Bupropion
Strukturformel | |||||||||||||||
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Strukturformel der Bupropion-Enantiomeren | |||||||||||||||
(S)-Form (oben) und (R)-Form (unten), 1:1-Stereoisomerengemisch | |||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||
Freiname | Bupropion | ||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel |
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CAS-Nummer |
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PubChem | 444 | ||||||||||||||
ATC-Code | |||||||||||||||
DrugBank | APRD00621 | ||||||||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||||||||
Wirkstoffklasse |
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Wirkmechanismus |
Selektiver Noradrenalin- und Dopamin- Wiederaufnahmehemmer | ||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||
Molare Masse | |||||||||||||||
Aggregatzustand |
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Schmelzpunkt |
233–234 °C (Bupropion·Hydrochlorid)<ref name="MerckIndex">The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 246, ISBN 978-0-911910-00-1.</ref> | ||||||||||||||
Siedepunkt |
52 °C (0,67 Pa)(Bupropion)<ref name="MerckIndex" /> | ||||||||||||||
pKs-Wert |
7,9 (Bupropion·Hydrochlorid)<ref name="MerckIndex" /> | ||||||||||||||
Löslichkeit |
Wasser: 312 mg·ml−1 (Bupropion·Hydrochlorid)<ref name="MerckIndex" /> | ||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||
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Toxikologische Daten |
544 mg·kg−1 (LD50, Maus, oral)<ref name="ChemIDplus">Eintrag zu Bupropion in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM).</ref> | ||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Bupropion (vor 2000 Amfebutamon) ist ein selektiver Dopamin- und Noradrenalin- (geringfügig auch Serotonin-) Wiederaufnahmehemmer (NDRI).
Es wird als Antidepressivum eingesetzt. Das Verhältnis der Wiederaufnahmehemmung beträgt etwa Dopamin:Noradrenalin = 2:1. Bupropion ist chiral (existiert in zwei spiegelbildlichen Varianten) und kommt als Racemat vermarktet.
Die Verbindung neigt in wässrigen Medien zur Hydrolyse. In einem ersten Schritt wird 1-(3-Chlorphenyl)-2-hydroxy-1-propanon gebildet, welches schnell in drei Parallelreaktionen zu den Folgeprodukten 3-Chlorbenzoesäure, 1-(3-Chlorphenyl)-1-hydroxy-2-propanon und 1-(3-Chlorphenyl)-1,2-propandion weiterreagiert.<ref name="Byrne">O'Byrne, P.M.; Williams, R.; Walsh, J.J.; Gilmer, J.F.: The aqueous stability of bupropion in J. Pharm. Biomed. Anal. 53 (2010) 376 – 381. doi:10.1016/j.jpba.2010.04.024.</ref>
Die Hydrolysegeschwindigkeit ist pH-abhängig. Während bei pH-Werten unter 5 praktische keine Hydrolyse beobachtet wird, erfolgt im basischen Medium eine vollständige Hydrolyse in wenigen Stunden.<ref name="Byrne" /> Die Halbwertszeit beträgt in Blutplasma bei 37 °C 11,4 h.<ref>Laizure, S.C.; DeVane, C.L.: Stability of bupropion and its major metabolites in human plasma in Ther Drug Monit. 7 (1985) 447–450.</ref>
Pharmakokinetik
Bupropion wird in der Leber metabolisiert. Als aktive Metaboliten wurden (R,R)-Hydroxybupropion (1), (S,S)-Hydroxybupropion (2), threo-Hydrobupropion (3) und erythro-Hydrobupropion (4) identifiziert. Diese werden weiter in inaktive Metaboliten metabolisiert, die über den Urin ausgeschieden werden.<ref>Horst, W.D.; Preskorn, S.H.: Mechanisms of action and clinical characteristics of three atypical antidepressants: venlafaxine, nefazodone, bupropion in J. Affect. Disord. 51 (1998) 237–254, doi:10.1016/S0165-0327(98)00222-5.</ref>
- Bioverfügbarkeit: > 87 %
- Proteinbindung: 84 %
- Verteilungsvolumen: ≈ 2000 l
- Plasmahalbwertszeit: 20 h
Indikationen
Depression
Bupropion ist seit 2007 in Deutschland unter dem Handelsnamen „Elontril“ zur Behandlung von Depression zugelassen. In den USA wird Bupropion seit etwa 20 Jahren als Antidepressivum eingesetzt. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die Wirksamkeit von Bupropion mit der Wirksamkeit der Antidepressiva aus der Klasse der sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) vergleichbar ist. Während Bupropion bei ängstlicher Depression schlechter wirksam ist als SSRI, gibt es Hinweise darauf, dass es bei gesteigerter körperlicher und psychischer Ermüdbarkeit (Fatigue), die mit einem depressiven Syndrom einhergehen kann, besser wirksam ist. Bezogen auf Response und Remission wirkt es im Vergleich schlechter als Venlafaxin.<ref>IQWiG Vorbericht A05-20C Bupropion, Mirtazapin und Reboxetin bei der Behandlung der Depression</ref> Die unter der Behandlung mit vielen SSRI häufig auftretende sexuelle Dysfunktion kommt unter Bupropion seltener vor.<ref name="Holsboer">Edith Holsboer-Trachsler, Florian Holsboer: Antidepressiva. In: Florian Holsboer, Gerhard Gründer, Otto Benkert (Hrsg.): Handbuch der Psychopharmakotherapie. Springer Verlag, Heidelberg, 2008, ISBN 978-3-540-20475-6. S. 525–527.</ref><ref name="Fava">Maurizio Fava, George I. Papakostas: Antidepressants. In: Theodore A. Stern, Jerrold F. Rosenbaum, Maurizio Fava et al. (Hrsg.): Comprehensive Clinical Psychiatry. Mosby Elsevier, Philadelphia, 2008, ISBN 978-0-323-04743-2. S.605.</ref><ref>Papakostas et al.: Efficacy of bupropion and the selective serotonin reuptake inhibitors in the treatment of major depressive disorder with high levels of anxiety (anxious depression): a pooled analysis of 10 studies. In: J Clin Psychiatry. 2008 Aug;69(8):1287–92, PMID 18605812.</ref><ref>Fava M, Rush AJ, Thase ME, Clayton A, Stahl SM, Pradko JF, Johnston JA.: 15 years of clinical experience with bupropion HCl: from bupropion to bupropion SR to bupropion XL. In: Prim Care Companion J Clin Psychiatry. 7, Nr. 3, 2005, S. 106–113. PMID 16027765..</ref>
Bupropion wirkt in der Zweitlinientherapie nach Therapieversagen von Citalopram ähnlich gut wie Buspiron, Venlafaxin und Sertralin und führt bei etwa einem Viertel der Patienten zu einer Remission.<ref>Webseite der STAR*D-Studie (engl.).</ref><ref name="Holsboer" />
In einer Veröffentlichung im New England Journal of Medicine wurde darauf hingewiesen, dass die US-Zulassung der SR-Retardformulierung von Bupropion (Wellbutrin® SR) als Antidepressivum sich auf drei Wirksamkeitsstudien stützte, von denen die US-amerikanische Zulassungsbehörde für Arzneimittel (FDA) zwei als negativ beurteilte.<ref>Turner EH, Matthews AM, et al. Selective publication of antidepressant trials and its influence on apparent efficacy. N Engl J Med. 2008 Jan 17;358(3):252-260, PMID 18199864.</ref>
Raucherentwöhnung
Die Substanz ist zur Raucherentwöhnung zugelassen und in Deutschland unter dem Namen Zyban® erhältlich. In einer Metaanalyse von 31 Studien zeigte sich, dass unter der Behandlung mit Bupropion der Anteil von Patienten, die nach der Behandlung mindestens sechs Monate lang nicht rauchten, mit 19 % fast doppelt so hoch war, wie der von 10,3 % unter einer Placebo-Behandlung. Bupropion ist im direkten Vergleich ebenso wirksam wie Nikotinpflaster. Nikotinpflaster zusätzlich zu Bupropion verbesserten die Abstinenzrate nicht.<ref>Hughes JR, Stead LF, Lancaster T. Antidepressants for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2007, Issue 1. Art. No.: CD000031.</ref> Es gibt Hinweise darauf, dass Bupropion dem Vareniclin unterlegen ist.<ref>Cahill K, Stead LF, Lancaster T. Nicotine receptor partial agonists for smoking cessation. Cochrane Database of Systematic Reviews 2007, Issue 1. Art. No.: CD006103. doi:10.1002/14651858.CD006103.pub2.</ref> Die Therapie ist nur bei Trägern einer bestimmten, bei europäischstämmigen Menschen allerdings weit verbreiteten, Genvariante im Cytochrom P450-System erfolgversprechend: Ungefähr 45 % aller Menschen europäischer Herkunft haben den Genotyp CYP2B6*6. 33 % der Träger dieser Genvariante konnten durch Bupropion mit dem Rauchen aufhören (bei den Probanden, die ein Placebo erhielten, waren es nur 14 %). Die Träger einer anderen Genvariante (Genotyp CYP2B6*1) hatten jedoch keinen Nutzen durch Bupropion.<ref name="PMID17223085">A. M. Lee, C. Jepson, E. Hoffmann, L. Epstein, L. W. Hawk, C. Lerman, R. F. Tyndale: CYP2B6 genotype alters abstinence rates in a bupropion smoking cessation trial. In: Biological psychiatry. Band 62, Nummer 6, September 2007, S. 635–641, doi:10.1016/j.biopsych.2006.10.005, PMID 17223085.</ref><ref>aerzteblatt-studieren.de: Raucher-Stopp: Gen verbessert Wirkung von Bupropion (Memento vom 21. August 2009 im Internet Archive) vom 11. September 2007.</ref>
Weitere Indikationen
Bupropion kann gegen ADHS verwendet werden, wobei die Substanz dafür keine Zulassung besitzt und an Patienten unter 18 Jahren nicht auf Wirksamkeit und Sicherheit geprüft wurde.<ref>Bupropion ADHD (englisch).</ref><ref name="Fachinfo">Fachinformation Elontril, GSK 02/2007.</ref> Bupropion kann zu Verminderung des Appetites und zu Gewichtsverlust führen, ist aber zu diesem Zweck nicht zugelassen.<ref name="tnat_happypills">Bloodhound Scientist – Sniffing out the latest research at Nutrition Week 2002 bei T-Nation™.</ref> In einer herstellerfinanzierten 48-wöchigen Studie verloren die mit Bupropion behandelten Patienten etwas mehr Gewicht (bis 5,1 %) als diejenigen, die ein Scheinmedikament (Placebo) einnahmen. Das entspräche etwa der Wirkung anderer Schlankmacher.<ref name="PMID12105285">J. W. Anderson, F. L. Greenway, K. Fujioka, K. M. Gadde, J. McKenney, P. M. O'Neil: Bupropion SR enhances weight loss: a 48-week double-blind, placebo- controlled trial. In: Obesity research. Band 10, Nummer 7, Juli 2002, S. 633–641, doi:10.1038/oby.2002.86, PMID 12105285.</ref> Ob das Körpergewicht nach Absetzen – wie von ähnlichen Substanzen wie Sibutramin bekannt – wieder ansteigt (Jojo-Effekt), ist bislang nicht geklärt.<ref name="DOI10.1586/14737175.7.1.17">Kishore M Gadde, Glen L Xiong: Bupropion for weight reduction. In: Expert Review of Neurotherapeutics. 7, 2007, S. 17, doi:10.1586/14737175.7.1.17.</ref> Ein Kombinationspräparat aus Bupropion und Naltrexon hat sich in klinischen Studien als eine wirksame Methode zur Gewichtsabnahme für Adipositas-Patienten erwiesen.<ref>Orexigen: Bupropion and Naltrexone for the Treatment of Obesity (PDF; 95 kB)</ref> Derzeit ist diese Kombination jedoch noch nicht offiziell zugelassen.<ref>Orexigen Therapeutics, Inc.: Product Candidates.</ref>
Wechselwirkungen
Nicht gleichzeitig verwendet werden dürfen MAO-Hemmer, da diese auch auf katecholaminerge Stoffwechselwege wirken. Bei Alkoholkonsum unter der Behandlung gibt es Hinweise auf seltene neuropsychiatrische Nebenwirkungen. Das Risiko für Krampfanfälle steigt bei gleichzeitiger Gabe mit Medikamenten, die die Krampfschwelle senken, wie bestimmte Antipsychotika, Antidepressiva, Antimalariamittel, Tramadol, Theophyllin, systemische Steroide, Chinolone und sedierende Antihistaminika.<ref name="Fachinfo" />
Wirkung von Bupropion auf andere Medikamente
Bupropion und seine Stoffwechselprodukte hemmen den CYP450-2D6-Stoffwechselweg und führen darüber zu einem Anstieg des Blutspiegels aller Trizyklika außer Doxepin (sehr stark: Desipramin, Nortriptylin, stark: Clomipramin) und vieler SSRI, des Schmerzmittels Tramadol, von Antipsychotika wie Risperidon und Thioridazin, Betablockern wie Metoprolol, Klasse-1C-Antiarrhythmika wie Propafenon und Flecainid. Auch der Citalopram-Spiegel steigt trotz anderem Stoffwechselweg bei gleichzeitiger Einnahme. Die sedierende Wirkung von Diazepam wird vermindert. Bei gleichzeitiger Gabe mit Nikotinpflastern kann es zu Blutdruckanstieg kommen.<ref name="Fachinfo" />
Wirkung anderer Medikamente auf Bupropion
Bupropion selber wird über das Cytochrom P450-2B6 zu seinem aktiven Metaboliten Hydroxybupropion verstoffwechselt. Medikamente, die diesen Stoffwechselweg beeinflussen (wie Cyclophosphamid, Isofosfamid, Orphenadrin, Ticlopidin, Clopidogrel), verschieben das Verhältnis von Bupropion zu Hydroxybupropion mit ungeklärter Auswirkung. Bei gemeinsamer Anwendung mit anderen Medikamenten wie Carbamazepin, Phenytoin und Valproinsäure, die bekanntermaßen stark in Stoffwechselwege eingreifen, wird zur Vorsicht geraten. Bupropion sollte nur mit Vorsicht zusammen mit Levodopa und Amantadin angewendet werden, da vermehrt Nebenwirkungen auftreten.<ref name="Fachinfo" />
Kombination mit anderen Antidepressiva
Die Kombination von Bupropion mit anderen Antidepressiva (außer Citalopram und Desipramin), Benzodiazepinen (außer Diazepam) und Neuroleptika wurde nicht systematisch untersucht.<ref name="Fachinfo" /> Lediglich im Rahmen von Untersuchungen zur Wirkung von Bupropion auf von SSRI ausgelöste sexuelle Dysfunktionen wurden Kombinationen von Bupropion mit verschiedenen SSRI durchgeführt.<ref name="pubmed_sexdys_antidot_1">Masand PS, Ashton AK, Gupta S, Frank B: Sustained-release bupropion for selective serotonin reuptake inhibitor-induced sexual dysfunction: a randomized, double-blind, placebo-controlled, parallel-group study., in: Am J Psychiatry 2001 May;158(5):805–807; PMID 11329407.</ref><ref name="pubmed_sexdys_antidot_2">Clayton AH, Warnock JK, Kornstein SG, Pinkerton R, Sheldon-Keller A, McGarvey EL: A placebo-controlled trial of bupropion SR as an antidote for selective serotonin reuptake inhibitor-induced sexual dysfunction., in: J Clin Psychiatry 2004 Jan;65(1):62–67; PMID 14744170.</ref>
In Kombination mit anderen Antidepressiva soll Bupropion einige Nebenwirkungen dieser Stoffe ausgleichen. Unerwünschte Müdigkeit, die durch sedierende Antidepressiva (z. B. Mianserin und Mirtazapin) entsteht, kann gegebenenfalls durch die stimulierende Wirkung von Bupropion entgegengewirkt werden. Zur Besserung von Müdigkeitserscheinungen wird Bupropion am Beginn, das ermüdende Antidepressivum am Ende des Tages genommen.<ref name="schoepf_antidepressiva">J. Schöpf: „Moderne Antidepressiva – Wechseln, Kombinieren und Augmentieren“, Steinkopf Verlag Darmstadt, 2003, ISBN 3-7985-1426-7.</ref><ref name="woggon_psychopharmaka">Brigitte Woggon: „Behandlung mit Psychopharmaka“, 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2005. Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern 1998/2005, ISBN 3-456-83538-8.</ref> Schlaffördernde oder sexuell dämpfende Antidepressiva wiederum können durch Bupropion ausgelösten Schlafstörungen oder dem Priapismus entgegenwirken. Das Beheben von Nebenwirkungen anderer Antidepressiva ist keine zugelassene Indikation von Bupropion.
Die Idee, eine sexuelle Dysfunktion durch Behandlung mit anderen Antidepressiva durch zusätzliche Gabe von Bupropion zu bessern, wurde nach mehreren negativ verlaufenden klinischen Studien verworfen.<ref name="pubmed_sexdys_antidot_3">DeBattista C, Solvason B, Poirier J, Kendrick E, Loraas E: A placebo-controlled, randomized, double-blind study of adjunctive bupropion sustained release in the treatment of SSRI-induced sexual dysfunction. in: J. Clin. Psychiatry 2005 Bd. 66, Nr. 7, S. 844–848; PMID 16013899.</ref><ref name="pubmed_sexdys_antidot_1" /><ref name="pubmed_sexdys_antidot_2" />
Nebenwirkungen
Bupropion unterscheidet sich in seinem Nebenwirkungsprofil sehr von den gewöhnlich verwendeten Antidepressiva, weil als Nebenwirkungen vor allem die typischen Nebenwirkungen von Psychostimulanzien vorkommen. Häufigste Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit, wobei letztere durch Vermeidung der Medikamenteneinnahme zur Schlafenszeit vermindert werden kann. Weitere Nebenwirkungen können u. a. sein: Kopfschmerzen, Benommenheit, Appetitlosigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Zittern, Angst, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit. Außerdem kann Bupropion (den medizinischen Notfall) Priapismus auslösen oder einen Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz bewirken.<ref name="nami">Wellbutrin (bupropion) (englisch) bei NAMI.</ref><ref name="rxlist_sideeffects">Zyban – Side Effects (englisch) bei RxList.</ref>
Bupropion weist einen prokonvulsiven (krampffördernden) Effekt auf. Es kann sowohl Krampfanfälle bei Menschen auslösen, die keine diesbezügliche Vorgeschichte aufweisen, als auch die Krampfschwelle von zu Krämpfen neigenden Menschen senken. Insgesamt sind Krampfanfälle jedoch auch bei diesem Medikament eine seltene und dosisabhängige Nebenwirkung.<ref name="gelbeliste_elontril">Gelbe Liste: Präparateinformation Elontril®, April 2007.</ref> Die Häufigkeit wird mit 0,1 % im Dosisbereich bis 450 mg angegeben.<ref name="Fachinfo" /> Erst bei Dosen ab 600 mg/Tag steigt das statistische Risiko für Krampfanfälle plötzlich rasch an.
Bei längerer oder häufiger Anwendung kann ein Suchtverhalten nicht ausgeschlossen werden. In einer Studie der Innsbrucker Universitätsklinik wurde herausgefunden, dass etwa sechs Prozent aller Probanden ein „high“-Gefühl durch Bupropion bekommen haben. Koffein in einer Menge, die zwei Tassen starkem Kaffee entspricht, produzierte bei der getesteten Rauchergruppe jedoch deutlich stärkere „angenehme Effekte“ und „high-Gefühle“ als Bupropion.<ref name="DOI10.1159/000075550">Gerald Zernig, Harriet De Wit u. a.: Subjective Effects of Slow-Release Bupropion versus Caffeine as Determined in a Quasi-Naturalistic Setting. In: Pharmacology. 70, 2004, S. 206, doi:10.1159/000075550.</ref><ref>Rauchen: Süchtig durch Entwöhnungsmittel? In: diepresse.com. Abgerufen am 28. Mai 2015. </ref>
Besondere Vorsicht ist geboten bei zu Psychosen neigenden Patienten, denn Bupropion kann in seltenen Fällen eine psychotische Phase auslösen. Dies gilt auch bei manisch-depressiven Menschen, denn dieser Wirkstoff kann eine sog. Sekundär-Manie auslösen. Auch bei Menschen mit Anorexia nervosa (Magersucht) muss Vorsicht geboten sein, denn Bupropion kann durch die gelegentlich vorkommende Nebenwirkung der Gewichtsabnahme die Magersucht verschlimmern.
Bupropion besitzt als β-Ketoamphetamin-Derivat (Cathinon-Derivat) chemisch ähnliche Struktur zu Amphetamin. Es ist möglich, dass Patienten, die Bupropion zu sich nehmen, bei einem urinalen Drogentest positive Resultate in der Gruppe der Amphetamine oder Methamphetamine bekommen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Antidepressiva – insbesondere SSRI – wirkt sich Bupropion viel weniger bis gar nicht einschränkend auf die sexuelle Funktion aus. Dies zeigte sich in Vergleichsstudien vor allem bei Männern, da Frauen weit weniger zu durch Antidepressiva ausgelösten sexuellen Dysfunktionen neigen. Namentlich in Studien bezüglich Venlafaxin,<ref name="pubmed_venla_comp">Thase ME, Clayton AH, Haight BR, Thompson AH, Modell JG, Johnston JA: A double-blind comparison between bupropion XL and venlafaxine XR: sexual functioning, antidepressant efficacy, and tolerability, in: J Clin Psychopharmacol. 2006 Oct;26(5):482–488; PMID 16974189.</ref> Paroxetin,<ref name="pubmed_parox_comp">Kennedy SH, Fulton KA, Bagby RM, Greene AL, Cohen NL, Rafi-Tari S: Sexual function during bupropion or paroxetine treatment of major depressive disorder, in: Can J Psychiatry 2006 Mar;51(4):234–242; PMID 16629348.</ref> Sertralin,<ref name="pubmed_sertra_comp_1">Croft H, Settle E Jr, Houser T, Batey SR, Donahue RM, Ascher JA: A placebo-controlled comparison of the antidepressant efficacy and effects on sexual functioning of sustained-release bupropion and sertraline, in: Clin Ther. 1999 Apr;21(4):643–658; PMID 10363731.</ref><ref name="pubmed_sertra_comp_2">Coleman CC, Cunningham LA, Foster VJ, Batey SR, Donahue RM, Houser TL, Ascher JA: Sexual dysfunction associated with the treatment of depression: a placebo-controlled comparison of bupropion sustained release and sertraline treatment, in: Ann Clin Psychiatry 1999 Dec;11(4):205–215; PMID 10596735.</ref><ref name="pubmed_sertra_comp_3">Segraves RT, Kavoussi R, Hughes AR, Batey SR, Johnston JA, Donahue R, Ascher JA: Evaluation of sexual functioning in depressed outpatients: a double-blind comparison of sustained-release bupropion and sertraline treatment, in: J Clin Psychopharmacol. 2000 Apr;20(2):122–128; PMID 10770448.</ref> Escitalopram<ref name="pubmed_escit_comp">Clayton AH, Croft HA, Horrigan JP, Wightman DS, Krishen A, Richard NE, Modell JG: Bupropion extended release compared with escitalopram: effects on sexual functioning and antidepressant efficacy in 2 randomized, double-blind, placebo-controlled studies, in: J Clin Psychiatry 2006 May;67(5):736–746; PMID 16841623.</ref> und Fluoxetin<ref name="pubmed_fluox_comp">Coleman CC, King BR, Bolden-Watson C, Book MJ, Segraves RT, Richard N, Ascher J, Batey S, Jamerson B, Metz A: A placebo-controlled comparison of the effects on sexual functioning of bupropion sustained release and fluoxetine, in: Clin Ther. 2001 Jul;23(7):1040–1058; PMID 11519769.</ref> wurde festgestellt, dass Bupropion im Gegensatz zu den Vergleichsarzneien weitgehend frei von Nebenwirkungen auf die sexuelle Funktion ist.
Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit
Die Sicherheit von Bupropion während der Schwangerschaft beim Menschen ist nicht nachgewiesen. Das potenzielle Risiko für den Menschen ist unbekannt. Bupropion sollte deswegen in der Schwangerschaft nur dann eingenommen werden, wenn es unbedingt erforderlich ist. Bupropion und seine Metaboliten treten in die Muttermilch über. Mütter sollten bei Einnahme von Bupropion nicht stillen.<ref name="Kompendium">Fachinformation des Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Wellbutrin® XR; Stand: April 2007.</ref>
Handelsnamen
Elontril (D, A), Wellbutrin (A, CH, L), Zyban (D, A, CH), Forfivo XL (USA, 450 mg)<ref>Rote Liste, 08/2009.</ref><ref>AM-Komp. d. Schweiz, 08/2009.</ref><ref>AGES-PharmMed, 08/2009.</ref><ref>IntelGenX</ref>
Literatur
- J. Schöpf: Moderne Antidepressiva – Wechseln, Kombinieren und Augmentieren, Steinkopf Verlag Darmstadt, 2003. ISBN 3-7985-1426-7
- Brigitte Woggon: Behandlung mit Psychopharmaka, 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2005. Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern 1998/2005. ISBN 3-456-83538-8
Weblinks
- Arzneimittel-Kompendium der Schweiz: Bupropion-Präparate
- Bupropion bei Drugs.com – Drug Information Online
- Bupropion: What Mechanism of Action? (englisch) bei www.Preskorn.com
Einzelnachweise
<references />
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