Wertheim
Wappen | Deutschlandkarte | ||||||
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Wappen der Stadt Wertheim |
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dim= | globe= | name= | region=DE-BW | type=city
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Basisdaten | |||||||
Bundesland: | Baden-Württemberg | ||||||
Regierungsbezirk: | Stuttgart | ||||||
Landkreis: | Main-Tauber-Kreis | ||||||
Höhe: | 145 m ü. NHN | ||||||
Fläche: | 138,63 km² | ||||||
Einwohner: | 22.461 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-BW">Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2014 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).</ref> | ||||||
Bevölkerungsdichte: | 162 Einwohner je km² | ||||||
Postleitzahl: | 97877 | ||||||
Vorwahlen: | 09342, 09397 (Dertingen) | ||||||
Kfz-Kennzeichen: | TBB, MGH | ||||||
Gemeindeschlüssel: | 08 1 28 131 | ||||||
LOCODE: | DE WTM | ||||||
Stadtgliederung: | Kernstadt, 15 Ortschaften und 5 Stadtteile | ||||||
Adresse der Stadtverwaltung: |
Mühlenstraße 26 97877 Wertheim | ||||||
Webpräsenz: | |||||||
Oberbürgermeister: | Stefan Mikulicz (CDU) | ||||||
Lage der Stadt Wertheim im Main-Tauber-Kreis | |||||||
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Wertheim (im taubergründischen Dialekt . Wir bitten die Bevölkerung und die staatlichen und städtischen Behörden der alten Amtsstadt Wertheim, vom frühen Morgen an bis einschließlich Samstag zu flaggen“. Dem Antrag auf Beflaggung, der von der NSDAP und der DNVP eingebracht wurde, wurde stattgegeben, ebenso dem Antrag auf Umbenennung zweier Straßen, nämlich der Bahnhofstraße in Hindenburgstraße und der Poststraße in Adolf-Hitler-Straße.<ref>Wie Hitler und Hindenburg Ehrenbürger der Stadt Wertheim wurden. In: Fränkische Nachrichten vom 25. März 2008</ref> Die heutige Hämmelsgasse hieß damals Robert-Wagner-Straße, benannt nach dem Gauleiter von Baden<ref>Michael Geringhoff: "Was soll aus unseren Jungen (sic) Leuten werden?". In: Wertheimer Zeitung vom 20./21. August 2011</ref>; die Judengasse und die Neben-Judengasse hingegen tragen auch heute den Namen Gerbergasse und Wehrgasse.<ref>Wertheimer Zeitung vom 21. Oktober 1938</ref> Am 7. Dezember 1945 wurde die Ehrenbürgerschaft für Hitler und von Hindenburg per Gemeinderatsbeschluss für nichtig erklärt.<ref name="Schreiben des Stadtarchivs Wertheim zur Ehrenbürgerschaft Hitlers und von Hindenburgs">Schreiben des Stadtarchivs Wertheim zur Ehrenbürgerschaft Hitlers und von Hindenburgs</ref>
1936 wurde das Bezirksamt Wertheim aufgehoben, Wertheim kam zum Bezirksamt Tauberbischofsheim, das 1939 in Landkreis Tauberbischofsheim umbenannt wurde. Im Jahr 1937 erhielt Wertheim auf dem Reinhardshof einen Militärflugplatz und wurde zur Garnisonsstadt.<ref name="Kennzeichen TBB">Axel Kallhardt, Gunter Meissner: Kennzeichen TBB. Heimatkunde für den Main-Tauber-Kreis. Verlag Waldemar Lutz, Lörrach, und Ernst Klett Schulbuchverlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-12-258280-5.</ref>
Boykott jüdischer Geschäfte
Noch vor dem reichseinheitlichen Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 organisierte die Wertheimer NSDAP-Ortsgruppe einen Boykott der jüdischen Geschäfte in der Stadt. So erschien bereits am 14. März eine Anzeige in der Wertheimer Zeitung, die „An die nationalrevolutionär gesinnte Bevölkerung von Stadt und Land“ gerichtet war. In ihr wurde bekanntgegeben, dass auf Wunsch der SA am Vortag um 2 Uhr die Schließung aller jüdischen Geschäfte erzwungen worden war. Die Geschäfte durften zwei Stunden nach dieser Aktion wieder öffnen, da Innenminister Frick Einzelaktionen verboten hatte. In der Anzeige wurden die Wertheimer Juden auch bezichtigt, den kommunistischen Aufmarsch [der Eisernen Front] durch Geldspenden unterstützt bezw. in Szene gesetzt zu haben.<ref>Anzeige An die nationalrevolutionär gesinnte Bevölkerung von Stadt und Land. In: Wertheimer Zeitung vom 14. März 1933</ref>
1934 wurden in Wertheim an den Ortseingängen Plakate und Schilder mit der Aufschrift "Juden unerwünscht" angebracht; auch die Werbetransparente für die Michaelis-Messe dieses Jahres wurden um das Transparent "Juden sind in Wertheim unerwünscht" ergänzt. Letztere wurden zusammen mit der Werbung nach der Michaelismesse am 8. Oktober 1934 entfernt. Bezüglich der Plakate an den Ortseingängen wurde der Minister des Innern in einem Schreiben vom 26. Oktober 1934 gebeten, auf eine Beseitigung dieser Schilder hinzuwirken, da „die Anbringung solcher Schilder (…) mit Rücksicht auf ihre schädigende Einwirkung auf den internationalen Fremdenverkehr und die Rolle, die das internationale Judentum spielt“, für bedenklich gehalten wurde. In der Antwort des Ministers des Innern vom 15. November 1934 wird darauf hingewiesen, dass die Anbringung der Schilder auf einer Anordnung der Kreisleitung beruhe und der stellvertretende Gauleiter Hermann Röhn sich auch für deren Entfernung einsetze, ebenso wie der Innenminister selbst. Am 3. und 4. November wurde die Kreisleitung von Röhn angewiesen, die Schilder zu entfernen. Dieser Beschluss wurde am 21. Juni 1935 sowie am 8. Mai 1936 vom Minister des Innern nochmals per Rundschreiben an Bezirksämter, Polizeipräsidien und Polizeidirektionen bekräftigt.<ref>Generallandesarchiv Karlsruhe 233/17 737</ref>
Repressalien gegen Stadtpfarrer Karl Bär
Der katholische Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968), zugleich Ortsvorsitzender der Zentrumspartei, wurde wiederholt Opfer von Anfeindungen und Repressalien, da er keinen Hehl aus seiner kritischen Einstellung gegenüber dem Nationalsozialismus machte. Im Oktober 1933 erschien ein Bericht in der Tauberbischofsheimer Zeitung „Der Franke“, in dem ausführlich darüber berichtet wurde, wie Pfarrer Bär einen Schüler der Handelsschule grob beschimpft haben soll, der ihn mit dem Hitlergruß gegrüßt hatte. Im Bericht wurde dieses Verhalten als „Sabotageakt“ bezeichnet.<ref>Der Franke vom 12. Oktober 1933</ref>
Auch das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg übte Druck auf Bär aus. In einem Schreiben vom 12. Juli 1934 forderte es den Stadtpfarrer dazu auf, sich versetzen zu lassen. Bär beantwortete das Schreiben mit der Randnotiz „Nein! Soll ich Feigling sein!“. In einem weiteren Schreiben, datierend auf den 3. Dezember 1934, rückte das Erzbischöfliche Ordinariat jedoch von dieser Aufforderung ab. Es erklärte darin dem Minister des Kultus, des Unterrichts und der Justiz, dass keine Veranlassung bestehe, die Versetzung Bärs weiterhin zu fordern. Beigefügt war dem Brief ein Schreiben des katholischen Stiftungsrats, in welchem dem Stadtpfarrer das volle Vertrauen ausgesprochen wurde. Auch wurde seine Loyalität gegenüber der Regierung bezeugt.<ref name="Der Wertheimer Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968)">Der Wertheimer Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968)</ref>
Am 23. Juli 1934 wurde Bärs Wohnung von der Gestapo nach politischen Schriften durchsucht. Bär ließ sich die erfolglose Durchsuchung bescheinigen.<ref name="Der Wertheimer Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968)" />
Im „Brennspiegel“ der „Volksjugend“ erschien der stark antijüdische Artikel „Pfarrer Bär und seine Juden“. Darin wird über ihn wie folgt berichtet: Herr Pfarrer Bär kann diese jüdischen Zeiten heute noch nicht vergessen. Man sieht ihn allzuhäufig bei den armen Wertheimer Obergaunern jüdischer Rasse stehen. So traf es sich auch am 8. Juli 1935 während der Schulpause, daß vor der Gewerbeschule Herr Pfarrer Bär auf dem Weg zum Religionsunterricht noch eine kleine Sonderpause machte. Er hatte nämlich Max Held, den jüdischen Kaufhauskrämer von Wertheim, getroffen, und nun unterhielt sich Pfarrer Bär mit dem Makkabäer Max Held vor dem Schulhaus auf das freundlichste. Held mauschelte und Pfarrer Bär lächelte! Als Reaktion hierauf hätten die übrigen Schüler aus dem Fenster Pfui! Pfui! gerufen. Der Artikel endet: Herr Pfarrer Bär ist kein jüdischer Rabbiner, sondern ein christlicher Seelsorger, und er lehrt nicht in Palästina, sondern im arischen Deutschland. Der Wertheimer Jugend aber sagen wir: „Ihr habt recht, wenn Ihr Euch gegen solche verjudeten Seelsorger wehrt!“ (...)<ref>Volksjugend Nr. 313, Führerverlag Karlsruhe</ref> Die Karlsruher Hitlerjugend nannte diesen Vorfall in einem Schreiben vom 12. August 1935 an das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg einen Fall rassischer Unsauberkeit.<ref name="Der Wertheimer Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968)" />
1940 willigte Bär in seine vorzeitige Pensionierung ein.<ref>Guido Weber: Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren: Pfarrer Karl Bär wurde Ehrenbürger. In: Wertheimer Zeitung vom 31. Dezember 2010/1./2. Januar 2011</ref> Er musste sich außerdem im April desselben Jahres des Vorwurfs erwehren, dass er durch den Einkauf einer übergroßen Menge Heringe gegen die Volksgemeinschaft verstoßen habe. Am 13. Juli 1942 beklagte sich Bär in einem Schreiben an einen Dekan in Freiburg über den geringen Rückhalt seitens der Kirche.<ref name="Der Wertheimer Stadtpfarrer Karl Bär (1880–1968)" />
Karl Bär wurde am 30. Dezember 1960 zum Ehrenbürger der Stadt Wertheim ernannt.
Einnahme der Stadt durch die US-Amerikaner
Im Januar 1945 sollte Wertheim bei einem britischen Luftangriff bombardiert werden; aufgrund der Witterung mussten die Flugzeuge jedoch abdrehen. Am Osterwochenende desselben Jahres wurde die Stadt dann jedoch direkt mit dem Krieg konfrontiert. Am 24. März gegen 4 Uhr morgens erhielt der Wertheimer Albrecht Englert vom Oberbefehlshaber der gesamten Westfront, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, den Funkspruch „Sämtliche Flussübergänge im Bereich von Frankfurt/Main bis Ochsenfurt/Main sind mit Sprengladungen zu versehen und beim Herannahen des Feindes zu sprengen.“ sowie weitere Befehle mit dem Inhalt, dass auf der Linie Aschaffenburg–Miltenberg–Wertheim–Eberbach „schnellstens eine Verteidigungsstellung aufgebaut werden“ und mehrere Einheiten „in Eilmärschen in dieses Gebiet einrücken“ sollten.
Am darauf folgenden Palmsonntag überflogen erste amerikanische Tiefflieger die Stadt und störten damit unter anderem eine Veranstaltung der Hitlerjugend unter NSDAP-Kreisleiter Dr. Hermann Schmitt, der anlässlich der Bedrohung die Zuschauer mit den Worten „Meine Damen und Herren, treten sie in die Gassen zurück“ zur Vorsicht aufforderte. Der Überflug feindlicher Flugzeuge setzte sich auch am nächsten Tag fort.
Am Dienstag, den 27. März, wurde die Oberschule für Jungen, das ehemalige Gymnasium, kriegsbedingt geschlossen und dort ein Befehlsstand der Armee eingerichtet. Der Befehl, alle Schiffe im Bereich der Schleuse Eichel zu sprengen, wurde am selben Tag zurückgenommen.
Während das nahegelegene Nassig am 30. März von den Amerikanern angegriffen wurde, gab es in Wertheim am frühen Abend Panzeralarm. Gegen 23 Uhr feuerte ein durchgebrochener Panzer auf der Höhe drei oder vier Schüsse auf das rechte Mainufer ab, etwas später wurde der Fliegerhorst auf dem Reinhardshof von seiner deutschen Besatzung teilweise in die Luft gesprengt. Zwischen 3 und 4 Uhr wurde dann die Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Main gesprengt, sie war dadurch fast mittig auseinandergebrochen.<ref>In Gottes Namen. Christliche Bräuche in Franken. Alte Menschen erinnern sich. 2002, Katholisches Senioren-Forum Diözese Würzburg</ref> Der Beschuss der Stadt blieb auch am Samstag nur vereinzelt; am Nachmittag erfolgte dann ein Aufruf zur Verteidigung der Stadt.
Nach der Einnahme von Nassig erhielt die 12. US-Panzerdivision Verstärkung durch nachrückende Infanterietruppen der 42. Infanterie-Division, um Wertheim am Ostersonntag einnehmen zu können.<ref>In diesen Tagen war sich jeder selbst der Nächste. In: Fränkische Nachrichten vom 26. März 2005</ref> Am Sonntag, den 1. April 1945, wurde versucht, den Volkssturm zur Stadtverteidigung zu versammeln. Am frühen Nachmittag dieses Tages sollte dann auch die Straßenbrücke über die Tauber von einem Sprengkommando gesprengt werden, es gelang jedoch nur, ein etwa zwei Meter großes Loch in die Brücke zu reißen, sodass der Verkehr weiterhin passieren konnte. Dies geschah angesichts der Tatsache, dass die Panzer der US-Armee zu diesem Zeitpunkt bereits bis zum Wartberg vorgedrungen waren und über die Stadt in Richtung Maintal schossen. Dekan Heinrich Schäfer notierte im Totenbuch der evangelischen Kirche Wertheim, dass durch den Beschuss in Eichel vier deutsche Soldaten starben und einer schwer verletzt wurde. „Diese Soldaten gehörten zu den wenigen, mit Maschinengewehren und Panzerfäusten ausgerüsteten Truppen, die für die Verteidigung von Wertheim gegen eine Übermacht erfolglos eingesetzt wurden“, so Schäfer.
Der Schaden durch den Treffer einer Brandbombe konnte durch die Feuerwehr auf das betroffene Gebäude begrenzt werden. Daraufhin forderten Anton Dinkel und Heinrich Herz den Bürgermeister auf, sofort die weiße Fahne auf dem Bergfried der Burg zu hissen, was nach einer Diskussion und dem Abgang des Bürgermeisters um 16.25 Uhr auch geschah, woraufhin der Beschuss Wertheims eingestellt wurde.<ref>Uwe Bauer: Die Straßen und Gassen waren nahezu menschenleer. In: Fränkische Nachrichten vom 29. März 2005</ref> Zur Ehrung des Einsatzes von Dinkel und Herz wurde 2005 eine Gedenkplakette im Innern der Burg angebracht.<ref>Plakette am Schloss für die „Retter der Stadt“. In: Fränkische Nachrichten vom 1. April 2005</ref> http://www.fnweb.de/region/main-tauber/wertheim/schaffung-eines-dinkel-herz-platzes-1.2099701
Die jüdische Gemeinde im Nationalsozialismus
Um 1885 betrug die Zahl jüdischer Einwohner 221 Personen. Von 1827 bis 1885 war Wertheim Sitz des Bezirksrabbinats Wertheim, danach wurde es vom Bezirksrabbinat Mosbach aus mitverwaltet.<ref>Franz Hundsnurscher, Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. Kohlhammer, Stuttgart 1968. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Band 19) S. 294-298.</ref> Bis um 1933 gab es zahlreiche Handels- und Gewerbebetriebe, die jüdischen Inhabern gehörten. Auf Grund der NS-Judenverfolgungen und -morde kamen von den 1933 noch in Wertheim wohnenden 92 jüdischen Personen mindestens 35 ums Leben; 29 waren (gerade noch rechtzeitig) emigriert. Im Spätsommer 1938 verkaufte die jüdische Gemeinde unter ihrem letzten Vorsitzenden Sigmund Cahn das Synagogengebäude an die Stadt. Deshalb wurde es beim Novemberpogrom wenige Tage danach nicht niedergebrannt. Die Stadt hatte in der Synagoge eine Schreinerei und ein Lager eingerichtet; sie wurde im Februar 1961 zur Verbreiterung der rechten Tauberstraße abgebrochen.<ref>Guido Weber: Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren: Synagoge musste Garagen weichen. In: Wertheimer Zeitung vom 25. Februar 2011</ref> Eine Gedenktafel an der Stadtmauer zwischen der Gerbergasse 18 und dem Spitzen Turm erinnert seit 1976 an diese Geschichte.<ref>Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0. S. 104</ref> Zu jener Zeit lebten in Wertheim nur noch 45 jüdische Einwohner.<ref>Peter Riffenach: 50 Kilogramm Gepäck und 100 Reichsmark. In: Wertheimer Zeitung vom 20. Oktober 2010</ref> Am 21. und 22. Oktober 1940 wurden 19 Wertheimer im Rahmen der sogenannten Bürckel-Wagner-Aktion der NS-Gauleitung ins KZ Gurs deportiert. Sieben von ihnen überlebten den Krieg. Vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten wurden zur Erinnerung sogenannte Stolpersteine gesetzt, ebenso wie vor einigen der ehemaligen Wohnungen der 37 Euthanasieopfer Wertheims (siehe dazu Aktion T4).<ref>Michael Geringhoff: Wertheimer NS-Opfer nicht vergessen. In: Wertheimer Zeitung vom 18. Oktober 2012</ref> Im Jahr 2013 wurde auf Initiative des Bürgervereins Pro Wertheim zum Gedenken an die ehemals jüdischen Mitbürger der Erinnerungsort Neuplatz geschaffen. Er beinhaltet mehrere Informationstafeln zur Geschichte der Synagoge, Mikwe und Deportation. Ein symbolischer Schattenwurf der 1961 abgerissenen Synagoge ist im Bodenbelag des Neuplatzes als schwarze Pflaster-Kontur eingelassen. Straßen-Unterschilder („ehemals Judengasse“) markieren das ehemalige Juden-Viertel hinter dem Spitzen Turm.<ref>Neuplatz in einen Gedenkort verwandelt</ref>
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Durch die Aufnahme vieler Flüchtlinge kam es in Wertheim kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer Wohnungsnot, weshalb in den 1960er Jahren von der Baugesellschaft Neue Heimat eine Trabantenstadt mit etwa 1.000 Wohneinheiten errichtet wurde. Der neue Stadtteil wurde auf dem Wartberg unterhalb des ehemaligen Fliegerhorstes gebaut und umfasst neben den markanten Hochhäusern auch Reihenhäuser, mehrgeschossige Blocks und Reihenbungalows.<ref>Peter Riffenach: Identifikation mit dem Stadtteil fehlt. In: Wertheimer Zeitung vom 10. November 2010</ref>
Hausbesetzungen durch die „Aktion Jugendhaus“
Nachdem der damalige Bürgermeister Scheuermann 1969 die Zusage für ein Jugendhaus gegeben hatte, welche aber nicht umgesetzt wurde, kam es 1971 in Wertheim zu einer Hausbesetzung durch Jugendliche, die damit dem Wunsch nach einem eigenen Jugendhaus Nachdruck verleihen wollten, obwohl von vornherein klar war, dass das besetzte Haus dem Straßenbau weichen musste. Diese Zusagen wurden bis 1973 ohne Resultat wiederholt, woraufhin es in diesem Jahr erneut zu einer Hausbesetzung kam. Der Aktion gingen eine Unterschriftensammlung mit 2.800 Unterschriften, ein symbolischer Mauerbau und mehrere Vollversammlungen voraus, ferner fand auch eine Solidaritätsdemonstration statt; die Besetzung endete drei Tage später mit einer Räumung durch die Polizei und dem Abbruch des Hauses. Die anschließend von der Stadt angebotene Alternative wurde von den Jugendlichen wegen zu kleiner Räume und Baufälligkeit des Hauses abgelehnt. Nach einem weiteren halbjährigen Verhandlungszeitraum, der ohne Ergebnisse blieb, wurde die „Aktion Jugendhaus“ erst am 7. März 1975 wieder aktiv, als sie ein weiteres Haus besetzte. Die Besetzer kamen der darauf folgenden Aufforderung der Stadt nach, das Haus bis zum 24. März 1975 um 22 Uhr zu räumen.<ref>Hermann Schäffner und Jürgen Wohlfarth: Wertheimer Jugendhausbewegung - Aktion Jugendhaus, (PDF, 108 KB), abgerufen am 24. November 2011</ref>
Kreisreform und Eingemeindungen
Ab 1972 sind insgesamt 15 umliegende Gemeinden nach Wertheim eingegliedert worden. Bei der Kreisreform vom 1. Januar 1973 ging der Landkreis Tauberbischofsheim im neu gebildeten Main-Tauber-Kreis auf, der gleichzeitig der neu gegründeten Region Franken (heute Heilbronn-Franken) innerhalb des neu umschriebenen Regierungsbezirks Stuttgart zugeordnet wurde. Damit wird die ehemals badische Stadt Wertheim nunmehr vom württembergischen Stuttgart aus verwaltet.
Durch die letzte Eingemeindung im Jahr 1975 überschritt die Einwohnerzahl der Stadt Wertheim die 20.000er-Grenze. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg dann mit Wirkung vom 1. Januar 1976 beschloss.
Folgende Gemeinden bzw. Gemarkungen wurden nach Wertheim eingegliedert:
- 1913: Bestenheid
- 1935: Eichel
- 1939: Vockenrot
- 1. Januar 1972: Bettingen, Grünenwört, Lindelbach, Nassig, Sonderriet, Urphar, Waldenhausen
- 1. April 1972: Erholungsort Mondfeld
- 1. Dezember 1972: Dertingen, Dietenhan, Dörlesberg, Kembach, Sachsenhausen
- 1. Januar 1975: Höhefeld, Erholungsort Reicholzheim
Dialekt
Der Wertheimer Dialekt, der nur in einem sehr kleinen Gebiet gesprochen wird, gehört der taubergründischen Mundart an. Diese wird dem Ostfränkischen Sprachraum zugerechnet.<ref>Karl Platz: Wertheimer Mundart-Wörterbuch. E. Buchheim, 1990.</ref>
Religionen
Religionszugehörigkeit am 16. Juni 1933:<ref>Zahlen aus den amtlichen Bekanntmachungen in den entsprechenden Jahresbänden der Tauber-Zeitung und des Tauber- und Frankenboten sowie aus Angaben des Statistischen Landesamts</ref>
- Evangelisch: 68,9 %
- Katholisch: 28,2 %
- Juden: 2,6 %
Christentum
Evangelische Kirche
Im Jahr 1518, ein Jahr nach Luthers Veröffentlichung seiner Thesen zum Ablasshandel, ließ Graf Georg an der Wertheimer Stiftskirche St. Marien<ref>Jörg Paczkowski, Kurt Bauer, Stefanie Zwicker: Wertheim, Stadt an Main und Tauber, Gerchsheim 2012, S. 14-18.</ref> eine Schrift anschlagen, in der die Vielzahl von Stiftungen für Totenmessen angeprangert wurde und an deren Stelle mehr Nächstenliebe gefordert wurde, woraufhin er ein Protestschreiben aus der Bischofsstadt Würzburg erhielt. Nachdem der Dekan der Stiftskirche, Johann Friedel, im Jahr 1519 starb, ließ Graf Georg im Folgejahr 1520 über den Würzburger Weihbischof an der Universität Ingolstadt nach einem Nachfolger suchen. Daraufhin wurde ihm als frommer, ehrbarer und gelehrter Magister der heiligen Schrift Hans Götz empfohlen, ein enger Vertrauter von Johannes Eck. Er trat sein Amt im Juli an.<ref>Robert Meier: Die Chorherren verfolgten oft ihre eigenen Interessen. In: Fränkische Nachrichten vom 23. Mai 2012</ref>
Ab dem Jahr 1522 setzte sich in der Stadt die Reformation nach lutherischem Bekenntnis Zug um Zug durch und war schließlich im Jahr 1530 vollzogen. Danach war Wertheim über viele Jahrhunderte eine protestantische Stadt. Neben den Lutheranern waren keine anderen Konfessionen zugelassen. Die Gegenreformation während des Dreißigjährigen Krieges konnte sich nicht durchsetzen. Nach dem Übergang an das Großherzogtum Baden 1806 wurde Wertheim Sitz eines evangelischen Dekanats. Der zugehörige Kirchenbezirk umfasst heute alle Kirchengemeinden im Stadtgebiet Wertheims. Die Hauptkirche ist die Stiftskirche. An ihr wurde bereits nach der Reformation eine zweite Pfarrstelle eingerichtet, die 1955 an die Martin-Luther-Kirche in Bestenheid verlegt wurde. Eine dritte Pfarrstelle wurde 1800 mit Waldenhausen vereinigt. Im Stadtteil Wartberg, von wo aus im Frühjahr 1935 die deutschlandweite Bibelwoche ihren Anfang nahm<ref>Robert Weisensee: Ein Aufbruch, der bis heute anhält. In: Wertheimer Zeitung vom 30./31. Oktober/1. November 2010</ref>, entstand 1974 ein ökumenisches Gemeindezentrum. Auch in den Stadtteilen Bettingen, Dertingen, Dietenhan, Eichel-Hofgarten, Grünenwört, Höhefeld, Kembach, Lindelbach, Nassig, Sachsenhausen, Sonderriet und Waldenhausen gibt es evangelische Kirchen bzw. Kirchengemeinden, teilweise auch nur Filialkirchengemeinden mit zumeist jüngeren Kirchengebäuden. Im Stadtteil Urphar steht die romanische Wehrkirche St. Jakob.
Katholische Kirche
Wertheim gehörte mit seiner mittelalterlichen Marienkirche (seit der Einführung der Reformation ev. Stiftskirche) zunächst zum Bistum Würzburg und war dem Archidiakonat Karlstadt am Main zugeordnet.
Im Jahr 1631 holte Graf Johann Dietrich zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort Kapuziner zur Rückgewinnung der Wertheimer Bevölkerung für die römisch-katholische Kirche nach Wertheim. Aufgrund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens mussten sie die Stadt aber bereits 1649 wieder verlassen. Der spätere Fürst Maximilian Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort lud 1682 erneut Kapuziner als Hofkapläne nach Wertheim ein und wies ihnen das nahe der Stiftskirche gelegene „Klösterle“ als Niederlassung zu. Die Kapuziner feierten bis ins 19. Jahrhundert Messen und das Stundengebet im Chor der durch die Reformation evangelisch gewordenen Stiftskirche. Die kleine Kapuzinerniederlassung Wertheim, die zwei bis vier Brüder beherbergte, wurde von der Löwenstein-Wertheim-Rosenbergischen Standesherrschaft mit Naturalien und Finanzmitteln versorgt. Die Brüder wurden von ihren Konventen jeweils für etwa drei Jahre nach Wertheim entsandt. Mit dem Tod des letzten Präses Venantius Arnold im Jahr 1836 erlosch das Kapuzinerhospiz Wertheim. Pater Venantius Arnold (1754-1836) wirkte über 35 Jahre als Hofkaplan und katholischer Stadtpfarrer in Wertheim. Ein großes Anliegen war ihm der Bau einer eigenen Kirche.<ref>leo-bw.de: Kapuzinerkloster Wertheim, abgerufen am 13. Dezember 2014.</ref>
- Im 19. Jahrhundert siedelten sich erstmals seit der Reformation wieder vermehrt Katholiken in Wertheim an, jedoch stellten diese bis Mitte des Jahrhunderts nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Zunächst gehörten die Gemeindeglieder zur Pfarrei Reicholzheim, die seit dem Jahr 1673 wieder katholisch geworden war. Im Jahr 1842 wurde in Wertheim die Pfarrei St. Venantius mit einer Kirche im Stil des neoromanischen Historismus mit neogotischen Einzelformen errichtet. Das Patrozinium leitet sich von Pater Venantius Arnold her, der die Gründung einer katholischen Pfarrei in Wertheim stark gefördert hatte.<ref>http://cms.wertheim.de/servlet/PB/menu/1368178_l1/index.html, abgerufen am 13. Dezember 2014.</ref> Der Kirchenpatron, der hl. Venantius von Camerino, soll der Überlieferung zufolge um das Jahr 250 im Alter von 15 Jahren unter Kaiser Decius den Märtyrertod erlitten haben.<ref>Vera Schauber und Hanns Michael Schindler: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, Augsburg 1998, S. 233.</ref> Das zur Pfarrei zugehörige Kirchenzentrum auf dem Wartberg wurde im Jahr 1976 eingeweiht. Darüber hinaus gibt es auch eine katholische Krankenhauskapelle.
- In der nach dem Zweiten Weltkrieg ab dem Jahr 1949 errichteten Glashüttensiedlung, später Stadtteil Bestenheid, wurde im Jahr 1953 die Kirche St. Elisabeth errichtet, die im Jahr 1970 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Das Kirchengebäude wurde für die dort angesiedelten Vertriebenen aus Ungarn, Böhmen und Thüringen erbaut. Diie Kirche wurde deshalb dem Patrozinium der aus Ungarn stammenden heiligen Elisabeth unterstellt. Darüber hinaus ist sie dem heiligen Klemens Maria Hofbauer, der aus Südmähren stammte, als Mitpatron geweiht.
- Im Stadtteil Eichel entstand im Jahr 1968/1969 die Kirche St. Lioba, die für den gesamten östlichen Bereich der Stadt Wertheim zuständig ist. Die heilige Lioba von Tauberbischofsheim, eine Verwandte des heiligen Bonifatius, ging als Missionarin in das Fränkische Reich war in Wertheims Nachbarstadt Tauberbischofsheim Äbtissin des dortigen Klosters. Lioba trug damit entscheidend zur Christianisierung im Taubertal bei. Die Erhebung zur Pfarrei geschah im Jahr 1972. Einen eigenen Pfarrer hatte die Pfarrkirche allerdings nur bis zum Jahr 1989.
- Im Stadtteil Dertingen gibt es seit der Nachkriegszeit die Filialkirche Maria Rosenkranzkönigin, die bis heute in einem provisorischen Barackengebäude untergebracht ist.
- Der Stadtteil Dörlesberg war ebenso wie Reicholzheim seit dem Jahr 1674 wieder katholisch und verfügt über eine Kirche aus dem Jahr 1721.
- Mondfeld ist ebenfalls ein überwiegend katholischer Stadtteil. Die dortige Kirche St. Martin stammt aus dem Jahr 1887 mit älteren Teilen. Man erweiterte die frühere Kirche damals dadurch, dass im rechten Winkel ein größeres Kirchenschiff an das bisherige anbaute wurde. Der frühere Altarraum wurde Sakristei, das alte Kirchenschiff wurde Altarbereich.
Alle Pfarrgemeinden im Stadtgebiet Wertheims gehören zum Dekanat Tauberbischofsheim des Erzbistums Freiburg.<ref>http://www.kath-wertheim.de/html/pfarreien691.html?t=964dd6adce3172727a5655ddb73590d2&tto=af932409</ref>
Freikirchen
Abgesehen von den beiden großen Kirchen gibt es in Wertheim auch Freikirchen und Gemeinden. Neben der freien Jesus-Gemeinde gibt es auch einen Versammlungsort der örtlichen Baptistengemeinde sowie eine freie evangelische Gemeinde. Ferner sind die Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche in Wertheim vertreten.
Judentum
Jüdische Gemeinde Wertheim
Die jüdische Gemeinde Wertheim zählt zu den ältesten jüdischen Gemeinden im badischen Raum. Erstmals werden zwischen 1212 und 1222 Juden in der Stadt dokumentiert.<ref name="Alemannia_Judaica_Wertheim">Alemannia Judaica: Wertheim (Main-Tauber-Kreis) Jüdische Geschichte / Betsaal / Synagoge. Online auf www.alemannia-judaica.de. Abgerufen am 22. Mai 2015.</ref> Bei den Judenverfolgungen 1298 durch den Ritter Rintfleisch und während der Pestzeit 1348/49 wurden auch in Wertheim Juden ermordet; nach diesen Ereignissen lebten kurzzeitig keine Juden in Wertheim.<ref name="Geringhoff">Michael Geringhoff: Exponate über die reiche jüdische Geschichte sind dünn gesät. In: Wertheimer Zeitung vom 22. August 2012</ref>
Die Wertheimer Juden unterstanden dem Schutz des Kaisers, welcher diesen Schutz mitsamt den Einnahmen 1373 an die Grafen von Wertheim verpfändete. Ab diesem Zeitpunkt wachten diese darüber, „dass niemand den Juden Übles mit Wort und Werken zufüge.“ 1528 wurde die erste „Wertheimer Judenordnung“ erlassen. Durch sie wurde der Ladenverkauf untersagt und ein Zinsverbot erlassen; der Markthandel war für die Juden jedoch erlaubt. Ferner wurde ihnen das Tragen gelber Ringe an der Kleidung vorgeschrieben.<ref name="Geringhoff" />
1827 entstand das Bezirksrabbinat Wertheim<ref>"Bekanntmachung. (Nr. 22). Das Rabbinat des durch höchste Verordnung vom 13. März 1827, § I. 14, Regierungsblatt Nr. 10, bestimmten Synagogenbezirks Wertheim, mit welchem eine feste Besoldung von 500 fl., nebst freier Wohnung und dem Bezug der tarifmäßigen Rabbinatsgefälle verbunden ist, soll nunmehr, nachdem die in Ziffer II. jener Verordnung erwähnte Voraussetzung eingetreten ist, erstmals besetzt werden. Die berechtigten Bewerber werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen binnen 6 Wochen bei diesseitiger Behörde sich zu melden. Karlsruhe, den 27. Januar 1848. Großherzoglicher badischer Oberrat der Israeliten. Der Ministerial-Kommissär: Fröhlich. Vdt. Mos. Heimerdinger". Aus der Geschichte des Rabbinates Wertheim. Online auf www.alemannia-judaica.de. Abgerufen am 25. Mai 2015.</ref>. Es war eines von 15 Bezirksrabbinaten, die auch als Bezirkssynagogen bezeichnet wurden. Von 1850 bis 1864 befand sich der Sitz des Rabbinats in Tauberbischofsheim.<ref name="Alemannia_Judaica_Wertheim" />
Die volle bürgerliche Gleichstellung Wertheimer Juden wurde erst 1862 erreicht; noch im Revolutionsjahr 1848 wurde ein Zeitungsaufruf "Zum Schutz der Israeliten in Wertheim" veröffentlicht. Ursache hierfür könnte die Beteiligung der beiden Wertheimer Juden Philipp Mandelbaum und Bernhard Benario an Revolutionsumtrieben gewesen sein.<ref name="Geringhoff" />
Die jüdische Gemeinde Wertheim besaß im Laufe der Geschichte insgesamt fünf Synagogen, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad sowie einen Friedhof. Der jüdische Friedhof Wertheim wurde bereits im Mittelalter angelegt (1406). Es ist der älteste erhaltene und bis ins 20. Jahrhundert genutzte jüdische Friedhof in Baden-Württemberg (Lage am Schlossberg gegenüber der Mainbrücke, Fläche 73,44 a). 1622 wurden 16 jüdische Familien in der Stadt gezählt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts waren es durchschnittlich zehn bis zwölf Familien.<ref name="Alemannia_Judaica_Wertheim" />
Während der Zeit des Nationalsozialismus kam es zum Untergang der jüdischen Gemeinde Wertheims sowie anderer jüdischer Gemeinden Badens durch die Deportation nach Gurs im Oktober 1940.<ref name="Alemannia_Judaica_Wertheim" />
Jüdische Gemeinde Dertingen
Die jüdische Gemeinde Dertingen bestand bis 1925. Bis ins 17. Jahrhundert reichen die Zeugnisse jüdischer Familien am Ort zurück. Der älteste Grabstein auf dem jüdischen Friedhof Wertheim, der für einen Dertinger Juden gesetzt wurde, stammt von 1699. Die Einwohnerzahl der Dertinger Juden entwickelte sich wie folgt: 1825 (46 jüdische Einwohner in Dertingen, 5,6 % von 825 Einwohnern), 1850 (54 jüdische Personen), 1925 (noch acht jüdische Familien), 1933 (nur noch eine Familie Schwarzschild lebte am Ort).<ref name="Alemannia_Judaica_Dertingen">Alemannia Judaica: Dertingen (Stadt Wertheim, Main-Tauber-Kreis) Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge. Online auf www.alemannia-judaica.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref>
Die jüdische Gemeinde Dertingen unterhielt eine Synagoge, ein rituelles Bad und ein jüdisches Schlachthaus. Die Toten der Dertinger Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof Wertheim beigesetzt. Ein eigener Lehrer wurde zur Besorgung religiöser Aufgaben der jüdischen Gemeinde Dertingen zeitweise angestellt, der auch als Vorsänger tätig war. Die Gemeinde wurde 1827 dem Rabbinatsbezirk Tauberbischofsheim, später dem Bezirksrabbinat Wertheim zugeteilt.
1925 wurde die jüdische Gemeinde Dertingen aufgelöst, weil die jüdische Bevölkerung für keinen regelmäßigen Minjan mehr in der Synagoge ausreichte. Die verbliebenen jüdischen Familien orientierten sich nach Wertheim.<ref name="Alemannia_Judaica_Dertingen" />
Von den jüdischen Personen, die in Dertingen geborenen wurden oder längere Zeit im Ort wohnten, kamen in der Zeit des Nationalsozialismus die folgenden Personen nachweislich ums Leben:<ref name="YadVashem">Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem.</ref><ref name="Gedenkbuch">Angaben aus "Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945".</ref><ref name="Alemannia_Judaica_Dertingen" /> Hilda Hammel geb. Fleischmann (1897), Adolf Schwarzschild (1882), Karoline (Lina) Schwarzschild (1879), Sophie Schwarzschild geb. Brückheimer (1881).
Islam
Im Stadtteil Reinhardshof gibt es für islamische Gläubige eine Moschee.
Einwohnerentwicklung
Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).
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¹ Volkszählungsergebnis
² Bis 1950 hatte Wertheim 3.854 Flüchtlinge und 1.294 Evakuierte aufgenommen.<ref name="Aufstieg nach dem Krieg">Bernd Dorbath: Aufstieg nach dem Krieg. In: Wertheimer Zeitung vom 23./24. Oktober 2010</ref>
³ entnommen aus Nordisk Familjebok
Politik
Gemeinderat
Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 in Wertheim führte zu folgendem amtlichen Endergebnis<ref>Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Kommunalwahlergebnis 2014</ref>. Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten, die den Titel „Stadträtin/Stadtrat“ führen, und dem Oberbürgermeister als Vorsitzendem. Der Oberbürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2014 |
Sitze 2014 |
% 2009 |
Sitze 2009 |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 39,8 | 11 | 37,9 | 11 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 22,7 | 6 | 23,8 | 6 | |
FBW | Freie Bürger Wertheim | 20,1 | 5 | 17,0 | 4 | |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 10,6 | 3 | 8,3 | 2 | |
FDP | Freie Demokratische Partei | 5,7 | 1 | 13,1 | 3 | |
Sonstige | Einzelbewerber Wolf | 1,1 | 0 | 0,0 | 0 | |
gesamt | 100,0 | 26 | 100,0 | 26 | ||
Wahlbeteiligung | 52,1 % | 55,4 % |
Bürgermeister
An der Spitze der Stadt stand der Stadtschultheiß als Vorsitzender des Gerichts. Ihm standen der rechtskundige Stadtschreiber und die zwölf Schöffen zur Seite. Ferner gab es neben dem Stadtschultheißen zwei Bürgermeister. Der Stadtschultheiß war Vorsitzender des Rates, der sich in einen inneren und einen äußeren Rat mit jeweils zwölf Mitgliedern aufteilte. Die Mitglieder des Rates wurden in der Regel auf zwölf Jahre gewählt. Der Schultheiß war meist auf Lebenszeit gewählt, die Bürgermeister wechselten jährlich. Im 18. Jahrhundert wurde aus dem bürgerlichen Stadtschultheiß ein gräflicher Beamter mit der Amtsbezeichnung Stadtamtmann. Nach dem Übergang an Baden leitete ein Bürgermeister die Stadtverwaltung, anfangs hatte er sogar den Titel Oberbürgermeister, doch führen die Stadtoberhäupter diesen Titel erst wieder seit 1976, als Wertheim Große Kreisstadt wurde. Heute wird der Oberbürgermeister von der wahlberechtigten Bevölkerung auf acht Jahre gewählt. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats.
Liste der Bürgermeister und Oberbürgermeister
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Bürgerbegehren und Bürgerentscheide
Anschluss an die Bodenseewasserversorgung
Im Juli 1989 beschloss der Gemeinderat, Wertheim an die Bodenseewasserversorgung anzuschließen, da die eigenen Quellen im Aalbachtal eine zu hohe Nitratbelastung aufwiesen. Die alten Quellen sollten künftig nur noch zu einem Drittel zur Wasserversorgung beitragen und zur Senkung des Nitratgehalts mit dem Bodenseewasser gemischt werden. Gegen diesen Beschluss bildete sich eine Bürgerinitiative, die mit dem benötigten Geld vorrangig die bestehenden Brunnen saniert sehen wollte und daher ein Bürgerbegehren einleitete, welches im Mai 1990 in einen Bürgerentscheid mündete. Hierbei sprachen sich circa 80 % gegen den Anschluss an die Bodenseewasserversorgung aus.<ref>Anschluss an die Fernwasserversorgung? In: "Politik & Unterricht", 2/2002, abgerufen am 18. Dezember 2012</ref>
Grundstücksverkauf an Kaufland
Am 20. Februar 2006 beschloss der Gemeinderat den Verkauf des Grundstücks "Bahngelände" an die Firma Kaufland, die dort einen Verbrauchermarkt anzusiedeln plante. Hiergegen sammelte der "Initiatorenkreis Bürgerbegehren zur Erhaltung des Kupsch-Marktes" in einem Bürgerbegehren 3.994 Unterschriften. In einer öffentlichen Sitzung stellte der Gemeinderat am 31. Juli 2006 die Unzulässigkeit des Bürgerbegehrens aufgrund von Falschbehauptungen in der Begründung fest; ferner fehlte ein zwingend erforderlicher Kostendeckungsvorschlag. Der Initiatorenkreis legte daraufhin Widerspruch ein und beantragte per Eilantrag den Erlass einer einstweiligen Anordnung beim Verwaltungsgericht Stuttgart. Dieser wurde im Februar 2007 abgelehnt.<ref>Jahresbericht 2006 der Stadt Wertheim (PDF, 3,1 KB), abgerufen am 30. August 2012</ref><ref>Peter Riffenach: Zahlen und Fakten: Kaufland Wertheim. In: Wertheimer Zeitung vom 18. September 2009, abgerufen am 30. August 2012</ref>
Gasturbinenkraftwerk in Bestenheid
2006 wurden Planungen zum Bau eines 400-Megawatt-Gasturbinenkraftwerk in Bestenheid aufgenommen. Das Investitionsvolumen sollte ca. 250 Mio. Euro betragen und es sollten durch den Bau etwa 30 Arbeitsplätze entstehen. Am 27. April stimmte der Gemeinderat einem Optionsvertrag mit der Tübinger SüdWestStrom zu, woraufhin die Interessengemeinschaft "Kraftwerksgegner Maintal" am 12. November 2006 einen Bürgerentscheid herbeiführte, bei dem über zwei Drittel der Bürger gegen den Bau des Gasturbinenkraftwerks stimmten. Die Wahlbeteiligung lag bei fast 50 %. Daraufhin hob der Gemeinderat den geschlossenen Optionsvertrag wieder auf.<ref>Eines der größten Gas- und Turbinenkraftwerke Europas in Wertheim-Bestenheid geplant. In: Untermain online News vom 24. April 2006, abgerufen am 27. August 2012</ref><ref>Bürgerentscheid in Wertheim: Mündige Bürger sind gefragt. In: Untermain online News vom 7. November 2006, abgerufen am 27. August 2012</ref>
Schrägaufzug zur Burg
Am 21. Juli 2008 fasste der Wertheimer Gemeinderat den Entschluss, einen Schrägaufzug zur Burg zu bauen. Dieser sollte vom Rosengarten am Rathaus aus auf einer 160 m langen Trasse mit Stützpfeilern verlaufen und einen barrierefreien Zugang zur Burg ermöglichen. Eigens für den Bau und Unterhalt sollte eine Betreibergesellschaft gegründet werden. Der Verein „Pro Wertheim“ initiierte daraufhin ein Bürgerbegehren gegen dieses Projekt. Hierfür waren ca. 1.800 Stimmen erforderlich, die Anzahl der gültigen Unterschriften betrug 4.241. Daraufhin hob der Gemeinderat seinen eigenen Beschluss mit 24 zu einer Stimme wieder auf.<ref>Heidemarie Seifert: Streit um einen Schrägaufzug zur Burg hoch über der Stadt. In: Stimme.de vom 6. August 2008, abgerufen am 27. August 2012</ref><ref>Friedrich Lehmkühler: Schrägaufzug: Großer Erfolg für Bürgerbegehren. In: Main-Netz vom 2. Dezember 2008, abgerufen am 27. August 2012</ref>
Wappen
Die Blasonierung des Wappens lautet: „In geteiltem Schild oben in Gold ein aus der Teilung wachsender rot bewehrter schwarzer Adler, unten in Blau drei (2:1) silberne Rosen.“
Bereits die ältesten Stadtsiegel zeigen das heutige Wappen, das Stammwappen der Grafen von Wertheim. Das große Stadtsiegel trug die Umschrift S. CIVITATIS. IN. WERTHEIM und wurde in dieser oder ähnlicher Form bis Mitte des 18. Jahrhunderts verwendet. Bei den späteren Siegeln wurden anstelle des Schildes Blumenzweige oder mit Verzierungen versehene Kreise verwendet. Diese Siegel wurden mit der Umschrift SI(E)GEL DER STADT. WERTHEIM bis nach 1811 verwendet; die Farbstempel, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts verwendet wurden, trugen dieselbe Umschrift. 1952 wurde wieder der Dreiecksschild im Wappen übernommen. Die Stadtflagge ist Gelb-Blau.
Städtepartnerschaften
Wertheim unterhält eine Städtepartnerschaft mit folgenden Städten:
- Salon-de-Provence (Frankreich), seit 1964
- Huntingdon und Godmanchester (Vereinigtes Königreich), seit 1981
- Szentendre (Ungarn), seit 1989
- Csobánka (Ungarn), seit 1992
- Gubbio (Italien), seit 2006 (1980–2006 Städtefreundschaft)
In der Wendezeit gab es Bestrebungen, eine Städtepartnerschaft mit dem thüringischen Ilmenau zu gründen. Diese scheiterten jedoch.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßenverkehr
Wertheim ist über die Bundesautobahn 3 Frankfurt-Würzburg (Anschlussstelle Wertheim-Lengfurt) zu erreichen. Ansonsten führen nur Landes- und Kreisstraßen durch das Stadtgebiet. Der Main wird bei Wertheim von zwei Straßenbrücken überspannt, der westlich gelegenen Spessartbrücke und der Mainbrücke Wertheim, die erstmals 1882 dem Verkehr übergeben wurde.
Bis zum 1. Oktober 1912 verkehrten zwischen Wertheim und Stadtprozelten auch Postkutschen und Pferdeomnibusse.<ref name="Das zweite Leben der Brücke">Steffen Schreck: Das zweite Leben der Brücke. In: Wertheimer Zeitung vom 10. November 2010</ref>
Schienenverkehr und ÖPNV
Der Wertheimer Bahnhof wurde 1868 eröffnet und ermöglichte zunächst nur eine Verbindung tauberaufwärts. Mit der Eröffnung der Mainbrücke am 1. Oktober 1881 kam die Verbindung nach Lohr über Kreuzwertheim hinzu, wodurch der Wertheimer Bahnhof ein doppelter Sackbahnhof wurde.<ref>Auf der Jubiläumsstrecke nach Stadtprozelten. In: Wertheimer Zeitung vom 26. September 2012</ref> Diese Strecke wurde jedoch 1979 stillgelegt; von ihr sind heute nur noch wenige Reste erhalten. Heute liegt Wertheim an den Eisenbahnlinien Wertheim–Lauda-Königshofen–Crailsheim (Taubertalbahn) und Aschaffenburg–Miltenberg–Wertheim (Maintalbahn). Die Bahnlinie überquert bei Wertheim-Bestenheid den Main auf der Eisenbahnbrücke Hasloch. Mit dem Bau der Fachwerkbrücke wurde 1910 begonnen; 1911 waren die Maurerarbeiten fertiggestellt. Die feierliche Eröffnung der Brücke fand am 30. September 1912 zeitgleich mit der Michaelismesse statt; der damalige Halt im Stadtteil Grünenwörth wird heute nicht mehr bedient. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Brücke von deutschen Soldaten mithilfe von Fliegerbomben gesprengt. 1947/48 wurde sie von der Reichsbahn wiederaufgebaut; auch der Fußgängersteg wurde wieder angebracht. An dieser Maßnahme musste sich auch die Gemeinde Hasloch finanziell beteiligen.<ref name="Das zweite Leben der Brücke" />
Den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) bedienen mehrere Buslinien innerhalb der Verkehrsgemeinschaft Main-Tauber. Es gelten die Tarife des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar.
Schiffsverkehr
Durch seine Lage an Main und Tauber war in Wertheim auch schon immer der Schiffsverkehr von Bedeutung. Erste urkundliche Erwähnungen einer Schiffers- und Fischerzunft finden sich bereits im Jahr 1495. Flussabwärts Richtung Frankfurt wurden vor allem Wein, Getreide und Tuche verschifft; es gab jedoch auch damals schon eine hochentwickelte Personenschifffahrt. Auf dem Rückweg waren die Schiffe mit Gütern aus Frankfurt beladen und wurden von Pferden getreidelt. Den Übergang von den Segel- zu den Dampfschiffen bildeten im 19. Jahrhundert die Kettenschleppschiffe, in Wertheim und Umgebung aufgrund ihres Dampfpfeifensignals Maakuh (Mainkuh)<ref>Anm.: Im hessischen Frankfurt heißt der Main "Maa", im fränkischen Würzburg dagegen "Mee".</ref> genannt.<ref name="Archivnachrichten">Claudia Wieland: Von Nachen, „Maakühen“ und Fähren. In: Archivnachrichten Nr. 40, Landesarchiv Baden-Württemberg, März 2010 (PDF, 3.820 KB)</ref> Die Kettenschifffahrt wurde im Juli 1936 eingestellt; die Kette wurde 1938 gehoben.<ref>Michael Geringhoff: Die schöpferische »Kompanie der Elf«. In: Wertheimer Zeitung vom 7. Januar 2013</ref>
Anfang des 20. Jahrhunderts existierte auch ein Fährverkehr über den Main bei Bestenheid; der Preis für eine Überfahrt betrug 1912 20 Pfennige.<ref name="Das zweite Leben der Brücke" />
Durch den Ausbau des Rhein-Main-Donau-Kanals Anfang der 1990er Jahre legten in Wertheim in den letzten Jahren auch zunehmend Flusskreuzfahrtschiffe an.<ref name="Archivnachrichten" /> Damals waren es ca. 60 Schiffe pro Jahr; diese Zahl hat sich auf 395 (2011) erhöht.<ref>Karin Hasenstab: 34 Flusskilometer gegen den Strom. In: Main-Echo Spezial zur Michaelis-Messe Wertheim 2011 vom September 2011</ref>
Tauberhafen
Die Taubermündung bot sich als natürlicher Hafen in Wertheim an. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde dort ein Winterhafen gebaut, der dann von den Schiffen genutzt werden konnte, wenn wegen des Eisgangs der Schiffsverkehr auf dem Main ruhte.<ref name="Archivnachrichten" /> Der Tauberhafen wurde in den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts vom Mainhafen abgelöst. Noch im Jahr 1960 gab es hier einen Rekordumschlag von 20.918 Tonnen Gütern von 65 Schiffen.<ref>Guido Weber: Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren: 1960 Rekordjahr für den Tauberhafen. In: Wertheimer Zeitung vom 6./7. Januar 2011</ref>
Mainhafen Wertheim
Der Mainhafen Wertheim wurde im Oktober 1967 fertiggestellt. Träger waren die Stadt Wertheim und der damalige Landkreis Tauberbischofsheim, die sich 1964 zum Zweckverband Mainhafen Wertheim zusammengeschlossen hatten. Das Beteiligungsverhältnis zwischen Stadt und Landkreis betrug 49:51. Die Einweihung des 5,5 ha großen Hafens erfolgte am 12. Oktober 1967. Der damalige Pächter war die WTAG (Westfälische Transport AG), die später in der Rhenus SE & Co. KG aufging. Zum 1. August 2015 wechselte der Pächter des Mainhafens Wertheim zur ZG Raiffeisen eG.<ref>Wertheim Mainhafen: Geschichte. Online auf www.wertheim.de. Abgerufen am 28. November 2015.</ref> Der Hafen Wertheim ist der einzige baden-württembergische Hafen am Main. Vorrangig umgeschlagene Güter sind land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse sowie Steine, Erden und Baustoffe.<ref>Homepage des Mainhafens Wertheim</ref><ref>Grundlagenuntersuchung zu einem Binnenschifffahrts- und Hafenkonzept Baden-Württemberg (PDF, 907 KB)</ref>
Umschlagszahlen der letzten Jahre (Schiffs-, Lager- und Landumschlag):<ref>Wertheim Mainhafen: Umschlagszahlen. Online auf www.wertheim.de. Abgerufen am 28. November 2015.</ref>
Jahr | Umschlag |
---|---|
2006 | 221.349 t |
2007 | 210.772 t |
2008 | 245.354 t |
2009 | 194.815 t |
2010 | 121.964 t |
2012 | 158.434 t |
2013 | 182.276 t |
2014 | 227.021 t |
Medien
In Wertheim erscheint als Tageszeitung die „Wertheimer Zeitung“, eine Lokalausgabe des in Aschaffenburg ansässigen „Main-Echo“. Eine weitere Tageszeitung ist die Ausgabe Wertheim der Fränkischen Nachrichten aus Tauberbischofsheim.
Der SWR betreibt bei Wertheim eine Sendeanlage für UKW und TV (früher auch Mittelwelle).
In Wertheim ist auch das Anzeigenblatt MAIN TAUBER aktuell ansässig, welches Nachrichten am Wochenende für den gesamten Kreis Main-Tauber publiziert.
Behörden, Gerichte und Einrichtungen
Behörden
Wertheim war zur Zeit der Grafschaft und des Großherzogtums Baden Sitz folgender Ämter: Stadt- und Landamt Wertheim (ab 1864 Bezirksamt Wertheim), Main-Tauber-Kreisdirektorium, Bezirksbauinspektion, Wasser- und Straßenbauinspektion, Steuerkommissärbezirk, Finanzamt, Untersteueramt, Großherzogliches Forstamt, Eisenbahn-Stationsamt I. Klasse, Postamt II. Klasse (gleichzeitig Reichstelegraphenanstalt) sowie Amtsgericht und Notariat. Die letzteren beiden Ämter sind auch heute noch in Wertheim.<ref>Erich Langguth: Wertheim als Sitz von Behörden. In: Wertheimer Zeitung vom 31. Dezember 2010/1./2. Januar 2011</ref>
1952/53 wurde das Eichamt in Wertheim eröffnet.<ref name="Kennzeichen TBB" /> In Wertheim befindet sich heute eine Außenstelle des Landratsamts Main-Tauber-Kreis und eine Bibliothek. Die Stadt ist auch Sitz des Kirchenbezirks Wertheim der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Gerichte
Zu Zeiten der bestehenden Grafschaft verfügte Wertheim über ein Stadt- und ein Landgericht. Letzteres wurde auch Centgericht genannt und war als das höhere Gericht zuständig für Straftaten wie Mord, Diebstahl, Notzucht und fließende Wunden und verhängte Leib- und Lebensstrafen. Das untergeordnete Stadtgericht war für alle Bürger innerhalb der Stadtmauern zuständig. Es verhandelte Schimpf- und Schmähreden, Beleidigungen und die Missachtung von Vorschriften der Obrigkeit und verhängte Geld- und Arreststrafen. In Berufungsfällen entschieden die amtierenden Grafen. Darüber hinaus gab es in Wertheim auch Zunftgerichte, die Streitigkeiten der Zunftmitglieder, das Nichteinhalten der Zunftordnung, das unmoralische Verhalten von Zunftmitgliedern oder das Fehlen bei Zunftversammlungen, den sogenannten Zunftgeboten, verfolgten.<ref name="Main-Tauber-Kreis. Meine Heimat. Mein Kreis.">Main-Tauber-Kreis. Meine Heimat. Mein Kreis. Herausgegeben vom Staatlichen Schulamt Bad Mergentheim, Sparkasse Tauberbischofsheim und Kreissparkasse Mergentheim, 1985</ref> Heute hat Wertheim ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Mosbach gehört, und ein Notariat.
Spital/Krankenhaus
Das Krankenhaus Wertheim (auch Rotkreuzklinik Wertheim, früher Spital Wertheim), vormals ein Eigenbetrieb der Stadt, ist heute ein Haus der Grund- und Regelversorgung mit 182 Betten, 13 verschiedenen medizinischen Fachkliniken und drei Kompetenzzentren in Kooperation mit überregionalen Krankenhäusern.<ref name="RotkreuzklinikWertheim">Rotkreuzklinik Wertheim: Rotkreuzklinik Wertheim. Online auf www.rotkreuzklinik-wertheim.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref>
Bereits 1359 wird erstmals ein Spital in Wertheim urkundlich erwähnt; 1418 wird ein Spitalmeister in der Wachzinsliste der Wertheimer Kirche aufgeführt. Seit 1491 war er zu einer wöchentlichen Abrechnung vor Schultheiß, Bürgermeister und den Ratsmitgliedern verpflichtet. Ferner waren die Spitalmeister später - wie auch alle Fuhrleute - verpflichtet, bei einem Brandalarm mit ihrem Fuhrpark Wasser herbeizuschaffen. Zwischen 1590 und 1605 wurde das Spital unter Graf Ludwig III. von Löwenstein erheblich erweitert.<ref name="Aus Wertheims Geschichte">Erich Langguth: Aus Wertheims Geschichte. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim, 2004</ref> Der mächtige Südflügel wurde 1603 den Vorstellungen des damaligen Spitalmeisters Bernhard Cantzler entsprechend gebaut.<ref name="Frühe Stadtansichten">Erich Langguth: Frühe Stadtansichten. In: Beilage der Wertheimer Zeitung zur Michaelis-Messe 2010</ref>
Am 14. März 1796 ließ der Rat und Physikus Andreas Sauer der Regierung eine Eingabe zukommen, in der er schrieb: Ein kleines Krankenhaus ist ein großes und wichtiges Bedürfnis unserer Stadt. Das hiesige Spital ist es nur nach dem Namen nach, sonst aber – weiter nichts. Daraufhin begann noch im selben Jahr der Umbau.<ref name="50 Jahre Städtisches Krankenhaus Wertheim">50 Jahre Städtisches Krankenhaus Wertheim und seine Vorgeschichte (PDF, 1.794 KB)</ref> Beim Bau der Taubertalbahn 1866–1868 wurde die Spitalfront zugunsten der Eisenbahntrasse um vier Fensterachsen gekürzt.<ref name="Frühe Stadtansichten" /> Dieser Eingriff machte einen Neubau erforderlich, der am 23. Mai 1867 die Zustimmung des Gemeinderats fand. Da die Gelder jedoch nicht ausreichten, wurden nur einige kleinere Änderungen am alten Spitalbau vorgenommen. 1945 mietete die Stadt das „Haus am Berg“ und richtete es als interne Abteilung des Krankenhauses ein. Die Bettenzahl erhöhte sich durch diese Maßnahme zwar auf 100, jedoch entsprach das Krankenhaus nicht den damaligen Anforderungen. 1948 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den der Architekt Gisbert von Teuffel aus Karlsruhe gewann. Aufgrund der Währungsreform dauerte es jedoch bis 1953, bis die Planungen wiederaufgenommen und im darauffolgenden Jahr abgeschlossen wurden. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1955. Hierbei halfen auf dem Reinhardshof stationierte US-Soldaten, die das Gelände planierten. Die Eröffnung fand am 2. Mai 1957 statt. Am 4. November 1983 wurde ein neuer Funktionstrakt eingeweiht, gefolgt von Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten, die 1990 abgeschlossen waren.<ref name="50 Jahre Städtisches Krankenhaus Wertheim" /> 2014 wurde ein umfangreicher Neubau der Rotkreuzklinik Wertheim eingeweiht.<ref>Land Baden-Württemberg: Richtfest für Neubau der Rotkreuzklinik Wertheim. 26. September 2014. Online auf www.baden-wuerttemberg.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref>
Das Krankenhaus Wertheim weist aktuell die folgenden 13 medizinischen Fachkliniken auf: Allgemein- und Viszeral-Chirurgie, Anästhesie/Intensivmedizin, Gefäßchirurgie, Gynäkologie & Geburtshilfe, Innere Medizin, Schlaganfall-Einheit/Neurologie, Gastroenterologie, Kardiologie, Unfallchirurgie/Orthopädie, Radiologie, Notfallmedizin, Palliativmedizin sowie Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.<ref name="RotkreuzklinikWertheim" /> Die medizinischen Fachabteilungen der Rotkreuzklinik Wertheim werden von den folgenden Funktionsbereichen unterstützt: Endoskopie, Hygiene, Labor, OP/Anästhesie, Physiotherapie und Zentralsterilisation.<ref>Rotkreuzklinik Wertheim: Funktionsbereiche. Online auf www.rotkreuzklinik-wertheim.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref>
Um neben einer wohnortnahen auch eine optimale medizinische Behandlung und intensive Betreuung zu ermöglichen, schloss sich das Krankenhaus Wertheim mit Spezialisten anderer Kliniken in den folgenden Bereichen zu Kompetenzzentren zusammen: Interdisziplinäres Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Main-Tauber,<ref>Rotkreuzklinik Wertheim: Interdisziplinäres Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Main-Tauber. Online auf www.rotkreuzklinik-wertheim.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref> Brustzentrum Main-Tauber<ref>Rotkreuzklinik Wertheim: Brustzentrum Main-Tauber. Online auf www.rotkreuzklinik-wertheim.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref> und Zentrum für Endoprothetik Main-Tauber.<ref>Rotkreuzklinik Wertheim: Endoprothetik-Zentrum. Online auf www.rotkreuzklinik-wertheim.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref>
Das Wertheimer Krankenhaus firmiert heute als Krankenhaus Wertheim gGmbH. Die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz e. V. hält seit 1. Oktober 2009 74,9 %, seit April 2010 94,9 % der Anteile; der Rest liegt bei der Stadt Wertheim. Das Krankenhaus tritt seitdem als Rotkreuzklinik Wertheim auf.<ref>Krankenhaus-Übernahme ist vollzogen. main-netz.de vom 2. Oktober 2009, abgerufen am 27. Oktober 2010</ref><ref>5,1 Prozent bleiben bei der Kommune. main-netz.de vom 3. Mai 2010, abgerufen am 27. Oktober 2010</ref> Die Klinikgruppe der Rotkreuzkliniken Süd (zu denen die Rotkreuzklinik Wertheim gehört) umfasst zusammen 23 Fachabteilungen (13 in Wertheim), 1.126 Betten (davon 182 in Wertheim) und rund 2.000 Mitarbeitern (davon rund 350 Mitarbeiter in Wertheim), die jährlich etwa 42.000 stationäre Patienten (davon 8000 Patienten stationär in Wertheim) und rund 56.000 ambulante Fälle (davon etwa 10.500 Fälle ambulant in Wertheim) versorgen. Zudem finden im Krankenhaus Wertheim etwa 3.000 stationäre, sowie 1.400 ambulante Operationen pro Jahr statt.<ref name="RotkreuzklinikWertheim" /><ref>Rotkreuzklinik Wertheim: Das Unternehmen. Online auf www.rotkreuzklinik-wertheim.de. Abgerufen am 26. Mai 2015.</ref>
Weitere Einrichtungen
Im Stadtteil Bestenheid befindet sich das Freibad In den Christwiesen. Es verfügt über ein Nichtschwimmerbecken mit Rutsche, ein Schwimmerbecken mit Sprungblöcken und ein Babyplanschbecken. Ein Wickelraum steht ebenfalls zur Verfügung.
Bildung
In Wertheim befindet sich das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium, die Comenius-Realschule und die Edward-Uihlein-Schule, eine Förderschule. Ferner gibt es die Grund- und Werksrealschule Wertheim, die Hauptschule mit Werkrealschule Urphar-Lindelbach, die Otfried-Preußler-Grundschule und jeweils eine Grundschule in den Stadtteilen Bestenheid, Dertingen, Nassig und Reicholzheim.
Der Main-Tauber-Kreis ist Träger eines schultypenübergreifenden Beruflichen Schulzentrums, das die Kaufmännische, Gewerbliche und Hauswirtschaftliche Schule Wertheim umfasst, unter anderem mit einem Wirtschaftsgymnasium und einem technischen Gymnasium. Gemeinsam sind diese verschiedenen Schularten im Beruflichen Schulzentrum Wertheim (BSZ Wertheim) zusammengefasst.<ref>Berufliches Schulzentrum Wertheim: BSZ - Unsere Schule. Online auf www.bsz-wertheim.de. Abgerufen am 13. Mai 2015.</ref>
Daneben gibt es eine Außenstelle der Schule im Taubertal Lauda-Königshofen (Unterbalbach), die sich zusammen mit dem Schulkindergarten für Geistig- und Sprachbehinderte im Wertheimer Stadtteil Waldenhausen befindet. Die Private Schule für Altenarbeit und Altenpflege der Johanniter-Unfallhilfe e. V. sowie die Außenstelle der Akademie der Polizei Baden-Württemberg runden das schulische Angebot Wertheims ab.
Handel und Gewerbe
Glasindustrie
1939 waren in Wertheim acht Industriebetriebe ansässig, hauptsächlich aus den Bereichen Holzverarbeitung und Maschinenbau; darunter war mit der Eisenwerk AG auch ein Großbetrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in den Jahren 1945 bis 1950 neun weitere größere Betriebe (Metallverarbeitung, Textil- und Bekleidungsindustrie) nach Wertheim, die zusammen etwa 750 Arbeiter beschäftigten.<ref name="Kennzeichen TBB" /> Auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts auf dem Reinhardshof siedelten sich fünf Glasbetriebe aus Thüringen an, hauptsächlich aus Ilmenau, die mit den Verhältnissen in der sowjetischen Besatzungszone unzufrieden waren. Da sie zur Produktion chemisch-technisches Hohlglas benötigten und dies langfristig nicht vom ehemaligen Standort über die innerdeutsche Grenze geschmuggelt werden konnte, wurde eine Glashütte gebaut, wodurch sich weitere Unternehmen des glasverarbeitenden Gewerbes in Wertheim niederließen. Die Glashüttensiedlung mit 26 Bauten entstand von April bis Oktober 1950. 1952 kamen auch die Glasfaserverarbeitung sowie die Forschungsgemeinschaft für technisches Glas hinzu; in jenem Jahr zählte Wertheim 35 glasverarbeitende Betriebe. 1971 waren es noch 30 mit 2.700 Beschäftigten. Für das Jahr 1990 wurden insgesamt 8.900 Arbeitnehmer erfasst, die in der Glasindustrie sowie dem Maschinen- und Werkzeugbau beschäftigt waren.<ref name="Kennzeichen TBB" /> Im Stadtteil Bestenheid siedelte sich kurz nach dem Krieg unter anderem Aräometerhersteller an.<ref name="Aufstieg nach dem Krieg" /> Wertheim ist mit 6.000 Beschäftigten der größte Industriestandort im Main-Tauber-Kreis.
Wertheim Village
Direkt an der Autobahn A3 befindet sich das Factory-Outlet-Center Wertheim Village. Es wurde 2003 eröffnet.<ref>Wertheim Village: Über das Wertheim Village, abgerufen am 20. August 2012</ref> In den folgenden Jahren wurde das Outlet-Center schrittweise erweitert. Jährlich besuchen etwa 2,5 Mio. Menschen das Wertheim Village. Mit über 110 Outlet-Boutiquen auf etwa 27.000 m2 Verkaufsfläche macht es Wertheim zu einem der größten Outlet-Standorte Deutschlands.<ref name="Outlet-Cities_Wertheim_Village">Outlet-Cities.de: Wertheim Village, abgerufen am 20. November 2015.</ref><ref>RP-Online: Das sind Deutschlands größte Outlet-Center, 19. März 2014, abgerufen am 20. November 2015.</ref>
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Das Glasmuseum befindet sich in einem Fachwerkhaus von 1577 (Kallenbach'sches Haus) in der ehemaligen Löwenstein-Rosenberg'schen Hofhaltung und zeigt Produktion und Muster von Gebrauchsglas, Kunstglas sowie Glas in Wissenschaft und Technik. Es ging aus dem 1973 gegründeten „Trägerverein Wertheimer Glasmuseum“ hervor und wurde am 29. Mai 1976 mit einer Ausstellungsfläche von 400 m² eröffnet. Zum Museum gehört seit 1998 auch das Kleine Haus, ein Fachwerkbau von 1588, in dem auf 250 m² eine Studio- und Lampenglassammlung, ein Glasperlenkabinett aus der Sammlung von Thea Elisabeth Haevernick sowie die Ausstellung „Glas für Wissenschaft und Industrie“ befinden.<ref>Website des Glasmuseums</ref>
- Grafschaftsmuseum
Vereine
Fischer- und Schiffergenossenschaft Wertheim e. V.
Die Fischer- und Schiffergenossenschaft Wertheim e. V. ist als Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Fischer- und Schifferzunft eine der ältesten Vereinigungen Wertheims. Ihr genaues Alter ist unbekannt; die Zunft besaß jedoch bereits 1478 ein großes Zunfthaus, das beim Hochwasser 1732 zusammen mit fast dem ganzen Inventar und allen Akten zerstört wurde. Der datierte Grundstein ist jedoch erhalten und kann heute im Grafschaftsmuseum Wertheim besichtigt werden. Der Verein ist Eigentümer seiner alten Fischereirechte, die sich am Main über zwei Bundesländer erstrecken - in Baden-Württemberg von Flusskilometer 168,3 (zwischen Bettingen und Homburg) bis Flusskilometer 148,84 (unterhalb von Grünenwört) und in Bayern von Flusskilometer 168,3 (zwischen Trennfeld und Kreuzwertheim) bis 149,368 (zwischen Hasloch und Faulbach). Außerdem hat der Verein das Fischereirecht von der Mündung der Tauber bis zum Mühlenwehr (ca. 1,5 km).<ref>Uwe Bauer: „Ich fühle mich hüwwe wie drüwwe wohl“. In: Fränkische Nachrichten vom 11. August 2012</ref>
Historischer Verein Wertheim e. V.
Auf die Initiative von Otto Langguth und Pfarrer Georg Kappes geht die Gründung des Historischen Vereins Alt-Wertheim (damaliger Name) am 25. April 1904 in der Gastwirtschaft „Kette“ zurück. Der Verein richtete ein Museum in der ehemaligen Hofhaltung ein und besorgte auch die Einrichtung am heutigen Standort. Außerdem gehört zu den Aufgaben die Restaurierung und Konservierung von kunsthistorisch bedeutenden Grabdenkmälern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert auf dem Bergfriedhof sowie die Erhaltung des historischen Stadtbildes. Jährlich gibt der Verein ein Jahrbuch heraus.<ref>Peter Riffenach: Der Liegestuhl von Anna Seghers. In: Wertheimer Zeitung vom 22. März 2012</ref>
Bauwerke und Stadtanlage
Die Kernstadt oberhalb der Taubermündung besteht bis heute aus mittelalterlichen Gassen und zahlreichen nach oben vorspringenden Fachwerkhäusern und weiteren Kunst- und Baudenkmälern um einen zur Kirche und Burg ansteigenden Marktplatz. Die evangelische Stiftskirche ist die Hauptkirche der Stadt. Sehenswert sind auch der Engelsbrunnen und die spätgotische Kilianskapelle. Das Stadtbild gibt die frühere Umfassung durch die Stadtmauer noch gut wieder. Die 1957 geweihte evangelische Martin-Luther-Kirche im Stadtteil Bestenheid ist mit Glasfenstern des Künstlers Charles Crodel ausgestattet.
Ehemalige Bauwerke
Überdachte Tauberbrücke
Eine Brücke über die Tauber wurde bereits mehrfach aufgebaut und von Überschwemmungen weggerissen; so existierte eine Tauberbrücke beispielsweise von 1408 bis 1514, 1515–1564, 1565–1732, 1733–1746, 1747–1780 und 1780–1784.<ref>Inschrift am Haus Hämmelsgasse 4</ref>
Im Zuge des Baus der Taubertalbahn 1866–1868 fanden in Wertheim große Eingriffe ins Stadtbild des Tauberviertels statt. So wurde beispielsweise das Hospital rückgebaut, um Platz für die Gleise zu schaffen. Der größte Eingriff dürfte der Abbruch der hölzernen überdachten Tauberbrücke 1873 gewesen sein. Schon vor dem Bau der Bahnlinie gab es Beschwerden über das zu niedrige Dach für den schweren Frachtverkehr. So wurde im „Main- und Tauberboten“ vom 21. August 1846 bemängelt: Das alte finstere Brückendach erscheint also als eine Sperre gegen höchst nutzbringenden Verkehr. Das aus schweren Stämmen bestehende, größtenteils noch brauchbare Holz der jetzigen Brücke hat bei gegenwärtigen Holzpreisen einen sehr beträchtlichen Werth, ein fester Pfeiler ist vorhanden, und sind die beiden Tauberufer so hoch und fest, daß eine Kettenbrücke mit geringer Kostenauslage angebracht werden kann. In der Ausgabe vom 21. Juli 1868 wird die Tauberbrücke von einem Leser eine hiesige anerkannte Unschönheit genannt, was ihn zu der Schlussfolgerung führt: Ob für den Bahnverkehr die dermalige Tauberbrücke ausreichen wird, bezweifelt man allgemein und es dürfte sich gar bald das Bedürfnis darthun, sie durch eine breitere, nach dem neueren Geschmack von Eisen construirte ersetzt zu sehen.
Da die Achse der neuen Brücke leicht gedreht werden sollte, wurden für den Bau derselben drei bis vier Häuser abgerissen, darunter das Centhaus. Während des Brückenbaus wurde der Verkehr über eine Notbrücke geführt, die am 13. Mai 1873 fertiggestellt worden war.<ref name="Aus Wertheims Geschichte" />
Centhaus
Vermutlich kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte der Bau des Centhauses stattgefunden haben. Es wird bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 1634 erwähnt und gilt als einziges Bauwerk Wertheims, das vollständig im italienischen Renaissancestil gehalten war. Die Frontseite in Richtung der alten Tauberbrücke war mit einer hohen, gewölbten Tordurchfahrt versehen. Drei große Gesimse und der Volutengiebel, die so auch im Echterstil üblich waren, wurden an diesem Gebäude durch toskanische Rustika-Pilaster ergänzt, was ihm einen festungsähnlichen Charakter verlieh und ihm den Beinamen Brückentor einbrachte.
Das Centhaus war Sitz des Centgerichts und Gewahrsam in einem und konnte nur direkt vor der Stadtmauer errichtet werden, da die Cent Wertheim vor dem eigentlichen Stadtgebiet endete. Der Brückenturm hinter dem Haus markierte den Beginn des Hoheitsgebiets des Stadtgerichts; somit wurden durch das Centhaus beide Bezirke miteinander verbunden, was auch für die Festungsanlagen der Stadt von Vorteil war.
Bereits bei der Planung der Taubertalbahn 1863 kam der Vorschlag auf, das Centhaus zugunsten einer rechts der Tauber geführten Bahnlinie abzureißen, was dieser Planvariante den Namen Centhauslinie eintrug, da dieses Gebäude das einzige war, welches im Weg stand. Dieser Plan wurde jedoch verworfen. Die schon länger existierenden Pläne zum Abbruch wurden auch durch Alternativen hinterfragt. So forderte ein unbekannter Verfasser in der Wertheimer Zeitung vom 29. August 1873: Wir schlagen nämlich der Gemeindeverwaltung vor, das ganze Brückenthor (Centhaus) als Leichenhaus in die Mitte der oberen Einfassungsmauer unseres schön gelegenen Friedhofs zu stellen! Wer sich das Brückenthor seiner ganzen Eintheilung nach genau betrachtet, wird die Geeignetheit kaum in Zweifel ziehen können. Wohnung des Todtengräbers und Totengewölbe wären damit gewonnen und sehr leicht könnte demselben ein kapellenartiges Aussehen gegeben werden. Wenn über kurz oder lang einmal der Leichenwagen eingeführt werden sollte, so könnte die Thorhalle (selbstverständlich müßte dann der Aufbau des Ganzen am heutigen Eingang geschehen) als Remise für diesen benutzt werden.
Das Haus wurde jedoch im November 1873 aus Verkehrsgründen abgebrochen, nachdem es am 1. und am 7. Oktober dieses Jahres zur Versteigerung auf Abbruch ausgeschrieben worden war. Nur einzelne Teile des Gebäudes fanden 1875 beim Bau des Anwesens Mühlenstraße 55 eine erneute Verwendung; die Voluten dienen als Stütze eines Treppenwegs neben diesem Gebäude.<ref name="Aus Wertheims Geschichte" />
Synagogen
In Wertheim wurde fünfmal eine Synagoge errichtet und wieder zerstört. Bereits in einer Urkunde vom 24. Dezember 1381 gewährte Graf Johann I. von Wertheim den Juden Steuerfreiheit für einen Hof in der heutigen Kapellengasse samt Hofstatt, welche die "alte Judenschul ist gewest". Sowohl die alte als auch die neue Judenschule befanden sich an derselben Stelle. Vermutlich wurde die erste Synagoge 1349 zerstört und an derselben Stelle später eine neue, zweite Synagoge aufgebaut, die jedoch 1447 von der christlichen Bevölkerung zerstört wurde. An ihrer Stelle wurde bis 1452 die Marienkapelle erbaut; über ihrem Eingang steht folgende hebräische Inschrift: "Anno Domoni 1447 ist hie zerbrochen und verstort eine Judenschule und angehoben diese Kapelle". Im Brückenviertel war dann ab 1449 die dritte Synagoge zu verorten. Sie lag innerhalb der Stadtmauern und wurde 1592/93 erneut gebaut. Der fünfte Synagogenbau stammt von 1798/99 und befand sich an derselben Stelle wie ihre zwei Vorgängerbauten. Er befand sich seit September 1938 im Besitz der Stadt, da Sigmund Cahn, der letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Wertheim, im Spätsommer 1938 der Stadt die Synagoge zum Kauf angeboten hatte, die für 3.000 Reichsmark in deren Eigentum überging. Dadurch blieb die Synagoge während der Novemberpogrome weitestgehend von Zerstörungen verschont, obwohl Brandstifter schon dabei waren, die Synagoge anzuzünden. Ein städtischer Protokollant eröffnete jedoch, dass es sich bereits um städtisches Eigentum handele, daher wurde das Gebäude nicht beschädigt, die Inneneinrichtung hingegen schon. Die Thora-Rollen sowie einige Kultgefäße wurden ins Rathaus gebracht. Willy Exner, der Maler eines berühmten Hitlerbildes, wollte die insgesamt 468 Pergamente ablaugen und als Malgrund verwenden, was jedoch durch den Stadtarchivar Otto Langguth vereitelt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 ging die Synagoge in den Besitz der jüdischen Vermögensverwaltung (JRSO) über. Diese wiederum verkaufte das Gebäude 1949 an die Stadt Wertheim, woraufhin dort Lagerräume und eine Unterkunft für die Stadtschreinerei eingerichtet wurden. Ende Februar 1961 wurde das Gebäude beim Ausbau der rechten Tauberstraße abgerissen. Nicht weit von der Synagoge befand sich auch eine Mikwe, ein rituelles Bad, dessen oberirdischer Gebäudeteil (Badehaus) abgebrochen wurde. Die eigentliche Mikwe (die Treppe inklusive Tauchbecken) ist unter dem Neuplatz-Pflaster erhalten.<ref>Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge, abgerufen am 6. September 2012</ref><ref name="Aus Wertheims Geschichte" />
An der Innenseite der hinteren Stadtmauer in der Gerbergasse 16 befindet sich der Türsturz der ehemaligen Synagoge aus dem Jahr 1799 sowie eine Gedenktafel.<ref>Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde bei alemannia-judaica.de</ref> Der Türsturz trägt folgende Inschrift: Moralische Belehrung an die Menschen der jetzigen Generation, die den Bau des Tempels erlebt in Verbundenheit mit den Vorvätern; 2. Zeile: In diesem uns Gutes verkündenden Jahr den Erbauern des Tempels, der in unseren Tagen geschwind aufgebaut wird.
Burg Wertheim
Die Burg Wertheim, hoch über der Altstadt Tauber und Main beherrschend gelegen, ist das Wahrzeichen der Stadt. Hinter einem Halsgraben nach Osten von einer hohen Mantelmauer gesichert steht von der Oberburg noch der Bergfried. Vom Palas neben einem Treppenturm und dem alten Wohnbau ist nur noch eine dreiteilige Fenstergruppe aus der Stauferzeit erhalten. Darunter steht die Ruine der Vorburg, die zur Wohnburg ausgebaut wurde. Der Archivbau über dem Torhaus stammt noch aus der Barockzeit. Bis ins 17. Jahrhundert wurde der Grafensitz immer weiter ausgebaut. Durch eine Pulverexplosion wurden 1619 Teile der Burg und im Dreißigjährigen Krieg 1634 weitere Teile zerstört, die nicht wieder aufgerichtet wurden.
Evangelische Stiftskirche
1384 legte Graf Johann I. von Wertheim den Grundstein für die spätgotische dreischiffige Stiftskirche; vermutlich steht sie auf den Fundamenten zweier romanischer Vorgängerbauten. Am 4. Juli 1481 folgte die Erhebung der Pfarrkirche zur Stiftskirche. Mit dem Bau des Chores wurde 1388 begonnen; hier ist die Grablege des Wertheimer Grafengeschlechts. Direkt hinter dem Altar befindet sich die "Bettlade" von 1618, ein Baldachingrab für Graf Ludwig III. von Löwenstein und seine Frau, Gräfin Anna von Stolberg. Das von dem aus Forchtenberg stammenden Michael Kern geschaffene Grab ist jedoch leer. Die Stiftskirche verfügt über eine Portalvorhalle an der Nordseite, über deren Eingang die "Wertheimer Madonna" (vermutlich um 1320) steht, eine Sonnenuhr am südlichen Seitenschiff, einen ca. 51 m hohen Kirchturm sowie einen Bibliotheksanbau aus dem Jahr 1448. Der damalige Grundstock von 63 Büchern des Gelehrten Konrad Wellin wuchs im Laufe der Jahre auf 900 mittelalterliche Handschriften und frühe Drucke, worunter sich auch eine der drei noch existierenden sogenannten "Wertheimer Bibeln" befindet. Als Besonderheit weist die Stiftskirche einen leicht asymmetrischen Grundriss auf, der zum einen dem damaligen Straßenverlauf und zum anderen evtl. Planungsfehlern geschuldet ist. Während des Bildersturms wurden alle zehn Altäre zerstört oder entfernt; einer dieser Altäre steht im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe. Die Empore wurde 1680 samt einer Bibliothek gebaut; hierfür wurde das Maßwerk der Fenster entfernt, um den geringeren Lichteinfall etwas ausgleichen zu können. Die letzte Renovierung der Stiftskirche fand von 2005 bis 2007 statt.<ref>Evangelische Stiftskirche, abgerufen am 26. August 2012</ref><ref>Judith Knöbel-Methner: Stein gewordene Geschichte – Die Stiftskirche in Wertheim, abgerufen am 26. August 2012</ref><ref>Robert Weisensee: „Bettlade“ ist einzigartiges Kunstwerk. In: Fränkische Nachrichten vom 5. Mai 2012</ref>
St. Venantius
Die katholische Kirche St. Venantius wurde am 27. Oktober 1841 vollendet und am 12. Juli 1842 geweiht. Bereits 1838 lagen die ersten genehmigten Planungen vor. Der Namenspatron der Kirche war der Ehrenbürger der Stadt, Pater Venantius Arnold, auf dessen und seines Pfarrverwalters Philipp Gärtner Betreiben hin der Bau noch zu seinen Lebzeiten geplant und mit bereits 20.000 Gulden finanziert wurde - teilweise aus Spenden von Katholiken im Großherzogtum Baden (fast 6.000 Gulden), teilweise durch staatliche Unterstützung. Hierdurch war es möglich, den Architekten August Moosbrugger zu verpflichten, der für die Ausführung des Baus einen erhöhten Standort links der Tauber wählte, im heutigen Luisenviertel. Vor dem Bau der Kirche befanden sich an dieser Stelle Gartengrundstücke. Die feierliche Grundsteinlegung durch Dekan Binz aus Tauberbischofsheim erfolgte am 2. Juli 1840. Der erhöhte Standort der Kirche sorgt für einen erhabenen Eindruck, der durch die vorgelagerte Treppe verstärkt wird. Der Bau vereint eine Vielzahl von Stilelementen und ist teilweise sehr raffiniert. So besteht der 1981 sanierte Turmhelm aus 63 fugenlos ineinandergestellten Segmenten, die nur durch das Gewicht des Schlusssteins und des Kreuzes (fast vier Tonnen) zusammenhalten. Der Hochaltar der Kirche, der vom Münchner Bildhauer Anselm Sickinger geschaffen wurde, wurde an Allerheiligen 1869 geweiht und ersetzte den vorläufigen Tabernakel.<ref name="Aus Wertheims Geschichte" /><ref>Michael Geringhoff: Wo ist nur Maria geblieben?. In: Wertheimer Zeitung vom 8. Februar 2012</ref><ref>Michael Geringhoff: Wieder Sorgen um den Turmhelm. In: Wertheimer Zeitung vom 10./11. März 2012</ref>
Hofgarten
Das Schlösschen im Hofgarten am Ortseingang in Wertheim-Eichel birgt heute drei private Kunstsammlungen. Diese sind Gemälde und Aquarelle der Berliner Sezession, Maler des 19. Jahrhunderts aus dem Rhein-Neckar-Raum und eine Porzellansammlung.
Das Rokokoschlösschen wurde 1777 für Graf Friedrich Ludwig von Dietrich Gottlieb Betschler errichtet und steht heute am Eichelhofgarten, einem kleinen Park unter anderem mit der Grabkapelle der Löwensteins.<ref>Museum „Stiftung Schlösschen im Hofgarten"</ref> 1817 ließ Fürst Georg zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg einen Weg von der Burg zum Englischen Garten bauen. Der Bau bot den Bürgern die willkommene Möglichkeit eines Zusatzverdienstes, da zu jener Zeit eine schwere Hungersnot herrschte.<ref>Frühe Wege aus der Armut. In: Wertheimer Zeitung vom 20. April 2012</ref> Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde das Schlösschen als Lazarett genutzt, ab 1873 war es vermietet, unter anderem – für eine Jahresmiete von 400 Gulden – an den Schriftsteller und Journalisten Otto von Corvin.<ref>Albert Siegfried: Zeitweise eine Wohngemeinschaft. In: Wertheimer Zeitung vom 15. September 2009</ref> Das Eichelhofschlösschen mit Park wurde von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg zum Denkmal des Monats August/September 2006 ernannt.
2011 fand im Schlösschen die Ausstellung Otto Modersohn und Max Liebermann statt, die unter anderem an die wiederholten Aufenthalte Modersohns und seiner dritten Ehefrau Louise Modersohn-Breling in Wertheim und die dabei entstandenen Gemälde erinnerte.<ref>Die Freiheit malerischer Gefühle in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 31. Juli 2011, Seite R3</ref> 2012 folgte die Ausstellung Käthe Kollwitz und ihre Kolleginnen in der Berliner Secession mit Werken von Käthe Kollwitz, Dora Hitz, Clara Siewert, Julie Wolfthorn und weiteren Künstlerinnen.<ref>Ulrike Wolff-Thomsen, Jörg Paczkowski (Hg): Käthe Kollwitz und ihre Kolleginnen in der Berliner Secession (1898–1913) . Boyens Buchverlag, Heide 2012, ISBN 978-3-8042-1374-6, S. 6.</ref>
Die Hofgartenkapelle wurde von Prinzessin Friederike zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg als Grablege für ihren 1915 im Ersten Weltkrieg gefallenen Mann Prinz Wilhelm gestiftet und 1917 fertiggestellt. Außer Prinz Wilhelm fanden hier auch dessen Frau und ihre gemeinsame Tochter Dorothea sowie Ernst Fürst zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg und dessen Frau Wanda ihre letzte Ruhe.<ref>Peter Riffenach: Grablege gewinnt ihre Würde zurück. In: Wertheimer Zeitung vom 20. Mai 2011</ref>
- Plan Burg Wertheim und englischer Landschaftsgarten.jpg
Plan des Wegs von der Burg zum Schlösschen im Englischen Garten (1817)
- Wertheim Hofschloesschen.jpg
Das Schlösschen im Hofgarten
- Wertheim Hofschloesschen Detail.jpg
Türsturz über dem Eingang zum Schlösschen
- Wertheim Hofgartenkapelle.jpg
Die Hofgartenkapelle
Packhof-Kran
Der Packhof-Kran wurde 1896 nach einem Entwurf der Maschinenfabrik Gebrüder Unger aus Wertheim gebaut. Er hatte eine Tragfähigkeit von 5 Tonnen und eine Ausladung von 6 Metern und diente zum Be- und Entladen der Mainschiffe. Seinen Namen erhielt der Kran nach dem in der Nähe befindlichen landwirtschaftlichen Lagerhaus, das 1974 abgerissen wurde. Dieses Gebäude war 1798 als „Löwensteiner Hof“ errichtet und später zum „Packhof“ vor dem Vaitstor umgebaut worden, bevor es zum Lagerhaus wurde.<ref>Infotafel am Packhof-Kran</ref>
Kloster Bronnbach
In der Ortschaft Bronnbach liegt die 1151 gegründete ehemalige Zisterzienserabtei Kloster Bronnbach, die sich heute im Besitz des Main-Tauber-Kreises befindet. Neben verschiedenen anderen Institutionen beherbergt sie seit 2000 auch eine Ordensniederlassung der Kongregation der Missionare von der Heiligen Familie.
Jakobskirche Urphar
Die Jakobskirche in Urphar ist eine mittelalterliche Wehrkirche mit Fresken des Meisters von Urphar. Über ihrem Altar hängt ein Kreuz mit einem "lächelnden Christus".<ref> "Vom lächelnden Jesus zum Dorf für Schnäppchenjäger", Südwestpresse-Online, 8. August 2013, Abruf 7. Oktober 2013</ref>
Überregionale Veranstaltungen
Am 13. und 14. Mai 2006 fanden in Wertheim die Heimattage Baden-Württemberg statt.
Sonstiges
Wein-Tauber-Wanderweg
Der Wein-Tauber-Wanderweg ist ein etwa 20 Kilometer langer Wanderweg rund um die Stadt. Er verbindet das ehemalige Zisterzienserkloster Bronnbach, den Weinort Reicholzheim, das Dorf Waldenhausen und die Stadt Wertheim und führt zu wein- und kulturhistorischen Punkten, die durch Infotafeln vor Ort erläutert werden. Der Wanderweg gegliedert sich in zwei Rundtouren, die einzeln oder als große Schleife erwandert werden können. Einzelne Streckenabschnitte führen über Abschnitte des Europäischen Fernwanderwegs und des Main-Donau-Wanderwegs.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Laut Satzung der Stadt soll die Zahl der Ehrenbürger nicht mehr als vier lebende Personen betragen.<ref>Merkblatt der Stadt Wertheim zu Ehrungen (PDF, 65 KB)</ref> Folgenden Personen wurde das Ehrenbürgerrecht verliehen:
- 1829: Venantius Arnold, Erbauer der katholischen Kirche St. Venantiuis
- 1933: Paul von Hindenburg, Reichspräsident, und Adolf Hitler, Reichskanzler (Verleihung wurde für beide durch Gemeinderatsbeschluß vom 7. Dezember 1945 für nichtig erklärt)<ref name="Schreiben des Stadtarchivs Wertheim zur Ehrenbürgerschaft Hitlers und von Hindenburgs"/>
- 1946: Hans Bardon, Bürgermeister a. D.
- 1960: Karl Bär, Stadtpfarrer i. R.
- 1961: Carl Roth, Bürgermeister a. D.
- 1963: Alfred Zippe, Unternehmer
- 1966: Walter Schüßler, Pastor i. R.
- 1973: Kurt Lutz, Architekt
- 1975: Karl Leiß, Werkmeister a. D.
- 1975: Dr. Hans Löber, Unternehmer
- 1978: Rudolf Brand, Unternehmer
- 1981: Karl Josef Scheuermann, Oberbürgermeister a. D.
- 2003: Stefan Gläser, Oberbürgermeister a. D.
- 2004: Gerhard Schwend, Unternehmer
- 2010: Helmut Schöler, Unternehmer
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Dietrich von Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1585–1644), Graf von Löwenstein
- Johannes Tilemann (ca. 1605–1682), Medizinprofessor; Leibarzt des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn
- Philipp Friedrich Buchner (1614–1669), Komponist
- Johann Philipp Förtsch (1652–1732), Komponist, Staatsmann und Arzt
- Michael Förtsch (1654–1724), lutherischer Theologe
- Johann Ernst von Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1667–1731), Bischof von Tournai
- Dominik Marquard zu Löwenstein-Wertheim-Rochefort (1690–1738), zweiter Fürst von Löwenstein
- Henri-Joseph Rigel (1741–1799), Komponist
- Johann Christoph Friedrich Schulz (1774–1806), evangelischer Theologe
- Georg zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1775–1855), Standesherr, Fürst von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg
- Johann Albrecht Friedrich von Eichhorn (1779–1856), preußischer Kultusminister
- Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1786–1844), bayerischer General
- Christoph Schmezer (1800–1882), Pfarrer
- Amalie Baader (1806–1877), Schriftstellerin und Vereinsgründerin
- Andreas Fries (1811–1890), Wertheimer Chronist
- Heinrich von Feder (1822–1877), liberaler Politiker, Mitglied der II. badischen Kammer
- Hieronymus Mueller (1832–1900), Erfinder und Unternehmer; emigrierte in die USA
- Wilhelm Blos (1849–1927), württembergischer Staatspräsident
- Ludwig Zorn (1865–1921), Maler
- Hermann Götz (1888–1971), Unternehmer und Landrat des Landkreises Tauberbischofsheim<ref>Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 282.</ref>
- Matthäus Klein (1911–1988), Philosoph und Ethiker, geboren in Bettingen
- Gerd Herrmann (1913–2003), Jurist, Lyriker, Übersetzer und Autor
- Shimon Schwarzschild (* 1925), Ökoaktivist
- Ulrich Brecht (1927–2003), Regisseur und Theaterintendant
- Horst Indlekofer (* 1941), Hochschullehrer
- Karl-Heinz Indlekofer (* 1943), Mathematiker
- Gerd Langguth (1946–2013), Politikwissenschaftler
- Bernd Schorb (* 1947), Professor für Medienpädagogik und Weiterbildung
- Klaus Zimmermann (* 1947), Sprachwissenschaftler und Iberoamerikanist
- Margarete Bause (* 1959), Landespolitikerin (B90/Grüne) in Bayern
- Theodor Weimer (* 1959), Vorstandssprecher der UniCredit Bank AG (HypoVereinsbank)
- Ralf Zacherl (* 1971), Meister- und Fernsehkoch
- Thomas Reis (* 1973), ehemaliger Profifußballer, Vfl Bochum, Eintracht Frankfurt
- Normann Stadler (* 1973), Triathlet, Sieger des Ironman Hawaii 2004, 2006
- Luisa Kattinger (* 1995), Radsportlerin
- Philipp Ochs (* 1997), Fußballspieler
Literatur
- Thomas Ellwein, Ralf Zoll: Die Wertheim-Studie, Verlag Leske und Budrich, Opladen 2003, ISBN 3-8100-3515-7.
- Erich Keyser (Hrsg.): Badisches Städtebuch; Band IV 2. Teilband aus „Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte – Im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft der historischen Kommissionen und mit Unterstützung des Deutschen Städtetages, des Deutschen Städtebundes und des Deutschen Gemeindetages“, Stuttgart, 1959
- Erich Langguth: Aus Wertheims Geschichte. Verlag des Historischen Vereins Wertheim e. V., Wertheim 2004
- Jörg Paczkowski u. a.: Wertheim – Stadt an Main und Tauber. Kunstschätzeverlag, Gerchsheim 2007, ISBN 3-934223-27-3.
- Schneider, Manfred: Wertheims schöne Winkel, Kreuzwertheim 1997, ISBN 3-00-001 568-X
- Kurt Zimmermann: Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im Alten Wertheim, Würzburg, 1975
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
- Internetpräsenz der Stadt Wertheim
- Bilder aus Wertheim auf Wertheimer-Portal
- Wertheim auf badischewanderungen.de
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