Novartis


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Novartis AG
Novartis-Logo.svg
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN CH0012005267
Gründung 1996
Sitz Basel, Schweiz
Leitung Joseph Jimenez (Vorsitzender der Geschäftsleitung)<ref>Novartis Executive Committee, Joseph Jimenez.</ref>
Jörg Reinhardt<ref>Novartis Board of Directors, Daniel Vasella, M.D.</ref> (VR-Präsident)
Mitarbeiter 135'696 (2014)<ref name="Jahresbericht 2014">Jahresbericht 2014, S. 27. www.novartis.com</ref>
Umsatz 58,0 Mrd. USD (2014)<ref name="Novartis_Delivers">www.novartis.com, Pressemeldung vom 27. Januar 2015.</ref>
Branche Biotechnologie und Pharmazie
Website www.novartis.com

Die Novartis AG (von lat. novae artes «neue Künste») ist ein Biotechnologie- und Pharmaunternehmen mit Sitz in Basel (Schweiz). Novartis entstand 1996 aus einer Fusion der beiden ehemaligen Basler Pharma- und Chemieunternehmen Ciba-Geigy AG und Sandoz. Es war damals die grösste Firmenfusion der Welt. Novartis ist seit 2012 das grösste Pharmaunternehmen weltweit.<ref name="IMS_Health">IMS Health Infografik: Führende pharmazeutische Unternehmen in Deutschland und weltweit im Jahr 2012 (PDF; 25 kB), IMS Health, Infografik 04/2013, abgerufen am 4. Februar 2014.</ref><ref> Frankfurter Rundschau: Novartis überflügelt Pfizer Artikel vom 15. April 2013, abgerufen am 18. Dezember 2013</ref><ref>Pharm Exec's 2014 ranking of the top 50 pharma companies worldwide www.pharmexec.com, abgerufen am 19. Februar 2015</ref> Im Ranking der 20 Unternehmen mit den weltweit höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) stand im Jahr 2014 Novartis (nach Roche und vor Toyota) an sechster Stelle.<ref>Global Innovation 1000 Study 2014: Tob 20 R&D spenders, abgerufen am 19. Februar 2015.</ref>

Geschichte

Novartis geht auf mehrere Basler Firmen zurück, die sich alle im 19. Jahrhundert mit der Produktion von Anilinfarbstoffen aus Teer beschäftigten. Neben dem Rhein, der für Brauchwasser und die Entsorgung der festen und flüssigen Abfälle genutzt werden konnte,<ref>Martin Forter: Farbenspiel – Ein Jahrhundert Umweltnutzung durch die Basler chemische Industrie . Chronos Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-905313-46-4.</ref> waren die Anwesenheit von Färbereien, ein gut ausgebauter internationaler Handel, lokales Kapital und ein ausreichendes Angebot an Arbeitskräften wichtige Standortfaktoren für die Entwicklung der Basler Farbstoffindustrie. Die ersten Chemiker und das Know-how für die Farbstoffherstellung kamen aus Frankreich. Ausser der Hoffmann-La Roche gehen alle Basler Pharmaunternehmen mit Wurzeln im 19. Jahrhundert auf die Teerfarbenproduktion zurück und fusionierten über mehrere Stufen zu Novartis.

Datei:Industria Novartis.jpg
Novartis Firmensitz in Basel

J.R. Geigy

1758 begann Johann Rudolf Geigy-Gemuseus (1733–1793), im Raum Basel mit «Materialien, Chemikalien, Farbstoffen und Heilmitteln aller Art» zu handeln. 1857 richteten Johann Rudolf Geigy-Merian (1830–1917) und Johann Müller-Pack ein Farbholz- und ein Farbextraktionswerk am Riehenteich (Rosentalquartier) ein und nahmen zwei Jahre später die Produktion von synthetischem Fuchsin auf.

1901 wurde seine Firma eine Aktiengesellschaft und hiess seit 1914 J.R. Geigy AG. Geigy begann 1935 mit der Produktion von Insektiziden und gründete drei Jahre später eine pharmazeutische Abteilung. Das neue Werk Schweizerhalle wurde errichtet, und der Geigy-Forscher Paul Hermann Müller entdeckte die insektizide Wirkung von DDT, wofür er 1948 den Nobelpreis erhielt. In den 1940er- bis 1960er-Jahren entwickelte Geigy verschiedene Produkte, darunter das Antirheumatikum Phenylbutazon (Butazolidin), Herbizide wie Simazin oder Atrazin, Psychopharmaka wie Imipramin (Tofranil) oder Clomipramin (Anafranil), Bluthochdruckmittel wie das Diuretikum Chlortalidon (Hygroton) oder das Antiepileptikum Carbamazepin (Tegretol; Warenzeichen in Deutschland: Tegretal).

Ciba

Alexander Clavel (1805–1873) nahm 1859 die Produktion von Fuchsin in seiner Seidenfärberei in Basel auf. Umweltauflagen der Stadt zwangen ihn 1864, die Produktion von der Rebgasse in der Kleinbasler Altstadt in eine neu erbaute Fabrik für synthetische Farbstoffe an der Klybeckstrasse zu verlegen.<ref>CIBA: Herkunft und Gestalt der Industriellen Chemie in Basel – Herausgegeben von der CIBA aus Anlass ihres 75 jährigen Bestehens als Aktiengesellschaft. Urs Graf-Verlag, Olten und Lausanne 1959.</ref> Diese Produktionsstätte verkaufte er 1873 an die neue Firma Bindschedler & Busch, um sich wieder ganz der Seidenfärberei zu widmen. 1884 wurde die Firma in Gesellschaft für Chemische Industrie Basel umbenannt. Deren Abkürzung Ciba wurde so geläufig, dass sie 1945 zum offiziellen Firmennamen erklärt wurde.

Das vom Mülhauser Chemiker Armand Gerber 1864 ursprünglich als Anilinfarbenfabrik A. Gerber & Uhlmann gegründete Anilinfarbenwerk vormals A. Gerber & Cie. wurde 1898 integriert und ergänzte das Fabrikareal an der Klybeckstrasse. 1908 erfolgt die Fusion mit der Basler Chemischen Fabrik mit Werken in Kleinhüningen (Kanton Basel-Stadt) und Monthey (Kanton Wallis). Nach Erzeugnissen wie dem Antiseptikum Vioform oder dem Antirheumatikum Salen um die Jahrhundertwende errichtete Ciba um die 1910er Jahre Fabriken unter anderem in Clayton (England), Mailand (Italien), Berlin und Russland. 1954 wurde mit der Produktion von Insektiziden begonnen. 1963 kam Deferoxamin (Desferal) zur Behandlung von Eisen- und Aluminiumüberladung in Verbindung mit der Blutkrankheit Thalassämie auf den Markt.

1963 begann CIBA mit dem Erwerb von Ilford-Aktien und wurde 1967–1969 schliesslich nach Übernahme der ICI-Anteile Alleinaktionär der britischen Firma. Damit wurde die CIBA auch zu einem Fotografie-Unternehmen. CIBA förderte und übernahm die Kommerzialisierung des Fernseh-Grossprojektors Eidophor von Edgar Gretener.

1970 fusionierten Ciba und J. R. Geigy AG zur Firma Ciba-Geigy AG; ab 1992 trat das Unternehmen als Ciba auf.

Sandoz

1886 gründeten Alfred Kern (1850–1893) und Edouard Sandoz (1853–1928) die Chemiefirma Kern & Sandoz im St.-Johann-Quartier an der Gasstrasse in Basel. Die ersten Farbstoffe, die dort hergestellt worden sind, waren Alizarinblau und Auramin. Nach Kerns Tod wurde 1895 das Partnerunternehmen in die Aktiengesellschaft Chemische Fabrik vormals Sandoz umgewandelt und im gleichen Jahr das fiebersenkende Mittel Phenazon (Antipyrin) hergestellt. 1899 wurde mit der Produktion des Süssstoffes Saccharin begonnen. 1917 begann man unter Arthur Stoll (1887–1971) mit der pharmazeutischen Forschung. Zwischen den Weltkriegen wurden daraufhin Gynergen (1921) und Calcium-Sandoz (1929) auf den Markt gebracht. Seit 1929 stellte Sandoz auch Chemikalien für Textilien, Papier und Leder her, 1939 kamen ausserdem Agrochemikalien dazu. In den 1930er-Jahren wurde das Psychopharmakon LSD entwickelt, das in den 1960er-Jahren wieder zurückgezogen wurde.

Der Aufbau des Werks Schweizerhalle an der Rothaustrasse in Muttenz wurde 1946 begonnen. 1964 wurden erste Auslandsniederlassungen gegründet. 1967 fusionierte Sandoz mit der Wander AG (bekannt für Ovomaltine und Isostar) und übernahm zudem die Firmen Delmark, Wasa (Knäckebrothersteller aus Schweden) und 1994 Gerber Babynahrung aus den USA.

Chemiekatastrophe vom 1. November 1986

Am 1. November 1986 ereignete sich in einer Lagerhalle von Sandoz in Schweizerhalle bei Basel eine Brandkatastrophe. Rund 1300 Tonnen Chemikalien gingen in Flammen auf. Das verunreinigte Löschwasser gelangte teilweise in den Rhein und vernichtete dort einen grossen Teil des tierischen und pflanzlichen Lebens. Es dauerte Jahre, bis sich der Fluss wieder erholt hatte. Der Unfall galt als eine der grössten bis dahin stattgefundenen Umweltkatastrophen und erschütterte den Glauben an die Sicherheit der chemischen Industrie. Gleichzeitig war er Anlass zum Umdenken im Störfall- und Gewässerschutz. 1995 wurde die Sparte Spezialitätenchemie als eigene Firma unter dem Namen Clariant AG mit Firmensitz in Muttenz verselbständigt.<ref>Anna Bálint: Clariant clareant. Die Anfänge eines Spezialitätenchemiekonzerns. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2011, ISBN 978-3-593-39375-9.</ref><ref>Anna Bálint, Clariant clareant. The beginnings of a specialty chemicals company. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2012, ISBN 978-3-593-39374-2.</ref> Damit gehört auch das ehemalige Werk Schweizerhalle an der Rothaustrasse in Muttenz nicht mehr zu Sandoz.

Auf dem Sandoz-Brandplatz in Schweizerhalle ist eine Deponie zurückgeblieben. Sie enthält Schadstoffe vom Grossbrand vom 1. November 1986. Es gelangen noch immer mehr Brandschadstoffe in das Grundwasser, als zwischen Sandoz und Behörden 1989/90 vereinbart.<ref>Martin Forter: Falsches Spiel. Die Umweltsünden der Basler Chemie vor und nach «Schweizerhalle». Chronos, Zürich 2010, ISBN 978-3-0340-1007-8.</ref><ref>Artikel zur Schweizerhalle-Deponie, Website von Martin Forter, abgerufen am 23. September 2011.</ref>

Novartis

1996 entstand aus Ciba-Geigy AG und Sandoz das Unternehmen Novartis. Die Firma wurde am 20. Dezember 1996 offiziell eingetragen. 1997 erfolgte die Ausgliederung der Sparte Chemie als eigene Firma unter dem Namen Ciba Spezialitätenchemie AG mit Sitz in Basel. Mit der Auslagerung des Industriechemikaliengeschäfts, das auch die Farbstoffe beinhaltet, verliess Novartis endgültig seine historischen Wurzeln. 1999 wurde der Geschäftsbereich Wasa an die Barilla Alimentare S.p.A. mit Sitz in Parma/Italien verkauft.

Ebenfalls 1999 erfolgte die Ausgliederung des Agrarbereichs und der Zusammenschluss mit der Agrarsparte von AstraZeneca. Das neu entstandene Unternehmen Syngenta, mit Sitz in Basel, wird zum weltgrössten Agrarkonzern.

2003 fasste Novartis seine Generika-Firmen unter dem Namen Sandoz zu einem Teilkonzern mit Hauptsitz in Wien zusammen. Seither ist Sandoz wieder als Markenname für den Konsumenten sichtbar. Nach Übernahme des deutschen Generika-Herstellers Hexal verlegte Novartis 2005 den Sandoz-Hauptsitz an den Hexal-Standort nach Holzkirchen. Gerber Babynahrung wurde im April 2007 für 5,5 Milliarden US-Dollar an Nestlé verkauft.<ref>Netzeitung: Nestle investiert in Babynahrung (Memento vom 5. Oktober 2013 im Internet Archive), 12. April 2007.</ref>

2008 verkaufte Nestlé seine Anteile an dem Augenpflegemittel-Hersteller Alcon in Höhe von 25 % für elf Milliarden Dollar an Novartis. Nestlé hielt zu diesem Zeitpunkt insgesamt 77 % Alcon-Anteile. Die restlichen 52 % wurden 2010 ebenfalls von Novartis übernommen.<ref>Alcon Novartis steigt bei Nestlé-Tochter ein in Der Standard vom 11. Juni 2008.</ref><ref>Novartis: Kauf des Alcon-Pakets abgeschlossen in manager-magazin vom 26. August 2010.</ref>

Vom 21. April 1999 bis Anfang 2010 war Daniel Vasella CEO und zugleich Verwaltungsratspräsident. Sein Nachfolger als CEO wurde Joseph Jimenez. Vasella blieb Präsident des Verwaltungsrats.<ref>Novartis Website: Lebenslauf von Joseph Jimenez (PDF; 66 kB).</ref> An der Generalversammlung vom 22. Februar 2013 stellte sich Vasella nicht mehr zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat. Sein Nachfolger im Verwaltungsrat und als Verwaltungsratspräsident wurde zum 1. August 2013 Jörg Reinhardt, bis dahin übernahm Vasellas Stellvertreter im Verwaltungsrat Ulrich Lehner die Leitung des Gremiums. Vasella wurde zum Ehrenpräsidenten des Verwaltungsrats ernannt.<ref>Mit Innovationskraft macht Novartis 2012 den Ablauf von Patenten wett; Beginn der nächsten Wachstumsphase 2013 erwartet. Medienmitteilung der Novartis vom 23. Januar 2013.</ref> Seit 1999 ist bereits der frühere Verwaltungsratspräsident Alex Krauer Ehrenpräsident.<ref>Novartis (1996–Gegenwart). Novartis, abgerufen am 18. Februar 2013.</ref>

Nach öffentlichen Protesten verzichteten Vasella und Novartis im Februar 2013 auf ein Konkurrenzverbot für Vasella, das mit einer Entschädigung von 72 Millionen Franken für sechs Jahre (=12 Millionen pro Jahr) verbunden gewesen wäre.<ref>«Ich habe verstanden» In: Tages-Anzeiger.ch/Newsnet vom 19. Februar 2013; abgerufen am 19. Februar 2013.</ref>

Im Juli 2013 gab Novartis bekannt, dass Vasella für «gewisse Übergangsdienstleistungen» zwischen Februar und Ende Oktober 2013 knapp 5 Millionen Franken (4,4 Millionen Euro), davon 2,2 Millionen Franken in Aktien, erhält. Ein bis Ende 2016 laufender Beratervertrag garantiert Vasella 25'000 Dollar je Tag Beratung. Die Mindestsumme beträgt 250'000 US-Dollar für jedes der Jahre 2014, 2015 und 2016.<ref>Novartis gibt definitive Vereinbarung mit Dr. Daniel Vasella bekannt. Medienmitteilung vom 17. Juli 2013.</ref>

2013 verlegte Novartis seinen zentralisierten Hauptverwaltungsstandort von Novartis Pharma, Sandoz Pharmaceuticals, Alcon und Consumer Health nach Rotkreuz ZG.<ref name="neuelz130614">Novartis bündelt Geschäftseinheiten in Rotkreuz, Neue Luzerner Zeitung, 14. Juni 2013.</ref>

Die in Marburg ansässige Impfstoff- und Diagnostika-Sparte Novartis Vaccines and Diagnostics produziert Grippeimpfstoffe und entwickelt Meningokokkenimpfstoffe.<ref>Novartis Vaccines: Über Novartis Vaccines.</ref> Wegen der Produktion von Impfstoffen gegen Tollwut stand Novartis Marburg 2008 auf einer geheimen US-Liste essenzieller Einrichtungen.<ref>Liste der Critical Foreign Dependencies Initiative (CFDI).</ref>

Am 22. April 2014 verkündete Novartis einen Grossumbau per Tauschgeschäft: Für insgesamt 16 Milliarden US-Dollar übernahm der Konzern die Krebsmedikamente von GlaxoSmithKline (GSK), im Gegenzug gab es 7,1 Milliarden Dollar plus Umsatzbeteiligung für die Novartis-Impfstoffe. Die Tierarzneimittelsparte übernahm Lilly für 5,4 Milliarden Dollar.<ref> APOTHEKE ADHOC: Tauschgeschäft der Pharma-Giganten.</ref> Das Tauschgeschäft mit GSK wurde am 2. März 2015 abgeschlossen.<ref name="pm2015">Novartis announces completion of transactions with GSK. Pressemitteilung vom 2. März 2015, abgerufen am 16. Juni 2015.</ref>

Sein OTC-Geschäft brachte Novartis in ein neues gemeinsames Unternehmen mit GSK mit dem Namen GSK Consumer Healthcare ein.<ref> APOTHEKE ADHOC: Der neue OTC-Riese.</ref> Der Anteil von Novartis an GSK Consumer Healthcare liegt bei 36,5 %.<ref name="pm2015" />

Novartis Österreich

Datei:Novartis-wien-Liesing Abbruch3.JPG
Abbruch des Novartis Gebäudekomplexes in Wien Liesing

Anfang 1970 wurde in Wien, Österreich, das Sandoz-Forschungsinstitut (deutsche Abkürzung: SFI, englische Abkürzung: SRI) gegründet, das nach der Fusion von Sandoz mit Ciba-Geigy im Jahr 1996 in Novartis-Forschungsinstitut (deutsche Abkürzung: NFI, englische Abkürzung: NRI) umbenannt wurde. Dieses Forschungsinstitut wurde ein Teil des 2003 gegründeten Novartis Institutes for Biomedical Research (NIBR).

Das Forschungsinstitut, das rund 220 Personen beschäftigte, wurde Mitte 2008 im Zuge einer Reorganisation geschlossen.<ref>krone.at: Novartis schließt Wiener Forschungsbüro – 240 Jobs wackeln.</ref> Von Juli bis Oktober 2013 wurden alle Gebäude in Wien-Liesing abgebrochen.

Datei:Novartis Austria GmbH.jpg
Novartis Österreich Hauptsitz

Die Novartis Austria GmbH ist die Länderholding der Novartis in Österreich und hat ihren Sitz in Wien, Leopoldstadt. George Zarkalis leitet als Country President die österreichische Novartis-Gruppe, die mit folgenden Unternehmen tätig ist <ref name="Novartis Österreich Geschäftsbereiche">Novartis Österreich Geschäftsbereiche</ref>:

  • Novartis Pharma GmbH inkl. Vaccines und Forschungseinheit Dermatologie
  • Sandoz GmbH
  • Alcon Ophthalmika GmbH
  • Novartis Consumer Health-Gebro GmbH
  • Novartis Animal Health GmbH

Novartis ist mit mehr als 4'000 Mitarbeitern das grösste Pharmaunternehmen Österreichs und erzielte im Jahr 2011 in Österreich eine Gesamtwertschöpfung von € 1,22 Milliarden. Das entspricht 0,4 % des gesamten Bruttoinlandsprodukt in Österreich. Novartis schafft direkt rund 4.100 Arbeitsplätze, indirekt resultieren daraus fast 8'800 Jobs in Österreich. So arbeitet jeder 400ste Arbeitnehmer in Österreich direkt oder indirekt für Novartis. <ref name="Novartis in Österreich">Novartis in Österreich.</ref>

Standorte

Die Unternehmen der Novartis-Gruppe sind auf Standorte in ganz Österreich aufgeteilt: Wien, Kundl, Schaftenau, Unterach am Attersee und Fieberbrunn. <ref name="Novartis Österreich Standorte">Novartis Österreich Standorte.</ref>

Umsatz und Gewinn

Der Nettoumsatz betrug im Jahr 2014 58,0 Milliarden US-Dollar (1 Prozent mehr als im Vorjahr), der Reingewinn 10 Milliarden US-Dollar. Dies ist vor allem Produkten wie Diovan® (Valsartan), Glivec® (Imatinib), Aclasta®/Zometa® (Zoledronat), Femara® (Letrozol) und Lucentis® (Ranibizumab) zu verdanken.<ref name="Novartis_Delivers" />

Produkte

Novartis vertreibt zahlreiche verschreibungspflichtige und verschreibungsfreie Produkte sowie Präparate aus dem Bereich der Tiergesundheit. Hier eine Auswahl bekannter Medikamente:

Pipeline

Novartis hat zahlreiche Produkte in der klinischen Entwicklung. Im April 2014 veröffentlichte Novartis eine Liste von 19 Kandidaten, allein im onkologischen Bereich: u.a. Ceritinib (LDK378)<ref>Novartis gains FDA approval for Zykadia(TM), first therapy for patients with ALK+ NSCLC previously treated with the ALK inhibitor crizotinib, Pressemeldung vom 29. April 2014, abgerufen am 30. April 2014.</ref>, LEE011, BKM120, BYL719, LDK378, BGJ398, CGM097, LGX818 und EGF816.<ref name="Pipeline">Novartis data on 19 compounds at AACR highlight strong cancer pipeline across multiple molecular targets and biological pathways, Pressemeldung vom 3. April 2014, abgerufen am 4. April 2014.</ref>

Serelaxin (RLX030) erhielt für die Indikation Herzinsuffizienz ("Acute Heart Failure") im Januar und Mai 2014 jeweils eine negative Zulassungsempfehlung des Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP). Anhand von Daten aus einer laufenden Phase-III-Studie (RELAX-AHF-2) beabsichtigt Novartis aber, erneut einen Zulassungsantrag zu stellen.<ref>Novartis provides update on EU marketing authorization application for RLX030 in acute heart failure, PM Novartis vom 23. Mai 2014, abgerufen am 26. Mai 2014</ref>

Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung

Die Firma Novartis ist Trägerin der Novartis Stiftung für Nachhaltige Entwicklung. Ihr Präsident und Geschäftsführer ist Klaus M. Leisinger. Die Novartis Stiftung ist Initiator von Projekten zur Verbesserung der Gesundheit in Entwicklungsländern. Schwerpunkte der Arbeit sind unter anderem die Bekämpfung von Lepra, Malaria und Tuberkulose sowie die Unterstützung von AIDS Waisen. Die Novartis Stiftung forscht und publiziert im Bereich der Unternehmensethik und fungiert als Schnittstelle zwischen dem Privatsektor und internationalen Organisationen.

Daneben gibt es die Novartis Stiftung, ehemals Ciba-Geigy Jubiläums-Stiftung, die im Bereich Forschungsförderung tätig ist.

Novartis Campus

Das alte Produktionsareal St. Johann in Basel mit 20 Hektar Fläche wird neu gestaltet und als «Campus des Wissens» bezeichnet werden. Die gesamte Infrastruktur erfährt eine umfassende Erneuerung. Im weltweiten Ringen um die besten Arbeitskräfte sollen im "Campus des Wissens" für die Mitarbeitenden entsprechend gute Arbeitsbedingungen geschaffen werden. In seinem Endausbau werden im "Novartis Campus" 10'000 Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.<ref>Novartis Campus, abgerufen am 20. Februar 2015.</ref>

Der rechtwinklig angelegte Masterplan stammt von Vittorio Magnago Lampugnani, die ersten vier Bürobauten stammen von den Architekten SANAA, Peter Märkli, Vittorio Magnago Lampugnani und Roger Diener mit Helmut Federle und Gerold Wiederin, das erste Laborgebäude von Adolf Krischanitz. Bis 2012 kommen sechs Labor- und drei Bürobauten dazu. Das Gesamtprojekt ist bis 2030 angelegt, mit geplanten Gesamtinvestitionen von 2 Milliarden CHF.

Für Erweiterungen ihres Areals bezahlt Novartis der Stadt Basel 100 Millionen CHF. Der Hafen St. Johann wird aufgehoben, Novartis kann seine Fläche zum Rhein hin ausdehnen, die Hüningerstrasse, die das Werkgelände durchschneidet, wird geschlossen und eventuell überbaut, für die Öffentlichkeit gibt es einen frei zugänglichen Uferstreifen am Rhein.

Im Nordwesten des Areals entsteht eine Hochhauszone, geplant sind zwei 120 Meter hohe Türme. Bei Novartis soll ein Hochschulzentrum für Life Sciences entstehen.<ref>Novartis Campus – novartis.ch.</ref>

Kritik

In Deutschland geriet der Konzern 2007 scharf in die Kritik wegen des Preises für das neu zugelassene Medikament Lucentis® (Wirkstoff Ranibizumab) zur Behandlung der feuchten altersbedingten Makuladegeneration.<ref>Nicola Kuhrt: Schuss ins Auge (DIE ZEIT, 8. Mai 2008 Nr. 20, Zugriff: 2. November 2009).</ref> Es ist etwa 50-mal teurer als das bis dahin vorrangig eingesetzte Avastin, das allerdings nicht für diesen Einsatz zugelassen ist. Mit der Zulassung von Lucentis darf Avastin nun nicht mehr verschrieben werden. Kritiker sehen in dem neuen Medikament lediglich eine Weiterentwicklung von Avastin, Novartis spricht dagegen von einem völlig neu entwickelten Medikament. Experten schätzen die Mehrkosten für das Gesundheitssystem allein durch dieses Medikament auf mehrere Milliarden Euro. Prof. Wolf-Dieter Ludwig, der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, warf dem Konzern vor, dass er «für sein Monopol einen horrenden Preis» verlange. Novartis sieht nach eigenen Berechnungen eine deutlich geringere Belastung für das Gesundheitssystem und verhandelt mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und den Krankenkassen über einen Preisnachlass.<ref>Patrick Hünerfeld: Kostenlawine durch neues Medikament?@1 @2 Vorlage:Toter Link/www.tagesschau.de → Erläuterung (19. Mai 2007, Zugriff: 20. Mai 2007).</ref>

Derzeit läuft eine Klage des Unternehmens gegen den Staat Indien, da dessen Patentrecht die Herstellung von deutlich verbilligten Generika vorsieht. Indien ist durch seine Patentrechtregelung, die keinen Patentschutz beispielsweise bei nur geringfügig veränderter Wirkstoffzusammensetzung vorsieht, zu einem wichtigen Ursprungsland von Generika geworden. Die Klage von Novartis wird vor allem von NGOs wie Ärzte ohne Grenzen stark kritisiert, da bei einem Urteil gegen die indische Regierung Millionen Menschen weltweit ohne bezahlbare medizinische Hilfe dastünden.<ref>die tageszeitung: Wer zahlt, darf überleben vom 31. Januar 2007.</ref> Die Klage wurde am 7. August 2007 abgewiesen, da sich das indische Gericht für unzuständig erklärte und Novartis an das Schlichtungstribunal der WTO verwies.<ref>taz: Indien stoppt Pharmariesen, 7. August 2007.</ref> Novartis erhielt für das Jahr 2007 den Negativaward von «Public Eye on Davos».

Im Oktober 2007 wurde Novartis «für die Bespitzelung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer» mit dem Negativpreis Big Brother Award in der Kategorie «Arbeitswelt» ausgezeichnet.<ref>Laudatio zur Verleihung des Big Brother Award 2007.</ref>

Im Mai 2010 wurde Novartis von einem Bezirksgericht in New York zu Strafzahlungen von 250 Millionen US-Dollar sowie zu Schadenersatzzahlungen an weibliche Angestellte in Höhe von 3,36 Millionen Dollar verurteilt, da ein Tochterunternehmen in den USA weibliche Angestellte in der Zeit von 2002 bis 2007 benachteiligt hatte. Novartis wies die Anschuldigungen zurück und kündigte daraufhin Berufung an.<ref>NZZ online: «Novartis geht in Berufung» Artikel vom 19. Mai 2010, abgerufen am 21. Mai 2010.</ref><ref>Novartis Pharmaceuticals Corporation: "US affiliate of Novartis strongly disputes claims of past discrimination in the US" (Memento vom 7. August 2010 im Internet Archive) (englisch) Medienmitteilung vom 19. Mai 2010.</ref> Im Juli 2010 schloss Novartis einen Vergleich mit den Klägern. Das Unternehmen kündigte an, 152,5 Millionen US-Dollar an die Betroffenen zu zahlen. Zudem will Novartis 22,5 Millionen US-Dollar für Programme zur Förderung von Frauen und die Verbesserung seiner Richtlinien ausgeben.<ref>Bieler Tagblatt: Novartis zahlt Diskriminierten 152,5 Mio. (Memento vom 20. September 2011 im Internet Archive), Artikel vom 15. Juli 2010.</ref>

Im März 2012 wurde bekannt, dass Novartis systematisch Patientendaten ausspioniert haben soll,<ref>tagesanzeiger.ch: «Krasse Verletzung des Arztgeheimnisses», 26. März 2012.</ref> indem Ärzte zum Zweck der Senkung der Abrechnungkosten Abrechnungsdaten kopieren und an Novartis weitergeben sollten.

Literatur

  • Von Basel in die Welt. Die Entwicklung von Geigy, Ciba und Sandoz zu Novartis. Vorwort von Daniel Vasella; Konzept und Text Walter Dettwiler; mit Beiträgen von Philpp Gafner, Carole Billod. Nachwort von Gerhard Schwarz. NZZ Libro, Zürich 2012, ISBN 978-3-03823-808-9
  • Martin Forter: Falsches Spiel. Die Umweltsünden der Basler Chemie vor und nach «Schweizerhalle». Chronos Verl., Zürich 2010, ISBN 978-3-0340-1007-8
  • Martin Forter: Farbenspiel. Ein Jahrhundert Umweltnutzung durch die Basler chemische Industrie. Chronos Verl., Zürich 2000, ISBN 978-3-905313-46-8
  • Christian Zeller: Globalisierungsstrategien – Der Weg von Novartis. Springer-Verlag, Berlin/New York 2001, ISBN 3-540-41629-3

Weblinks

Commons Commons: Novartis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />