörtlich „Er rief“)
- Bəmidbar (במדבר, wörtlich „In der Wüste“)
- Devarim (דברים, wörtlich „Worte“)
Diese Einteilung erfolgte nach bestimmten inhaltlichen Gesichtspunkten: Jeder Bericht in den Büchern hat einen klaren Anfang und eine deutliche Zäsur am Ende, ist aber trotzdem mit den anderen verbunden. Die Büchern Moses werden in Buchform auch Chumasch oder, im christlichen Bezug, Pentateuch (griechisch „fünf Buchrollen“) genannt.
Die Tora umfasst die Geschichte der Schöpfung und der Israeliten seit den Erzvätern (ab Gen 12), Israels Auszug aus Ägypten (Ex 1-15), dem Empfang der Gebote durch Mose (Ex 19 ff.) und dem Zug ins verheißene Land (Lev-Num).
Der Begriff „Tora“ bedeutet „Lehre, Weisung“ und bezieht sich nicht nur auf die Mitzwot (Gebote Gottes), den ethischen Monotheismus und die jüdische Kultur, sondern auf die gesamte Ordnung der Schöpfung. Sie nimmt Bezug auf älteste erzählerische Stoffe und Traditionen, die vermutlich im Verlauf von Wanderungsbewegungen semitischer Völker im Allgemeinen und der Hebräer im Besonderen vom Zweistromland über Kanaan nach und aus Ägypten entstanden. Die Hebräer wurden spätestens 1200 v. d. Z. im Kulturland Kanaan sesshaft. Diese Stoffe und Traditionen wurden über Jahrhunderte zunächst mündlich tradiert. Ihre Verschriftung und Zusammenstellung ist für frühestens um 1000 v. d. Z. herum belegbar, nachdem die Zwölf Stämme Israels ein Staatswesen mit Saul als erstem König Israels wählten. Die Tora wurde nach der Rückkehr aus dem Babylonischen Exil (539 v. d. Z.) bis spätestens 400 v. d. Z. kanonisiert.
Neviim
Zu den „Propheten“ (Neviim) des Tanach zählen, in dieser Reihenfolge:
- Buch Josua
- Richter
- Samuel (ein Buch, geteilt in zwei Rollen)
- Buch Könige (ein Buch)
- Jesaja
- Jeremia
- Ezechiel
- Zwölfprophetenbuch
Diese Bücher erzählen in chronologischer und religiöser Ordnung die Geschichte Israels vom Tod Moses, der Landverteilung an die zwölf Stämme Israels bis zur Zerstörung des ersten Jerusalemer Tempels (586 v. d. Z.). Die Neviim beginnen mit der Unterordnung Josuas, der Sohn Nuns, unter die Autorität Moses (Jos 1,5 EU) und schließt mit Maleachi als letztem Propheten mit der Rückbindung an die Tora.
Die drei Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel, sind nach Analogie der drei Erzväter jeweils einem Buch zugeteilt; die übrigen Propheten bilden als Analogie zu den zwölf Söhnen Jakobs das Zwölfprophetenbuch. Die Prophetenbücher wurden frühestens im 4. Jahrhundert v. d. Z. kanonisiert. Am Schabbat und an den Feiertagen wird nach der Toravorlesung in der Synagoge jeweils in der Haftara ein Abschnitt aus den Newiim vorgelesen.
Ketuwim
Zu den „Schriften“ (Ketuwim) gehören, in dieser Reihenfolge:
- Psalmen
- Buch Ijob
- Buch der Sprichwörter
- Buch Rut
- Hoheslied
- Kohelet
- Klagelieder Jeremias
- Buch Ester
- Daniel (kein Prophet)
- Buch Esra und Nehemia
- Erstes und Zweites Chronikbuch
In diesen Werken ist eher wörtliche Rede von Menschen als von Gott überliefert. Sie sind vermutlich alle nach dem Exil und später als die vorherigen Propheten entstanden, überwiegend anzunehmen ab 200 v. d. Z. Einige könnten vor oder parallel zu den zwölf kleinen Propheten entstanden sein. Dennoch ist ihre Bedeutung diesen nachgeordnet. Das zweite Chronikbuch endet mit dem Ausblick auf den Neubau des 3. Jerusalemer Tempels und die Anerkennung JHWHs als Herrn der ganzen Erde. Ihre Kanonisierung geschah vermutlich spät. Für das Buch Daniel wird von Bibelkritikern eine Kanonisierung erst für 135 n. d. Z., zusammen mit dem Abschluss des Tanach, angenommen.
Fünf dieser Bücher werden als „Festrollen“ (Megillot) im Synagogengottesdienst verlesen und sind bestimmten Feiertagen zugeordnet:
- Ruth: Wochenfest
- Hoheslied: Pessach
- Kohelet: Laubhüttenfest
- Klagelieder: Gedenktag der Tempelzerstörung
- Esther: Purimfest
Christliche Bibel
AT
Die biblischen Texte als Glaubenszeugnisse
Die in der Neuzeit entwickelte historisch-kritische Exegese versucht, die jeweilige literarische Form der Texte der Bibel zu erfassen, im Rahmen der Literar- und Formkritik. Demnach erzähle die Bibel nicht Geschichte, sondern Heilsgeschichte. Der historische Gehalt der biblischen Erzählungen wird dann in ihren verschiedenen Teilen sehr unterschiedlich beurteilt; einem Teil der Bibel wird hohe geschichtliche Zuverlässigkeit zugeschrieben. Die Evangelien verstehen sich nach Meinung der Historisch-Kritischen als „Frohe Botschaft“. Ihr Ziel sei, den Glauben an den „auferstandenen Jesus Christus“ zu bezeugen. Den Evangelien sei zwar historisch zuverlässiges Material zu entnehmen, wichtiger aber sei es, die Glaubensbotschaft der Evangelien verständlich und lebendig zu machen.
Weitere Zugänge zur Bibel
Nichttheologische Wissenschaftler verstehen die Bibel häufig als ein literarisches Werk. Gattungsgeschichtlich gehören die Texte in die literarischen Kategorien Prolog, Liebeslied, Hymnus, Paradoxon, Monolog, Dialog, Rätsel, Ellipse, Gebet, Gleichnis, Parabel, Gedicht, Brief und Geschichtsschreibung. Die Texte stellen eine wertvolle Quellensammlung für die Erforschung ihrer jeweiligen Entstehungszeit dar. Die Historizität der Erzählungen selbst wird von einigen als relativ gering eingeschätzt.
Weniger weit verbreitet ist der Glaube, bei der Bibel handele es sich um ein magisches Buch, mit welchem wichtige Ereignisse in der Zukunft vorhergesehen werden könnten. Manche Menschen haben einige Zeit ihres Lebens damit verbracht, den vermuteten Bibelcode zu entschlüsseln, um an die geheimen Botschaften zu gelangen. Bislang ist die Existenz eines solchen Kodes nicht bewiesen.
Daneben gibt es eine Bibelkritik, deren Thema unter anderem die in der Bibel vertretenen moralisch-ethischen Auffassungen und die Gewalt in der Bibel sind.<ref>z. B. Franz Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben. Oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann. Erweiterte Neuauflage, Aschaffenburg 2004.</ref>
Islam
Der Koran übernimmt und variiert eine Reihe biblischer und apokrypher Geschichten und Lehren, die Mohammed wahrscheinlich mündlich durch die syrische Kirche überliefert wurden. Er nennt die Tora (Taurat), die Psalmen (Zabur) und das Evangelium (Indschil) „Heilige Schriften“, die von Gott stammen, aber später von Menschen verändert, teils sogar verfälscht worden seien:
„Wir haben die Herzen der Kinder Israel verhärtet, so dass sie die Worte der Schrift entstellten, und sie vergaßen einen Teil von dem, womit sie erinnert worden waren …
Und von denen, die sagten: ,Wir sind Nasara‘ [Nazarener] habe wir ihre Verpflichtung entgegengenommen. Aber dann vergaßen sie einen Teil von dem, womit sie erinnert worden waren.“
Daher sind viele Muslime mit wichtigen Inhalten der Bibel vertraut, wenn auch in koranischer Version, die oft den biblischen Wortlaut verkürzt, verändert, paraphrasiert und von seinem Eigenkontext löst. Diese interpretierende Wiedergabe ist für sie maßgebend, entsprechend dem Anspruch des Korans, der sich als endgültige Offenbarung Allahs versteht, die alle früheren Offenbarungen aufnimmt und ihre Wahrheit wiederherstellt.
Der Koran sieht in den biblischen Geschichten, die er nacherzählt, Mohammeds Kommen und seine Berufung zum „Siegel der Propheten“ Gottes vorgebildet und prophezeit. Huseyn al-Dschisri deutete 114 Stellen in der Bibel – vor allem den paraklētos („Beistand“, „Fürsprecher“) in Joh 14,26 EU; 15,26–27 EU; 16,7–13 EU – als Hinweise auf Mohammeds Prophetentum.
Parallelen zur Urgeschichte der hebräischen Bibel sind im Koran
- das psalmenartige Lob des Schöpfers, z. B. in Sure 87,1–3
- die Bestimmung Adams und seiner Frau (Eva wird nie namentlich genannt) zum Stellvertreter (biblisch: Ebenbild Gottes) auf Erden und ihre Vertreibung aus dem Paradies (Sure 2,30–36)
- ihre Wiederannahme (Sure 20,122; der Koran kennt keinen Schöpfungsfluch und keine Erbsünde)
- der Brudermord (Sure 5,27–32)
- die Sintflut und Noahs Rettung: Dieser ist nach Adam Gottes erster Gesandter, der vergeblich zur Abkehr von falschen Göttern ruft (Sure 40,36f).
Der Koran nennt 20 Figuren der Bibel, die dort nicht alle als Propheten gelten, als Vorläufer Mohammeds. Besonders Abraham, der „Freund Gottes“, ist für den Koran Vorbild des wahren Gläubigen. Er habe – wie auch nachbiblische jüdische Überlieferung erzählt – erkannt, dass Gott mächtiger als Gestirne ist (Sure 6,78 f). Die ihm folgten, ohne Juden oder Christen zu werden (Hanifen), sind den Muslimen gleichwertig (Sure 21,51–70). Ihm wurde auch im Koran ein Sohn verheißen, den er opfern sollte (Sure 37,99–113). Dabei deuten die Muslime diese Geschichte nicht auf Isaak, sondern auf Ismael, den von der Magd Hagar geborenen ältesten Sohn Abrahams, der als Stammvater der Araber gilt. Abraham und Ismael sollen, gemäß Sure 2,125 die Kaaba als erstes Gotteshaus in Mekka gegründet haben.
Von Joseph, Jakobs zweitjüngstem Sohn, erzählt Sure 12. Moses wird in 36 Suren erwähnt: Er ist auch im Koran der mit Gott unmittelbar redende Prophet (Sure 4,164), der sein Volk Israel aus Ägypten befreite und ihm die Tora vermittelte. Die Zehn Gebote liegen Sure 17,22–39 zugrunde. König David empfängt und übermittelt als Prophet die Psalmen; Salomos große Weisheit preist Sure 21,78 ff.
Von den Figuren des NT stellt der Koran Maryam (Maria – Mutter Jesu), Johannes den Täufer (Sure 3,38–41; 19,2–15; 21,89 f.) und Isa bin Maryam („Jesus, der Sohn der Maria“) besonders heraus. Letzterer hat die Aufgabe, das Volk Israel zum Gesetzesgehorsam zurückzurufen und den Christen das Evangelium als schriftliche Offenbarungsurkunde zu vermitteln. Er verkündet wie Mohammed Gottes kommendes Endgericht, aber nur als Mensch, der nicht gekreuzigt wurde (Sure 4,157). Seine Auferstehung wird daher nur angedeutet. Die jungfräuliche Geburt wird im Koran aber ebenso bezeugt, wie Jesus als der verhießene Messias, das Wort Gottes und ein Mensch frei von Sünde.
Als Gesandte Gottes sind diese Propheten im Koran moralische Autoritäten, sodass er von ihren in der Bibel geschilderten dunklen Seiten (z. B. Davids Ehebruch und Mord) nichts berichtet.
Verbreitung und Sammlungen
Die Bibel ist das meistgedruckte, am häufigsten übersetzte und am weitesten verbreitete Buch der Welt. Es existieren Gesamtübersetzungen in 511 Sprachen und Teilübersetzungen in 2650 Sprachen.<ref>Die Bibel in 511 Sprachen komplett übersetzt. Abgerufen am 1. September 2014 (Quelle: Weltverband der Bibelgesellschaften (United Bible Societies), abgerufen auf der Seite der Deutschen Bibelgesellschaft. Erfasst sind alle Bibelübersetzungen, die im vergangenen Jahr neu von der UBS registriert worden sind.). </ref><ref>Weltbibelhilfe, Zahlen und Fakten. Abgerufen am 22. November 2015. </ref> Allein 2014 wurden weltweit fast 34 Millionen vollständige Bibeln verbreitet.<ref>Bibelverbreitung 2014: Bibelgesellschaften verbreiteten 428 Millionen Bibeln und Bibelteile. idea-Meldung, 20. Oktober 2015.</ref>
Für die Verbreitung der Bibel setzen sich Bibelgesellschaften weltweit ein. In Deutschland sind dies insbesondere:
- die Deutsche Bibelgesellschaft
- das Katholische Bibelwerk
- die evangelikale Organisation Wycliff
Zur Verbreitung biblischer Erzählungen tragen auch Bilderbibeln bei, also szenische Bildfolgen biblischer Geschichten mit oder ohne Text und Erläuterungen. Sie umfassen sowohl illustrierte wie lose oder gebundene Bildfolgen. Dazu gehören an Analphabeten, Mittellose und Kinder adressierte Armenbibeln und Kinderbibeln.
Historische Bibeln werden in Bibelmuseen bewahrt und gesammelt, darunter die British Library,<ref>The British Library Catalogue of Illuminated Manuscripts</ref> Württembergische Landesbibliothek, die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel<ref>Bibeln. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Abgerufen am 21. Juni 2013.</ref> und weitere.
Weiterführende Informationen
Siehe auch
- Portal Portal: Bibel – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bibel
- Christliche Literatur
- Bibelausgabe
- Bibelfilm
Literatur
- Bibliographie
- Elenchus Bibliographicus Biblicus. Pontifical Biblical Institute Press, Rom 1920 ff., ZDB-ID 1838-7, (nahezu vollständige Sammlung zur Sekundärliteratur)
- Überblicks- und Nachschlagewerke
- Tim Dowley (Hrsg.): Der große Bibelführer. Brunnen, Gießen 2011, ISBN 978-3-7655-1487-6.
- Franz Kogler (Hrsg.): Herders Neues Bibellexikon. Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 2008, ISBN 978-3-451-32150-4.
- Klaus Koch und andere (Hrsg.): Reclams Bibellexikon. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig 2004, ISBN 3-15-010555-2.
- Annemarie Ohler: dtv-Atlas Bibel. 5., korrigierte Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-423-03326-8.
- Henry Wansbrough: Der Bibel-Guide. Theiss, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8062-2892-2.
- Hans-Josef Klauck und andere (Hrsg.): The Encyclopedia of the Bible and its Reception. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2009, ISBN 978-3-11-019904-8.
- Manfred Görg, Bernhard Lang (Hrsg.): Neues Bibellexikon. 3 Bände. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-545-23077-4.
- John MacArthur: Basisinformationen zur Bibel. Bielefeld 2003, ISBN 3-89397-644-2 (online)
- Wolfgang Zwickel: Die Welt des Alten und Neuen Testaments. Ein Sach- und Arbeitsbuch. Calwer, Stuttgart 1997, ISBN 3-7668-3412-6.
- Fachliteratur
- Bernhard Lang: Die Bibel. Eine kritische Einführung. F. Schöningh, Paderborn 1990, ISBN 3-506-99409-3.
- Hanna Liss: Tanach. Lehrbuch der jüdischen Bibel Band 8. 3. Auflage. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2011, ISBN 978-3-8253-5904-1.
- Gerhard Lohfink: Jetzt verstehe ich die Bibel. Ein Sachbuch zur Formkritik. 13. Auflage, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1986, ISBN 3-460-30632-7.
- Herbert Hunger: Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. 2 Bände. (1961–1964) 2. Auflage, dtv, 1988, ISBN 3-423-04485-3.
- Populärwissenschaftliches
- Jeffrey Geoghegan: Die Bibel für Dummies. Wiley-VCH, 1. Auflage 2006, ISBN 3-527-70253-9.
- Volker Neuhaus: Bibel. DuMont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7635-7.
- Die Geschichte der Bibel. Von den Tontafeln über Qumran bis heute. 4. Auflage, Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld 1998, ISBN 3-89397-267-6 (online)
- Werner Keller: Und die Bibel hat doch recht. Forscher beweisen die Wahrheit des Alten Testaments. (1955) Ullstein, Berlin 2009, ISBN 978-3-548-37246-4.
- Johannes Maria Lehner: Und die Bibel hat doch NICHT Recht. Dichtung und Wahrheit. Das Buch der Bücher im Licht von Wissenschaft, Vernunft und Moral. Historia, Ulm-Wiblingen 2005, ISBN 3-9808691-1-3.
Weblinks
- Bibelausgaben und -Übersetzungen
- Hebräische und griechische Bibelausgaben der Deutschen Bibelgesellschaft
- Bibleserver.com: Bibelübersetzungen in 21 Sprachen
- Informationen
- Bibelwissenschaft.de
- Bibelkunde
- Aktuelle Literatur zur Bibelauslegung
- BiBIL (bibelwissenschaftliche Literaturdatenbank)
- C. D. Wright: The Bible and its Interpretation (Memento vom 13. Juni 2010 im Internet Archive) (engl.)
- Ökumenisches Portal für Bibelauslegung
- Bibelkommentare.de (freikirchlich)
- Überblick über die Bibel Information des Evangeliums-Zentrums e. V.
- Karin Schöpflin: Bibel. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen, Stefan Alkier (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff.
- Literarische Rezeption
- Forum für literarische Bibelinterpretation Die Bibel als Meisterwerk der Literatur
- Lieder, die durch Bibeltexte geprägt sind, sortiert nach Bibelstellen
Einzelnachweise
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